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Was ist zu tun, wenn du eine Einladung zu einer griechischen Hochzeit bekommst, die im Heimatort der Braut, ca. 2500 Kilometer von deinem Wohnort entfernt stattfinden soll und du bei dem Gedanken in ein Flugzeug zu steigen, Angst- und/oder Panikattacken bekommst? Und was ist zu tun, wenn deine Freundin unbedingt darauf besteht, dass du mit ihr dort hingehst, obwohl du dir geschworen hast, niemals mehr in diesem Leben in ein Flugzeug zu steigen? Du erinnerst dich daran, dass Millionen von Menschen schon sehr lange vor deiner Zeit, auch irgendwie dort hinkamen, wo sie hin wollten. Und so ähnlich wie sie habe ich es dann auch gemacht, um zusammen mit meiner Liebsten, dieser traumhaft schönen traditionellen Hochzeit beizuwohnen!
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Seitenzahl: 150
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Viele Menschen leiden unter Flugangst – ich auch.
Und dann war da auf einmal diese Einladung zu einer griechischen Hochzeit im Geburtshaus der Braut, auf einer Insel in Griechenland, von der ich bis dahin noch nie etwas gehört hatte.
Und dann war da noch dieser Schwur, meiner Freundin gegenüber, niemals mehr freiwillig in ein Flugzeug einsteigen zu wollen.
Also mußte ich einen Weg zu finden, um ohne einen Flieger von Deutschland nach Griechenland zu gelangen.
Daraus ergab sich eine abwechslungsreiche Reise, die, die Frage nach dem Sinn oder dem Unsinn einer Flugangst nicht wirklich klären konnte…
01 Einladung
02 Erinnerungen an Korfu
04 Flugangst
05 Erweiterung des Horizonts
06 Gedankenspiele
07 Der Reiseplan
08 Isny - Kempten
09 Kempten - München
10 München - Bari
11 Bari - Patra
12 Patra - Flughafen Athen
13 Athen - Edipsous
14 Edipsous - Pefki
(fünfzehn) 57 Sunden
16 Die ersten Eindrücke
17 Hochzeit
18 ..noch ne Hochzeit
19 Nach der Hochzeit
20 Der fehlerhafte Reiseplan
21 Markttag in Istiea
22 Bootsausflug nach Kiriaki und Skiathos
23 … noch ein paar Urlaubstage
24 Der Tag der Abreise
25 Zwischenstopp in Porto Rafti
26 Ein paar Stunden in Athen
27 Porto Rafti - Patra
28 atra - Bari
29 Bari - München
30 München - Augsburg
31 Augsburg - Isny
32 …wieder zuhause
33 Nachbetrachtung
03 Impressum
„Helena wird im September heiraten“, informierte mich Angela,“ wir haben eine Einladung von ihr bekommen!“
„Das ist schön, wenn sie heiratet, aber ich kenne keine Helena.“
„Natürlich kennst du sie nicht – sie ist eine Arbeitskollegin von mir. Ich würde es dennoch sehr nett finden, wenn du mitkommst, sie hat einige unserer Mitarbeiter eingeladen.“
Weder kannte ich Helena, noch einige der Mitarbeiter meiner Freundin. Angela arbeitete auswärts, auswärts bedeutete in diesem Fall, dass sie täglich 45 Kilometer zur Arbeit fuhr und abends wieder zurück nach Hause. Ich kam nicht oft in diese Richtung, also woher sollte ich die Leute dort kennen?
„Helena ist Griechin, und sie wird daheim in Griechenland heiraten!“
Griechenland, Korfu, Landeanflug im letzten Jahr:
Ja, nur zu gut konnte ich mich daran erinnern, wie der Pilot damals die Maschine auf die Landebahn knallte, kaum dass sie Bodenkontakt hatte, in die Eisen stieg, um sie zu bremsen. Ich dachte schon, dass sie vorne die Nase noch einmal heben würde, um hinten mit dem Heck auf den Asphalt aufzuschlagen. Ich sah sie auseinanderbrechen oder aber am Stück im Meer versinken, das rasend schnell auf uns zukam. Mit beiden Händen krallte ich mich in die Armstützen der Boing und bremste mit meinen Beinen an der Rückseite des Sitzes meines Vordermanns so sehr, dass der mich ganz entgeistert ansah.
Zu meiner Beruhigung passierte nichts von alledem, was ich mir eingebildet hatte. „Kurze Landebahn“, kommentierte Angela diesen Vorgang und machte sich zum Aussteigen bereit, während ich zusammengekauert im hintersten Eck meines ohnehin schon kleinen Sitzes saß und in meinem Schrecken und meiner Angst versank.
„Ok, ich hätte es dir sagen sollen, dass die Landebahn hier nicht sehr lang ist und daher die Landung ein wenig holperig vonstatten gehen könnte. Beim Rückflug wird es besser!“ Sie kannte meine Flugangst und zog es vor, mich in Unkenntnis zu lassen. Einen Rückflug würde es für mich nicht geben, so schwor ich es mir nach dieser Scheißlandung!
Trotzdem bin ich natürlich wieder heim geflogen.
Der ganze Transfer wäre irgendwie viel zu umständlich gewesen, meinte Angela, und im Übrigen könnte ich ja ein paar Bierchen trinken, um entspannter zu werden.
Entspannen konnte ich mich nicht, denn irgendwie waren wir später dran, möglicherweise durch meine Verzögerungstaktik nicht mehr in ein Flugzeug steigen zu wollen. Die Zeit reichte nicht einmal mehr für ein einziges Bier vor dem Abflug und so lag meine ganze Hoffnung auf dem Bordservice in der Maschine.
Doch zunächst einmal wurde gestartet.
Der Pilot heizte die Maschine so sehr an, dass der gesamte Rumpf des Flugzeuges zu schwingen begann. Es schien, als würde er sie absichtlich zurückhalten, um alles aus den Triebwerken herauszuholen.
Dann ließ er los und es drückte mich dermaßen in meinen Sitz, dass ich das Gefühl hatte, meinem Hintermann auf dem Schoss zu sitzen. Irgendetwas schien mir einen Stich in den Rücken oder sonst wohin zu versetzen! Wie ein Pfeil schoss sie über die Landebahn und wurde sofort nach oben gerissen. Steil zog sie zum Himmel hinauf, so steil, dass ich die erste Sitzreihe über mir sehen konnte. Ich dachte ich wäre in einer Achterbahn.
Doch kaum etwas höher angekommen, riss er sie nach links, um uns nun endgültig das Gefühl des Fliegens im dreidimensionalen Raum zu geben.
„Leck mich doch am Arsch!“ entfuhr es mir und ich bemerkte, dass auch andere Fluggäste, keinesfalls von dieser Showeinlage begeistert waren!
Jetzt konnte es nur noch heißen, so schnell wie möglich an ein Bier zu kommen, besser noch an einen Schnaps, den ich normalerweise verachtete. Aber um Magen und Nerven zu beruhigen, würde ich dieses Opfer, heute einmal, auf mich nehmen!
Etwas eigenartig erschien es mir, als der Servicewagen, ohne die Stewardess im Schlepptau, durch den Mittelgang des Flugzeuges an mir vorbei zog.
„Meine sehr verehrten Damen und Herren, leider müssen wir mit ein paar Turbulenzen rechnen. Daher ist im Moment keine Service möglich!“, ver-suchte eine Stimme aus dem Bordlautsprecher, mir den eigenartigen Vor-gang zu erklären.
„Du bekommst schon noch dein Bier,“ wendete Angela ein, „er hat gesagt, dass im Moment kein Service möglich ist!“ Doch sie sollte irren!
Der Moment dauerte die ganze Strecke zwischen Korfu und München. Die Turbulenzen schaukelten sich auf und selbst Angela musste zugeben, dass es ihr jetzt auch nicht mehr ganz wohl sei. Doch sie hatte Vertrauen in das Flugzeug und versuchte sich mit Lesen abzulenken.
Die Landung in München war traumhaft schön. Zum einen hatten wir wieder festen Boden unter den Füßen und zum anderen unterließ der Pilot irgendwelche Mätzchen, welche die allgemeine Anspannung noch aufheizen sollte.
In diesem Moment fiel mir irgendein Papst ein, der immer den Boden küsste, wenn er aus dem Flugzeug stieg. Die Medien versuchten uns klar zu machen, dass dies aus Ehrfurcht vor seinem Gastgeberland geschah, doch ich war mir sicher, dass auch er die Hosen voll hatte, wenn es ums Fliegen ging. Schließlich war er nur ein Papst und kein Engel!
Sei’s drum: Ich übersprang diese Zeremonie und wollte nur noch an die Bar des Flughafens, um mich endlich zu beruhigen. Mit den Worte: “Ich brauche jetzt erst mal ein Bier!“, war ich als erster aus der Maschine, im Hintergrund das Echo meiner Worte hörend: “Ich auch! Ich auch! Ich auch!“
Noch am selben Tag gab ich Angela mein Wort, nie wieder in ein Flugzeug zu steigen, um mir in Zukunft solche schreckliche Erlebnisse zu ersparen.
Seitdem war knapp ein Jahr vergangen.
„Helena wird im September heiraten, wir haben eine Einladung von ihr bekommen und ich würde es sehr nett finden, wenn du mitkommst!“
„Ja, verdammt noch mal! Ich kann mir sehr, sehr gut vorstellen, wie sehr, sehr nett du es finden würdest, wenn ich mitkäme!“, wurde mir die Süffisanz ihrer Worte auf einen Schlag bewusst.
Jetzt war die Kacke am dampfen!
Wort- oder Ehe- (nein, es musste in meinem Fall Beziehungs-) Bruch (heißen), das war hier die Frage?
… doch vielleicht gab es ja noch etwas dazwischen?
Flugangst hatte ich nicht immer. Plötzlich, wie aus dem Nichts, war sie da.
Früher, als junger Kerl, Anfang zwanzig, war ich oft mit einem kleinen zweimotorigen Flugzeug von Leutkirch-Unterzeil nach Köln geflogen.
Damals genoss ich den knapp einstündigen Flug während der Morgenstunden. Die Wolken, die wie Wattepolster um uns herum lagen, gaben mir ein sicheres Gefühl. Sie schienen uns zu tragen und wenn der Sonnenaufgang sie durchbrach, und die kleine Maschine mit Licht füllte, konnte es dort oben nicht schöner sein. Hier war es so friedlich und das eintönige Geräusch des Flugzeugs strahlte eine gewisse Ruhe auf mich aus. Es war herrlich, im Landeanflug, durch die kleinen Fenster nach unten zu schauen, um die Landschaft zu betrachten. Wie ein silbernes Band zog sich dort der Rhein dahin und an seinen Ufern reihten sich mehr oder wenig große Städte.
Obwohl wir nur auf einer kleinen Landebahn am Rande des Flughafens herunter kamen, konnte ich die riesigen Passagierflugzeuge sehen, die ständig starteten und landeten. Ich war begeistert davon, wie es möglich war, diese riesigen Maschinen in die Luft und zum Fliegen zu bekommen.
Und plötzlich, Jahre später, in denen ich dann nicht mehr geflogen war, machten genau diese riesigen
Maschinen mir Angst. Ich bekam schon ein ungutes Gefühl, wenn sie in weiter Entfernung über mich hinweg flogen.
Es war schwer für mich zu verstehen, warum das nun so war. Ich hatte weder Angst in engen Räumen oder Aufzügen. Es machte mir nichts aus, Zug oder Bus zu fahren, selbst wenn diese total überfüllt waren.
Ich hatte einfach nur Angst davor, dass sie abstürzen könnten, und dass dann mein Leben zu Ende war. Hatte ich wirklich Angst vor dem Tod, oder nur davor meine Kinder alleine auf dieser Erde zurück zu lassen? Bisher habe ich es noch nicht heraus gefunden.
Selbst die Tatsache, dass das Fliegen die sicherste Art zu Reisen war, konnte mich nicht davon überzeugen, lieber mit dem Auto unterwegs zu sein. War es die Einbildung, sein Schicksal während einer Autofahrt selbst in der Hand zu halten? Oder einfach nur der Trugschluss, am Boden sicherer zu sein, als in der Luft? Zumindest hatte ich ein Gefühl der Sicherheit, wenn ich festen Boden unter den Füssen hatte.
Am Ende würde es mir noch passieren, dass ich am Boden zu Tode käme, erschlagen von einem abgestürzten Flugzeug…?
Ganz abgesehen davon, ich reiste nicht gerne. Mag es daran liegen, dass ich in einer Ecke von Deutschland lebe, von der andere sagen, dass man dort eigentlich nur Urlaub machen kann.Gut, auch hier bekommt man nichts geschenkt, aber das Leben scheint wesentlich entspannter abzulaufen, als in einer Großstadt mit Tausenden von Menschen auf engstem Raum.
Ausserdem lebe ich in einem kleinen überschaubaren Städtchen, wo alles so vertraut ist und man ständig Bekannte oder Freunde trifft, die einen zu einem Plausch auf der Straße oder in einem der Straßencafes einladen.
Man achtet und beachtet sich. Und wie selbstverständlich ist eine helfende Hand zur Stelle, wenn man sie braucht.
Ich liebe die Vertrautheit meiner kleinen Stadt im Allgäu und habe nicht das Bedürfnis zu verreisen.
Ganz im Gegensatz zu meiner Freundin, die ständig unterwegs sein möchte. Immer will sie mir einreden, dass Reisen bilden und den Horizont erweitern.
Das glaube ich nicht. Vielmehr denke ich, dass es überall auf der Welt ähnlich zugeht wie bei uns, wenn man sich nicht gerade in den afrikanischen Dschungel oder in die großen Canyons von Amerika begibt und sich der Gefahr ausliefert, von einem Löwen oder einem Grizzly-Bären verspeist zu werden.
Überall auf der Welt geht es den Armen schlecht und den Reichen gut. Überall auf der Welt werden die Schwachen ausgebeutet und ausgenutzt. Überall auf der Welt verarschen Kapital und Regierung ihre Bürger und so weiter und so weiter.
Also für mich bilden Reisen nicht und den Horizont erweitern sie auch nicht, denn der ist überall gleich groß, nur dass man das an bestimmten Stellen auf dieser Welt etwas besser sieht, als an anderen.
Natürlich ist es schon etwas anderes, am Meer zu sitzen und dem schier unendlichen Horizont zu folgen, als daheim, am Baggersee zu sitzen und hinter den Büschen irgendwelchen Nudisten zu zusehen… manche darunter, die besser angezogen geblieben wären!
„Wo müssen wir denn da hin, in Griechenland?“
„Korfu“, gab sie mir zur Antwort.
Stille!
Ich glaube sie verstand meinen Blick nur zu gut, den ich ihr zuwarf.
„Nein, nicht Korfu,“ das war nur ein Witz: „Wir müssen auf die Insel Euböa, die ist noch ein wenig weiter weg…“ Sie schaute mich lächelnd an und verließ das Zimmer.
Eines Tages würde mich ihre Art Witze zu machen in den Wahnsinn treiben, denn gedanklich fielen mir bei dem Wort Korfu die Ereignisse aus Kapitel 2 wieder ein und mein Schwur, nie wieder ein Flugzeug zu betreten.
Nun galt es im Internet nachzuforschen, wo diese Insel überhaupt lag und wie weit es dorthin war.
Google Maps errechnete knapp 2100 Kilometer auf dem Landweg.
Bei dem Verbrauch meines Autos ergaben sich daraus gut 350 Euro Benzinkosten für eine Strecke.
Zudem waren leicht und locker je 20 Stunden Fahrtzeit für An- und Heimreise zu erwarten, wenn das überhaupt reichte? Außerdem müsste man so vertrauenserweckende Länder wie Slowenien, Bosnien, Serbien und den Kosovo durchfahren.
Was mich spontan an Karl Mays Buch „Durchs wilde Kurdistan“ erinnerte und mich veranlasste, den Gedanken, alleine mit dem Auto zu fahren, sofort fallen zu lassen.
Angela würde niemals einer solch langen Autofahrt zustimmen. Im übrigen stand für sie ohnehin fest, dass sie das Flugzeug nehmen würde. Also galt es weiterhin für mich, eine Reisemöglichkeit zu finden, die nichts mit dem Fliegen zu tun hatte.
Also noch einmal den Atlas aufgeschlagen: Griechenland – Land der tausend Inseln und selbst eine halbe davon. Was lag da näher, als eine Schiffsreise zu unternehmen?
Und wieder ins Internet, um nachzuforschen, auf wessen Spuren ich mich in das ferne Land begeben könnte.
Es gab mehrere Möglichkeiten, von Italien aus, Griechenland mit der Fähre zu erreichen. Die kürzeste Seeentfernung zwischen Italien und Griechenland lag zwischen Brindisi an der Ostküste Süditaliens und Igoumenitsa an der Westküste Griechenlands auf Höhe von Korfu.
Wenn Angela mit dem Flugzeug reisen wollte, galt es, sie in Athen vom Flughafen abzuholen, um gemeinsam auf die Insel Euböa zu fahren. Außerdem waren wir uns im Klaren darüber, dass wir in Griechenland einen Leihwagen nehmen müssten, um im Urlaub mobil zu sein.
Der Mietwagen wurde daher aus meiner Reisekalkulation gestrichen. Wir versuchten nur eine Möglichkeit zu finden, preiswert zu reisen. Angelas Flug würde ca. 250 Euro einfach kosten.
Aus dieser Überlegung heraus ergab sich eine Reiseroute, die sich quer, oder besser gesagt längs, durch Italien erstreckte; das Mittelmeer kreuzte und eine Südumfahrung von Griechenland beinhalten sollte – schlappe 2600 Kilometer nach Google Maps. Also auch nicht gerade eine Strecke, die man auf einer Arschbacke absitzen konnte.
Dennoch – die Flugangst war so groß, dass ich einmal eine andere Reisealternative ausprobieren wollte.
Von Isny im Allgäu aus, bis Brindisi zogen sich 1350 Kilometer über Stock und Stein, wobei für den Stein die Alpen eingesetzt werden sollten. Es würden sich wieder ca. 230 Euro Benzinkosten für die Fahrt nach Süditalien ergeben, dazu die Kosten für die Fähre nach Igoumenitsa von weiteren 200 Euro. Die alleinige Fahrt schreckte mich ebenso ab, wie die Strecke von 1600 Kilometern direkt bis Griechenland.
Das Ganze würde etwa gleich teuer sein wie Version 1: Anreise über das Festland „Durchs wilde Kurdistan“ und annähernd gleich stressig!
Diese Version 2, meiner Reiseplanung, fühlte sich an wie „Attilas Alpenüberquerung“ vor rund 1600 Jahren, nur dass ich sie alleine hätte bewältigen müssen. Und dennoch, sie hatte durchaus ihren Reiz. Diesen Reiz bzw. einen Anreiz ganz anderer Art gaben uns einige Tage später Freunde. Sie berichteten, dass einige ihrer Familienangehörigen schon des öfteren mit einem Fernbus nach Süditalien gefahren wären. Diese Idee fand ich nun ganz spannend, zum einen weil ich die Italiener mochte, zum anderen weil ich dann nicht alleine auf Attilas Spuren wandeln würde.
Und so geschah es, dass wir uns auf den folgenden Reiseplan einigten:
Ich musste zwei Tage vor Angela meine Reise antreten, da sie mit dem Flugzeug ja wesentlich schneller war. Zunächst würde ich mit dem Bus von Isny nach Kempten fahren, dann von dort aus mit dem Zug nach München.
In München startete der Fernbus nach Brindisi. Von Brindisi aus konnte ich mit der Fähre, als Fußgänger, nach Igoumenitsa übersetzen, wo ich mir einen Leihwagen mietete.
Mit dem Leihwagen ging es Richtung Athen zum Flughafen, wo Angela landen würde, die zwei Tage nach mir, von Isny aus mit ihrem Auto in Richtung München gestartet war, um ihr Flugzeug zu erreichen. Das Auto würde an einem Park and Fly Parkplatz abgegeben.
Gemeinsam würden wir Richtung Nordgriechenland fahren, um in Arkitsa die Fähre auf die Insel Euböa zu nehmen, um dort letztendlich in Pefki, unserem Aufenthaltsort anzukommen.
Die Rückreise wollten wir so gestalten, dass wir zusammen am selben Tage in München eintrafen, um dann gemeinsam zurück nach Isny zu fahren.
Und das Tolle daran war, dass mich die Bus- und Fährfahrt gerade mal 210 Euro kosten sollte und ich ganz entspannt durch halb Europa chauffiert werden würde, ohne mich um irgendetwas anderes zu kümmern.
Also konnte „Jürgens Abenteuer“ beginnen, wie ich es in Anlehnung an Karl May bzw. Attila, nannte.
Angela fand es ebenso cool wie ihre Arbeitskollegen, die zukünftige Braut eingeschlossen, dass ich auf diese Art nach Griechenland reisen wollte.
Allerdings gab uns Helena noch einige Tipps, die wir unbedingt beherzigen sollten. Sie empfahl lieber die Fähre von Bari nach Patra zu nehmen, da die Autofahrt von Igoumenitsa nach Athen sehr anstrengend sei und die Autobahnen in Griechenland nicht unbedingt diesen Namen verdient hätten.
In jedem Fall sollte ich es vermeiden, mit dem Auto durch Athen zu fahren, da es schier unmöglich ist, dort durch zu kommen.
Und wir sollten auf keinen Fall im Süden vom Festland aus, über eine Art San Franzisko Brücke nach Euböa fahren, da die Hochzeit im Norden der Insel stattfand. Der Weg von Süden nach Norden führte auf abenteuerlichen Wegen durch eine Gebirgslandschaft, die sogar eine gewisse Schwindel-freiheit voraussetzte und in der Nacht geradezu lebensgefährlich zu befahren war. Die letzte Fähre, die im Norden zur Insel übersetzte, ging um 22:00 Uhr und fuhr stündlich.
Was bedeutete, dass wir bei einer Ankunft nach 22:00 Uhr, eine Nacht im Auto verbringen müssten.
Ausgestattet mit soviel Insiderwissen, machte ich mich also ins Reisebüro auf, um die Reise fix zu machen.
Nach längerem Hin und Her stand schließlich die endgültige Route fest:
Hinreise:
26. August
Bus Isny ab:
14:05 Uhr
Dienstag
Bus Kempten an:
14:46 Uhr
Bus Kempten ab:
15:16 Uhr
Zug München an:
16:41 Uhr
Bus München ab:
18:55 Uhr
ZOB Hackerbrücke
27.August
Bus Bari an:
11:00 Uhr
Mittwoch
Via Capruzzi 226 Fähre Bari ab:
20:00 Uhr