Vista Points - Sehenswertes – Museen, Kirchen, Architektur und andere Sehenswürdigkeiten
Kultur und Unterhaltung – Theater, Oper, Kabarett, Musical, Literatur, Kinos, Tickets
Top 10:
Das müssen Sie gesehen haben
A Neues Schloss
S. 21 f., 109 f., 111 F3
Einmal war für die sparsamen Schwaben Versailles der Maßstab! Prunkvoll, wiederaufgebaut nach dem Krieg, mit modernen Inneneinrichtungen wird hier repräsentiert.
B Kunstmuseum Stuttgart
S. 22 f., 85 f. F3
Beeindruckende Sammlung u. a. mit Werken von Otto Dix im modernen Kubus am Schlossplatz. Interessante Sonderausstellungen.
Ein goldener Hirsch, das württembergische Wappentier, krönt die Kuppel des Kunst-gebäudes
C Altes Schloss
S. 23, 86 f. F3
Hier liegen die Anfänge der Stadt, von stuotgarten, Gestüt der Pferde des Herzogs Luitolf von Schwaben, ist der Name Stuttgart abgeleitet. Heute residiert in dem Gebäude das Württembergische Landesmuseum.
D Neue Staatsgalerie
S. 26, 27, 98 f. F4
Hochklassizismus, vermählt mit einem postmodernen Bau. Ein Fest für Architekturbegeisterte, weil mit sämtlichen historischen Bauformen ironisch gespielt wird.
E Wilhelma
S. 28, 119 ff. A6
Das schönste Gesamtkunstwerk der Schwabenmetropole, in das neben Bauten auch die Tierwelt und die Natur einbezogen sind.
F Staatstheater Stuttgart
S. 29, 153 E/F3/4
Personell gesehen wird kein anderes Theater mit mehr Aufwand betrieben. Das renommierte Haus – ein Bau des späten Historismus mit modernen Zubauten – ist mehrfach preisgekrönt.
G Hegel-Haus
S. 85 G3
Stuttgarts größter Philosoph, der Erfinder des dialektischen Denkens als Fortschrittsmethode, hat weit über den Talkessel, in dem er 1770 geboren wurde, hinausgedacht.
H Mercedes-Benz Museum
S. 90 f., 92 D10
Ein kühner, futuristischer Bau, angereichert mit der Daimler-Story und der ganzen Vier-Reifen-Pracht seit Beginn des Unternehmens – nach dem Motto »Zukunft braucht Herkunft«.
I Schloss Solitude
S. 113 aC2
Auch beim Rokoko-Lustschloss Solitude – Einsamkeit – haben die Schwaben nicht gespart, es gehört zu den heitersten Gebäuden der Stadt. Heute können in einem Teil des Schlosses Kunststipendiaten für einige Zeit leben.
J Weissenhofmuseum
S. 117 ff. B2/3
Fast alle Großen der Bauhaus-Garde haben hier 1927 im Rahmen einer vom Deutschen Werkbund initiierten Ausstellung ihre steinernen Visitenkarten hinterlassen.
Mein Stuttgart
Lieblingsplätze des Autors
Liebe Leserinnen und Leser,
dies sind einige besondere Orte in der Stadt, an die ich immer wieder gerne zurückkehre. Eine schöne Zeit in Stuttgart wünscht Ihnen
Roland Mischke
~ Carls Brauhaus
S. 22, 133 f.F3
Rustikal,
laut, manchmal quirlig. Aber urschwäbisch! Der gemeine Stuttgarter
genießt hier seinen Dialekt, die regionale Küche und das Bier.
~ Linden-Museum
S. 31, 87 f., 169E2
Eigentlich
eine »Endlagerstätte« von Mitbringseln eines weltreisenden Grafen, aber
authentisch. Eines der wichtigen ethnografischen Museen Europas. Nicht
nur Kinder haben vor Staunen große Augen.
~ Grabkapelle auf dem Württemberg
S. 103aC4
Dieser
Platz ist den Schwaben heilig, ihr König Wilhelm I. ließ sich hier
neben seiner großen Liebe bestatten. Viel Rührung und Blumen.
~ Markthalle
S. 107 f., 158F3
Das
ist bestimmt Deutschlands schönster Basar im Jugendstil mit Arkaden und
farbigen Fresken und zudem ein kompakter multikultureller Ort für
Frische und feine Lebensart.
~ Stiftskirche
S. 116 f.F3
Liebenswert wegen der ungleichen Türme und der Skulptur des Schutzmantelchristus im karg-protestantischen Innenraum.
~ Carls Brauhaus
S. 22, 133 f. F3
Rustikal, laut, manchmal quirlig. Aber urschwäbisch! Der gemeine Stuttgarter genießt hier seinen Dialekt, die regionale Küche und das Bier.
~ Linden-Museum
S. 31, 87 f., 169 E2
Eigentlich eine »Endlagerstätte« von Mitbringseln eines weltreisenden Grafen, aber authentisch. Eines der wichtigen ethnografischen Museen Europas. Nicht nur Kinder haben vor Staunen große Augen.
~ Grabkapelle auf dem Württemberg
S. 103 aC4
Dieser Platz ist den Schwaben heilig, ihr König Wilhelm I. ließ sich hier neben seiner großen Liebe bestatten. Viel Rührung und Blumen.
~ Markthalle
S. 107 f., 158 F3Das ist bestimmt Deutschlands schönster Basar im Jugendstil mit Arkaden und farbigen Fresken und zudem ein kompakter multikultureller Ort für Frische und feine Lebensart.
~ Stiftskirche
S. 116 f.F3
Liebenswert wegen der ungleichen Türme und der Skulptur des Schutzmantelchristus im karg-protestantischen Innenraum.
Netzplan
Blick auf Stuttgart bei Sonnenuntergang
Stadttour
Ein Rundgang durch Stuttgart
Vormittag
Hauptbahnhof – Königstraße – Schlossplatz – Neues Schloss – Schillerplatz – Altes Schloss – Marktplatz – Rathaus – Staatsgalerie.
Mittag
Restaurant Zeppelino’s, Arnulf-Klett-Platz 7 (im Hotel Steigenberger Graf Zeppelin), & (07 11) 204 83 63.
Nachmittag
Wilhelma – Oberer Schlossgarten – Staatstheater – Mittlerer Schlossgarten – Carl-Zeiss-Planetarium – Design Center – Universität – Hegelplatz – Linden-Museum – Hoppenlau-Friedhof – Liederhalle – Calwer Straße.
Fleißig und wohlhabend
Stuttgart
Stuttgart, Baden-Württemberg
Wenn Umfragen zur Bürgerzufriedenheit recht haben, dann sind die Stuttgarter mit ihrer Stadt außerordentlich zufrieden. Dafür gibt es Gründe: heilsame Mineralbäder, gute Einkaufsmöglichkeiten, alles nahe beieinander, Staatsgalerie, Bachakademie, hervorragendes Freizeitangebot, viele Gartenwirtschaften, hohes Niveau der Gastronomie, geringe Kriminalität, starke Wirtschaft, gesunder Mittelstand sowie Wälder, Wiesen, Obstgärten und Weinberge ringsumher.
Als Trumpf gilt auch, dass die Einheimischen, die gern mal a Viertele schlotzen, aus einem großen schwäbischen wie internationalen Angebot an guten Weinen wählen können. Nirgendwo lernt man als Zugereister eine Stadt besser kennen als an ihren Wirtshaustischen. Daran mangelt es in Stuttgart nicht. Auf den Teller kommen Maultaschen, Schwäbischer Rostbraten oder das hiesige Nationalgericht: Linseneintopf mit handgeschabten Spätzle und Saitenwürstle. Kulinarisch ist man traditionell. Auch das als heilkräftig geltende, prickelnde Mineralwasser, das aus Quellen im Stadtgebiet sprudelt, wird sehr geschätzt. Eine gute Gelegenheit, Stuttgart und Stuttgarter kennenzulernen, ist der Besuch eines Fests. Das Cannstatter Volksfest im September ist Deutschlands drittgrößtes Fest, es wird seit knapp 200 Jahren gefeiert. Der Weihnachtsmarkt gehört zu den schönsten in Europa.
Die schwäbische Metropole bildet das unbestrittene urbane Zentrum des deutschen Südwestens. In der Welt von Forschung, Entwicklung und Lehre hat der Name dieser Stadt einen vorzüglichen Klang, und das hat nicht nur mit Daimler und Porsche zu tun. Stuttgart gilt auf vielen Gebieten als europäisches Innovationszentrum. Fleißig waren die Stuttgarter immer schon. Zahlreiche technisch-naturwissenschaftliche Forschungszentren haben hier ihren Sitz, aber auch die erste Waldorfschule wurde nach dem Ersten Weltkrieg in Stuttgart gegründet. Die Behäbigkeit, die den Schwaben gern nachgesagt wird, ist einer internationalen Orientierung gewichen.
Es gibt Zugezogene – der Stuttgarter nennt sie Neigschmeckte –, die behaupten, die 440 Stäffele, die vom Tal auf die Höhen hinaufführen, seien das beste Sinnbild für die schwäbische Mentalität: Erst wenn man im Schweiße seines Angesichts hinaufgestiegen ist, darf man den Blick genießen – auf eine arbeitsame und wohlhabende Stadt.
Info Stuttgart: Tourist Information i-Punkt, Königstr. 1 A (gegenüber vom Hauptbahnhof), 70173 Stuttgart, Tel. (07 11) 222 80, www.stuttgart-tourist.de, www.stuttgart.de, www.stgt.com (Stadtinfo sowie Hotel- und Gastroguide).
Ein Ort zum Flanieren und Parlieren: der Schlossplatz mit der Jubiläumssäule
Betrachten wir zunächst den Hauptbahnhof E3 – oder vielmehr die Baustelle, die er mindestens bis 2025 noch sein wird. Das denkmalgeschützte historische Empfangsgebäude mit dem 58 Meter hohen Uhrturm wird umfangreich modernisiert, bleibt jedoch erhalten. Das Stuttgarter Wahrzeichen, ein mit Muschelkalkquadern verkleidetes architektonisches Glanzstück, wurde zwischen 1914 und 1927 nach Plänen von Paul Bonatz im seinerzeit populären Stil der Neuen Sachlichkeit erbaut. Es gab der alten Residenzstadt ein modernes Gesicht. Der Kopfbahnhof, Vorbild für viele technische Bauten moderner Architektur, wurde nach dem Zweiten Weltkrieg unter dem Arnulf-Klett-Platz (benannt nach dem Stuttgarter Oberbürgermeister von 1945 bis 1974) mit einem U- und S-Bahn-Terminal verbunden.
Abgesehen vom »Bonatzbau« erhält das Areal jedoch ein ganz neues Gesicht. Kein anderer Bahnhof hat über Jahre für so viele Schlagzeilen gesorgt wie der Stuttgarter. Berühmtheit erlangte er unter dem Stichwort »Stuttgart 21«. Bereits in den 1980er Jahren entstanden in Zusammenhang mit der Schaffung einer schnellen Bahnverbindung zwischen Stuttgart und Ulm erste Pläne zur Umgestaltung des Bahnhofs. In den folgenden Jahrzehnten wurden verschiedene Varianten diskutiert, es kam zu Planungsverzögerungen und zur Explosion der erwarteten Kosten. 2010 begannen schließlich die ersten Bauarbeiten für das letztendlich beschlossene, jedoch sehr umstrittene Bauprojekt »Stuttgart 21«.
Niemand hatte damit gerechnet, dass ein so breiter Teil der Bevölkerung so vehement und anhaltend gegen die Baumaßnahmen protestieren würde. Bei der Räumung des Schlossgartens kam es im September 2010 zu vielen Verletzten. Auch auf die Landtagswahlen in Baden Württemberg im März 2011 wirkte sich der Konflikt aus. Winfried Kretschmann wurde der bundesweit erste Ministerpräsident aus den Reihen der Grünen.
Der InfoTurm Stuttgart im Hauptbahnhof stellt das neue Bahnprojekt vor; vom zehnten Stockwerk bietet sich ein fantastischer Rundumblick über die Hügel der Stadt, die »Stäffele«. Die Baumaßnahmen, die für die einen ambitioniert und zukunftsweisend, für die anderen gänzlich unvernünftig sind, verändern den Bahnhof und das Gebiet um das gewaltige Gleisareal – so groß wie zehn Fußballfelder – grundlegend. Die Gleise verlaufen nun unterirdisch, aus dem Kopf- wird ein Durchgangsbahnhof. Oberirdisch wachsen neue Straßen und ein Gewerbepark, Geschäfts- und Wohnhäuser mit gemischten Quartieren für Wohnen und Arbeiten, Flanierzonen und kleine Plätze heran, Rosensteinpark und Schlossgarten werden erweitert. Frühestens soll der Hauptbahnhof Ende 2025 in Betrieb gehen, die Baumaßnahmen im Umfeld werden deutlich später abgeschlossen sein.
Das historische Bahnhofsgebäude mit dem Uhrturm, das nach seinem Architekten Paul Bonatz »Bonatzbau« genannt wird, bleibt in seinem äußeren Erscheinungsbild erhalten
Eine beeindruckende Momentaufnahme der Großbaustelle für »Stuttgart 21«
Die vom Hauptbahnhof abgehende Königstraße E3–G2, die über eine Rolltreppe erreicht wird, ist Stuttgarts Einkaufsstraße Nummer eins, aber auch eine Straße zum Sehen und Gesehenwerden, ein Parcours für Flaneure, Verliebte und Müßiggänger in Cafés. In der warmen Jahreszeit ist die gesamte Fußgängerzone mit Gestühl besetzt – und ein Ort der Begegnung mit Straßenmusikanten, Gauklern, Tänzern und anderen Kleinkünstlern. Bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts war die Königstraße in ihrem oberen Verlauf noch Teil der befestigten Stadtgrenze. Der älteste Teil der Straße sind die Katakomben in der Königstraße 44. Der Gewölbekeller unter einem Ladengeschäft stammt aus dem 16. Jahrhundert. Es ist möglich, sich diesen unterirdischen Teil anzuschauen.
Nirgendwo in Baden-Württembergs Hauptstadt wird mehr Geld umgesetzt als an der Königstraße. Anders als in anderen Großstädten ist das Einzelhandelsangebot in Stuttgart auf engstem Raum zu finden, alle großen Modenamen der Welt haben hier eine Adresse. Die Königstraße, einst von Autos und Straßenbahnen durchquert, ist eine der angenehmsten großstädtischen Bummelmeilen. Mit Restaurants, Cafés und Kneipen, Boutiquen, Fachgeschäften und Kaufhäusern sowie Ruhezonen mit vielen Bänken empfehlen sich neben der König- auch Eberhardstraße, Büchsen- und Kronprinzstraße, Marktplatz und Schulstraße (die übrigens Deutschlands erste Fußgängerzone war). Auch Calwer Passage, Karls-Passage und Schwaben-Zentrum sind Anziehungspunkte für Shopper.
Mit 1,2 Kilometern Länge ist die Königstraße Stuttgarts Hauptgeschäftsstraße
Zwischen den vielen Neubauten der Nachkriegszeit treten die älteren Gebäude als optisch starker Kontrast hervor: die katholische Domkirche St. Eberhard F3 von 1808, deren Glockenturm nach der Zerstörung 1944 wieder aufgebaut wurde, und der Marquardt-Bau, in dem sich das Theater »Komödie im Marquardt« befindet. Bald ist der Schlossplatz F3 erreicht, einer der schönsten Plätze der Stadt. Der Blick fällt auf den Königsbau, der mit seiner mächtigen Kolonnade recht imposant wirkt. Das Zentrum des Schlossplatzes bildet die 1841 zum 25-jährigen Regierungsjubiläum König Wilhelms I. errichtete, 30 Meter hohe Jubiläumssäule.
Domkirche St. Eberhard: Nach der Zerstörung 1944 wurde sie 1955 wieder aufgebaut
Die Südostseite des Platzes dominiert das monumentale ANeue Schloss F3, das zwischen 1746 und 1807 errichtet wurde. Im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde es wieder aufgebaut und im Innern mit modernen Einrichtungen versehen. Die Architekten, die das Projekt begleiteten, folgten bei ihrer Gestaltung dem Vorbild des Schlosses von Versailles bei Paris. Die drei Flügel des Stuttgarter Schlosses sind auf den Ehrenhof zugeschnitten, dieser wiederum ist auf den Schlossplatz ausgerichtet. Eine Reihe von Statuen schmückt die Balustradenbrüstung des Mittelbaus. Herausragend präsentiert sich der Doppelsäulenportikus mit seinem überschwänglich ornamentierten Dreiecksgiebel. Als besonders harmonischer Bau gilt der zum Eckensee hin gewandte Gartenflügel. Die Landesregierung nutzt das Schloss für Repräsentationszwecke. Vom Eingang bis zum Ehrenhof blicken Löwe und Hirsch, Württembergs Wappentiere, auf den Schlossplatz. Das Ambiente ist für Stadtflaneure eine hervorragende Kulisse. Sehr beliebt sind in der warmen Jahreszeit die Freiluftcafés, in denen man sitzen und plaudern kann, wobei man wahrhaft fürstlich gerahmt ist.
Das Kunstgebäude F3 am Schlossplatz mit dem goldenen Hirsch auf seiner Kuppel entstand 1912/13. In seinen Räumen befindet sich der Württembergische Kunstverein, der Ausstellungen zeitgenössischer Künstler aus aller Welt zeigt.
Ein goldener Hirsch, das württembergische Wappentier, krönt die Kuppel des Kunst-gebäudes
Die Südwestseite des Platzes ist begrenzt von Planie und Alter Kanzlei, dahinter befindet sich der Schillerplatz F3. Der Dichter Friedrich Schiller, nach dem der Platz benannt wurde und dessen Denkmal ihn ziert, war der berühmteste Schüler der Karlsschule zu Stuttgart, einer Gründung von Herzog Karl Eugen.
Den Abschluss zum Schlossplatz bildet der Königin-Olga-Bau, in dem seit 2014 das ~Carls Brauhaus zu Hause ist. Zuvor stand hier die »Danneckerei«, so benannt nach dem Hofbildhauer Johann Heinrich Dannecker, einem Freund Schillers, der hier sein Atelier hatte und Stichwortgeber für die Einrichtung eines Antikensaals war.
In der Alten Kanzlei sind heute Teile des baden-württembergischen Justizministeriums und das Restaurant »Alte Kanzlei« zu finden
Nahebei schmückt seit 2005 ein 67 Millionen Euro teurer Glaskubus das BKunstmuseum Stuttgart F3. Der noble, aber schlichte Bau schließt eine Lücke in der Königstraße, in respektvoller Distanz zum altehrwürdigen Königsbau und dem Schloss gegenüber. Zugleich besetzt er rückwärtig den Kleinen Schlossplatz, eine jahrzehntelange Citybrache. So steht das Kunstmuseum in exponierter Lage auf dem teuersten Baugrund der Stadt. Schwaben mögen grundsätzlich sparsam sein, aber mit diesem Gebäude haben sie sich etwas geleistet. Nachts wird es zur weithin sichtbaren Lichtquelle, die intensiv auf die Stadt abstrahlt. Im Innern sind lauter Hochkaräter ausgestellt, darunter die Sammlung der Galerie der Stadt Stuttgart.
Wo einst die Pferde des Herzogs Luitolf von Schwaben weideten – von stuotgarten (Gestüt) leiten sich Stadtname und Wappen ab – steht heute das CAlte Schloss F3 aus dem 16. Jahrhundert, hervorgegangen aus einer kleinen Wasserburg, die mit Verlegung der Residenz der Grafen von Württemberg nach Stuttgart ausgebaut wurde. Im Stadtflügel entstand, 1562 eingeweiht, die Schlosskirche mit Königsgruft. Das Schloss wurde bei Bränden stark beschädigt. Immer wieder aufgebaut ist es heute Sitz des Württembergischen Landesmuseums. Hoch zu Ross im von Arkaden umsäumten Innenhof beobachtet Graf Eberhard im Bart das Treiben dort.
Im Innenhof des AltenSchlosses: das Reiterstandbild Graf Eberhards im Bart
Spätzle
Das ganze Geheimnis der Herstellung leckerer Spätzle liegt darin, dass sie mit aufrichtiger Vorfreude auf den Essgenuss zubereitet werden. Geschieht das Schaben mechanisch, nur auf Tempo bedacht, heißen die Dinger, die beim Schabevorgang ins brodelnde Wasser plumpsen, »Spatze«, weil sie grob und klumpig geraten. Sind sie fein geschabt, sehen sie filigran aus, dann ist der gemeine Schwabe gerührt, hebt die Stimme und spricht melodisch von »Spätzla«. Ein größeres Kompliment gibt es nicht.
Nicht nur Schwaben können schaben, doch womöglich sind sie genetisch im Vorteil, wenn es darum geht, feines Teigwerk, in Butter geschwenkt, herzustellen. Ein gutes Restaurant zeichnet sich dadurch aus, dass die Spätzle nicht als Fertignahrung aus der Tiefkühltruhe kommen, sondern soeben handgeschabt aus der Küche. Das ist das Besondere, das schmeckt der Gast, der Einheimische sowieso.
Ursprünglich gehörten Spätzle zur Arme-Leute-Küche. Inzwischen werden sie mit allen kulinarischen Finessen so aufbereitet, dass sie zum Gourmetfall geworden sind. Spätzle sind zur schwäbischen Meisterdisziplin avanciert.
Spätzle sind seit mehr als 200 Jahren die wichtigste Säule der schwäbischen Küche. Der frühere Oberbürgermeister von Stuttgart, Manfred Rommel, ein origineller Typ, hat darüber seine ganz eigene Ansicht: »Spätzle haben eine historische Ursache und eine psychologische, die im Nachahmungstrieb begründet liegt. Als die Römer hier waren und die Schwaben die Römer beobachtet haben und ihre höchst eleganten Spagetti und Makkaroni, haben sie so etwas auch haben wollen. Sie haben mit ihren plumpen Fingern versucht ebenfalls Makkaroni und Spagetti zu formen. So sind die Spätzle entstanden«.
Spätzle sind Teigwaren, aber keine Nudeln. Sind sie mit Hingabe handgeschabt, so haben sie, wie der Dichter Thaddäus Troll schwärmte, »jene schlaffe Konsistenz, die sich von der Soße liebend umschmeicheln lässt«. Das beste Mehl für die Spätzle liefert der Dinkel, eine anspruchslose, winterharte Weizenart, die nicht umsonst auch »Schwabenkorn« genannt wird.
Über die Kirchstraße erreicht man den Marktplatz G3, an dessen Südseite das Mitte der 1950er Jahre erbaute Rathaus steht, nicht unbedingt eine architektonische Glanzleistung. Den nüchternen Zweckbau überragt der 60 Meter hohe Rathausturm, in dem 30 Glocken zu unterschiedlichen Tageszeiten schwäbische Volksweisen spielen. Einer gewissen Berühmtheit erfreut sich der letzte öffentliche Paternoster des Landes, der im Rathaus die Höhenunterschiede überwindet. Die moderne Fassade umschließt auch den letzten Rest des ursprünglichen Baus, einen neugotischen Turm, der die Bombardierung im Zweiten Weltkrieg überstand und an dessen Turmkopf neben Normaluhren auch eine Mondphasenuhr und ein Wochenphasenblatt angebracht sind. Von hier aus ist Gelegenheit, durch die kleinen Gassen zu streifen, hier und da eine Boutique oder Galerie zu erkunden oder es beim Schaufensterbummel zu belassen.
Lädt zu zünftiger Kost ein: Carls Brauhaus am Schlossplatz
Der Weg folgt nun der verkehrsreichen Holz- bzw. Konrad-Adenauer-Straße, an deren Ostseite das Wilhelmspalais F3 von 1840 zum Blickfang wird. Es wurde erst zum neuen Stadtmuseum umgebaut, die Eröffnung war im April 2018. Die modernen Bauten daneben umfassen die Landesbibliothek und das Hauptstaatsarchiv sowie das Haus des Landtags und das Haus der Abgeordneten, einen dreigeschossigen Bau mit dunkel verglaster Spiegelfassade im einstigen Akademiegarten, der im Erdgeschoss das für jedermann zugängliche Restaurant »Plenum« beherbergt. Die Gäste genießen einen schönen Blick auf das Neue Schloss.
Das Wilhelmspalais beherbergt seit 2018 das Stadtmuseum Stuttgart
Am Ende der Konrad-Adenauer-Straße – von Lokalpatrioten gern »Stuttgarts Kulturmeile« genannt – stehen Alte und Neue Staatsgalerie. Neben dem klassizistischen Gebäude von 1843 erhebt sich der postmoderne Bau (1984) von James Stirling, ein Schlüsselwerk der Postmoderne. Die DNeue Staatsgalerie F4 besitzt eine der größten Picasso-Sammlungen in Deutschland. Weitere Schwerpunkte bilden Henri Matisse, Oskar Schlemmer, Joseph Beuys und Alberto Giacometti. Architekturinteressierte erfreuen sich an dem skulpturalen Bau, mit dem Stirling anspielungsreich historische Bauformen von der Antike bis zur klassischen Moderne zitiert sowie mit Elementen der herkömmlichen Museumsarchitektur ironisch spielt.
August Mackes »Zwei Damen im Café« (um 1913/14) in der Neuen Staatsgalerie
Wer sich für die Werke von Paul Cézanne, Edouard Manet, Claude Monet und Lovis Corinth interessiert, dem sei die Alte Staatsgalerie F4 empfohlen. Sie erhielt zu Beginn des 21. Jahrhunderts einen fünfgeschossigen Erweiterungsbau, der sich als linearer Baukörper an das Museum des 19. Jahrhunderts schmiegt. Über zwei Glasbrücken sind beide Bauten miteinander verbunden. Neben der Neuen Staatsgalerie erhebt sich die ebenfalls von James Stirling erbaute Musikhochschule.