Zu jung? Zu alt? Egal! - Peter Lau - E-Book

Zu jung? Zu alt? Egal! E-Book

Peter Lau

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Beschreibung

Altersdiskriminierung ist weit verbreitet, meist unsichtbar und trifft alle Generationen. Die Folgen sind dramatisch: von Fachkräftemangel und Konflikten um die Work-Life-Balance bis zu ausgebremsten Talenten und frustrierten Mitarbeitenden. Inzwischen dringt zumindest die systematische Benachteiligung älterer Menschen ins öffentliche Bewusstsein, aber tatsächlich begleiten altersbedingte Vorurteile das gesamte Arbeitsleben. Dieses Buch liefert einen Überblick über die Wurzeln des Problems, die sich daraus ergebenden aktuellen Konflikte, existierende Lösungen und neue, zukunftsweisende Ansätze. Es gibt damit Impulse für eine längst überfällige Debatte. Der Grundgedanke: Unser Altersbegriff ignoriert gesellschaftliche, technologische, medizinische und ökonomische Entwicklungen unserer Zeit. Aktualisieren wir ihn, schaffen wir die Basis für eine Entwicklung, die allen nützt, denn heute erlebt jeder Mensch über das ganze Leben Altersdiskriminierung. Doch es gibt eine Alternative: altersfreies Arbeiten.

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Seitenzahl: 98

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Peter Lau • Clara Vuillemin

Zu jung? Zu alt? Egal!

Für eine Arbeitswelt ohne Altersgrenzen

 

 

 

Über dieses Buch

Altersdiskriminierung ist weit verbreitet, meist unsichtbar und trifft alle Generationen. Die Folgen sind dramatisch: von Fachkräftemangel und Konflikten um die Work-Life-Balance bis zu ausgebremsten Talenten und frustrierten Mitarbeitenden. Inzwischen dringt zumindest die systematische Benachteiligung älterer Menschen ins öffentliche Bewusstsein, aber tatsächlich begleiten altersbedingte Vorurteile das gesamte Arbeitsleben.

Dieses Buch liefert einen Überblick über die Wurzeln des Problems, die sich daraus ergebenden aktuellen Konflikte, existierende Lösungen und neue, zukunftsweisende Ansätze. Es gibt damit Impulse für eine längst überfällige Debatte.

Der Grundgedanke: Unser Altersbegriff ignoriert gesellschaftliche, technologische, medizinische und ökonomische Entwicklungen unserer Zeit. Aktualisieren wir ihn, schaffen wir die Basis für eine Entwicklung, die allen nützt, denn heute erlebt jeder Mensch über das ganze Leben Altersdiskriminierung. Doch es gibt eine Alternative: altersfreies Arbeiten.

Vita

Clara Vuillemin ist freie Autorin. Sie ist Co-Gründerin des digitalen Magazins «Republik», wo sie sich zwischen 2016 und 2022 um Technik, Produkt, Geschäft, Kampagnen und Strategie kümmerte und unter anderem Präsidentin des Vorstandes war. Davor hat sie in Lausanne und Moskau Maschinenbau und Elektrotechnik studiert. Sie lebt in Berlin.

 

Peter Lau ist Redakteur und Autor für das Monatsmagazin «brand eins», seine Editionen, Sonderhefte und das Corporate Publishing. Zu seinen Themen gehören gesellschaftliche, wissenschaftliche und kulturelle Entwicklungen, neue Medien und Arten der Kommunikation, Menschen, Essen, die Zukunft sowie emotionales Wissens. Er lebt in Hamburg.

Impressum

Veröffentlicht im Rowohlt Verlag, Hamburg, Februar 2025

Copyright © 2025 by brand eins Verlag Verwaltungs GmbH, Hamburg

Lektorat Gabriele Fischer, Holger Volland

Faktencheck Victoria Strathon

Projektmanagement Hendrik Hellige

Die Nutzung unserer Werke für Text- und Data-Mining im Sinne von § 44b UrhG behalten wir uns explizit vor.

Covergestaltung Mike Meiré / Meiré und Meiré

ISBN 978-3-644-02209-6

 

Schrift Droid Serif Copyright © 2007 by Google Corporation

Schrift Open Sans Copyright © by Steve Matteson, Ascender Corp

 

Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt, jede Verwertung bedarf der Genehmigung des Verlages.

 

Die Nutzung unserer Werke für Text- und Data-Mining im Sinne von § 44b UrhG behalten wir uns explizit vor.

Hinweise des Verlags

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Alle angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Printausgabe.

 

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Dieses E-Book entspricht den Vorgaben des W3C-Standards EPUB Accessibility 1.1 und den darin enthaltenen Regeln von WCAG, Level AA (hohes Niveau an Barrierefreiheit). Die Publikation ist durch Features wie Table of Contents (Inhaltsverzeichnis), Landmarks (Navigationspunkte) und semantische Content-Struktur zugänglich aufgebaut. Sind im E-Book Abbildungen enthalten, sind diese über Bildbeschreibungen zugänglich.

 

 

www.rowohlt.de

Dieses Buch ist für Menschen in einem schwierigen Alter. Also für alle.

Das Problem

1.

Vielleicht ist es so: Du bist lange zu jung, um ernst genommen zu werden, noch viel länger zu alt, um ernst genommen zu werden, und in der kurzen Phase dazwischen zu beschäftigt, um dich darüber zu freuen, dass du endlich mal ernst genommen wirst. Wobei hinzukommt, dass du darüber mit niemandem sprechen kannst, denn die einen sind zu jung, um es zu verstehen, die anderen sind dafür zu alt, und die dazwischen haben keine Zeit. An dieser Stelle drängt sich allerdings eine Frage auf: Hast du ein Problem oder bist du ein Problem?

2. Die Nachteile des Energiesparens

Das Gehirn ist eine faule Sau. In populären Texten heißt es gerne euphemistisch, das Hirn würde «Energie sparen» oder «Abkürzungen benutzen», aber das sind nur Umschreibungen, mit denen sich faule Gehirne ihre Existenz schönreden. Fakt ist: Einen großen Teil der Zeit arbeitet unser Gehirn auf möglichst niedrigem Niveau. Und produziert dabei laufend Fehler, die von der Wissenschaft kognitive Verzerrungen genannt werden. Also zum Beispiel:

Willkürliche Schlussfolgerungen: voreilige Annahmen, ohne andere Erklärungen zu prüfen.

Übergeneralisierungen: Allgemeinplätze, die auf einer einzigen Erfahrung basieren.

Selektive Wahrnehmung: Tunnelblick.

Attributionsfehler: das Verhalten anderer Menschen nicht auf die aktuelle Situation zurückzuführen, sondern auf ihren Charakter.

Letzteres wird nicht immer zu den kognitiven Verzerrungen gezählt, aber am Ende führt alles zu ähnlichen Resultaten: Stereotypen, Klischees, Vorurteilen. Und damit zu einem vielgestaltigen Problem: Diskriminierung. Menschen werden beispielsweise aufgrund von Geschlecht, Herkunft, sexueller Orientierung, Religion oder Klasse Eigenschaften unterstellt, die als Grund oder Vorwand dienen, sie besser oder schlechter zu behandeln. Sexismus, Rassismus, Lookismus, Klassismus et cetera, die Liste ist lang.

Langsam werden zwar einige systematische Benachteiligungen demontiert, mit Vernunft, Aufklärung und Gesetzen. Doch bei manchen Problemen stehen wir noch ganz am Anfang.

3. Immer falsch

Ageismus. Abgeleitet vom englischen Ageism. Es gibt bisher nicht einmal einen deutschen Namen für diese Art der Diskriminierung. Erscheint sie dafür nicht interessant genug? Was absurd wäre, denn im Gegensatz zu den anderen Ismen trifft Altersdiskriminierung jeden von uns. Über das gesamte Leben. Ja, auch euch, liebe Lesende. Allein in der Arbeitswelt:

Bist du 15? Dann weißt du, was du gerne lernen würdest, wie es am besten ginge und was du dafür brauchst – aber deine Eltern und Lehrer wissen es besser. Merke: Du bist noch ein Kind!

Bist du 25? Dann hast du eine Ausbildung oder ein Studium beendet und würdest gerne loslegen – aber du brauchst erst mal mehr Praxis. Merke: Lehrjahre sind keine Herrenjahre!

Bist du 35 und ein Mann? Dann ist Karriere und Familienplanung angesagt. Gleichzeitig, versteht sich. Also merke: Work-Life-Balance kannst du vergessen!

Bist du 35 und eine Frau? Dann heißt es, sich zu entscheiden: Karriere? Oder Kinder, bevor es zu spät ist? Merke: Du kannst nicht alles haben!

Bist du 45 und eine Frau? Dann giltst du als schwierig und unzuverlässig, so kurz vor der Menopause … Oder mittendrin. Merke: «Du siehst echt gut aus – für dein Alter!»

Bist du 45 und ein Mann? Es wird härter, denn wer es jetzt nicht nach oben schafft, schafft es nie. Merke: Bald bist du alt!

Bist du 55? Klug, kompetent, erfahren und auf dem Höhepunkt deiner Kraft? Das sieht außer dir leider niemand so. Merke: «Kriegen Sie das noch hin?»

Bist du 65? Dann wirst du in den Ruhestand geschickt, selbst wenn du gerne weiterarbeiten möchtest. Die meisten Unternehmen werden dich nicht beschäftigen, weil: zu alt. Merke: Keine Arbeit war bis gestern ein Makel, ab heute ist es dein Ziel.

Bist du 75? Fit? Schlau? Gut informiert? Mental im Allzeithoch? Ja, okay, so kannst du vielleicht US-Präsident werden. Aber doch nicht arbeiten. Merke: Du! Bist! Alt!

Es gibt in dieser Liste exakt einen Punkt, der nicht auf Eigenschaften beruht, die sich von Mensch zu Mensch erheblich unterscheiden können: Kinder kriegen. Da existiert tatsächlich eine allgemeine biologische Grenze. Alles andere beruht auf Vorstellungen, die wir nur deswegen für normal halten, weil sie weitverbreitet sind und wir uns daran gewöhnt haben.

4. Schlagseite

Die meisten Menschen verbinden Ageismus mit der Diskriminierung Älterer. Jüngere werden zwar ebenfalls für ihr Alter diskriminiert, doch den Begriff Youngism kennen nur wenige, die Forschung dazu ist dünn und die Wahrnehmung in den Medien minimal. Hinzu kommt, dass sich die Bedenken bei Jüngeren meist auf eine Handvoll Glaubenssätze beschränken:

Sie können nichts – weil sie zu wenig Erfahrung haben.

Sie brauchen nicht so viel Geld – weil sie keine hohen Ansprüche haben.

Sie haben Zeit, wenn sonst keiner Zeit hat – weil sie keine Familie haben.

Und sowieso: «Die Jugend achtet das Alter nicht mehr, zeigt bewusst ein ungepflegtes Aussehen, sinnt auf Umsturz, zeigt keine Lernbereitschaft und ist ablehnend gegen übernommene Werte.» (Sumerische Tontafel, etwa 3000 v. Chr.).

Eine der Wurzeln dieser nicht begründbaren und deshalb auch nicht widerlegbaren Sätze ist eine extrem verbreitete Altersdiskriminierung, die alle völlig normal finden: Adultismus, Altersdiskriminierung von Kindern und Jugendlichen. Sie kommt in diesem Buch nicht vor, weil sie für das Arbeitsleben nicht relevant ist, denn Kinder dürfen nicht arbeiten, selbst wenn sie es gerne würden. Auch das ist eine Folge des Adultismus, der simpel funktioniert: Kinder müssen nicht ernst genommen werden – sind doch nur Kinder. Was unter anderem bedeutet: Wenn das Kind arbeiten will, weiß es nicht, wovon es redet.

Adultismus endet nicht einfach mit 18. Er verschwindet langsam, wie Radioaktivität – in den Zwanzigern hängen jeder und jedem immer noch Spuren an, was einen erheblichen Teil der Diskriminierung Jüngerer erklärt.

Dieses Buch hat eine leichte Schlagseite – es neigt zur älteren Generation. Wir werden immer wieder auf die anderen Altersgruppen eingehen, aber selbst wo wir das nicht tun, sollte nicht vergessen werden: Das Problem ist transgenerational – die Situation jeder Altersgruppe ist mit der Situation aller anderen Altersgruppen verbunden.

Das gilt ganz besonders für das mittlere Alter zwischen 30 und 50, das auf den ersten Blick am wenigsten von Altersvorurteilen betroffen scheint. Die Mittelalten stehen jedoch vor einer absurden Ballung nicht nur beruflicher Aufgaben, Erwartungen und Verantwortungen, die sie enorm belastet und die vor allem deshalb existiert, weil den anderen Altersgruppen so wenig zugetraut wird.

5. Moderne Zeiten

Wie so viele aktuelle Probleme stammt auch unsere Vorstellung von Altersstufen aus einer Zeit, in der die Welt anders war. Bis ins 20. Jahrhundert war das Leben für alle Menschen härter als heute, die medizinische Versorgung sehr viel schlechter und das Wissen um ein gesünderes Leben gering, falls es im Schatten von Gottesglauben und Fatalismus überhaupt ein Thema war. Das führte nicht nur zu einer niedrigeren Lebenserwartung, sondern auch zu einem erheblichen Verschleiß. Anfang des 19. Jahrhunderts lebte der Durchschnittsmensch in Europa rund 35 Jahre. Wer in dieser Zeit 60 Jahre oder mehr schaffte, war nicht im Topzustand – genau wie in den Jahrhunderten davor.

Das änderte sich auch nicht mit der Industrialisierung, im Gegenteil: Die neue Arbeit an den Maschinen war härter, zehrender und im Wortsinn unmenschlicher als alles zuvor – Charlie Chaplin hat das in dem fast 100 Jahre alten Film «Moderne Zeiten», in dem er mit großen Schraubenschlüsseln gegen riesige Maschinen kämpft, sehr gut auf den Punkt gebracht. Zudem erwiesen sich die neuen Großstädte recht bald als üble Seuchenherde. Die Einführung einer Rente für alle Arbeitenden und Angestellten mit einem geringen Jahreseinkommen ab 70 – ein Alter, das gerade noch erreichbar schien – war 1898 ein echter Fortschritt.

Im 20. Jahrhundert waren die Arbeitsbedingungen besser und das medizinische Wissen größer, dafür waren die Menschen von industrialisierten Kriegen traumatisiert. Wer noch vor 50 Jahren Deutschlands Alte persönlich erlebt hat, erinnert ein dem Grauen entwachsenes Grau, müde und wütend zugleich. Dieses Elend überschattet bis heute unser Bild der älteren Generation.

6. Hier kommt die Flut

Auch die Jüngeren waren früher anders als heute. Lange basierte jede Erwerbstätigkeit auf Erfahrung aus der Praxis – wer jünger war, wusste wirklich weniger. Das änderte selbst das Bildungssystem nur minimal, denn das dort vermittelte Wissen ist bis heute gut abgehangen: Junge lernen, was Alte kennen. Zerstört wurde der Vorsprung erst mit der Demokratisierung des Wissens im Internet und dem aktuell hohen Innovationstempo, das für eine andauernde Flut an neuem Wissen sorgt. In Zukunft wird es zwischen den Altersgruppen keine großen Wissenshierarchien mehr geben – alle wissen gleich wenig.

Außer sie tun sich zusammen. So wie wir, die dieses Buch geschrieben haben: Clara, 33, und Peter, 64. Unser Altersunterschied hat uns erst auf das Thema gebracht, und nur weil wir zum Teil ganz unterschiedliche Fragen, Ansätze und Probleme relevant fanden, sind wir auf ein Gesamtbild gekommen, das wir alleine nicht gefunden hätten. Wobei die erste große Erkenntnis eine ungeahnte Gleichheit war: Jüngere und Ältere haben oft sehr ähnliche Probleme, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen.

7. Nur?