Zum Weinen ist die Zeit zu schade - Barbara Ludwig - E-Book

Zum Weinen ist die Zeit zu schade E-Book

Barbara Ludwig

4,8

Beschreibung

Für ihren Urlaub auf Fuerteventura hat sich Barbara einiges einfallen lassen, um ihrem eingerosteten Eheleben etwas Pepp zu verleihen. Ihr Mann Jürgen zieht nicht mit. Selbst die Fitnessbemühungen seiner Frau strengen ihn – eigentlich ein sportlicher Typ – eher an. Er fühlt sich schlapp und ausgelaugt, und das gleißende Sonnenlicht der Kanaren empfindet er als unangenehm. Eines Tages versagen ihm beim Wellensurfen die Beine und er ertrinkt fast. Nur ein einmaliger Vorfall? Die Eheleute ahnen nicht, dass es ihr letzter gemeinsamer Urlaub sein wird. Ebenso wenig, welche Kraft ihnen in den folgenden zwölf Monaten abverlangt werden wird. Denn die Diagnose lautet: Creutzfeldt-Jakob-Erkrankung! Zu dem Zeitpunkt lebt Jürgen schon in seiner eigenen Welt. Barbara muss alleine mit allem fertig werden. Doch sie weiß: Zum Weinen ist die Zeit zu schade! Barbara Ludwig beschreibt die abenteuerlichen, traurigen und oft auch komischen Erlebnisse des Krankheitsverlaufes sowohl aus ihrer Sicht als auch der ihres Mannes. Das lässt dem Leser viel Spielraum für eigene Überlegungen. Mit einem Nachwort von Prof. Dr. Hans A. Kretschmar, Leiter des Zentrums für Neuropathologie und Prionforschung der Ludwig-Maximilians-Universität München.

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Barbara Ludwig

 

ZUM WEINENIST DIE ZEITZU SCHADE

 

Diagnose: Creutzfeldt-Jakob-Erkrankung

 
 
 
 

IMPRESSUM

 
 
 

Virulent ist ein Imprintwww.facebook.de/virulenz

 

ABW Wissenschaftsverlag GmbHAltensteinstraße 4214195 BerlinDeutschland

 

www.abw-verlag.de

 

© E-Book: 2013 ABW Wissenschaftsverlag GmbH

 

Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek

 

Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://d-nb.de abrufbar.

 

Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere die der Übersetzung, des Nachdrucks, des Vortrags, der Entnahme von Abbildungen und Tabellen, der Funksendung, der Mikroverfilmung oder der Vervielfältigung auf anderen Wegen und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen, bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Eine Vervielfältigung dieses Werkes oder von Teilen dieses Werkes ist auch im Einzelfall nur in den Grenzen der gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes der Bundesrepublik Deutschland vom 9. September 1965 in der jeweils geltenden Fassung zulässig. Sie ist grundsätzlich vergütungspflichtig. Zuwiderhandlungen unterliegen den Strafbestimmungen des Urheberrechtsgesetzes.

 

Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften.

 

ISBN 978-3-86474-081-7

 

Produced in Germany

 

E-Book-Produktion: ABW Wissenschaftsverlag mit bookformer, BerlinUmschlaggestaltung: brandnewdesign, HamburgTitelabbildung: istock, Couple’s silhouette, dijon yellow

 

P130021

 

Inhaltsverzeichnis

 

Prolog

TEIL 1 MORGEN GEHT ES SICHER WIEDER BESSER

TEIL 2 VON ARZT ZU ARZT

TEIL 3 ZUM WEINEN IST DIE ZEIT ZU SCHADE

Nachwort

Dank

Die Creutzfeldt-Jakob-Krankheit (CJK)

Hinweis für Betroffene (Auszug aus der Seite der CJK-Initiative www.cjk-initiative.de)

 

PROLOG

 

In den ersten Wochen im März endet in Australien die Regenzeit, der Herbst beginnt. Die Hitze nimmt ab, es wird erträglich. Vor dem Ayers Rock, diesem riesigen monolithischen Felsen inmitten der Wüste im Nationalpark Uluru, versammelt sich eine Gruppe Touristen. Die untergehende Sonne taucht den Fels in rotes Licht und er verschmilzt mit dem roten Sand zu einer Einheit. Die Umrisse des von jahrhundertealten Erosionen in die Felswand gefressenen Reliefs zeichnen sich scharf ab. Die Touristen fotografieren und filmen. Der Reiseleiter erklärt: „Oben am Felsen sehen Sie ‚The Brain‛, so nennen wir Aussies dieses Steingebilde, das die Aborigines als Heiligtum verehren. Zu Recht, meine ich. Schließlich ist das Gehirn mit seinen mehr als hundert Milliarden Zellen das wichtigste und heiligste Organ, das wir Menschen besitzen.“ Alle nicken ergriffen und finden, dass die Eingrabungen im Stein tatsächlich dem Querschnitt eines überdimensionalen Menschenschädels ähneln.

In Deutschland rollt ein Güterzug durch die winterliche Märznacht. Halbrunde, übergroße Stahlbehälter lagern stoßgesichert in gleichmäßigen Abständen auf den Räderplattformen. Fast lautlos gleitet der Zug mit gedrosselter Geschwindigkeit durch die Dunkelheit, überquert geschlossene Bahnübergänge, durchfährt menschenleere Bahnsteige. Männer vom Bundesgrenzschutz begleiten den Transport, unsichtbar für den Betrachter. Müde wartet ein Mann vor einer heruntergelassenen Bahnschranke. Er sieht den Zug wie einen Gespensterzug vorbeiziehen. Er kennt die Castorbehälter aus der Presse und weiß, dass in den Behältern radioaktives Material nach Gorleben zur Zwischenlagerung transportiert wird.

Er weiß nicht, dass der Zug heute um vier Uhr früh in Göttingen stoppen wird.

Ein junger Wissenschaftler wird, begleitet von zwei Polizisten, am Bahnsteig warten, um einen Sicherheitsbehälter in Empfang zu nehmen. Der Inhalt des Behälters ist nicht radioaktiv aufgeladen, aber ebenso gefährlich. Selbst ein Tausendstel Gramm dieses Materials bringt für Menschen, die damit ungeschützt in Berührung kommen, den sicheren Tod.

Das hochinfektiöse Material ist für die Prion-Forschungsgruppe der Universität Göttingen bestimmt. Es wurde dem Gehirn eines Toten entnommen. Die Leiche war männlich, 54 Jahre alt, weiß. Seine Gehirnmasse wog 1479 Gramm.

Der Mann starb am 11.03.1999 an den Folgen der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit.

Die Creutzfeldt-Jakob-Krankheit (CJK) beim Menschen gehört wie BSE bei Rindern zu einer Gruppe übertragbarer, stets tödlich verlaufender Erkrankungen des zentralen Nervensystems. Sie werden durch ungewöhnliche Erreger ausgelöst, sogenannte Prionen.

Eine spätere Analyse des Materials ergibt, dass die neue Variante der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit nicht vorliegt. Die DNA-Untersuchung fördert eine genetische Disposition zutage. Das bedeutet, ein kleines Gen entschied in diesem Fall über den Ausbruch der Erkrankung. Angestoßen durch einen unbekannten Auslöser, nahm es sein unheilvolles Werk auf. Welche Erreger dazu führten, dass die Nervenzellen im Gehirn dieses Mannes verklumpten, sich auffalteten und schließlich ihren Dienst völlig versagten, bleibt unbekannt.

 

TEIL 1MORGEN GEHT ES SICHER WIEDER BESSER

 

Juli 1998Jürgen

 

Die Welle rollt auf mich zu, türmt sich meterhoch vor mir auf, ihr Sog zerrt an meinen Füßen, gleich werden ihre Wassermassen sich auf mich stürzen. Mein Körper strafft sich, in meinem Bauch dehnt sich das Kribbeln aus, ich zwinge mich zu warten - die Sekunden dehnen sich - bis ich mich mit den Beinen kräftig abstoße und in die Welle hineinspringe, so hoch wie möglich dem Kamm entgegen, um ihre Dynamik zu nutzen und in rasender Fahrt ans Ufer zu gleiten.

Ich glitt nicht. Der Sprung fand nicht statt. Der Befehlsimpuls meines Gehirns erreichte mein Bein nicht, das perfekte Zusammenspiel von Muskeln und Sehnen versagte. Mein Bein knickte unter mir weg. Die sich überschlagende Welle übernahm die Gewalt. Die Wassermassen erschlugen, erdrückten und verschlangen mich. Mein Körper wurde ihr Spielzeug, sie warfen mich wie einen Ball auf den Sand, gaukelten mir einen kurzen Augenblick Sicherheit vor, bevor sie ihr Spiel fortsetzten und mich erneut mit ihren riesigen Fangarmen hochhoben, herumwirbelten und mich von einer Welle zur anderen schleuderten. Ich war ihnen ausgeliefert, jede Orientierung verlor sich in dem raschen Wechselspiel des Oben und Unten.

Der raue Sand schürfte meinen Körper schmerzhaft auf, erfolglos versuchte ich, auf die Beine zu kommen, den Kopf wieder über Wasser zu bringen. Die Welle siegt, dachte ich in diesem Moment resignierend, das Salz des Meeres wird meinen Körper auflösen, und ich werde auf ewig in den Wellen schaukeln. Okay, dann lasst mich ein Teil von euch werden, ihr Wellen.

Mein Bein, was war an jenem Tag mit meinem Bein los? Wie Wackelpudding ist es unter mir weggewabbelt! Warum?

An jenem Tag im April - während unseres Urlaubs auf Fuerteventura vor drei Monaten - wäre ich beinahe ertrunken. Ich erinnere mich noch sehr gut an diesen Moment. Als ich wieder zu mir kam, sah ich …

„Herr Ludwig?“ Ich blicke hoch, muss mich aus meinen Erinnerungen lösen, mich der Gegenwart stellen. Der Stationsarzt steht neben mir und drückt mir einen mehrseitigen Fragebogen in die Hand. Fakt ist, ich habe vor Wochen einen Termin für eine Untersuchung bei einem als Schlaganfallspezialisten bekannten Chefarzt ausgemacht, jetzt stehe ich in einem Krankenhausflur, vor mehreren Sprechzimmern, um vor dem ersten Behandlungsgespräch einige Untersuchungen zu absolvieren.

„Bitte notieren Sie möglichst genau Ihre Beschwerden auf diesem Bogen. Für die Diagnose interessieren uns alle Begebenheiten, die aus dem normalen Umfeld rausfallen und füllen Sie den Fragebogen hier aus, bevor wir mit den anderen Untersuchungen anfangen.“

Ich nehme die Blätter und blicke mich um. „Sie finden am Ende des Ganges Sitzgelegenheiten und einen Tisch. Vor dem Fenster ist ausreichend Tageslicht.“

Der Mann im weißen Kittel zeigt auf eine Sitzgruppe. Ich sehe den Kittelträger an, schätze ihn auf Anfang dreißig, mir fallen seine rotblonden, über der Stirn abstehenden Haare auf, die mit Gel auf Stand gebracht sind. Er könnte mein Sohn sein. Ich fühle mich alt. Widerwillig setze ich mich auf den hellblauen Plastikstuhl, der vor dem Tisch steht. Mein Blick fällt auf die sorgfältig in zwei Stapeln angeordneten Zeitschriften und Hinweisheftchen.

„Jede Sekunde ist wichtig für den Schlaganfallpatienten, Rettungsdienstkette hat sich hervorragend bewährt“, lautet die Überschrift auf dem Hochglanzpapier der Broschüren. Das Cover zeigt ein Team von Ärzten und Sanitätern in roter Bekleidung lachend aus einem Hubschrauber steigend, als würden sie von einem Bergausflug zurückkehren und sich auf die gemeinsame Jause freuen.

Panik erfasst mich. Ein kurzer Fluchtimpuls durchzuckt meinen Körper. Geh einfach, sagt mir meine innere Stimme. Dann frage ich mich: Was bist du? Ein Schisser, eine Memme, ein Weichei, ein Angsthase, ein Schlappschwanz, ein Warmduscher, ein Kleinkind, oder was? -Nein, denke ich. Du bist ein Mann von 54 Jahren!

Ich lege das Papier vor mich hin, überlege. Es fällt schwer, schwarz auf weiß zu bekennen, dass einiges nicht mehr stimmt, schwieriger geworden ist. Meine Gedanken wandern zurück.

 

RückblickJanuar 1998Jürgen

 

Alles beginnt im Januar. Wir lassen München hinter uns und damit den Winter. Ich blicke aus dem Flugzeugfenster und lächele. Das ungeliebte Weißgrau entfernt sich. Ich hasse den Winter. Diesen mehr als die anderen. Er setzte sich bereits im Oktober mit Schnee in Szene, der sich bald in einen schmutzigen Matsch verwandelte. Wochenlang verdüsterte eine graue Nebelsuppe das Gemüt. Sonnenschein und jene klaren Tage mit Schnee in den Bergen, die wie Sahnehäubchen das schlechte Wetter erträglich machen, konnte dieser Winter nicht bieten.

Barbara gibt mir mit einem zärtlichen Stups gegen den Ellbogen zu verstehen, dass ich nicht allein unterwegs bin.

„Ich bin neugierig, wie Achim und Sigrid sich ihr Leben eingerichtet haben“, sagt sie. „Hörte sich spannend an, was Achim erzählte. Fast vier Jahre haben wir sie nicht gesehen. Ob Sigrid sich verändert hat?“

„Mich interessiert, wie sie es geschafft haben, die Winter auf Fuerteventura zu verbringen. Macht mich neidisch“, erwidere ich, streiche eine verirrte dunkelbraune Locke aus Barbaras Gesicht und blicke in ihre grünen Augen, die ebenso lachen können wie ihr Mund. Mir fallen ein paar kleine Lachfältchen um ihre Augen herum auf. „Hübsch siehst du aus“, sage ich noch. Dann drehe ich den Kopf wieder zum Kabinenfenster.

Es ist der Versuch, ein weiteres Gespräch abzubiegen. Ich weiß, wenn Barbara in ihrer realistischen Art anfängt sich zu ereifern - dann machen wir dies, dann machen wir das, wie wird das Hotel sein, sind die Koffer auch wirklich mitgekommen -, ist Schluss mit meinen Träumereien. Ich würde mich augenblicklich von den angenehmen Gedanken an Sonne und Meer trennen müssen. Dabei spüre ich geradezu die Wärme der Sonne durch den dünnen Stoff des T-Shirts auf der Haut.

„Ich bin reif, reif, reif - reif für die Insel. Der Peter-Cornelius-Song fällt mir ein, und ich singe leise vor mich hin.

Mein ganzes Leben lang träume ich mal mehr, mal weniger davon, das normale Leben hinter mir zu lassen, auf einer Insel im Süden zu leben, aus dem Alltag auszusteigen.

Aber, wer kann sich das ohne Lottogewinn leisten? Wir nicht, unser Geld reicht nur für einen - nicht ganz freiwilligen - Teilausstieg. Mein neuer Chef wünschte sich einen neuen Manager, und ich musste meinen Platz freimachen. Zugegeben, der Abschied brachte Vor- und Nachteile mit sich. Zum Beispiel erinnere ich mich nur mit Grauen an die Zeit, in der jeder Tag fern vom Büro hart erkämpft war und mit der Angst einherging, es könnte dort während meiner Abwesenheit alles schieflaufen. Das Gefühl verursachte Schlaflosigkeit und Albträume, ließ mich nervös und gereizt reagieren. Oft gelang es mir erst in der letzten Urlaubswoche abzuschalten. Jetzt habe ich weniger Stress als in den vergangenen Jahren, aber auch wesentlich weniger Einkommen. Einziger Minuspunkt: Meine Beratertätigkeit ernährt uns nicht. Wir müssen an unser Erspartes und sind auf Barbaras Einkommen angewiesen. Auf der Habenseite steht ein vorher rares Gut: Zeit! Ich empfinde die gewonnene Zeit als unschätzbares Geschenk und bin glücklich darüber. Ich liebe Barbara dafür, dass sie ebenso fühlt.

„Au, was ist jetzt? Lass los!“ Barbara windet ihre Hand aus meinem zärtlich gemeinten Griff.

„Urlaub, Mädchen, Urlaub!“

„Ist die Schweigeviertelstunde abgelaufen, sprichst du wieder mit mir?“ Lachend schüttelt sie ihre malträtierte Hand.

„Was darf ich Ihnen zu trinken anbieten?“, fragt uns die Stewardess.

„Zwei Glas Sekt bitte.“ Ich sehe Barbara an, und wir zwinkern uns zu. Der Sekt im Urlaubsflieger ist ein lieb gewonnenes Ritual. Wir tauchen ab in eine andere Realität, das Abenteuer kann beginnen. Alles wird möglich. Ich kann mir wie ein kleiner Junge vorstellen, mit Sven Hedin das unwirtliche Sandmeer der Taklamakan zu durchqueren, mit Heinrich Harrer die Tropeninsel Neuguinea zu erforschen oder in Gedanken Rollo Gebhardt nacheifern und als Einhandsegler durch die Südsee zu schippern. Drei Wochen im Winter auf den Kanaren sind auch nicht zu verachten, schwirrt mir durch den Kopf.

Ich nehme mein Buch aus dem Rucksack, behalte es dann, ohne darin zu lesen, auf dem Schoß und lasse mich von den Reisebildern auf den Monitoren ablenken, bis die Lautsprecheransage verkündet:

Meine Damen und Herren, wir befinden uns im Landeanflug auf Fuerteventura. Die derzeitige Lufttemperatur beträgt 20 Grad Celsius, es ist sonnig. Bitte bringen Sie nun Ihre Sitzlehnen in eine senkrechte Position, stellen Sie das Rauchen ein und schnallen Sie sich an. Bitte bleiben Sie angeschnallt, bis das Flugzeug seine endgültige Position erreicht hat. Kapitän Mehle und seine Crew verabschieden sich von Ihnen und wünschen Ihnen einen angenehmen Aufenthalt auf Fuerteventura.

 

Barbara

 

Es wird ein gutes Jahr werden, denke ich und proste mir mit dem Sekt selbst zu. Über den Wolken strahlt die Sonne. Ein warmes Gefühl voller Zuversicht durchflutet mich.

Du kannst alles schaffen, du musst nur die Schranken in deinem Kopf einreißen lautet mein Motto. Vor einiger Zeit habe ich den Ausspruch von Arnold Schwarzenegger ausgeschnitten und in meinen Kalender geklebt. Ich lächele und sehe zu Jürgen hinüber. Er hat die Kopfhörer aufgesetzt, und ich höre, wie er leise mitsingt. Ein Blick nach vorn zeigt mir, dass die Stewardessen nicht so bald mit dem Verkaufswagen durch die Reihen gehen werden. Ich stecke die Banknoten für das Parfüm wieder in meine Tasche und streife mir ebenfalls die Bügel der Kopfhörer über. Bald plätschern meine Gedanken ebenso angenehm wie die seichten Schlager vor sich hin.

Die letzten Jahre - sie ließen mich des Öfteren daran zweifeln, ob es erstrebenswert ist, als Frau zur Welt zu kommen. Ich, seit Jugendjahren dazu neigend, mich fröstelnd durch die Welt zu bewegen, stellte fest, dass mit einem Mal alles völlig anders war. Ich dampfte durch die Gegend, meine Kleidung passte mir nicht mehr, Jürgens warme Hand, die sich mir näherte, war mir ein Graus, Sonne verhasst, geschlossene Fenster fand ich plötzlich unerträglich, kurzum: Alles, was einmal gut war, stimmte auf einmal nicht mehr. Hinzu kam, dass mein Spiegelbild mir ein Wesen zeigte, das mir fremd war, an das ich mich erst gewöhnen musste. Ich beschloss, die Zeit vor dem Spiegel auf ein Mindestmaß zu beschränken. Das Gleiche galt für die Tortur beim Besteigen der Waage, um festzustellen, dass der Zeiger wieder hochgeschnellt war. Wobei ich den Umstand längst an meinen Hosen bemerkt hatte und mich inzwischen beim Neukauf am wohlsten in der Abteilung für große Größen fühlte.

Dann musste Jürgen auch noch aus seinem Job ausscheiden. Konnte ich vorher schalten und walten, wie ich wollte, mir meine Zeit wenigstens zu Hause nach Belieben einteilen, musste ich mich jetzt darauf einstellen, dass Jürgen auf einmal permanent zu Hause war! Gewohnt, im Büro der Chef zu sein, gab es in der Anfangsphase einigen Ärger. Alles sollte sich plötzlich nach seiner Nase drehen und Sachen, die ich bislang locker allein bewältigt hatte, wollte er erläutert haben. So war zum Beispiel die Steuererklärung eine echte Herausforderung für mich und für den Bestand unserer Ehe. Außerdem mochte er es nicht, wenn ich einmal länger im Büro blieb oder in der freien Zeit nicht jede Minute mit ihm verbringen wollte und konnte. Zum Glück haben wir diese Klippe inzwischen mit viel Geduld überwunden. Mittlerweile klappt die Haushaltsaufteilung gut, und in unserer Freizeit gibt es Tage, an denen er plant, und andere, an denen ich vorschlage, was wir machen. Es läuft wieder.

Während die Stimme des Flugkapitäns die Musik unterbricht, sehe ich versonnen aus dem Fenster. Es gefällt mir, wie die Wolken die Welt unter uns abschirmen, auch wenn sie sich plötzlich zusammentürmen. Jürgen blickt auf den Monitor vor uns und an dem zugezogenen Vorhang erkenne ich, dass die Stewardessen Pause machen, entspannt lehne ich mich wieder zurück.

Ich schaffe es! Immerhin habe ich letztes Jahr die Radiojodtherapie zur Verkleinerung von zwei Schilddrüsenknoten hinter mich gebracht und endlich nach langem Suchen eine passende Hormontherapie für mich gefunden, die mir Schweißausbrüche erspart. Jetzt werde ich meinen nach den Wechseljahren fülliger gewordenen Körper wieder auf ein Maß bringen, mit dem ich mich wohlfühle.

Der Urlaub ist wie geschaffen für mein Vorhaben! Jeden Tag werde ich lange am Strand entlanglaufen, wir werden viel Tennis spielen, im Meer schwimmen, und ich werde auf jeden Fall zusätzlich im Pool meine Runden drehen. Drei Wochen Fitness pur!

Ich freue mich, dass Jürgen dieses günstige Angebot ausfindig gemacht hat, mal kein Apartment und keine Rucksackreise, sondern ein Viersternehotel. Ich nehme die Kopfhörer ab. Endlich schiebt das Kabinenpersonal den Verkaufswagen durch die Reihen. Als die Stewardess zu uns kommt, kaufe ich das Chanel-Parfüm.

Kurz darauf packt Jürgen seine Ohrstöpsel und sein Buch in den Rucksack. Die Flugzeit nähert sich allmählich dem Ende.

Auf einmal werde ich nervös. „Hoffentlich sind unsere Koffer mitgekommen und das Hotelzimmer ist ruhig“, sage ich zu Jürgen und sehe, dass er - wie immer bei der Landung - die Hände um die Sitzlehnen krallt.

 

Jürgen

 

Irgendein Gott hat meine Gebete erhört. Die Sonne steigt wie ein leuchtender Ball aus dem Meer auf. Die Luft, die in den letzten Tagen noch kühl und eher frühlingshaft war, schmeckt nach Afrika. Mit dem Duft von Gewürzen in der Nase und dem Zirpen eines Vogels im Ohr meine ich, eine Kamelkarawane zu erkennen. Gemächlich schaukelnd bewegt sie sich als Trugbild der Morgendämmerung durch den Sand. Barbara schläft, das Betttuch zwischen ihren Schenkeln, die Beine entblößt, von allem unberührt. Ich erinnere mich, wie ich früher sacht ihre warmen Schenkel berührte und die Linien bis zu den Innenseiten verfolgte, wie sie im Schlaf leise stöhnte und ich sie, wenn ich Lust bekam, weckte.

Heute ziehe ich leise die Tür hinter mir ins Schloss. Der lange Sandstrand ist um diese Stunde menschenleer, nur flinke Krabben zeichnen Spuren, die gleich darauf von der einlaufenden Flut ausgelöscht werden. Die Sonne hat sich vom Horizont gelöst und schickt ihre Strahlen noch flach über das Wasser, gebündelt in einem Korridor aus weichem Licht.

Ich ziehe meine Badehose aus und gehe ins Meer. Ich spüre, wie die Kälte meinen Körper gefangen nimmt, lasse mich fallen, schwimme in die Wellen hinein und versuche, das Licht der Sonne einzufangen. Bilder anderer Strände, anderer Länder tauchen vor mir auf und vereinigen sich beim Eintauchen in das Türkisblau des salzigen Wassers in mir.

Ich schließe für einen Moment die Augen, speichere den Eindruck in meinem Gehirn auf die Diskette „Erinnerungen“. Am Schreibtisch zu Hause kann ich sie abrufen, um mich, wenn ich es will, mit einem Mausklick in die Brandung zu versetzen, das Meeresrauschen zu hören, das Salz zu riechen und zu schmecken.

Nass und mit sandigen Füßen betrete ich später das Hotelzimmer, Barbara liegt im Bett und blinzelt mir verschlafen entgegen. „Hey, du Langschläferin, du hast etwas versäumt. Das Wasser war einfach traumhaft!“

Ich fahre mit meinem nassen Finger über ihre Nase. Sie schaut mich ungläubig an. „Warst du schwimmen?“, fragt sie und macht „Brr“. „Ist doch viel zu kalt!“

Ich ziehe ihr die Decke weg. „Keine Spur. Zieh dich an, ich habe einen Bärenhunger. Außerdem kommt der Mann von der Autovermietung in einer Stunde.“

 

Barbara

 

Mein Blick schweift über die Frühstücksterrasse des Hotels. Ich bleibe einen Moment lang stehen und genieße.

Das Hotel liegt oberhalb auf einer Klippe am Anfang des sehr langen, noch unberührten Sandstrandes. Ich sehe das Licht auf dem Wasser glitzern und weiße Schaumkronen sacht auf dem hellgelben Sand ausrollen. Die Sonne scheint mir warm ins Gesicht, ich sauge die milde Luft als positive Energie in meinen ladebereiten Akku.

Jürgen winkt mir zu, er sitzt weiter hinten. Ich bewege mich durch die Reihen mit den in Rot gedeckten Tischen. Mein Mann scheint mich nicht vermisst zu haben, er unterhält sich mit einem Ehepaar am Nebentisch. Ich sehe ihn mit lebhaften Gesten seine Worte unterstreichen.

Als ich den Tisch erreiche, zieht er mich an sich und sagt zu seinen Gesprächspartnern gewandt: „Meine Frau!“

„Hallo!“, grüße ich, dann drücke ich Jürgen ein Küsschen auf die Wange, lege meine Tasche auf den Stuhl neben seinen und wende mich wieder zum Gehen. „Ich schau mal, was es so gibt.“

Das Frühstücksbüfett ist ebenso reichhaltig bestückt wie das Abendbrotbüfett, ich seufze. „Jünger, schlanker, schöner“, murmele ich mein Mantra vor mich hin und fühle mich wie die Heldin des Romans, den ich gerade lese. Ich nehme nur eine Portion Obst auf den Teller. Auch heute Abend werde ich mich standhaft nur an der Salattheke bedienen und mir höchstens ein wenig Fisch dazu genehmigen. Die Tische, auf denen sich Kuchen und Süßspeisen, gelblich-sahnig und schokoladentriefend neben den in zarten Pastelltönen gehaltenen Eissorten in Pistaziengrün, Erdbeerrosa oder Cremeweiß tummeln, werde ich - wie gestern Abend schon - wehrhaft umschiffen. Als Ausgleich werde ich mir zarte Dessous in diesen Farben vorstellen, in die ich meinen Alabasterkörper hüllen werde, wenn er zehn Kilo weniger wiegt. Denn noch eines habe ich mir vorgenommen, ich werde unserem Eheleben neue Impulse geben, wenn … „Nicht in allen Hotels kann man so schön draußen sitzen“, tönt mein Mann und: „Sechs Tennisplätze gibt es! Hartplätze, aber immerhin! Spielen Sie Tennis?“

Für diesen Urlaub wanderten extra Tennissachen mit in das Gepäck, eine Premiere. Ich blicke auf die Uhr. Kurz vor zehn, heute haben wir uns für elf Uhr eingetragen. Seit einiger Zeit sind wir wie versessen darauf, Tennis zu spielen. Nach Jahren harten Einzelunterrichts haben wir endlich eine Stufe erreicht, auf der wir den Ball in einem gleichmäßigen Hin und Her über das Netz bringen oder uns ein richtiges Match liefern. Obwohl Jürgen meist gewinnt, spiele ich gern mit ihm, und ich bin sicher, wenn ich meine Rückhand weiter verbessere, macht es mir noch mehr Spaß. Früher habe ich schnell aufgegeben, doch diese Zeiten sind vorbei.

Eine gute Stunde später läuft der erste Schweiß. Ich renne, gehe locker in die Knie, komme gut mit dem Schläger unter den Ball und schmettere Jürgen meine Bälle nur so um die Ohren. Als wir uns fast am Ende der Partie bei der kleinen Ablagebank auf der Seite des Platzes treffen und die Wasserflasche zwischen uns hin- und herwandern lassen, kann ich mir nicht verkneifen, ein wenig zu sticheln. „Lohnt sich, mehr zu trainieren! Da musst du dich anstrengen, um mitzuhalten“.

Jürgen packt seinen Schläger in die Hülle. „Machen wir Schluss für heute“, ist sein einziger Kommentar.

Eigentlich hatte ich ein „Klar, warte nur bis morgen, dann gebe ich dir Revanche!“ erwartet und denke enttäuscht, dass eiserne sportliche Disziplin nicht seine Sache ist, er sieht alle Sachen mehr von der lässigen Seite. Wie er es trotzdem immer schafft, mithalten zu können, ist mir ein Rätsel. Wenn ich ehrlich bin, habe ich ihn mehr als einmal darum beneidet. Doch ich beiße mir auf die Unterlippe und verschlucke eine weitere Bemerkung. Anscheinend geht ihm mein missionarischer Eifer - der ihn zu mehr Bewegung verleiten will -auf den Wecker. Das wenige Essen macht mich anscheinend verdammt zickig!

Am nächsten Morgen gehen wir zusammen zum Frühstück. „Wenn der Hotelgarten fertig ist, sicher eine schöne Anlage!“

Jürgen spielt auf die Bauarbeiten am Hotel an.

Ich knuffe Jürgen kumpelhaft in die Seite. „Super, dass du die Suite für uns ergattern konntest. Oben stört selbst der Lärm der Baumaschinen nicht. Was steht heute auf dem Programm?“

„Nicht schon wieder Tennis!“

„Dann lass uns eine Strandwanderung unternehmen“, schlage ich vor. „Richtung Los Gorionnes?“ „Hm“, ist mein zustimmendes Signal. Bei unserem vorigen Aufenthalt in Fuerteventuras Süden sind wir den Weg immer am Strand entlang bereits einmal gegangen, er erstreckt sich über etliche Kilometer, ab und zu führt er über Klippen, aber meist verläuft er eben. Beinahe die gesamte Strecke ist naturbelassen und wunderschön. Das Hotel Los Gorionnes, der Endpunkt unserer Wanderung, liegt einsam an der Playa Barca, einem besonders weitläufigen Strand. Die Gezeiten erzeugen dort einen zur Piste hart gepressten Sandboden, der sich über mehrere Kilometer ausdehnt. Wenn man will, kann man mit einem Strandsegler über den Sand flitzen. Aber ebenso gut kann man nur die Segler beobachten oder an anderer Stelle durch die bei Ebbe auftauchenden Priele stapfen und nach Muscheln Ausschau halten.

Beim Frühstück trödelt Jürgen, wieder und wieder schlendert er zum Büfett. Ich bin mit meiner Obstration längst fertig und beginne, nervös zu werden.

„Ich gehe schon rauf ins Zimmer!“, sage ich zu ihm und mache mich auf den Weg. Oben packe ich unseren kleinen Rucksack mit den Badesachen, fülle aus der großen Wasserflasche etwas Wasser in eine kleine Flasche und bringe sie ebenso wie die Taschenbücher und das Sonnenöl in den einzelnen Fächern unter, so kann ich meine Ungeduld besser in den Griff bekommen.

„Endlich!“, schleudere ich Jürgen entgegen, als er eintrudelt.

Wir verlassen das Hotel, nehmen den Weg zum Strand hinunter, vorbei an den Tennisplätzen eines anderen Hotels. Ich verkneife mir ein „Morgen spielen wir aber wieder.“

Als wir den Strand erreichen, ziehen wir die Sandalen aus und laufen barfuss weiter. Die Sonne strahlt von einem wolkenlosen, blauen Himmel, der sich im Meer ruhig spiegelt. Die Flut kommt, und das Wasser umspielt unsere Füße. Nur wenn kurze Felsabschnitte die Weite des Strandes unterbrechen, verlassen wir die direkte Strandlinie. Wir durchqueren kleine mit Kieseln übersäte Buchten, die von - an anderen Tagen vorhandenen - Wellen angeschwemmt worden waren. Ich schreite zügig aus. Jürgen geht nach meinem Empfinden sehr langsam. Hin und wieder drehe ich mich um und warte, bis er nachkommt.

In der letzten Strandbude, bevor das Naturschutzgebiet beginnt, beschließen wir, eine Rast zu machen. Als wir sitzen, kann ich mich nicht länger beherrschen. „Mein Gott, kannst du nicht einen Zacken zulegen, bei deinem Tempo kommen wir nie an“, und obwohl ich versuche, meinen Worten eine leichte verbindliche Note zu verleihen, fällt mein Ton ziemlich barsch aus.

„Tob dich aus, wenn du das brauchst“, antwortet Jürgen lakonisch, und streckt seine langen Beine aus. „Ich bleib hier sitzen.“

Demonstrativ, wie mir vorkommt, bestellt er eine Portion der kleinen kanarischen Kartoffeln mit scharfer Mojosauce und ein Bier.

„Immer musst du mir was voressen, du solltest auch mal an deine Figur denken!“, maule ich und nippe verärgert an meinem Mineralwasser. Als er dann genüsslich zu essen beginnt, verfluche ich meine Vorsätze und bin kurz davor, mir ebenfalls eine Portion dieser kanarischen Köstlichkeit zu bestellen. „Ich gehe weiter, kannst ja hierbleiben!“, verkünde ich stattdessen und erhebe mich. Trotzig wie ein kleines Kind stapfe ich durch den tiefen Sand. Ich schimpfe in Gedanken vor mich hin: Wenn ich im Urlaub einfach nur mein Buch lesen will, und es ist noch nicht jeder unbekannte Weg erkundet, bekniet er mich so lange, bis ich es zur Seite lege und mitgehe. Typisch Jürgen, wenn er einen Weg bereits kennt, fehlt ihm die Spannung! Neues entdecken, andere Länder, fremde Landschaften, das reizt ihn. Unter dieser Prämisse scheint ihm kein Strand zu lang, kein Berg zu hoch. Laufen lediglich als Sport ist nicht sein Bier.

Nach einer Weile werde ich endlich ruhiger. Du kennst ihn doch, Barbara. Ich beschließe, mich nicht länger zu ärgern.

Als ich eine Stunde später zurückkomme, bin ich gut gelaunt und fröhlich. „Dahinten bei den Felsen“, ich weise mit der Hand in die Richtung, aus der ich kam, „sind unheimlich viele Erdhörnchen. Ganz zahm und lieb! Und possierlich! Sie haben mir die Krumen aus der Hand geholt! Sie sind leicht wie Federn, nur die kleinen Pfoten haben scharfe Krallen und können sich kräftig abdrücken.“

Ich zeige Jürgen den kleinen Ritz in meiner Hand: „Sieh hier“, und merke an dem Lachen, das zuerst von seinen braunen Augen ausgeht, dass er froh ist, mich wieder bei sich zu haben.

„Und, wollen wir gleich zurückmarschieren, oder gehen wir noch schwimmen?“, fragt er mich. Wir nehmen unsere Sachen und laufen ein Stück den Strand entlang. An einer einsamen Stelle ziehen wir uns aus und rennen, uns gegenseitig bespritzend, in das salzige Nass. Das samtweiche Wasser umschmeichelt unsere nackte Haut. Wir schwimmen eine Weile. Erschöpft lassen wir uns schließlich auf dem warmen Sand fallen, um uns von der Sonne trocknen zu lassen. Der Rückweg sieht uns Hand in Hand. Im Hotelzimmer - ich packe den Krimi von Donna Leon, den mein Mann gerade liest, aus - necke ich Jürgen.

„Na, hat Commissario Brunetti seinen fünften Fall schon gelöst?“ Ich spiele auf die Zeit an, die er den Tag über zum Lesen hatte.

Jürgen lacht, legt einen Arm um meine Taille und zieht mich an sich, um mir mit der anderen Hand das Buch zu entwinden. Er wirft es auf das Bett, drückt mir einen Kuss in den Nacken und lässt sich auf die Liegestatt plumpsen.

„Mal sehen, wer der Mörder ist.“ Er nimmt das Buch und macht es sich gemütlich.

Später beim Abendessen erzählt er mir, dass er die ganze Zeit, in der ich in den Dünen war, gelegen und ein Nickerchen gemacht hatte.

 

Jürgen

 

Der Tag entwickelt sich prächtig. Ich fühle mich wohl und entspannt. Der knallgelbe Fiat Punto liegt gut in den Kurven und fährt sich angenehm. Während der Fahrt überlege ich, ob Achim und Sigrid wohl noch immer solche wagemutigen Outfits tragen. Wenn die beiden uns früher besuchten, in bodenlange indische Gewänder gehüllt, wirkte unsere modern eingerichtete Wohnung unpassend, so wie wir vermutlich in unseren Schlaghosen und grafisch gemusterten Oberteilen in ihrer mit persischen Teppichen zur Höhle umfunktionierten Wohnung fehl am Platze waren. Später, wenn wir sie in ihrem Haus besuchten und normal in Jeans und Pulli herumliefen, trugen sie bergbauernähnliche Gewänder, lange Schürzen, Trachtenlederhosen und karierte Hemden. Wir kamen uns erneut spießig und bieder vor. Kennengelernt haben wir Achim und Sigrid in Konstanz. Sie kamen gerade aus Afghanistan, wir aus Australien. Es war die Zeit, als die Beatles nach Indien gingen, Allen Ginsberg seine Gedichte über das Land des Tadsch Mahal schrieb und Scott McKenzie San Francisco besang. Wir waren damals jung und fühlten uns als Auserwählte.

Das graublaue Band der Straße schlängelt sich wie eine Viper durch die Vulkanberge von Fuerteventura. Ich liebe die in allen Erdtönen schimmernden Berge der Insel. Die Einsamkeit verwischt den lärmenden Eindruck der Touristenhochburgen, leert den Geist, reinigt die Gedanken, lässt Wünsche wach werden nach einem Einswerden mit der Natur. Sie berührt das Herz. Ab und an blitzt das Meer tief unten durch die Bergeinschnitte und durchbricht die beruhigende Monotonie.

„Jürgen, sieh nur! Halt doch mal an!“

Ich werfe einen Blick auf die grandiose Kulisse.

Barbara rutscht unruhig auf ihrem Sitz hin und her.

„Gleich, gleich!“, antworte ich.

Bei der nächsten Gelegenheit parke ich den Wagen, und wir steigen aus. Ich nehme den Fotoapparat mit, und wir gehen ein Stück über den karstigen Boden eine Anhöhe hinauf, um eine noch bessere Sicht zu bekommen.

„Herrlich“, konstatiere ich. Barbara nickt, breitet die Arme aus und springt voller Übermut herum.

„Stell dich mal dorthin, ich will dich mit drauf haben“, dirigiere ich sie an die Stelle, die mir als die beste für das Foto erscheint. Der Abgrund ist ziemlich nah, und wir amüsieren uns über den uralten Scherz, mit noch einem Stückchen und noch einem Stückchen, bevor wir wieder einsteigen. Der nächste Streckenabschnitt verläuft landeinwärts, endlos kurven wir jetzt durch baumlose Berglandschaft.

„Einsam hier. Kaum noch Häuser. Ob das Haus von Achim und Sigrid ebenso isoliert liegt?“, sagt Barbara - wohl mehr zu sich als zu mir.

„Karstige Gegend. Anscheinend ist nur Ziegenwirtschaft möglich.“ Ich weise mit meinem Finger auf die Tiere, die sich aus der Entfernung wie kleine braun-weiße Punkte auf der Weite des unteren Hanges verteilen.

„Wir hätten Sigrid und Achim letzten Winter schon besuchen können.“ Bei meinen Worten drehe ich die Lüftung des Wagens ein wenig höher, mir ist heiß.

„Ich hab mich gefreut, als Achim plötzlich vor unserer Tür stand. Wäre irgendwie schade, wenn man sich völlig aus den Augen verliert, nachdem man sich mal so gut verstanden hat“, meint Barbara. Sie kramt in ihrer Tasche und verbreitet weiter Unruhe.

„Stimmt. Aber, wir haben uns davor auch lange nicht gemeldet“, antworte ich nachdenklich.

Die verschiedenen Lebensorte unserer Freunde machen es schwer, den Kontakt zu halten. Meine Freunde aus der Schulzeit fallen mir ein. Bernhard, der in Berlin geblieben ist, und Stefan, der in den Sechzigern aus beruflichen Gründen nach München zog. Bei Bernhard weiß ich, dass die Distanz seinem Naturell entgegenkommt. Im Briefwechsel erhalten philosophische Betrachtungen mehr Gewicht und Schwere und daraus ergeben sich, wenn wir uns treffen, anregende Gespräche. Telefonieren ist bei Bernhard tabu. Und Stefan? Er hat seinen Familienkreis. Im Grunde genommen sehen wir uns ebenfalls nur ab und an. Wenn wir zurück sind, muss ich mich mal wieder melden.

Jetzt sollte ich mich auf die Straße konzentrieren. Verdammt - irgendwo muss der Hinweis auf die Abzweigung kommen und das Straßenschild, hinter dem wir die Hauptstraße verlassen müssen.

„Sieh mal in die Karte, wie weit ist es denn noch?“ Barbara faltet die Karte auf, sagt dann aber: „Halt lieber noch mal an. Mir wird schlecht beim Kartenlesen. Die blöden Kurven.“

„In Ordnung.“

Nach einigem Suchen finden wir endlich die richtige Abzweigung. Eine kleine unbefestigte Straße führt uns in lang gestreckten Serpentinen ein wenig abwärts. Von weitem sehen wir zwei riesige Plastiken aus rotem Lehm, wie Stelen ragen sie in den Himmel oder wie Indianerpfähle, oben bunt bemalt, unten Natur. Sigrid hat dem Eingang ihren Stempel aufgedrückt, ihre Kunstwerke zeigen an: Hier wohne ich. Das passt zu ihr. „Hallo, ihr beiden. Schön, euch zu sehen! Hey Barbara, ich habe neulich zu Sigrid schon gesagt, bis auf die fehlende Wallemähne hast du dich nicht verändert.“ Achim umarmt Barbara freundschaftlich und drückt ihr wechselseitig Küsschen auf die Wangen.

„Hallo Sigrid, wir haben deine Kunstwerke von Weitem gesehen und wussten, hier sind wir richtig. Lass dich anschauen. Eine Künstlerin mit knallroten Haaren! Steht dir!“ Mir fällt ein, dass der Gedanke an ihre verrückte, unkonventionelle Art mir vor Jahren schlaflose Nächte verursacht hat, und lache, als ich Sigrid umarme.

Sie zwinkert mir zu, nimmt meinen Arm und befiehlt mir, die Augen zu schließen, um mich ein paar Schritte zu führen. Durch die Nähe nehme ich ihren Duft wahr. Sie riecht nach Erde und Pflanzen.

„Augen auf“, höre ich ihre dunkle Stimme kurze Zeit später durch das Schwarz. „Wie findest du diesen Blick? Atemberaubend, nicht wahr?“

Ich nicke. Die Vulkanberge ziehen sich sanft zum Meer hin. Ich kann nicht anders, in Gedanken sehe ich mich Abend für Abend auf dieser Terrasse sitzen, fasziniert die untergehende Sonne betrachten. Beobachten, wie sie von der gleißenden Helligkeit in ein gelbliches Orange wechselt und das Meer in einen goldenen See verwandelt, wie sie dann die Form eines Balles annimmt, der sich nach der Vereinigung mit dem Meer sehnt und beim Kuss mit dem Wasser langsam und zärtlich zerfließt.

„Setzt euch, ich koche uns was“, verkündet Sigrid und beendet damit meine schwärmerischen Vorstellungen. „Achim wird euch unser Winterreich zeigen. Das geht schnell, groß ist es nicht.“ Sigrid wendet sich ab.

Kurz darauf führt uns Achim durch den weißen Kubus mit seinen vier verschieden großen Zimmern. Eines der Zimmer zweigt zu einem kleinen Hof hin ab, ist wie eine Veranda überdacht und fungiert als Küche. Keine Großstadtküche, sondern ein Herd, vier Gaskochplatten, alles verbunden mit einer großen Butangasflasche, daneben eine Steinspüle, groß und tief. Sigrid steht vor dem Herd, hantiert mit einem Holzlöffel in der großen Pfanne. Sie ist hager geworden, bemerke ich, als ich sie von der Seite betrachte. Dass Achim nicht mehr so asketisch schlank wie in jungen Jahren ist, habe ich bei seinem Besuch letzten Monat mit Genugtuung festgestellt. Ich kichere still in mich hinein. Als ob diese Äußerlichkeiten noch wichtig sind! Das Schwergewicht bleibe ich allemal mit meinen 95 Kilo bei einer Größe von 1,88 Meter, Barbara hat recht, ohne Bart sieht er jünger aus.

Am Rande nehme ich wahr, wie Barbara das Muster der Kacheln bewundert, und Achim eine Geschichte über die Vorbesitzer zum Besten gibt. Die Korbstühle knarren ein wenig, als wir uns setzen. Das dunkle Holz des Tisches schimmert, die tief stehende Abendsonne lässt die Gebrauchsspuren hervortreten.

„Die Paella ist fertig.“ Sigrid stellt die große Pfanne mitten auf die Holzplatte.

„Langt zu! Schön, euch bei uns zu haben.“

Sie nimmt den großen Löffel und schaufelt eine ordentliche Portion der Mischung aus Reis, Gemüse, Garnelen und Muscheln auf einen Teller und stellt ihn vor mich hin.

Achim schenkt Wein ein und erhebt dann sein Glas. „Zum Wohl, lasst es euch schmecken.“

„Auf euer Wohl!“

Wir prosten uns zu. Einen Moment lang herrscht Stille. Der fast dunkellilafarbene Rotwein schmeckt herb, er passt zu der Landschaft. Ich stelle das Glas zur Seite, versuche, das Gespräch wieder aufzunehmen. „Das ist ja ein Tröpfchen! Ein Spanier? Erinnert ihr euch noch an den Bodensee, wie wir in der Badischen Weinstube mit geschlossenen Augen versucht haben, die Weinsorte herauszufinden?“

„Ich erinnere mich, wie ich Achim und dich am Faschingsdienstag abholen musste, na ja“, erwidert Sigrid und ergänzt: „Aber zu deiner Frage, es ist einheimischer Wein. Wir bekommen ihn von einem Bauern aus der Nähe von Betancuria. Es gibt nicht viel davon, er kommt nicht in den offiziellen Handel.“

Nun meldet sich Barbara zu Wort. „Ich sehe schon, ihr seid immer noch so bewusst beim Essen, wie früher alles naturbelassen und selbst zubereitet. Und kochen kannst du wirklich, Sigrid. Spitze die Paella.“

„Sigrid ist ein richtiger Freak, was das Essen angeht.“ Achim lächelt seiner Ehefrau zu.

Sigrid lächelt. „Die Zutaten für das Essen habe ich auf dem Markt gekauft. Alles ist frisch. Aber wir sind ja auch von zu Hause verwöhnt, wir bauen unser Gemüse selber an, haben unser eigenes Obst und kaufen nur wenig dazu. Brot backe ich auch selber. Und seit Längerem essen wir vegetarisch. Der Appetit auf Fleisch ist uns vergangen“

„Seit der Skandale um BSE und Rinderwahnsinn kann man schließlich nicht sicher sein, einwandfreies Fleisch zu bekommen“, fügt Achim hinzu. Das Gespräch nimmt eine ernste Wendung, ich trinke einen Schluck Wein. Barbara nickt und wirft mir einen jener Blicke zu, der mir bedeutet: Wir könnten ebenfalls gesünder leben, wenn du hundertprozentig mitmachen würdest. Meine Vorliebe für selbst gebackenen Kuchen aus herrlichem Weißmehl, mein Appetit auf Rinderrouladen oder einen saftigen Schweinsbraten sabotieren Barbaras Bemühungen um eine gesunde Ernährung tatsächlich häufig.

„Ich versuche, möglichst fettarm zu kochen. Jürgens Cholesterinwerte sind ziemlich hoch und bei mir sind es die Pfunde, die mir zusetzen“, wirft Barbara nun ein.

„Mein Eheweib ist am Diäten, Vorsicht ist geboten“, versuche ich, locker einzuwerfen. Aber in diesem Punkt lässt sie nicht mit sich scherzen. Sie wirft mir einen Giftpfeilblick zu und ich weiß, dieses Thema ist tabu.

Mit ernster Stimme ergänzt Barbara meine Bemerkung: „Eine Unterleibstotaloperation - Gebärmutter und Eierstöcke mussten entfernt werden - hat mir vorzeitig die Wechseljahre beschert und mein Gewicht schnellte nach oben. Aber ich bekomme das wieder in den Griff!“

Sigrid blickt Barbara mitfühlend an.

Ich versuche, die Stimmung zu retten, und zeige auf die Landschaft. „Fantastisch. Alle Träume, ausgesponnen in ellenlangen Diskussionen, habt ihr tatsächlich realisiert.“ Ich hebe mein Glas. „Auf unsere Träume.“ Beeindruckt von so viel Vorzeigbarem füge ich hinzu: „Wir verwirklichen unsere Inselträume Jahr für Jahr ein Stück weit mit Reisen. Seit ich nicht mehr abhängig arbeite, haben wir mehr Zeit für uns und genießen das.“ Ich sehe Barbara an. Sie bestätigt meine Aussage mit einem Nicken.

„Wie kommt ihr damit zurecht? Einen so unruhigen Typen wie dich, Jürgen, kann ich mir als geduldigen Hausmann nicht vorstellen“, wirft Achim ein und lacht.

Ein wenig ungewollt sprudelt es aus mir heraus: „Einfach ist es nicht. Ich sitze zu Hause und Barbara macht Überstunden. Manchmal denke ich, sie rennt mir davon. Ich komme mir jedenfalls ab und zu wie eine Hausfrau vor, die auf den Ehemann wartet. Meist versuche ich vergeblich, sie mit Kaffee und Kuchen nach Hause zu locken.“

Sigrid lacht und nimmt die Schöpfkelle in die Hand. „Gib mir deinen Teller, eine Kleinigkeit musst du noch essen.“

Ich halte ihr den Teller hin, sie schaufelt Paella darauf, begleitet von einem schelmisch Blick: „Das Alleinsein fällt dir anscheinend noch immer schwer, du hast dich nicht geändert, Jürgen. Mir bereitet es keine Probleme, ich male. Achim ist oft monatelang im Ausland unterwegs. Einziger Nachteil, die ganze Arbeit mit den Häusern hängt an mir.“

Täusche ich mich oder schwingt ein wenig Bitternis in den Worten mit?

„Kannst du denn den ganzen Winter auf Fuerteventura bleiben? Was ist mit deiner Stelle?“ Barbara - sie hat in ihrem Job als Personalfachfrau viel mit diesen Fragen zu tun - will es genau wissen.

„Glücklicherweise ist man im Schuldienst über jede Beurlaubung froh. Hoffentlich bleibt es so, dass ich im Sommer arbeiten und im Winter freimachen kann. Manchmal würde ich im Sommer auch gern pausieren, aber dann würde unser Geld nicht langen. Wir leben sparsam. Small is beautiful.“

„Unsere Lieblingslektüre damals, E. F. Schumacher, mit seinem Buch „Die Rückkehr zum menschlichen Maß“, erinnerst du dich, Jürgen?“

„Schumacher, Pestalozzi und Fromm, unsere Bibeln. Den Rosenstiel mit seinem Zeitmanagement habe ich sogar in meine Diplomarbeit eingebaut. Das waren noch Zeiten.“

Angetörnt vom guten Rotwein wechseln unsere Betrachtungen ins Rosige, in der Rückblende entfallen die Ängste um die fehlenden Mathematikkenntnisse für die Statistikprüfung, die Unsicherheiten in der Zeit der Diplomarbeit, die Enttäuschungen, wenn die großen Bewerbungsumschläge reihenweise wieder zurückkamen. Wir erinnern uns nur, wie begeistert und felsenfest überzeugt wir waren, dass man das Leben selbst in die Hand nehmen kann, um es neu zu gestalten. Wie wir meinten, dass alles möglich wäre, nachdem wir mit Australien einen Anfang gewagt hatten. Wir Männer verfangen uns geradezu in den Erinnerungen. Barbara bringt uns wieder in die heutige Zeit, auf den Boden der Tatsachen zurück.

„Bei uns in der Firma geht es nur noch um Personalabbau“, sagt sie. „Eingestellt wird heute nicht mehr. Ich sage euch, alle über 55 stehen auf der Abschussliste. Ein Gutes hat es, im Rentenalter sind wir dann endlich unabhängig. Und das Rentenalter kommt schneller auf uns zu, als wir denken.“

Es ist spät geworden und kühl. „Ihr könnt im Atelier schlafen, wenn ihr mögt.“ Sigrids Finger weist auf ein kleines Nebengebäude, ebenfalls weiß und viereckig.

Etwas später schaue ich auf die weißen Wände, betrachte die vom Mond beleuchteten Mückenleichen an der Decke und versuche, zur Ruhe zu kommen.

Barbara schläft!

Sie dreht sich um und weg ist sie. Ich wünschte, ich könnte ebenso leicht abschalten. Mein Kopf gibt keine Ruhe. Er versucht, Gespräche und Eindrücke zu verarbeiten, verbindet sie mit früheren endlosen Diskussionen über das Leben auf Inseln, über das Aussteigen, über den sinnvollen Gebrauch von Lebenszeit, über den Sinn der Arbeit, über den Sinn des Lebens allgemein. Mit etwas Neid bewundere ich, dass Sigrid und Achim vieles von ihren Plänen verwirklicht haben. Ich überlege, wie es bei uns aussieht.