Die Kerzenzieherin 6 - Caren Benedikt - E-Book

Die Kerzenzieherin 6 E-Book

Caren Benedikt

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Beschreibung

Eine mutige Novizin und eine dunkle Verschwörung. - Der letzte Teil des sechsteiligen Serials »Die Kerzenzieherin« Hattingen, 1225: Das Leben der Novizin Ellin gerät völlig aus den Fugen, als sie zufällig ein Gespräch zwischen zwei Männern belauscht, die eine Verschwörung gegen den Erzbischof von Köln planen. Ellin muss fliehen: Sie legt ihr Novizinnengewand ab und schafft es, sich in Bremen als Kerzenzieherin ein neues Leben aufzubauen. Doch schon bald holt sie ihre Vergangenheit wieder ein, und Ellin begreift, dass ihr Wissen sehr gefährlich und der Alptraum noch lange nicht vorbei ist.

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Caren Benedikt

Die Kerzenzieherin

RomanSerial Teil 6

Knaur e-books

Über dieses Buch

Hattingen, November 1225

Inhaltsübersicht

31. Kapitel32. Kapitel33. Kapitel34. Kapitel35. Kapitel36. KapitelZum historischen HintergrundQuellenverzeichnisDanksagung
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31. Kapitel

Habt ihr alles vorbereitet?«

»In jedem Winkel haben wir nachgesehen und überall unsere Männer postiert. Wenn sie außer ihrer Freundin jemanden mitbringen sollte, werden wir es schnell genug erfahren.«

»Gut. Doch ich denke, dass dieses Weib tatsächlich dumm genug ist, allein zu kommen.« Er grinste schief. »Sobald der Austausch stattgefunden hat, zerrt ihr sie in eine ruhige Gasse und schlagt ihr den Kopf ab. Danach brechen wir auf.« Er nahm einen tiefen Schluck aus seinem Becher. »Aber passt auf, dass euch das Beil dabei nicht versehentlich abrutscht, ihr Gesicht muss gänzlich unversehrt bleiben, so dass man sie noch einwandfrei erkennen kann. Falls nicht, werden wir die versprochene Belohnung nicht kassieren können.«

»Ich werde es selbst erledigen.«

»Gut. Dann nehmt jetzt das Mädchen und macht euch auf den Weg. Und wenn doch einer der Männer oder gar die Büttel auftauchen sollten, schneidet ihr dem Kind die Kehle durch. Sie sollen wissen, dass wir keine leeren Drohungen aussprechen.«

»Wird gemacht«, sagte der andere und verließ die Kammer.

 

Berblin fror erbärmlich. Die Zeit, die sie nun schon neben dem Brunnen standen, kam ihr wie eine Ewigkeit vor. Die Kälte der letzten Tage war einem feuchten Matschwetter gewichen, doch glaubte sie, noch nie so sehr gefroren zu haben wie heute. Sie fühlte sich ohnmächtig vor Angst, und jeden Augenblick, den sie weiter ausharren musste, empfand sie als nicht enden wollende Folter.

»Berblin?«

»Ja.«

»Sobald du Isabella hast, verschwindest du mit ihr, so schnell du nur kannst. Dreh dich nicht um und lass auch nicht zu, dass sie den Blick zurückwendet. Versprich mir das.«

»Weshalb?« Berblins Stimme war ein einziges Krächzen.

»Ich weiß nicht, ob sie mich gleich an Ort und Stelle töten werden. Sollten sie es aber tun, will ich auf keinen Fall, dass Isabella es mit ansehen muss und diese Bilder für den Rest ihres Leben nicht mehr aus dem Kopf bekommt.«

»Du denkst also nicht, dass sie dich nur so lange gefangen halten wollen, bis der Prozess gegen Graf Friedrich vorbei ist?«

Ellin atmete tief ein und wieder aus. Sie wirkte so gefasst, dass ihre Ruhe Berblin fast noch mehr Angst machte als das, was ihnen gleich bevorstand.

»Nein«, sagte Ellin entschieden. »Sie haben keinen Grund, mich am Leben zu lassen. Solange ich lebe, stelle ich eine Gefahr für den Grafen dar.« Sie straffte ihre Schultern. »Da kommen sie.«

Berblin drehte sich sofort in die Richtung, in die ihre Freundin deutete. Tatsächlich waren am anderen Ende des Platzes nun schemenhaft zwei Männer und ein Kind auszumachen, das nur widerwillig neben ihnen herging.

»Ellin!«, hallte Isabellas Stimme über den Marktplatz.

Ellin rannte ihr ein paar Schritte entgegen. Abrupt blieben die Männer mit dem Mädchen stehen. »Halt! Keinen Schritt weiter!«, rief da einer von ihnen und sah sich misstrauisch nach allen Richtungen hin um.

Sofort machte Ellin ebenfalls halt. »Was ist? Wir sollten allein kommen, nur wir Frauen. Und hier sind wir. Also, lasst das Kind los.«

Er hätte die Situation und seine Macht gern noch etwas länger ausgekostet, doch er hatte die ausdrückliche Anweisung erhalten, keine Zeit zu verlieren. »Du gehst langsam Schritt für Schritt auf uns zu, und ich gebe das Kind frei.«

Ellin nickte. »Isabella! Ich werde jetzt auf euch zukommen. Wenn ich einen Schritt mache, machst du ebenfalls einen. Dabei gehst du immer auf Berblin zu. Hast du verstanden?«

Die Kleine nickte. »Aber ich möchte lieber zu dir«, protestierte das Kind mit weinerlicher Stimme.

»Isabella. Bitte tu, was ich dir sage, und geh zu Berblin. Und los. Ich mache jetzt den ersten Schritt.«

Ellin setzte ihren rechten Fuß nach vorn, worauf Isabella es ihr gleichtat. Kurz sah sie noch einmal zu den Männern auf, die sie hergebracht hatten, und machte zwei weitere, langsame Schritte. Dann rannte sie los.

»He, du kleiner Teufel. Wirst du wohl …« Doch als der Mann sah, dass Isabella zu Ellin gerannt war und deren Beine umklammerte, verstummte er. Die Novizin machte keine Anstalten zu fliehen. Vielmehr hatte sie sich zu dem Kind hinabgebeugt und hielt es nun in ihren Armen.

»Scht«, machte Ellin, um die Kleine zu beruhigen, die nun zu schluchzen begann. »Es wird ja alles gut, mein Schatz.« Einen Moment lang zählte ihr eigenes Schicksal nicht mehr, und Ellin küsste zärtlich Isabellas Tränen fort.

»Bitte, geh nicht«, bettelte Isabella. »Die Männer da sind überhaupt nicht nett. Komm mit zu uns nach Hause.«

Ellin drückte das Kind noch etwas fester an sich. »Bitte, glaub mir, Kleines, ich würde nichts lieber tun als das. Doch es geht nicht.«

»Aber warum denn nicht?« Isabella heulte laut auf.

»Das reicht jetzt!«, schnauzte da auf einmal der Mann neben ihr.

Ellin hatte nicht bemerkt, dass sowohl die beiden Männer als auch Berblin an sie herangetreten waren.

»Komm, Isabella.« Berblin griff nach dem Arm des Mädchens und versuchte, es vorsichtig von Ellin fortzuziehen. »Nein!«, schrie Isabella. »Ich will nicht! Lass mich! Lass mich los!« Sie drehte sich hin und her, um sich Berblin zu entwinden.

»Verdammtes Balg, lass endlich los!«, schimpfte da einer der Männer und wollte schon zuschlagen, als Ellin sich schützend vor Isabella stellte.

»Bitte, nicht. Sie geht ja schon. Bitte, Liebes, du musst jetzt tun, was ich dir sage.«

»Aber ich will nicht gehen.« Der Trotz, der zuvor in Isabellas Stimme gelegen hatte, war nun einem sonoren Wimmern gewichen. »Ich möchte bei dir bleiben. Warum kann ich denn nicht bei dir bleiben?«

»Wenn ich mir unter allen Kindern der Welt eines hätte aussuchen dürfen, dann wäre meine Wahl auf dich gefallen.« Mit diesen Worten löste Ellin Isabellas Arme von ihren Beinen, beugte sich aber noch einmal zu ihr hinunter. »Ich wünschte, du wärst meine Tochter. Vergiss niemals, dass du immer in meinem Herzen bist.«

Isabella schluchzte laut auf, als sie Ellins Tränen sah. »Und ich wünschte«, brachte das Kind glucksend hervor, »dass du meine Mutter wärst.«

»Jetzt reicht’s aber endgültig.« Einer der beiden Männer packte Ellin bei den Haaren und riss sie grob nach oben. Isabella kreischte auf und trat dem Mann gegen das Bein. Schnell griff sich Berblin das Kind, warf Ellin einen letzten, verzweifelten Blick zu und lief dann, so schnell sie konnte, zum Wiidmarkschen Haus.

 

Ellin stolperte mehr, als dass sie ging. Über die Begegnung mit Isabella war es langsam hell geworden. Die Stadt erwachte nach und nach, und den Männern mit Ellin in ihrer Mitte kamen erste Leute entgegen, als sie den Marktplatz überquerten.

»Weshalb sind denn die Leute heute schon so früh auf den Beinen?«, wollte der eine wissen.

»Hier findet heute ein Prozess statt, soviel ich weiß«, erklärte ihm der andere. »Sie strömen so zeitig zum Rathaus, um dort noch einen Platz zu bekommen.«

»Verdammt noch mal. Ausgerechnet. Sonst sind um diese Zeit doch noch nie so viele Leute unterwegs gewesen. Jetzt riskieren wir am Ende noch, dass sie sich an uns erinnern und uns beschreiben können, wenn sie den Rumpf von der hier in einer der Gassen finden.«

Seine Worte hallten in Ellins Kopf nach. Bis vor wenigen Lidschlägen war Isabella das Einzige gewesen, an das sie hatte denken können. Doch das Wort Rumpf hatte sie aufgeschreckt. Schon hatte sie das schreckliche Bild vor Augen, wie die beiden trunkenen Männer sich gegenseitig ihren abgetrennten Kopf zuwarfen und über den entsetzten Ausdruck lachten, den ihr Gesicht im Moment des Todes angenommen hatte. Das erste Mal, seit sie mit den Männern gegangen war, sah sie auf. Könnte sie womöglich jemanden auf sich aufmerksam machen? Zwei Männer und eine Frau kamen ihnen entgegen, die sich angeregt miteinander unterhielten. Abrupt blieb Ellin stehen.

»Mach ja keinen Unsinn, sonst sind die drei gleich ebenso tot wie du. Kannst du das mit deinem Gewissen vereinbaren?«

Ellin senkte den Kopf, da sprach sie einer der Männer, die ihnen entgegenkamen, auch schon an. »Na, geht Ihr nicht in die falsche Richtung? Zum Rathaus geht es da entlang.«

»Wir wollen nicht zum Rathaus und jetzt lasst uns«, gab der Mann, der Ellins rechten Arm umklammert hielt, unwirsch zurück.

»Ja, wie redet Ihr denn mit uns?«, empörte sich die Frau. »Dabei hat mein Gatte Euch doch nur gefragt …«

»Haltet den Mund und gebt den Weg frei. Sonst scheppert’s.«

Die zwei Männer sahen sich an. »So redet Ihr nicht mit meiner Mutter, Freundchen«, meinte dann der jüngere der beiden.

Ellins rechter Bewacher wollte gerade etwas sagen, da holte der ältere der Männer schon aus und schlug ihm mit der Faust mitten ins Gesicht. Der Schlag war so heftig, dass sein Nasenbein mit einem lauten Knacken brach.

»Verfluchter Mistkerl!«, brüllte daraufhin sein Kumpan und wollte dem Getroffenen, dem das Blut aus der Nase lief, helfen, da traf auch ihn ein Schlag.

»Was willst du? Dich mit dem Henker von Lübeck anlegen? Du bist so gut wie tot, Freundchen«, ließ sich nun die Frau vernehmen und packte Ellins Arm.

Weitere Schläge gingen auf die beiden Ganoven nieder, Ächzen und Stöhnen war zu hören.

»Komm.« Die Frau nahm Ellin bei der Hand und zog sie mit sich fort. »Schnell, zum Rathaus. Da sind gleich so viele Menschen, dass sie dich nicht mehr greifen können.« Barbara blickte noch einmal zurück. Überrascht stellte sie fest, dass den zwei Halunken offenbar noch weitere Kumpane zu Hilfe kamen. Doch sie kannte die Kampfkünste ihres Mannes und Sohnes gut genug, um sich keine allzu großen Sorgen zu machen. So schnell sie konnten, rannten die Frauen zum Rathaus. Schon von weitem sahen sie zwei Dutzend Stadtwachen vor dem Gebäude stehen.

»Rasch, ihr müsst meinem Gatten, dem Henker, helfen. Er und mein Sohn haben zwei Halunken auf dem Marktplatz aufgebracht, denen nun ihre Verbrecherfreunde zu Hilfe gekommen sind.«

»Wie viele sind es?«

»Zuletzt waren es vier! Nehmt so viele Männer mit, wie Ihr könnt!«

Der Mann rief darauf drei Namen und rannte mit seinen Kameraden los. Außerdem schlossen sich ihnen zusätzlich noch acht Büttel an.

Die Frauen sahen sich kurz um. »Hier herein«, forderte Barbara und zog Ellin ins Rathaus.

»Woher wusstet ihr …?« Ellin brach den Satz ab.

»Berblin hat noch in der Nacht die Haushälterin der Wiidmarks zu uns geschickt. Wir kennen uns schon seit Jahren. Sie hat mir alles erzählt.«

»Aber was ist mit Gerhard und Josef? Fürchtest du nicht, dass ihnen etwas geschehen könnte?«

»Den zwei Haudegen? Pah! Da muss schon mehr passieren, als dass ihnen ein paar dahergelaufene Halunken eins überziehen. Mach dir keine Sorgen. Und nun komm.« Barbara lief die reich verzierte Treppe hinauf. Oben am Geländer blieb sie stehen, während die Prozessbesucher an ihnen vorbei, ein Stück weiter den Flur entlang und in den großen Ratssaal gingen, der sich ebenfalls im ersten Stock befand.

»Von hier aus können wir genau beobachten, wer das Gebäude betritt«, erklärte Barbara, als Ellin sie erreicht hatte.

»Danke«, sagte Ellin schnell. »Ohne euch drei wäre ich wahrscheinlich schon tot.«

»Genau wie ich, wenn du und Berblin euch nicht so rührend um mich gekümmert hättet.« Sie legte der Jüngeren kurz den Arm um die Schultern und zog sie an sich. »Und nun lass uns genau schauen, wer das Haus betritt. Die Leute, die zum Prozess wollen, werden schwatzen oder sich direkt in den großen Ratssaal begeben. Sobald aber Männer das Haus betreten, die sich suchend umsehen, müssen wir uns sofort davonmachen.«

»Warum gehen wir nicht gleich in den Ratssaal und geben den dortigen Wachen Bescheid?«

»Es ist nur ein normaler Prozess«, antwortete Barbara. »Wenn dort überhaupt noch zwei Männer an der Eingangstür für Ordnung sorgen, können wir von Glück sagen. Ich will deshalb noch abwarten, ob die Lage sich klärt und Josef und Gerhard zusammen mit den vier Bütteln zurückkommen, die wir ihnen zu Hilfe geschickt haben. Wenn nicht, müssen auch wir im Saal Zuflucht suchen.

Dort können die Ganoven vorerst nicht viel unternehmen, ohne Aufsehen zu erregen. Und bis die Verhandlung vorbei ist, müssten die Wachen längst zurück sein und wahrscheinlich auch schon Verstärkung angefordert haben.« Barbara trat ein paar Schritte zur Seite, um sehen zu können, wie weit sich der Raum schon gefüllt hatte. Zwar konnte sie ihn nicht zur Gänze einsehen, sich aber dennoch einen Überblick verschaffen.

»Wir haben noch ein wenig Zeit.«

»Aber was ist, wenn wir hineingehen und keine Hilfe kommt?«

»Ich vertraue darauf, dass wir Hilfe bekommen werden.«

»Von wem?«

Barbara zuckte mit den Schultern. »Von meinem Mann, unserem Gerhard, den Wiidmarks. Es gibt genug Menschen, die uns helfen wollen. In den Ratssaal hineinzugehen ist jedenfalls immer noch besser, als zu riskieren, dass uns die Schurken beim Verlassen des Rathauses auflauern. Gewiss werden sie uns schon überall suchen und über kurz oder lang darauf kommen, wo wir uns hingeflüchtet haben. Davon abgesehen habe ich mit Josef und Gerhard ausgemacht, dass ich im Falle eines Kampfes mit dir hier Schutz suchen und auf sie warten werde. Vertrau mir also.«

Ellin betrachtete Berblins Mutter staunend von der Seite. Die gefährliche Situation, in der sie sich befanden, schien sie nicht im Geringsten zu beunruhigen. Es kam Ellin im Gegenteil eher so vor, als genieße Barbara die Aufregung.

Nach und nach drängten immer mehr Menschen in das Rathaus. Offenbar wollten sich die Lübecker den unterhaltsamen Prozess, der ihnen heute geboten wurde, nicht entgehen lassen. Barbara blickte von Zeit zu Zeit immer wieder prüfend in den Saal, um sich zu vergewissern, dass es noch genug freie Plätze gab. Ellin spürte, dass Barbara nun doch unruhig zu werden begann. »Wenn doch endlich der Josef käme«, sagte sie leise.

Ein weiterer Blick in den Ratssaal verriet ihr, dass sie nicht länger warten konnten. Der Prozess würde jeden Moment beginnen.

Ellin riss die Augen auf. Stumm stieß sie Barbara an, die ihrerseits sofort nach unten sah. Der Blick des Mannes traf sie wie eine Pfeilspitze. Sofort griff sie nach Ellins Hand. »Komm!«

Die Frauen liefen in den Saal, der Mann rannte die Treppen hinauf. »Schnell! Schließt die Tür!«, rief Barbara den beiden Wachleuten links und rechts der Saaltür zu.

»Was?« Der linke Wachmann sah die beiden Frauen verständnislos an.

Ohne zu zögern, schubste Barbara ihn beiseite und zog einen der beiden geöffneten Türflügel zu sich heran. »Schnell, schnell doch!«

Der Mann war zunächst zu verdutzt, um etwas zu sagen. Doch schließlich packte er sie am Arm. »Was fällt dir ein, Weib?«

Ellin versuchte ihrerseits, die andere Flügeltür zu schließen, doch es war zu spät. Zitternd wich sie mit vor Angst geweiteten Augen zurück, während der Mann, den sie als einen der Angreifer im Wiidmarkschen Haus erkannte, mit einem eiskalten Lächeln den Ratssaal betrat. Barbara griff Ellin bei der Hand und zog sie weiter ins Innere des Saales. Schnell setzten sie sich in eine der langen Holzbänke. Aus dem Augenwinkel beobachtete Ellin, dass eine große Gestalt direkt hinter ihnen Platz nahm. Sie musste sich nicht umdrehen, um zu wissen, dass er es war. Barbaras Kopf fuhr herum.

Wieder packte sie Ellins Hand und zog sie hoch, um sich einen anderen Platz zu suchen. Als ihr Blick zur Tür fiel, erstarrte sie. Drei weitere Männer traten ein, und ihre Mienen waren eindeutig. Langsam näherten sie sich den Frauen.

»Wachen!«, brüllte Barbara aus vollem Leib und zog Ellin mit sich nach vorne zu den Ratsherren, von denen ein Großteil bereits versammelt war. Die Wachleute am Eingang blickten sich verständnislos an, und die Männer, die soeben den Saal betreten hatten, setzten sich darauf rasch in die hinterste Bankreihe.

»Was brüllt Ihr hier herum?«, fuhr einer der Ratsmänner Barbara an.

»Ratsherr Gebhan, Gott sei es gedankt!« Sie knickste vor ihm nieder.

»Frau Barbara, jetzt erkenne ich Euch ja erst.« Seinem Nachbarn raunte er zu. »Unsere kleine Marie hat sie entbunden. Dabei stand es gar nicht gut um sie.« Der Angesprochene nickte anerkennend.

»Bitte, Ratsherr Gebhan, bitte helft uns.«

»Wenn es in meiner Macht steht, gern.«