67 Prozent vom Glück - Susanne Klehn - E-Book

67 Prozent vom Glück E-Book

Susanne Klehn

4,7

Beschreibung

Krebs - der Befund trifft sie wie ein Schlag. Jung, schön, erfolgreich und mit dem richtigen Mann an ihrer Seite, sieht die Zukunft der Moderatorin Susanne Klehn glänzend aus. Und nun?! Was bedeutet das, wie damit umgehen? Kopf in den Sand, Selbstmitleid oder aber kämpfen - immer mit dem Blick nach vorn! 67 Prozent lautet die Prognose, ihre persönliche Chance. Trotz des bitteren Loses verliert die Promi-Expertin nicht den Lebenswillen. Klehn erzählt ihre bewegende Geschichte frei vom Herzen weg, optimistisch und lebensbejahend. Sie gibt Mut, ohne banal zu werden, in einer Situation, die alles verändern - kann!

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 305

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
4,7 (18 Bewertungen)
13
5
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Impressum

ISBN eBook 978-3-359-50041-4

ISBN Print 978-3-359-02457-6

© 2015 Eulenspiegel Verlag, Berlin

Umschlaggestaltung: Buchgut, Berlin

unter Verwendung eines Motivs von Marco Prosch

Die Bücher des Eulenspiegel Verlags erscheinen

in der Eulenspiegel Verlagsgruppe.

www.eulenspiegel-verlagsgruppe.de

Meinen Herzensmenschen:

R.F., K.T., O.H., T.P.

sowie J.D. und A.H.

In tiefer Liebe für JMB

Jeder hat einen anderen Mut.

Das hier ist meiner.

Ein Tag im Juni: »Das ist ja mit Sicherheit nichts Schlimmes«, plappere ich munter drauflos. »Aber das hier sieht seit zwei Tagen plötzlich komisch aus und tut auch noch ganz schön weh. Da dachte ich, ich wackel mal schnell her und zeige Ihnen das!«

Ich lächle den jungen Arzt vor mir betont gut gelaunt an. Er ist höchstens so alt wie ich, und ich finde, wenn Arzt und Patientin altersmäßig auf Augenhöhe sind, schleicht sich schnell ein verlegenes Gefühl mit ins Behandlungszimmer. Besonders pikant wird es, wenn die Patientin – in diesem Falle ich – mit runtergelassener Hose auf der Pritsche sitzt.

Der Oberarzt aus dem Nachbarzimmer kommt mit meiner Akte reinund mit seinem Alter auch gleich eine gesunde Portion routinierte Professionalität.

»Na Frau Klehn, was haben wir denn da?«

»Die Frau Klehn wollte uns das mal zeigen und dachte, da wackelt sie mal schnell hierher.« Der Jungarzt grinst und guckt mir dabei schelmisch ins Gesicht und dann, wieder mit Arztmiene, in Richtung Schritt. Das muss er, denn »das« ist eine seltsame Hautveränderung am sehr oberen Teil meines inneren Oberschenkels, dort, wo die Bikinizone und alles, was dazugehört, nicht weit entfernt ist. In der Zone an sich ist alles, wie es sein soll, und da ich inzwischen einen absolut soliden Lebenswandel führe, kann ich die Stelle glücklicherweise zeigen, ohne eine komplett peinliche Diagnose befürchten zu müssen.

»Dann wackeln wir jetzt mal alle zusammen direkt nach hinten in den OP!«, ordnet der Oberarzt äußerst heiter an.

»Waaas? Jetzt sofort?«

Das frage nicht ich, sondern sein junger Arztkollege. Ich gucke nur mit großen Augen zwischen den Weißkitteln und der Stelle auf meinem möglichst lässig hindrapierten Schenkel hin und her.

»Da fackeln wir gar nicht lange, was weg ist, beißt nicht mehr!«

Der Oberarzt wedelt fröhlich mit meiner Krankenakte in der Luft und weist dann, ganz wie eine Stewardess, den Weg in den OP-Bereich.

Warum bin ich nicht einfach mit den Kindern in eine schummrige Bar gegangen, statt nach Feierabend unter die unerbittliche Neonröhre einer Arztpraxis? Bei Muschebubu fallen komische Hautveränderungen gar nicht auf, ganz davon abgesehen, dass ich sie dort wegen der delikaten Schrittnähe auch niemandem vorgeführt hätte. Jetzt kann ich hier nicht mehr abhauen. Sowohl meine Hose als auch meine Schuhe sind soeben von einer Krankenschwester entwendet worden. Stattdessen stecke ich in einem kleinen grünen Kittel, der selbst für die Bar zu kurz wäre, und schleiche mit eingezogenem Schwanz über den kurzen Gang zum OP. Ein paar Sekunden später höre ich schon, wie klappernd das OP-Besteck sortiert wird.

»Ich möchte aber wenigstens eine Happy-Hour-Betäubung«, schmolle ich gen Doktor, als wäre er nur Ober, ohne Arzt.

»Das kriegen wir hin«, schmunzelt er väterlich zurück. Ich bin beruhigt. Der Mann hat schon mehrfach Spuren von Humor gezeigt, und das schafft bei mir prinzipiell Vertrauen.

Ich seufze theatralisch und lege mich ergeben hin.

Eigentlich ist alles cool: Es ist ein sommerlicher Tag im Juni. Mir geht es, abgesehen von der bevorstehenden Spontan-OP, ziemlich spitze. Ich bin privat in guten Händen, habe einen tollen Freundeskreis, den ich übrigens für mich immer »die Kinder« nenne, und mit der Karriere läuft’s auch. Vor mir liegt ein freies Wochenende, das ich nun legitim ausschließlich mit Filmegucken verbringen kann. Schließlich habe ich in wenigen Minuten eine Wunde, die zum Heilen vor allem Ruhe braucht. Das heißt auch, ich sollte viel essen und darf, huch, gar keinen Sport machen. Ich muss grinsen: Alles in allem bin ich mit der Gesamtsituation gar nicht so unzufrieden. Wenn dieses Angstklopfen im Herzen nicht wäre …

»Die OP macht sonst der Pförtner«, zwinkert mich mein lustiger Oberarzt an.

Ich zwinkere besonders frech zurück, doch der Herr Doktor hat keinen Blick mehr für mein bemühtes Mienenspiel. Er besprüht schon wie wild meinen gesamten Schenkel mit Desinfektionsmittel. Eine Wolke des typisch-beißenden Geruchs hüllt mich ein. Plötzlich zieht die Panik mit ihren scharfen Krallen an meinen Eingeweiden.

Das hier kenne ich schon.

Das gab es schon mal.

Auch im Juni.

Damals, vor fünf Jahren, fühlte ich mich wie ein Erdmännchen und benahm mich auch so: Köppi immer als Erste oben, und wenn andere trotzdem schneller oder größer waren als ich, dann war ich eben lauter. Ich hatte, nach bereits sieben Jahren beim MDR, gelernt, mich durchzusetzen und zu beweisen. Mein Studium hatte ich quasi nebenbei beendet und war zur TV-Reporterin aufgestiegen. Ich konnte also nun endlich auch noch mein Gesicht in die Kamera halten und nicht nur meine Hand mit Mikrofon. Ich fühlte mich mit siebenundzwanzig als lupenreine Journalistin und schuftete beinahe jeden Tag.

»Jetzt biste jung, jetzt musste ran!«, spornte mich auch mein Mann Toni an, besonders dann, wenn ich mich morgens vor Müdigkeit kaum aus dem Bett quälen konnte. Er war Studioleiter einer großen Fernsehproduktionsfirma, acht Jahre älter als ich und musste es deshalb wissen.

Außerdem war da noch die Excel-Tabelle. Toni hatte die eingeführt, nachdem wir vor einem Jahr, auch im Juni, mit Riesen-Tamtam in einem Luxushotel an der Ostsee geheiratet und uns zusätzlich mit einer Eigentumswohnung im Leipziger Zentrum verwöhnt hatten. Das Geld dafür kam größtenteils von der Bank. Aber wir verdienten beide gut, hatten weder Kind noch Auto; Toni fuhr Dienstwagen und ich Straßenbahn; und deshalb gab die Bank sehr gerne. Das Problem war: Ich auch! Allerdings nicht aufs Tilgungskonto, sondern an der Kasse von Klamottengeschäften. Und genau da setzte die Excel-Tabelle an. Als verantwortungsbewusster Ehemann trug Toni dort akribisch alle meine Ausgaben ein. Dafür musste ich jeden Sonntag meine Kontoumsätze vortragen. Ich hasste die Tabelle, denn sie stand am Ende nie zu meinen Gunsten und Toni fand ich in diesen Minuten des Rapports immer doof. Die vier Jahre vor der Hochzeit hatten wir uns ausgesprochen unspießig verhalten, und besonders Toni schaute überall hin, bloß nicht aufs Geld. Das hatte mir sehr imponiert. Nun warf mir derselbe Mann, der mich gelehrt hatte, das Leben locker zu sehen, immer wieder vor, dass ich durch meinen aufwendigen Kleidungsstil kaum noch Kohle hatte, um meinen Anteil der Wohnungsrate zu tilgen. Um Toni zu besänftigen, kümmerte ich mich um noch mehr Dienste beim MDR und produzierte nachts auch noch Wochenserien für diverse Privatsender bei einer freien Firma. Ich war also dauermüde, quengelig, überdreht – und ging als Ausgleich noch mehr shoppen. Jeder Burnout-Experte und jeder Schuldnerberater hätte mein Handeln als klassischen Teufelskreis beschrieben.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!