Zum ersten Mal im Leben - Victoria Pade - E-Book

Zum ersten Mal im Leben E-Book

VICTORIA PADE

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Beschreibung

Keine Adresse, keine Erklärung – nichts! Nach Stunden der Leidenschaft verschwindet die süße Paris am nächsten Morgen. Ethan Tarlington aber, sehr reich und verliebt, geht die Kunstmalerin nicht aus dem Kopf. Er muss sie einfach finden, um ihr seine Liebe zu beweisen!

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Seitenzahl: 202

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IMPRESSUM

Zum ersten Mal im Leben erscheint in der Verlagsgruppe HarperCollins Deutschland GmbH, Hamburg

Redaktion und Verlag: Postfach 301161, 20304 Hamburg Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0 Fax: +49(0) 711/72 52-399 E-Mail: [email protected]
Geschäftsführung:Katja Berger, Jürgen WelteLeitung:Miran Bilic (v. i. S. d. P.)Produktion:Christina SeegerGrafik:Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)

© 2002 by Victoria Pade Originaltitel: „Her Baby Secret“ erschienen bei: Silhouette Books, Toronto Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe BIANCABand 1408 - 2004 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg Übersetzung: Patrick Hansen

Umschlagsmotive: PeopleImages / iStock

Veröffentlicht im ePub Format in 5/2024

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783751529525

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:BACCARA, BIANCA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY

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1. KAPITEL

Paris Hanley erkannte die Stimme sofort. Sie war tief und melodisch und kam aus dem Wohnzimmer des Hauses, das Paris mit ihrer Mutter und ihrer Tochter Hannah teilte.

Schlagartig vergaß sie die Schuhe, die sie von den schmerzenden Füßen hatte streifen wollen, und eilte hinüber.

„Da ist sie!“, rief ihre Mutter. „Sieh mal, wer da ist“, sagte sie dann zu Paris gewandt.

Paris hatte sich nicht getäuscht. Es war tatsächlich Ethan Tarlington. Sie freute sich über seine Anwesenheit jedoch nicht so sehr, wie ihre Mutter es zu tun schien.

„Hi“, begrüßte er sie.

„Hallo“, erwiderte Paris kühl.

Die Kühle war allerdings unangebracht. Er hatte nichts falsch gemacht. Im Gegenteil, er hatte alles so richtig wie überhaupt möglich gemacht. Sie war einfach nur nicht stolz auf das, was sie damals, bei ihrer ersten und bislang einzigen Begegnung, hatte geschehen lassen. Und die Tatsache, dass es ihr genützt hatte, komplizierte alles nur noch mehr.

Also gab sie ihrer Stimme einen erstaunten Klang, während sie sich zwischen Ethan Tarlington und das Laufgitter stellte, in dem ihre fünf Monate alte Tochter friedlich schlief.

„Was für eine Überraschung“, sagte sie.

„Ja, nicht wahr?“, meinte ihre Mutter begeistert. „Der Mann von deinem Schnappschuss taucht plötzlich vor unserer Haustür auf. Ich hätte ihn nicht hereingelassen, wenn ihn nicht erkannt hätte. Du freust dich bestimmt, ihn wiederzusehen.“

Der Schnappschuss.

Eigentlich hatte sie die gedeckten Tische für den Partyservice fotografieren sollen, aber irgendwie war Ethan Tarlington vor die Linse geraten.

Es war eine Sofortbildkamera gewesen. Paris hatte das Foto eingesteckt und seitdem in der Schublade mit ihren Pullovern aufbewahrt. Dort hatte ihre Mutter es gefunden und die falschen Schlüsse daraus gezogen.

„Nun ja, ich habe zu tun. Ihr beide habt euch sicher viel zu erzählen“, vermutete Janine Hanley und stand auf.

Paris hätte ihre Mutter gern gebeten, Hannah mitzunehmen, aber sie wollte Ethans Aufmerksamkeit nicht auf das Baby lenken. Also setzte sie sich in den Korbsessel, den Janine gerade frei gemacht hatte.

„Igitt, du riechst vielleicht nach Wurst“, sagte ihre Mutter lachend.

„Die habe ich den ganzen Tag angepriesen.“

„Im Supermarkt“, fügte Ethan Tarlington hinzu. „Deine Mutter hat mir erzählt, dass du noch immer Gelegenheitsjobs annimmst, um malen zu können.“

Janine ging hinaus, und zum ersten Mal erlaubte Paris sich, Ethan genauer zu betrachten.

Entweder sah er jetzt noch besser aus als damals, oder der Schnappschuss war ihm nicht gerecht geworden. Er war wirklich unglaublich attraktiv.

Sein Haar hatte die Farbe von Espresso, und er trug es so lang, dass er es mit den Fingern kämmen konnte. Die Augen waren blau, sein Blick durchdringend. Die markante Nase verlieh dem Gesicht Ausdruck und Charakter, genau wie die hohen Wangenknochen und das energische Kinn. Die Lippen waren schmal und sinnlich zugleich, die Schultern breit und die Beine so lang, dass der athletische Körper eine Größe von ungefähr ein Meter fünfundachtzig hatte.

Ein perfektes Exemplar von Mann.

Aber das war das Letzte, woran sie jetzt denken sollte.

„Dies ist wirklich eine Überraschung“, wiederholte sie.

„Offenbar eine, über die du dich nicht gerade freust“, antwortete er mit nach oben gezogenen Augenbrauen.

Nein, das tat sie wirklich nicht. Doch das konnte sie ihm nicht sagen, also schwieg sie.

„Aschenputtel sollte begeistert sein, den Prinzen wieder zu sehen“, fuhr er fort. „Oder passe ich nicht in das Bild?“

Doch, das tat er. Jedenfalls täte er es, wenn die Umstände anders wären.

„Ich bezweifle, dass ich ein Aschenputtel bin.“

„Wir sind uns auf einem Ball begegnet, haben den Abend zusammen verbracht, und dann hast du dich in Luft aufgelöst. Genau wie Aschenputtel.“

Der Ball war ein Wohltätigkeitsdiner zu seinen Ehren gewesen, und sie war nicht als Gast dort gewesen, sondern als Cocktailkellnerin.

Und sie war auch nicht pünktlich um Mitternacht verschwunden …

„Ich habe dich gesucht“, sagte Ethan Tarlington. „Die ganze Woche danach. Aber du stehst nicht im Telefonbuch und hast mir nicht mal eine E-Mail-Adresse hinterlassen. Der Partyservice wollte mir keine Auskunft geben. Und du hast mir nur erzählt, dass du Kunstmalerin bist. Ich rief mehrere Galerien an, bis ich jemanden fand, der dich kannte. Aber die Frau wollte mir deine Anschrift nicht geben, weil sie auf eine Provision hoffte, falls ich an einem deiner Bilder interessiert wäre. Dann ging mir die Zeit aus und …“

„Und du hast das Land verlassen. Du erzähltest mir, dass du das vorhattest. Und dass du nicht wusstest, wann du wiederkommst. Deshalb habe ich mir keine Hoffnung auf ein zweites … Date gemacht“, gab sie zu.

„Aber unser erstes war doch ein Erfolg.“

„Es war ein ganz netter Abend“, meinte Paris ausweichend. „Wie hast du mich denn jetzt gefunden?“

„Schicksal. Auf dem Heimflug in der letzten Woche las ich in einer Zeitschrift über aufstrebende Künstler in und um Denver. Eins der Fotos zeigte dich. Ich dachte mir, warum nicht noch ein Versuch? Ich rief in der Redaktion an, sprach mit dem Verfasser des Artikels, und hier bin ich.“

„Aha.“

Vielleicht rächt sich das Schicksal an mir, schoss es ihr durch den Kopf.

„Von welchem Schnappschuss hat deine Mutter eigentlich gesprochen?“, fragte er.

„Einer von mehreren, die ich an dem Abend für den Partyservice gemacht habe. Mit einer Sofortbildkamera. Auf einem davon warst du zu sehen, und da der gedeckte Tisch unscharf war, habe ich das Foto eingesteckt und versehentlich mit nach Hause genommen.“

Nun, das war nur die halbe Wahrheit. Natürlich hätte sie mühelos vermeiden können, dass er ins Bild geriet, aber sie wusste selbst nicht, warum sie ihn fotografiert hatte.

„Ist in Übersee alles nach Plan verlaufen?“, wechselte sie hastig das Thema.

„Es hat länger gedauert, als ich dachte, aber Tarlington Software hat jetzt Filialen in London, Paris, Amsterdam, Genf, Hongkong und Brisbane.“

„Glückwunsch.“

„Danke“, sagte er, und er schien es ehrlich zu meinen. Das war etwas, was sie an ihm gemocht hatte – trotz seines Reichtums und des Rufs als einer der Stars der Software-Branche war er bescheiden und natürlich geblieben.

Dieses Mal war er es, der ein neues Thema anschlug. „Sieht aus, als wärest du auch nicht gerade untätig gewesen.“ Er nickte zum Laufgitter hinüber. „Ein Baby aus einer künstlichen Befruchtung, wie deine Mutter mir erzählt hat.“

Fast hätte Paris das Gesicht verzogen.

„Sie hat gesagt, dass du ein paar gynäkologische Probleme hast und nicht auf den richtigen Mann warten konntest“, fuhr er fort.

„Meine Mutter redet zu viel.“

„Hannah ist ein wunderhübsches Baby.“

„Du hast sie gesehen? War sie wach, als du kamst?“

„Ja. Und sie hat mich angestrahlt wie ein kleiner Engel.“

Das war keine gute Nachricht. Aber was geschehen war, ließ sich nicht rückgängig machen, also versuchte Paris es zumindest mit ein wenig Schadensbegrenzung.

„Der kleine Engel hat einen Arzttermin“, log sie. „Ich möchte nicht unhöflich sein, aber …“

„Ist sie krank?“

„Nein, nur eine Routineuntersuchung.“

„Ich verstehe.“

Aber er stand nicht auf, um zu gehen. Stattdessen schaute er zum Laufgitter hinüber und wandte sich erst nach einem Moment wieder Paris zu. „Deine Mutter ist eine nette Frau. Sehr gesprächig.“

„Ja, das ist sie wohl.“ Paris fragte sich, warum er blieb.

„Sie hat mir einiges darüber erzählt, wie es dir jetzt geht.“

Panik stieg in ihr auf. Doch dann fiel ihr ein, dass ihre Mutter nichts verraten konnte, was sie gar nicht wusste. Trotzdem war sie neugierig. „Und was genau hat meine gesprächige Mutter über mich erzählt?“

„Dass du jetzt, da du das Baby hast, noch schwerer zurechtkommst, dass du dringend Geld für ein neues Auto brauchst und deshalb im Supermarkt Kostproben an Kunden verteilst.“

„Vermutlich hat sie mich wie eine Märtyrerin aussehen lassen, was?“ Paris rang sich ein Lachen ab. „Sie hatte wenig Verständnis dafür, dass ihre Tochter eine allein erziehende Mutter werden wollte.“

„Das mag sein. Aber sie ist stolz auf dich. Und verrückt nach Hannah. Sie hat mich auf eine Idee gebracht. Es gibt einen Job, den du für mich erledigen könntest.“

„So?“

„Ja. Jedes Jahr gebe ich eine Dinnerparty in der Stadt, in der meine Brüder und ich aufgewachsen sind. Dunbar, draußen im Osten, kurz vor Limon. Jedenfalls, es erfordert eine Menge Vorbereitung und Organisation, und da ich mich lieber entspannen und mit alten Freunden reden möchte, brauche ich jemanden, der alles beaufsichtigt. Die Party findet morgen in einer Woche statt. Wie wäre es? Möchtest du mich nach Dunbar begleiten? Es gibt dort kein Hotel, aber du kannst in meinem Haus wohnen. Für eine Woche Arbeit zahle ich dir genug, um dir einen neuen Wagen zu kaufen.“

„Du machst Witze.“

„Absolut nicht. Es ist zwar nicht der Grund, warum ich dich gesucht habe, aber da wir beide ein Problem haben, könnten wir zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen.“

Ihr Problem war größer als seins. Sie saß nämlich in der Zwickmühle.

Und ihre Mutter hatte recht. Seit sie Hannah bekommen hatte, war es immer schwerer geworden, ein Bild zu verkaufen oder einen Gelegenheitsjob zu finden. Zudem hatte ihre alte Klapperkiste von Auto in letzter Zeit drei Pannen hintereinander gehabt. Erst vor zwei Wochen hatten sie an einem kalten, verregneten Abend am Straßenrand gestanden. Paris traute sich kaum noch, mit Hannah irgendwohin zu fahren.

Der Mechaniker hatte ihr geraten, sich einen neuen Wagen zu kaufen, aber ohne feste Arbeit bekam sie weder einen Kredit noch einen Leasingvertrag. Sie wusste nicht mehr, was sie tun sollte.

Doch jetzt zeichnete sich eine Lösung ab.

Leider in Gestalt von Ethan Tarlington. Der Mann, von dem sie sicher gewesen war, dass sie ihn nie wieder sehen würde.

„Ich habe niemanden, bei dem ich Hannah lassen könnte“, gab sie zu bedenken. „Meine Mutter fliegt morgen nach Florida, um ihre Schwester zu besuchen.“

„Ich weiß. Sie hat es mir gesagt.“

Was hatte ihre Mutter ihm eigentlich nicht erzählt?

„Aber das ist kein Problem“, versicherte Ethan. „Das Haus in Dunbar ist groß genug. Außerdem kannst du Hannah meistens mitnehmen, während du den Job machst. Und wenn nicht, wird jemand bei ihr sein, weil noch drei Dienstboten im Haus wohnen. Plus meine beiden Brüder.“

Er beugte sich vor und senkte die Stimme. „Du musst also nicht mit mir allein sein, falls dich das beruhigt.“

Das tat es nicht, aber dennoch ertappte sie sich dabei, dass sie über sein Angebot nachdachte.

Eine Woche. Eine einzige Woche, in der sie genug verdienen würde, um sich einen neuen Wagen zu kaufen.

Wie viel Zeit würde Ethan denn überhaupt mit ihr verbringen? Schließlich wollte er sie engagieren, damit er genug Zeit für seine Freunde hatte. Sie würde zum Personal gehören, und er würde sie kaum beachten.

Und danach würde sie sich ein neues, sicheres Auto zulegen …

„Wenn ich zusage, muss klar sein, dass das, was zwischen uns passiert ist, sich nicht wiederholen wird. Ich arbeite für dich, mehr nicht. Eine rein geschäftliche Beziehung.“

„Rein geschäftlich“, bestätigte er.

Dass er diese Abmachung ohne Zögern einging, traf Paris irgendwie. Sie verstand nicht, warum sie so reagierte, und noch während sie überlegte, erhob er sich.

Anstatt jedoch zur Haustür zu gehen, schlenderte er zum Laufgitter.

Paris sprang auf und folgte ihm.

„Sie schläft noch“, sagte er leise.

„Vermutlich wacht sie erst auf, wenn wir beim Kinderarzt sind“, erinnerte sie ihn an den angeblichen Termin.

„Dann werde ich mich wohl leider nicht von ihr verabschieden können.“

„Nein, wohl nicht.“

Noch immer wandte er sich nicht zum Gehen, sondern betrachtete das schlummernde Baby. Paris kamen Zweifel, ob es richtig war, sein Angebot anzunehmen.

Aber ich tue es für Hannah, dachte sie. Mit dem neuen Wagen würde sie ihre Tochter nicht mehr in Gefahr bringen.

Endlich wandte Ethan Tarlington den Blick von dem schlafenden Baby und verließ das Wohnzimmer.

„Also nimmst du den Job in Dunbar an?“, fragte er auf dem Weg zur Tür.

„Ja.“

„Rein geschäftlich“, wiederholte er, als wüsste er, dass sie es hören wollte.

„Rein geschäftlich.“

„Okay, dann hole ich dich am Montagmorgen um neun ab.“

„Vielleicht wäre es besser, wenn Hannah und ich allein hinfahren. Gibt es einen Bus oder eine Bahnverbindung?“

„Es gibt einen Bus, aber ich weiß nicht, wann er fährt. Und wenn du mich begleitest, bist du rechtzeitig dort und kannst dich gleich an die Arbeit machen.“

Er war der Chef. Was sollte sie darauf erwidern?

„Also neun Uhr am Montag.“ Paris öffnete ihm die Haustür.

Er ging jedoch nicht hinaus, sondern ließ den Blick an ihr hinabgleiten, vom kurzen rotbraunen Haar bis zu den noch immer schmerzenden Füßen.

„Du siehst nicht aus wie eine Frau, die vor fünf Monaten noch schwanger war. Du siehst großartig aus. Sogar noch besser, als ich dich in Erinnerung hatte.“

Paris gefiel es absolut nicht, wie sehr sie sich über sein Kompliment freute. „Ich habe aufgepasst und viel Obst und Gemüse gegessen, um nicht zu viel zuzunehmen.“

Warum erzählte sie ihm das? Das war kein Thema, über das eine Angestellte sich mit ihrem Arbeitgeber unterhalten sollte.

„Werde ich eine Art Uniform tragen müssen?“, fragte sie.

„Nein. Du kannst deine Privatkleidung tragen. Sie steht dir übrigens ausgezeichnet“, erwiderte er mit einem Lächeln, das sie daran denken ließ, wie er sie bei ihrer ersten Begegnung aus der Fassung gebracht hatte.

Aber jetzt stand zu viel auf dem Spiel, und sie war eisern entschlossen, es nicht zu vergessen. Also hob sie das Kinn. „Rein geschäftlich.“

„Rein geschäftlich“, versprach er erneut und genauso schnell wie beim ersten Mal.

Und wie beim ersten Mal tat es ihr weh.

„Danke“, sagte sie, bevor sie die Haustür hinter ihm schloss und sich kraftlos dagegen lehnte.

Und plötzlich wurde ihr klar, warum Ethan Tarlington so sehr an einer rein geschäftsmäßigen Beziehung interessiert war.

Wegen Hannah!

Hatte er nicht an jenem ersten Abend gesagt, dass er noch nicht bereit für eine Ehe und Kinder sei? Ja, das hatte er. Und sie hatte keine Sekunde daran gezweifelt, dass er es ernst meinte.

Außerdem hatte er sie gesucht, weil er fand, dass ihr erstes Date „ein Erfolg“ gewesen war, und weil er sie wiedersehen wollte. Doch irgendwann war aus dem Wunsch nach einem zweiten Date der nach einem „rein geschäftlichen“ Verhältnis geworden.

Hannah. Es musste an ihrer Tochter liegen.

Aber das war okay. Es war besser als okay, es war das Beste so.

Denn wenn Ethan Tarlington kein Date mit einer Frau wollte, die ein Kind hatte, würde er auf Distanz zu ihr bleiben und in ihr nur die Angestellte sehen.

Und das war gut. Es war genau das, was sie wollte.

Warum tat es dann aber weh, dass er nicht mehr von ihr wollte?

Es fiel Paris schwer, sich das einzugestehen, aber sie war enttäuscht darüber, dass er sie offenbar nicht mehr begehrte.

Sie sollte jedoch froh darüber sein. Heilfroh. Denn solange sie für ihn nur eine Mitarbeiterin war und solange er sich von ihr und ihrer Tochter fern hielt, würde er nicht erfahren, dass Hannah seine Tochter war.

Und ginge es nach Paris, würde er es niemals erfahren.

2. KAPITEL

Noch nie war für Ethan ein Wochenende langsamer vergangen. Er hatte sich nicht auf die Arbeit konzentrieren können. Er hatte Einschlafprobleme gehabt. Und nichts, was er gegessen hatte, hatte ihm geschmeckt.

Der Grund dafür war nicht schwer zu erahnen. Seit er am Freitag Paris Hanleys Haus verlassen hatte, war sie ihm nicht mehr aus dem Kopf gegangen.

Es begann immer gleich. Auch jetzt, als er am Montagmorgen seinen Kaffee trank. Es begann mit dem Anfang. Mit dem Abend, an dem er Paris kennen gelernt hatte.

Er hatte sie fast auf Anhieb gemocht. Dass sie eine Kellnerin in einem Raum voller Anwälte, Manager, Finanzexperten und Computerspezialisten war, hatte keine Rolle gespielt. Wichtig war nur gewesen, dass sie nicht versucht hatte, mit ihm zu flirten, ihm zu imponieren oder ihn gar zu verführen. Sie hatte sich nicht verstellt.

Und dann ihr Aussehen.

Sie war klein, etwa ein Meter sechzig, mit knackigem Po und flachem Bauch, langen Beinen und Brüsten, die gerade groß genug waren, um einen Mann zwei Mal hinschauen zu lassen.

Ihm gefiel der lässige, fast wilde Sitz ihres kastanienbraunen Haars. Es umrahmte ein hinreißendes Gesicht. Die Haut schimmerte, der Mund war sinnlich, mit vollen Lippen, die man früher „küssenswert“ genannt hätte. Die Nase war ein Kunstwerk. Und die Augen! Augen mit langen, dichten Wimpern.

Ihre Farbe war ein blasses Silber. Nicht blau oder grau, sondern eine Mischung aus beidem, die ihn schon beim ersten Blick hinein fasziniert hatte.

Verzaubert!

Er konnte es kaum glauben.

Noch nie hatte jemand eine solche Wirkung auf ihn gehabt. An jenem Abend war es ihm plötzlich vollkommen egal gewesen, dass er ausgezeichnet und gefeiert wurde. Die wichtigen Leute um ihn herum hatten ihn nicht mehr interessiert. Alles, was er gewollt hatte, war, mit dieser Frau allein zu sein.

Doch das war nicht einfach gewesen.

Privatgespräche mit den Gästen seien verboten, hatte sie gesagt. Und sie schien fest entschlossen gewesen zu sein, sich an diese Regel zu halten.

Doch er hatte nicht aufgegeben.

Er brauchte den ganzen Abend, und erst nachdem die meisten Gästen längst gegangen waren, konnte er sie endlich dazu überreden, mit ihm essen zu gehen.

In einem schicken Bistro, das nur für sie beide offen geblieben war. Danach ein Spaziergang durch den Park, der sein Haus umgab. Ein Drink im Wohnzimmer, damit sie seinen echten Matisse bewundern konnte. Und dann, als eins zum anderen führte …

Wahnsinn!

Selbst jetzt, an einem Montagmorgen an seinem Küchentisch, schlug sein Herz schneller, wenn er nur daran dachte.

Nun ja, er wusste kaum etwas über sie. Das hatte ihn damals nicht gestört. Er hatte sich vorgenommen, sie nach seiner Rückkehr aus Übersee besser kennen zu lernen, als es in einer leidenschaftlichen Nacht möglich gewesen war.

Doch dann war sie verschwunden.

Als er am Morgen danach erwachte, war sie fort. Ohne Abschied. Ohne Nachricht. Nicht mal eine mit Lippenstift an den Badezimmerspiegel gekritzelte Telefonnummer. Sie war einfach weg. Wie Aschenputtel. Nur, dass sie keinen gläsernen Schuh verloren hatte, und er war kein Prinz, der nur ein kleines Königreich nach ihr abzusuchen brauchte.

Und dann hatte er verreisen müssen, bevor er sie finden konnte.

Über die Monate hatte er versucht, ihre Begegnung als One-Night-Stand abzuhaken und sie zu vergessen.

Doch das war einfacher gesagt als getan.

Aus den sechs geplanten Monaten im Ausland waren acht geworden. Dann zehn. Dann ein ganzes Jahr. Dann noch zwei weitere Monate. Irgendwann hatte er sich damit abgefunden, dass er Paris Hanley nie wiedersehen würde.

Aber dann hatte er im Flugzeug in einer Zeitschrift geblättert und den Artikel entdeckt. Komplett mit einem Foto, das ihn daran erinnerte, wie schön sie war. Ein Foto, das sein Verlangen wieder weckte. Das ihn veranlasste, die Suche nach ihr fortzusetzen.

Schicksal.

Janine Hanley hatte das Baby auf dem Arm gehabt, als sie ihm am Freitagnachmittag öffnete. Sie erkannte ihn von irgendeinem Foto wieder, bat ihn ins Haus und stellte ihm Hannah vor.

Paris’ Tochter war fünf Monate alt.

„Ich wusste nicht, dass Paris in einer Beziehung lebt“, sagte er zu Janine.

Sie erzählte ihm, dass Paris sich wegen gynäkologischen Komplikationen in einer Jetzt-oder-nie-Situation befunden hatte.

„Und da es in ihrem Leben keinen Mann gibt, hat sie sich zu einer künstlichen Befruchtung entschlossen“, berichtete ihre Mutter.

Künstliche Befruchtung.

Ethan war sicher, dass Janine das glaubte.

Er selbst war keineswegs davon überzeugt.

Zufällig war Hannah fast genau neun Monate nach der Nacht geboren worden, die Paris und er miteinander verbracht hatten.

Janine Hanley schien von dieser Nacht nichts zu wissen, und während sie weitersprach, sah er sich das Baby an.

Hannah hatte nicht die Augen ihrer Mutter. Sie waren ganz anders. Ein strahlendes Blau.

Wie die seiner eigenen Mutter.

Ethan starrte auf den gefliesten Boden. War es möglich, dass Hannah sein Kind war?

Aber wenn ja, warum hatte Paris es ihm nicht erzählt?

Über seine Firma hätte sie ihn selbst in Übersee erreichen können. Oder sie hätte es ihm an Freitag sagen können.

Sie hatte es ihm jedoch nicht nur verschwiegen, er hatte auch gespürt, dass sie ihn nicht in Hannahs Nähe lassen wollte.

Doch wenn Hannah wirklich sein Kind war, warum wollte Paris nicht, dass er es wusste? Das war die Frage, die ihn daran zweifeln ließ, dass er tatsächlich der Vater war.

Zu viele andere Frauen, die er kannte, hätten ihn längst auf Unterhalt verklagt. Und Paris brauchte das Geld nötiger als alle.

Also war Hannah vielleicht doch künstlich gezeugt worden, und die Ähnlichkeit zwischen ihren blauen Augen und denen seiner Mutter war nur ein Zufall.

Oder einer seiner Brüder war Samenspender, ohne dass er davon wusste.

„Nicht sehr wahrscheinlich“, murmelte Ethan, während er seine leere Kaffeetasse wegstellte.

Aber bei dem Angebot, das er Paris gemacht hatte, spielten auch seine Brüder eine Rolle. Er wollte, dass sie Hannah zu Gesicht bekamen. Er wollte wissen, ob sie das sahen, was er gesehen hatte.

Ob Hannah nun von ihm war oder nicht, er würde dieser Sache auf den Grund gehen.

Paris hoffte, dass keiner ihrer Nachbarn sah, wie die Limousine pünktlich um neun am Montagmorgen vor ihrem Haus hielt. Als ledige Mutter, deren Kind noch dazu künstlich gezeugt worden war, hatte sie ihnen schon genug Gesprächsstoff geboten.

Zum Glück hatte sie alles gepackt und war reisefertig. Genau wie Hannah, die in ihrer tragbaren Babyschale fest schlief, darüber eine Decke, um die Augustsonne sowie Ethan Tarlingtons neugierige Blicke fern zu halten.

Er sah wunderbar aus, als er ausstieg und durch den Vorgarten ging – lässig und bequem gekleidet in einer khakifarbenen Hose und einem granatfarbenen Polohemd, das seine breiten Schultern zur Geltung brachte.

Nicht, dass es ihr wichtig war, wie er aussah. Sie selbst hatte einen marineblaue Leinenhose und ein weißes T-Shirt mit V-Ausschnitt gewählt und war zumindest froh, nicht underdressed zu sein.

Der Chauffeur folgte ihm zur Haustür, während Paris die beiden Koffer auf die Veranda schob.

„Guten Morgen“, begrüßte sie Ethan.

„Hallo“, erwiderte er.

„Wir können sofort aufbrechen“, fügte sie hinzu und verschwand im Haus, um Hannah zu holen.

Als sie wieder herauskam, nahm Ethan ihr den Kindersitz ab. „Den nehme ich.“

Während der Fahrer die Koffer zum Wagen trug, warf Ethan einen Blick unter die Decke. „Schläft sie?“

„Morgennickerchen“, bestätigte Paris und zupfte die Decke wieder zurecht, bevor sie die Haustür abschloss und mit Ethan zu der Limousine ging, in deren Fond es zwei gegenüberliegende Sitzreihen gab. Er stellte die Wippe auf einen nach hinten gerichteten Platz.

„Gib es einen besonderen Trick?“, fragte er.

„Das muss ich selbst machen“, sagte Paris.

Zu ihrer Erleichterung ließ er sie einsteigen. Sie stellte ihre Tasche und den großen Beutel mit den Windeln auf den Boden und schnallte die Babyschale fest. In der geräumigen Limousine war alles viel einfacher als in ihrem engen Zweitürer.

Zugleich war ihr jedoch klar, dass sie beim Vornüberbeugen Ethan ihren Po entgegenstreckte. Das gefiel ihr nicht, war jedoch nicht zu ändern, also beeilte sie sich und nahm neben Hannah Platz.

„Alles klar?“, fragte er von draußen.

„Alles klar.“

Er stieg ein, setzte sich ihr gegenüber hin und schloss die Tür. Dann drückte er auf einen Knopf, und zum Vorschein kam eine komplett ausgestattete Bar. „Möchtest du etwas trinken? Kaffee? Tee? Mineralwasser?“

„Nichts, danke.“

Die Bar verschwand wieder, während der Chauffeur anfuhr. Die Limousine glitt leise dahin. Paris war froh darüber, denn es bedeutete, dass Hannah vermutlich durchschlafen würde.

„Wie weit ist es bis nach Dunbar?“, fragte sie.

„Etwa hundertfünfzig Meilen. Es wird eine Weile dauern.“