Die Witwe aus Bagdad - Erwin Först - E-Book

Die Witwe aus Bagdad E-Book

Erwin Först

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Beschreibung

Daniel Langer beginnt von seiner Jugend an, sich mit den Börsenkursen, zu beschäftigen. Der Auslöser war sein Vater, der ihn darin unterwiesen hat. Beide spekulieren zuhause mit Papiergeld, wer wo am meisten Geld verdient. Mit wachsendem Alter steigerte sich sein Wissen in diesem Spektrum und der Anwendung. Obwohl es sein Wunsch war, Kunst zu studieren, beginnt er nach seinem Abitur, eine Lehre zum Bankkaufmann. Seine Kunstlehrerin erkennt, seine Begabung im Porträt zeichnen. Daniel kann Gesichtsausdrücke Fotografisches speichern. Das verleiht ihm die Fähigkeit, mit einem internen Zahlensystem, Personen mit ihren inneren Problemen, darzustellen. In der Bank wird er Felicia seiner Mentorin zugeteilt, die sich mit Krediten und Aktien beschäftigt. Im Nu entdeckt sie seine Fähigkeiten der Aktien und macht sich diese zu Nutze. Bis eines Tages eine arabische Delegation der Bank einen Geschäftsbesuch abstattet. Anstatt Felicia bittet ihr Chef, dass Daniel sie beraten soll, was er beispiellos tut. Von diesem Zeitpunkt an entwickelt Felicia eine Rivalität zu ihm. Sie versucht alles Mögliche um ihn loszuwerden, damit sie wieder die Nr. 1 wird. Da überlegt sie sich ein vernichtendes Vorhaben. Bei seiner Rückkehr beginnt die eingefädelte Katastrophe von Felicia. Sein Vater droht sein Haus zu verlieren, und wirft Daniel unberechtigt aus dem Haus. Felicia demütigt Daniel und verpasst ihm eine emotionale Niederlage. Daniel ist am Boden zerstört. Von da ab ist sein Weg das Kapital. Sein Sinnen und Trachten ist es, eine Grundlage für sein Leben zu legen und reich zu werden. Die Firma in Frankfurt, ist der beste Start, und wird sein Leben. Während seines arabischen Kurses lernt er Natira, die Tochter des Imams, kennen. Er verliebt sich in sie und möchte sie heiraten. Doch der Imam ist dagegen und verheiratet sie schnellstens mit einem Mann aus Bagdad. Daniel ist ein gebrochener Mann und bricht jeden Kontakt ab. Während Daniel auf dem Höhepunkt seines Berufslebens steht, bekommt er die Diagnose: Gehirntumor mit maximal sechs Monaten Lebenszeit. Sein letzter Wunsch ist es, die Ruinen von Babylon zu besuchen, die das gleiche Schicksal teilten. Auf dem Höhepunkt zu zerfallen. In Bagdad lernt er Hakim, den Bruder von Nael kennen, den er von seinem Los erzählt. Dieser überlegt sich, wie er Daniels letzte Monate versüßen könnte und schlägt ihm eine Zeit Ehe vor. Daniel willigt ein und heiratet auf diesem Wege Aveen Abbas, eine Witwe aus Bagdad, für sechs Monate. Als er das erste Mal Aveen beim Imam sieht, verliebte er sich in sie. Aveen versucht geschickt, den Ehevertrag, zu ihren Gunsten auszulegen, um ihr Ziel zu erreichen. Denn Aveen hat mit der Hochzeit anderes im Sinn. Ihr Traum von der Emanzipation einer Frau, und einem neuen freien Leben, scheint in greifbarer Nähe zu sein. Ihre beiden Ziele klafften im Nu auseinander und stehen in Bagdad vor einem Scherbenhaufen. Als Abschluss seiner Reise besucht Daniel die Ruinen von Babylon und steht auf der ehemaligen Zikkurat. Er schließt seine Augen und sieht weinend, wie sein Leben vorüberzieht. Alles war umsonst. Die Fragen entstehen: Wird Daniel ihr die Ausreise noch ermöglichen? Wird er seine unmittelbar bevorstehende Operation überleben? Wie werden die restlichen fünf Monate ihrer Ehevereinbarung ausgehen? Das verrät die Geschichte, von der Witwe aus Bagdad.

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Seitenzahl: 398

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Ursprung:

Als ich einen Bericht über die Zeit Ehe in Syrien gelesen habe, wurde mit klar, dass vieles zeitlich ist. Wie auch das Leben und was man darin besitzt. Es kann von heute auf morgen vorbei sein. Besonders durch die Diagnose eines Gehirntumors. In der Geschichte werden teilweise meine Gefühle von damals wiedergegeben.

Für die Frau ist es besser, den Mann zu heiraten, von dem sie geliebt wird, als den Mann zu nehmen, den sie selbst liebt.

Arabisches Sprichwort

Gewidmet: Brigitte und Marko

Erwin Först

Die Witwe – aus Bagdad

Roman

© 2025 Erwin Först

Website: erwin-foerst.de

Herausgegeben von: Tredition

Covergrafik von: www.freund-foto.de, Nr.65272937, Adobe Stock on demand

Verlagslabel: Tredition

Druck und Distribution im Auftrag des Autors:

tredition GmbH, Heinz-Beusen-Stieg 5, 22926 Ahrensburg, Deutschland

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte ist der Autor verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne seine Zustimmung unzulässig. Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag des Autors, zu erreichen unter: tredition GmbH, Abteilung "Impressumservice", Heinz-Beusen-Stieg 5, 22926 Ahrensburg, Deutschland

Kontaktadresse nach EU-Produktsicherheitsverordnung: [email protected]

Inhalt

Cover

Ursprung:

Titelblatt

Urheberrechte

Das Leben in zwei Welten

Daniel Langer

Felicia

Ein Vorschlag

Das Blatt wendet sich

Ein neues Ziel im Auge

Zwei Jahre später

Der notgedrungene Wechsel

Die Krise beginnt

Die Kündigung

Die neue Heimat

Die Charité

Gespräch über die Ehe

Das Treffen mit Natira

Die arabische Delegation

Eine böse Überraschung

Eine unbeantwortete Frage

Ein liebloses Leben

Ein Treffen mit arabischen Geschäftsfreunden

Eine neue Begegnung

Die Diagnose beim Arztbesuch

Die Diagnose

Eine neue Erfahrung bahnt sich an

Ein Wunsch seines Freundes

Die Geschichte von Aveen Abbas

Die Wende

Eine neue Aussicht in zwei Richtungen

Die besondere Überraschung

Die Besichtigung

Die Begegnung

Der erste Abend zusammen

Die Tage zum Kennenlernen

Die Rückkehr

Die letzten Tage

Tag der Vorbereitung

Was mit Aveen geschah

Die Nachwehen

Zwei Jahre später.

Epilog

Literaturverzeichnis

Mein nächstes Buch

Die Witwe aus Bagdad

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Urheberrechte

Das Leben in zwei Welten

Mein nächstes Buch

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Das Leben in zwei Welten

Es konnte nicht gegensätzlicher sein wie Feuer und Eis. Süß und salzig, Gut und Böse, Arm und Reich, das in ihm vereinigt war. Ein innerer expressiver Zustand, indem er gezielt jumpen konnte. In den meisten Fällen verband man Eis mit einem gefühlskalten Menschen. Der frei von Gefühlen als Broker und Trader war. Das kennzeichnete seine Stille, Ausharren und die Abwesenheit von Emotionen, wenn es um Geschäfte gegangen war. Ein Mann, der das Gute und Böse vermischt hatte, und im spekulativen Börsenbereich als Wahrheit darstellen konnte. Süß, da er die Sinneseindrücke, aktiver dreidimensionaler Wahrnehmungen formen konnte, um den Kurs zu erkennen. Sauer, denn manche Ergebnisse wie das zusammenziehen von Essig und Zitronensaft in einem Mund bewirken konnte.

Das Zusammenspiel von arm und reich lag bei ihm in der Tagesordnung dicht beieinander. Denn es mussten Entscheidungen in Sekunden darüber gefällt werden. Das war das Dasein von Daniel Langer und hatte es sich genauso gewünscht.

Er war dort angelangt, was er sich als Ziel gesteckt hatte. Bis dorthin hatte ihm nichts und keiner gehindert. Daniel kam sich als der eklatante Jongleur seines Lebens vor. Daniel trug Maßanzüge mit Designer Hemden und Indoor-Schuhe. Was ihn relaxed, businessmäßig aussehen ließ. Das war das Einzige, was er sich leistete, und musste in Entsprechung des Berufes angepasst werden. Das auffälligste war seine Krawattennadel, die ein mit Gold eingefasstes Auge darstellte. Das Auge hatte eine dunkelblaue Pupille, umgeben von einer hellblauen Iris. Darauf war er stolz, obwohl er die Bedeutung davon nicht gekannt hatte. Zu keiner Zeit, hatte er sein ins Auge springendes Stück, vergessen. Auf ein gepflegtes Äußeres legte er wert, sowie top frisierte Haare und kurzgeschnittenen Bart. Sein freundliches, höfliches Auftreten war Standard, um das Vertrauen der Kunden zu gewinnen.

Der frühmorgendliche Abschluss war, dass Eau de Parfum Spray Eros von Versace. Ohne dieses war der Tag nicht komplett.

Daniel wohnte in Frankfurt in einer möblierten Ein-Zimmer-Wohnung, mit Balkon im dritten Stock eines neuen Hochhauses. In seiner Behausung kam eine totale andere Lebensweise bei ihm zum Vorschein. Daniel hielt nichts von einem Umfeld, das auf annähernden Wohlstand hingedeutet hätte. Er lebte unauffällig durchschnittlich und war von seiner Mutter eisern dahin erzogen worden, auf seine spätere Absicherung zu achten. Das hatte ihm ebenfalls der spekulative Reinfall seines Vaters gezeigt.

Das Wichtigste war für ihn, die vier Bildschirme an der Wand. Diese liefen Tag und Nacht und ihm die neuesten Börsenkurse verrieten. Er fuhr einen Smart Roadster, den er gebraucht für 5000 Euro gekauft hatte. Daniel war 30 Jahre alt, hatte die vergangenen Jahre bescheiden und sparsam gelebt. Das Ziel aller die in dieser Branche eingestiegen waren, war, in kürzester Zeit das meiste Geld zu machen. Denn die höchste Effektivität war mit Ende 30 Jahren erreicht. Für ihn zählte in seinem Leben die Arbeit mit kurzer Entspannung, schlafen und auf neuer Gewinnjagd zu gehen. Zwischendurch gab es Partys mit Geschäftsleuten und finanzstarken Kunden. Zu allen Zeiten im Focus - das Kapital.

Nach zwei Jahren hatte er seinen Eltern die Hälfte des verspekulierten Geldes seines Vaters zurückgezahlt. Das war nicht seine Verpflichtung oder schuld gewesen, sondern um den Frieden zu fördern. Ab da zählte sein Ego. Dass Leben des Kapitals, mit dem er später alles erreichen wollte. Er hatte niemanden, benötigte keinen und vertraute keiner Menschenseele. Die Jagd nach dem Gewinn hatte ihn dorthin gebracht. Nach seiner Auffassung gab es keine Werte, die nicht käuflich waren. Das ihm ebenfalls sein Chef eingesagt hatte.

Das war Daniel Langer, Broker und Trader in Frankfurt. Bis ein besonderer Tag kam.

Die innerliche Anspannung konnte bei ihm nicht größer werden, wie er sein gesamtes Privates Vermögen als Day-Trader eingesetzt hatte. Sein ganzes Wissen und spekulative Geschicklichkeit kamen mit einer äußerlichen Kühle zum Vorschein, die seinesgleichen suchte. Inbegriffen seiner Trading-Technik und Strategie, die er in den letzten Jahren gesammelt hatte. Treffsicher nach seiner Voraussicht brach der lang beobachtete Kurs ein, und sollte bei einem speziellen Tiefpunkt eine plötzliche Erholung erfahren. Exakt in diesem Moment hatte er alles gesetzt. Das Risiko war es ihm wert, um dadurch sein Leben grundlegend zu verändern, spekulativ, zwischenmenschlich und gesundheitlich.

In den letzten Jahren hatte er die letzte Stufe erklommen. Die ihm gesagt hatte, dass sein Job mit dem Erreichten nicht mehr verträglich wäre. Er wusste nicht mehr, wer er war. Was das Leben bedeutete. Hatte die Gefühle von Mensch zu Mensch und seine gute Herzenseinstellung verloren. Dazu kam, dass ihn seit Wochen enorme Kopfschmerzen geschlagen hatten, die sich nicht mehr durch Medikamente beseitigen ließen. Sowie seine Lebenssituation mit Wanda. Wanda war die erste Frau, die ihn mit seiner muslimischen Einstellung konfrontiert hatte. Sie wollte eine feste Verbindung mit ihm, wie Felicia in früherer Zeit. Leider musste er sie wegen seiner Krankheit verlassen.

Wie er es gewohnt war, wollte er seine Lage durch das Kapital entscheiden lassen. Das hatte bisher sein Leben definitiv bestimmt. Er kannte kein anderes Szenario mehr. Dieser finanzielle totale Einsatz würde einen Entscheid, auf die eine oder andere Art provozieren. War er sich sicher. Mit dieser Konsequenz wollte er seine Weichen stellen. Irgendwie waren der Reiz und der Nervenkitzel auf das Spekulative bei ihm vorüber und hatten den Stellenwert verändert. Ein Letzter klick zum fiktiven Einsatz seiner gesamten Aktien und Wertgegenstände sollte alles beenden.

In seiner Laufbahn hatte er beobachtet und erfahren, dass fast alles käuflich war, obendrein die Liebe. Das befand er für das Schlimmste. Alleinig das Verständnis füreinander, Mitgefühl und Harmonie untereinander, war nicht bezahlbar. Definitiv fehlte ihm das.

Ohne Regung beobachtete er, wie sich der Kurs entwickelte und ruckartig wie vermutet, nach oben kletterte. Daniel Langer wartete auf dem Punkt zum Verkaufen. Wiedererwartend trat eine Richtungsänderung ein, die mit seiner Zuversichtlichkeit unvereinbar war. Zu seinem Entsetzen ereignete sich Folgendes …

Daniel Langer

Daniel hatte zuerst in Dresden gewohnt. War 1,80 Meter, normale Figur, blonde Haare mit einer Business-Frisur und Lese-Brille. Ein fröhlicher, umgänglicher Mensch, der sich den Zahlen verschrieben hatte. Seine hellblauen Augen glänzten und verrieten eine gute Herzenseinstellung, was sich im Verhältnis zu anderen Menschen zeigte. In seinen letzten Schuljahren meinten seine Mitschüler über ihn, dass er Lehrer werden müsste. Denn er hatte eine korrekte Körperhaltung und Aussprache. Das trug zur Belustigung aller bei, wenn Daniel damit seinen Klassenlehrer imitierte. Immer wieder spornten sie ihn im Klassenzimmer an, ihren Lehrer nachzuäffen, oder eine Karikatur von ihm an die Papiertafel zu pinseln. Das ging lange gut, bis er erwischt wurde. Überraschenderweise betrat der Studienrat den Klassenraum, was eine sofortige Stille erzeugte.

Daniel wurde an der Tafel geschnappt und erschrak furchtbar. Kein Wort brachte er hervor und beobachtete seinen Lehrer. »Was würde kommen? Würde er ihn zum Direktor schleppen«, und ahnte katastrophales für seine Schulzeit.

Zu seinem Erstaunen betrachtete sein Studienrat die Karikatur eingehend, und Daniel sah pochenden Herzens einen Verweis ins Haus flattern. »Das soll scheinbar ich darstellen«, brummelte er. Kein Ton war von der Klasse zu hören und Daniel nickte vor Angst. Durch einen Wink sagte er zu Daniel. »Bitte folge mir«, und riss das Blatt ab und öffnete die Tür zum Gehen. Kaum waren sie draußen, erwachte die Klasse und berieten, Daniel zu helfen, weil sie ihn angestiftet hatten. Daniel hatte es befürchtet und folgte nach seiner Vermutung ihm ins Direktorat. Stattdessen bog er zu einer Kollegin ab, die Kunst unterrichtete. Sie hieß Frau Kramer. »Heidi, das ist Daniel. Bitte höre mir ein paar Minuten zu, weil …«, zeigte das Blatt und beschrieb ihr in allen Einzelheiten seine gezeichnete Darstellung.

Frau Kramer beäugte Daniel und lächelte. »Hab keine Angst Daniel. Dir wird nichts passieren. Wenn Walter dich bringt, dann hat es seinen Sinn«, ihm auf die Schulter klopfte, was Daniel beruhigte. »Schicke ihn vor, wenn du fertig bist«, bat er Heidi und ging davon. »Setz dich in die erste Reihe und erzähl mir, wie lange du zeichnest, und was dich inspiriert?«, und setzte sich zuhörend auf das Pult. Daniel berichtete voller Freude, weil kein Verweis kommen würde. Dass er mit einem Lehrbuch angefangen, und viele Skizzen gemalt hatte.

»Ich sehe mir die Leute an und kann mir ihren Gesichtsausdruck in Zahlen merken. Alles andere stelle ich mir vor. Denn …«, berichtete er ihr ausführlich. »Bitte bringe mir deine Zeichnungen ins Sekretariat, ich würde sie gerne sehen.

Wenn du nichts dagegen hast, zeichne mich in zwei Perspektiven«, was er sofort bejahte, weil er nicht in die Schulstunde zurückmusste. Sie holte aus einem Schrank einen speziellen Block mit einem passenden Stift. »Konzentriere dich auf das Wesentliche«, meinte sie lächelnd, und setzte sich auf das Pult in einer nachdenkenden Haltung. Daniel betrachtete sie kurz von Nahen, begann und nach 20 Minuten sagte er euphorisch. »Fertig. Hier bitte!«, und reichte ihr den Block. Frau Kramer zuckte zusammen. Nahm den Zeichenblock, setzte sich und betrachtete es eingehend.

Sie staunte, denn er hatte das Bild komplett fertig, was sie nicht erwartet hatte. Nach ein paar Minuten sagte sie. »Das ist gut. Zeichne meinen Gesichtsausdruck, und konzentriere dich auf meine Stimmung. Versuche, dass einzufangen, was sich im Hintergrund abspielen könnte«, und setzte sich gegenüber. Frau Kramer strengte sich in ihren Gedanken an, eine ihre unliebsame Situation aus ihren Leben zurückzurufen. Daran wollte sie ermessen, ob er es erkannt hatte.

Daniel musterte von Nahen ihre Augen, die Mundpartie, Gesamtausdruck, und begann. Ihr fiel auf, dass Daniel sie dreimal musterte. Das war es gewesen und war gespannt. Wieder nach circa 30 Minuten war er fertig und gab ihr den Block. Heidi Kramer stellte es an die Tafel, lief auf und ab die Skizze zu begutachten. Anschließend die Augen und Mundpartie eingehender. Sachte drehte sie sich zu ihm und fragte. »Was hast du in meinem Gesicht gesehen? Sage es offen«, flüsterte sie. Daniel sah zur Zeichnung, weil er Angst hatte, sie anzusehen. »Schmerz in den Augen und der Mund sagte mir, es ist nicht vorbei. Obwohl die eine Seite der Lippe eine geringfügige Gleichgültigkeit zeigte. Mehr weiß ich nicht«, beendete er seine Umschreibung. Denn er hatte Angst, weiteres über sie zu erklären. Frau Kramer nickte und antwortete.

»Kann ich die Zeichnung behalten?«, was er bejahte. »Bitte signiere sie mit Datum, und bringe mir deine anderen Zeichnungen zum Ansehen«, und verabschiedete sich von ihm. Logischerweise konnte sie sich einen Schüler nicht offenbaren, jedoch hatte er ihr Inneres getroffen und fand ihre Beachtung. Den ganzen Abend musste sie darüber nachdenken. Wenn seine anderen Werke nach ihren Vorstellungen waren, wollte sie sein Talent fördern. Jemand, der die Farben in Zahlen sieht, war ihr noch nicht begegnet. Zudem zeichnete er nicht ab, sondern sah, was dahintersteckte.

Am nächsten Tag erhielt sie eine Mappe von ihm und studierte sie fachmännisch. Heidi war überzeugt, durch ihre Anleitung aus diesem Rohling, einen kreativen Künstler zu formen. Daniel hatte eine Begabung und nutzte sie nicht. Sie riet ihm nebenbei ihre Kunstgruppe zu besuchen, und förderte ihn die restlichen Jahre. Beide hatten einen Kompromiss geschlossen. Heidi Kramer brachte ihm das professionelle Zeichen bei, und er lernte von ihr ein besseres Französisch.

Nach ihrer Meinung sollte Daniel eine Kunstakademie besuchen und sprach mehrmals mit seinen Eltern darüber. Diese sahen eine brotlose Zukunft darin und lehnten es energisch ab. »Frau Kramer. Eine richtige Lehre ist der Grundstock für ein Leben, nicht diese Unbeständigkeit eines Malers«, war die Antwort seiner Mutter. Heidi gab sich nicht geschlagen und wendete ein. »Daniel hat ein Talent, was andere sich erst jahrelang erarbeiten müssen. Glauben Sie mir. Er ist außergewöhnlich«, was Erika mit einer Handbewegung abtat. »Lassen wir das, Frau Kramer. Sie meinen es gut und das erfreut uns. Daniel sollte …«, und erklärte ihre Vorstellung.

Daniel freute sich stattdessen über ein schönes Taschengeld, das er mit seinen Porträts in der Fußgängerzone verdiente. Für ihn war es kein Problem, Porträts aus dem Kopf zu zeichnen. Sein künstlerischer Höhepunkt war bei der Abschiedsfeier im Gymnasium. Wie er alle Studienräte auf einem überdimensionalen Plakat zeichnete, dass in der Zeitung erschien. Ab und zu überlegte er ernstlich, eine Kunstakademie zu besuchen. Doch sein Drang nach Zahlen und der Börse beherrschen ihn. Diese Erfahrung mit Frau Kramer zeigte ihm auf, dass sie sich aus selbstlosen Gründen um ihn gekümmert, und Verständnis für ihn hatte. Das kannte er nicht und war schön. Außerdem mochte er Heidi Kramer, die doppelt so alt war wie er. Daniel verblieb nach der Schulzeit jahrelang, durch die Zeichengruppe mit ihr verbunden. Heidi war eine außergewöhnliche Lehrerin und versuchte, ihn zur Kunstakademie umzubiegen. Beide redeten französisch miteinander.

Daniel war ein „Einser-Schüler“, absolvierte das Wirtschaftsgymnasium und seine absoluten Lieblingsfächer waren Betriebs- und Volkswirtschaft, Rechnungswesen, nebenbei Kunst, Englisch und Französisch. Daniel war in Dresden atheistisch aufgewachsen und kannte sein Ziel. Bankkaufmann zu werden. Denn sein Interesse war die Börse. Dieses hatte damit begonnen, weil sein Vater sich von jeher für die Börsenkurse interessierte. Daniel die Funktionen genauestens erklärt hatte. Beide hatten sich darin gefunden und veranstalteten theoretische Finanzspiele, wer wo spekulieren würde.

Zu diesem Zweck hatten sie sich Geld und Aktien aus Papier, wie bei dem Spiel „Geld und Börse“ angefertigt. Sie spekulierten im Zuge dessen wie im echten Leben. Daniel beschäftigte sich eingehend mit den Firmen, Kursen und beobachtete die Entwicklung des Marktes. Nach wenigen Monaten kannte er die Verläufe und beide betrachteten sich als die besten Broker.

Das nahm langsam an Dimensionen zu, dass seine Mutter öfters einschreiten musste, um sie zur Vernunft zu bringen. Seine Mutter hieß Erika, war eine bodenständige Frau und arbeitete in einer Großgärtnerei, die früher ihren Eltern gehörte. Ihre Eltern hatten die Gärtnerei vor ihrer Rente verkauft, weil sie keiner übernehmen wollte. Von dem Nachlass kauften sie Erika ein Haus, indem sie mit Arthur wohnte. Arthur war Beamter und für das Asylrecht zuständig. Sie hatten keinerlei finanzielle Sorgen und Probleme und legten anfangs viel Wert auf Sicherheit. In denselben Schuhen sollte ihr einziges Kind Daniel, wandeln. »Nichts war bedeutender im Leben als eine solide Grundlage«, trichterte ihn Erika ein. Er hatte sein Abitur in der Tasche und wollte Betriebswirtschaft studieren, dagegen sich wiederum seine Mutter aussprach. Das ergab den Entschluss, dass er eine Bankkaufmannslehre begann. Anschließend konnte er seiner Wege gehen. Deshalb musste Daniel zuerst eine Berufsausbildung hinter sich lassen, bevor er zu studieren begann.

Bei der ersten Bewerbung wurde er in einer Bankfiliale eingestellt. Nach kurzer Zeit fand er Gefallen an den Fachbereichen des Rechnungswesens und des Kreditgeschäftes. Im hohen Maße das Geschäft mit Wertpapier. Später kam in einem speziellen Seminar der internationale Zahlungsverkehr. Im Fachbereich Wertpapiere fiel er mit seinem herausragenden Wissen auf, weil es sein Hobby von Jugend auf gewesen war. Er kannte alle Kurse mit Leidenschaft und was sich dahinter verbarg.

Während seiner Lehrzeit als Bankkaufmann begann sein Vater mit wirklichen Geldbeträgen im kleineren Rahmen zu spekulieren. Diese dehnte er nach einigen Erfolgen an Höhe aus. Das war der Punkt gewesen, ab da Daniel seinen Vater vor diesen Spekulationen warnte und sich von ihm zurückzog. Denn für ihn war es kein Spiel mehr. Sein Vater war wie in einem Rausch geraten und der Meinung, dass er die Aktienverläufe im Griff hatte. Daniel gelangte durch seine Erkenntnis bei der Bank, dass man unweigerlich den Hintergrund der Kurse kennen musste. Denn es konnte sich in einem Nu alles verändern. Als Azubi hatte er es wiederholt live gesehen und war kein Spiel mit Papiergeld. Nein, es ging um das Vermögen seiner Eltern. Eines Abends, wie er mit seiner Mama allein war, schilderte er ihr seine Ängste, wo das mit Papa hinführen könnte. »Mama, das ist kein Spiel mehr, es geht um euren Geld und euren Besitz«, begann er sachte. Sie drehte sich zu ihm. »Wie meinst du das?« Mit ihrer Frage bemerkte er, dass seine Mutter keine Ahnung hatte.

Er nahm ihre Hand und sagte mit seinen 20 Jahren. »Wir haben, seit ich denken kann, Börsenspiel mit Papiergeld gespielt. Du hast uns oft zurechtgewiesen damit aufzuhören. Weißt du noch?« Erika sah ihn fragend an. »Ja. Ihr habt euch ziemlich erregt dabei. Was möchtest du mir sagen? Ich verstehe das nicht«, und wunderte sich über diesen Gesprächsanfang. Verlegen grinste sie und wurde sogleich ernst. Für ihm war es schwer, seiner Mutter eine Warnung zu vermitteln, was seinen Papa betraf. Schließlich war er ihr Sohn, besaß nicht ihre Reife und die Berechtigung. Aus diesem Grund überlegte er aus scheu, das Gespräch sofort zu beenden. Erika vernahm aus seinen Worten, dass was Anstand und wollte es unbedingt wissen. »Was ist los Daniel? Dir liegt was auf dem Herzen.« Für ihn war es ein unerwünschter Zeitpunkt und musste es ihr schonungsvoll sagen. »Ich habe Papa beim Spekulieren beobachtet. Er hat sich verändert. Ist dir bekannt, dass er mit Geld spekuliert?«, worauf sie erschrak, und ein entsetztes Gesicht machte. »Nein! Das glaub ich nicht. Woher weißt du das?«, hauchte sie heraus. »Ich sehe es, weil es über sein Konto läuft, und die Beträge werden Schritt für Schritt höher. Wie gesagt habe ich ihn beobachtet und er zeigt ein Verlangen, unwiderstehlich spielen zu müssen. Seine Einsätze werden höher. Verstehst du, was ich meine?«, und überließ ihr das Urteil.

Erika ließ sich in den Sessel fallen, faltete ihre Hände auf den Schoss und sah nach unten. Nach einer Stille fragte sie kurz. »Seit wann?«, und setzte ein sorgenvolles Gesicht auf. Daniel stand zwischen dem Bankgeheimnis und seinen Eltern. »Seit einem halben Jahr«, meinte er kurz, und sie nickte. Sie drehte sich würdevoll zu ihm. »Und! Was heißt das? Das macht jeder. Was willst du über Papa sagen?«, klang es provozierend. Daniel senkte den Kopf. »Ich kenne ihn und die Kurse. Sein Verhalten hat sich verändert. Papa hat sich nicht mehr im Griff, was ich an seinen Einsätzen sehe. Er braucht die Erregung, deshalb werden seine Einsätze höher und gefährlicher. Auch privat hat er sich verändert. Merkst du das nicht? Er ist impulsiver geworden, kann seine Gefühle beim Setzen nicht mehr kontrollieren und wird bald die Kontrolle verlieren. Das wollte ich dir sagen«, und schwieg.

Erika sprang auf und Daniel ebenfalls ihr gegenüber. Ihr Gesicht veränderte sich ins Zornige. »Was unterstehst du dich, über deinen Papa zu urteilen! Er hat dir alles ermöglicht. Schämst du dich nicht?!«, und schlug ihn unverhofft mit voller Wucht ins Gesicht, das er zur Seite über den Sessel flog. Daniel rieb sich seine Wange und Blut kam aus seinem Mund. Er blickte zu seiner Mutter, die eine bedrohliche Stellung einnahm. Ganz klar, sie hatte sich auf die Seite ihres Mannes gestellt und er wusste, dass er richtig geurteilt hatte. Seine Mama hatte es somit ebenfalls bemerkt.

Daniel war im Bilde, dass es ein Riss in ihrer Beziehung war und er allein hantieren musste. Stand auf und begab sich in seine Mansarden-Wohnung. Im Bad angekommen war sein Gesicht beachtlich angeschwollen und kühlt es. Die nächsten Tage verliefen wortlos und er vermied in ihre Nähe zu kommen. Meist abends beobachtete Daniel seinen Papa im Wohnzimmer, wie er seine Gefühle ins Aktienspiel eingebracht hatte. Jeweils bei Verlusten war er am Boden zerstört und ärgerte sich tagelang darüber. Bei Gewinnen jubilierte er, wie wenn er Millionär geworden wäre. Daraus lernte Daniel und schaltete seine Gefühle bei Bankgeschäften ab. Nach seiner Meinung war Geld eine Ware, und hatte nichts mit Sentimentalität zu tun. Dagegen war das Leben seines Vaters ein stetiges auf und ab, wobei seine Risikobereitschaft gestiegen war. Daniel bemerkte die Gefahr und versuchte, mit ihm zu reden, was er als „vermeintlicher Profi“ sofort abgelehnt hatte.

Vier Wochen nach dem Gespräch mit seiner Mutter hatte sein Vater bei einer anderen Bank ein Konto eröffnet. Dorthin hatte er nach und nach seine Barschaften überwiesen. Das zeigte ihm, dass seine Mama mit ihm gesprochen hatte. Damit hatte er in seiner Bank keinen Überblick mehr, was seine Spekulationen betraf.

Seine Mutter hatte ein Wohnhaus mit in die Familie gebracht, was sein Vater sorgsam pflegte und hegte. Leider waren seine Gedanken nicht bei den Pflanzen, sondern bei der Börse. Daniel hatte die größten Bedenken, dass er das Haus eines Tages mit ins Spiel bringen würde. Das war eine Frage der Zeit, denn er war wie süchtig geworden. Ihm ginge das nichts mehr an, und hatte seine Mama gewarnt. Er sah darin, dass die Liebe bewusst negatives unterdrückte, und falsch darstellen konnte. Sein Papa bemerkte nicht den Abstand zwischen Daniel und seiner Mama.

Zu diesem Übel nicht genug, sah er seinen Vater durch Zufall auf seinem Heimweg, wie er aus einer Spielhölle kam.

Daniel verkürzte seine Ausbildung und arbeitet auf diesem Sektor Wertpapiere mit einer Kollegin Felicia Wagner zusammen. Felicia bemerkte nach kurzer Zeit, was Daniel fachlich konnte. Sein Bezug auf Wertpapiere, Fonds, Aktien usw. war enorm, und sie machte sich dieses zu Nutze. Bei Kundenberatungen war er mit Erfolg anwesend. Felicia förderte Daniel und gab ihn den Rat einen Lehrgang zum Certified Financial Modeler zu belegen, was er daraufhin tat. Für ihn war es gut, denn er wurde dadurch nicht mit seinem Zuhause konfrontiert. Mit Felicia blieb er ihn Verbindung.

Felicia

Felicia war auf Ansehen und Erfolg bedacht. Ob geschäftlich oder privat war sie imposant top gekleidet und gestylt. Sie hatte mit der Lehre abgeschlossen und kam in die Abteilung Wertpapiere und Handel. Als Angestellte trug jederzeit einen grauen oder dunkelblauen Anzug, weiße Bluse mit Krawatte. Felicia war zum Zeitpunkt, als Daniel zu ihr kam, 25 Jahre alt. Felicia war 1,65 Meter, mit einer strähnigen, blonden Bobfrisur und hellgraue Augen. Ihre Lippen waren anziehend und hatte einen eleganten Gang. Allein wie sie sich bewegte und sich gab, hätte man ihr jede Aktie abgekauft. Ihr Talent bestand darin - „nichts“ - als gut mit Überzeugung zu verkaufen. Ihre Worte waren gewählt und treffsicher durch ein Lächeln bestätigt. Wenn sie an ihrem Steh-Schreibtisch stand, wirkte sie wie ein glanzvolles Ausstellungsstück der Bank. Offenkundig bewirkte ihr Aussehen, dass sie Erfolg in der Bank hatte, mit einer steilen Karriere nach oben programmiert. Ihr bereitete es Spaß, wie Daniel zu ihr kam, um von ihren großartigen Erfolgen zu berichten. Zeigte ihm, wie man was zu den Kunden sagen sollte. Daniel nahm sie zum Vorbild, ebenfalls so geschäftsfähig zu werden wie sie.

Felicia musste nach kurzer Zeit feststellen, dass er ihr was Wertpapiere, Aktien und Fonds betrifft, weit voraus war. Sie tat dann jeweils, wie wenn sie alles gewusst hätte. Wenn Entscheidungen diesbezüglich anstanden, fragte sie ihn indirekt, um ihr Gesicht nicht zu verlieren. Daniel genoss es und blieb im Hintergrund bei ihren Erläuterungen. Das gefiel ihr wiederum und bewertete Daniel als Wissenszuträger. Nach einem halben Jahr saß Daniel in der Mittagspause an seinem Schreibtisch und hatte nichts zu tun. Da nahm er ein Blatt und zeichnete Felicia. Ihr fiel es auf, weil er sie öfters studierte und auf ihn zu kam. »Was machst du da?«, fragte sie neugierig geworden, worauf er ihr seine Zeichnung gab. Mit großem Erstaunen betrachtete sie es und meinte. »Das ist fantastisch! Woher kannst du das? Du hast mich genau getroffen«, und himmelte ihn an. Daniel stellte sich nicht heraus. »Ich habe mal einen Kunstunterricht besucht«, und sah Felicia an. »Kann ich das behalten? Noch nie hat mich jemand gezeichnet und dann so gut. Du hättest Kunst studieren sollen«, und lief mit dem Bild zu einer Kollegin.

Diese war ebenso begeistert und zeigte es weiteren Mitarbeitern und verschwand aus dem Bankgebäude. Nach einer Stunde kam sie mit einem Bilderrahmen und legte die Zeichnung hinein. »Das soll einen Ehrenplatz in meiner Wohnung bekommen«, meinte sie glanzvoll. »Bitte signiere es mir«, und legte es vor ihm hin. Daniel konnte ihre Freude darüber nicht verstehen, weil er viele Bilder in der Fußgängerzone gezeichnet hatte. Für den restlichen Tag war ihre Begeisterung nicht gesunken, und lud ihn seitdem ein, in der Mittagspause mit ihr ins Bistro zu gehen.

Felicia Wagner war die erste Frau, mit der er sich öfters traf. Zwei Monate später, hatte er sich in sie heimlich verliebt. Bei einem Lunch fragte sie ihn. »Daniel kannst du tanzen?«, und lächelte ihn an. Er trank von seinem Wasser und meinte trocken. »Wenn dir die Schritte von der Tanzschule genügen. Dann ja.« Sie lachte auf. »Genau das meine ich. Wollen wir zum Tanzen gehen? Ich hätte Lust, mal wieder flott zu tanzen«, und ihre Augen glänzten auf. Er hätte schreien können, dass sein Wunsch sie im Arm zuhalten, auf diese Weise in Erfüllung gegangen war. Blieb gelassen und überlegte sich einen Scherz. »Ohne Hintergedanken«, sagte er ihr ins Gesicht, worauf sie augenblicklich ihr Kinn fallen ließ. Weil diesen Satz normalerweise Frauen äußerten. Darauf lachte sie auf und ließ sich rückwärts in den Stuhl fallen. »Ja! Ohne Hintergedanken!«, rief sie und amüsierte sich Minuten darüber. Beschwingt begaben sie sich zur Bank zurück, und sie arbeitete voller Freude an diesen Freitagnachmittag. Bevor sie ihre Umhängetasche zur Verabschiedung nahm, fragte sie sicherheitshalber. »Du kannst doch tanzen? Oder machst du mir was vor«, und wartete gespannt auf seine Antwort. Daniel erhob sich. »Lass dich überraschen. Aber ohne Hintergedanken.« Felicia nickte unzufrieden und ging davon.

Daniel wartete aufgeregt vor dem Lokal, wie sie sich wohl zurechtgemacht hatte. Er kannte sie und war sicher, dass ihr Outfit anziehend sein würde. Gleich darauf kam sie mit dem Taxi und so war es. Ihr rotes Kleid war eine A-Linie mit Off-the-Schulter, mit asymmetrischem Tüll. Zudem war das Abendkleid mit Spitze, Perlenstickerei und einer Schleife verziert. Er hatte seinen Anzug an und begrüßte sie mit einem Handkuss. »Ich habe ein super Outfit von dir erwartet, doch du hast es übertroffen. Danke dass du gekommen bist.« Übertrieb er bewusst.

Felicia staunte über seine Begrüßung, nickte ihn ansehend. »Kannst du tanzen?«, hauchte sie. Daniel ging nicht darauf ein und führte sie zu dem bestellten Tisch, was sie wieder verdutzte. Das Tanzpaar bestellte sich zu trinken, während die Musik spielte. Er machte es kurz. »Komm! Lass uns anfangen«, stand auf und führte sie zur Tanzfläche. Sie wusste nicht, ob er es konnte, und folgte ihm. Nach ein paar Takt Schwierigkeiten von ihr sagte Daniel. »Ich führe Felicia. Wir sind nicht in der Bank«, fügte sich ihm und schwebte davon. Im Anschluss folgte Tanz auf Tanz bis zur Pause und setzten sich. Felicia trank von ihrem Cocktail und betrachtete ihn.

Für Daniel war es ein Hochgefühl sie nahe in den Arm zu halten. Er hoffte, dass er ihren Tanzansprüchen genüge, geleistet hatte. »Und! Hat es sich gelohnt, ein neues Tanzkleid anzuschaffen«, grinste er. Mit dem Röhrchen im Mund bejahte sie es. »Du bist eine Überraschung für mich«, flüsterte sie. »Na! Das hört sich positiv an. Kann dein Freund nicht tanzen?«, fragte er harmlos an, was sie nicht gut fand. »Woher wusste er es? Hatte er uns gesehen?«, überlegte sie kritisch. Von ihrem Gesichtsausdruck konnte er es ablesen und schwieg. Er hatte es vermutet, denn sie war eine hübsche Frau und musste es hinnehmen. Wer war er mit seinen 20 Jahren, am Anfang des Lebens. Kein Kapital, keine Wohnung oder Sportwagen. Nicht einmal eine goldene Uhr hatte er. Wohnte bei seinen Eltern und war ein nichts. »Okay«, sagte er sich, »dann will ich wenigstens einen schönen Abend mit ihr verleben. Schließlich ginge es ihr darum und gefiel das Tanzen mit ihr.«

»Komm Felicia, lass uns tanzen«, stand auf und reichte ihr die Hand, bevor sie was sagen konnte, und folgte ihm.

Die Stunden waren vergangen und beide verließen das Lokal. Während Felicia auf das Taxi wartete, drehte sie sich zu ihm. »Danke für diesen wunderschönen Abend. So lange - habe ich noch nicht getanzt. Was für eine schöne Überraschung«, und verabschiedete sich mit Handschlag. Daniel sah ihr hinterher, bis sie ins Auto eingestiegen war. Er hatte sie stundenlang im Arm gehalten, das zählte für ihn und war fantastisch gewesen. Freudig über den Abend und traurig über seinen Stand lief er zur Straßenbahn und träumte vor sich hin. Wäre er Millionär, wäre das Ergebnis klar. In der Trambahn sitzend sah er sich in Gedanken auf einer Jacht liegen. Felicia kam und bediente ihn mit Sekt in einem sehenswerten Bikini. Beide allein on Bord. Wollte sie gerade küssen, und hatte nicht bemerkt, dass er angetippt wurde. »Hallo! Fahrscheinkontrolle. Haben Sie einen?«, riss er ihn aus seinen Träumen. Verärgert holte er den Schein aus der Tasche und zeigte ihn. Nachfolgend gelang es ihn nicht mehr diesen Traum fortzusetzen. Zu Hause ließ er sich in den Wohnzimmersessel fallen und trank ein Mineralwasser. Er überlegte seinen aktuellen Zustand. »Ein Nichts, bekommt nichts. Ohne Moos nichts los. Keine Kohle keine hübschen Frauen«, und trank traurig von seinem Glas.

Beim Trinken vernahm er einen Lichtschein vom Arbeitszimmer und steuerte darauf zu. Durch den Spalt beobachtete er seinen Papa am Computer sitzen und wusste, was er unternahm. Öffnete die Tür mit seinem Zeigefinger, was er bemerkte und euphorisch zu Daniel rief. »Ich bin auf dem richtigen Weg und beobachte den Kurs seit Wochen. Ich kann ihn im Voraus definieren. Wie denkst du darüber?« Sein Tonfall ließ erkennen, dass er seine Meinung nicht hören wollte, sondern eine Bestätigung. »Was ist es für einer?«, fragte er gelangweilt. »Es ist die „no one keeps hie“«, meinte er stolz. Daniel kannte diesen und beschrieb ihn ausführlich. »Sie steht bei … und man kann sie nicht bewerten, weil … Bitte lass sie und suche dir was Besseres, denn es geht nicht gut«, stand für ihn fest. Sein Vater erhob sich enttäuscht und fauchte. »Du meinst, weil du in der Bank arbeitest, und Überweisungen ausfüllst, alles zu wissen. Verschwinde!«, war er erbost, und tat es. Jetzt wusste er wenigstens, was er im Sinn hatte. Er zog sich aus und warf sich ins Bett, sogleich er seine Füße vom Tanzen verspürt hatte. Es war ein wunderschöner Abend mit Felicia und schlief ein.

Ein Vorschlag

Felicia kam verspätet in die Bank, holte sich einen Kaffee und eilte zu ihrem Schreibtisch. »Ich habe heute einen bedeutsamen Kundentermin, der eine Anlage sucht«, sagte sie nervös zu Daniel. Raffte ihre Sachen zusammen und verschwand. Wiedererwartend tauchte sie im Büro auf und rief. »Kann jemand Französisch?!« Daniel blickte auf und war lässig zu ihr gelaufen und grinste. »Was! Du kannst ein Geschäftsgespräch in Französisch führen?«, rief sie ungläubig zu ihm. Darauf drehte er sich und wollte zurücklaufen. Wieder hielt sie es für nicht möglich. »Daniel! Bitte komm und hilf mir!«, rief sie und zeigte zur Tür. Das war das erste Anlagegespräch, das er selbstständig führte und aushandelte. Zum Schluss war der Kunde zufrieden, dass das Verhandlungsgespräch in seiner Sprache geführt wurde. Denn es war um Vertrauen und Kapital gegangen. Daniel übergab es Felicia und begab sich zu seinem Arbeitsplatz zurück. Einige Zeit später kam sie angelaufen, tat so, als wäre Daniel nicht da und blieb den ganzen Tag wortkarg. Felicia war klargeworden, dass sie zur Nummer zwei degradiert wurde, was nicht zu ihrem Stil passte. Auf jeden Fall wollte sie die Nummer eins bleiben, und auf keine Hilfe angewiesen sein. Beide gingen zwar ab und zu ins Bistro, sprachen jedoch nicht mehr über Geschäftliches und ihre Tanzabende wurden gestrichen. Daniel hatte einem Gespräch gelauscht, dass der Lebensgefährte von Felicia hartnäckig dagegen war.

Der Schluss ihrer dienstlichen Freundschaft erlosch durch weitere Geschäftsabschlüsse, die Daniel getätigt hatte. Er benötigte sie nicht mehr als Mentorin und steigerte sich zunehmend. Sein gebaren, war freundlich, höflich und zuvorkommend, sowie sein Wissen in Sachen Wertpapieren war spitze. Daniel war Single, voll berufsorientiert mit einem großen Auffassungsvermögen. Punktgenau in diesem Zeitrahmen beobachtete Daniel, dass eine Gruppe arabische Investoren die Bank betrat. Sofort schweiften seine Gedanken dorthin, wo das Kapital der Welt lag.

Einen Schritt dort hineinzubekommen, wäre das Glück jeden Brokers und träumte vor sich hin. Nach einer Stunde kam der Geschäftsführer ins Büro. »Herr Langer, bitte kommen sie mit«, was Felicia missfiel und einwandte. »Soll ich nicht lieber mitkommen?«, und ihren Vorgesetzten bedeutungsvoll ansah. »Nein Danke. Dieses Mal benötigen wir Herrn Langer mit seiner Erfahrung. Außerdem ist es eine Arabische Delegation, wobei Frauen nicht belehrend wirken sollten.« Was ihr einen heftigen Schlag versetzte. Daniel aus seinen Träumen gerissen, folgte seinem Chef und wurde in der Runde vorgestellt. Daniel war aufgeregt, doch hier ging es nicht um Gefühle, sondern sein Wissen fachgerecht zu präsentieren. Er blieb danebenstehen und wenn sein Know-how gefragt wurde, gab er jeweils eine ausführliche Erklärung dazu.

Das beeindruckte die Geschäftsleute und stellten ihn weitere Sachfragen, um ihn zu testen. Daniel stellte Positives und Negatives in den Raum, hielt sich danach dezent wieder zurück. Untereinander unterhielten sie sich in Arabisch, dem Daniel aufmerksam gefolgt war. Zugern hätte er es verstanden und sich mit ihnen unterhalten. Seit diesem Treffen war es sein Wunsch gewesen, in die Emirate oder der arabischen Welt zu reisen. Denn dort lag das Kapital und man musste es nur anwenden. Zum Ende seines Auftritts bedankte sich ein Araber und Daniel verneigte sich vor ihnen, bevor er ging. Sein Mund war trocken geworden und holte sich ein Wasser vom Automaten. Lehnte sich daran und trank ein paar Schlucke. »Arabisch müsste man können, das wäre es. Mit Anhören, was sie untereinander reden«, und kam auf die Idee einen Kurs zu besuchen. Damit könnte er sein privates und betriebliches Gesichtsfeld erweitern. Dieser arabische Besuch löste eine neue Perspektive bei ihm aus und sollte später zu seinem Höhepunkt führen.

Siegessicher schlenderte er zu seinem Platz und wurde neugierig von Felicia ausgefragt. »Was wollten sie alles wissen und worum ging es?«, was ihr Daniel beschrieb. Enttäuscht sagte sie. »Das hätte ich gewusst und beantworten können.« Daniel tröstete sie damit, dass es Araber wären und außerdem wollte er ihr nicht wehtun oder was Fachliches absprechen. Das beruhigte sie zwar, sah wieder eine Niederlage für sich darin. Daniel erkannte ihr Mienenspiel und beobachtete sie weiter. In seinen Gedanken war er abgeschweift und hätte Felicia und ihre Karriere zerstören, und sich darüber setzen können. Das wäre für ihn als Mann problemlos gewesen. Ob sie das soeben bemerkt hatte? Mit Sicherheit, denn sie besaß ein Karrierebewusstsein. Seit dieser Konferenz begann sein Aufstieg unentwegt und die Erfolge stellten sich ein. Sein Leben hatte er seinen Job verschrieben und nebenbei der arabischen Sprache.

Das Blatt wendet sich

Felicia musste mit ansehen, wie er ihr erfolgsmäßig davonrannte. Obwohl sie alles aufbot und beträchtliche Zeit investierte, war er nicht mehr greifbar und resignierte. Darüber hinaus hatten sich zwischenmenschlichen Probleme mit ihrem Lebensgefährten eingestellt, und ihr Leben geriet in eine Schieflage. Auf keinen Fall galt für sie aufzugeben und überlegte sich eine Strategie. Damit wollte sie wieder nach vorne gelangen. Leider war sie gezwungen mit anzusehen, wie Daniel erfolgreich war, und ersann eine List seine Einstellung für sich zu nutzen. Ein Link im Internet verhalf ihr dabei, Daniel, einen Floh ins Ohr zusetzen. Gleich am Montag strebte sie an, damit zu beginnen.

In der Kaffeepause am Montag schlich sie sich mit der Frage zu ihm. »Wie sieht es in deiner weiteren Fortbildung aus? Hast du dir Gedanken darübergemacht. Denn sicherlich wirst du nicht stehenbleiben wollen«, und wählte einen herausfordernden Ton mit Anreiz. Daniel war überrascht, wie sie darauf kam und sah sie forschend an. Felicia war schmaler im Gesicht geworden. In der letzten Zeit hatten sie kaum miteinander gesprochen. Was sollte ihre Frage. »Wie meinst du das?«, wollte er ergründen. »Na ja. Du hattest Erfolg. Doch das macht nicht alles aus. Weiterkommen wirst du nur durch eine Fortbildung mit einem Titel. Sonst bleibst du der ewige Angestellte«, gab sie einen lustlosen Tonfall darauf. Sah ihn provozierend an und ging zurück. Dadurch wusste er, dass sie was vorhatte, und würde nie wollen, dass er mehr war wie sie. Hiernach kam sie zurück und zeigte ihn eine Adresse im Internet. »Sieh dir das an, das würde zu dir passen«, grinste ihn auffordernd an, sofort nachzusehen. Daniel las es sich durch und schien im ersten Augenschein interessant zu sein. »Ich werde es mir in Ruhe ansehen. Was bewegst du damit?« Sie lachte wie im Spaß auf und meinte nebenbei. »In diesem Fall bin ich dich los. Ich kann keinen Konkurrenten neben mir gebrauchen«, und lachte gekünstelt.

An demselben Abend war Felicia das Lachen vergangen, als ihr Lebenspartner aus dem Schlafzimmer verschwand und mit einem Koffer zurückkam. »Was hast du vor und was soll das?«, war sie entsetzt und sprang auf. »Das siehst du. Ich werde heute ausziehen. Ich habe dir in den ganzen letzten Wochen gesagt, wenn du dich nicht änderst, wird es so kommen«, stellte seinen Koffer ab und holte seine Anzüge und Hemden. »Nein! Nein! Das kannst du nicht. Meine Arbeitsphase ist bald vorüber, dann geht alles wie vorher«, und wollte ihn abhalten. Unbeirrt drehte er sich von ihr und schulterte seine Klamotten auf und nahm seinen Koffer. »Bitte Jens. Gib mir eine Chance«, jammerte sie und hielt ihn fest. Er schüttelte ihre Hand weg und brachte die erste Ladung zum Auto. Felicia lief ihm hinterher und bat ihn, es sich zu überlegen. Jens legte seine Sachen ins Auto, nahm einen weiteren Koffer und Tasche von der hinteren Sitzbank und begab sich nach oben. Felicia flehentlich an seiner Seite. Als wenn er sie nicht hören würde, sammelte er seine Schuhe und Toilettensachen ein. »Bitte Jens, lass uns miteinander sprechen«, und umarmte ihn festhaltend.

»Lass das Felicia, das haben wir laufend getan, doch du willst dich nicht ändern. Dein Reden und Handeln sind wie Tag und Nacht. Im Gegenteil, du bist gefühlskalt, unnachgiebig und egoistisch geworden.« Was ihr einen mächtigen Schlag versetzt hatte und sich setzen musste. Jens sah sich in der Wohnung um, fand ein paar Dinge und packte sie ein. »Ich wollte nicht verschwinden, ohne dir zusagen, wie du geworden bist. Was für ein Unterschied zu früher. Für dich zählt nur die Karriere«, suchte in seiner Hosentasche nach dem Schlüsselbund, zog ihren ab und warf ihn auf den Tisch. »Erspar dir einen Anruf. Wir sind ab sofort getrennt«, und ging ohne Gruß davon. Bis sie sich erholt hatte, war er weg. Felicia saß wie betäubt da und konnte nichts mehr denken und sich bewegen. Nach ein paar Minuten trabte sie ins Bad und wusch ihr Gesicht eiskalt ab.

Hatte sie was versäumt? Was war schiefgelaufen? Die Arbeit hatte ihre ganze Kraft aufgezehrt und war nicht mehr fähig, mit Jens harmonisch zusammen zu sein. Sie verfiel in eine Heulattacke über diesen Verlust. Ihr Selbstvertrauen und Selbstachtung war ins Minus gerutscht und fand sich nicht mehr zurecht. »War sie gefühlskalt geworden, wie Jens sagte? Das wäre für eine Frau mit das Schlimmste.« Tagelang war sie down gewesen und für nichts zu gebrauchen. Dank Daniel, der es bemerkte und ihr half, hatte sie die Woche überstanden. Das Wochenende war zum Heulen und Herumliegen im Selbstmitleid gewesen. Sie schätzte plötzlich Daniel, der ihr arbeitsmäßig unter die Arme griff und ihr Halt gab. Obwohl sie älter war, stützte er sie. Das war schön von ihm gewesen. Darauf kam der nächste Schock für sie.

Ein neues Ziel im Auge

Daniel hatte sich die Fortbildungsschule zum Certified Financial Modeler ausführlich angesehen. War damit zur festen Meinung gekommen, dass es seiner Richtung voll entsprach. Dieser Lehrgang würde seine kommenden Ziele ermöglichen, wohlhabend zu werden, und sah sich auf einer Yacht liegen. Er nahm sofort Kontakt auf und schickte seine Unterlagen zur Anmeldung. »Würden sie ihn annehmen? Wäre er seinem Ziel nähergekommen«, simulierte er fortlaufend.

Zwei Wochen später kam die Zusage und er begann mit seinem Teilzeitstudium, was insgesamt 36 Monate gedauert hatte. Damit hatte er Zeit genug weitere praktische Erfahrungen zu sammeln. Nachdem er mit seinem Vorgesetzten gesprochen hatte, wurde er in eine andere Abteilung versetzt, um das Financial Modeling zu lernen. Zudem berichtete Daniel seinen Leiter, dass er Arabisch lernen würde. Sein Chef sah darin eine Bereicherung und förderte Daniel. Die berufliche Sache lief bei ihm gut und sein Arabisch nahm in der Gruppe zu. Das Einzige, was ihm Probleme bereitete, war sein Papa. Mit ihm konnte er nicht mehr über die finanziellen Dinge sprechen. Auf der Stelle explodierte er, was eindeutig eine Spielsucht zeigte, und seine Mama hielt zu ihrem Mann. Seitdem hatte sich die Familie auseinandergelebt. Daniel sagte ihnen nebenbei, dass er drei Jahre lang eine Schule besuchen würde, mehr nicht. Beide reagierten mit einem verständnislosen Schulterzucken.

Felicia und er sahen sich seltener, und wenn, suchte sie Kontakt zu ihm. Der Winter war angebrochen und zufälligerweise trafen sie sich im Bistro. Felicia sprang auf, begrüßte ihn euphorisch. Holte ihn zu ihrem Tisch und erzählte unaufhörlich über ihre Geschäfte. Bis zu dem Moment, an dem sie fragte. »Könnten wir nicht wieder Mal zum Tanzen gehen? Das war einmalig«, und blickte ihn fragend an. »Was wird dein Freund dazu sagen. War der nicht dagegen?«, meinte Daniel lustlos. Sie hörte auf zu essen und antwortete. »Den gibt es seit Monaten nicht mehr. Ich bin Single«, und betrachtete ihn bittend. »Okay. Nur einmal ohne Hintergedanken«, lachte er. Was sie ebenfalls tat und ihren Wein austrank.

»Trinkst du keinen Alkohol?«, meinte sie. »Selten. Manchmal Sekt. Erstens schmeckt er mir nicht und zweitens, will ich einen klaren Kopf behalten.« Sie nickte traurig. »Und wie ist es mit deiner Stimmung? Ich benötige Alkohol, wenn ich traurig bin und mich wohlfühlen will«, und sah verträumt mit den Augen nach oben. Daniel stimmte dem nicht zu und antwortete. »Was heißt emotionale Verfassung? War ich bei unserem letzten Tanzabend eine Stimmungsbremse?«, provozierte er sie. »Nein! Na ja, das ist jeden seine Sache. Und! Gehen wir am Wochenende? Ich ziehe ein neues Kleid an«, grinste sie frech.

»Ich hätte lieber was Schlichtes, und nicht mit einem Plüschtier getanzt.« Mit einem Schlag wurden ihre Augen zornig. »Was! Hat es dir nicht gefallen! Das war teuer gewesen«, schnauzte sie ihn an. »Kann sein. Wähle in diesem Lokal lieber ein normales Kleid. Das lässt deine Figur besser zum Vorschein kommen«, lenkte er es zum Guten. Unzufrieden nickte sie und sagte forsch. »Dann treffen wir uns beim Eingang«, und verließ ihn verdrießt. Am Samstag wartete er auf sie. Felicia kam mit dem Taxi und er vernahm das Kleid im positiven Sinne. Bevor er was sagen konnte, meinte sie. »Und entspricht das deiner Vorstellung?«, und drehte sich vor ihm. Das Kleid war elegant, mit roter Volltonfarbe, A-Linie, knielang, mit roten Kurzarmen und Rundhalsausschnitt. Er musste innerlich zu geben, dass sie zum Verlieben aussah. »Voll erwischt!«, sagte er lächelnd. »Das trifft meinem Geschmack«, und reichte ihr seinen Arm.