Die Kerzenzieherin 5 - Caren Benedikt - E-Book

Die Kerzenzieherin 5 E-Book

Caren Benedikt

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Beschreibung

Eine mutige Novizin und eine dunkle Verschwörung. - Teil 5 des sechsteiligen Serials »Die Kerzenzieherin« Hattingen, 1225: Das Leben der Novizin Ellin gerät völlig aus den Fugen, als sie zufällig ein Gespräch zwischen zwei Männern belauscht, die eine Verschwörung gegen den Erzbischof von Köln planen. Ellin muss fliehen: Sie legt ihr Novizinnengewand ab und schafft es, sich in Bremen als Kerzenzieherin ein neues Leben aufzubauen. Doch schon bald holt sie ihre Vergangenheit wieder ein, und Ellin begreift, dass ihr Wissen sehr gefährlich und der Alptraum noch lange nicht vorbei ist.

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Caren Benedikt

Die Kerzenzieherin

RomanSerial Teil 5

Knaur e-books

Über dieses Buch

Hattingen, November 1225

Inhaltsübersicht

25. Kapitel26. Kapitel27. Kapitel28. Kapitel29. Kapitel30. Kapitel
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25. Kapitel

Aber was sollen wir denn jetzt nur tun?« Ellin saß zusammengesunken auf dem Stuhl in Apollonias Stube und schlug sich die Hände vors Gesicht.

»Hättet ihr nicht gar so gute Geschäfte gemacht, wäre das wahrscheinlich nicht geschehen. Doch so habt ihr Neid und Missgunst geweckt. Es ist alles meine Schuld«, sagte Apollonia.

»Ach was, das ist doch Unsinn!«, erwiderte Berblin. »Hättest du nicht eingegriffen, hätten wir noch hundert Jahre dort stehen können, ohne auch nur eine einzige Kerze zu verkaufen. Dank dir konnten wir jedoch unsere Waren zweimal komplett ausverkaufen. Dumm nur, dass es dabei bleiben wird.«

»Aber gibt es diese Regelung denn wirklich?« Ellin sah die beiden an. Schon die ganze Zeit über war ihr durch den Kopf gegangen, ob es überhaupt stimmen konnte, dass Frauen nur dann auf dem Markt Waren vertreiben durften, wenn sie dies im Auftrag eines Mannes taten.

»Ja, leider«, gab Apollonia zu. »Frauen sind dumm, weißt du. Sie können nicht begreifen, wie man Geschäfte macht, keine Münzen zählen und sind auch sonst zu nichts nutze.«

»Außer dass die Kerle sie bespringen können, wenn ihnen danach ist«, ereiferte sich Berblin.

Ellin zuckte zusammen.

»Entschuldige, Liebes.« Berblin beugte sich begütigend zu ihr hinüber. »Ich bin nur so wütend. Nun, da wir endlich genug Geld haben, um uns etwas aufzubauen, dürfen wir keinen Handel mehr treiben. Was machen wir jetzt nur?«

»Wir brauchen einen Mann«, sagte Apollonia.

»Ich will keinen haben, der mir sagt, was ich zu tun und zu lassen habe«, wehrte Berblin ab.

Ellin schüttelte schweigend den Kopf.

»Auch wieder wahr«, gestand Apollonia ein. »Abgesehen davon, würde euch das jetzt auch nichts mehr nützen. In Hamburg wird man euch nicht mehr in Ruhe lassen.«

»Wie meinst du das?« Ellin sah sie erschrocken an.

»Ich lebe schon mein Leben lang in dieser Stadt. Ihr habt euch unbeliebt gemacht, und das wird man euch spüren lassen.«

»Aber wie soll es denn dann weitergehen?«

»Uns wird wohl nichts anderes übrigbleiben, als weiterzuziehen und uns etwas einfallen zu lassen, damit uns anderswo nicht das Gleiche passiert.«

»Ich habe befürchtet, dass es so kommt«, sagte Apollonia traurig. »Doch Berblin hat recht. Ihr müsst gehen. Womöglich könnt ihr in ein paar Jahren wiederkommen, wenn Gras über die ganze Sache gewachsen ist.«

»Aber ich will nicht weg von hier.« Ellin war den Tränen nahe. »Gerade schien alles gut zu werden.« Sie griff nach Berblins Hand. »Bitte sag, dass wir bleiben können. Du lässt dir etwas einfallen, nicht wahr?«

Langsam schüttelte Berblin den Kopf. »Nein, meine Kleine. Diesmal nicht.«

»Aber ich will nicht mehr davonlaufen.« Es klang verzweifelt. »Hier in Hamburg hatte ich das Gefühl, endlich angekommen zu sein. Ich will nicht mehr fliehen.«

»Fliehen?« Apollonia sah sie überrascht an.

Ellin warf Berblin einen fragenden Blick zu, den diese mit einem Nicken erwiderte.

»Ja, ich bin auf der Flucht«, begann Ellin zögerlich. »Vielleicht sollten wir zusammen etwas essen und einen Becher Wein trinken. Es ist eine längere Geschichte.«

»Aber ja.« Apollonia stand auf, holte drei Becher, einen Krug Wein samt Käse und Brot und setzte sich wieder an den Tisch. Es dauerte einen Augenblick, bis Ellin ihre Geschichte zu erzählen begann. Stockend zunächst, dann aber immer flüssiger, berichtete sie, was ihr widerfahren war, ohne dabei auch nur das geringste Detail zu vergessen.

 

Sie brachen am nächsten Tag in aller Frühe auf. Apollonia überließ ihnen den Handkarren, damit sie ihre Sachen bequemer mit sich führen konnten. Ellin fühlte sich matt und krank, als sie ihre Kessel auflud, Berblin und Apollonia ging es nicht anders. So kurz sie einander auch nur kannten, waren der Tuchhändlerwitwe die beiden Frauen doch ans Herz gewachsen. Sie nun wieder gehen zu lassen und womöglich nie wiederzusehen versetzte ihr einen Stich.

»Und du bist sicher, dass du uns nicht begleiten willst?« Berblins Stimme hatte einen beschwörenden Klang angenommen.

Apollonia schüttelte den Kopf. »Ich weiß, ich bin alleinstehend, und es gibt niemanden, der mich hier hält. Doch gerade erst habe ich durch euch den Weg ins Leben zurückgefunden. Deshalb möchte ich bleiben und sehen, was der Herrgott noch für mich bereithält.«

Berblin sah enttäuscht zu Boden.

»Und wenn ich’s mir anders überlegen sollte, kann ich euch immer noch folgen. Ihr werdet doch sicher eine Weile in Lübeck bleiben, nicht wahr?«

»Wenn uns nicht wieder etwas dazwischenkommt.« Ellin seufzte schwer. »Noch vor ein paar Tagen dachte ich, Hamburg nie mehr verlassen zu müssen. Doch nun ist der Karren beladen, und wir sind bereit zum Aufbruch.«

»Du darfst nicht verzagen«, versuchte Berblin ihr Mut zuzusprechen. »Der Herr wird schon wissen, warum er uns weiterschickt.«

Ellin erwiderte nichts, sondern ging auf Apollonia zu und umarmte sie fest.

»Ich weiß, wir kennen uns noch nicht lange. Doch habe ich dich in der kurzen Zeit so liebgewonnen, dass ich dich schon jetzt vermisse. Wenn du dich also eines Tages doch dazu entscheiden solltest, Hamburg den Rücken zu kehren, oder auch nur für eine Weile in eine andere Stadt reisen willst, dann bitte, komm zu uns.«

Apollonia schluckte schwer. »Das werde ich. Ich verspreche es.«

Ellin löste sich von ihr und sah, wie auch Berblin Apollonia zum Abschied drückte, sich dann ruckartig umdrehte und die Stange des zweirädrigen Handkarrens aufnahm. »Komm. Wir haben einen weiten Weg vor uns.«

Ellin fasste die andere Seite des Quergriffs, warf Apollonia noch einen letzten Blick zu und sagte leise vor sich hin: »Lebe wohl.« Dann gingen sie los.

Immer wieder drehten sie sich um und winkten Apollonia, die in der Tür stehen geblieben war und ihnen traurig nachsah. Ellin liefen die Tränen über die Wangen. Ein letztes Mal sah sie zurück und hob die Hand, bevor sie um die Ecke bogen. Apollonia schluchzte leise und stand noch immer in der Tür, als die Freundinnen schon längst nicht mehr zu sehen waren.

 

In den ersten Stunden sprachen sie kaum ein Wort miteinander. Keiner von ihnen war danach, die andere aufzumuntern. Beide hingen sie ihren Gedanken nach und betrauerten den Verlust Apollonias und ihres gerade erst neu gewonnenen Heims. Es war merklich milder geworden, dennoch war der Boden noch immer gefroren und hart wie Stein. In regelmäßigen Abständen tauschten sie die Plätze, damit sie ihre Arme gleichermaßen belasteten. Obwohl Berblin schon seit Ewigkeiten nicht mehr in der Gegend gewesen war, meinte sie, sich an die eine oder andere Landmarke erinnern zu können. Oft war sie sich nicht sicher, dann wieder konnte sie sehr genau sagen, welches Dorf sie als nächstes erreichen würden, und wo es eine Möglichkeit gab, in einer Schenke Rast zu machen. Ellin stimmte widerspruchslos zu. Ihr war, als hätte sie all ihre Lebenskraft in Hamburg zurückgelassen.

»Mir kommt das alles sinnlos vor«, sagte Ellin nach stundenlangem Schweigen.

»Was?«

»Einfach alles. Dass wir hier langgehen, unsere Habseligkeiten in die nächste Stadt schleppen, dort wieder von vorne anfangen wollen. Ich bin dessen so müde.«

»So darfst du nicht denken.«

Ellin blieb abrupt stehen. Fast wäre Berblin die Karrenstange aus der Hand gerutscht. »Was ist?«

»Du denkst insgeheim doch genauso wie ich, ich weiß es. Du sagst nur die ganze Zeit, dass alles Gottes Wille ist, dass er uns prüfen will und wir unser eigentliches Heim noch finden werden. Doch du zweifelst ebenso wie ich. Ich kann es spüren.«

Berblin wurde zornig. »Ach ja? Das spürst du also? Schön, dann will ich dir jetzt etwas sagen.« Sie legte die Karrenstange ab und machte einen Schritt auf Ellin zu. »Ja, ich bin müde. Und ja, ich zweifle, weil ich nicht weiß, was noch alles auf uns zukommen wird, bis wir unseren Frieden finden. Doch eines weiß ich ganz genau Hier groß herumzujammern und in Selbstmitleid zu ertrinken bringt uns nicht weiter. Und der Herr sieht mit Abscheu auf dieses kriecherische Dasein. Du sagst, du seist es leid? Ja, das glaube ich dir gern. Auch dass du den Herrn nach dem ›Warum‹ fragst. Doch gleichzeitig habe ich eine Frage an dich. Wann hast du dem Herrn zuletzt gedankt? Wann hast du das Wort an ihn gerichtet und bist auf die Knie gefallen, weil er dir den Einfall, das Geschick und die Hände geschenkt hat, so wunderbare Kerzen herzustellen? Wann bist du auf den Knien gerutscht, um ihm dafür zu danken, dass du auch in höchster Verzweiflung immer wieder Menschen gefunden hast, die dir geholfen haben und an deiner Seite waren, ganz gleich, was sie selbst deshalb zu erdulden hatten. Wann hast du …« Sie brach ab, als sie sah, dass Ellin den Kopf senkte und bitterlich zu weinen begonnen hatte.

»Verzeih! Ich wollte nicht grob sein.«

Berblin schloss Ellin in die Arme und wartete, bis sie sich wieder etwas beruhigt hatte.

»Bitte entschuldige! Ich war undankbar!«, meinte diese schließlich und wischte sich die Tränen von den Wangen.

»Ist schon gut.«

»Nein, ist es nicht, denn du hast ja recht! Ich jammere und klage die ganze Zeit. Du hast alles für mich aufgegeben, und was mache ich? Ich fühle mich bestraft, weil ich geglaubt habe, dass Hamburg die Stadt wäre, in der ich zukünftig leben werde. In der wir zukünftig leben«, korrigierte sie sich. »Ich habe mich gehenlassen, doch das wird nicht noch einmal geschehen.«

Berblin machte eine abschwächende Geste. »So schlimm ist es nun auch wieder nicht. Aber hadere nicht mit allem und jedem, sondern versuche stets, das Beste aus deiner Lage zu machen. Ich weiß nicht, woher diese Gewissheit herrührt, doch ich bin der festen Überzeugung, dass der Herr genau das von uns erwartet.«

»Ja«, bekräftigte Ellin und hob den Kopf. In ihren Augen war ein Funkeln zu sehen. »Ab jetzt werde ich stets das Beste aus allem machen. Ich werde weder ängstlich noch zaghaft sein, sondern mutig angehen, was auch immer das Leben für mich bereithält.«

Berblin kniff ihr zärtlich in die Wange. »So will ich dich haben, meine Kleine.« Sie ging zum Karren zurück und wartete, bis auch Ellin wieder ihre Hand am Griff hatte. »Und jetzt auf nach Lübeck!«, rief Berblin. »Oder besser gesagt, erst einmal bis zur nächsten Schenke. Auch mutige Frauen müssen schließlich etwas zu essen bekommen.«

Ellin lachte gelöst auf, und bis sie das nächste Dorf und damit auch eine Schenke erreichten, plauderten die Frauen zwanglos miteinander. Die Stunden vergingen. Doch es kam ihnen nicht so vor. Seit ihrem kleinen Streit gingen sie herzlicher denn je miteinander um. Und als sie schließlich die nächste Wirtschaft erreichten, befanden sie sich bereits wieder in so heiterer Aufbruchsstimmung, als hätte es den Rückschlag in Hamburg nie gegeben.

Sie grüßten den Wirt und blickten sich im Gastraum um. Außer ihnen war nur ein einziger Mann im Raum, der am hintersten Tisch saß, seinen Krug zwischen den Händen drehte und tief in Gedanken versunken zu sein schien. Er sah nicht einmal auf, als Berblin mit dem Wirt sprach.

»Wir brauchen Essen, Trinken und eine Kammer für die Nacht. Außerdem haben wir einen Handkarren, den wir sicher unterstellen müssen.«

»Essen und Trinken habe ich, und den Handkarren könnt Ihr hereinholen und dort hinten in die Ecke schieben.« Der Wirt deutete mit ausgestrecktem Arm in einen Winkel der Schenke, wo weder Tische noch Bänke standen. »Aber eine Kammer hab ich nicht für Euch.«

»Ihr habt keine Kammer? Aber das ist doch eine Schenke.«

»Schon, aber ich habe nur noch einen Schlafraum, seitdem der zweite durch die Unaufmerksamkeit eines Gastes, der eine Kerze umgestoßen hat, vollständig ausgebrannt ist. Das Dach der Kammer konnte ich zwar mehr schlecht als recht wieder flicken, doch schlafen kann man dort nicht. Und die verbleibende Kammer habe ich schon dem Gast dahinten gegeben.« Wieder deutete er mit dem Arm, diesmal auf den Mann, der immer noch vollkommen in sich versunken in der Ecke saß.

»Aber wir brauchen eine Bleibe für die Nacht. Habt Ihr vielleicht einen Stall hinter dem Haus?«

»Ja, aber da stehen ein Pferd und ein Ochse drin. Und die haben schon nicht genug Platz. Ich kann Euch also nicht empfehlen, bei ihnen Euer Lager aufzuschlagen. Noch bevor Ihr eingeschlafen seid, haben Euch die Viecher totgetrampelt.«

Berblin warf Ellin einen ratlosen Blick zu.

»Ihr könnt allenthalben meinen Gast fragen, ob er sich die Kammer vielleicht mit Euch teilt?«

Berblin stemmte die Hände in die Hüften. »Ihr habt wohl zu viel von der Tollkirsche genascht!«

»Was habe ich?«

Sie machte eine wegwerfende Handbewegung. »Ach, vergesst es.«

»Und wenn wir weitergehen und versuchen, noch vor Einbruch der Dunkelheit das nächste Dorf zu erreichen?«, schlug Ellin vor.

»Das würde ich mir aus dem Kopf schlagen, wenn ich an Eurer Stelle wäre. Da kommt Ihr nicht mehr rechtzeitig an, und was die Kerle, denen Ihr auf dem Weg dorthin begegnen könntet, mit Euch anstellen, möchte ich mir lieber nicht vorstellen.«

In diesem Augenblick trat die Wirtin aus einem der hinteren Räume in die Schenke. Berblin atmete erleichtert auf. Vielleicht könnte sie ihnen helfen.

»Gute Frau«, begann sie.

Die Wirtin kam näher. »Ja?«

»Wir brauchen eine Kammer für die Nacht, doch Euer Gatte hier sagt, dass Ihr nichts mehr frei habt.«

»Wenn mein Gatte das sagt, dann wird es so sein.« Sie wandte sich ihrem Mann zu. »Was für einen Gast haben wir denn?«

Er machte eine Kopfbewegung. »Den dort hinten. Er hat schon bezahlt.«

»Ja, dann kann ich leider auch nichts machen«, sagte die Wirtin bedauernd.

»Aber gibt es denn nicht noch irgendeine andere Möglichkeit?« Ellin klang verzweifelt.

In diesem Moment erhob sich der Gast und kam zu ihnen herüber.

»Entschuldigt, doch Eure Unterhaltung war nicht zu überhören.« Er deutete eine Verbeugung an. »Aber kennen wir uns nicht?«

Ellin schluckte schwer. Woher wollte er sie kennen? War er etwa einer von Graf Friedrichs Männern und womöglich auf der Suche nach ihr, um sie zu ermorden? Reich genug sah er aus, um sich im engeren Kreise des Grafen zu bewegen. Ihr Herz schlug schneller. Dann aber erinnerte sie sich plötzlich an ihn.

»Es stimmt, wir haben uns schon gesehen. Ich weiß nur nicht mehr, wo.«

Berblin sah zwischen den beiden hin und her, bereit, der Freundin zur Seite zu springen, sollte es notwendig sein.

»Jetzt weiß ich’s wieder«, brach es plötzlich aus dem Mann heraus. »Es war in Hamburg. Wir waren während der Fahrt über die Elbe im gleichen Boot.«

»Ja, richtig. Ihr habt dem Schiffer gleich das Geld für die nächste Überfahrt gegeben.«

»Sonst hätte er wohl nie mehr zu jammern aufgehört«, schmunzelte der Fremde. Er streckte Ellin die Hand entgegen. »Mein Name ist Rafael Wiidmark. Ich bin Gewürzhändler.«

»Ich bin Ellin, und meine Freundin hier heißt Berblin. Wir sind Kerzenzieherinnen.«

»Eigentlich ist nur sie Kerzenzieherin«, stellte Berblin richtig. »Ich halte es eher mit Kräutertinkturen.«

»Es freut mich, Euch hier wiederzubegegnen.« Er warf einen kurzen Blick auf den Wirt. »Doch der Grund, warum ich Euch überhaupt ansprach, ist wie gesagt der, dass Eure Unterhaltung nicht zu überhören war. Ich habe meine Sachen schon nach oben in die Kammer gebracht. Sie ist groß genug für drei Personen. Es steht sogar eine Bettstatt darin, die ich Euch gerne überlasse. Mir reichen ein paar Decken auf dem Boden.«

»Aber das geht doch nicht«, brachte Ellin verlegen hervor.