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Herrlich phantasievolle, prickelnde und tabulose Ausnahme-Erotik in ungewöhnlichen Geschichten mit Handlung und Entwicklung, verbunden mit echtem tiefem Gefühl und vorwiegend aus der beliebten Ich-Perspektive! Ein überraschendes literarisches Rezept zum Genuss außer Konkurrenz! Frauen wie Männer werden diese Geschichten lieben, vielleicht manchmal aus unterschiedlichen Gründen … Genussvolle Höhepunkte, hoher Suchtfaktor und herrlich süße Träume sind garantiert!
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Seitenzahl: 337
Veröffentlichungsjahr: 2015
Felix Rudolf Durm
Zuckersüß, verliebt und rattig 2 Felix Rudolf Durm Lichtschwert-Verlag e. K. Schmiedgasse 12 67227 Frankenthal published by: epubli GmbH, Berlinwww.epubli.de Copyright: © 2015 Felix Rudolf Durm ISBN 978-3-7375-5584-5
Sex sollte niemals ohne Liebe sein! – Sex ohne jegliche Liebe ist weder gut noch schön – sondern taugt nichts, ist Müll und ist Gewalt! Dabei meint Liebe in diesem Zusammenhang nicht ausschließlich nur die unbedingte, monogame und romantisch auf Dauer zielende Form, aber doch wenigstens die Liebe zu sich selbst und zu dem mitmenschlichen Gegenüber, zum fühlenden, lebendig betroffenen Partner! Sex ohne(!) liebevolles Denken und Tun ist verheerend und verachtenswert! Liebevolle Rücksicht, Vorsicht, Zärtlichkeit und oft Hingabe müssen sein! – Um nichts weniger gerade auch dann, wenn etwa „großartige Sauereien“ begangen werden… Sonst ist Sex nur eine besonders perfide Form der Gewaltausübung und schädlich für alle Beteiligten!
Nimm nun zur Kenntnis. all das hier Dargebotene ist kein literarisches Fast-Food! Viel eher handelt es sich bei dem Buch und seinen diversen Teilen metaphorisch gesprochen um ein literarisches Gourmet-Lokal und dessen raffinierteste Geheimspezialitäten…!
Darum beachte, bitte:
1. Jede Geschichte will für sich gelesen werden und mit gebührendem Abstand zu den übrigen anderen!
2. Um den Genuss nicht zu schmälern, ist Störungsfreiheit unbedingt erforderlich! Sorge dafür! – Und zum rechten (und „saftvollen“) Auskosten einer jeden hier dargebotenen Delikatesse…, müssen sämtliche Sinne und das ganze Bewusstsein, dem inneren Vermögen nach geschärft, bereit und offen, auf das Nach- und Mitempfinden des Beschriebenen konzentriert und ausgerichtet sein!
„Evoziere!“ So heißt die Zauberformel. Sieh! Höre! Rieche! Fühle! Schmecke! Empfinde! Liebe! (Lieben ist ein Tun – sogar drinnen in dir!)
„Lebe“ was du liest – wenigstens in dir und mit dir und während des Lesens!
Befolgst du diesen Rat, so ist dir hiermit, verkleidet als Schrifttum, in Wahrheit lustvoll eine Welt geschenkt – eine Welt tiefer Liebe, verzehrender Schönheit, köstlicher Freiheit und des überwältigenden, dabei aber (nur ganz im Wortsinn) harmlosen Vergnügens! – Plakativer: schönster und liebevollster Safest Sex mit Orgasmusgarantie!
Lies und träume, konzentriert und bewusst! Nutze Suggestion und Imagination – denn dann wird dir das, was du dir vermittels Träumen schaffst, realer als jede computergenerierte „Virtual Reality“ sein…! Das ist ein Versprechen!
„Komm her zu mir, mein Schatz, und lies mich…!“
Und dies noch…: Bist du ein Mann, so findest du hier all das was du „brauchst“ und an literarisch Exquisitem so vermutlich lange schon hast entbehren müssen!
Bist du hingegen eine Dame, ein Mädchen, eine Frau, jedenfalls weiblich, so sei daran erinnert, dass der Markt für erotische Literatur, geschrieben von Frauen für Frauen, ungleich mehr Titel aufweist, als jener für Männer und dass es nur fair ist und im Übrigen auch höchste Zeit, hier wieder einmal einen kleinen Ausgleich zu liefern. Es stimmt eben nicht, dass alle Männer der notwendigen und teils höhergeistigen Feinfühligkeit für literarische Erotik entbehren!
Um es klar zu sagen: Auch wenn du weiblich bist, kannst du die hier gebotenen Geschichten genießen, indem du dich nämlich in die jeweilige „Heldin“ der Geschichten hinein versetzt und dir dazu, wo vorhanden, den männlichen Part mittels deiner Phantasie gänzlich nach deinen eigenen Wünschen kreierst!
Und – wer weiß…? – vielleicht findest du ja auch an „ihr“ gefallen…!
Zusatzbemerkung:
Alle Personen (real oder nicht) über welche in den Texten phantasiert wurde, befanden sich, unabhängig von etwa anders lautenden Angaben in diesen Texten, zum Zeitpunkt der Erstellung der Texte im Zustand der damals und heute gültigen (auch nationalen) juristischen Volljährigkeit!
Sich dem Leser scheinbar erschließende Ähnlichkeiten mit real existierenden Personen sind zwar keineswegs so ganz zufällig, jedoch beschränkt sich ein gegebenenfalls funktionierender Wiedererkennungseffekt soweit es meine Intention anbetrifft, alleinig auf einstmals wahrgenommene Äußerlichkeiten, und ich darf versichern und leider wohl auch zugeben, dass sämtliche Geschichten hier nur auf meiner wunderbar wilden Imagination beruhen und also reine Fiktion darstellen!
gez.: Der Autor
Ich bin gesund, jung, frei gut aussehend und völlig abgebrannt.
Ohne einen Pfennig Geld, ohne Wohnung und ohne Papiere, führe ich ein Leben am Rande der Legalität und jenseits jeglicher bürgerlicher Normalität. Ich pflege ein mobiles Dasein, welches mich überall und nirgends hin und schließlich dann doch bis an die große deutsche Domstadt Köln führt.
Mein bevorzugtes Terrain dort habe ich rasch ausgemacht: Die weitschweifige Umgebung des Rheinufers, hier und da verwildert, fast wie in alten Tagen oder anderen ländlicheren Regionen noch heute.
Lange schon bin ich dem Verlauf des Flusses, von Süden her kommend, gefolgt und habe eine Vertrautheit zwischen mir und diesem Stück beseelter Natur entwickelt, die an das grenzt, was sich an Freundschaft zwischen Mensch und Tier herauszubilden vermag. Wo der Rhein, Köln und ich aufeinander trafen, lag etwas von schicksalhafter Richtigkeit in der Luft.
Ich denke oft solches Zeug, denn zum Denken habe ich Zeit, vielmehr als andere Leute, und ich bin zwar ein wenig verkommen aber doch deshalb keineswegs dumm.
Nun bin ich das, was manche einen Lebenskünstler nennen würden und andere einen Ganoven. Ich lebe, wie man so sagt, von der Hand in den Mund, schmarotze, klaue oder mache kleine Gelegenheitsjobs. Dabei bin ich allein und häufig einsam. Aber ich glaube daran: Jeden neuen Tag kann mir das Glück begegnen!
Hier nun bei Köln, erst einmal fremd, frage ich mich zunächst allerdings drängend, wo ich heute etwas „Brauchbares“ „abstauben“ kann.
Von Irgendetwas muss ich mich ja schließlich ernähren. Heute und Morgen genauso wie Gestern. Fast egal wie.
Es ist Freitag, und das alte Jahrtausend ist noch immer nicht rum. Also noch keine Endzeit-Chancen in Sicht, wie zum Beispiel Zerfall des Systems und der Besitzgesellschaft. – Zu dumm aber auch!
Noch habe ich nichts Erfolgversprechendes erspäht. Wohl, ein paar Bananen hab’ ich mitgehen lassen, so im Vorübergehen, an einem Marktstand in Domnähe. Na ja, aber der Abend ist schon nahe und das reicht einfach nicht. Außerdem machen mich die Dinger geil. Muss wohl irgendwie am Vitamin B liegen, das. Hunger weg, aber dafür umso mehr Appetit und so weiter. So bin ich nun einmal.
Scharf bin ich jetzt und Durst hab' ich. – Tolle Kombination.
Und wo verbringe ich die Nacht? Natürlich irgendwo am Flussufer.
Dorthin gehe ich jetzt also wieder. Auch dort leben Menschen. Vieles kann sich da ergeben. So allerlei findet man dort und nimmt es sich. Na ja, wie bereits erwähnt, auf die eine oder andere Weise.
Zuweilen stehen dort leere Wohnwagen oder Autos rum. Zigeuner gibt es manchmal, kleine Lager und Ställe und unbewachte Picknik-Plätze.
Ich gehe ganz einfach meiner Nase nach und suche.
Keine Wolke zeigt sich am Himmel. Der Wind weht sanft und einschläfernd und rauscht in den üppigen Baumkronen und langen grünen Gräsern. Es riecht nach Verbranntem und irgendwo gackert ein Wildhuhn.
An den verschiedensten Stellen juckt es mich, obwohl ich zivilisiert genug bin, um mich fast täglich gründlich zu waschen.
Ja. – Bessere Tage – vergangene Tage – haben mich das gelehrt. Besser? – Na ja, zumindest sicherer und wohlhabender und geborgener und ...
Aber ich will das lamentieren lieber lassen. Es ist ohnehin total unsinnig. Nachdenken ist ganz okay – aber Jammern, nein; Das schadet nur!
Meinen Eltern geht es gut. Sie leben, gleich mir, auf Reisen. Aber in Amerika. Vor ein paar Jahren sind sie rasch mal dorthin ausgewandert und zelebrieren jetzt ein prachtvoll nostalgisches Hippy-Dasein.
Bei unserem letzten Kontakt, das war vor drei Jahren, da ging ich noch brav zur Uni und studierte Politik und Geschichte. Lange ist’s her.
Ich gehe und gehe. Der Weg wird einsamer und urwüchsiger. Der Dom ist schon kaum mehr zu sehen. Die Sonne nähert sich dem allmählich dunstig werdenden Horizont. Verdammt, wo sind die Menschen? Keiner da, der mir begegnet. In der Ferne, tausend Schritt noch, leuchtet ein einzelner rot-blauer Wohnwagen, offenbar aus Holz, bunt lackiert, sieht aus, wie ein verlassenes Zigeunergefährt aus Großmutters alten Tagen. Mehr ist da nicht. Trotzdem gehe ich weiter. Wer weiß, vielleicht ist das für mich ja die „richtige Adresse“. Leute, also Bewacher, scheinen keine da zu ein. Jedenfalls ist niemand zu sehen. Und Zigeuner leben erfahrungsgemäß immer in größeren Gruppen beisammen.
Der Wagen ist, so denke ich, sicher verlassen und einfach leer hier abgestellt worden, bis auf irgendwelchen Krimskrams möglicherweise. Seltsam, dabei sieht er doch ganz hübsch aus. Wenn das Ding ohne Aufpasser ist, lässt sich da sicher was für mich daraus machen. Gut so!
Da, jetzt geht die Sonne unter. Unglaublich schön. Ganz groß und orange, wie in irgend so einer kitschigen Reklame. Richtig poetisch.
Am Wohnwagen angekommen, finde ich dessen Tür verschlossen. Natürlich! Ein gutes, altes Vorhängeschloss hängt da und lacht mich an. Doch ist das kein Problem für mich und meine Talente.
Meine Standartausrüstung: Jeans, Lederjacke, Stiefel und ein Werkzeug, um sich Eintritt zu verschaffen, wo einem dieser mechanisch verwehrt wird. – Also ran!
Kaum hat der Dietrich seine Dienste geleistet und das Schloss ist gehorsam aufgesprungen, da wird es auf einmal stockdunkel. – Dunkel allerdings alleinig um mich, denn die Sonne ist der Allgemeinheit noch immer sichtbar. Mein Bewusstsein aber setzt schmerzhaft aus, als mich ein heftiger, dumpfer Schlag auf den Kopf unsanft in das stille Reich der Träume befördert. Was nun mit mir geschieht, das entzieht sich erst einmal meiner Wahrnehmung.
Als ich endlich dann, quasi schrittchenweise, wieder zu mir komme, dem glücklichen Anschein nach ohne eine größere Verletzung davongetragen zu haben, wage ich aber kaum mehr, meinen Sinnen zu trauen, denn meine Lage ist kurios und das buchstäblich: Ich liege auf einem dicken, gemütlich-muffigen Bett im inneren dieses seltsamen Wohnwagens, alle Viere von mir gestreckt, wie ein zum Rädern Verurteilter und bin ganz offensichtlich vollkommen nackt. Meine Hände und Füße sind nach allen Himmelsrichtungen hin gefesselt, mit weichen aber starken Stoffbahnen.
Vor mir, im warmen, rötlich-dämmrigen Schein mehrerer alter Jugendstil-Lämpchen kniet – ich meine verrückt zu werden – ein junges Mädchen, das ich kenne. Eine Studienkollegin von einst. Judith – damals gerade achtzehn und heute demnach einundzwanzig Jahre jung – das hübscheste, charmanteste und geheimnisvollste Mädchen am ganzen Campus, welches ich nur ein einziges mal getroffen und dann nie wieder vergessen habe.
Aber was tut sie hier? Und wie sieht sie aus, in diesem bunten, ausgefranzten, wollenen Faltenrock und geschnürtem rot-samtenen Mieder und barfuß, wie eine Zigeunerin aus Arpards Lager. Und vor allem: Was hat sie vor mit mir?
Ihr süßes Grinsen und das Messer in ihrer kleinen Hand senden durchaus unterschiedliche Signale aus. – Hoffe ich wenigstens.
„Du bist bei mir eingebrochen!“ stellt sie nüchtern fest.
„Äh, nicht ganz ...“, versuche ich kleinlaut zu widersprechen, und im nächsten Augenblick sitzt mir die Klinge an der Kehle.
„Du hast es versucht!“ zischt sie.
„Das hab ich, ja. Aber...“ – Ups!
„Kein aber! Ich mag es nicht, wenn man versucht, mich zu bestehlen! Und du hast es vorgehabt!“ zischt sie, und ihre schönen großen braunen Augen verengen sich zu schmalen Schlitzen, die Funken zu sprühen scheinen.
Sie klingt und wirkt sehr überzeugend. – „Warum!“ – Mein letzter Versuch.
„Bitte?“
„Willst du denn gar nicht wissen, warum ich es getan habe?“
Sie grinst wieder. „Nein! Du bekommst in jedem Fall was du verdienst!“
Oje! – „Und was soll das sein?“
Spielerisch bewegt sie jetzt die Spitze der Klinge auf meiner Brust hin und her.
„Das wirst du schon sehen. Aber bis dahin merk Dir eins: Sprich nur, wenn ich dich dazu auffordere – verstanden!“
Ich schlucke, und mit etwas gequältem Grinsen nicke ich zur Bestätigung.
„Gut so!“ meint sie und zieht sich mit Schwung und katzenhafter Anmut in die hinteren Bereiche des kleinen Raumes zurück, wie es aussieht, um Tee oder so was zu kochen.
„Sie ist schön.“, denke ich. „Aber auch irre!“
Ich kann es nicht fassen. Wo bin ich da nur hinein geraten?
Die Antwort darauf gibt mir ein gewisser Teil meines eigenen Körpers.
„Oh Gott!“ denke ich. „Jetzt auch das noch. Hoffentlich nimmt sie mir das nicht übel!“
Als Judith wieder zu mir kommt, lächelt sie sanft. Sie hat ein Glas mit heißem Getränk in den Händen. Es handelt sich tatsächlich um Pfefferminztee. Meine Zunge ist schon ganz trocken und ich giere nach einem Schluck. Judith trinkt und lässt mich zuschauen. Erst dann fragt sie: „Willst du auch?“
Ich bejahe, woraufhin sie geht, um erneut eine frische Portion des köstlich duftenden Gebräues zu holen. Das flößt sie mir ein.
Den Kopf dazu anzuheben, gelingt mir trotz meiner Fesseln problemlos.
Es schmeckt, und ich empfinde sogar Dankbarkeit. Trotz der Umstände geht es mir bei ihr gar nicht schlecht, und Judiths kleiner weicher Körper, so nahe bei mir, strahlt eine wohltuende, Geborgenheit schenkende Präsenz aus. Ihre Tittchen sind klein, sehen aber unendlich zart und in dem feinen Miederchen für meinen Geschmack wahnsinnig niedlich aus und erregen mich ebenso wie ihre bloßen schmutzigen Füßlein.
Aber mein Kopf dröhnt noch ein Wenig von den Nachwirkungen des Schlages, den er womit auch immer erhielt, und so fällt es mir gewissermaßen etwas leichter die Kontrolle über mich zu bewahren.
Jeder von uns beiden trinkt noch ein zweites Glas, und es ist inzwischen definitiv Abend geworden.
Ich frage mich, ob ich nicht, ihrem deutlichen Verbot zum trotz, doch etwas sagen soll. Judith aber kommt mir zuvor. Es wird eine verhältnismäßig lange Rede: „Ich weiß genau, was du jetzt denkst. Ich werde dich sprechen lassen. Aber erst hörst du mir zu! …“
Das tue ich.
„…Wir zwei kennen uns von früher. Ich erinnere mich. Damals an der Uni warst du nie so ein Hohlkopf wie die Anderen gewesen, und darum mochte ich dich recht gern leiden. Aber die Nummer, wie du dann abgehauen bist, die war übel. Total frustriert und ohne ein persönliches Wort des Abschieds, bist du fort gegangen, einfach abgehauen, gerade als wir uns kennen gelernt hatten.
Dir hat der ganze scheinheilige Betrieb gestunken. Mir aber genauso. Trotzdem hätt’ ich vielleicht fertig studiert, ohne ein dämlicher Spießer zu werden, wenn du nicht gewesen wärst...“
Meine Verblüffung steht mir ins Gesicht geschrieben. – Ihre Stimme wird lauter.
„Ja, du warst mein Vorbild. Und nicht nur meins. Als du weg warst, sind noch viele Andere gegangen. Die Rede die du damals im Audimax gehalten hast, über den wahren Sinn des Lebens, die Scheinmoral und die allgemeine Pervertierung unserer verlogenen, hyperkapitalistischen Gesellschaft hat alle tief beeindruckt, selbst die, die das nie offen zugeben würden! Mich ganz besonders. Was aus mir inzwischen geworden ist, hab’ ich dir zu verdanken! ...“
Judith hat sich da in etwas hineingesteigert. Ich hätte nie für möglich gehalten, dass ...
„...Und dann das, was du zu mir gesagt hast, über Sex. Dass du findest, alles sollte erlaubt sein, was nicht wehtut, und dass Frauen ruhig auch mal den Ton angeben sollten und all das. Damals war ich noch zu sehr erzogen und prüde. Dann hab’ ich eingesehen, dass du Recht hattest. Mit dem Ergebnis, dass – wollte ich meine neuen Einsichten und Ansichten in die Tat umsetzten – mir regelmäßig sämtliche Männer und übrigens auch die meisten Frauen ...“ Sie sagt das jetzt leise und grinsend. „... nach kurzer Zeit davonliefen, weil es ihnen zu viel wurde mit mir. Aber du ...“ Wieder wird sie lauter und deutet mit spitzem vorgereckten Finger auf mich. „Du mein Lieber, wirst mir nicht davonlaufen. Ich bin deine Schöpfung, und wie einst der berühmte Dr. Frankenstein wirst du ernten, was du gesät hast! – So, und nun darfst du antworten.“
„Ich, äh ...“ – Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Mir fehlen die Worte.
Mit einem Mal wird die kleine Judith fuchsteufelswild. Sie bebt, kommt ganz nahe mit ihrem Gesicht an mich heran und schlägt mit den Fäusten auf die Matratze, dass sie dabei beinahe meine Ohren trifft. Sie schimpft, schreit und speit und sieht dabei entzückend aus.
„Ach ja, du willst nicht! Bin dir nicht gut genug, was? Na, warte, dir werd ich’s zeigen. Du wirst noch nach mir betteln, Junge. Das versprech’ ich dir!“
„Aber ich hab doch gar nichts Derartiges gesagt!“ entfährt es mir nun doch, meinerseits empört über ihre Unterstellung.
Judiths Antwort braust wie der Wind: „Soso, nichts gesagt, was? … Egal. Trotzdem. Ich werde machen, dass du nach mir lechzt, und dann ... – Dann! Wart’s nur ab!“
Verdammt noch mal! Ich lechze jetzt schon!
„Bitte, Judith, sei nicht unfair. Ich ...“
Judith greift sich wieder ihr Messer und wirft es mit Geschick gezielt an eine Stelle an der hinteren Wand des Wagens, wo auch das Kochgeschirr seinen Platz hat. „Ab sofort“, sagt sie, „hältst du wieder brav die Klappe, bis ich’s dir sage, oder du etwas Positives zu melden hast. Bis morgen überlegst du dir, ob du mich willst oder lieber die Polizei oder Schlimmeres!“
Diesmal gehorche ich nicht.
„Dich! Dich will ich!" sage ich und meine es zu meiner eigenen Überraschung ernst. „Aber bitte, binde mich los, ja!“
„Eine Woche. Ich gebe dir sieben Tage.“, sagt sie, mit jetzt zärtlich-hauchender Stimme; „Sieben Tage in denen du dich wirklich ehrlich für mich entscheiden kannst. Wenn du unbedingt willst, kannst du dann gehen und solltest dich anschließend nie wieder in meiner Nähe blicken lassen. Wenn du bleiben willst gut, dann aber für immer. Und bis es soweit ist, bleibst du genau da und genau so wie du bist und tust genau das, was ich dir sage, sonst verfallen deine sämtlichen Optionen bei mir, und ich werde sehr, sehr ... ärgerlich!“
Himmel, eines ist mir klar: Judith ist ein Traum von einem Mädchen. Die Frage ist nur: Um was für eine Art Traum handelt es sich da?
Judith schläft die Nacht über in einer mir gegenüber befindlichen Ecke des Raumes, wo ich sie aus meiner Position heraus gut sehen kann und wo sie sich ein kleines Lager aus unzähligen Kissen und Decken errichtet hat. Sie hat es tatsächlich fertig gebracht, mir einen Nachttopf für diverse nächtliche Unpässlichkeiten zu geben. Das ist der reine Wahnsinn.
Ich liege stundenlang wach, ehe ich es schaffe, vor Erschöpfung einzuschlafen. Judith hingegen liegt währenddessen längst schon im schönsten unschuldigen Schlummer. Im Schein des Mondes, der sich bläulich-silbern durch ein mit Ziergardinen halb verhangenes Fenster stiehlt, erkenne ich ein sanftes Lächeln in den Zügen ihres entspannten Gesichts.
Ich habe keine Angst vor Judith, obwohl ich ihr wirklich so ziemlich alles zutraue. Dennoch halte ich es für besser, ihren Wünschen Folge zu leisten. Das kleine Fräulein weiß was sie will, besser als ich es seit langem tue. Und sie meint, was sie sagt. Außerdem: Was wäre denn auch die Alternative? Und überhaupt: Geraten bin ich in dieses durchaus galante Abenteuer durch eigenes Verschulden. Ich habe es verdient, wenn sie harsch mit mir umspringt. Starke süße Judith. Ob sie wohl gemerkt hat, dass ich mich beinahe in sie verliebt hatte, damals – zu Uni-Zeiten?
Dabei ist sie nicht gerade die klassische Schönheit, aber ausdrucksstark und charmant und mit einem unglaublichen Spektrum an Mimik und Gestik und einer zärtlichen Stimme wie der einer Waldfee.
Ich glaube, jetzt wo die Kopfschmerzen allmählich ganz verschwunden sind, beginnen die Bananen vom Mittag wieder zu wirken. In doppelter Hinsicht. Ach, und auch der Tee. Ich bringe hinter mich, was unvermeidbar ist und achte darauf ganz leise zu sein. Judith schläft. Mag das mir nun auch gelingen.
Gute Nacht Judith! Es bleiben noch so viele Fragen...
„Guten Morgen, du Langschläfer!“ Judiths heitere Stimme hallt mir in den Ohren. Fenster und Tür des Wohnwagens stehen weit offen und lassen kräftigen warmen Wind und grelles flutendes Sonnenlicht herein ins schattenumtanzte Innere, wo Tücher und Vorhänge nach allen Seiten wehen und sich wild bewegt mehrere Windharfen drehen und ihre feinen hohlen Klangkörper aneinander schlagen lassen, so dass freundliche sphärische Töne entstehen. Der Duft von tausend Blüten und von frischem Kaffee erfüllt den Raum. – Feiertage sollten sich so anfühlen.
Wenn ich mich nur etwas besser bewegen könnte und so die eine oder andere lästige Verspannung loswerden! Das sage ich Judith, und nach kurzem nachdenklichen Zögern reagiert sie auch darauf. Husch ist sie bei mir auf dem Bett, beugt sich über mich und beginnt mich zu massieren, allerdings viel zu kurz und nur dort, wo es wirklich nötig ist, also gerade mal genug, um mich beschwerdefrei zu machen. Mehr konnte und durfte ich kaum erwarten und so danke ich ihr.
Ich weiß, ich sollte das nicht tun, aber, weil es mich interessiert, und um einfach etwas Konversation zu versuchen, frage ich Judith nach ihrer Familie, da es mir unwahrscheinlich scheint, dass diese gleich der Meinen ausgewandert sein sollte.
Judiths Miene nimmt darauf einen schmerzlichen Ausdruck des Verlustes an, der an sich schon genügte, um alles weitere auszudrücken. Dann gibt sie mir eine Ohrfeige, aber nicht zu fest. Vermutlich diesmal gar nicht dafür, dass ich ihr Gebot zu Schweigen abermals in falscher Weise durchbrochen habe. Dennoch erzählt sie mir, dass ihre Eltern tot sind, umgekommen bei einem Autounfall und das bereits vor sieben Jahren.
Ich war ein Vollidiot, hätte es wissen, mich daran erinnern müssen. Denn sie hatte es mir früher ja schon einmal erzählt gehabt, bei unserer ersten Begegnung als Studienkollegen. Ich hatte es vergessen, weil ich, meiner Zuneigung ihr gegenüber zum Trotz, zuwenig an sie gedacht hatte, in all der vergangenen Zeit.
„Verzeih mir Judith. Es tut mir leid!“ sage ich und schäme mich dabei.
Sie merkt mir an, dass ich es ehrlich meine.
„Ist schon gut.“, erwidert sie ernst. „Ist lange her … Sie sind jetzt Engel!“
Dann steht sie ohne ein weiteres Wort auf, um nach dem Kaffee zu sehen. Ich schaue ihr nach, mit verstohlenem Aufruhr im Herzen.
Heute ist also Tag eins, jener Woche, die Judith mir gesetzt hat, mit typisch weiblicher Schläue, als Entscheidungsfrist und Bewährungszeit gleichermaßen.
Es liegt ganz bei mir, das Ende jener Zeitspanne in eingebildeter Tapferkeit herbeizuwünschen, oder aber sie zu genießen und mein Bestes zu tun, damit, wenn sie einmal vorüber ist, ein gewisses glückliches Ziel greifbar sein wird.
All zu vieles kann nicht schiefgehen, doch wäre es sicherlich mein größter Fehler, Judith, für verrückt zu halten. Ebenso, wie es falsch wäre, ihren zeitweiligen Drohungen keinen Glauben zu schenken.
Wir reden heute viel miteinander. Über uns.
Sie will es so, und das ist gut. Sie ist es auch, die dabei die Regie führt. Auch das ist gut. Denn wir kommen uns so allmählich näher, auf eine kontrollierte Weise, die für uns Beide erst einmal einen notwendigen Schutz darstellt. Es bleibt nachher noch genügend Zeit für Spontanität.
Was die sexuelle Komponente unseres Beisammenseins betrifft, so geht Judith geradezu ungeheuerlich subtil vor. Sie scheint sie zu ignorieren, dies aber so vordergründig aufgesetzt, dass der Grund des Zweifels die Gewissheit des Gegenteils rechtfertigt.
Manchen Moment ist da wirklich gar nichts und dann, ein Andermal wieder, verwöhnen wir einander mit Blicken und feinen Regungen, so dass, unsichtbar in unseren Köpfen, Herzen und Leibern, Stürme toben möchten.
Vor allem Judith exponiert ihre ganz speziellen Reize mit galantester, meisterhaftester Raffinesse.
Natürlich und mädchenhaft-unschuldig fast könnte es wirken, als sie sich, irgendwann im tiefgoldenen Schein der Nachmittagssonne, in einer großen altmodischen Keramikschüssel die kleinen hübschen Füße wäscht, ganz langsam und zärtlich mit sich selbst, in blumig-duftendem, schäumenden Sud. Auf mich aber wirkt es unter den gegeben Umständen ganz anders.
„Gott, ist sie schön!“ denke ich, und mein Schwanz wird, ohne dass ich im Geringsten dazu in der Lage wäre, es zu verhindern, groß und steif und hart und reckt sich zuckend und pulsend gen Himmel, mit dem Gefühl gleich explodieren zu müssen.
Judith sieht es natürlich, und sie lacht, hell und heiter und triumphierend. Dann rafft sie ihren Rock noch ein wenig höher, streckt lang und anmutig die schönen Beine von sich und beginnt damit, diese – eines nach dem anderen – mit irgend so einer edlen, pflegenden Crème einzureiben. Leise summt sie dabei irgendeine verführerische Melodie. Sonst tut sie nichts, außer natürlich, mich anzulächeln.
Ich vergehe fast vor Lust und Sehnsucht und habe in Wahrheit nicht die geringste Ahnung von dem, was mir noch bevorsteht. Es ist ja noch nicht einmal Abend.
Judith spielt mit mir.
Sie ist mir jetzt so nahe, dass ich sie greifen und mich an sie heran rollen könnte, wäre ich nicht gefesselt wie ein heidnisches Frühlingsopfer.
Wir berühren einander nicht, und doch ist mir schmerzlich-süß ein Gefühl zu eigen, als vermöchte ich die unendliche Zartheit ihres drall-zierlichen Körpers, gleich einem magischen Kraftfeld, aus dem Abstand heraus zu spüren.
Ich kann nichts tun, als nur zu schauen und still nach ihr zu lechzen.
Ihre Haut glänzt, und ihre Lippen schimmern verführerisch. Sie legt dezent ein buntes Make-up um ihre braunen Funkelaugen und beginnt dann ganz genüsslich damit, an Fingern und Zehen einen, in allen Regenbogenfarben schillernden, perlmuttfarbenen Nagellack aufzutragen.
Hin und wieder erzählt sie mir einen Witz, über den sie schließlich selbst am meisten lacht, hell und ausgelassen. Einmal erzählt sie von einem erotischen Erlebnis, das sie im letzten Jahr mit einer kleinen Inderin gehabt hat und von deren ganz besonderen Künsten Ein Andermal schildert sie mir die Vorzüge von Babyöl zu Zwecken der erotischen Ganzkörpermassage.
Sie ist ein Biest! Sie macht mich wahnsinnig!
Ich schwitze und tropse bereits seit geraumer Zeit ihre Matratze mit langen Fäden klaren Lusttaus voll, was sie aber nicht im Mindesten zu stören scheint. Nur ihr Blick, mal weit, mal lasziv verhangen, und das flinke Huschen ihrer Zunge um die kleinen strahlend-weißen Zähne herum verraten etwas von ihrem eigenen keimenden Verlangen.
Momentan aber weidet sie sich erst einmal an ihrer Macht. Sie ist die Herrin. Sie allein bestimmt, ob und wann wer von uns wen und wie verwöhnen soll. Und es will scheinen, als sei ihre Geduld und Beherrschung weit größer als die meinige. Denn sie lässt den Rest des Tages vergehen ohne weiter irgendetwas mit mir anzustellen.
Die Nacht, die folgt, ist schrecklich, denn ich vergehe schier vor lauter unbefriedigtem Begehren, und bis zum Abend des zweiten Tages spielt sich fast genau das Gleiche ab, wie an dem zuvor und so geht es weiter bis tief in der Nacht ein goldener Mond hell und hoch am Himmel steht.
Wo ist Judith? Ich sehe sie nicht. Schatten umtanzen mich. Ich habe direkt durchs Fenster in sein flirrendes Licht geblickt und meine Augen haben sich der Dunkelheit noch nicht wieder angepasst.
Obwohl ich müde bin, fällt es mir schwer richtig zu schlafen. Zuviel habe ich heute getrunken. Judith hat mich in dieser Hinsicht gut versorgt, mit Sprudel, Bier und sogar ein paar Gläsern Sekt. Jetzt muss ich ganz dringend pinkeln und finde den verdammten Nachttopf nicht. Offenbar hat Judith vergessen ihn mir bereitzustellen.
Ich halte es wirklich kaum noch aus. Meine Blase drückt und kitzelt ganz fürchterlich. Mir ist, als hätten sich da einige Liter angestaut. Ächzend beschließe ich, Judith zu wecken. Das ist wohl der einzige Weg, hier nicht alles unter Wasser zu setzen. Da ein Schleichen und ein schleifendes Geräusch, wie von einer Gummiplane. Ein leises zärtliches Lachen. Judith ist bei mir, ehe ich sie rufe. Ich kann den Geruch ihres Haares und ihrer Haut unterscheiden und auch den leicht stechenden Duft der aus ihren intimen Regionen herrührt. Das ist kein Wunder, denn im Augenblick ist meine kleine engelhafte Judith bis auf ein Fußkettchen und ein paar schmale Armreife splitterfasernackt.
Sie hat tatsächlich eine Plane aus Kunststoff bei sich. Die schiebt sie mir kichernd überall unter und bauscht ihre Enden. Sie setzt sich direkt vor mich hin, mit weit gespreizten und vorgeschobenen Beinen und hochgerecktem Oberkörper, ihre niedlichen Tittchen mit den Händen hebend und wie Früchte darbietend. Dann flüstert sie geradeheraus und mich auf unverschämteste Weise angrinsend: „Wenn du pinkeln willst, dann kannst du das gerne tun, aber bitte auf mich! Piss mich an, und mach es gut! Ich will jeden Tropfen von Dir genießen, Du süßes Schweinchen, du! – Komm schon, bitte, tue es!“
Meine Überraschung ist vollkommen, und so zögere ich einen Moment, aber eben doch nur einen Moment. Himmel! Und da zögere ich nicht mehr, und lachend lasse ich locker und genieße es gemeinsam mit Judith, den vollen Strahl warmer, salziger Pisse in ihren gierigen kleinen Mund zu lenken, auf ihre Tittchen, ihr süßes Bäuchlein und ihre Muschi, das kleine Auwäldchen dunkler Haare, das so klassisch-wunderschön ihre zuckende rosa Spalte schmückt. Wir quietschen und jauchzen und jaulen und lachen alle Beide dabei, dass es ein rechtes Konzert ist.
„Oh jaa – jaaah – jaaaaaahhh! – Himmel, jaaa – jaaaa – jippiiiee!!!“
– Judith!
Judith macht, als es vorbei ist, sauber, wäscht sich flink und eher nachlässig und lüftet. Mehr geschieht nicht. Sie lächelt mich an, hier und da noch immer ganz nass, und meint: „Schschch! Nicht darüber reden!“ Dann machen wir uns daran zu schlafen, richtig, ohne weitere Aktionen und ohne auch nur darüber zu sprechen. Judith gelingt dies ganz schnell. Ich brauche noch etwas länger dazu, da mich die reizvolle Idee einer Revanche beschäftigt. Der ganze Wohnwagen duftet derweil nach Blumen, Sommer, Judith und Pisse. Es ist herrlich!
Tag Drei beginnt mit einem heftigen Sommerregen.
Durch die weit geöffnete Wohnwagentür kann ich hinaus ins Freie sehen, kann dort Judith im Gras und Schlamm der Rheinuferböschung tanzen sehen, barfuß, in ihrem Zigeunergewand, fröhlich und ausgelassen, mit hochgeworfenen Armen in der frischen Luft wirbelnd.
Ich bin immer noch zur alten Lage und Passivität verurteilt. Wie gerne wäre ich jetzt draußen bei ihr. Sie lacht und winkt mir zu. Doch weiß ich nicht recht, ob ich lieber vor lauter Ärger über meine fortwährende Bewegungslosigkeit, dem Erleben der letzten Nacht zum trotz, wegschauen oder vielmehr ihren entzückenden Anblick genießen soll. Weise entscheide ich mich für Letzteres und bereue es nicht.
Über vergangene Nacht wird zwischen uns kaum ein Wort mehr verloren. Als ich es vorhin nach dem ersten Aufwachen versuchte, verbot sie es mir ausdrücklich.
Was immer sie mit mir tut. Ich habe bereits begriffen, dass ihre Gegenwart ein Geschenk ist, das ich um keinen Preis verlieren möchte, schon gar nicht durch irgendeine Dummheit meinerseits. Ausschließlich Sie bestimmt die Regeln unseres Spieles.
Aber ich brauche dringend wieder eine Massage, und das lange Liegen ist mir auf Dauer ein lästiges Opfer, welches ich nur bereit bin klaglos zu ertragen, um des gewissen Zieles Willen, das Judith mir in Aussicht gestellt hat.
Doch ha! Als ob ich eine Wahl hätte. Und überhaupt: Das Problem ist nicht, was Judith mit mir tut, sondern was sie nicht mit mir tut und natürlich, was ich selbst gerne tun würde aber nicht tun kann, so lange ich hier gefesselt liege. Zum Beispiel, sie anzufassen, wenn mir danach ist, sie in die Arme zu schließen, mich an sie zu schmiegen, sie zu küssen und zu streicheln und eine ganze Reihe viel gewagterer Dinge, an denen wir sicher beide unsere Freude hätten.
So denke ich und bemerke gleichzeitig schon meinen großen Irrtum. Denn Judiths geheime Pläne beinhalten keine Versäumnisse. Was sie in mir zu erwecken wünscht, ist mehr als bloße Lust. Es ist Sucht nach ihr!
„Vielleicht“, denke ich, „ – vielleicht ist es sogar mehr als das.“
Ein bisschen bin ich in diesen Tagen zum Voyeur verkommen. Aber sehen kann viel mehr sein, als bloßes schauen. Ich beginne, mir Judith genauer zu betrachten. Details zu sehen. Tiefer zu sehen. Ihre kleinen Fehler wahrzunehmen und diese schätzen zu lernen, was ich nur kann, wenn ich auch im Herzen etwas für sie empfinde.
Ich mag Judiths geradezu pummelige Zierlichkeit, ihre hübschen, aber etwas kurzen Beine. Ich mag ihren kleinen, großen Mund, der ständig in Bewegung ist, selbst wenn sie gar nichts sagt. Ich mag ihr üppiges, wildes goldbraunes Haar mit dem hohen Stirnansatz, mag ihr volles Gesicht mit den lustigen braunen Augen und der „Schüffelnase“, dessen eigentliche Schönheit ganz aus seiner Lebendigkeit rührt.
Ich mag Judiths vielfältige Mienen, ob sie nun ärgerlich dreinschaut, traurig oder lustig. Ich mag das Auf und Ab ihrer Stimme, mal sanft und zart, mal auf süße Weise zänkisch, mal kindlich laut und hell. Ich mag es, wenn sie singt und wenn sie wispert. Ja, ich mag sogar die Art, wie sie mich anschreit.
Falls es wirklich Judiths Plan entspricht, mich verliebt in sie zu machen, so scheint dieser spätestens eben aufzugehen.
Da kommt sie, die kleine süße Faunin, zurück von ihrem Tanz.
Ein Glücksgefühl durchströmt mich.
„Judith!“
Freudig und strahlend vor Selbstzufriedenheit und innerem Glück, mit offenem Mund, springt sie herbei und hinein ins Wageninnere zu mir.
„Hallo! Da bin ich wieder!“ tönt sie leicht dahin mit flötender Stimme und ist mit einem gewagten Hups gleich bei mir auf der Matratze.
„Es ist wunderbar! Ich liebe Sommerregen!“ verkündet sie voller Begeisterung. In ihren Haaren glitzern Tropfen wie Edelsteine, und ihr bunter Rock und ihre bloßen Beine sind über und über mit klebrigem Matsch verdreckt. Sie grinst mich an, mit einer unnachahmlichen Mischung aus Mitleid und Koketterie, macht mit beiden Armen eine anmutig schauspielernde Geste, gleich einer Flamenco-Tänzerin mit ihren Kastagnetten, und streckt mir eines ihrer vor Schmutz starrenden Füßlein mitten ins Gesicht.
„Leck!“ sagt sie zu mir, zischend, spielerisch, neckend, aber absolut ernst gemeint.
„Schleck mein kleines, zartes Füßchen sauber! Schau wie appetitlich und hübsch es ist! Ja, und auch das andere Füßchen will bedient sein. Eines nach dem Anderen! –Jaaah!“
Noch ehe sie den letzten Satz beendet, beginne ich, ihr ihren wilden Wunsch zu erfüllen. Denn nichts täte ich lieber, als diese Köstlichkeit zu genießen.
Ich denke gar nicht erst darüber nach, in was alles sie draußen hinein getreten sein mag. Es ist mir ein vollendeter Genuss und meine Zunge und mein Mund leisten ganze Arbeit.
Zwischen ihren Zehen tropft glitzernd mein Speichel und meine Zunge kost und reinigt gierig jeden Winkel und jede Stelle dort. Ich schlabbere an ihren glatten Füßlein wie ein hungriges Tier und es fehlt nicht viel, damit ich vor Wonne auch noch jaule.
Judith jauchzt und biegt und wiegt und schüttelt sich.
„Jaa, das ist lecker! Stimmt ’s? – Oh, du bist süß. – Jaa. Gut so. Hör nicht auf! Lutsch mir die Zehen, bis es mir kommt! – Ooahh! – Jaaa!“
Ich tue wie geheißen und kann es kaum glauben, aber es kommt ihr tatsächlich, und am Ende jaulen wir beide gemeinsam. Judith und ich, ein vergnügter Chor geiler Irrer.
Sinnlich und zärtlich, lustig und versaut, sollten so nicht Sex und Liebe sein? Judith jedenfalls, ist von meiner Leistung so entzückt, dass sie mir einen raschen aber himmlischen Kuss direkt auf den Mund drückt, ehe sie sich, schmunzelnd und scherzhaft mit einem tadelnden Finger wedelnd, besinnt, dass Solches doch erst für viel später gedacht sei.
Nach einem ganz leichten Imbiss, den wir uns an Stelle eines Mittagessens zu Gemüte führen, verwöhnt uns ein wunderbar träger Nachmittag mit Sonnenschein und mildem Wind. Der Flussgeruch des Rheines macht sich stärker als sonst bemerkbar und vermittelt eine Art Strandgefühl, fast wie in Seenähe.
Judith hat leise Musik angestellt. Kuschelsongs von Celine Dion, und anderen beliebten modernen Stars. Sie kuschelt an meiner Seite, aber noch immer so, dass wir dabei einander kaum berühren. Dafür aber unterhält sie sich mit mir, lange, zärtlich mir zugetan und über alles Mögliche und Unmögliche. Und je mehr wir reden, desto näher kommen wir uns innerlich, und wir stellen fest, dass wir einander ziemlich ähnlich sind, und dass, da wo wir es nicht sind, wir so komplementär sind, dass wir uns prima ergänzen.
Im Übrigen, so will es scheinen, verbinden uns tatsächlich Erinnerungen, gemeinsame Interessen und sogar die meisten unserer geheimsten Träume.
Als ich jedoch, solchermaßen ermutigt und wider meinen eigenen Vorsatz, doch wieder davon anfange, dass sie mich getrost losbinden könne, da ich ihr ja nun schließlich sicher nicht mehr davonliefe, reagiert sie sauer und schimpft wie eine Furie, dass sie mir kein Wort glaube und dass ich bestimmt nur im Sinn hätte, es ihr wie ein gewöhnlicher Macho zu besorgen und gleich danach abzuhauen. Anschließend bricht sie in Schluchzen aus, zieht sich in ihre Ecke zurück und redet den Rest des Tages und auch die Nacht über kein Wort mehr mit mir.
Ich dagegen beteuere ihr tausendmal zart und eindringlich, dass es auf gar keinen Fall wahr sei, was sie meinte, dass ich sie gern hätte und, dass sie meinem Ehrenwort trauen könne, welches ich ihr gerne damit geben wolle – aber vergebens.
Erst als schon wieder der Morgen graut und der vierte Tag anbricht, finde ich endlich zu den Worten, die der Schlüssel sind, Judiths Schweigen wieder zu brechen und ihre Augen und ihr Lächeln wieder für mich erstrahlen zu lassen. Ein rechter Holzkopf war ich doch gewesen, ein Idiot, ein Zauderer, dass es mir nicht eher gelang, es auszusprechen.
„Judith. Bitte Judith! – Liebe Judith! Rede mit mir. Lache wieder!“
Sie schaut mich an, stumm, mir gegenüber im schummrigen Dämmer, in ihrem Kleidchen, welches sie die ganze Nacht über anbehalten hat, auf der Seite liegend, nur ein einziges noch tränenfeuchtes Auge geöffnet und mir zugewandt und sie sieht so bezaubernd und so traurig aus, dass es mir im Herzen brennt und schmerzt wie Feuer.
„Ach Judith. Mein Gott! Judith, ich liebe dich!“
Weit reißt Judith ihre Augen auf. Ein Ruck durchfährt sie. Sie stützt sich auf, traut offenbar ihren Ohren nicht. Aber schon stiehlt sich ein leises hoffnungsvolles Lächeln in ihr verschlafenes Gesichtchen.
„Wie war das eben?“ fragt sie, vibrierende Spannung in ihrer Stimme.
„Judith. – Ich – liebe – dich!“ wiederhole ich langsam und deutlich das gerade Gesagte. „Ich meine es ernst, so ernst, wie das Leben.“
Judith zögert, verwirrt, enttäuscht. Ihr Lächeln schwindet.
Oh! – Schnell füge ich hinzu und lege alle Besonnenheit und Ruhe zu denen ich fähig bin mit hinein in meine Stimme: „Ich finde das Leben ist überhaupt die ernsthafteste Sache auf der ganzen Welt!“
Jetzt begreift sie, und ihr Lächeln kehrt zurück, wird breiter, wird zu einem Lachen, einem stillen aber sichtbaren Jubel.
„Ja!“ ruft sie aus, und ich schaue verblüfft. „Ja“ – ist das alles, einfach nur „ja“?
Grinsend erspäht sie meine Empörung.
„Übrigens“, sagt sie dann leiser und listig, „irgendwie ist mir ja auch so, als ob ich dich liebte!“ Und schelmisch fügt sie hinzu: „Aber noch ist die Woche nicht um, mein Süßer!“
Ich bin baff. Ein unterwürfiges Stöhnen entfährt mir.
„Bekomme ich heute wenigstens meine Massage?“ frage ich.
Judith kichert aufreizend.
„Ich werde es uns beiden sehr, sehr schön machen!“ verspricht sie. Und tatsächlich: ich glaube es ihr!
Meine Massage bekomme ich sofort. Es ist himmlisch.
Judith ist eine wahre Meisterin in dieser Kunst. Sie beherrscht jeden Griff, von zart bis hart, weckt jede Sehne und jeden Muskel in mir und alle meine Lebensgeister. Ihre kleinen Hände sind überall an mir, arbeiten und streicheln und heilen und kitzeln auch manchmal. Wir haben beide den allergrößten Spaß daran.
Bis zum späteren Nachmittag dann, verläuft der Rest des Tages verträumt, urlaubshaft und heiter. Judith und ich verbringen unsere Zeit damit, begleitet von einem Grillenkonzert in flirrender Sonne zu dösen, dabei einander zärtlich lauernd zu betrachten, Karten zu spielen, uns lustige und spannende, ausgedachte oder auch erlebte Geschichten zu erzählen und gemeinsam, in manchmal grausigen Tonlagen, unsere Lieblingslieder zu schmettern, bis uns vor Lachen fast die Tränen kommen.
Zwischendurch mampfen wir köstliche Wienerwürstchen mit Senf und backfrisches Brot mit Sauerrahmbutter.
Es folgt ein kleines Schläfchen, Seite an Seite, bei dem sich Judith erstmals zärtlich an mich schmiegt, so dass ich sie – in meiner unverändert speziellen Lage wenigstens hier und da – richtig fühlen und erspüren kann. Sie ist so zart und weich und glatt und niedlich …!
Schließlich, als die Sonnenscheibe dem Horizont langsam näher rückt und die Schatten allmählich länger werden, als die heiße Luft ein wenig abkühlt und die Vogelwelt außerhalb zögernd reger wird, scheint auch für Judith die Zeit gekommen, neues zu unternehmen, etwas Neues, Verrücktes, Sinnliches, Wunderbares, immer schon Ersehntes und insgeheim Erträumtes.
Ihr sanfter feuchter Atem verlässt meinen Nacken. Die zerzauste Mähne ihres berauschend duftigen, seidigen Haares fährt mir kitzelnd übers Gesicht. Sie erhebt sich träge neben mir, lächelnd, wie ein Kätzchen schnurrend, und schickt sich an – noch weiß ich nicht wozu. Doch soll ich es wohl bald erfahren. Ob es wohl etwas zu tun hat mit dem Inhalt jenes Kästchens, welches sie nun gerade dort hinten im versteckten Winkel unter einem Stapel alter Decken hervorkramt? Oder ist dieser nur Beiwerk?
Sie bleibt ganz bei ihrer listigen Methodik, die Ahnung und den Reiz der Tat vorweg zu senden und gleichzeitig undurchschaubar für jegliche Überraschung gut zu sein.
Das Kästchen, es entpuppt sich als Schmuck- und Schönheitsköfferchen schier unglaublichen Inhalts.
Judiths Bewegungen sind pure Anmut, ihre Miene liebevolle Andacht, als sie eben diesen Inhalt langsam und Stück für Stück zum Vorschein bringt.
Bei dessen Anblick gehen mir die Augen über und mein Puls geht schneller.
„Erbstücke!“ sagt sie. „Von meiner Mutter.“