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Die Legende, die sterben oder bereits gestorben sind, sind Musiker oder Musikgruppen, die mich mein ganzes Leben lang begleitet haben.
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Legenden,Ein Leben neigt sich dem Ende zu,Sinn des Lebens,Musik,Spaß am Leben
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Seitenzahl: 117
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Vorwort
Gelsenkirchen
Das Leben scheint wie ein Fluss zu sein
Schwimmen im Allgäu
Zuerst das Genick
Die Eltern
Päckchen von Amazon
Ein Mädchen vor dem Ertrinken retten
Bundesjugendspiele in der Schule
Realschule in Leutkirch
Schlauchbootfahren am Badsee
Polyneuropathie
Erste Begegnung mit einer Legende
Federball spielen mit dem Enkel
Und dann - die Augen
Urheberrecht
Kein politischer Mensch
Kurz vor dem Höhepunkt
Und dann - wieder die Augen
Gute Nacht, Schatz
Die ersten weißen Flecken
27 Club
Meine ersten Langspielplatten
Bier nach oben tragen
Der Dämon des Triebes
Spielmanns- und Fanfarenzug
Queen
Graue Flecken auf dem Regenbogen
LP und CD Sammlung
Ständig fliegt mir was aus der Hand
Motown
Berufsausbildung
Ja, das mit dem Sport
Wortfindung
Goodbye, My Love, Goodbye
Das Leben nach der Realschule
Ich werde versuche wieder zu lieben
Fußball und Musik
Bluthochdruck
Bewegungsmangel
Reggae-Musik
So viel Schmerz und Leid
Imagine - Stell dir vor
Jahre der Selbständigkeit
Country und Western Music
Weitere Legenden starben bis 2000
Steh auf, wenn du ein Schalker bist
Boulespielen
...
und bis 2010 starben die
Schwimmen im Badsee
Mein Sinn des Lebens
Mein Haus, mein Auto, mein Boot
Wassergymnastik
Es mußte unbedingt ein Panda sein!
Das mit dem Altwerden ist nicht schön
...
bis hierhin gut durchgekommen
Gastarbeiter
Rollator
Die Menschen werden immer blöder
Entspann dich!
Schlaf mal drüber
Der Schatz des Alters
Immer mehr graue und weiße Flecken
Einige vergessen
The Alan Parsons Project
Gibt‘s auch noch was Gutes im Alter
Il Silenzio von Nini Rosso führte im Jahr 1965 die Jahrescharts von Deutschland an. Il Silenzio wurde auch Abschiedsmelodie genannt.
Nini Rosso, bürgerlicher Name Raffaele Celeste Rosso wurde am 19. September 1926 in San Michele Mondovì geboren - ein kleines Städtchen mit etwas über 1500 Einwohnern, ca. 90 Kilometer südlich von Turin gelegen.
Am 5. Oktober 1994 starb er mit 68 Jahren in Rom. Damit lebte er neun Jahre länger, als es die durchschnittliche Lebenserwartung im Jahr 1994 war. Das mag vielleicht an der mediterranen Kost gelegen haben, die man in Italien genießt.
Er war als Trompeter und Komponist ein italienischer Jazz- und Unterhaltungsmusiker.
Es mag sein, dass er diese Abschiedsmelodie damals für mich gespielt hatte. Denn damals hieß es auch für mich Abschied nehmen, Abschied von meiner geliebten Heimatstadt Gelsenkirchen.
Im Jahre 1965 war ich 10 Jahre alt. Ich hatte die ersten Jahre in der Grundschule verbracht und gelernt, wie man sich in einer Großstadt zu bewegen hatte. Großstadt hieß damals schon, sehr viele Menschen auf sehr engem Raum. Man mußte sich schon etwas einfallen lassen, wenn man einmal für sich alleine sein wollte. Denn alleine war man hier nie. Wir lebten damals mit 9 Leuten in dem kleinen Siedlungshaus meiner Oma - Generationen übergreifend sozusagen. Es gab in unserem Haus viele Kinder, gerade so wie in der Siedlung, die aus 12 Zechenhäusern bestand.
Fast alle der Hausbesitzer hier waren Bergleute. Und, auf Bergleute mußte man sich verlassen können. Den die Arbeit in den Bergwerken war gefährlich.
Also wurde uns als Kindern schon gelernt, dass man sich aufeinander verlassen können mußte.
Und, dass wir nicht zu den reichen Leuten dieser Gesellschaft gehörten, also lernte man uns auch zu teilen. Vor allem aber lernte man uns nicht neidisch auf andere Menschen zu sein und man lernte uns auch, dass wir uns für andere freuen konnten, wenn ihnen etwas Außergewöhnliches gelang.
In den zehn Jahren, in denen ich in Gelsenkirchen lebte, hatte ich ein wohlbehütetes Leben.
Meistens übernahm die Oma die Erziehung ihrer Enkelkinder, weil beide Elternteile damit beschäftigt waren Geld zu verdienen, um die Familie durchzubringen.
Dann begann das Zechensterben und die Bergleute wurden nicht mehr gebraucht. Also hieß es auch für meinen Vater sich einen neuen Job zu suchen.
Er hatte lange bevor er ins Ruhrgebiet gekommen war im Süden von Deutschland gelebt. Und da es im Süden von Deutschland mehr Arbeit gab als in Gelsenkirchen, beschloß er, wegen der Arbeit, dorthin zurückzugehen.
So kam ich also im Jahre 1965 im zarten Alter von 10 Jahren nach Leutkirch im Allgäu. Es ist, so glaube ich bis heute noch nicht geklärt, warum es „im Allgäu“ hieß. Denn niemand vermag dir so recht zu sagen, wo sich diese Allgäu denn genau befindet.
Sei`s drum: hier im Allgäu, was wohl auch ein Teil von Schwaben ist, wurde schwäbisch gesprochen.
Schwäbisch ist im Grunde eine sehr komische Sprache, die selbst manche Schwaben nicht verstehen, weil sie aus einer anderen Ecke von Schwaben kommen, wie z.B. einer, der aus einer ganz anderen Ecke von Schwaben kommt. Das nennen sie dann Dialekt.
Zum Glück hatte die Abschiedsmelodie nicht sehr viel Text, sonst hätte ich sie möglicherweise auch nicht verstanden.
BILDER VON DER HOMEPAGE DER STADT GELSENKIRCHEN
Das Leben scheint wie ein Fluss zu sein.
Es entspringt als kleines Rinnsal aus dem Schoße der Natur.
Scheu und unsicher windet es sich anfangs um die kleinen Kieselsteine in dem winzigen Bachbett.
Doch schon bald legt es jede Furcht ab und weitet seinen Lauf und seine Ufer aus.
Gelegentlich verharrt es in kleinen Tümpeln um neue Kraft zu schöpfen.
Und zuweilen wird es übermütig, stürzt sich in Täler hinab um seine Grenzen zu finden.
Stolz und kraftvoll fließt es in geordneten Bahnen, um immer wieder einmal über die Ufer zu treten, um neue Regionen zu erkunden.
Mal verläuft es sanft und gütig, mal wild und zerstörerisch.
Und dann, wenn es zu einem großen starken Strom gewachsen ist, strahlt es Ruhe aus auf alle seine Betrachter und kann zu deren Glück und Zufriedenheit beitragen.
Es ist besinnlich und müde geworden von dem langen Weg bis hierher.
Hierher zum Delta vor dem Meer.
Bevor es sich ein letztes Mal in dessen Fluten stürzt, um sich unbedeutend im Großen zu verlieren.
Und um eins zu sein mit der Unendlichkeit.
Ich denke es war ein großer Einschnitt in meinem Leben, dass ich ins Allgäu gekommen war. Denn es veränderten sich ein paar Ding, die so wahrscheinlich nicht in Gelsenkirchen passiert wären.
Aber das sind natürlich nur Spekulationen, denn wer weiß denn wirklich, an welcher Ecke er in seinem Leben „falsch“ abgebogen ist. „Falsch“ ist hier mit Sicherheit nicht das richtige Wort - aber mir ist gerade kein besseres eingefallen.
Denn schlecht sollte es mir hier im Süden der Republik nicht ergehen. Doch zunächst mußte ich einmal diese andere Sprache lernen - ich mußte sie lernen, obwohl ich ein glockenreines Deutsch sprach! Und die anderen, diese Hinterwäldler, die brauchten kein gepflegtes Deutsch lernen.
Außer Sprechen mußte ich auch Schwimmen lernen. Es gab in der Schule, die ich fortan besuchte, tatsächlich das Unterrichtsfach „Schwimmen“ - und dazu ein kleines Hallenbad, in dem man es lernen konnte.
Meine Eltern waren nie mit uns Kindern zum Schwimmen gegangen. Meine Mutter konnte es nicht, bis an ihr Lebensende nicht. Einmal hatte sie den Versuch unternommen es noch zu lernen.
Nachdem sie allerdings den Bademeister drei mal versenkt hatte, mußte sie den Kurs verlassen. Wahrscheinlich gab es damals in Gelsenkirchen Hallenbäder. Aber in den 10 Jahren, in denen ich dort gelebt hatte, bekam ich keines zu sehen. Und im Rhein Herne Kanal, der die Stadt teilte, war das Schwimmen aus gesundheitlichen Gründen ausdrücklich verboten. Es wurde behauptet, dass man in seinem Wasser Filme entwickeln konnte, die damals noch mit einem analogen Fotoapparat mit Filmrolle geschossen wurden.
Da Sport meine große Leidenschaft war, hatte ich keine Probleme das Schwimmen zu erlernen.
Bereits im Juli 1966 erhielt ich mein Freischwimmer Zeugnis.
Das war damals eine spannende Sache, denn schließlich mußte man fünfzehn Minuten lang ununterbrochen schwimmen.
Außerdem gab es noch ein Abzeichen, welches meine Mutter auf meine Badehose nähen mußte. - Mein Gott, da war ich vielleicht stolz auf mich!
Dennoch sollte es zwei Jahre dauern, bis ich auch die anderen beiden Schwimm-Abzeichen bekam.
Und wie man sieht, habe ich diese Urkunden immer noch in einer Schublade aufgehoben. Die dazu gehörenden Badehosen leider nicht - das liegt möglicherweise daran, dass irgend etwas mit der Konfektionsgröße nicht mehr stimmt.
1969 kam dann noch der DLRG Grundschein dazu. Also die Lizenz Menschen aus dem Wasser bzw. aus Seenot retten zu dürfen.
Das erwähne ich hier aber nur, um zum einen damit anzugeben, dass ich in knapp drei Jahren vom Nichtschwimmer zum Deutsche-Lebensrettungs-Gesellschafts-Schwimmer geworden war.
Und zum anderen, um damit anzugeben, was für ein gutaussehender junger Mensch ich doch gegen Ende der sechziger Jahre war.
Als allererstes bemerkte ich es beim Autofahren.
Irgendwie bekam ich den Kopf nicht mehr richtig zu drehen, so daß ich über meine Schulter blicken konnte, um den toten Winkel untot zu machen oder um den rückwärtigen Verkehr zu beobachten.
Ich versuchte den ganzen Oberkörper zu drehen, um freien Blick nach hinten zu haben - aber das klappte nicht so richtig. Und wenn ich in eine Straße einbog, die stark befahren war, lenkte ich mein Auto ganz in die Mitte meiner Straße, um besser nach links zu sehen. Und das, war nicht schön.
Natürlich paßt man seinen Fahrstil dementsprechend an, aber es ist halt hinderlich. Also es ist hinderlich wenn man sich eingesteht, den Kopf nicht mehr so weit gedreht zu kriegen, um noch alles im Blick zu haben.
Manchmal, wenn ich einer hübschen Frau hinterher schaute, mußte ich mich quasi ganz umdrehen, um sie noch länger sehen zu können. Das fiel meiner Frau natürlich gar nicht auf ... dachte ich zunächst. „Mußt du immer den anderen Weibern nachschauen?“ Ich schaue keinen Weibern nach - ich versuche nur, dass sich mein Genick wieder einrenkt. „Für mich sieht das eher aus, als ob du dir das Genick verrenkst.“
Also unterließ ich es nach anderen Frauen zu schauen, wenn meine Frau dabei war, denn ich wollte nicht ständig daran erinnert werden, dass ich ein erstes körperliches Gebrechen hatte.
So ein körperliches Gebrechen kann ebenfalls dein Lebensregenbogen blasser werden lassen. Ich stufte deshalb die körperlichen Gebrechen in die Farbe grau ein. Also sozusagen als Kontrastprogramm zu den weißen Flecken. - Aber graue Flecken waren auch nicht schön, denn sie sind ja nicht bunt.
Beide Teile meiner Eltern stammten aus einfachen Verhältnissen ab. Beide mußten im 2. Weltkrieg ihre Heimat verlassen und nach Deutschland flüchten. Beide stammten aus Bischofsberg und lernten sich dann viel später in Gelsenkirchen kennen.
Die Mutter. am 10. Juni 1933 geboren war sehr bestimmend und fordernd. Obwohl sie meist zuhause war, überließ sie, in Gelsenkirchen, die Kindererziehung meist ihrer Mutter. Sie war immer nur sporadisch und nie oft oder lange berufstätig.
Der Vater am 23. Juni 1933 geboren, war ein rechtschaffender Mann. Er zog in seinem Leben immer der Arbeit hinterher. Um den Launen seiner Frau zu entkommen, legte er sich schon mal aufs Sofa und hörte Vogelstimmen über einen Kopfhörer.
Eigentlich kann ich mich nicht daran erinnern, dass meine Eltern jemals etwas mit uns Kindern unternommen hätten. Irgendwie waren sie immer mit sich selbst beschäftigt.
Das einzige, was mir mein Vater beibrachte, war das Schachspiel, aber nur bis zu dem Tag, an dem ich ihn das erste Mal besiegte. Ansonsten aber waren wir Kinder meist auf uns selbst gestellt.
Spaziergang mit der Mutter in Gelsenkirchen
Und dann kam da eines Tages dieses Päckchen von Amazon. Ich hatte nichts bestellt, aber es war an mich adressiert und wohl auch schon bezahlt. Na gut, dann nehme ich es einfach Mal an
Ich packte es aus und konnte zunächst nichts damit anfangen. In irgend einer Beschreibung stand dann was von Sockenanziehhilfe. Jetzt mußte ich nur noch heraus finden, wer sie mir geschickt hatte.
Es dauerte aber nicht lange, bis meine Tochter anrief: „Hi Dad, ist mein Paket schon angekommen?“ Ja natürlich war es angekommen - aber das wäre ganz sicherlich nicht nötig gewesen. Denn schließlich konnte ich mir noch ganz gut alleine die Sokken anziehen. Na gut, bis danach das Kreuz wieder eingerenkt war, dauerte es immer schon ein paar Minuten.
„Nein Papa, du kannst dir deine Socken nicht mehr ganz gut alle anziehen. Das sieht richtig Scheiße aus, wie du dich da auf deiner Gartenbank im Flur verrenkst.“ Das war nicht schön, dass sie das so brutal sagte.
Klar hatte ich diese Gartenbank aus Holz in meinem Flur stehen, weil sie sehr stabil war und meine gymnastischen Bewegungen beim Sockenanziehen aushielt. Ja gut und manchmal war der Fuß schon ein ganz schön weites Stück von meinen Händen entfernt, wenn ich die Strümpfe über meine Zehe ziehen wollte - aber „Das sieht richtig Scheiße aus“ war dann doch ein wenig hart.
Aber fürs erste ignorierte ich diese Anziehhilfe.
Im Jahr 1968, also ein Jahr bevor ich den Rettungsschwimmer-Schein erwarb, hatte ich ein Mädchen vor dem Ertrinken gerettet.
Diese Geschichte erzähle ich aber jetzt nicht um damit anzugeben. Vielmehr ist es der Versuch um herauszufinden, ob das vielleicht etwas mit dem Sinn meines Lebens zu tun haben könnte? Denn so wirklich weiß ich auch nach 70 Jahren nicht, was mein Sinn des Lebens auf dieser Erde hätte sein sollen.
Es war im Sommer. Damals gab es noch die sogenannten Bundesjugendspiele an den Schulen. In diesem Sommer hatten die Lehrer beschlossen, die Disziplin „Schwimmen“ mit in die Wertung aufzunehmen. Vielleicht wollten sie damals schon einigen Schülern die Möglichkeit geben hier Punkte zu machen, weil sie in den anderen Disziplinen nicht so gut waren. Ich weiß es nicht, denn damals wäre niemand auf die Idee gekommen, dass diese Bundesjugendspiele ein Werkzeug der Diskriminierung sein könnten.