Zwischen Auftrag und Liebe! - Melanie Weber-Tilse - E-Book

Zwischen Auftrag und Liebe! E-Book

Melanie Weber-Tilse

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Beschreibung

Victoria Gold, genannt Vicky, hat eigentlich alles, was man sich nur wünschen kann: Sie stammt aus reichem Elternhaus und sieht wunderschön aus. Aber anstatt, wie von ihrem Vater gewünscht, zu studieren, widmet sie sich den Straßenkindern und trainiert sie. Vincent Parker hat den Auftrag, an Jace Gold – Vickys Bruder – heranzukommen. In der Trainingshalle, wo Vicky die Straßenkinder trainiert, trifft Vincent auf sie. Als Vicky überfallen wird, rettet Vincent ihr das Leben. Für ihn ist das ein absoluter Glücksfall, denn über sie kommt er einfacher an Jace heran. Was Vincent am Anfang als leichter Auftrag erschien, wird immer schwieriger, je näher er Vicky kommt. Und irgendwann muss er sich entscheiden: Auftrag oder Liebe.

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Inhaltsverzeichnis

Vicky

Vincent

Vicky

Vincent

Vicky

Vincent

Vicky

Vincent

Vicky

Vincent

Vicky

Vincent

Vicky

Vincent

Vicky

Vincent

Vicky

Vincent

Vicky

Vincent

Vicky

Vincent

Vicky

Vincent

Vicky

Vincent

Vicky

Vincent

Vicky

Vincent

Vicky

Vincent

Vicky

Epilog

Danke

Über die Autorin

Zwischen Auftrag

und Liebe

Melanie Weber-Tilse

Victoria Gold, genannt Vicky, hat eigentlich alles, was man sich nur wünschen kann: Sie stammt aus reichem Elternhaus und sieht wunderschön aus. Aber anstatt, wie von ihrem Vater gewünscht, zu studieren, widmet sie sich den Straßenkindern und trainiert sie.

Vincent Parker hat den Auftrag, an Jace Gold – Vickys Bruder – heranzukommen. In der Trainingshalle, wo Vicky die Straßenkinder trainiert, trifft Vincent auf sie. Als Vicky überfallen wird, rettet Vincent ihr das Leben. Für ihn ist das ein absoluter Glücksfall, denn über sie kommt er einfacher an Jace heran.

Was Vincent am Anfang als leichter Auftrag erschien, wird immer schwieriger, je näher er Vicky kommt. Und irgendwann muss er sich entscheiden: Auftrag oder Liebe.

Deutsche Originalausgabe, 1. Auflage 2016

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Impressum:

Melanie Weber-Tilse

Breslauer Str. 11, 35274 Kirchhain

© Mai 2016 Melanie Weber-Tilse

Alle Rechte vorbehalten!

Vervielfältigungen, auch auszugsweise, bedürfen der offiziellen Erlaubnis durch die Autorin.

Covergestaltung: © NaWillArt-CoverDesign

Motive:© depositphotos.com/konradbak,

torokimola, hugolacasse

Vicky

Sarah genoss es, auf ihrem Schoß zu sitzen. Glucksend schaute sie zu ihrer Tante auf.

„Sie steht dir Vicky.“ Lächelnd schaute Kathy zwischen ihrer Tochter und ihrer Schwägerin hin und her.

„Das sagst du mir immer wieder, liebe Kathy, dafür fehlt mir aber immer noch der passende Mann.“ Wie man es gewohnt war, hatte Vicky sofort die passende Antwort parat.

Vicky dagegen beobachtete Kathy verstohlen. Von Tag zu Tag wurde ihre Schwägerin hübscher. Die jahrelangen Misshandlungen sah man ihr nicht mehr an. Als Vicky sie vor über 2 Jahren kennengelernt hatte, war ihr sofort aufgefallen, dass mit Kathy etwas nicht stimmte. Nach und nach war ihre Freundschaft tiefer geworden und der Verdacht hatte sich erhärtet, dass Kathy von ihrem Vater missbraucht wurde.

Als Jace, Vickys Bruder und jetzt Kathys Ehemann, mal wieder in White Beach aufgetaucht war, hatte das Schicksal seinen Lauf genommen.

Mittlerweile waren Jace und Kathy fast 1 ½ Jahre verheiratet und hatten Sarah, ihre knapp einjährige Tochter. Vicky liebte dieses kleine Wesen und ging in ihrer Rolle als Tante und Patin total auf. Dabei würde das keiner denken, wenn man sie so sah. Auf den ersten Blick wirkte Vicky gerne wie eine verwöhnte Schickimicki-Tussi. Sie stammte von einen der reichsten Familien aus White Beach ab und zog sich auch gerne chic an. Dazu hatte sie lange blonde Haare, die immer top gepflegt waren und große Brüste. Wobei diese nicht operiert waren, viele es aber annahmen.

Kathy war am Anfang auf diesen Schein auch hereingefallen, und hatte gedacht, dass sie eine oberflächliche Zicke sei. Schnell war ihre Meinung allerdings revidiert worden und sie waren beste Freundinnen geworden.

Vicky ließ ihre Nichte auf dem Schoß auf und ab hüpfen und die Kleine quiekte freudig.

Kathy bewunderte es, wie Vicky mit Kindern umgehen konnte. Daher hatte es sie auch nicht verwundert, dass Vicky nach dem High-School-Abschluss nicht auf die Uni zum Studieren gegangen war, sondern sich seit fast zwei Jahren um Straßenkinder kümmerte.

„Sind deine Eltern immer noch dagegen?“, fragte Kathy nun. Sie wusste, dass Vickys Eltern ihr die Pistole auf die Brust setzten.

„Ja, leider“, seufzte Vicky. „Ich kann mir jeden Tag anhören, dass ich etwas Anständiges aus meinem Leben machen soll. Immerhin sind wir eine angesehene Familie und da geht es mal gar nicht, dass die Tochter nicht auf eine der besten Universitäten im Land geht, sondern auf der Straße lebenden Kindern hilft. Charité wird zwar bei uns großgeschrieben, aber das sind dann steife Tanz- und Essveranstaltungen, wo Geld für verschiedene Projekte gesammelt wird. Keiner von den feinen Leuten würde doch einen Fuß dorthin setzen, wo ich jeden Tag hingehe.“ Vicky hatte sich wieder in Rage geredet. Ihre Eltern waren aus allen Wolken gefallen, als sie ihnen vor 2 Jahren eröffnet hatte, dass sie sich lieber für die Streetkids einsetzen wolle, als auf die Uni zu gehen. Daraufhin wurde ihr von ihrem Vater ein zeitliches Limit gesetzt. Wenn Vicky nicht innerhalb von drei Jahren anfing, sich einen Studiengang auszusuchen, und auch auf die Uni ging, oder einen Job fand der ihr Geld einbrachte, würde er ihr den Geldhahn zudrehen.

Er wollte nicht noch ein Kind, das auf die schiefe Bahn geriet. Jace, einst ein Auftragskiller, ging zwar mittlerweile legalen Geschäften nach, aber auch er war kein studierter Mann. Reich war er schon, aber man konnte auf keiner Teegesellschaft angeben, dass er in Harvard oder Yale gewesen war.

„Meine Eltern sind so engstirnig. Meine Mutter ist oberflächlich und würde in Ohnmacht fallen, wenn sie wüsste, mit was für Kids ich jeden Tag zu tun habe. Und mein Vater hat immer nur Angst um sein Ansehen.“

„Eltern wollen halt immer nur das Beste für ihre Kinder“, wandte Kathy ein.

„Das mag ja sein, aber es wäre toll, wenn sie mich auch in Dingen unterstützten würden, die von ihrem Weltbild abweichen.“ Vicky reichte Sarah wieder an Kathy zurück. „Aber egal, mir bleibt noch ein wenig Zeit, um zu überlegen, was ich nach Ablauf der Frist mache. Ich kann mir immer noch nicht vorstellen zu studieren. Aber ohne Geld … mal schauen. Ich muss los Kathy. Bestell Jace schöne Grüße und er soll dich ja weiter gut behandeln, sonst bekommt er es mit mir zu tun.“

Die jungen Frauen grinsten sich an. Beide wussten, dass weder Vicky ihrem Bruder, noch Jace seiner Schwester irgendetwas antun würde. Auch wenn sie so unterschiedlich waren, beide kamen sehr gut miteinander aus und liebten sich heiß und innig. Wobei nichts an die Liebe zwischen Jace und Kathy herankam. Die beiden hatten sich wirklich gesucht und gefunden.

Vicky verabschiedete sich von Kathy und stieg in ihren Flitzer ein. Ihr Mutter wurde die Hände über den Kopf zusammenschlagen, wenn sie wüsste, dass sie mit ihrer Aufmachung und ihrem Auto in das schlimmste Viertel von White Beach fuhr. Allerding wusste Vicky, dass ihr dort nichts passieren würde.

An sich war aber ihr ganzes Vorhaben sehr schwierig gewesen. Sie wollte die Kids trainieren. Zwar kämpften sie auf der Straße, aber sie wollte ihnen ein faires Miteinander beibringen. Dafür brauchte es erst einmal eine Trainingshalle, wo sie die Kinder hatte trainieren können. Egal, in welchem heruntergekommenen Laden sie vorgesprochen hatte, keiner hatte ihr für nachmittags in seiner Halle Platz anbieten wollen. Dabei zahlte sie natürlich dafür.

Als sie diese Hürde genommen hatte, galt es, die härteste Nuss zu knacken: die Straßenkinder.

Am Anfang war nur eine Handvoll erschienen. Gammelig, kaugummikauend und jedem Klischee entsprochen, hatten sie auf Vicky gewartet.

Als dann Vicky in ihrem teuren und engen Sportdress die Halle betreten hatte, waren alle sprachlos gewesen. Kids, wie auch die dort trainierenden harten Kerle.

Keiner von ihnen ahnte, dass Vicky in vielen Kampfsportarten ausgebildet und zusätzlich noch bei Jace in die Schule gegangen war. Hier hatte sie etliche Streetfightelemente und auch teilweise Boxen gelernt.

Die allererste Stunde war sie wirklich von allen belächelt worden, danach hatten einige von den Männern die Halle humpelnd verlassen. Seither war ihr Kurs stetig mit Kids gewachsen. Und mittlerweile war auch fast jedes Alter von 9 bis 17 Jahre vertreten.

Vicky hatte sich einen hohen Status erarbeitet und erkämpft und jeder dort von ihnen würde sie mit seinem Leben verteidigen.

Daher freute sie sich wie jeden Tag auf ihre Trainingseinheit. Sie parkte den Flitzer auf dem Hof und betrat die Halle über den Hintereingang. Barney, der Besitzer, hatte ihr relativ schnell einen Schlüssel für die Tür gegeben, damit sie nicht zig Blocks entfernt parken musste. Dabei ging sie sehr gerne durch das Viertel spazieren. Man kannte sie und respektierte sie. Oft brachte sie den kleinen Kindern etwas Süßes mit.

Sie hatte sich schon bei Kathy umgezogen. Auch wenn sie hier in der Umkleidekabine keiner anpacken würde, so ekelte sie sich immer noch vor diesen Räumen. Wie oft hatte sie Barney nun angeboten, dass sie die Renovierung dafür zahlen würde. Da hier kaum Frauen hinkamen – mittlerweile durch die Kinder aber doch – waren die Umkleidekabinen und Duschen bisher nur von Männern benutzt worden. Da Barney aber nicht so viel von putzen hielt, sah es entsprechend dort aus.

Vicky betrat die Halle und wurde – wie immer – mit einem lauten Hallo von allen begrüßt. Schon wieder war die Gruppe größer geworden und ein Strahlen ging über ihr Gesicht.

Vincent

Er wohnte noch nicht lange hier. Allerdings hoffte er, dass es auch nicht für lange sein würde. Sein Auftrag hatte ihn hierhergebracht, in das wohl schlimmste Viertel von White Beach. Dabei wohnte seine Zielperson ganz woanders. Warum man ihm diese Tarnung besorgt hatte, verstand er immer noch nicht.

Er bearbeitete mit schnellen Schlägen den Boxsack. Heute war er nicht wie üblich abends in der Trainingshalle, sondern schon nachmittags hingegangen. Er war so ruhelos gewesen und musste seine Energie unbedingt loswerden. Mittlerweile bereute er das allerdings, denn wenn er gewusst hätte, dass so viele Kinder hier sein würden, wäre er nicht gekommen. Der Lärm von ihnen ging ihm jetzt schon gehörig auf den Sack.

War er heute in einen Schulausflug geraten? Seine Laune wurde immer schlechter und als dann die Bande auch noch lauthals den Trainer begrüßte, hätte er am liebsten diesem Vik den Hals umgedreht.

Als er jedoch den Blick hob, um besagten Trainer anzuschauen, traf ihn fast der Schlag.

„Was macht denn Barbie hier?“, entfuhr es ihm gerade so laut, dass sein Trainingsnachbar ihn hören konnte.

Dieser hörte augenblicklich auf, auf seinen Sack einzuschlagen, und schaute daran vorbei.

„Du meinst Vicky?“

„Wenn das die Frau in dem knallengen, quietschgelben Anzug und den riesigen Brüsten ist, dann ja.“

„Pass auf, was du sagst. Du weißt nicht, wer das ist, oder?“

„Ne, woher denn? Ich bin noch nicht lange hier.“

„Das ist Victoria Gold. Ihre Eltern gehören zu einen der reichsten Bewohner in White Beach, was aber interessanter sein dürfte, sie ist die Schwester von Jace Gold.“

Vincent tat so, als ob ihm die Namen nichts sagten. Aber das taten sie sehr wohl. Gerade hatte er einen Sechser im Lotto mit Zusatzzahl. Das ließ er sich aber nicht anmerken.

„Keine Ahnung, wer die Golds oder wer Jace ist. Aber die Kleine sieht heiß aus.“

„Ich würde an deiner Stelle die Finger von ihr lassen. Alle Männer hier im Laden würden sicher gerne zwischen ihren Beinen liegen. Aber keiner würde sie je anrühren. Der Name Gold schreckt ab. Aber nicht nur das. Die Kleine hat Haare auf den Zähnen. Die hat hier schon einige flachgelegt. Und damit meine ich nicht ficken.“ Fin lachte über seinen eigenen Witz.

„Aha. Und du würdest auch gerne mal zwischen ihren Beinen liegen?“, provozierte ihn Vincent.

„Nope. Dann doch lieber vor Jace knien.“

„Du bist schwul?“

„Hast du ein Problem damit?“

„Nope, solange du mich nicht anbaggerst, ist alles in bester Ordnung.“

„Keine Sorge, du bist nicht mein Typ.“

Vincent zog eine Augenbraue hoch. Da hatte er ja Glück gehabt, dass Fin nicht auf ihn stand.

„Aber auch so rate ich dir, die Finger von ihr zu lassen. Sie ist wirklich anständig. Was sie mit den Kids hier auf die Beine gestellt hat, hätte keiner für möglich gehalten. Barney hat sie nun auch fast so weit, dass endlich die Umkleiden renoviert werden. Aber der frisst ihr sowieso aus der Hand – wie fast alle hier.“

„Scheint ja wirklich eine kleine Samariterin zu sein, die liebe Ms. Gold.“

Vincent widmete sich wieder seinem Sandsack und ließ eine schnelle Abfolge von Schlägen darauf prasseln. Unauffällig behielt er Vicky allerdings dabei im Auge.

Vicky

Wie immer, ließ Vicky die Kids durch die Halle laufen und sich warm machen. Sie beobachtete jeden von ihnen. Die meisten kannte sie und wusste, wen sie besonders im Auge behalten musste. Wer gerne auch mal ein wenig stänkerte, wenn er meinte, nicht beobachtet zu werden.

Dabei fiel ihr Blick auf einen Mann, den sie hier noch nie gesehen hatte. Die Männer, die sonst nachmittags hier waren, kannte sie mittlerweile alle. In einer schnellen Abfolge schlug er auf seinen Sandsack ein. Seine Muskeln arbeiteten unter der Haut und sie hatte noch nie erlebt, dass der Anblick eines halbnackten Mannes sie so aus der Bahn warf.

Seine Schläge waren geschmeidig und sein Körper durchtrainiert. Jeder Schlag war präzise und Vicky erkannte sofort, dass sie keinem Amateur zusah. Das hier war ein Profi. Obwohl er weiter weg war, konnte sie den Schweißfilm auf seiner Haut erkennen. Er trainierte heute schon länger, denn die Sehnen und Muskeln traten stark hervor.

Zwischen ihren Beinen fing es an zu kribbeln, und sie musste sich zusammenreißen, dass sie diese nicht aneinander rieb. Verdammt, machte der Typ sie heiß.

Lautes Brüllen und Tumult ließen Vicky zusammenzucken. Wie konnte sie sich nur so gehen lassen? Schnell sprintete sie zur gegenüberliegenden Seite der Halle, wo sich eine große Traube von Kids gebildet hatte.

Sofort wurde ihr ein Gang zu den zwei Streithähnen gebildet. Unten lag Steve, ein aufbrausender aber herzensguter 14-jähriger Junge. Auf ihm saß ein neuer Junge, der übersät war mit Tätowierungen. Wobei sie sich nie von Äußerlichkeiten täuschen ließ. Einige der Kinder waren teilweise am ganzen Körper tätowiert, waren aber im Umgang total nett, wenn man sie erst einmal kannte.

Der neue Junge drosch auf Steve ein, der keine Chance gegen den größeren und schwereren Jungen hatte.

„Sofort aufhören“, brüllte Vicky.

Der Junge dachte gar nicht daran. Vicky trat ganz nah heran und brüllte noch einmal: „Ich. Sagte. Aufhören!“

Der Junge ließ von Steve ab und fixierte sie mit zusammengekniffenen Augen. „Du Schlampe hast mir gar nichts zu sagen.“

Sie kannte die meist derbe Ausdrucksweise der Kids und störte sich normalerweise nicht daran. Allerdings gingen Beleidigungen bei ihr gar nicht.

„Du hast eine Chance, dich zu entschuldigen. Bei Steve und bei mir.“

Höhnisch lachte der Junge auf. „Was sonst?“

„Sonst muss ich dir leider die Regeln ein wenig deutlicher zeigen.“

„Du Hure hast mir gar nichts zu sagen. Und an Regeln …“

Bevor er nur fertig sprechen konnte, hatte ihn Vicky am Kragen gepackt und von Steve hochgezerrt. In einer schnellen Bewegung fasste sie seinen Arm, drehte ihn herum, ließ ihn über ihr angewinkeltes Bein fallen.

Das alles passierte blitzschnell. Nun lag der Junge mit dem Gesicht nach unten auf dem Boden und Vicky fixierte ihn mit nur einer kleinen Bewegung dort unten.

„Jetzt ganz langsam für dich. Es gibt hier keine Schlägereien, keine Beleidigungen. Es wird nach Regeln gekämpft. Wir vergreifen uns nicht an Kleineren oder Schwächeren, außer sie fühlen sich bereit, gegen dich anzutreten. Wir behandeln uns mit Respekt. Dazu gehört auch, dass man sich entschuldigt, wenn man Mist gebaut hat.“ Vicky hatte mit lauter aber ruhiger Stimme gesprochen.

In der Halle war es still geworden. Sogar die Männer hatten aufgehört zu trainieren und folgten der Szene. Es war nichts Neues, das Vicky sich immer wieder durchsetzen und Respekt verschaffen musste, aber noch nie hatte sie so extrem handgreiflich werden müssen.

„Es ist nämlich äußerst demütigend, unten zu liegen und sich nicht wehren zu können. Das siehst du doch hoffentlich ein. Haben wir uns verstanden?“ Noch immer hielt Vicky den Jungen am Boden.

„Leck mich, du Schlampe“, grummelte dieser allerdings.

„Tut mir leid, aber ich halte mich an das Gesetz und werde mich ganz sicher nicht an Minderjährigen vergehen.“

Leises Kichern war aus der Menge zu hören.

„Wollen wir nun hier die ganze Stunde so bleiben? Ich meine, mich stört das nicht, ich sitze relativ gemütlich.“ Vickys Stimme war sanft geworden. Kein Spott oder Hohn war zu hören.

Sie bemerkte den inneren Kampf, den der Junge gerade ausfocht. Sie hatte ihn immerhin vor der gesammelten Mannschaft gedemütigt. Aber manchmal musste man den unschönen Weg gehen, um etwas zu erreichen.

„Ich habe verstanden. Entschuldigung“, kam es da ganz plötzlich von dem Jungen. Vicky war sich allerdings nicht ganz sicher, ob er es ehrlich meinte. Aber da er sich entschuldigt hatte, ließ sie ihn sofort los und stand von ihm auf.

„Gut, dann wollen wir mal weiter …“

„Ich bring dich um“, brüllte es da hinter ihr und sie wirbelte blitzschnell herum. Doch sie kam gar nicht dazu, sich wehren zu müssen.

Wie der Fremde so schnell zu ihnen gekommen war, wusste Vicky nicht. Wahrscheinlich hatte er sich schon vorher genähert. Dieser hatte sich den Jungen gepackt und in den Schwitzkasten genommen.

„Du hast gehört, was die Lady gesagt hat“, knurrte er.

Vicky sah kurz zu dem Fremden und wandte dann dem Jungen ihre ganze Aufmerksamkeit zu. „Wenn du mit den Regeln hier nicht zurechtkommst und du auch keinen Bock drauf hast, solltest du besser gehen. Störenfriede haben hier nichts verloren.“

Der Junge spuckte ihr als Antwort vor die Füße.

„Gut, wenn das deine Antwort ist …“

Vicky sah nun den Fremden wieder an.

Er nickte ihr zu. „Komm mit, ich begleite dich mal nach draußen.“ Dann führte er den Jungen davon.

Vicky drehte sich zu ihrer Gruppe um.

---ENDE DER LESEPROBE---