A minefield between communism and freedom - Dietmar Dressel - E-Book

A minefield between communism and freedom E-Book

Dietmar Dressel

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Beschreibung

The FRG in the middle of Europe has been experiencing peace, prosperity and freedom of thought for many years. What one cannot say about the other part of Germany, the GDR. She is not directly at war, but the country is equipped for its size and mentally attuned to war, worse than a great power. The social condition of the population is even more deplorable. There is a lack of everything people need, and those who want to change something peacefully, or want to leave the country in desperation, are either inhumanly imprisoned, tortured and tormented, or killed, tattered or seriously injured by self-firing systems, minefields and volleys from submachine guns mutilated.

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Die Zukunft hat viele Gesichter. Welches sich uns zuwendet fühlen

wir dann, wenn es uns berührt.

The future has many faces. We feel what turns to

us when it touches us.

Dietmar Dressel

Kurzbeschreibung

Die BRD inmitten Europas erlebt seit vielen Jahren Frieden, Wohlstand und die Freiheit der Gedanken. Was man vom anderen Teil Deutschlands, der DDR, nicht sagen kann. Direkt im Krieg ist sie nicht, aber das Land ist für seine Größe aufgerüstet und mental auf Krieg eingestimmt, schlimmer als eine Großmacht. Noch bedauernswerter ist der gesellschaftliche Zustand der Bevölkerung. Es herrscht Mangel an allem was die Menschen brauchen, und die friedlich etwas ändern wollen, oder voller Verzweiflung das Land verlassen möchten, werden entweder unmenschlich eingesperrt, gefoltert und gequält, oder durch Selbstschussanlagen, Minenfelder und Salven aus Maschinenpistolen getötet, zerfetzt oder schwer verletzt und verstümmelt.

Brief description

The FRG in the middle of Europe has been experiencing peace, prosperity and freedom of thought for many years. What one cannot say about the other part of Germany, the GDR. She is not directly at war, but the country is equipped for its size and mentally attuned to war, worse than a great power. The social condition of the population is even more deplorable. There is a lack of everything people need, and those who want to change something peacefully, or want to leave the country in desperation, are either inhumanly imprisoned, tortured and tormented, or killed, tattered or seriously injured by self-firing systems, minefields and volleys from submachine guns mutilated.

Vor geraumer Zeit wurde auf Facebook und Twitter die Frage gestellt

Who ist Dietmar Dressel about?

Es ist für einen Buchautor und Schriftsteller nicht ungewöhnlich, dass er mit zunehmender Aktivität im Lesermarkt das Interesse der Öffentlichkeit weckt und diese natürlich neugierig darauf ist, um wen es sich dabei handelt.

Natürlich könnte ich dazu selbst etwas sagen. Ich denke, es ist vernünftiger, eine Pressestimme zu Wort kommen zu lassen.

Nachfolgend ein Artikel von Michel Friedmann: Jurist, Politiker, Publizist und Fernsehmoderator.

'Wanderer, kommst Du nach Velden''. Wer schon einmal im kleinen Velden an der Vils war, der merkt gleich, dass an diesem Ort Kunst, Kultur und Literatur einen besonderen Stellenwert genießen. Der Ort platzt aus allen Nähten vor Skulpturen, Denkmälern und gemütlichen Ecken die zum Verweilen einladen. So ist es auch ganz und gar nicht verwunderlich, dass sich an diesem Ort ein literarischer Philanthrop wie Dietmar Dressel angesiedelt hat.

Dressel versteht es wie wenige andere seines Faches, seinen Figuren Leben und Seele einzuhauchen. Auch deswegen war ich begeistert, dass er sich an das gewagte Experiment eines historischen Romans gemacht hatte. Würde ihm dieses gewagte Experiment gelingen?

Soviel sei vorweg genommen: Ja, auf ganzer Linie!

Aber der Reihe nach. Historische Romanautoren und solche, die sich dafür halten, gibt es jede Menge. Man muß hier unterscheiden zwischen den reinen 'Fiktionisten' die Magie, Rittertum und Wanderhuren in eine grausige Suppe verrühren und historischen „Streberautoren“, die jedes noch so kleine Detail des Mittelalters und der Industrialisierung studiert haben und fleißig aber langatmig wiedergeben. Dressel macht um beide Fraktionen einen großen Bogen und findet zum Glück schnell seinen eigenen Stil. Sein Werk gleicht am ehesten einem Roman von Ken Follett mit einigen erfreulichen Unterschieden!

Follett recherchiert mit einem großen Team die Zeitgeschichte genauestens und liefert dann ein präzises, historisches Abbild. Ein literarischer und unbestechlicher Kupferstich als Zeugnis der Vergangenheit. Dressel hat kein Team und ersetzt die dadurch entstehenden Unklarheiten gekonnt mit seiner großartigen Phantasie. Das Ergebnis ist, dass seine Geschichten und Landschaften 'leben' wie fast nirgendwo anders.

Follett packt in seine Geschichten stets wahre Personen und Figuren der Zeitgeschichte hinein, die mit den eigentlichen Helden dann interagieren und sprechen. Das nimmt seinen Geschichten immer wieder ein wenig die Glaubwürdigkeit. Dressel hat es nicht nötig, historische Figuren wiederzubeleben. Das Fehlen echter historischer Persönlichkeiten gleicht er durch menschliche Gefühle und lebendige Geschichten mehr als aus.

Folletts Handlungen sind zumeist getrieben von Intrige, Verrat und Hinterhältigkeit. Er schreibt finstere Thriller, die Ihren Lustgewinn meist aus dem unsäglichen Leid der Protagonisten und der finalen Bestrafung der 'Bösen' ziehen. Dressel zeigt uns, dass auch in einer so finsteren Zeit wie der frühen, industriellen Neuzeit Freundschaft, Liebe und Phantasie nicht zu kurz kommen müssen. Er wirkt dabei jedoch keinesfalls unbeholfen sondern zeigt uns als Routinier, dass er das Metier tiefer Gefühle beherrscht, ohne ins Banale abzugleiten.

Folletts Bücher durchbrechen gerne die Schallmauer von 1000 und mehr Seiten. Er beschreibt jedes Blümchen am Wegesrand. Dressel kommt mit viel weniger Worten aus. Substanz entscheidet!

In der linken Ecke Ken Follett aus Chelsea, in der rechten Ecke Dietmar Dressel aus Velden. Zwei grundverschiedene Ansätze und Herangehensweisen an ein gewaltiges Thema. Wer diesen Kampf wohl gewinnt?

Keiner von beiden, in der Welt der Literatur ist zum Glück Platz für viele gute Autoren.

Inhaltsverzeichnis / contents

Die stillen Gedanken einer Richterin

The silent thoughts of a judge

Der Sozialismus und seine Wohlstandsklassen

Socialism and its wealth classes

Urlaub auf dem Bauernhof

Vacation on the farm

Ein heikles Gespräch zwischen Gundula und ihrer Mutter

A delicate conversation between Gundula and her mother

Ein Spion der Stasi

A Stasi spy

Andreas und seine Aktien

Andreas and his shares

In den Fängen der Dunkelheit

In the clutches of darkness

Die verbuddelten Sprengminen

The buried explosive mines

Grenzsoldaten sollten auch Menschen sein

Border guards should be people too

Die Würde des Menschen ist unantastbar

Human dignity is inviolable

Ein Vernehmer der Stasi gerät in Wut

A Stasi interrogator is furious

Ein nicht alltäglicher Fall

Not an everyday case

Einst war es eine Burg mit Namen Hoheneck

It was once a castle called Hoheneck

Die Schreie der Kinder

The children's screams

Die Qualen wollen kein Ende nehmen

The torments do not want to end

Der Weg in die Freiheit

The way to freedom

Die stillen Gedanken einer Richterin

Die stillsten Worte sind es, welche den Sturm bringen. Gedanken, die mit Taubenfüßen kommen, lenken die Welt.

Friedrich Wilhelm Nietzsche

Von Pünktlichkeit hält mein lieber Andreas wieder mal so viel, wie meine lieben Kolleginnen und Kollegen vom klerikalen Imperialismus der BRD, mit seiner Scheindemokratie, nämlich nichts, rein gar nichts! Zu mindest nichts besonders Gutes! Sagen sie jedenfalls bei allen parteipolitischen Veranstaltungen. Welche Gedanken sie in ihren Köpfen wirklich bewegen, weiß man ja sowieso nicht. Was allerdings die Genossen vom „Horch und Guck“, also der Stasi, schon gern wissen wollten. Na, Pünktlichkeit mal hin oder her vermutlich ist er bei seinen Eltern mit dem Magdeburger Schnellzug durch sein Kinderzimmer gerast als es darum ging, sich anständige Manieren anzueignen. Ich habe meine Zeit auch nicht gepachtet. Wäre ja nicht so schlecht wenn das möglich wäre ist es aber nicht. Eine halbe Stunde Mittagszeit ist für ein Plauderstündchen mit dem Freund ziemlich knapp. Rücksichtsvoll formuliert! „Was regst du dich eigentlich so auf? Wenn du mit ihm im Bett liegst, oder in eurem Trabi auf der Rückbank ein so genanntes Schlummerchen machst, geht dir doch immer alles viel zu hastig, obwohl du ja eigentlich für solche Gelegenheiten mehr Zeit hättest?!“ „Was meckerst du denn mit mir rum, ha?“ „Na, na geht’s etwas netter. Ich bin ja dein inneres „Ich“, und nicht dein Andreas, wenns recht ist. Ich mein ja nur. Ich kann ja verstehen, dass dich das nervt. Der wahre Grund deiner Stinklaune ist nicht dein lieber Schatz, sondern das Amtsgericht in Magdeburg, glaube ich jedenfalls!“ „Entschuldige bitte, Isi, du hast ja recht.“

Als Gundula bewusst das erste Mal ihre innere Stimme wirklich fühlte und hörte, wollte sie schon zu einem Psychologen gehen, um in einem Gespräch feststellen zu lassen, ob gegebenenfalls erste Anzeichen einer kleinen, sich anbahnenden Magge zu erkennen wäre. Der Arzt meinte lediglich, sie sei völlig überarbeitet, und sollte sich doch die Schicksale von Angeklagten oder Klägern, die vor Gericht ihre Streitigkeiten ausfechten, nicht so zu Herzen nehmen, dann legt sich das mit der inneren Stimme wieder. So wie sie kam, geht sie auch wieder, meinte er noch mit einem bedeutungsvollen Lächeln. War aber nicht so! In den folgenden Gesprächen lernten sie sich immer besser kennen und verstehen, und wollten sich um nichts auf dieser Welt mehr missen. Damit die gemeinsamen Gespräche locker und unbeschwert verlaufen, gab Gundula ihrer inneren Stimme den Namen Isi. Seit dieser Zeit sind sie wie zwei unzertrennliche Freundinnen. „Die heutige Verhandlung in der Sache Lehmann gegen Holderkamp war echt nervig. Übrigens, ohne davon ablenken zu wollen. Die gewissen Stunden – ich darf mich ja mal kringeln, von wegen Stunden, die ich mit Andreas hie und da verbringe, sind deshalb so mit der Zeit verbunden, weil er die so genannten beischlafähnlichen Schlummerstunden, in den von dir genannten Liegeplätzen im Karnickelrhythmus mit meinem Unterleib absolviert. In seinem Trabant ist mir das so ziemlich wurscht. Ich weiß sowieso nicht, wohin ich meine langen Beine ausstrecken soll. Aber im Bett, da hätte ich schon eine ganze Menge mehr Zeit. Statt sich mit mir, also nicht nur mit meiner Maus zu beschäftigen, dreht er sich nach der Karnickelschlacht auf die andere Seite und ist im Traumland. Die Sachsen, damit meine ich die weiblichen Sachsen, haben für solche Situationen meist einen flotten Spruch auf der Lippe. Ok, er ist nicht ganz stubenrein, beschreibt allerdings die Situation von der wir beide sprechen ganz zutreffend: Erst macht er mich an, danach lässt er mich liegen“. Irgendwo habe ich mal gelesen, soll es für uns Frauen, wenn wir es mit einem Mann so treiben, einen Freudenschrei mit Schmetterlingen und so geben.

Ehrlich gesagt, ich weiß nicht mal wie Schmetterlinge geschrieben wird. Ich kenne ja nur Andreas, und soll wahrscheinlich denken, dass das so richtig ist, wie er’s mit mir so macht.“ „Aber Gundula, das weiß ich doch alles. Du musst mal deine Lage beim karnickeln verändern.“ „Wie die Lage ändern? Was meinst du damit? Wenn du meinst, ich leg mich auf den Bauch, damit er, na du weißt schon wie ich das meine. Das mach ich auf keinen Fall, meine liebe Isi! Da kann er sich auf den Kopf stellen und mit seinen Armen Fliegen fangen. Nie und nimmer mach ich das!“ „Jetzt stell dich halt nicht so an? Die typische Karnickelstellung meine ich ja nicht!“ „Ach so! Und was meinst du wirklich? Ich weiß nicht, was du dir alles so ausdenkst?!“ „Du musst dich ja mal auf ihn draufsetzen. Ich weiß, im Trabi geht das natürlich nicht so optimal, da hast du ständig die Handbremse schmerzhaft am Knie, aber im Bett geht das schon.“ „Also gut, und was soll ich auf ihm so anstellen?“ „Gundula?! Du stellst dich manchmal an, wie eine Jungfrau beim Kinderkriegen!“ „Du zielst mit deinen Gedanken nicht zufällig auf die „unbefleckte Empfängnis“ ab? Das soll für die Maria ziemlich langweilig gewesen sein. Und für den armen Joseph wohl auch. Mehr als zusehen konnte er vermutlich nicht!“ „Aber nein! Wenn du auf seinen Lenden sitzt, bestimmst du das Tempo der Karnickelei – kapiert?“ „Wenn ich so darüber nachdenke, die Idee ist nicht übel. Hätte ich eigentlich selber drauf kommen können. Hoffentlich denkt Andreas nicht, dass ich neben ihm noch einen Freund habe. Woher sollte ich die neue Lage kennen?“ „Sag einfach, du hast mit deiner Mutter darüber ge-sprochen. Sie macht das schon seit Jahren so, und deinem Vater scheint das ja zu gefallen. Soweit ich weiß, hat er sich noch niemals beschwert. Übrigens - wenn wir schon bei diesem Thema sind. Wenn du merkst, dass er langsam bei eurem gemeinsamen Herummachen die Augen vor Wollust verdreht, solltest du kurz anhalten, und ihn irgendwas zum Thema Geld fragen. Du weißt ja, sein Lieblingsgebiet.“ „Warum sollte ich in so einer Situation vom Geschäft sprechen? Ehrlich, Isi - ich kann dir nicht folgen!“ „Ganz einfach, das lenkt ihn sofort ab.

Beobachte seine Augen! Anstatt Wonnen, wirst du abrupt Geldscheine in seinen Guckerchen erkennen. Für dich ist so eine kleine Ablenkung nicht störend. Die Schmetterlinge in deinem Bauch interessieren sich nicht für’s Geld.“ „Und du meinst, das funktioniert?“ „Aber Gundula, ich bitte dich! Wenn es um Gefühle geht, bin ich nicht zu übertreffen – vertrau mir!“ „Also gut, lassen wir das Thema – ich kann’s ja mal versuchen.“ „Nein, Gundula!“ „Wieso nein! Erst sagst du mir was ich ändern soll, und dann meinst du nein?!“ „Ich sage nein, wenn du nur was versuchen willst. Du sollst es wirklich machen! Entschuldige bitte, dass ich unterbreche, heb dir das für später auf, dein Karnickel kommt.“ „Wenn er das hören würde, müsste ich mir was anhören, Isi.“ „Also gut, kommt nicht wieder vor!“

„Hallo, Gundula, wartest du schon lang auf mich?“ „Ha, ha - lass dir das nächste Mal eine bessere Ausrede einfallen und jetzt komm, sonst reicht die Zeit gerade mal für eine Bockwurst mit ner Semmel. Gundula nimmt ihren Freund an der Hand, und zieht ihn zur Imbissbude, die Gott sei Dank nicht weit entfernt an der Uferstraße der Elbe ihren Stand hat. „Apropos warten! Unter meinen Kollegen, na jedenfalls bei einigen, nicht bei allen, schwirrte eine heikle Frage umher.“ „Welche meinst du, was gibt es bei euch so „Wichtiges“?“ „Stell dir vor, meine liebe Gundula, in der Mauer, dem ultimativen Schutzwall gegen den bösen Klassenfeind aus Westberlin, gäbe es ein Loch in der Größe von drei Metern Breite und zwei Metern Höhe.“ „So was kommt bei uns im Baugewerbe nicht vor, Andreas, vergiss es! Vielleicht in Westdeutschland, bei uns nicht, und in der Mauer des ewigen Friedens gleich gar nicht. Die Maurerarbeiten wurden von unseren fähigsten Facharbeitern geleistet, und nicht von Hilfskräften! Außerdem wurden sie mit dem Titel: „Komsomolzen für das Bollwerk des Friedens“ ausgezeichnet. Du weißt, so eine epochale Auszeichnung bekommt man nicht für das Belegen von Wurstsemmeln.“

„Jetzt nimm das doch nicht gleich so genau – es ist doch nur eine Frage, Gundula.“ „Ok, lieber Andreas – und wie geht das mit der Fragerei weiter?“ „Wie gesagt, das Loch in der Mauer existiert wie beschrieben. Was würdest du, so du Kenntnis davon erhältst, möglicherweise unternehmen?“ „Ja gut, weiß ich nicht so genau - und was jetzt?“ „Die meisten, bis auf einen in der Runde, wollten nach Berlin zu dem Loch in der Mauer fahren. Nur der eine meinte, er fährt unbedingt nach Cottbus. Auf die Feststellung, dass ja Cottbus an der polnischen Grenze liegt, also ziemlich weit entfernt von unserer Hauptstadt, kam die Antwort – er wolle sich an die Schlange anstellen, die sicherlich bereits gebildet wurde - jetzt lach halt mal, Gundula.“ „Na, so zum Lachen finde ich das nicht. Hätte nicht gedacht, dass es gleich so viele sind. Die werden eine Zeit brauchen, bis sie durch das Loch in die Freiheit schlüpfen können, ohne dabei erschossen zu werden.“ „Ok, Gundula, lassen wir’s dabei! Es war ja nur eine Frage. Für uns beide allerdings nicht so unwichtig, denn wir wollen ja weg von hier, und da wäre so ein Wandern in einer Schlange durchaus eine Alternative. Wir haben da einen anderen Weg zu gehen völlig anders, und sehr riskant ist er obendrein auch noch. Hast du mit deiner Tante Gerda in Grobes schon gesprochen, dass wir im August unseren Sommerurlaub auf ihrem Bauernhof verbringen wollen?“ „Habe ich, Andreas! Die ganze Familie freut sich schon drauf, dass zwei kräftige Menschen bei der Erntearbeit mit zupacken können. Na, von wegen Feldarbeit?! Wenn die wüssten, was wir wirklich vorhaben, würde ihnen die Freude an der Getreideernte sicher vergehen. Aber darüber unterhalten wir uns nächsten Samstag. Auf den Wanderwegen des Thüringer Waldes hört uns dabei sicher niemand zu, andernfalls wäre das für uns nicht so gut.“ „Was hast du am kommenden Wochenende vor, Gundula?“ „Das habe ich für dich eingeplant, mein lieber Schatz. Wir schlafen bei meinen Eltern. Es sei denn, du willst dass wir bei dir schlafen?!“ „Nein, Gundula, ich hol dich am Freitag von der Arbeit ab und anschließend wartet bestimmt ein leckerer Eisbecher in der Eskimobar auf uns.

Danach gehen wir ins Kino.“ „Was bringen sie denn für einen sozialistischen Altweiberschinken?“ „Kaum zu glauben, Gundula, nix alter Schinken. Es läuft ein Film aus Westdeutschland hier im Capitol. Der Titel des Films ist: „Spartakus“. Der Streifen soll gut sein, sagen jedenfalls meine lieben Kollegen und Kolleginnen. Ok, Mittagszeit ist zu Ende, ich muss wieder in die Bank, die Arbeit ruft.“ „Du holst mich ja am Freitagnachmittag ab. Sei diesmal bitte pünktlich, Andreas!“ „Aber klar, versprochen!“ Beide umarmen sich, schnell noch einen Schmatz für Gundula und Minuten später sind sie wieder an ihrem Arbeitsplatz.

The silent thoughts of a judge

The quietest words are what bring the storm. Thoughts that come with pigeon feet guide the world.

Friedrich Wilhelm Nietzsche

My dear Andreas thinks as much of punctuality as my dear colleagues of the clerical imperialism of the FRG with its pseudo-democracy, namely nothing, absolutely nothing! At least nothing particularly good! At least say it at all party political events. You don't know which thoughts really move them in their heads anyway. What the comrades from "Listen and Look", the Stasi, wanted to know. Well, punctuality or not - he probably raced through his children's room with his parents on the Magdeburg express train when the task was to acquire decent manners. I haven't leased my time either. Wouldn't be so bad if that were possible - but it isn't. Half an hour at lunchtime is pretty short for a chat with your friend. Formulated with consideration! "What are you so upset about? When you lie in bed with him, or take a so-called snooze in your Trabi on the back seat, everything is always much too hasty for you, although you actually have more time for such occasions? "" What are you complaining about with me around, huh?” “Well, well - it's a little nicer. I am your inner "I" and not your Andreas, if that's right. I just mean. I can understand that this annoys you. The real reason for your stinky mood is not your dear darling, but the district court in Magdeburg, I believe in any case! "" Sorry, Isi, you are right."

When Gundula consciously felt and heard her inner voice for the first time, she wanted to go to a psychologist to have a conversation about whether the first signs of a small, impending magge could be seen. The doctor merely said that she was completely overworked, and should the fate of the accused or plaintiff who are fighting their disputes in court not take to heart, then that will be resolved with the inner voice. The way it came, it goes again, he said with a meaningful smile. But it wasn't like that! In the following conversations they got to know and understand each other better and better and didn't want to miss each other for anything in this world. Gundula gave her inner voice the name Isi, so that the mutual conversations would be relaxed and carefree. Since then they have been like two inseparable friends. “Today's negotiation in the Lehmann case against Holderkamp was really annoying. Incidentally, without wanting to distract from it. The certain hours - I'm allowed to curl up, because of the hours I spend with Andreas here and there, are so connected to the time, because he has the socalled sleep-like slumber hours, in the berths you mentioned, in rabbit rhythm with mine Abdomen completed. I don't really care about that in his Trabant. I don't know where to stretch my long legs anyway. But in bed I would have a lot more time. Instead of dealing with me, not just with my mouse, he turns to the other side after the rabbit fight and is in dreamland. The Saxons, by which I mean the female Saxons, usually have a snappy saying on their lips for such situations. Ok, he is not completely house-trained, but describes the situation we are both talking about very aptly: First he turns me on, then he lets me lie ". I once read somewhere that for us women, when we do it with a man, there should be a cry of joy with butterflies and such.

To be honest, I don't even know how butterflies are written. I only know Andreas, and I should probably think that the way he does it with me is as correct as possible. "" But Gundula, I know all that. You have to change your position at the karnickeln. ”“ How - change the situation? What do you mean by that? If you mean I'll lie on my stomach so that he, well, you know what I mean. I definitely won't do that, my dear Isi! There he can stand on his head and catch flies with his arms. I will never, ever do that!” “Don't act like that?! I don't mean the typical rabbit position!” “Oh! What do you really mean I don't know what you are up to?” “You have to sit on top of him. I know that it doesn't work so well in the Trabi, of course, you always have the handbrake on your knee, painfully, but it works in bed. ”“ All right - and what should I do with him? ”“ Gundula? Sometimes you act like a virgin when having children! ”“ Is it not by chance that your thoughts are aimed at the “immaculate conception”? That should have been pretty boring for Maria. And for poor Joseph, too. He probably couldn't do more than watch! ”“ But no! When you sit on his loin, you set the pace of the rabbit - get it? "" When I think about it, the idea is not a bad one. I could actually have figured it out myself. Hopefully Andreas doesn't think that I have a friend besides him. How should I know the new situation? ”“ Just say you talked to your mother about it. She's been doing it for years, and your father seems to like it. As far as I know, he has never complained. By the way - while we're on this topic. If you notice that he is slowly rolling his eyes with lust as you make out together, you should stop for a moment and ask him something about money. You know his favorite area.” ”Why should I talk about business in such a situation? Honestly, Isi, I can't follow you! ”“ Quite simply, that distracts him immediately.

Watch his eyes! Instead of delights, you will suddenly see bills in his peepholes. Such a small distraction is not bothersome for you. The butterflies in your stomach are not interested in your money." “And you think it works? "" But Gundula, please! When it comes to feelings, I can't be outdone - trust me! "" Well, let's leave the topic - I can try it. "" No, Gundula! "" Why no! First you tell me what to change, and then you mean no? "" I say no, if you just want to try something. You really should do it! Please excuse me for interrupting, save that for later, your rabbit is coming. ”“ If he would hear that, I should have to listen to something, Isi. ”“ Well, it won't happen again!”

"Hello, Gundula, have you been waiting for me for a long time?" Gundula takes her boyfriend by the hand and pulls him to the snack bar, which, thank God, has its stand not far away on the Elbe embankment. “Speaking of waiting! Among my colleagues, at least not with all of them, a sensitive question was buzzing around, the ultimate protective wall against the real class enemy from West Berlin, the loss of a hole three levels wide and two meters high. Think in West Germany, not with us and not at all in the wall of eternal peace. The masonry work was done by our likely skilled workers, and not by relief efforts! They have the same property with the title: “Komsomol for the bulwark of peace”. You have to, so that epochal rights are not obtained for placing sausage rolls.

"Now don't take that too seriously - it's just a question, Gundula." "Ok, dear Andreas - and how does the question continue?" "As I said, the hole in the wall exists as described. What would you possibly do if you found out about it? ”“ Yes, well, I don't know exactly - and what now? ”“ Most of them, except for one in the group, wanted to go to Berlin to the hole in the wall . Only one said he was definitely going to Cottbus. When he found out that Cottbus is on the Polish border, that is, quite a distance from our capital, the answer came - he wanted to line up at the queue, which has certainly already been formed - now just laugh, Gundula. "" Well, I don't think it's so laughable. Didn't think that there would be so many. They will need some time before they can slip into freedom through the hole without being shot. "" Ok, Gundula, let's leave it at that! It was just a question. For both of us, however, not so unimportant, because we want to get away from here, and hiking in a queue would be an alternative. We have to go a different way, completely different, and it is also very risky. Have you already spoken to your aunt Gerda in Grobes that we want to spend our summer vacation on her farm in August? ”“ I have, Andreas! The whole family is looking forward to the fact that two strong people can help out with the harvest work. Well, because of field work?! If they knew what we're really up to, they would surely lose their joy in the grain harvest. But we'll talk about that next Saturday. On the hiking trails of the Thuringian Forest, no one will listen to us, otherwise it would not be so good for us. ”“ What are you going to do for the coming weekend, Gundula? ”“ I have planned that for you, my dear darling. We sleep with my parents. Unless you want us to sleep with you? ”“ No, Gundula, I'll pick you up from work on Friday and then a delicious sundae will be waiting for us in the Eskimo bar.

Then we go to the cinema. ”“ What kind of socialist Indian ham do you bring? ”“ Hard to believe, Gundula, nothing old ham. A film from West Germany is running here in the Capitol. The title of the film is: "Spartacus". The stripes should be good, at least that's what my dear colleagues say. Ok, lunchtime is over, I have to go back to the bank, work is calling. ”“ You will pick me up on Friday afternoon. Please be on time this time, Andreas! ”“ Of course, I promise! ”They both hug, a quick smack for Gundula and minutes later they are back at work.

Der Sozialismus und seine Wohlstandsklassen

Eine fruchtbare Behandlung der sozialen Frage wird nur demjenigen gelingen, der sie mit der Erkenntnis der Unlösbarkeit des Problems beginnt.

Heinrich von Sybel

Andreas, ein hochgewachsener, schlanker junger Mann um die fünfundzwanzig Jahre, mit kurz geschorenen, blonden Haaren und einem schmalen Gesicht mit kräftigem Kinn, ist Mitarbeiter in der Abteilung für die allgemeine Verwaltung bei der Sparkasse in Magdeburg. Aufgrund seiner guten Noten während der Berufsausbildung und seiner praktischen Fähigkeit, sich schnell in prozessuale Büroabläufe einzuarbeiten, war es für ihn keine Schwierigkeit, nach absolvierter Lehrausbildung einen Arbeitsplatz in der Verwaltung der Sparkasse zu bekommen. Möglicherweise war der Grund für seine Einstellung auch die lobenswerte gesellschaftliche Arbeit. Genau betrachtet, war ihm das wurscht, Hauptsache er hatte den Job den er wollte. Versammlungen zu gesellschaftspolitischen Diskussionen während oder außerhalb der Arbeitszeit zu Ehren irgend eines Parteitages in der DDR, oder einer außerordentlich wichtigen Tagung des ZK der SED und ähnliches mehr, waren für Andreas nur blanke Fassade, um in Ruhe seinen eigenen Interessen und Geschäften nachzugehen. Ein wesentlicher Teil seiner Gedankenwelt betätigte sich mit dem - „Wie“ er gemeinsam mit Gundula, ohne dabei erheblichen Schaden zu nehmen, die Grenze der DDR in Richtung Bayern überwinden kann. Für sie beide ist das die wichtigste Entscheidung für die Zukunft ihres gemeinsamen Lebens. Dafür ist er bereit, dieses Affentheater für eine gesellschaftliche Tätigkeit auf sich zu nehmen.

Seine beruflichen Gedanken bewegen sich im rationalen Bewusstseinsbereich meistens mit dem Thema Geld, und mit allem, was sich mit und durch dieses magische Zahlungsmittel alles möglicherweise erreichen lässt. Dank seines Fleißes, und seiner zielstrebigen, politischen Arbeit, vor allem diejenige während der Arbeitszeit, hat er es bereits bis zum Gruppenleiter bringen können. Auch in seinem Wohngebiet lässt ihn sein Ehrgeiz nicht im Stich. Ständig ist er unterwegs, um hie und da die so genannten kleinen Geschäftchen zu erledigen. Kein Wunder, seine Mutter ist Verkaufsstellenleiterin in einem Laden der „Intershop“ Handelskette. Apropos Handel! Daran lässt sich dieser Arbeiter- und Bauernstaat hervorragend erkennen und klassifizieren. Von wegen keine Klassen? Bei solchen Gedanken kann Andreas nur lässig abwinken. Die DDR besteht ganz eindeutig aus einem Mehrklassensystem. Wer das nicht erkennt, muss blind und taub durch dieses Land reisen. Als erstes wären, so grübelt Andreas, ganz oben an der Spitze der Wohlstandspyramide klar, wie sollte das anders sein, die Mitglieder des Zentralkomitees, also Genosse Walter Ulbricht und Co zu nennen. Dann folgen führende Regionalpolitiker der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands auf Landesebene und in den Verwaltungsbezirken, die Entscheidungsträger des Geheimdienstes und der Staatssicherheit, der Nationalen Volksarmee und des Ministeriums des Inneren, auch sonnenklar! Dazu gehören natürlich auch die gesamte Führungsebene aller Ministerien, das umfangreiche Diplomatische Korps, und die führenden Bosse aus Wirtschaft und Verwaltung. Darunter, also auf der zweiten Ebene angesiedelt sind Persönlichkeiten aus dem kulturellen Leben, des Fernsehens, der Welt des Films und der Wissenschaften, alle Bürger des Landes mit guten bis sehr guten verwandtschaftlichen, oder freundschaftlichen Beziehungen in der BRD oder in andere westliche Länder, die nicht zum sozialistischen Ostblock gehören. Nicht zu vergessen alle Selbständigen aus dem Bereich Handel und Handwerk.

Selbstverständlich auch ein großer Teil der Freiberufler, also Ärzte, Rechtsanwälte, Journalisten, Schriftsteller, Musiker und Maler. Was übrig bleibt, ist ein kleines Heer von treu ergebenen Parteifunktionären, Betriebs- und Verwaltungsdirektoren der mittleren Leitungsebene, das Heer der Offiziere von Armee und Polizei, der Zuchthäuser und Arbeitslager, des Grenzschutzes, der Staatssicherheitsdienst in seiner Gesamtheit, das Justizwesen und die Verantwortlichen des Rundfunks, des Fernsehens und der Presse. Sie alle durften keinerlei Verbindungen zu Angehörigen im westlichen Ausland pflegen. Sollten sie es dennoch, mussten sie sich von ihnen mit aller Konsequenz lossagen. Dafür suggerierte man ihnen das Gefühl ein, sie seien Staatsbürger mit einem hohen Maß an Verantwortung zum Wohle der DDR. Mit ihrer Überzeugung sind sie dafür bestimmt, die DDR erfolgreich und zielorientiert in die Vollendung des Sozialismus zu führen, was man sich darunter auch vorstellen mag. Nicht zu vergessen die Masse der Arbeiter und Bauern ohne irgendwelchen Vorteilen! Dafür irgendwann den Sozialismus, das ständige Schlangestehen und die langen Wartezeiten für begehrte Güter des täglichen Lebens. An Reisefreiheit lohnt es sich in dieser Ebene der Wohlstandspyramide nicht mal zu denken. Erstens haben sie bei dem Wechselkurs von DM zur DDR Mark das nötige Kleingeld nicht, und zweitens dürfen sie sowieso nicht reisen, weil dieser Staat die dafür notwendigen Devisen bräuchte, aber nicht hat jedenfalls nicht für seine treu ergebenen Arbeiter und Bauern. Dafür nutzt diese Bevölkerungsschicht andere Vorteile. Ein Sprichwort bringt das sehr treffend zum Ausdruck: „Was dem sozialistischen Staat der DDR gehört, gehört auch mir klar, es heißt ja Volkseigentum und was mir gehört, geht keinem was an.“ Die Spiegelbilder solcher verdrehten Verhaltensweisen sind die Wohnungen dieser Menschen. Die Häuser selbst gewinnen jeden Wettbewerb, wenn es darum geht, einen miserablen, baufälligen Eindruck zu hinterlassen. Innen, die Wohnungen selbst, sind eher kleine, individuelle Schmuckstücke.

Jeder in dieser Klasse von Einwohnern in der DDR denkt eben nur an sich selbst. Wenn allerdings ein sehr großer Teil der Arbeiter und Bauern die notwendige gesellschaftliche Arbeitsleistung nur mit einem minderen persönlichen Einsatz leistet, und sich viele nebenbei auch noch am Volkseigentum unerlaubt bereichern, brauchen sie sich nicht wundern, wenn der Staatskasse nach und nach das Geld ausgeht. Im Sprachschatz dieser Klasse hieß das Umwandlung sozialistischen Eigentums in Privateigentum einfacher ausgedrückt, erfüllte das den Tatbestand des flächendeckenden Diebstahls. Diese Intershopläden, überlegt Andreas, verteilt in allen größeren Städten der DDR, dürfte es in einem Arbeiter- und Bauernstaat nicht geben. Wenn, ja wenn da nicht die chronische Gier nach Devisen wäre, damit die zwei oberen Klassen aus der Wohlstandspyramide in Saus und Braus leben können. Übrigens Geld, also Westgeld, stinkt nicht, auch das vom bösen Klassenfeind in Westdeutschland nicht. Und das aus den Handelsumsätzen in den Intershopläden sowieso nicht – versteht sich von selbst! Zurück zu dieser exquisiten Handelskette in der DDR, grübelt Andreas weiter. Besonders wertvolle Konsumgüter, und selbst Dinge für den täglichen Bedarf, gibt es in diesen Läden für DDR Mark sowieso nicht. Hier gibt es alles und sofort was das Herz begehrt. Der Kunde muss nur DM, Dollar oder andere westliche Währungen in seiner Brieftasche aufbewahren, und davon möglichst viel. So, und auf keinen Fall anders, sieht der Alltag in der DDR aus, flüstert Andreas vor sich hin. Das wäre alles noch zu ertragen, wenn nur die völlig verblödeten Sprüche der SED Parteiführung nicht wären wie - „allen geht es gut, wir sind sowieso die Besten“. Oder: „Der westdeutsche Kapitalismus steht am Abgrund, wir in der DDR sind dagegen einen Schritt weiter“. Sagt jedenfalls der Genosse Walter Ulbricht, und der muss es wissen. Der will ja auch Westdeutschland mit seiner DDR in allem überholen, ohne das Land in seiner Leistungsfähigkeit einholen zu müssen. Witzig, wirklich witzig! Möchte nur wissen, wo der zu Schule gegangen ist. Vermutlich eine Baumschule, dritter Ast links.

Die einfachen und preiswerten Sachen zum Leben im „Konsum“ um die Ecke, die etwas besseren, dafür teueren Waren in der „HO“ und in den „Delikatläden“, und das ganz „Besondere“ halt im „Intershop“. Und mein Vater? Bei dem Gedanken muss Andreas lächeln. Er ist Kfz - Meister im größten Autohaus von Magdeburg. Dringende Termine für notwendige Reparaturen sind nur schwer zu bekommen. Gleiches gilt für eilig benötigte Ersatzteile, Reifen und Zubehör. Es gibt Monate, überlegt Andreas, da sind die Einnahmen seines Vaters aus Schmiergeldern höher, als sein Gehalt. Getreu nach dem Sprichwort - „wer gut schmiert, der gut fährt“. Auch bei Andreas dreht sich viel ums liebe Geld, so wie bei seinem Vater und seiner Mutter. Dass das in einem sozialistischen Staat nicht der Sinn des gesellschaftlichen und privaten Lebens der Arbeiter und Bauern sein sollte, ist verständlich. Bei den Kapitalisten schon – natürlich! Aber doch nicht in der DDR! Was im täglichen Leben wirklich bleibt, ist permanente Unzufriedenheit, die sich nicht so einfach beseitigen lassen will. Aus so einer schwierigen sozialen Situation, die man auch noch jeden Tag ertragen muss, denkt Andreas sorgenvoll, entwickeln sich langsam und zielstrebig die gedanklichen Pflanzen des Neides, der Miss-gunst und der Gier. Eine ganz üble Sorte von Charaktereigenschaften, so man ihnen freien Lauf lässt, oder gar noch fördert. Sie suchen sich ihre Opfer und, wie sollte das anders sein, finden sie in der grassierenden Seuche der Denunziation. Dieses üble Tätigkeitsfeld entfaltet sich flächendeckend über die gesamte DDR, und befällt alle Schichten der Bevölkerung. Selbst die eigenen Freunde, die Verwandten und die eigene Familie werden davon nicht ausgenommen. Nur wenige in der Bevölkerung wagen sich ein offenes Wort zu sprechen, Kritik zu üben und frei ihre Meinung zu äußern in dem Wissen, dass sie dafür im Zuchthaus oder im Arbeitslager landen werden. Andere entscheiden sich dafür, ihren Wohnsitz in ein Land zu verlegen, indem sie ihre Gedanken wirklich frei äußern können.

Gundula und ich gehören in die Gruppe von Menschen, denkt Andreas, die so einem Unrechtsstaat den Rücken kehren werden und ihr neues zu Hause in einem anderen Land suchen, trotz der großen Gefahren, die damit verbunden sind. Aber Schluss mit dem Thema Flucht, überlegt Andreas, es wird mich und Gundula noch zeitig genug einholen. Die Gedanken von Andreas wandern zu seiner Freundin und suchen ihr Herz. Am Wochenende sind sie ja wieder zusammen, und werden genügend Zeit haben, wichtige Probleme zu besprechen.

Socialism and its wealth classes

A fruitful treatment of the social question can only be achieved by those who understand it with the knowledge of the unsolvable problem begins.

Heinrich von Sybel

Andreas, a tall, slim young man around twenty-five, with short-cropped blond hair and a narrow face with a strong chin, works in the general administration department at the Sparkasse in Magdeburg. Due to his good grades during the vocational training and his practical ability to quickly familiarize himself with procedural office processes, it was no problem for him to get a job in the administration of the Sparkasse after completing his apprenticeship. Possibly the reason for his attitude was also the commendable social work. Looked at closely, he didn't care, the main thing was that he had the job he wanted. Meetings for sociopolitical discussions during or outside working hours in honor of any party congress in the GDR, or an extremely important meeting of the Central Committee of the SED and the like, were just a bare facade for Andreas, in order to calmly pursue his own interests and business. go. A substantial part of his world of thought was concerned with - "How" he and Gundula can cross the border of the GDR in the direction of Bavaria without suffering any significant damage. For both of them this is the most important decision for the future of their life together. For this he is ready to take on this monkey theater for some social activity.

His professional thoughts move in the rational area of consciousness mostly with the topic of money, and with everything that can be achieved with and through this magical means of payment. Thanks to his diligence and his determined, political work, especially that during working hours, he has already made it to the group leader. Even in his residential area, his ambition does not let him down. He is constantly on the go, doing the so-called little business here and there. No wonder, his mother is a sales point manager in a store belonging to the “Intershop” retail chain. Speaking of trade! This is an excellent way of recognizing and classifying this workers 'and peasants' state. Because of no classes? Andreas can only casually dismiss such thoughts. The GDR clearly consists of a multi-class system. Those who do not recognize this have to travel blind and deaf through this country. First of all, Andreas ponders, at the very top of the wealth pyramid it would be clear, how could it be otherwise, to name the members of the Central Committee, i.e. Comrade Walter Ulbricht and Co. This is followed by leading regional politicians of the Socialist Unity Party of Germany at the state level and in the administrative districts, the decision-makers from the secret service and state security, the National People's Army and the Ministry of the Interior, also as clear as day! This of course also includes the entire management level of all ministries, the extensive diplomatic corps, and the leading bosses from business and administration. Below, i.e. on the second level, there are personalities from cultural life, television, the world of film and science, all citizens of the country with good to very good family or friendly relationships in Germany or to other western countries that do not belong to the socialist Eastern bloc. Not to forget all the self-employed in the trade and craft sector.

Of course, also a large number of the freelancers, i.e. doctors, lawyers, journalists, writers, musicians and painters. What remains is a small army of loyal party functionaries, company and administrative directors of the middle management level, the army of officers from the army and police, the penitentiaries and labor camps, the border guards, the state security service in its entirety, the judiciary and those responsible for the Radio, television and the press. All of them were not allowed to have any connections with relatives in western countries. If they did, they had to renounce them with all their resolve. In return, they were suggested to feel that they were citizens with a high degree of responsibility for the good of the GDR. With their convictions, they are destined to lead the GDR successfully and goal-oriented towards the completion of socialism, whatever one might imagine by that. Not to forget the mass of workers and peasants without any advantage! But at some point socialism, the constant queuing and the long waiting times for coveted goods in everyday life. It is not even worth thinking about freedom of travel in this level of prosperity pyramid. Firstly, at the exchange rate from DM to GDR Mark, they do not have the necessary change, and secondly, they are not allowed to travel anyway because this state needs the necessary foreign currency, but not at least not for its loyal workers and peasants. For this, this segment of the population uses other advantages. A proverb expresses this very aptly: "What belongs to the socialist state of the GDR belongs to me too clearly, it is called public property and what belongs to me is nobody's business." The mirror images of such twisted behavior are the homes of these people . The houses themselves win every competition when it comes to leaving a miserable, dilapidated impression. Inside, the apartments themselves are rather small, individual pieces of jewelery.

Everyone in this class of inhabitants in the GDR only thinks of themselves. If, however, a very large proportion of the workers and peasants only do the necessary social work with less personal commitment, and many of them also gain unauthorized enrichment in public property don’t be surprised if the treasury gradually runs out of money. In the vocabulary of this class, the conversion of socialist property into private property was called, to put it more simply, it met the offense of widespread theft. These intershop stores, Andreas thought, distributed in all the major cities of the GDR, should not exist in a workers 'and peasants' state. If, yes, if it weren't for the chronic greed for foreign currency, so that the two upper classes from the wealth pyramid can live in luxury. By the way, money, that is, West money, doesn't stink, not even that of the evil class enemy in West Germany. And that from the retail sales in the Intershop stores anyway - it goes without saying! Back to this exquisite retail chain in the GDR, Andreas ponders on. Particularly valuable consumer goods, and even things for everyday use, are not available in these stores for GDR Marks anyway. Here there is everything and immediately what your heart desires. The customer only needs to keep DM, dollars or other western currencies in his wallet, and as much of it as possible. This is what everyday life in the GDR looks like, and by no means any different, whispers Andreas to himself. All of that would still be bearable if only the completely stupid sayings of the SED party leadership weren't like - “Everyone is fine, we're the best anyway”. Or: “West German capitalism is on the brink, we in the GDR, on the other hand, are one step further”. At least that's what Comrade Walter Ulbricht says, and he should know. He also wants to overtake West Germany with its GDR in everything, without having to catch up with the country in terms of its capabilities. Funny, really funny! Just want to know where he went to school. Probably a tree nursery, third branch on the left.

The simple and inexpensive things to live in “Konsum” around the corner, the slightly better but more expensive goods in the “HO” and in the “delicatessen stores”, and the very “special” in the “Intershop”. And my father? Andreas has to smile at the thought. He is a master mechanic in the largest car dealership in Magdeburg. Urgent appointments for necessary repairs are hard to come by. The same applies to urgently needed spare parts, tires and accessories. There are months, Andreas thinks, when his father's income from bribes is higher than his salary. True to the saying - "if you lubricate well, you drive well". A lot of money revolves around Andreas too, just like his father and mother. It is understandable that this should not be the meaning of the social and private life of workers and farmers in a socialist state. With the capitalists it does - of course! But not in the GDR! What really remains in daily life is permanent dissatisfaction that cannot be easily removed. From such a difficult social situation that one also has to endure every day, Andreas thinks worriedly, the mental plants of envy, envy and greed develop slowly and purposefully. A very nasty kind of character traits, if you let them run free or even encourage them. They look for their victims and, how could it be otherwise, find them in the raging plague of denunciation. This nasty field of activity unfolds across the whole of the GDR and affects all strata of the population. Even your own friends, relatives and family are not excluded from this. Few of the population dare to speak openly, criticize and express their opinions freely, knowing that they will end up in prison or in a labor camp for doing so. Others choose to move to a country where they can really freely express their thoughts.

Gundula and I belong to that group of people, Andreas thinks, who will turn our backs on such an injustice state and look for their new home in another country, despite the great dangers involved. But an end to the issue of escape, Andreas thinks, it will catch up with me and Gundula in time. Andreas' thoughts wander to his girlfriend and look for her heart. They'll be together again at the weekend and will have enough time to discuss important problems.

Urlaub auf dem Bauernhof

Denkt man an Urlaub, verfängt man sich leicht in den Träumen der Zukunft. Man träumt von dem, was man erreichen möchte.

Dietmar Dressel

Bei der beruflichen Laufbahn von Gundulas Eltern, ist die Kindererziehung typisch für das System in der DDR. Wurde ein Kind geboren, wurde es demzufolge in eine staatliche Betreuung gegeben. Auf diese Weise konnte die Partei der SED außerdem frühzeitig Einfluss auf die politische Erziehung der jüngsten Bürger nehmen. Gundula erinnert sich eigentlich nur noch dunkel daran, dass sie an den Wochentagen von ihrer Mutter sehr früh aus ihrem Bett geholt wurde. Mit einer Marmeladensemmel in der Hand, und einem gehauchten „Guten Morgen Mama“, hielt sie sich an ihrem Arm fest, und ab ging es zum Treppenhaus. Schnell in den Trabi, der am Straßenrand parkte, und mit qualmendem Geratter fuhren sie zum Kindergarten. Kaum hielt das Auto, musste sie auch schon raus – ein kurzes „Tschüß Gundula“, bis heute Abend, und weg war die Mutter. Abends das gleiche Spiel, nur in umgekehrter Reihenfolge, und – „gute Nacht Gundula“, marsch ins Bett. Ob der Vater manchmal spät abends zu ihr ans Bett kam, weiß sie nicht, erinnern kann sie sich jedenfalls kaum daran. Es gab Zeiten, da wollte sie glauben, es sei ihr Onkel, und nicht ihr Vater, so selten bekam sie ihn zu Gesicht. Am Wochenende machte sich Mutter über die angesammelte Wäsche, und die Wohnung, und Vater, so er daheim war, putzte eifrig sein Lieblingsspielzeug, den Trabi. Abends war meistens irgendeine wichtige Versammlung, oder, wenn Zeit dafür war, gingen sie ins Kino. Manchmal kamen auch Bekannte zu Besuch, und machten sich, zusammen mit meinen Eltern, einen vergnüglichen Abend.

Mein Vater war als Offizier der Armee sowieso selten zu Hause, er soll ja das Vaterland gegen die bösen und klerikalen Imperialisten aus der BRD verteidigen. Im Sommer gemeinsam in Urlaub fahren keine Spur. Ich, so überlegt Gundula traurig, wurde in ein Kinderferienlager abgeschoben, und wenn kein Platz frei war, durfte ich bei Tante Gerda und Onkel Bruno in Grobes in den gesamten Sommerferien bleiben. Meine Eltern verlebten ihren Urlaub in Ferienorten, zu denen der normale Arbeiter grundsätzlich keinen Zutritt hatte. Bei meiner Tante war ich, ehrlich gesagt, am liebsten. Sie hat einen Bauernhof mit allen möglichen Tieren, die so auf einem Hof gehalten werden. Das Dorf liegt direkt an der so genannten Staatsgrenze der DDR zu Bayern, einem Bundesland der BRD. Ein ungefähr zehn Meter breiter Ackerstreifen, fein glatt geharkt, damit man Fußspuren von eventuellen Flüchtlingen sehen kann, die die DDR verlassen haben, bildet die Grenze. Abends, bevor es dunkel wird, ziehen Soldaten in einem Abstand von etwa einhundert Meter vom Grenzstreifen entfernt einen Signaldraht entlang der Grenze. Der Draht ist ungefähr fünfzig Zentimeter über den Boden gespannt, und in gewissen Abständen mit einer Abschussvorrichtung für Leuchtraketen verbunden. Sollte sich ein Mensch unerlaubt der Grenze nähern, um nach Bayern zu flüchten, würde er bei der Berührung mit dem Draht ein ziemlich helles Feuerwerk auslösen und das nächtliche Dunkel taghell erleuchten. Schön für die Soldaten, so können sie ihn leicht einfangen. Sollte er wegrennen wollen, wird halt geschossen. Ich weiß was ich sage, denkt Gundula. Es kommt immer mal nachts vor, dass sie Schüsse hört. Ihre Tante meint dann beim Frühstück, dass sich wohl ein Reh, oder ein Wildschwein in den Drähten verfangen hätte, und so die Ballerei auslöste. Na, wer’s glaubt wird selig. Bei späteren Besuchen auf dem Hof, als ich aus dem Kindesalter bereits herausgewachsen war, und meine Tante auf die Schießerei ansprach, meinte sie dazu, dass es immer wieder vorkommt, dass Menschen, die schlimme Sachen im Land angestellt haben, versuchen würden, illegal die DDR zu verlassen, um einer Strafe zu entgehen.

Menschen in der DDR, die nichts verbrochen haben, sondern nur nach Westdeutschland wollten, weil sie offiziell nicht dürften, gebe es überhaupt nicht. Jeder kann, so sagte meine Tante und mein Onkel meistens im Brustton der Überzeugung, nach unserer Verfassung, dahin ziehen wo er hin will. Er braucht nur einen Antrag stellen, und schon kann er gehen wohin er möchte. Eigentlich sind sie gar keine richtigen Bauern. Die DDR Staatsregierung hatte in einem politischen Säuberungsverfahren unzuverlässige Familien im Grenzgebiet, meistens waren das Bauern und selbständige Handwerker, einfach in das Landesinnere der DDR umgesiedelt. Dafür durften besonders treue Partei-genossen in die Höfe und Betriebe einziehen und ordentlich Geld scheffeln. Während meines Studiums, überlegt Gudrun, wurde mir ständig eingetrichtert, dass wir ein lupenreiner Rechtsstaat sind - klar, was auch sonst. Die Bösen, die unaufhörlich, und mit allen Mitteln ihre Bevölkerung geistig unterdrücken und materiell ausbeuten sind immer die anderen. Und der westdeutsche Klassenfeind ist sowieso der Übelste von allen, versteht sich! Als typisches Kindergartenkind hatte ich keine Probleme mit den Kindern im Dorf Freundschaft zu schließen und so richtig herum zu toben. Ich erinnere mich an so genannte Indianerspiele, muss Gundula schmunzeln. Wenn mich dabei meine Eltern gesehen hätten – na, gute Nacht und kein Bett. Zum Beispiel, das Lieblingsspiel der Dorfjungs war Baumfangen. Dafür nutzten sie einen kleinen Fichtenwald in der Nähe des Dorfes. Die einzelnen kleinen Bäume standen dicht beieinander und waren höchsten zehn Meter hoch. Jeder dieser Bengels suchte sich so eine Fichte und kletterte, soweit es eben ging, nach oben. Wir Mädels mussten auch auf die Bäume, und hatten die Aufgabe sie zu fangen ohne dabei die Bäu-me zu verlassen. Wer doch runter kletterte, auf dem Waldboden zu laufen war ja leichter, als den Jungs auf den Bäumen wie Affen nachklettern, hatte verloren. Es war für ein Stadtmädchen wie mich wirklich nicht einfach und auch nicht ganz ungefährlich, sich von Baum zu Baum zu schwingen, um einen zu erwischen.

Trotz allem, wir hatten alle miteinander riesigen Spaß. Wenn wir abends hungrig und völlig fix und fertig am Tisch saßen, schmeckten die Brotschnitten mit Leberwurst bestrichen, besonders gut. Es bleibt mir bis heute ein Rätsel, wie meine Tante die verdreckten Klamotten wieder sauber bekam. Auch meine Hände, Arme und Beine vom Baumharz und kleinen Verletzungen leicht zerschunden, haben das überstanden. Wäre meine Mutter an so einem Tag hier gewesen, hätte ich sofort meine Tasche packen können aber war ja nicht, Gott sei Dank! Meine Tante und auch mein Onkel hatten für solche Abenteuer viel Verständnis, und murmelten höchstens mal - pass auf, dass du nicht vom Baum fällst. Eine wirklich schöne Zeit. Eigentlich, denkt Gundula, die allerschönste Ferienzeit während meiner Kindheit. Oder die Piratenspiele auf dem Dorfteich? Von wegen Luftmatratzen und so, nichts davon! Kleine Zinkwannen und einfache, selbst gebastelte Floße mussten dafür herhalten. Keiner von uns Kindern konnte richtig schwimmen, und der Teich war tief. Was jammere ich herum, es ist ja nichts Ernsthaftes passiert, und über kleine Kratzer reden wir nicht! Und auf einem Dorf sowieso nicht! Oder wie die Lausebengel bei kleinen Verletzungen brüllten: Ein Indianer kennt keinen Schmerz! Das öde Wort Langeweile gab es jedenfalls unter uns Kindern nicht! So ging das bis zum Ende meiner Schulzeit weiter, und änderte sich auch nicht wesentlich während meiner Berufsausbildung. Diese Zeit war, so überlegt Gundula, etwas leichter Mutter und Vater zu ertragen, weil ich den Ersatz für das Elternhaus bei Freunden und Freundinnen suchte. Den Rest der freien Zeit wurde dem Sport und den Jungs gewidmet. In diesem Alter sind sie ja noch relativ hilflos, und wissen mit ihren Händen nicht so richtig wohin damit. Das ändert sich erst, wenn aus dem kleinen Bartflaum ein richtiger Bart wird. Spätestens dann sind sie kaum noch zu bremsen, wenn es darum geht, ihre Hände dorthin zu bringen, wo sie hin sollen – na klar!

Was blieb, war das „Guten Morgen Mama“ und das „Gute Nacht Mama“, Weihnachten unterm Tannenbaum, Geburtstagsfeiern und auch die eine oder andere Streicheleinheit, wenn sich die Tränen nicht mehr halten ließen. Die vielen Fragen und Sorgen, muss Gundula mit Wehmut denken, die ich gern mit ihr diskutiert hätte, blieben ersatzlos auf der Strecke liegen!

Vacation on the farm

When you think of vacation, it's easy to get caught up in dreams of the future. You dream of what you want to achieve.

Dietmar Dressel

In the professional career of Gundula's parents, bringing up children is typical of the system in the GDR. If a child was born, it was accordingly placed in state care. In this way, the SED party was also able to exert an early influence on the political education of the youngest citizens. Gundula actually only vaguely remembers that her mother took her out of bed very early on weekdays. With a jelly bun in hand and a whispered “Good morning mom”, she held on to her arm and off we went to the stairwell. Quickly into the Trabi, which was parked on the side of the road, and with a smoking clatter they drove to the kindergarten. As soon as the car stopped, she had to get out - a short “Bye Gundula”, see you tonight, and the mother was gone. The same game in the evening, only in reverse order, and - "good night Gundula", march to bed. She doesn't know whether her father sometimes came to her bed late at night, at least she can hardly remember it. There were times when she wanted to believe it was her uncle and not her father, so seldom did she see him. At the weekend, mother went to bed with the accumulated laundry, and the apartment, and father, when he was at home, busily cleaned his favorite toy, the Trabi. There was usually some important meeting in the evening or, when there was time, they went to the movies. Sometimes acquaintances came to visit and, together with my parents, had a fun evening.

As an army officer, my father was seldom home anyway; he is supposed to defend the fatherland against the evil and clerical imperialists from the FRG. There is no trace of going on vacation together in summer. I, Gundula thinks sadly, was deported to a children's camp, and if there was no free place I was allowed to stay with Aunt Gerda and Uncle Bruno in Grobes for the entire summer vacation. My parents spent their vacations in holiday resorts to which normal workers were generally not allowed. To be honest, I loved being with my aunt. She has a farm with all sorts of animals that are kept on a farm like this. The village is located directly on the so-called state border between the GDR and Bavaria, a federal state of the FRG. A strip of land about ten meters wide, finely raked so that one can see the footprints of any refugees who have left the GDR, forms the border. In the evening, before it gets dark, soldiers pull a signal wire along the border at a distance of about 100 meters from the border strip. The wire is stretched about fifty centimeters above the ground, and connected at certain intervals to a launching device for flares. Should a person approach the border without permission in order to flee to Bavaria, they would trigger a rather bright fireworks display when they touch the wire and illuminate the nightly darkness as bright as day. Nice for the soldiers, so they can easily catch him. If he wants to run away, they'll just shoot. I know what I'm saying, thinks Gundula. It always happens at night that she hears gunshots. Your aunt then said at breakfast that a deer or a wild boar might have gotten caught in the wires and thus triggered the shooting. Well, whoever believes it will be blessed. On later visits to the farm, when I had already outgrown childhood and asked my aunt about the shooting, she said that it happens again and again that people who have done bad things in the country try would illegally leave the GDR in order to avoid punishment.

There are no people in the GDR who have not committed anything but only wanted to go to West Germany because they are officially not allowed to do so. According to our constitution, my aunt and uncle said, most of the time, with conviction, everyone can move to where they want to go. All he has to do is submit an application and he can go wherever he wants. Actually, they're not really farmers at all. In a political cleansing process, the GDR state government had unreliable families in the border area, mostly farmers and selfemployed craftsmen, simply relocated to the interior of the GDR. For this, particularly loyal party fans were allowed to move into the farms and businesses and rake in a lot of money. During my studies, Gudrun thinks, I was constantly told that we are a flawless constitutional state - of course, what else. The bad guys who ceaselessly and with all means mentally suppress their population and exploit them materially are always the others. And the West German class enemy is the worst of them all, of course! As a typical kindergarten child, I had no problems making friends with the children in the village and romping around in the right direction. I remember so-called Indian games, Gundula has to smile. If my parents had seen me doing it - well, good night and no bed. For example, the village boys' favorite game was tree trapping. For this they used a small spruce forest near the village. The individual small trees stood close together and were no more than ten meters high. Each of these rascals looked for a spruce tree and climbed as far as they could to the top. We girls also had to go up into the trees and had the task of catching them without leaving the trees. Whoever climbed down, walking on the forest floor was easier than climbing after the boys in the trees like monkeys, had lost. For a city girl like me it was really not easy, and it wasn't entirely safe, to swing from tree to tree to catch you.