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Matteo und Paul sind Hobby-Musiker mit einer kleinen Blues-Band. Theo ist Unternehmer und ein Charmeur, dem die Frauen zu Füßen liegen. Durch eine Weiterbildung haben sich die drei gefunden, und schwören eine Freundschaft für immer. Jede Woche am Donnerstag, treffen sie sich in einer Kneipe, zum Gedankenaustausch. Bis Matteo mit seiner Freundin Clara erscheint, denn alle mögen Clara. Theo gewinnt hinterlistig Claras Liebe und heiraten übereilt. Daraufhin geht Paul, mit Claras Freundin Jola, eine Verbindung ein. Matteo ist aller Illusionen beraubt und unternimmt zu seiner Wiederfindung, eine Indien-Nord-Tour. Er lernt auf dieser Indien-Tour die Reiseleiterin Charu Amal kennen. Charu ist eine selbstlose, liebende Frau, die sich eine Zukunft mit Matteo wünscht. Beide verlieben sich ineinander und versprechen sich, am letzten Reisetag, beim Besuch des Taj Mahals, in Deutschland zu heiraten. Sie vereinbaren ein Ultimatum, bis zum Ende der Monsunzeit. Wie Charus Eltern davon erfahren, zeigt sich der aufgestaute Hass ihres traditionsbewussten Vaters. Charu kommt mit dem Leben davon und wird von ihrer Familie ausgeschlossen. Einzig und allein hält Esha, ihre jüngere Schwester, treu zu ihr. Beide haben ein tiefes Verhältnis zueinander. Esha verspricht Charu aus Dankbarkeit beim Abschied, für sie alles zu tun. Leider erscheint Charu nicht und Matteo lernt Andrea, eine Chefköchin, kennen. Urplötzlich taucht Charu Ende des Jahres an seiner Tür auf und möchte ihr Versprechen einlösen. In der Zwischenzeit hat sich viel verändert und Matteo vermutet eine List. Aus diesem Grund gibt Matteo ihr 17 Tage Zeit, ihre Liebe zu beweisen. Charu gewinnt die Liebe von Matteo wieder und heiraten. Durch die Misshandlung ihrer Familie trägt sie eine Krankheit in sich. Während ihrer Schwangerschaft holt sie notgedrungen ihre Schwester zu sich, denn ihre Überlebenschancen sind gering. Das veranlasst Charu, aus Liebe, Eshas Versprechen an ihr einzulösen. Zu ihrem Leidwesen kommt eine Tochter zur Welt und wird trotz Todesgefahr wieder schwanger. Charu weiß, dass ihre Liebe und ihr Leben zu Ende geht. Deshalb fasste sie einen Plan, dass Esha ihre Kinder erziehen, und Matteo sie heiraten soll. Damit würde ihre Liebe nicht sterben und ihre Kinder gesichert aufwachsen. Esha verspricht es ihr, weil sie Matteo liebt. Charu gebiert den von ihr ersehnten Sohn, und erholt sich nicht mehr. Die Liebe zu Matteo, war stärker als der Tod. In ihren letzten 17 Tagen, bereitet sie Matteo schrittweise darauf vor, Esha zu heiraten. Beim letzten Gespräch, übergibt sie ihre Kinder und ihren Mann an Esha, und stirbt nach deren beider Versprechen. Die Welt von Matteo ist am Ende. Esha ist eine willensstarke Frau und setzt alle Hebel in Bewegung, ihr Versprechen einzuhalten. Sie erzieht "ihre Kinder" trotz ihres Studiums, und setzt ihre Zeit und Kraft dafür ein. Leider fehlt die Liebe von Matteo zu ihr, was sie sehr belastet. Matteo dagegen, hat wegen des Altersunterschiedes von 13 Jahren, seine Bedenken. Esha liebt "ihre Kinder" sehr. Jedoch verlangt ihr das Studium mit dem Haushalt alles ab und ist am Ende. In einem passenden Moment, beim Picknick, führt Esha das entscheidende Gespräch. Für sie gibt es keinen Ausweg mehr. Sie zeigt Matteo, dass die Kinder sie als Mama betrachten und wie ihre Eigenen sind. Sie erinnert ihn an sein Versprechen an Charu, ihre Liebe zu ihm, und dass sie bereits eine Familie sind. Esha besteht auf eine sofortige Aussage. Matteo muss eine Entscheidung fällen.
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Seitenzahl: 489
Veröffentlichungsjahr: 2024
Ursprung: Vor vielen Jahren war ich in einem Pub, dort Blues gespielt wurde. Das beeindruckte mich sehr. Im Jahr 2022 bekam ich, durch einen Zufall, ein Reiseprospekt von TARUK. In dem über eine 17-tägige Indienreise, Ganesha – Entdeckungen im Norden Indiens, ausführlich berichtet wurde. Diese Kombination, verbunden mit meinem Technikum-Studium veranlasste mich, zu dieser Geschichte.
Danke an TARUK.
Tränen sind die Wörter, die das Herz nicht sagen kann.
Indisches Sprichwort
Gewidmet: Für Siegfried und Karin
Erwin Först
17 Tage
Roman
© 2024 Erwin Först
Website: https://www.erwin-foerst.de/
Coverdesign:Erwin Först
Coverbild: Alamy G5M8GR, Kim Petersen
Druck und Distribution im Auftrag des Autors: tredition GmbH, Heinz-Beusen-Stieg 5, 22926 Ahrensburg, Germany
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte ist der Autor verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne seine Zustimmung unzulässig. Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag des Autors, zu erreichen unter: Erwin Först, Hartmut-Fiedler-Ring 12, 01809 Heidenau, Germany.
Cover
Widmung
Titelblatt
Urheberrechte
Ein unangemeldeter Besuch
Juna Kessler
Die Sache mit Clara
Der Blues Abend
Der getrennte Urlaub
Der Abflug
Eine interessante Mitteilung
Die Erkenntnis
„17 Tage“
Tag 1: Der Flug
Tag 2: Die Reiseleitung
Ein freundschaftlicher Hinweis
Tag 3: Wer bist du
Charus Wandel
Die Nachfrage
Charu Alam
Zwischenstation Udaipur
Der Polizeieinsatz
Charus Überlegung
Die entscheidenden Aussagen
Das Armband
Der 17. Tag
Der große Bericht
Ein schönes Zusammentreffen
Andrea seine Freundin
Paul und Jola
Der Abflug
Die neue Einstellung
Matteo schaltet ab
Ein unangemeldeter Besuch
Der Einkaufstag
Das treffen der Freunde
Der Abend mit Blues
Ihre Geschichte
Der Besuch
Die Flugreise
Der Kurzbesuch
Theo trifft sich mit Andrea
Clara entdeckt ein Kuvert
Theo kehrt zurück
Clara trifft Matteo
Andrea die Köchin
Ein Längst überfälliges Gespräch
Theos neuer Weg
Die Geschäftsreise.
Theo arbeitet an seinem Versprechen
Der Besuch ihrer Mutter
Ihre Schwester Esha
Der Einzug
Die Wende
Die Ankunft
Charu wird entlassen
Eine neue Perspektive
Das Präsent
Die Frage von Matteo
Der Tag der Wahrheit
Was geschah in Pauls Leben
Gedanken an Esha
Epilog
Literaturnachweis
Die Witwe aus Bagdad
Cover
Widmung
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Urheberrechte
Ein unangemeldeter Besuch
Die Witwe aus Bagdad
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Ein unangemeldeter Besuch
10. Januar, 18:30 Uhr. Zwei Stunden nach Sonnenuntergang klingelte es an der Haustür von Matteo Haas. Weil er nicht gleich aufgestanden war, klingelte es länger und aufdringlicher. Während er in seine warmen Hausschuhe schlüpfte, läutete es Sturm. Seit langer Zeit hatte er keinen Gastbesuch mehr. »Unangemeldete Gäste bedeuten nie was Gutes«, waren seine Gedanken. »Wer könnte ihn bei minus 12 Grad Celsius besuchen?« Zudem fühlte er sich beim Lesen eines Geschäftsberichtes gestört. Seine erste Vermutung war, dass jemand falsch gedrückt hatte. Schritt missgestimmt zum Hausflur hinaus und blickte um die Ecke zur Außentür. Durch die Scheibe vernahm er, das leuchtende Schild von einem Taxi, und ein stattlicher Mann stand direkt vor der Tür. »Wer war das? Das musste der Taxifahrer sein, und was wollte er?«, hinterfragte er kritisch. Matteo ging die fünf Stufen zur Tür hinunter und öffnete. Schlagartig verspürte er den beißenden, eiskalten Wind von draußen und sah den wuchtigen Mann an. Trotz seiner Statur fragte er höflich, und nach seinem Akzent, musste es ein türkischer Landsmann sein. »Sind Sie Herr Matteo Haas?« Las seinen Namen unter der Außenbeleuchtung von einer Karte ab. Grinste ihn trotz der Kälte freundlich an. Matteo nickte erstaunt und sah zu dessen Finger. Er hatte eine Visitenkarte von ihm. Das er an seinem Logo erkennen konnte. »Woher hatte er diese?« War seine Neugier gestiegen, und blickte den Fahrer in seine Augen. »Ich habe kein Taxi bestellt. Was möchten Sie von mir?«, war Matteo überrascht. Weil keine weitere Person im Auto wahrzunehmen war. In Sekunden war die Kälte unerträglich geworden und schüttelte sich kurz.
Das veranlasste den Fahrer zu sagen. »Nein, im Gegenteil. Ich habe eine kostbare Fracht für Sie und bekomme 28 Euro, für die Fahrt vom Hauptbahnhof Dresden«, und schmunzelte ihn erfreut an. »Was! Eine wertvolle Fracht?! Ich habe nichts bestellt«, war Matteo entrüstet, worauf der Fahrer auflachte und sich dabei nach vorne bog. »Man kann heutzutage alles Mögliche bestellen. Glauben Sie mir. Was ich schon ausgefahren habe«, ließ er sein Lachen, wegen der Kälte spontan ausklingen. »Nein, es ist eine besondere, schöne Ladung«, und drehte sich suchend um. Trat sodann zur Seite und zeigte neben sich. »Und? Was sagen Sie?« Blickte wieder zu Matteo und hielt seine Hand auf. »28 Euro, bitte, und beeilen Sie sich, denn mir ist eiskalt geworden.« Matteo war wie blutleer und fühlte sich, wie ein Eiszapfen. Blickte nach unten und erstarrte doppelt. Er spürte weder die Kälte noch den Wind.
Der Taxifahrer bekam mit, dass er ein unvorhergesehenes, unerwartetes Geschehen beobachtete, was seine Erfahrung erweiterte. Während er Matteos Gesicht beobachtete, sagte er. »Jetzt macht es 30 Euro«, lachte wieder kurz und winkte mit den Fingern, dass Geld zu bekommen. Matteo hörte kein Wort und gaffte zum Boden. Das konnte unmöglich sein, was er da sah.
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Vergessen war alles ringsum ihn alles, und brachte kein Wort heraus. »32 Euro bitte, inklusive Wartezeit«, wiederholte der Fahrer missmutig, weil es ihm kalt geworden war.
Matteo war 1,75 Meter, dunkelbraune kurze Haare ohne Scheitel, ovaler Gesichtsform mit einem schönen Amorbogen in seinen Lippen. Seine graublauen Augen, mit dicken Augenbrauen, gaben eine lebhaft positive Ausstrahlung wieder. Dass seine Lebensanschauung war. Seine Wissensbegierde war ungezügelt und für neues offen, sowohl im menschlichen wie im technischen Bereich. In seinem Arbeitskreis war er als freundlicher, offener und zugänglicher Vorgesetzter beschrieben. Sie liebten Matteo, weil er anders war, wie andere höherstehend in der Firma. Er konnte ihnen schwierige Arbeitsprozesse auf einfache Art erklären und spornte sie an. Ein Kollege meinte über ihn. »Wo nimmt Matteo seine Ausdauer und Geduld her. Er macht keinerlei Unterschiede zwischen den Mitarbeitern oder Zuwanderern. Wir mögen ihn alle.«
Matteo war kein impulsiver, eher ein nachdenklicher Typ, mit einer ruhigen Stimme. Beruflich hatte er seinen Techniker und Meister absolviert und war mit seinen 30 Jahren, technischer Leiter in einem Industriebetrieb geworden. Obwohl er in Bayern geboren wurde, war seine Heimat Dresden. Außer seinen Urlaubsreisen, war er nirgendwo länger. Er liebte die freundlichen Ansässigen und ebenfalls ihre offene Art. Hier gab es alles, was sein Herz zum Leben begehrte. Das sitzen an der Elbe, der herrliche "Große Garten" in Dresden, die sächsische Schweiz mit ihren Felsen, und eine unübersehbare Gastronomie.
Matteo war kein Stubenhocker, sondern wollte viel erleben und sehen. Primär, was andere Länder betraf. Seine Reisen hatte er mit Bildern und Erklärungen dokumentiert, was nebenbei eines seiner Hobbys war. Im Übrigen spielte er seit seiner Jugend Gitarre und sang nebenbei in einer Freizeit-Band. Obwohl er Musik liebte, konnte er keinen Schritt tanzen und blieb ihm, wie andere Dinge versagt. Des Weiteren schwärmte er für Essen mit vielen Gewürzen, was er ausgiebig genoss. Matteo mochte aus diesen Gründen die arabische und indische Küche. Seinen Urlaub hatte er weit im Voraus geplant und legte seine Routen, Besichtigungsthemen und Erholungstage fest. Beides verknüpfte er dabei, Land und Leute kennenzulernen, gepaart mit Entspannung. Sein momentanes Leben verbrachte er in der unteren Etage in einem Wohnblock. In einer 2-Zimmer-Wohnung mit Balkon und genoss die Ruhe und Aussicht.
In der Zeit seiner Fortbildung zum Meister hatte er zwei Freunde gewonnen, mit denen er seitdem unzertrennlich war. Theo Stamm und Paul Hacker waren ihre Namen. Theos Vater hatte einen eigenen Betrieb, in dem Theo neuen Schwung, bessere Techniken einbringen und später übernehmen sollte. Theo war ein wortgewandter, „Strahlemann“, der auf alles eine angebrachte Antwort wusste und humorvoll war. Mit seiner kecken Art, gepaart mit einer positiven Ausstrahlung, fand er in der Frauenwelt überall willkommenen Beifall. Viele in der Damenwelt konnten seinem einnehmenden Charme nicht widerstehen. Paul bildete das Mittelstück zwischen den beiden. Fühlte sich, wegen ihrer gleichen Mentalität und der Musik, mehr zu Matteo hingezogen. Paul arbeitete in einem mittelständischen Unternehmen und sollte dort die Fort- und Ausbildung der Mitarbeiter übernehmen. Paul liebte mehr das ungezwungene, offenherzig Leben. Streifte durch die Kneipen, sang und erspielte sich mit seiner Gitarre ein tosendes Publikum.
Eines Tages lud er Matteo zu sich ein und zeigte ihm sein Tonstudio. Paul war alleinstehend, hatte sich einen Bungalow gekauft und konnte darin sein Hobby ausleben.
»Setz dich Matteo und hör dir einen Song von mir an. Danach reden wir.« Paul hatte eine grandios Bluesstimme und bat Matteo mit ihm gemeinsam Musik zu machen.
»Paul, Blues ist nicht mein Ding. Ich stehe auf andere Musik«, erwiderte Matteo. Paul grinste, klopfte ihn auf die Schultern, und sagte zum ersten Mal seinen legendären Satz.
»Matteo, der Blues verändert. Vergiss das nie«, und lachte.
»Komm, lass uns ein Bier trinken, und über die Musik reden. Sag mir deine Vorstellung, oder besser, spiele sie mir vor.« Matteo nahm die Gitarre, fing an, verschiedene Stücke zu spielen, und sang zwischendurch. Paul saß beeindruckt im Sessel und schluckte sein Bier. Unerwartet sprang er auf und sagte.
»Matteo! Spiel das nochmals, und ich singe dazu«, was wiederum Matteo beeindruckte. Ihre Stimmen ergänzten sich nach ein paar Übungen perfekt. Paul nahm sein Bier, drehte sich zu ihm und zeigte mit der Flasche auf ihn.
»Matteo. Wir passen zusammen und sind das neue Duo. Ich sehe unser Werbeschild vor mir«, und beschrieb es in die Luft zeigend.
»Die Big-Blues-Brother. Wir sind dazu berufen, die Menschen glücklich zu machen. Die Leute schuften die Woche über, sind kaputt, und wir verleihen ihnen die Entspannung pur. Siehst du das nicht? Ich mache einen Termin im Irish Pub. Dort werden wir sehen, ob es funktioniert.« Beschrieb ihn in allen Farben ihre Harmonie und Karriere.
»Paul, ich werde nur mit dir spielen, wenn ich ein paar von meinen Liedern singen kann.«, was er natürlich bejahte, um Matteo zu gewinnen. Daraufhin probten sie viele Stücke ein und Paul sah eine Ergänzung für sich. Instrumental war Matteo ihm überlegen. Paul positionierte sich dafür mit seiner Stimme und als Mentor. Viele Tage hinweg hatten sie ein Repertoire zusammengestellt und wollten es in einem Irish Pub testen, den beide häufig besucht hatten.
Nach Überredungskünsten stimmte der Besitzer zu und am Samstag fand der erste Auftritt statt. Beide waren nervös, wie der Blues und andere Stücke ankommen würden. Kaum war der zweite Song gespielt, stieg die Stimmung und die Anwesenden jubelten. Paul stand mehr auf Blues und Matteo sang zwischendurch andere bekannte Oldies. Für jeden war ein Song dabei. Nach dieser gelungenen Vorstellung sagte Paul.
»Siehst du Matteo, der Blues verändert«, und umarmte ihn. Das war sein Standard-Spruch, für jede Veränderung in seinem Leben. Matteo sah ihn an und wusste, wir werden als Freunde zusammenbleiben. Er schätzte Paul mit seiner Art.
Paul wollte unbedingt mehr mit ihm im Duo singen, weil er ebenfalls die Musik liebte. Dies taten beide jeweils am Samstagsabend, mit wechselndem Repertoire. Mit der Zeit machte sich das finanziell bemerkbar, das Matteo als Guthaben angelegt hatte.
Paul war ein lieber geselliger Mensch, mit dem man alles bereden konnte. Obwohl er vielseitig war, konnte er bisher keine Frau für sich gewinnen. Er hatte sein Haus umgebaut, und erwartete irgendwann eine Frau darin zu haben. Währenddessen hatte er sich ein Tonstudio für seine Musik hergerichtet. Er liebte den Blues. Paul und Matteo verstanden sich durch die Klangwelt noch besser und waren auch so zusammen.
Immer wieder fragte er Matteo.
»Warum bekomme ich keine Frau? Was ist mit mir?« Matteo klopfte ihn auf die Schulter.
»Ich habe auch keine. Sie werden kommen. Glaube mir. Du sagst doch immer, der Blues verändert«, worauf Paul herzhaft zu lachen begann, und von seinem Bier trank.
Theo meinte dagegen, dass er sich „ihrer“ nicht erwehren konnte, und suchte jeweils das „Besondere“ für sich aus. Was für Theo am wichtigsten war, sie musste in allem Temperament voll sein. Das betonte er immer wieder bei ihren Freundschafts-Treffen und nickte bestätigend.
»Ja, ich sage euch meine Freunde. So muss sie sein. Ich will keine lahme Schnecke haben. Später Kinder mit ihr zeugen, natürlich Söhne«, und lachte dazu gewinnend. Trank von seinem Bier und sagte bestimmend.
»Ich werde sie finden. Das ist sicher. Und wenn ich sie gefunden habe, wird mich nichts aufhalten, sie zu bekommen«, während seine Freunde ihn ernst und aufmerksam zu hörten.
»Wir wünschen es dir, doch verrenne dich nicht zu sehr darin. Selbst wenn sie lebhaft ist, wird das eines Tages nachlassen. Was machst du dann?«, gab Paul ernsthaft mit Selbstzweifel dazu. Theo trank wieder und stellte sein Bier ab.
»Sie muss so sein, weil ich es will«, und lachte laut.
»Ganz einfach«, worauf Matteo das Thema wechselte und Paul hinter seinem Rücken sich kopfschüttelnd mit der Hand an seine Stirn fasste.
Alle drei verbrachten die Zeit während des Meisterkurses zusammen. Sei es beim Lernen, in der Freizeit und bummelten umher. Sie beschlossen, sich jeden Donnerstag in einem Bierausschank zutreffen und sich auszutauschen. Dieser war urig und durch die dunklen Holzbänke mit Verkleidung gemütlich. Matteos heimische Gefühle nach Bayern wurden dadurch vollends befriedigt.
Dort schworen sich alle drei, eine Freundschaft für immer. Hoben die Gläser und Jubelnden sich zu.
»Freundschaft für immer!«, riefen sie aus voller Kehle. Bei der Abschlussfeier waren sie happy sich gefunden zu haben, tanzten und grölten immer wieder den Song:
»We are the champion, my friends. And we'll keep on fighting till the end. We are the champions. We are the champions. No time for losers'. Cause we are the champions of the World«, und umarmten sich.
Bei der Verabschiedung waren sie sich einig, dass ihr Lauf beginnen sollte. Natürlich hatte Theo den besten Start von ihnen, in der Firma seines Vaters. Er krempelte die Firma zu einem gewinnbringenden Unternehmen um und verwirklichte nach und nach seine Ideen und Visionen. Die Firma seines Vaters verzehnfachte sich und wuchs weiter. Alles, was er anfasste, gelang ihm zum Erfolg. Fuhr veredelte Autos und leistete sich einen hohen Lebensstandard. Blieb aber ihren Verabredungen stets treu. Vorzeitig übergab sein Vater ihm die Firmenführung und arbeitete im Hintergrund für ihn. Parallel dazu ließ er sich einen tollen Bungalow mit Swimmingpool und GrillTerrasse bauen.
»Sobald mein Bau fertig ist, werden wir eine Party feiern«, prallte er mit seinen Erzählungen, wie es aussehen würde. Paul lachte und meinte.
»Gut, dass wir Freunde sind, so komme ich in den Genuss endlich mal wieder zu baden«, worauf ein Scherz nach dem anderen folgte.
Juna Kessler
Bei der Firmen-Übergabe zog Theos Vater aus seinem Büro aus und überließ es Theo, sowie seine Mitarbeiterin Juna Kessler. Sie war halb Italienerin. Ihre Mutter stammte aus Italien mit deutschem Vater und sprach natürlich italienisch und englisch perfekt. Juna war eine typische Italienerin mit dunkelbraunen, dicken, schulterlangen Haaren und hübscher Gestalt. Temperamentvoll, fleißig, gesprächig und konnte gut zuhören. Juna vertrat die Firma nach außen hin und arbeitete speziell eigenständig für seinen Vater. Eigentlich war sie die Managerin der Firma und geschickt in den Verhandlungen. Das ärgerte Theo zunächst, und ließ sie ausquartieren.
Danach stylte er die zwei Räume zu einem supermodernen, mit Glasscheiben getrennten Büros um, was seinesgleichen suchte. Von der leichten Anhöhe der Büros aus, konnte man durch die epochemachenden Fenster das Fabrikgelände übersehen. Das war der Standort, den Theo liebte, um seine Stellung kundzutun. In den Planungen waren vorgesehen, später darüber einen zusätzlichen Bürostock zu bauen. Juna gefiel der Büroumzug natürlich nicht, denn sie fühlte sich dadurch degradiert. Für Theo dagegen war es eine Genugtuung, denn obwohl sie sein Beuteschema war, ließ sie ihn stets abblitzen. Das ärgerte ihn und erzählte ihr extra kurze, amüsante Frauengeschichten, die sie sich als Angestellte anhören „musste“. Schließlich war er damals der „Sohn“ ihres Chefs. Theo ärgerte sich, weil er der Meinung war, dass Juna sich durch ihre Arbeit, über ihn fühlte. Er wollte dadurch eine Trennung zwischen der Arbeitsweise seines Vaters und seiner neuen Linie schaffen. Nichts, und keiner, sollte über ihn sein.
Theo leistete hervorragende Arbeit, schloss Verträge ab und erweiterte die Firma ständig. Sein Ziel war die Grenze von 250 Mitarbeitern/innen, inclusive ein paar Außenstellen zu erreichen. Sein Arbeitspensum war unübertrefflich. Dass er es in kurzer Zeit geschafft hatte, Autozulieferant zu werden und sich einen guten Namen machte. Das beeindruckte Juna außerordentlich, und schlich sich zu ihm, um ihre vorherige Anstellung wieder zu bekommen. Juna sah das herrliche Büro mit dem leeren Arbeitsplatz vorne, dahinter, durch eine Scheibe Theo sitzen. Das wäre es, was sie sich ersehnt hatte.
Die Firma war mit Theo im Aufwärtstrend steil nach oben gegangen und sie wollte dabei sein. Juna sah sich gründlich um und stellte sich vor, hier zu sitzen. Als seine rechte Hand. Streifte über die eleganten Möbel und sah hinaus zum Fabrikgebäude. Das war eine superhergerichtete Arbeitswelt, die sie noch nicht gesehen hatte. Sogar mit einer Küche, einer noblen Kundengesprächsecke mit teuren Teppichböden.
Theo hatte sie während des Telefonates beobachtet und das war seine Stunde, der geschäftlichen Einordnung. Er schätzte ihren Fleiß, Einsatz und konnte sich keine bessere Mitarbeiterin vorstellen, aber unter „seinen“ Fittichen. Während sie ihm im Gespräch gegenübersaß, gewahrte er, dass sie eine anziehende Frau war, und nichts über sie wusste.
Seine Redewendung ging in die Richtung, dass sie ihr Vorstellungsgespräch negativ auffassen sollte und beobachtete sie. Juna wurde unwohl, denn sie wollte den Job und machte Zugeständnisse. Damit dachte sie, eine sofortige Zusage zu bekommen. Doch anstatt dessen sprang Theo auf und sagte barsch.
»Juna, das war mir zu wenig. Das Gleiche sagtest du zu meinem Vater, und reicht nicht für meine Zukunftsaussichten. Ich werde es mir überlegen. Komm am Freitag in mein Büro, aber erst zum Schluss«, und verabschiedete sich spontan, zu ihrem Schrecken. Konfus verließ sie das neue Büro und schlich drei Zimmer weiter zu ihrem Schreibtisch. Die letzte Bemerkung zeigte ihr, dass es negativ ausgehen würde und kein Interesse an ihr hatte. Ihre Mitarbeiterin gegenüber wartete gespannt, ob sie die Zusage erhalten hatte, was sie mit einem Kopfschütteln abtat.
»Theo, geht neue Wege, das siehst du doch. Er hat damals nach seinem Vater einen Schnitt gemacht, auch bei den Mitarbeitern. Die Jungen müssen andere Wege gehen, und hier ist ein guter Arbeitsplatz«, wollte sie Juna trösten.
Juna, sah das anders und versank in die Vergangenheit. Natürlich hatte sie bei seinem Vater einen „gemütlichen“ Arbeitsplatz. Er hatte sie wegen ihrer hohen Qualifikation, und weil sie italienisch sprach, vor zwei Jahren eingestellt. Sein Vater beabsichtigte in Italien geschäftlich was aufzubauen. Leider hatte er nicht mehr die Kraft. Die Geschäftskontakte, hatte sie geschaffen, wurden zu ihrem Bedauern leider nicht weiterverfolgt. Das war die Zeit, als Theo zur Meisterschule ging und ab und zu vorbeigeschaut hatte. Sie mochte sein Auftreten, seine sprühende Art und Ausstrahlung, aber seine Absichten waren ihr zu offensichtlich. Weil er keinen Erfolg bei ihr sah, musste sie zwangsweise seine Frauengeschichten anhören, was sie innerlich furchtbar aufgeregt hatte. Mit einem Mal hörte er auf, und beachtete sie nicht mehr. Das regte sie noch mehr auf, denn Theo tat, wie wenn sie nicht da wäre. Das fand sie gemeiner. Wenn er hereinkam, ging er an ihr vorbei, direkt in seines Vaters Büro. Sie schloss daraus, dass er sie abgelehnt hatte. Ihr war das egal, denn sie war damals die zweite Person im Betrieb.
An diesem Freitag ging sie traurig in sein Büro. Theo dagegen war freundlich, aufmerksam, lächelte sie an und bat sie zur Sitzecke. Theo hatte einen vornehmen Anzug an und sah in ihren Augen zum Verlieben aus. Dort stand bereits Kaffee und Gepäck bereit und bediente sie. Juna staunte nicht schlecht, denn das hatte er nie zuvorgetan. Er wartete, bis sie einen Schluck getrunken hatte, nahm eine Liste und begann mit sanfter Stimme.
»Beim letzten Gespräch sagte ich dir, dass die Arbeitsmoral bei mir anders sein wird. Deshalb habe ich hier die wesentlichen Punkte zusammengefasst, die ausschlaggebend sind. Denn ich denke, dass damit eine Zukunft realisierbar wird.« Theo sah ihr ernstlich in die Augen.
»Juna, ich mache keine Kompromisse, weil du die Firma kennst. Wenn du der festen Meinung bist, du könntest das bewältigen und einhalten, bis du an Bord. Wenn nicht, trennen sich hier unsere Wege und du wirst in einen anderen Bereich versetzt«, und sah sie an. Juna saß gespannt da und verzog keine Miene.
»Wir werden jeden einzelnen Punkt besprechen. Also Folgendes ist entscheidend, … außerdem möchte ich, dass unser Arbeitsverhältnis freundlicher und persönlicher wird. Ich muss dir absolut vertrauen können. Wie ist deine Meinung darüber? Du kannst dich freiwillig entscheiden.«
Juna ging ein paar Punkte durch und fand es eigentlich nicht übermäßig. Denn in dieser Stellung weiß jeder, dass der Beruf an erster Stelle steht. Entweder man akzeptiert es oder sucht sich was Anderes. Das war ihr klar. Über das Persönliche, was er von ihr erwartete, war in ihren Augen nicht gut. Wenn sie den Job wollte, musste sie ebenfalls okay sagen.
»Ja, ich bin damit einverstanden, mit einem höheren Gehalt, was das persönliche betrifft«, worauf er nickte und ihr einen neuen, befristeten Vertrag vorlegte.
»Wieso ist dieser befristet?«, war sie irritiert.
»Falls du die Leistung nicht erbringst, wirst du in die Personalabteilung als Vorgesetzte eingesetzt. Das ist rechtlich, gemäß deinem Stand. Du kannst dich zwanglos entscheiden.« Sie unterschrieb und er sagte zu ihr.
»Herzlich willkommen, als Assistentin der Geschäftsleitung.« Nur wurde dieser Titel nicht offiziell nach außen getragen. Theo wusste, dass Juna perfekt war.
Juna war klar, dass sie damit einen enormen Sprung nach vorne getan hatte. Seit dieser Unterschrift hatte sich Theo zu ihr völlig gewandelt. Er war nett, höflich, zuvorkommend und brachte ihr jeden Freitag eine Blume mit. Juna hatte sich nach ein paar Wochen in ihm verliebt, weil er sich verändert hatte. Er behandelte sie vorzüglich, was sie anspornte ihr Bestes zu geben. Unterdessen waren sie ständig zusammen auf Geschäftsreisen mit getrennter Übernachtung. Zu ihrer Überraschung hatte er sie nie angegangen. Gegenüber wie früher, konnte sie seinen Wechsel nicht verstehen und liebte ihn heimlich. Nach einem Essen, zu dem er sie eingeladen hatte, gingen sie nach draußen und sie bedankte sich mit einer Umarmung. Darauf erfolgte ein Kuss von ihr aus. Von da ab küssten sie sich, wenn es die Situation ergab. Wobei er ihr keinerlei Versprechen oder Zusagen für eine gemeinsame Zukunft gemacht hatte.
Sie hatten kein intimes Verhältnis, was sich Juna gewünscht hätte. Deshalb himmelte sie Theo noch mehr an, in der Hoffnung, dass er sie eines Tages heiraten würde. Paul und Matteo hatten Juna durch mehrere Poolpartys bei Theo kennengelernt und fanden sie sympathisch. Ihnen fiel auf, dass sie Theo anhimmelte und überall bediente, und sich küssten. Auf der anderen Seite hatte sie eine einnehmende Art. Ähnlich wie: Das gehört nur mir und gebe ich nicht her. Juna hatte eine ausgezeichnete Figur, die sie in ihrem Bikini betonend einsetzte. Paul sagte zu Matteo im Pool.
»Wer hier wen beherrscht, ist mir nicht klar. Sie läuft ihm nach, tut aber bestimmend.« Matteo grinste.
»Wollte er nicht immer eine temperamentvolle Frau haben? Juna ist ein Gegensatz zu seinen Aussagen.« Paul nickte.
»Egal, wie es ausgeht. Lassen wir uns das Essen schmecken. Wer weiß, wie oft wir noch eingeladen werden«, und machten sich am Grill zu schaffen.
Die Sache mit Clara
Paul, leitete in seiner Firma nicht nur die Ausbildung, sondern anschließend das Bildungssystem und erhöhte den Level beträchtlich. Seine Fähigkeit des Lehrens und an vorderster Stelle damit zu sein, brachte ihm Ansehen und ein höheres Einkommen. Privat lebte er bescheiden und gab sich seiner Musik und seinem Grundstück hin. Das ganze Anwesen von ihm war wie ein paradiesischer Garten, in dem eine Partnerin fehlte. Sein ganzes Herz gehörte dem Blues und hatte viele Stücke komponiert. Paul trug ausschließlich Jeans in allen Farben und einen Westernhut. Im Hintergrund ließ er eine Begleitmusik abspielen und gab sein Bestes im Gesang und Spiel. »Warum sollen „Weiße“ keinen Blues können?«, war sein Kommentar und reiste zu vielen Blueskonzerten.
Einige ließen ihn mitspielen, was für ihn das Größte war. Unzählige Blueskeller kannte er, wohin er Matteo öfters mitnahm. Beide waren fasziniert vom Flair. Jedes Mal sagte er zu Matteo. »Lass uns was machen. Du wirst sehen, der Blues wird uns formen und bekannt machen.« Matteo war oft ins Grübeln geraden den Weg einzuschlagen. Im Endeffekt war ihm die Sicherheit lieber, einen festen Lebensstandard zu haben. Seit er den Bungalow von Paul gesehen hatte, war sein Ziel ein Haus zu kaufen. Sobald er eine Partnerin gefunden hatte.
»Unsere Stimmen passen zusammen, wie Simon und Garfunkel, und wir können beide improvisieren. Überlege es dir. Der Blues schenkt uns ein neues Leben. Der Blues verändert, Matteo«, bohrte er Matteo an. Keiner sah Paul an, dass er seiner Stimme diesen Ausdruck verleihen konnte. Wegen seiner Musikleidenschaft und Reisen hatte Paul noch keine Frau gefunden, die auf seiner gleichen Wellenlänge mit schwamm. Paul liebte wie Matteo, gewürztes Essen und Gemütlichkeit. Wie oft saßen sie zusammen und philosophierten über den Blues und ihre Zukunft.
Am Abend sang er bei festen Treffpunkten in Kneipen und traf sich mit Matteo. Sobald Matteo kam, holte er ihn auf die Bühne zu sich. Paul mochte seinen Freund, weil sie die gleiche Anschauung vertraten.
»Weißt du Paul, wenn ich schon das schwarze Guinness trinke, sollte meine Frau ebenfalls schwarze Haare haben«, lachte er. Paul klopfte ihn auf die Schulter.
»Die gibt es wie Sand am Meer, mein Freund, aber vorher spielen wir zusammen.« Im Sommer spielten sie gelegentlich in den Fußgängerzonen und verkauften ihre CD´s. Machten sich einen Spaß dabei, arme Musiker zu sein. Paul hatte seinen zweiten Cowboyhut ausgelegt, um Geld zu sammeln. »Die Leute sollen wenigstens unser Bier heute bezahlen, wenn wir schon eine Show bieten«, meinte er lustig. Trotz seiner unglaublichen Singstimme, und den vielen Zuschauerinnen, hatte Paul keine Frau kennengelernt. Die Zeit, in der beide umhergetingelt waren, in Kneipen spielten, waren wunderschön und voller Liebe zum Blues. »Der Bluse verändert, Matteo. Vergiss das nie«, war sein Spruch. Paul war sein bester Freund und beide verdienten durch ihre Auftritte gut und waren fortlaufend ausgebucht.
Beruflich wurde Matteo zuerst zum Gruppenleiter und drei Monate später zum Leiter ernannt, weil jemand die Firma gewechselt hatte. Sein Engagement wurde von der Firmenleitung gesehen und geschätzt.
Sechs Monate verlief alles bestens, bis Matteo im Mai durch die Pragerstraße bummelte und sich an einem Softeis-Stand angestellt hatte. Vor ihm stand eine kesse Braunhaarige, die es nicht erwarten konnte, das Eis zu bekommen. Sie verlagerte ihren Körper von einem Fuß zum anderen und streckte ihren Arm zum Verkäufer. Ihre bis zur Schulter reichenden Haare flogen hin und her, dass Matteo über ihre Ungeduld grinsen musste. Endlich reichte der Verkäufer ihr das Eis, gab ihm das Geld, und drehte sich flux zum Gehen um. Da stieß sie mit Matteo zusammen und das Eis zerteilte sich auf seinem Hemd. Das Hemd war durch den Schockladen-Überzug verschmiert und tropfte herunter. Die Verursacherin schrie auf, hielt sich erschrocken die Hand vor dem Mund und starrte ihn mit der leeren Waffel an.
»Oh nein! Entschuldigung. Ich bitte um Verzeihung. Es tut mir leid«, haspelte sie hervor. Kramte schleunigst ein Taschentuch aus ihrer Umhängetasche und versuchte das gröbste von Matteos Hemd zu entfernen. »Entschuldigung. Das ist mir unendlich peinlich«, jammerte sie. Während des Abwischens blickte sie ab und zu in seine Augen, wie er reagierte. Matteo blieb wie ein Denkmal stehen und beobachtete die verlegene Frau, wie sie sich an seinem Hemd zu schaffen machte.
»Ich denke, Sie sollten als Entschädigung einen Kaffee mit mir trinken gehen«, und hielt ihre Hand mit dem Tempotaschentuch fest. Verdattert blickte sie ihn an und nickte erlösend.
»Das ist nur ein Hemd. Ich würde vorschlagen wir treffen uns in zwanzig Minuten dort im Kaffee. Ich muss zwischenzeitlich was Dringendes erledigen«, und rannte zum Springbrunnen, reinigte seinen Oberkörper und lief in die nächste Boutique. Ihr war das furchtbar peinlich und überlegte verlegen, seinen Kaffee als Entschädigung zu bezahlen. Sie setzte sich passend, damit sie ihn nicht übersah, und rutschte nervös auf dem Stuhl hin und her.
»Oh nein. Ich hatte mich auf das Eis gefreut und jetzt das. Zum Glück wurde er nicht zornig«, dachte sie. Denn sein Hemd sah schlimm aus.
Jedenfalls kam er mit einem neuen Hemd und sie bemerkte, dass ihr die Röte ins Gesicht fuhr. Sie stand auf und winkte ihm heftig zu. Wie er lächelnd auf sie zukam, gefiel er ihr und war ihr Typ.
»Bitte entschuldigen Sie. Ich übernehme gern die Kaffeekosten«, begrüßte sie ihn mit einem stürmisch pochenden Herzen.
»Mein Name ist Clara Hofer«, und reichte ihm die Hand.
»Matteo Haas. Schön, dass Sie gewartet haben«, und setzten sich. Sie fand es gut von ihm, dass er sich nicht aufgeregt hatte. Nahm grinsend die Karte und suchte sich ein Gepäck aus. Er hatte sich zurückgelehnt und beobachtete sie. Clara dürfte etwas jünger sein wie er, vermutete seine Einschätzung. Ihre Haare waren oben glatt und nach unten auf die Schulter hin, stürmisch gestylt. Das gab ihr ein freches Aussehen. Sie hatte dunkle Augen sowie Augenbrauen und ihre Lippen waren zum Küssen gemacht. Clara war grandios, mit ihrer Figur fand er, und ahnte durch ihr Aussehen, dass sie temperamentvoll sein müsste. Wie sie die Karte beiseitelegte und ihn ansah, wusste er es.
Sie gefiel ihm und erhoffte ein längeres Gespräch mit ihr. Warum sollte er die Lage nicht für sich ausnützen? Worauf sich ein gegenseitiges Erkundungsgespräch ergab. Jeder versuchte für sich, dass Interessanteste vom anderen herauszufinden. Clara war 25 Jahre, arbeitete als Sekretärin in einem Softwarebüro und lebte ebenfalls in Dresden. Sie tanzte gern und sonnte sich an den Badestränden, was ihm nicht gefiel. War mit ihren Freundinnen unterwegs und Solo. Das war gut. Er konnte sich zwar im Rhythmus bewegen, jedoch war tanzen ein Unterfangen, wie wenn er Jogurt essen müsste. Er sah gern zu, wenn Paare tanzten, leider funktionierten seine Schritte nicht zum Takt. Egal, sie gefiel ihm und waren schnell per du. Nach dem Kaffee schlenderten sie durch die Fußgängerzone und versprachen sich wiederzusehen. Tauschten ihre Nummern aus, und verabschiedeten sich mit einem tiefen Blick in die Augen.
Matteo glaubte, sie gefunden zu haben, und dachte lange über Clara nach. Sie schien sein Gegenstück zu sein, denn Gleiches, war nach seiner Meinung nicht gut. Beide riefen sich abwechselnd an und trafen sich am Wochenende darauf zum Essen und hatten allerlei Spaß dabei. Ja, Clara war, wie er sie am Anfang eingeschätzt hatte. Temperamentvoll, unterhaltend und keinen Schimmer von Langeweile. Einen gravierenden Unterschied, stellte er in ihren Urlaubsvorstellungen fest. Clara wollte ausschließlich einen Badeurlaub machen, er dagegen wollte Land und Leute kennenlernen. Nach ihren Worten zu urteilen, ließ sie keinen Kompromiss zu.
»Weißt du, ich bin eine Sonnenanbeterin und achte auf meine Figur. Deshalb möchte ich in den nächsten fünf Jahren keine Kinder haben. Weil sich das Aussehen einer Frau danach verändert. So lange wie möglich, ist mein Bestreben, meine Figur zu behalten. Weil …« Erklärte sie überzeugend, und machte die passenden Gesten dazu. Matteo war sprachlos und fragte.
»Aber später möchtest du schon eine Familie gründen, wie ich dich verstanden habe. Wie denkst du über eine Ehe usw.?« Jetzt atmete sie tief ein und Matteo war gespannt, was kommen würde.
»Ja, auf alle Fälle, das wäre für später mein Ziel. Aber bis dorthin möchte ich schöne Kleider tragen, ausgehen und mich amüsieren. Die Zeit, in der man das kann, ist kurz und vergeht schnell. Ich möchte hinterher nichts bereuen oder versäumt haben«, gab sie zum Besten und schaute ihn mit frechen Lippen an.
»Man kann nicht alles durchleben. Es gibt Unermessliches und muss Abstriche machen, wenn es ums glücklich sein geht. Sonst wären alle Reichen auf dieser Welt die lebensfrohesten Menschen, was sie nicht sind. Ich bin der Meinung, dass sich unsere Zufriedenheit und unser Glück, deshalb in einem engeren Rahmen bewegen wird. Wir können Urlaub machen, andere Länder sehen, und dort die kulinarischen Dinge und Sehenswürdigkeiten genießen. Aber das wahre Leben findet wo anders statt. Selbst wenn wir auswandern würden, wäre unsere Sicht von dort aus genauso.«
In ihrem Gesichtsausdruck bemerkte er, dass die Aussage ihr nicht gefallen hatte, und sagte zu ihrem Trost.
»Man kann und sollte das Leben genießen. Warum nicht. Aber dabei umsichtig damit umgehen.« Das gefiel ihr wieder und lächelte ihn an.
»Ja, Matteo, das sollten wir. Manchmal hüpfe ich darüber hinaus und benötige jemanden, der mich zurückholt. Ich freue mich, dass du es bist. Du verleihst mir Sicherheit und bist mein Ruhepol, den jeder braucht. Wie findest du mich?», fragte sie nebenbei, nahm ihr Glas und nippte davon.
Ruckartig sah er sie an. »Hübsch, kess, temperamentvoll und für die Ehe wie geschaffen. Wie es mit deiner Liebe steht, weiß ich nicht, aber ich habe ein gutes Gespür dafür. Ich hoffe sehr, dass in dir auch ein Schmusekätzchen steckt, dass ein sicheres Heim benötigt.« Clara starrte ihn an.
»Das war eine flotte und schöne Antwort«, und staunte, wie wenn er sie zurechtgelegt hatte.
»Ja, so bin ich. Treffender hättest du es nicht sagen können. Ich entnehme aus deinen Worten, dass du über uns nachgedacht hast. Ziemlich weit sogar«, und nippte vom Wein. Matteo nickte und meinte.
»Wenn man gefragt wird, warum sollte man sein Ziel nicht erwähnen, bevor es ein anderer tut. Und Clara, wie denkst du
über uns, bevor es langweilig wird?« Er wollte unbedingt wissen, wie ihre Sicht, und ob er ihr Typ war. Sie blieb still und er erwartete, dass was Verbindliches kommen müsste, egal in welcher Richtung. Clara ließ sich Zeit, sah ihn an und meinte.
»Ja, Matteo, du bist nach meiner Vorstellung und alles bis jetzt war gut und positiv. Gleich vom Anfang an, hatte ich Vertrauen und fühle mich geborgen bei dir und mag dich. Ich habe dir meine Bedingungen genannt: Die ersten fünf Jahre keine Kinder zu bekommen, stattdessen das Leben genießen. Ich möchte ausgehen, tanzen und schöne Kleider tragen. Beruflich weiterkommen, bevor das Familienleben beginnt. Danach wird sich mein Leben ändern müssen«, und betrachtete ihn. Matteo dachte innerlich, dass das Leben nicht aus Vergnügen besteht. Sicherlich würde es sich bei ihr langsam legen und fügte hinzu.
»Ich kann keine Standardtänze, werde es nicht begreifen, und tanze kaum.« Clara lachte.
»Du bist unmöglich. Auch das mag ich an dir«, und nahm seine Hand.
Das war der Ausgangspunkt, für weitere kommende Gespräche in dem sie sich schrittweise näherten. Obwohl Clara lebenslustig war, ließ sie es im zwischenmenschlichen Bereich langsam angehen. Das hatte er nicht erwartet und ließ es ebenfalls wachsen. Bei einer der Verabschiedungen meinte sie. »Es ist schön mit dir und jedes Treffen ist für mich einmalig«, und umarmte ihn lange. Legte ihre Wange an seine Schulter und er spürte ihre Wärme.
Clara war, wie sie ihm erzählte hatte, dass Ausgehen, frei sein, und sich zu vergnügen lebensnotwendig. Sie war ein bisschen abgedreht darin. Doch das machte ihm nichts aus, weil er in ihrer Nähe war, und sie gern mit ihm zusammen. Eines Tages sagte sie zu ihm.
»Warum hast du donnerstags nie Zeit?« Matteo lachte.
»Das ist mein Feiertag. Da treffe ich mich mit meinen zwei besten Freunden und wir diskutieren untereinander. Denn seit …«, erzählte er Clara ihre Freundschaft. Das fand sie gut und interessant.
»Dort haben wohl Frauen keinen Zutritt?«, flötete sie nebenbei, aber neugierig.
»Bisher hat keiner eine Freundin mitgebracht. Das war ebenso.« Mit dieser Aussage drückte sie ihn.
»Dann soll es so bleiben. Ich freue mich für dich«, und ließ es dabei bewenden.
Mitte Juli, in einem Kaffee, sagte sie traurig. »Ich muss dir was sagen. Bevor wir uns kennenlernten, habe ich einen Badeurlaub Ende August gebucht. Was machen wir jetzt?«, und sah ihn fragend an. Matteo trank von seinem Kaffee. »Ich auch. Mitte September in der Toskana. Was machen wir jetzt?« Clara lachte auf. »Ich brauche diesen Urlaub. Lass uns das letzte Mal getrennt in Urlaub fahren und telefonieren. Dann gehen wir nicht verloren«, und küsste ihn auf die Wange. Das waren solche Eckpunkte, bei denen sie keinerlei Kompromisse eingegangen war. Meinte jedoch, dass jeder sich anpassen sollte, dann würde es laufen.
Der Blues Abend
Zu seiner Überraschung kam am Donnerstag bei ihrer Freundschaftsrunde Clara herein. Sie hatte ein fantastisches Outfit gewählt und Matteo stellte sie Paul und Theo vor. Darauf ergab sich eine großartige Stimmung, wobei Clara mit ihrem Temperament im Mittelpunkt stand. Ein Wort ergab das andere, dass es eine feuchtfröhliche Runde wurde. Was keinen von seinen Freunden auffiel, war, dass Theo Clara fixiert hatte und sie tiefgründige Blicke tauschten. Bei der Verabschiedung drückte Clara jeden und eilte davon. Nach Kurzen ging Theo, und Matteo musste Paul alles von seiner Eroberung berichten.
»Lade sie zu unserem nächsten Auftritt ein, und sage ihr, dass sie ihre Freundinnen mitbringen soll«, feuerte ihn Paul an. »Weiß Clara von unseren Auftritten?«, und freute sich auf einen schönen Abend.
»Nein. Meinst du nicht, dass es peinlich ausgehen könnte? Ich habe keine Ahnung, ob sie auf Blues steht.«, bekam Matteo Hemmungen.
»Nein! Sie fahren darauf voll ab. Du wirst es sehen. Der Blues verändert die Menschen. Wer singt schon für eine Frau! Lade sie ein, dann hast du ihr Herz erobert«, war Paul stimmungsvoll fest überzeugt.
»Ich nehme deine Gitarre mit, und du bringst die Frauen mit. Lass uns das machen. Also! Bis zum Samstagabend«, und verabschiedete sich eilig, dass Matteo nichts mehr sagen konnte. Gleich am Freitagabend rief Matteo Clara an.
»Hallo Clara. Hast du am Samstagabend was vor?«
»Nein. Warum? Willst du mit mir Tanzen gehen?«, Matteo lachte.
»Du weißt, dass ich den Rhythmus nicht finden kann. Ich wollte dich und deine Freundinnen zu einem Abend im Pub einladen. Wie sieht es aus?«
»Ja! Sofort! Dazu muss ich mein Outfit anpassen«, jubelte sie und tanzte mit ihrem Handy im Wohnzimmer umher.
»Was steht an Matteo?«
»Das wird eine Überraschung. Versprochen.« Clara lachte auf. »Warum tanzt du eigentlich nicht? Was hindert dich daran?«, Matteo räusperte sich.
»Ich habe es bei einem Tanzkurs versucht, ohne positives Ergebnis. Leider kann ich die Schritte nicht umsetzen. Ich zähle den Takt dabei.« Clara überlegte.
»Schade. Das wäre mir bedeutend gewesen, weil ich es leidenschaftlich gern tue. Okay. Wir kommen am Samstag zum Pub. Kannst du fünf Plätze reservieren?«, klang sie traurig, wegen des Tanzens.
»Aber die Besten«, damit legte sie auf. Sie mochte Matteo. »Warum konnte er nicht Tanzen«, und wollte den Samstag abwarten. Sonnenvergnügen und Tanzen, war ihr A und O.
Samstag um 19:00 Uhr betraten die fünf erfreuten Frauen den Pub und stellten sich gegenseitig vor. »Das ist Paul, mein bester Freund. Er hatte den Vorschlag gemacht uns zu treffen«, und wurde lachend und dankend begrüßt.
»Paul, Clara kennst du ja schon. Sie ist meine heimlich Liebe«, was von allen mit einem stürmischen Jubel erwidert wurde. Dann kam Romy, Marlen, Kathrin und Jola an die Reihe. Alle hatten eine gute Laune mitgebracht, freuten sich über die guten Sitzplätze. Sie bestellten sich das Guinness und tranken sich fröhlich zu. Das im Nu einen Wortschwall ausgelöst hatte. Mitten in dieser Stimmung fragte Clara.
»Du sagtest was von einer Überraschung! Wo ist sie?«, und deutete mit dem Glas auf Matteo, dass die anderen still wurden. Er bestätigte es und sagte.
»Paul, ist die Überraschung, was ihr gleich erleben werdet.« Alle Augen wandten sich fragend zu ihm. Er bejahte es und triumphierte innerlich.
»Ich hoffe auf eure Unterstützung, deshalb seid ihr eingeladen worden«, hob seine Arme empor und schritt verfolgt von ihren Augen zur Bühne. Paul stellte seine Geräte ein, nahm seine Gitarre und kündigte nach einem kurzen Applaus an.
»Was haltet ihr von Blues?!« Worauf alle schrien und klatschten.
Die vier Frauen sahen gespannt zu Paul und Clara meinte leise. »Das kann nicht wahr sein, oder. Was geht hier vor?« Matteo grinste und rief zum Frauenkreis.
»Wartet, was jetzt abgeht«, klatschte ebenfalls im Rhythmus. Dann begann Paul mit seiner Darbietung mit einer einmaligen Stimme zu singen. Die Freundinnen konnten es nicht fassen und rissen Mund und Augen auf. Sie waren dermaßen beeindruckt, dass sie nur dasaßen und fasziniert stauten. Besonders Jola hatte es erwischt. Sie zwängte sich durch die stehende Menge und blieb wortlos vor Paul stehen. Blickte zurück und stimmte mit dem Rhythmus mit ein. Sie war nach einigen Minuten hin und weg. Übrigens hatte sie kurze schwarzbraune Haare, ein rotes T-Shirt und Jeans an.
Gleichermaßen hatte es die anderen drei ergriffen. Nach einer halben Stunde gab Paul durch das Micro bekannt. »Ich hätte gern eine Verstärkung für meine Stimme!«, worauf die Menge rief.
»Ja, spiel weiter!«, und hüpften alle im Takt. Das war das Zeichen für Matteo.
»Warte, bis ich wiederkomme«, sagte er zu der verstörten Clara und hörte seinen Namen.
»Matteo will es wagen!«, worauf ein Grölen entstand. Das konnte Clara nicht fassen. Erhob sich von ihrem Platz, blickte schulterzuckend ihre Freundinnen an. Sah fragend entsetzt nach vorne, wie Matteo die Gitarre nahm. Matteo beugte sich zu der aufgekratzten Jola und rief. »Sing mit Jola. Du bist gut«, und begann zu Spielen. Das Zuspiel war zwar für beide normal, für die Zuschauer phänomenal. Bei Liedern, die sie kannten, sang Jola mit und die Stimmung erhöhte sich. Ihre Freundinnen riefen Clara zu.
»Hast du das gewusst, dass er so gut singen und spielen kann?«, was sie mit einem Kopfschütteln beantwortete. Clara war mehr wie ergriffen und beobachtete Matteo, der sie in Erstaunen versetzte.
Nach diesem Auftritt kamen die drei zum Platz zurück. »Schön, dass du nicht weggelaufen bist«, meinte er zu Clara. »Das war Mega von euch zwei. Du hattest kein Wort davon erwähnt«, und blickte ihn anhimmelnd an.
»Ich sagte doch, Überraschung«, und legte seinen Arm um ihre Hüfte. Clara gefiel es und drängte sich zu ihm. Darauf brach eine bessere Stimmung auf und Fragen und Kommentare prasselten auf beide ein. Früh um 1:00 Uhr verließen alle den Pub und verabschiedeten sich gegenseitig. Ab diesen Tag waren Jola und Paul zusammen. Jola, bewunderte diesen unscheinbaren Paul, und er freute sich, dass sie schwarzbraune Haare, und mitgesungen hatte.
Matteo brachte Clara zur Straßenbahn und sie legte ihre Arme um seinen Hals und küssten ihn.
»Danke für diesen schönen, aufregenden Abend. Ich liebe dich«, und verschwand winkend. Das ließ ihm hoffen, dass es auf dem Weg war, was Ernstes zu werden.
Seit Mai kannten sie sich und sollte endlich formen für eine gemeinsame Zukunft annehmen. Scheinbar sah sie es mit ihrem Kuss genauso. Beschwingt stieg er in die entgegengesetzte Richtung ein und ließ sich ins Bett fallen.
Am Donnerstag nach der Arbeit trafen er sich mit Paul im Bierausschank und unterhielten sich über den besonderen Abend. »Du siehst Matteo, dass unsere Kneipenspielerei was gebracht hat. Jola und ich haben was für die Zukunft vor. Wie steht es bei dir?«, was er erzählte. Paul bestätigte.
»Na siehst du. Es bahnt sich mit Clara ebenfalls was an. Ich mag Clara. Finde sie aber ein bisschen zu aufgedreht. Kommst du damit zurecht? Dann können wir auf unseren Hochzeiten singen. Hatte ich nicht recht, dass der Blues Menschen verändert? Was ist eigentlich mit Theo? Kommt er heute?« Matteo winkte ab.
»Er hat mir eine SMS geschickt und ist im Stress. Das nächste Mal kommt er wieder. Außerdem vermute ich, hat er was mit Juna. Du hast am Pool gesehen, wie sie ihn umgarnt, und geküsst hat. Theo ist ein Materialist und Genießer geworden. Wenn er mit mir telefoniert, erzählt er ausschließlich von seinen Erfolgen und Autos. Ich kann es ihm nicht verdenken, denn sein Vater hatte ihn bis zur Firmenübergabe kurzgehalten.« Paul winkte ab.
»Das gibt ihm doch keinen Grund mit anderen lieblos zu verfahren. Ein Mitarbeiter seiner Firma hat mir einiges über seine Verfahrensweise berichtet. Er hat alles umgekrempelt ohne Rücksicht auf die Mitarbeiter. Gegenüber seinem Vater soll er ausbeuterisch geworden sein. Hoffentlich übertreibt er es nicht. Aber der Erfolg gibt ihm recht. Theo ist sonst in Ordnung, wenn er nicht ichsüchtig wäre. Er nimmt sich, was er will. In einem Pub würde er nie gehen.« Beide unterhielten sich über den schönen Abend, und von Jola, die wie Paul erzählte, ihn umschwärmte.
Der getrennte Urlaub
Die nächsten Treffen am Donnerstag, erfolgten jeweils zu viert, und waren Höhepunkte der Woche, bis zum Urlaub beider. Clara ging unter der Woche nicht mehr aus und musste Vorbereitungen treffen. Matteo hatte Übergabe-Arbeiten in der Firma und traf sich kurz mit Paul. Jeder war mit sich vor dem Urlaub beschäftigt. Beim letzten Treffen vor dem Abflug meinte Paul zu ihm.
»Ist dir nicht aufgefallen, dass sich Theo verändert hat?« Matteo sah ihn fragend an.
»Nein! Er war donnerstags jeweils da, und wie immer. Wie meinst du das?« Paul zuckte mit den Schultern.
»Nur so. Da läuft irgendwas«, und wechselte das Thema zum Urlaub. »Was machen Jola und du?« Paul trank aus seinem Bier und meinte. »Sie bekommt erst Urlaub, wenn du wieder da bist. Dieses Jahr ist alles durcheinander. Ich werde dableiben und mit ihr die Zeit verbringen. Man! Ich bin dir dankbar, dass du Clara eingeladen hast, sonst hätte ich sie niemals kennengelernt. Jola, ist einmalig.« Paul klopfte ihn auf die Schulter und meinte ernst.
»Danke, mein Freund. Ich würde sie sofort heiraten. Wir lassen uns Zeit, um uns näher kennenzulernen. Ich denke, Jola fühlt dasselbe.« Matteo war ergriffen von seinen Worten und dachte über Clara nach. »Bei ihnen kamen diese Gefühle nur von ihm. In den letzten Tagen wollte sie keine Treffs mit ihm. Das fand er komisch. Clara wollte, wie sie sagte, zuerst alles genießen.« Umso mehr freute er sich über die Treffpunkte mit Paul. »Was arbeitet Jola, und wo wohnt sie?«, interessierte es Matteo.
»Sie arbeitet in einer Marketingfirma und wohnt am anderen Ende von Dresden. Ich glaube, bis Ende des Jahres, wird sich was ergeben. So oder so, denn ich möchte es«, und sah Matteo an. Paul dachte, dass Matteo bedrückt wirkte und irgendwas nicht stimmte. Er nahm ihn in den Arm und fragte.
»Matteo, was ist los? Wir sind Freunde«, rüttelte ihn und setzte sich gegenüber. »Weißt du Paul, es ist so, …«, und erzählte ihm von ihrem momentanen Abstand und ihrer Fünf-JahresEinstellung.
Das konnte Paul durch seine Beobachtung und Vermutung bestätigen. Wollte aber seinen Freund nicht wehtun. »Matteo, entschuldige, da läuft was schief bei ihr. Ich habe wenig Ahnung von Frauen, jedoch von der Situation. Diese ist nicht normal. Klar, dass man was erleben will. Allerdings läuft zwischen euch, was damit aus dem Ruder. Sie kann nicht mit dir so umgehen. Nach dem Motto: Wenn ich fertig bin und mich ausgetobt habe, dann komm ich zu dir. Ich mag Clara, weil sie spritzig ist, gut aussieht, und ihr Herz auf der Zunge hat. Aber in den letzten Tagen verhält sie sich merkwürdig.«
Paul löste eine Stille aus und hatte einen Verdacht. »He Matteo! Geh in Urlaub und erhole dich. Denk nicht an Clara und rufe sie nicht an. Lass sie ihren Lauf zu Ende gehen. Wenn du zurück bist, wird sie es dir sagen. Bitte, höre einmal auf mich. Ich meine es gut. Rufe sie nicht an!« Paul ahnte, was da laufen könnte, und litt mit seinem Freund. »Matteo, der Blues verändert die Menschen. Komm zurück und sing mit uns. Jola wird langsam gut in ihrer Stimme, dann sind wir zu dritt. Ich übe mit ihr und forme ihre Stimme. Wir beide sind unzertrennlich, denk daran.« Paul kamen die Tränen und musste sich verabschieden, denn sein Freund tat ihm leid.
Paul, spazierte durch die Nacht und dachte an seinem Freund. Matteo war in Ordnung und froh ihn zu kennen. Er wusste, das war ein Jahr der Entscheidung in dem sich vieles, grundlegend verändern würde. Er hoffte, dass sein Freund es überstehen, und ihm überall helfen würde. Er hatte etwas beobachtet und wollte es ihm nicht sagen, weil es Mutmaßungen waren. Ihm war bewusst, dass Matteo ein Gefühlsmensch war, und erwartete, das schlimmste Tal für ihn.
Der Abflug
Am letzten Abend traf er sich mit Clara, die ziemlich aufgekratzt war, zum Abschiedsessen. Der Abend war stimmungsvoll mit guter Laune, Gesprächshöhepunkte und Gelächter. Danach brachte er sie heim und sie küsste ihn auf die Wange. »Ich liebe dich und werde dich vermissen. Lass uns in Verbindung bleiben«, meinte sie flüchtig daher sagend. Drehte sich um und verschwand. Das war ihm zu oberflächlich, und ging davon. Ein paar Tage später war sein Abflug in die Toskana.
Matteo hatte sich eine Ferienwohnung gleich in der Nähe von Moneglia für 12 Tage gemietet. Die Wohnung lag in den Bergen, zwei Kilometer Luftlinie vom Strand und bot eine herrliche Aussicht zum Meer. Die Gegend ringsum war wegen ihrer Jahrzehnte langen Olivenanbau und Mühlen bekannt. Dieses Moneglia-Öl passt gut zu Fischgerichten und den mediterranen Speisen. Man nennt sie die ligurische Küche.
Moneglia war ein Fischerdorf mit 2700 Einwohnern und liegt in einer herrlichen Bucht, mit unzähligen Gastronomie-Angeboten. Vom Meer ausgesehen, folgte der Strand, die Hauptstraße und angrenzend das Dorf mit einer breiten Promenade. Mit dem Auto war man in zehn Minuten vorbeigefahren. Das Dorf war ausgezeichnet zum Bummeln und es gab alles, was Touristen suchten. Von seiner Terrasse aus, konnte er die ganze Gegend einsehen und war bereits am ersten Tag begeistert davon. Matteo liebte diese romantischen, von Pflanzen bedachten Wirtschaften, Pizzeria und Weinlokale. Hier gab es keine hohen Hotels und ausgefeilten Clubs, sondern war typisch italienisch geblieben. Hunderte von Palmen säumten die Straßen, Parks, Fußgängerzonen und man hatte das Gefühl im Paradies zu sein. Jedes Haus und die Lokale waren mit Blumen verziert und überall duftete es nach Kaffee und Essen. Genau das war es, wie er seinen Urlaub wünschte. Eine Mischung aus Umgebung erkunden, Kultur, Essen und Baden. Er konnte Clara nicht verstehen, den ganzen Tag lang am Strand zu liegen und sich bräunen zu lassen. Das war hier genauso möglich.
Die ersten vier Tage war er in aller Ruhe unterwegs und jeweils abends im Dorf zum Essen. Komischerweise dachte er am vierten Abend das erste Mal an Clara. Paul hatte ihn aufgefordert, sie nicht anzurufen, was ihm anfangs schwergefallen war. Musste ebenfalls feststellen, dass sie es nicht tat. Warum ermahnte ihn Paul? Was meinte er damit, Clara würde ihm ihren Weg mitteilen? Durch seinen Urlaub betrachtete er ihr „Verhältnis“ von einem Abstand aus, und ließ sich alles durch den Kopf gehen.
Claras Bedingungen waren zu ihren Gunsten ausgelegt und nichts deutete auf eine Gemeinsamkeit hin. Nähert man sich nicht, wenn eine gemeinsame Zukunft geplant war? Er war der Meinung, dass sich mit ihr später alles zusammenfinden, und eine gemeinschaftliche Linie entstehen würde. Vor einigen Jahren war seine Einstellung ähnlich gewesen. Das Leben zu genießen und leistete sich teure Sachen. Im Gegensatz zu Clara mit ihrer Kleidung waren es Anschaffungen, die er lange benutzen konnte und heute noch besaß. Wie würde er später diesen Modetrend finanzieren wollen? Heute ist es "in" und morgen ist es "out".
Damit schwenkten seine Gedanken zu ihr. Clara war eine hübsche, freche, temperamentvolle Frau, mit funkelnden Augen. Wer könnte ihr einen Wunsch ausschlagen? Er mochte sie und Clara sagte ebenfalls, dass sie ihn lieben würde. Leider klang das wie eine Floskel und unecht. Vielleicht würde sie sich ändern, wenn später eine Familie vorhanden wäre. Bedauerlich war, dass beide ihren Urlaub fest gebucht hatten. Auf der anderen Seite waren sie zwischenmenschlich von einem gemeinsamen Urlaub entfernt. Ihr Abschied mit ihrem flüchtigen Wangenkuss, und ich liebe dich, kamen ihm komisch vor. Es war unwirklich und ohne Gefühl. Paul und Jola hatten sich gefunden, jedoch ebenfalls noch keine Beziehung aufgenommen.
Matteo hatte sich ein Fischgericht bestellt und genoss es im Freien, bei sommerlichen Temperaturen von 25 Grad zu essen. Außerdem fand er, dass der Wein außergewöhnlich gut mundete. Zu seinem Glück setzte sich ein Pärchen an seinem Tisch und unterhielten sich bis zum Schluss miteinander. In dieser Woche sollten heiße Tag folgen und wollte den Strand aufsuchen. Früh schlief er lange, und trank seinen Kaffee auf der Terrasse mit Meerblick. Dazu las er einige Sachen aus dem Internet und mitgebrachte Lektüre. Anschließend lief er hinunter an den Strand, denn schließlich wollte er wie Clara, gebräunt aus dem Urlaub zurückkehren. Matteo fühlte sich herrlich in seinem Liegestuhl und Schirm. Zeitweise kam er mit Urlaubern ins Gespräch, was ebenso entspannend war. Nachdem Baden genehmigte er sich einen Cocktail, ging zum Essen und lief dem Berg empor zu seiner Wohnung.
Am vorletzten Tag bereitete er sich ein Frühstück mit allen einheimischen Zutaten, dass er genüsslich bis zum Mittag verzehrte. Am Abend holte er sich einen Wein der gehobenen Klasse mit Käsesorten und einheimische Leckerbissen und saß dabei auf seiner Terrasse. Er jubelte innerlich, wie vorzüglich das Leben sein konnte und die Wahl hier Urlaub zu machen. Das Prospekt hatte er zufällig gefunden und spontan gebucht. Schon bald wurde er zum Flughafen nach Genua abgeholt und war nach fünf Stunden in Dresden. Von dort aus rief er Paul an, um sich mit ihm am Donnerstag zu treffen.
Eine interessante Mitteilung
Die Freude war bombig bei ihrer Begrüßung, obwohl es nur 13 Tage waren, und Matteo erzählte von seiner Entspannung. »Wo ist Theo?«, wollte Matteo wissen.
»Keine Ahnung. Er ist wie verschwunden. Ich habe ihn wegen einer Sache versucht zu erreichen, dies erfolglos war. Juna meinte, er sei auf einer Geschäftsreise. Hast du mit Clara im Urlaub telefoniert? Wann kommt sie wieder?« Matteo trank vom Bier.
»Nein! Ich habe sie nicht angerufen. Das war ein Befehl von dir«, und lachte.
»Sie kommt am Samstagabend wieder, und werde am Sonntag mit ihr telefonieren.« Paul klopfte ihn auf die Schulter.
»Das hätte ich nicht gedacht, dass du das aushältst. Glaube mir, das war gut. Ihr zwei solltet euch über eine gemeinsame Zukunft klarwerden und nicht an dumme „Ich-Regeln“ halten. Das führt zu nichts. Sie hatte drei Wochen Zeit dafür, und wird im Urlaub einen Entschluss gefasst haben.« Er musste Paul recht geben, denn darüber hatte er in Italien gleichfalls nachgedacht. Ihr Verhalten empfand er kindisch für ihr Alter. Danach erfolgten Gespräche über den Blues und einigen Auftritten mit Jola.
»Wir haben einiges geübt, du wirst überrascht sein. Ich habe ihre Stimme geformt und verbessert. Die vielen Gesangsstunden haben sich gelohnt. Du solltest mit ihr gleichermaßen üben, damit wir uns ergänzen«, und stieß ihn an.
Matteo hatte Urlaub und erledigte liegengebliebene Dinge und wartete gespannt auf den letzten Sonntag im September. Um 11:00 Uhr rief er sie an, in der Hoffnung, dass Clara ausgeschlafen hatte. Sofort hob sie ab und hörte sich bedrückt an. »Hallo Clara! Schön dich zu hören. Wie war dein Urlaub?« Zeitverzögert antwortete sie. »Wunderschön! Das Hotel und …«, schoss alles aus ihr heraus.
»Lass uns heute treffen und uns austauschen«, schlug er vor, und wie Paul sagte, über die Zukunft zu reden.
»Ja, einen Moment«, legte das Handy bei Seite, und er hörte eine Tür und Stimmen.
