Die Frau - aus dem Graben - Erwin Först - E-Book

Die Frau - aus dem Graben E-Book

Erwin Först

0,0
6,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.

Mehr erfahren.
Beschreibung

Dustin, ein erfolgreicher Autor, erleidet auf seiner Lese-Tour, einen Burn-out. Die dadurch erlittene Schreibblockade verhindert sein letztes Buch vertraglich abzuliefern. Mandal, vom Verlagskomitee ist ein eifersüchtiger, skrupelloser Mann, der seinen Umsatz in Gefahr sieht. Er überredet Abby, Dustins Agentin, ihn nach Indien in ein mysteriöses Ferienhaus zu schicken. Dort beginnt Mandals bösartiger Plan zu reifen, ihn nach Vollendung des Buches, durch einen „Unfall“ zu beseitigen. Durch den Fund einer totgeglaubten Frau, Zeugin eines Verbrechens, verliert Dustin seine Blockade. Mit Bezug auf diesen kriminellen Hintergrund schreibt er sein letztes Buch. Ohne zu wissen, dass es seine eigene dunkle Zukunft betrifft. Beide werden aufgestöbert und müssen um ihr Leben flüchten. Dabei verspürt er die gleichlaufenden Verhängnisse wie in seinem Buch. Wird ihm sein eigenes Buch zu einer Katastrophe führen? Wird es Mandal gelingen ihn zu beseitigen? Dustin versucht mit der Frau, seinen eigenen Zeilen zu entkommen. Die Angst von seinem beschriebenen Ende türmt sich vor ihm wie ein Berg auf. Wohin wird ihn eigenes Buch führen?

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 398

Veröffentlichungsjahr: 2025

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Ursprung:

John Lennon sagte einmal. »Als mir nichts mehr einfiel, komponierte ich den Song: Nowhere Man.« Diesen Song hörte ich zufällig. Verband ihn mit einem Burn-out, und einem guten Freund/in die einen auffangen, bevor man aufgibt.

Danke, dass man sie hat.

Ein Abenteuer passiert dem, der es am wenigsten erwartet, d.h. dem Romantischen, dem Schüchternen.

von Gilbert Keith Chesterton

Gewidmet: Sonja – in treuer Freundschaft

Erwin Först

Die Frau —

aus dem Graben

Roman

© 2025 Erwin Först

Website: erwin-foerst.de

Covergrafik von: Vecteezy Pro HYJYDJX7, @shawnrubel

Druck und Distribution im Auftrag des Autors:

tredition GmbH, Heinz-Beusen-Stieg 5, 22926 Ahrensburg, Deutschland

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte ist der Autor verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne seine Zustimmung unzulässig. Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag des Autors, zu erreichen unter: tredition GmbH, Abteilung "Impressumservice", Heinz-Beusen-Stieg 5, 22926 Ahrensburg, Deutschland

Kontaktadresse nach EU-Produktsicherheitsverordnung: [email protected]

Inhaltsverzeichnis

Cover

Widmung

Titelblatt

Urheberrechte

Der Zusammenbruch

Was wurde aus Dustin Wehner

Eine Bergwanderung mit Folgen

Die ersten Fehlschläge

Das Buch

Die Suche nach einem Verlag

Die Buchmesse

Die Arbeit mit Abby Haas

Gespräch mit Abby

Ein zufälliges Treffen

Der Besuch

Ein klärendes Gespräch im Flugzeug

Die Ankunft in Behsuma

Ein entscheidendes Erlebnis

Eine unheimliche Entdeckung

Das Erwachen

Wie wird der Zustand von Sahbia werden

Wer war Sahbia

Das Gespräch begann

Die kleine Feier

Ein neues Leben für Sahbia

Das Essen

Die Wende

Auf Flucht

Ein Geschenk mit ungeahnten Folgen

Das Attentat

Was geschah in der Zwischenzeit in Deutschland

Die Lösung

Das Gespräch

Im Klinikum Delhi

Eine überraschende Nachricht

Die Kontaktaufnahme

Der Empfang in Nürnberg

Die Buchlesung

Die Entscheidung

Einige Zeit später in der Schule

Drei Jahre später

Jule, seine Freundin

Danke Jule, für alles.«

Epilog

Literaturverzeichnis:

Mein nächstes Buch

Die Frau - aus dem Graben

Cover

Widmung

Titelblatt

Urheberrechte

Der Zusammenbruch

Mein nächstes Buch

Die Frau - aus dem Graben

Cover

I

II

III

IV

V

VI

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

11

12

13

14

15

16

17

18

19

20

21

22

23

24

25

26

27

28

29

30

31

32

33

34

35

36

37

38

39

40

41

42

43

44

45

46

47

48

49

50

51

52

53

54

55

56

57

58

59

60

61

62

63

64

65

66

67

68

69

70

71

72

73

74

75

76

77

78

79

80

81

82

83

84

85

86

87

88

89

90

91

92

93

94

95

96

97

98

99

100

101

102

103

104

105

106

107

108

109

110

111

112

113

114

115

116

117

118

119

120

121

122

123

124

125

126

127

128

129

130

131

132

133

134

135

136

137

138

139

140

141

142

143

144

145

146

147

148

149

150

151

152

153

154

155

156

157

158

159

160

161

162

163

164

165

166

167

168

169

170

171

172

173

174

175

176

177

178

179

180

181

182

183

184

185

186

187

188

189

190

191

192

193

194

195

196

197

198

199

200

201

202

203

204

205

206

207

208

209

210

211

212

213

214

215

216

217

218

219

220

221

222

223

224

225

226

227

228

229

230

231

232

233

234

235

236

237

238

239

240

241

242

243

244

245

246

247

248

249

250

251

252

253

254

255

256

257

258

259

260

261

262

263

264

265

266

267

268

269

270

271

272

273

274

275

276

277

278

279

280

281

282

283

284

285

286

287

288

289

290

291

292

293

294

295

296

297

298

299

300

301

302

303

304

305

306

307

308

309

310

311

312

313

314

315

316

317

318

319

320

321

322

323

324

325

Der Zusammenbruch

Ende Mai, war seine abschließende Buchlesung für dieses Jahr. Viele Zuhörer waren gekommen und hatten applaudiert, sich mit ihm unterhalten, und seine Bücher gekauft. Allerdings war es dieses Mal anders, wie sonst. Dustin fühlte keinerlei Freude. Im Inneren war er wie abwesend und wollte den Abgang schleunigst hinter sich bringen. Selbst die letzte blonde Schönheit, mit ihren Lobesworten, konnte ihn von seinem Kopfdruck keine Erleichterung bringen. Nach dem Signieren verließ er die Bühne, als würde er neben sich laufen. Sein Kopf drohte zu zerspringen. Begab sich backstage in den Gang, um seinen Koffer aus dem Umkleideraum zu holen. Schlagartig blieb er mit dröhnenden Kopfschmerzen stehen. Kniff die Augen zusammen und starrte bewegungslos nach vorne. Viele Male hatte Dustin das in der letzten Zeit verspürt, heute dagegen, war es extrem. Ihm wurde schwindelig, wie in einem Rausch.

Er fühlte nichts und hatte die Orientierung verloren, wohin er gehen wollte. Der Schmerz war unvorstellbar, dass er sich mit seiner Hand in die Haare fuhr und festkrallte.

»Warte Dustin! Wir müssen über den neuen Vertrag sprechen!« Rief ihm Abby seine Agentin, in diesem Moment zu und beeilte sich, ihn zu erreichen. »Schau dir dieses tolle Angebot an!«, und wedelte ihn entzückt, mit der Vereinbarung zu. »Wir sollten damit den Verlag wechseln.« Hielt sie ihm aufgeregt und übereifrig mehrere Seiten vor sein Gesicht. Er hatte kein Wort geäußert. Bewegte sich nicht, während Abby, Dustin und den Vertrag abwechselnd betrachtete. »Dustin! Was ist mit dir!?«, wurde Abby ängstlich. »Du hast mir nicht zugehört!«

»Weißt du, wohin ich wollte?«, gab er ihr monoton flüsternd zur Antwort. Darauf betrachtete sie ihn mit weit offenen Augen an. »Was hast Du?! Du bist leichenblass. Geht es dir nicht gut?«, klang ihre Stimme angsterfüllt. »Komm! In die Kabine und trinke eilends was, danach wird es besser. Die Luft in dem Saal war zum Ersticken und trocken«, meinte Abby geschäftig. Lief eilends voran, um ihn die Tür zu öffnen. Während Abby im Begriff war den Weg freizuhalten, hörte sie hinter sich einen dumpfen Schlag. Abby fuhr herum und schrie. »Dustin! Dustin! Um Gottes willen!« Ließ alles fallen und eilte zu ihm, einem Bühnenarbeiter zurufend. »Schnell einen Notarzt! Sofort!« Stellte fest, dass er ohnmächtig geworden war. »Dustin! Hörst Du mich! Dustin!«, rief Abby fortlaufend konfus durcheinander. Sie hantierte an ihm herum, bis der Notarzt eintraf und Dustin ins Klinikum eingeliefert wurde. Zuerst vermuteten die Ärzte einen Kreislaufkollaps. Wie er wieder zu Bewusstsein kam, stellten die Ärzte nach ein paar Tagen ein Burn-out-Syndrom fest. Der Begriff „Burn-out“ bedeutete: Ausbrennen, ausgebrannt, überfordert oder erschöpft. Nachdem jemand eine lange Zeit über seine Kräfte gearbeitet hatte, kommt der Punkt, an dem abrupt nichts mehr geht. Meistens wurde damit ein Zustand starker emotionaler und körperlicher Erschöpfung, z. B., durch chronische Überforderung im Beruf, bezeichnet.

Dustin hatte seit langem eine anhaltende Müdigkeit und Erschöpfung bemerkt. Er hatte den Eindruck, dass er seine täglichen Aufgaben nicht mehr bewältigen konnte. Fühlte sich überfordert, müde und sehnte sich nach mehr Ruhepausen. An den freien

Wochenenden war ihm die zeitliche Erholung zu winzig. Geschweige nach seiner Arbeit abzuschalten. Appetitlosigkeit stellte sich ein. Langsam ließ seine Leistungsfähigkeit nach, und er war nicht mehr in der Lage, sich in den Schulstunden zu konzentrieren. Eine gewisse Nervosität war sein ständiger Begleiter. Seine Momente im Rausch des Erfolges machten ihn nicht mehr glücklich.

Eine innere Leere machte sich bei ihm breit und die Freude am Alltag ging zunehmend verloren. Nichts bereitete mehr Spaß, alles wurde für ihn zu einer Anstrengung. Dustin wurde unzufrieden und gleichgültig. Seine Begeisterungsfähigkeit, die er am Anfang hatte, war zu einer scheinbaren Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit gewichen. In den Nächten war er unregelmäßig, oft nassgeschwitzt erwacht. Am Abend saß er in der Dusche und ließ sich minutenlang erfolglos berieseln. Dustin betrachtete Erfolg mit dem Verdienst, als nichts gegen die Gesundheit. Für ihn hatte die frühere Bedeutung, mit mehr Geld ein geruhsames, besseres Leben zu führen, verloren. Es war wie Sand, der durch Finger rieselte. Außer ein paar Steinchen blieb nichts übrig. Seine Ziele, ein glücklicheres Leben zu führen und sich einen Namen zu machen, waren gescheitert.

Wie kam es so weit, obwohl am Anfang alles anders aussah?

Was wurde aus Dustin Wehner

Dustin Wehner, 28 Jahre, war ein unverbrauchter Studienrat am Gymnasium für Deutsch, Englisch und Mathematik in Nürnberg. Er liebte, seinen Beruf Jugendlichen was beizubringen, und war darin mit Feuer und Flamme engagiert. Dustin war 1,75 Meter, schmales Gesicht, hatte kurzes, blondes Haar und blaue Augen. Das Haar war an den Seiten kurz, mit Strähnen nach vorne über die Stirn hängend.

Dustin trug einen Oberlippenbart, entlang den Kinnbacken einen dünnen Dreitagesbart. Ansonsten war er ein normaler, drahtiger Typ, der für Scherze in der Schule gern bereit war.

Privat eher ein verträumter Mann. Sein Hobby war das Lesen von mittelalterlichen Geschichten. Spielte gut Mundharmonika, was für ihn, als begeisterter Bergwanderer ideal war. Sein Lieblingsessen war Kaffee mit Streuselschnecken. Als Studienrat war sein Arrangement weit über die Schulzeit hinausgegangen. Diskutierte lebhaft mit seinen Schülern über ihr anstehendes Leben, Politik und Lebenseinstellungen. Er versuchte durch viele Fragen, bei seinen Zuhörern herauszufinden, wie sie dachten, und fühlten. Daraus ihnen eine gute Moralvorstellung mitzugeben, wobei das leider oft fehlgeschlagen war.

Er wusste von sich selbst, dass Vorsätze, sich oft wie im Wind auflösen können. Seine Absicht konnte er umsetzen, denn er wollte Studienrat werden und hatte es erreicht. Sein Beruf war sein Lebensinhalt. Dustin mochte seine Kollegen, seine Schulklasse und die Abwechslung, Gespräche mit deren Eltern zu führen. Die Mutter einer Schülerin, Jule Otto, konnte er auf Anhieb gut leiden. Denn sie kümmerte sich mehr um ihr Kind als andere Eltern. Jule Otto war auf den Fortschritt von Jasmin, ihrer Tochter bedacht und man konnte sich mit ihr nutzbringend unterhalten.

Jule hatte ebenfalls Germanistik studiert und nebenbei mehrere Gedichtbände mit Erfolg veröffentlicht. Eines davon hatte er zwangsweise gelesen, wobei es ihm zu gefühlsbetont war. Ihren Mann hatte er nie gesehen. Von den Schulunterlagen wusste er, dass Jule sieben Jahre älter war wie er. Dustin wohnte in einer DreizimmerEigentumswohnung in einem Hochhaus im 7. Stock in Nürnberg. Seine Eltern hatten ihn den Grundstock finanziert und freuten sich über seine Anstellung.

Dustin hatte keine Geschwister und war der letzte Namensträger seines Stammbaumes. Aus dieser Tatsache heraus überlegte er oft, falls sich keine Kinder einstellten, wer später an ihn denken würde. Keiner. Das rührte von dem Lieblingsthema seines Vaters her, dass die Familie erhalten werden musste. Obwohl er alles vor sich hatte, beschäftigte ihn dieses Thema unentwegt, dass er später einmal, vergessen wurde. Sein Name musste bewahrt bleiben, war er zum Ergebnis gekommen.

Dustin liebte es jedes Mal, den Ausblick vom vorletzten Stockwerk auf den Park und die Stadt zu genießen. Jede Woche kam einmal die freundliche Judith, seine Haushaltshilfe, um seine Wohnung zu reinigen, zu waschen und zu bügeln. Judith war dankbar für die gute Bezahlung ohne Stress und für die gelegentlichen Gespräche. Judith war eine Seele, von Mensch. Was könnte es für sie Schöneres geben. Er saß oft im Wohnzimmer und spielte auf seiner Mundharmonika, um sie zu unterhalten.

Was die Frauen betrifft, hatte er sich vorgenommen, mindestens zwei Jahre mit einer festen Beziehung zu warten. Damit er über die gröbsten finanziellen Hürden hinweg wäre. Er hatte zwar nette Bekanntschaften bis dato, war die Liebe fürs Leben nicht darunter gewesen. Dustin war wie alle Männer, die das Einmalige unter den Frauen suchten. Seine Vorstellung war, dass man ihre Wärme und Liebe spüren sollte, und sie was Besonderes ausstrahlte. Seine Zukünftige sollte Augen haben, von denen man sich nicht losreißen konnte. Ja Visionen davon haben würde. Man müsste sie sehen und sagen. »Ja, das ist sie. Sie - und keine andere.« Die eine Ergänzung für ihn wäre. Er schmunzelte zu seinen Gedanken, weil es so eine Frau nicht gäbe. Zudem hätte er mit seinen 28 Jahren Zeit dafür. Dustin suchte, was ein Leben lang anhalten sollte. »Ob es die Liebe auf den ersten Blick gibt, oder eine Floskel war, wusste er nicht. Aber wünschte es sich. Was würde er dann tun? Auweh!«

Nahm geschwind seine Mundharmonika und spielte ein paar Lieder, um sich abzulenken. Mit der Ausrede, dass er zuerst für die Schule seine Kraft opfern wollte. Aus diesem Grund hatte er seine Bergwanderungen ausgekostet. Es konnte sein, dass seine künftige Partnerin nicht dazu bereit wäre. Sodann hätte er wenigstens nichts versäumt, war seine Vorstellung.

Eine Bergwanderung mit Folgen

Dustin hatte sich vorgenommen, ein verlängertes Wochenende, am Achensee mit einer Bergwanderung zu verbringen. Das Wetter verhieß für eine super Entspannung schön zu werden, Nachdem er sein Hotel in Pertisau bezogen hatte, machte er sich am nächsten Tag auf die Wanderung zur Lamsenjochspitze, über die Lamsenjochhütte.

Die Tour begann von der Gramai Alm in den Gramaier Grund. Von da an, der Aufstieg auf die Lamsenjochhütte, ein fabelhafter Fußmarsch war. Die Täler waren traumhaft grün und verwandeln sich von einem anfangs breiten, in ein immer enger werdendes Tal. Die begleitende Ruhe vermittelte einem das Gefühl, dass man sich im Paradies befände. Der Weg schlängelte sich langsam zu der 1953 Meter gelegenen Hütte.

Die urige, alte Schutzhütte befand sich oberhalb des Naturdenkmals Ahornboden am Lamsenjoch. Dahinter erhob sich die Lamsenspitze empor, die der Hütte den Namen gab. Erreichbar war die Hütte zu Fuß in 2,5 Stunden. Dort verbrachte er die Nacht und spielte mit seiner Mundharmonika bis zum Schluss. Dies hatte eine großartige Stimmung ausgelöst und alle waren gut gelaunt. Das waren Momente, die er voll ausgekostet hatte. Weil er sich um niemanden zu kümmern brauchte, und tun konnte, was ihm beliebte. Nach dem frühzeitigen Frühstück begann er den Aufstieg zu der 2508 Meter hohen Lamsenjochspitze über den sogenannten Tunnelklettersteig. Dieser führte durch die steilen Wandfluchten, die mit Klammern und Seilen gesichert war. Nach 60 Minuten war er oben Die Klettertour mit der Aussicht war einmalig. Man begab sich durch den „Brudertunnel“, auf dem Steig zum Fuß der Wand. Anschließend durch den Felsen über Eisenklammern entlang dem Drahtseil nach oben. Durch die Felshöhle senkrecht hinauf zum Ausstieg. Zum guten Schluss stand man auf dem 2508 Meter hohen Lamsenjoch.

Von dort hatte er eine atemberaubende Aussicht und suchte sich einen windgeschützten Platz, um das Panorama länger zu genießen. »Das Alleinsein in dieser Höhe ersetzt alles«, waren seine Gedanken. Dustin genoss die herrliche Sonne. Dachte dabei über das Leben nach. »Im Prinzip wäre es schöner, das Leben allein zu verbringen. Doch wer würde später an ihn denken?« Dieser Gedanke. »Wer würde an ihn denken«, wurde zum Zweck seiner Existenz. »Wer würde ihn vermissen?« Er hatte keine Spuren hinterlassen. Es gab nichts, was ihn interessant gemacht hätte. Geld und Erfolg konnten es nicht sein, was das Leben ausmachen würde, sonst wären ja alle Reichen glücklich. Er dachte über viele seiner Situationen nach. Konnte daraus kein positives Fazit ziehen. »Was hatte er mit seinen 28 Jahren geleistet? Nichts, was ihn abheben würde.« Er wurde traurig über sich. »Würde er eines Tages Kinder haben, die seiner gedächten? Wer weiß das?« Mit diesen Gedanken beobachtete er den Himmel, das gewaltige Felsenmassiv und das grüne, tiefe Tal. Alles blieb, außer der Mensch und sein Tun. Wie vergänglich war er.

Knall auf Fall hatte der Wind gedreht und blies ihn hart an. Er fasste in die Erde, stand auf, und öffnete seine Hand. Beobachtete, wie der Wind den Erdenstaub davontrug. Dustin betrachtete das amüsante Schauspiel, wie der Luftzug jede Spur verwischt hatte. Zum Schluss blieben ein paar Steinchen übrig. Danach setzte er sich, diese betrachtend, und dachte über die Menschen, ihr Geschick und seines nach. »Würde er einmal sein Glück finden und wie könnte das Geschehen? Bis dato war nichts dergleichen passiert.«

Dustin erinnerte sich an die Hektik des Alltages. Die Mühen der Menschen ihre Probleme zu lösen und die Sinnlosigkeit des Strebens nach Geld und Erfolg. Seine Sichtweise streifte alle ihm bekannten Episoden des Lebens, ohne ein Ziel zu sehen. »Wäre es voraussichtlich nicht besser, allein durchs Leben zu gehen?« Schlussfolgerte er wieder. Sofort kam wiederholt der Gedanke. Wer würde an ihn denken? Hierdurch wurde er wieder deprimiert, weil er momentan keine Lösung sah. Er war ein Studienrat, ansonsten nichts. Der Wind würde eines Tages seine Spuren verwischen, kam ihm in den Sinn. Ja, der Wind würde die Spuren verwischen und ihn. Er beobachtete die hohen Felsmassive, das grüne Tal und den Himmel. Während an seinen Augen mit einem Mal eine Geschichte vorüberzog. Möglicherweise angeregt, durch seine Gedankenwelt, wie die Frauen denn genau genommen wären. Kann man die Gedanken einer Frau ergründen? Niemals. Kann man das Wesen einer Frau beschreiben? Wohl nur äußerlich. Allein wie sich eine Frau bewegt, könnte man Bücher darüberschreiben. Diese vielen Gedanken bewirkten in ihm, daraus eine Erzählung zu formen, wie "unbekannt" ihm eine Frau war.

Er sah eine lebendige Frauen-Geschichte vor seinen Augen bis in alle Einzelheiten, die ihn ergriffen, hatte. Die Episode ergoss sich in eine Darstellung, die er durch wiederholten Ablauf mit seinen Gedanken steuern konnte. Das war für ihn phänomenal. Laufend ließ er die erdachten Personen andere Texte sagen, die später zu einem Ergebnis führen sollten. Er feilte und verfeinerte sie ständig. Nach einer Stunde brach er zum Abstieg auf. Die Idee "eine Frau zu beschreiben", ließ ihn als Abenteuer, nicht mehr in Ruhe. Alles verfestigte sich und eine Geschichte begann ihren Lauf zu nehmen.

Teilweise blieb er unterwegs stehen, kombinierte die Aussagen und gab den Personen eine Figur, Eigenschaften und einen Charakter. Als er nach über zwei Stunden im Tal angelangt war, nahm seine Erzählung eine gewisse Struktur an. Das war es. Dustin musste sie niederschreiben, damit nichts davon verloren ging. Von da an schrieb er laufend alles mit seinem Tablet auf. Obwohl er versuchte, sich beim Abendessen abzulenken, fesselte ihn die Historie weitaus mehr. Welchen Ausgang nahm sie? Das war ihm bisher unbekannt. Mit der Zeit formten sich seine Roman-Figuren zu festen Persönlichkeiten. Mit Namen und ihr Verhalten konnte schwer geändert werden.

Dustin sah die Figuren leiden, lachen, Eifersucht zu bekunden und Situationen gekonnt zu entgehen. Zudem beherrschte er alle Sprachformulierungen auswendig. Wiederholte sie fortlaufend und verbesserte sie ständig. Sogar im Schlaf begleiteten sie ihn. Er schrieb wie besessen und stellte dabei fest, dass die Charaktere, sowie ihre Handlungen und Lebensweise sich weiterentwickelten. Eine Lebensgeschichte war mit allen Facetten geboren. Zum Schluss der Geschichte drehte er das Ergebnis und sorgte für ein unvorhergesehenes Resultat, zu den Personen passend.

Das genügte ihm nicht. Um mehr zu lernen, beobachtete er seitdem Männer und Frauen intensiver, wie sie sich bewegten, redeten, gestikulierten. Sah sich ihre Augenfarbe, Lippen und Finger an. Machte sich Notizen über alles Gesehene, prägte es sich ein und verarbeitete es in seiner Geschichte. Freunde befragte er über gewisse Situationen und Verhalten, um sich ein gutes Bild von dem Inneren anderer Menschen zu machen. Er las Illustrierte mit Gesprächsaussagen, sah sich Diskussionen von Frauen an und andere Bücher. Seine Mitmenschen waren für ihn in dieser Betrachtung was Neues geworden, besonders das Gehabe von Frauen. Wie waren sie im Grunde genommen und was meinten sie zwischen ihren Worten?

Während des Schreibens war er teilweise ergriffen, dass er Tränen vergoss. Mit den Figuren lachte, mitfühlte und genauso erschöpft war wie sie. Nach 355 Seiten war seine Erzählung beendet.

Dustin fühlte sich erschöpft und ausgelaugt, dass er sich zwang abzuschalten. Deshalb lief er bis zur Erschöpfung im Lauftraining umher.

Die ersten Fehlschläge

Wer konnte beurteilen, ob seine Geschichte gut war? Das Internet sagte darauf, man sollte unabhängige Testleser suchen, worauf ihm spontan die Frau in der Bibliothek eingefallen war. Sie kannten sich und er sprach sie an. »Ich habe ein Manuskript einer Geschichte. Würden Sie das Probelesen? Es ist mein erstes Werk«, übergab ihr freudestrahlend seine vielen Seiten. »Ja, selbstverständlich«, war sie begeistert und erwartete ein tolles Buch. »Das freut mich. Vielleicht kann ich ihnen helfen.« nach zwei Tagen rief sie ihn an und meinte zaghaft. »Ich kann das Buch nicht weiterlesen. Es passt nicht zusammen. Es ist zwar fehlerlos, lässt sich aber nicht flüssig lesen. Nach den ersten zwanzig Seiten konnte ich nicht mehr. Sie müssen einen spannenden Lesefluss hineinbringen.« Das war für ihn ein Schock! Denn nach seiner Auffassung war es eine gute Geschichte und sah sich schon einen Preis bekommen. Was sollte er tun? Wieder forschte er im Internet nach, das sagte, er sollte sich einen Lektor suchen, der ihm behilflich wäre.

Da fiel ihm von seiner Schülerin Jasmin, die Mutter ein. Er kannte sie flüchtig von den Elternbesuchstagen. Frau Otto hatte ihm nebenbei erzählt, dass sie mehrere Bücher veröffentlicht hatte. Nach ein paar Überlegungen vereinbarte er einen Termin bei ihr zu Hause. Sie hieß Jule Otto, 35 Jahre alt, mit einem braunen glatten Kurzhaarschnitt bis zur Schulter. Hellgrauen Augen mit einem herzlichen Gesichtsausdruck. Frau Otto stellte was Reifes, Anziehendes dar, wovon sich die Augen schlecht lösen konnten. Sie besaß eine hübsche Figur und hatte eine weiche Stimme.

Jule wohnte mit ihrer 10-jährigen Tochter Jasmin in einem tollen Flachbungalow. Indem ihr Ex-Mann beide zurzeit wohnen ließ. Ihr Ex-Mann war in der Modebranche beruflich tätig und kontinuierlich auf Achse. Er lebte seinen eigenen Stil und kehrte irgendwann nicht mehr zu seiner Frau zurück. Jule Otto hatte nach ihrem abgebrochenen Germanistik-Studium, wegen der Erziehung ihrer Tochter, halbtags gearbeitet. Nachdem ihr Mann sein Verhältnis zu einer anderen Frau nicht mehr aufgeben wollte, hatte sie die Scheidung eingereicht. Trotz ihrer schlimmen Situation war sie eine geruhsame, gelassene Frau mit einer herzensguten Ausstrahlung. Jule betrachtete die Dinge von der positiven Seite aus. Das war wegen ihrer Tochter notwendig und wollte keine Panikstimmung aufkommen lassen.

Dustin hatte ihr einen Blumenstrauß mitgebracht und klingelte aufgeregt mit seinem Vielsagenden, verbesserten Manuskript unter dem Arm. Das war ein gezieltes Bestechungsgeschenk. Vielleicht würden die Blumen Jule milder stimmen, nicht zu hart mit seinem Buch umzugehen, wie die Frau von der Bibliothek. »Wie war sie? Würde sie über seinen Entwurf lachen?«, und manches mehr. War ihm durch den Sinn gegangen. Jule öffnete und beide verharrten, sich gegenseitig ansehend. Keiner sagte was, beide blickten sich an. Man sagt, dass in den ersten zwei Sekunden feststeht, ob man sich mag oder nicht. Mehrere hatten sich in Sekunden verliebt.

Dustin wusste es sofort und hätte es zu gerne von ihr wissen wollen. Bei ihnen waren es nicht zwei Sekunden, sondern eine Minute. Diese hatte sein Herz zum Stürmen gebracht. Sein einziger Gedanke war. »Unbedingt beherrscht bleiben. Nichts tun, was ihn verraten könnte.« Die ganze Atmosphäre war anders als bei den Schulgesprächen. Frau Otto hatte eine enge sandfarbene Hose und ein T-Shirt an. Jule lächelte plötzlich und flüsterte, ebenfalls verlegen. »Willst du nicht hereinkommen? Hab keine Angst, ich bin allein und mein ExMann ist nicht da.«

Wie aus einem Traum gerissen zuckte er zusammen. »Ja. Ja, gern. Entschuldige bitte. Hier ein paar Blumen«, und schloss die Tür hinter sich mit einem inneren. »Wow. Wow. Welch eine traumhafte Frau.« Jule schnupperte in die Blumen, ihn dabei ansehend. »Danke. Die sind wunderschön. Wofür sind die?« Dustin hätte am liebsten gesagt. »Weil ich mich soeben in dich verliebt habe«, behielt es für sich. Schluckte und hauchte. »Das weiß ich nicht.« Jule musste sich vor Verlegenheit umdrehen, dass er es nicht bemerken sollte. Sie war wegen der Blumenbegrüßung total durch den Wind. Ja, sie merkte, dass ihr Herz hämmerte, und entfernte sich, um eine Vase zu suchen. Er bewunderte ihre Figur, die in seinen Augen perfekt war. Dustin meinte lachend. »Dann sind es Bestechungsblumen. Zuerst Wasser, daraus Sekt werden könnte!«, rief er ihr nach. Jule drehte sich verwirrt um. »Wieso das denn?«, hauchte sie. »Wenn dir mein Buch nicht gefällt, dann Wasser.« Sie musste herzhaft, lauthals lachen und wusste, wie es bei ihr damals war. Dustin gefiel ihr Lachen. »Ist es wohl so schlimm?« Er war ihr ins Wohnzimmer gefolgt. »Die Bibliothekarin war der Meinung«, und bewunderte sie weiter von der Seite. In der Schule war es mehr ein sachliches Treffen, mit einer körperlichen Beachtung, nebenbei. Selbstverständlich nahm sie es wahr und gefiel ihr. Bewusst bewegte sie sich kess, um seine Augen zu verfolgen, ob es ihm gefiel. »Ja, ich gefalle ihm«, hatten ihr seine Blicke verraten und lächelte ihn an. Für Jule war das ein guter Ausgangspunkt und wollte mit einer konkreten Frage ein bisschen warten.

Dustin nahm, freudig war, dass sich Jule freier und offener bei der Begrüßung verhielt als bei den Klassengesprächen. Sie redete ihn gleich mit "du" an, als wenn sie sich lange kennen würden. Jule kam schmunzelnd mit seinem gewünschten Wasser und stellte es ihm hin. Beide nahmen im Wohnzimmer Platz und erzählten zuerst voneinander, um sich persönlicher näherzukommen. Jule hatte berichtet, dass sie Germanistik studierte und brach wegen ihrer Schwangerschaft ab. Seitdem schrieb sie kleinere Anekdoten und hauptsächlich Bücher mit Gedichten oder Kurzgeschichten. »Man verdient dabei gut«, meinte sie gelassen. »Wenn man sich langsam einen Namen gemacht hat. Meine Halbtagsstelle verhindert es, sonst könnte ich mehr schreiben. Aber man muss von was leben. Ich möchte bei Jasmin sein, solange sie in die Schule geht. Danach erst weitersehen.« War ihre Einstellung gewesen. Jule zog ihre Beine auf das Sofa und meinte sanft. »Erzähle mir zuerst deine Geschichte, dass ich den Inhalt verstehe«, begann, ihm aufmerksam zu zuhören. Dabei wechselte sie ihre Sitzstellung mehrmals und sah öfters in sich gekehrt zur Decke. Denn sie konnte ihm nicht lange in die Augen sehen, ohne sich zu verraten.

Als er Jule beobachtete, erschien sie ihm als eine besinnliche Frau. Sie hatte einen besonderen geschmeidigen Gang und machte viele beschreibende Handbewegungen. Dabei setzte sie ihren ganzen Oberkörper, während des Erzählens ein. Für Dustin war das wie ein Markenzeichen von ihr. Ab und zu sah er ihren freien Bauch, was ihm gefiel. Er fand Jule perfekt, wie sie war und sich gab. Seine Augen genossen jede ihrer Bewegungen und er hörte ihr gerne zu. Diese erzeugte Stimmung war ideal, damit sie sich auf sein Buch konzentrieren konnten. Mitten unter dem Gespräch tippte er auf sein Tablet und sagte. »Weißt du, was Jule bedeutet?«, worauf sie aus seiner Erzählung gerissen wurde, und beäugte ihn. »Nein. Wie kommst du plötzlich darauf? Ich glaube, du hast mir nicht zugehört.« Jule konnte seinen Gedankensprung nicht folgen. »Die fröhliche Blume oder schwedisch, die Sonne. Ich lege mich auf die Sonne fest. Das passt zu dir.« Sie lächelte ihn überrascht an. »Wieso die Sonne? Wo bist du mit deinen Gedanken? Wir sind bei deinem Buch, oder?« Ihr gefiel es mächtig, was er gesagt hatte, und musste sich unbedingt unter Kontrolle halten.

Er lächelte sie an. »Man muss wissen, wen man gegenübersitzt, oder?« Jule bemerkte bei sich, dass sie errötete. Wurde verlegen und freute sich insgeheim. Streichelte hilflos das Kissen und drehte es mehrmals. Das war der Zeitpunkt, ihrer Frage, die in Zukunft ihr Treffen bestimmen würde. »Dustin darf ich dich was Persönliches fragen?«, er nickte. »Natürlich. Wenn ich es beantworten kann.« Sie blickte nach unten. »Bist du liiert, oder so?« Obwohl er es früher erwartet hätte, war er verwundert, wie prompt die Fragestellung kam. »Nein! Wieso?« Ihr Herz raste und sah ihn an. »Weil ich mich dementsprechend verhalten müsste.« In diesem Augenblick sah sie nicht wie 35 aus, sondern wie 18 Jahre und er war glücklich, Single zu sein.

Irgendwie hätte er erwartet, dass mehr Fragen in diese Richtung von ihr gekommen wären. Um aus dieser Lage herauszukommen, meinte sie nervös. »Möchtest du mit mir ein Glas Wein trinken und mir was vorlesen?«, was er bejahte, und meinte spaßig. »Sollte ich nicht lieber vorher lesen?«, was sie wieder herzhaft zum Lachen brachte. Jule stand sofort auf und holte die Gläser. Sie benötigte eine kurze Entspannung, nach dieser entscheidenden Aussage, dass er Single war. Da fiel ihm auf, dass Jule barfuß unterwegs war und einen hochinteressanten Gang hatte. Nein. Er verbesserte sich, dass er entzückend und Fantasie auslösend war.

Geschmeidig stellte sie die Gläser auf den Tisch, nippte mehrmals am Wein, lehnte sich zurück und sagte entspannt. »Lese mir bitte die ersten zehn Seiten vor«, was er tat. Dabei schüttelte sie ihre Haare auf, fuhr mit beiden Händen hindurch und blieb einige Zeit überlegend sitzend. Sie beobachtete ihn eingehend, während er las, und er gefiel ihr. Dustin war „der Mann“ für sie. Rutschte vom Sofa auf den Fußboden, stützte ihren Kopf in ihre Hände auf dem Tisch und sagte bestimmend. »Da fehlt der Lesefluss! Die Zeit stimmt nicht, usw.«, machte wieder eine geschmeidige Handbewegung und betrachtete ihn ausführlich.

Jule entfaltete eine Ruhe, Sicherheit und gab konstruktive Ratschläge. »Dustin. Die Geschichte selbst gefällt mir von deiner Erzählung ehrlich gut. Sie ist für Frauen zeitgemäß. Ich mache dir einen Vorschlag.« Lehnte sich zurück und verschränkte ihre Arme hinter ihrem Kopf. »Wir bearbeiten die ersten Seiten. Den Rest machst du, und danach treffen wir uns wieder.« Beide begannen sofort damit. Dustin las ein paar Sätze vor, die sie zu einem besseren Lesefluss gestaltete. Dustin staunte, welch eine Erfahrung Jule hatte und saugte jedes Wort in sich auf. Mit einem Mal hörte sich seine Geschichte besser an. Er lauschte ihr aufmerksam zu und war verzaubert von ihr. Nach jeder Erklärung lächelte sie, um abzuwarten, wie ihre Worte ankamen. Begleitet von ihrer typischen, erklärenden Motorik. Dabei erschienen ihm ihre Hände und Finger, wie beschreibende Gesten eines Tanzes zu sein. Bei einigen asiatischen Tänzen hatte er diesen Ausdruck öfters gesehen. Darin hatte jede Bewegung eine andere Aussagekraft oder Bedeutung. Vier Stunden später verabschiedete er sich und war froh, eine gute Lehrerin und Lektorin gefunden zu haben. Jule war mehr. Sie war zu seiner Inspiration geworden.

Im Hausflur legte Jule spielend ihre Hände um seinen Hals und meinte mit ihrer sanften Stimme. »Die Geschichte ist gut. Du wirst es schaffen. Gib nicht auf.« Er strahlte Jule an. »Du bist eine gute Lehrerin Jule, mit viel Erfahrung. Ich möchte mich erkenntlich zeigen, denn du kannst nicht von Luft leben. Du opferst deine Zeit für mich.« Sie nickte lächelnd. »Okay. Angenommen.« Dann blickte Jule ihn wie bittend innig an. »Bitte, lade uns dafür zum Essen ein. Wir essen gerne griechisch.« Das gefiel Dustin und wollte sich eine Sicherheit verschaffen. »Was wird dein Mann sagen?« Sie ließ ihn los, drehte sich von ihm weg und sagte betont. »Ex-Mann. Stör dich nicht daran. Wir sind geschieden.« Sie machte eine kurze Pause. »Beziehungsmäßig, hat er mich lange vorher verlassen. Hab keine Angst davor. Nur wegen unserer Tochter gelten mein Ex-Mann und ich momentan als "befreundet".« Das erleichterte Dustin. Es wäre ihm unangenehm und peinlich gewesen, wenn ihr Mann beide im Wohnzimmer, bei einem Gespräch erwischt hätte. »Das ist sehr gut, Jule«, räusperte sich peinsam. »Du weißt, wie ich das meine. Übernächsten Samstag gehen wir drei essen.« Sie staunte enorm. »Was?! Bis dorthin willst du alles geschafft haben?«, lächelte dabei zusagend. »Okay, angenommen.«

Nach fünf Metern drehte er sich nochmals um. Jule stand mit ihrer engen sandfarbenen Jeans und dem weißen T-Shirt winkend da. »Welche seltsame Begegnung«, durchfuhr es ihm. »Was für eine außergewöhnliche Frau. Sie hatte ihm sogar nach gewunken.« Zu Hause angekommen, schwirrte Jule durch seine Sinne. »Was war da an der Haustür passiert? Es war ganz schön frech, dass sie ihre Arme, um seinen Hals gelegt hatte«, überlegte er lächelnd. Oh, wie es ihm gefallen hatte, und spürte sie kurz. Allein wegen ihr, überarbeitet er das Manuskript im Eiltempo, als wenn er ihr dadurch den Hof machen wollte. Den ganzen Samstag bis Mitternacht saß er zu Hause an seinem Notebook. Er wollte sie baldigst sehen, ihre Bewunderung haben und sich mit ihr treffen.

Sieben Tage später, am Samstagfrüh, rief er bei ihr an. »Hallo Jule!«, musste dabei vernehmen, dass er sie aufgeweckt hatte.

»Oh! Dustin! Das ist schön«, gähnte sie. »Können wir heute Abend essen gehen?« Jule schien sich zu freuen und jauchzte auf.

»Ja?«

»Ist es euch recht?« Sie lachte ins Telefon.

»Nur mit mir. Jasmin wurde überraschenderweise von ihrem Vater abgeholt. Gut. So können wir uns beim Essen deinem Buch widmen.« Das gefiel Dustin besser, wenn seine Schülerin nicht zugegen war.

»Ich hole dich um 19.00 Uhr ab«, frohlockte er umso mehr. »Nein, Dustin! 18.00 Uhr bitte. Bis dann!«, legte sie lachend auf. Sie sprang aus dem Bett, eilte ins Bad und war den ganzen Tag beschwingt. Sie fühlte sich aufgeregt, wie bei ihrem ersten Date. Es war phänomenal für ihn, ihre Freude zu verspüren. Was würde sie über sein Buch sagen? Er konnte es nicht mehr erwarten.

Jule hatte eine enge, schwarze Hose, ein T-Shirt und eine dünne Sommerjacke an. Jule sprang ins Auto, lachte und sagte. »Danke fürs Abholen. Ab geht’s zum Griechen«, gab sich freudig gestimmt, als ob sie verliebt wäre. »Ich freue mich Jule, dass du Zeit für mich hast. Ist dir das nicht zu viel?«, begann er schmeichelnd. Jule lächelte »Wenn es so wäre, würde ich nicht bei dir sein. Ich wurde lange nicht mehr eingeladen«, gab sie zurück und er schnupperte ihr duftendes Parfüm. Durch diesen Satz vernahm er, dass Jule gern bei ihm war, und er noch lieber bei ihr. In dem Lokal angekommen, meinte er. »Jule, wie geht es dir?«, worauf sie ihn ernst anblickte. »Man lebt so. Wir kommen über die Runden und Jasmin ist bei mir. Hauptsache wir sind gesund und es läuft weiter«, was verzweifelt klang. Sie trank vom Wein und meinte. »Lassen wir das, bitte.« Blickte ihm in die Augen, schwenkte um. »Hast du es dabei?«, und lächelte wieder. Dustin wusste nun über ihre Lage Bescheid.

Sofort entbrannte ein Gespräch über seine Verbesserungen.

Gleich nach der Bestellung nahm Jule sein Buch. »Entschuldige, Dustin. Ich bin sehr gespannt«, begann, die weiteren Seiten zu lesen. Dabei wurde sie seelenruhig und er beobachtete ihre Augen, wie sie hin und her fuhren. Sie redeten kein Wort und er betrachtete ihr Gesicht, ihre schlanken Finger, wie sie blätterte. Dustin fragte sich, aus welchen Gründen ihr Mann sie verlassen hatte. Noch kannte er Jule zu wenig, um sich ein Urteil darüber zu erlauben. Bis das Essen kam, las sie an verschiedenen Stellen im Manuskript, legte es mit einem Lächeln behutsam zur Seite. Anschließend nahm sie das Weinglas, schaute ihn überlegend an und flüsterte. »Du hast ausnahmslos die Vorschläge gut umgesetzt. Ich hoffe, die anderen Seiten sind genauso.« Trank einen kräftigen Schluck und meinte. »Sind die anderen Seiten alle überarbeitet?“, worauf er nickte, und ihre Anerkennung gewann. Jule stellte das Glas auf den Tisch und drehte es verspielt. »Kann ich es mit nach Hause nehmen und lesen?« »Na klar. Warum?« Jule sah zum Tisch. »Ich glaube, es ist gut. Ganz einfach«, das war das letzte Wort über sein Buch.

Während beide aßen, wollte Jule wissen. »Was hast Du in der Zukunft vor?« Darauf hörte er mit dem Essen auf und betrachtete Jule. Am liebsten hätte er gesagt. »Sie mit dir verbringen.« Weil er nicht antwortete, sah sie ihn an. Jule hatte ihre Lippen ein wenig geöffnet und bewegte sich nicht. Wieder dachte er. »Die Zeit „nur“ mit dir verleben.« »Dustin! Was ist los!«, holte Jule ihn wieder zurück. Er schüttelte kurz mit dem Kopf. »Nichts. Nichts. Ich würde gerne ein paar Bücher schreiben, eine traumhafte Frau suchen, mit ihr alt werden und schnell sterben.« Sie wischte sich mit der Serviette perplex den Mund ab. »Na! Das war eine prompte Kurzfassung. So was habe ich nie gehört. Wo bleibt da die Liebe?« Er musste lachen. »Zwischendrin, Jule. Noch verpackt.« Das erfreute sie außerordentlich und ihr Herz pochte. Darauf erfolgte ein ausführliches Gespräch über viele verschiedene Themen, einschließlich über die Liebe.

Als Jule nach einem schönen Abend zu Hause ausgestiegen war, sagte sie lobend. »Danke. Das war nach langer Zeit einer der schönsten Abendstunden. Die Unterhaltung mit dir war amüsant für mich. Wenn ich das Manuskript gelesen habe, rufe ich dich an«, ging hüpfend davon. Drehte sich urplötzlich, worauf er das Fenster öffnete. »Danke. Es war wundervoll mit dir!«, und lief verträumt zur Haustür. »Was für eine einmalige "Lehrerin"«, dachte er ihr nachsehend, bis sie verschwunden war. Für Dustin war es eine angespannte, nervenaufreibende Woche, und war mehrmals versucht, sie anzurufen. Jule meldete sich nicht und er wusste nicht im Geringsten, wo er lag. Entweder im Abseits, in der Mitte oder war es ein Flop.

Eine Woche später rief Jule ihn an. »Ich habe es durchgelesen. Kommst du am Samstagnachmittag zum Kaffee? Ich habe mir Zeit dafür genommen, weil Jasmin bei ihrem Vater ist.« Sie wusste sofort, dass er zusagen würde. »Ich freue mich darauf. Muss ich Wasser oder Sekt mitbringen?«, worauf sie hinaus lachte. »Nur dich, Dustin. Hab keine Angst.«

Dieses Mal hatte Jule ein langes weites Kleid mit dünnen Trägern an und der Kaffeetisch war fertig geschmückt. Kaum das sie saßen, entspann sich eine lebhafte Unterhaltung. Jule hatte sich eine Menge Notizen gemacht und sprachen ihre Verbesserungen Satz für Satz durch. Später setzten sie sich zum Erholen in die Couchgarnitur gegenüber und Jule sagte. »Dir fehlen nach meiner Meinung zwei Dinge. Du musst sensibler und gefühlvoller die Episoden beschreiben. Versetze dich in die Figuren tiefer hinein«, Jule betrachtete ihn abrupt. »Sage mir eines sofort. Leben die Personen in dir?«, was er spontan beantwortete. »Ja! Ja, natürlich. Sie reden und haben eine Persönlichkeit. Warum?« Jule nickte. »Das ist gut. Gib mir deine offene Hand«, er reichte sie ihr. Sie lachte kurz auf. »Bitte nicht verkrampfen, sei locker.« Jule streichelte sie mit ihren Fingerspitzen und seinen Handballen.

»Wie fühlt sich das an? Beschreibe es.« Dustin lächelte. »Es kitzelt. Fühlt sich sehr schön an und man möchte mehr davon haben.« Unverhofft zwickte sie zu. »Autsch!« Jule grinste. »Schreibe so, Dustin. Man möchte mehr davon haben, viel mehr, dann muss ein Wechsel kommen, der den Leser wehtut. Er muss wissen wollen, wie es weitergeht. Verstehst du?« Sie stand auf und setzte sich im Schneidersitz auf das Sofa ihm gegenüber und rutschte direkt zu ihm. Für Dustin war es himmlisch sie im weiten Kleid sitzen zu sehen. Sie setzte sich nahe vor ihm. »Gib mir deine rechte Hand«, sagte Jule leise. Nahm sie, legte seine Hand auf ihre Wange. »Schließ deine Augen«, was er tat. »Streichle sanft meine Wange, fahr mir langsam behutsam in das Haar. Beschreibe, was du fühlst«, schloss sie ebenfalls ihre Augen.

Dustin kam sich komisch vor, verkrampfte seine Hand. »Nein Dustin, nicht so. Sei sanft und locker, als wenn du was erforschen wolltest. Noch einmal von vorn bitte«, schloss wieder ihre Augen. Er nahm sie und schilderte, was Jule hören wollte. »Genauer Dustin. Noch einmal. Fühle, was „nicht“ da ist, und ergänze es mit deiner Fantasie. Fang nochmals an und beschreibe es.« Sanft legte er seine Hand auf ihre Wange. »Ich spüre deine Wärme, die Haut ist weich und zart. Mit meinen Fingern kann ich an deiner Schläfe dein Herz spüren. Es schlägt heftig und zeigt mir, dass es dir gefällt. Wenn ich in deine Haare fahre, sind sie warm, locker und zwischen meinen Fingern fühlen sie sich weich an. Ich stelle mir vor, dass es dir gefällt. Meine Wärme scheint zu dir überzugehen und ich versuche, dein Vertrauen zu gewinnen. Ich weiß, wenn du deine Augen verschließt, dann …« Alles war ehrlich, ungekünstelt und Jule war erstaunt, was er Weiteres erfühlte, und ihr beschrieb. Ihr gefiel es und war prickelnd für sie.

Mit einem Mal klatschte Jule auf seine Oberschenkel. Dass er erschrocken seine Augen aufriss und seine Hand ruckartig von ihr zurückzog. Sie musste es tun, es war zu schön. Außerdem war es ihre Schwachstelle. Lächelnd nickte sie ihm zu. »Merkst du es? Vom Hoch zum Tief. Das ist es, was dir fehlt. Und noch eines ist nicht gut. Frauen denken nicht so, wie du es beschrieben hast.« Sie stand auf, holte das Manuskript, erklärte ihm damit die Stellen von ihrer Seite aus. Sie drehte sich, schritt hin und her, als ob sie es nachspielen würde. Manchmal sah Jule wie ein Dirigent mit ihrem ausgestreckten Finger aus. Machte daraus wieder herzliche, sinnliche Bewegungen, die Liebe anzeigten. Schloss die Augen, ließ sich niedersinken, und stand verzweifelt langsam mit gesenktem Gesicht auf.

Bei speziell Stellen kniete Jule sich wie bettelnd und blickte ihn an. Bei jeder Satzstelle, die sie verbessert hatte, definierte Jule ihm, wie Frauen denken und fühlen. Erstaunt blickte er Jule, seine Lehrerin, nach ihrer Darstellung Minuten schweigend an. »Das ist ja völlig anders, wie ich beschrieben habe. Stimmt das? Denken Frauen so?« Jule nickte verständlich. Dustin beobachte Jule. Sie war in ihrer Kreativität und deren Vermittlung ein Phänomen. Jule war ein Glücksgriff im richtigen Moment. Er mochte Jule viel mehr nach dieser Präsentation. Dustin war fasziniert von ihrem Wesen und ihrer Art, Ausdruck darzustellen. »Bitte bleib stehen, wie eine Puppe. Ich muss das verinnerlichen«, flüsterte er zu ihr mit ausgestrecktem Arm. Jule bewegte sich nicht. Dustin bewunderte Jule in ihrem langen Kleid und begab sich in die Hocke. »Nicht bewegen. Nimm deine Hand und zieh dein Kleid zur Seite“, was sie langsam tat. Dustin war in einer anderen Welt angelangt und sah durch sie hindurch.

Er entfernte sich von ihr, begab sich in die Hocke, und flüsterte. »Bitte, laufe langsam zu mir. Dreh dich sachte und bleibe stehen«, was sie unverständlich tat. In diesen Moment fiel ihm eine neue Geschichte ein. »Dustin, was soll das? Was hast du gesehen?«, und kniff ihre Augen zusammen. Wie sie direkt vor ihm stand, erhob er sich und sagte, wie unfassbar. »Während du dich bewegt hast, ist mir eine neue Story eingefallen. Du bist meine Inspiration. Ich sah alles vor mir.« Jule konnte es nicht fassen. »Konnte das sein? Das schien ihr außergewöhnlich. »Erzähle sie mir in Kurzform«, und blieb vor ihm stehen. Dustin nickte und berichtete ihr fünf Minuten über das Gerippe der Geschichte. »… Das andere muss ich erst aufschreiben«, ergänzte er. Jule war verblüfft und erkannte sein Talent. Am liebsten hätte sie ihn geküsst und wollte einen Schritt weitergehen, ihm dabei zu helfen. »Bitte, setz dich. Ich hole Getränke.«

Sie servierte wieder zwei Gläser mit Wein. Danach stellte Jule sich in die Mitte des Wohnzimmers und sagte nach einem Schluck. »Wir machen einen Test über die Denkweise der Frauen. Du stellst Fragen, überlegst dir zuerst, wie ich antworte. Dann werde ich dir direkt antworten. Wie eine Frau darüber denkt und warum.« Dustin war fasziniert. »Das würdest Du tun? Ist das nicht gefährlich für dich?«, worauf Jule mit den Schultern zuckte. »Du wirst mich doch nicht in Verlegenheit bringen?« Die hauptsächlichen Fragen stellte er in Verbindung mit seinem Buch und überlegte jeweils, was er geschrieben hätte. Alles war anders, wie er es charakterisiert hatte. Zwischendrin stellte er ihr private Zusatzfragen, was sie nicht wahrnahm. Für ihn war es das höchste inspirierende zu erfahren, dass Frauen kaum mit ja und nein denken. Sondern immer mit Gefühl die Lage hinterfragen.

Das ging eine Weile und unerwartet stellte er ihr die Frage. »Bist Du glücklich in deiner Lage?« Ohne sich dessen bewusst zu sein, entgegnete Jule. »Es ist schwer, sich damit zu arrangieren, und ich leide innerlich. Ich liebte — was ich besitze und dass ich es habe«, darauf drehte Jule sich zu ihm. »Was habe ich gesagt?« Dustin nahm die zwei Gläser und stellte sich nahe zu ihr. »Ich habe in partnerschaftlichen Dingen keine Ahnung und Du bist mir hier viele Jahre weit voraus. Aber als Frau habe ich dich von Anfang an wahrhaftig gesehen. Genau das war und ist dein Problem. Wegen des Geldes oder Reichtums würde ich mich nicht verkaufen.« Er machte eine Denkpause, um ein anderes Thema zu beginnen. »Glaube mir Jule, du bist was Besonderes. Deine Ausstrahlung spiegelt dein ganzes Inneres an Wärme, Liebe und Sehnsucht wider. Nur wegen den Dingen, die du geliebt hast, hältst du dich in Schach. Innerlich hast du es seit langen gemerkt, dass es nicht in Ordnung war …« Erklärte er ihr seine Analyse, die er in Bezug mit seinen Nebenfragen bei ihr festgestellt hatte.

Sie rührte sich nicht, nippte kurz am Glas und nickte. »Dein Mann hatte die Oberfläche von "der Jule" gekannt, aus diesem Grunde war er so zu dir.« Sie bejahte es. Dustin blickte ihr intensiv in die Augen. »Deshalb bist du für mich eine überragende Frau. Deine Antworten kamen aus deiner innersten Sinnesempfindung. Danke, dass du mir diese geoffenbart hast. Das Behalten Frauen sonst für sich, weil … Jule, hilf mir bei meinem Buch. Du hast alles in dir, was ich benötige. Ich werde alles umschreiben, wie du bist.« Er nickte zusagend. »Jule, ich verspreche dir, das wird immer bei mir bleiben. Du bist in mir verankert und ich möchte dich nicht verlieren.«

Jule sprach kein Wort und ihre Augen wurden feucht. Sie hauchte. »Du hast es nach einer kurzen Zeit herausgefunden. Du bist gut, Dustin. Nicht einmal mein Mann hatte es nach zehn Jahren bemerkt. Wirst du es für mich tun?« Er bejahte es. »Deine verbesserten Stellen, Erklärung sowie Bewegungen, haben dich verraten. Du hast dich zufällig in dem Buch erkannt, demzufolge sagtest du, für Frauen zeitgemäß.« Jule verspürte ein tiefes Vertrauen zu ihm. »Ja, Dustin und den Hauptteil von mir, wirst du weiterhin beschreiben müssen. Ich helfe dir mit meinen Gedanken.« Dustin fühlte sich ihr unsagbar nahe.

»Davon wissen wir beide und dabei es sollte bleiben.« »Unbedingt, Dustin. Das ist meine Bedingung.« Sie tranken beide und er sprach.

»Was hältst Du von dem Titel.

Die geheime Frau.«

»Sehr gut, lass uns beginnen.«

Zwei einmalige Individuen hatten sich gefunden. Ein unbekanntes Talent mit seiner Inspiration.

Das Buch

Beide mussten mit ihren Treffpunkten behutsam umgehen. Damit es nicht auffiel, trafen sie sich an den unterschiedlichsten Orten, um das Buch gemeinsam fertig zu stellen. Nicht einmal Jasmin bekam es mit. Beide machten das Fragespiel weiter, wodurch Jule ihr ganzes Leiden, ihre Liebe und Gefühle preisgab und beschrieb. Jedes Mal, wenn Dustin ihre Bewegungen oder ihr laufen von hinten sah, lebten seine Visionen auf. Dustin konnte endlos schreiben. Er musste sich sogar zwingen, auf ein normales Leben umzuschalten. Jule war seine Visionsgeberin und Inspiration in allem. Jule lebte in seinem Buch und sie wusste, dass sie keiner besser beschreiben konnte wie Dustin.