Acapolto - Gudrun Leyendecker - E-Book

Acapolto E-Book

Gudrun Leyendecker

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Beschreibung

Ein Raumschiff, besetzt mit 24 Menschen, das vor zehn Jahren von der Erde aus startete, entdeckt den Planeten Acapolto, auf dem es Lebewesen gibt, die den Menschen sehr ähnlich sind. Das Raumschiff Zefir C4 bittet um Landerlaubnis, es bleiben den Insassen an Bord nur noch drei Wochen zum Überleben. Doch auf Acapolto sind die Menschen nicht willkommen. Während auf Acapolto die Situation escaliert, kämpfen die Menschen auf dem Raumschiff um ihr Leben...

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Neuer Roman

für Michael und Andreas Hubertus „Acapolto - Kampf auf dem magischen Planeten

von Gudrun Leyendecker (Co-Autoren Andreas und Michael Hubertus)

Gudrun Leyendecker ist seit 1995 Buchautorin. Sie wurde 1948 in Bonn geboren… Siehe Wikipedia.

Sie veröffentlichte bisher über 20 Bücher, unter anderem Sachbücher, Kriminalromane, Liebesromane, und Satire. Leyendecker schreibt auch als Ghostwriterin für namhafte Regisseure. Sie ist Mitglied in schriftstellerischen Verbänden und in einem italienischen Kulturverein. Erfahrungen für ihre Tätigkeit sammelte sie auch in ihrer Jahrzehnte langen Tätigkeit als Lebensberaterin.

Andreas Hubertus, geboren am 29.08.06 und Michael Hubertus, geboren am 22.8.08 sind Schüler und Großneffen der Autorin.

Sie haben mit fantasiereichen Ideen zum Inhalt der Geschichte beigetragen.

Inhaltsverzeichnis

Kapitel

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Kapitel

Kapitel 1

Im Konferenzraum des Raumschiffes Zefir C4 herrscht großes Gedränge, aufgeregte Stimmen mischen sich untereinander. Kommandeur Brockmann wendet sich an den ersten Offizier, Pamela Beck: „Hast du deinen Bericht fertig? Für wie viele Tage reichen noch unserer Nahrungspillen? Wie sieht es jetzt mit dem Trinkwasser aus? Und für sie viele Tage reicht unser Sauerstoff?“

Pamela sieht den Kommandeur ernst an. „Nach meiner erneuten Rechnung haben sich keine besseren Ergebnisse finden lassen, Tobias. Alles, was wir zum Leben brauchen, reicht nur noch drei Wochen. Und dabei haben wir noch ziemlich viel Glück gehabt, denn als wir vor zehn Jahren von der Erde los flogen, hatten wir uns nur eine Überlebenschance von neuneinhalb Jahren ausgerechnet. Aber wenn uns dieser Planet Acapolto nicht bald eine Landeerlaubnis erteilt, sieht es sehr schlecht für uns aus. Dabei hatte ich uns wirklich gute Chancen ausgerechnet. Immerhin wird dieser Planeten von ähnlichen Lebewesen bewohnt, wie wir sie bei uns auf der Erde kennen, und auch die Atmosphäre dort ist günstig für uns. Konntest du denn inzwischen noch mal mit einem der Bewohner Kontakt aufnehmen, inwieweit schon eine Entscheidung für unsere Aufnahme gefallen ist?“ „Ja, glücklicherweise haben wir eine gute Qualität bei der Verbindung. Das Problem ist also nicht die Kontaktaufnahme. Aber, so wie ich es bisher aus den Informationsquellen heraus hörte, liegt die Schwierigkeit darin, dass der Planet von den Acapoltanern von zwei regierenden Gouverneuren gelenkt wird, die zwei sehr unterschiedlichen Parteien angehören. So, wie mir der Sprecher der einen Partei mitteilte, ergänzen sich diese beiden Parteien dort sehr gut. Aber bei diesem Punkt, ob man Fremde aus dem Weltall aufnehmen möchte, sind sich die beiden Parteien absolut uneinig. Der Sprecher, ein Mann mit dem Namen Damas berichtete mir, dass sich die beiden Gouverneure Micaelo und Andreasi bereits darüber beraten.“

„Dann können wir ja noch Hoffnung haben“, ein kleines Lächeln huscht über Pamelas Gesicht.

„Aber wir müssen sehr vorsichtig sein, sehr sparsam, auch mit den Medikamenten, es darf jetzt keiner mehr krank werden. Den Vorrat, den wir haben, brauchen wir noch für die, die auf unserer isolierten Station liegen. Und das sind immerhin vier Erwachsene und drei Kinder. Ich lasse sie auch besonders mit Vitaminpillen versorgen, von denen haben wir glücklicherweise noch reichlich an Bord. Ich hoffe so sehr, dass sich unsere schwierige Lage bald ändert, Tobias. Es ist nach wie vor die Psyche unserer Crew und auch die der Passagiere, die mir Sorgen macht, denn es fallen immer wieder einzelne in Panik, weil sie verständlicherweise befürchten, dass man uns hier auf diesem Planeten nicht aufnimmt.“

Tobias nickt,„Ich habe eben dem Sprecher Damas mitgeteilt, wie dringend wir eine Landeerlaubnis benötigen, denn je weniger wir hier essen und Abfälle aller Art produzieren, desto weniger Energie produzieren wir hier auch für die Betreibung unserer Maschinen, teilweise müssten wir schon unsere Notaggregate verwenden. Diese Art von Energieerzeugung kennen sie hier noch nicht auf diesem Planeten. Da waren wir auf der Erde, als wir sie verließen in dieser Beziehung gerade schon ein wenig weiter. Bedauerlich dass es in anderen Bereichen noch nicht geklappt hat, besonders was das Soziale und den Frieden angeht."

„Zum Glück haben wir ja noch den Akku für die Landung, obwohl sie ja auf Acapolto wohl auch Flugobjekte haben, die uns hier vom Raumschiff abholen könnten, nicht wahr? Das hatte ich doch aus deinen Berichten von gestern entnommen, oder?"

Tobias löste eine kleine Tablette aus dem Blister und reicht sie Pamela. „Hier! Das ist gut für die Konzentration, ein Vitamin. Du musst jetzt deine ganze Energie verwenden für die Arbeit, unsere Passagiere immer wieder zu beruhigen, das ist nicht einfach, das kostet Nerven. Ja, du hast Recht, der Sprecher Damas hat mir gestern sehr viel Interessantes über den Planeten Acapolto berichtet. Er ist sehr viel kleiner als unsere Erde und ist geometrisch recht interessant. Die eine Halbkugel befindet sich stets im Abendlicht und die andere ständig im Morgenlicht. Und genau diese beiden Hälften werden noch einmal geteilt durch einen breiten natürlichen Kanal, der sich rundherum durch diese beiden Hälften zieht. Zu beiden Seiten des Kanals schließen sich Sumpfgebiete an, über denen mehrere große Frachtbrücken die Landhälften verbinden.“

Pamela staunt. „Das muss ich mir zuerst einmal bildlich vorstellen. Es wäre also so, wie wenn bei uns oberhalb des Äquators nur Abend gewesen wäre und unterhalb des Äquators alles im Morgenlicht. Dazu muss ich mir jetzt einen Kanal vorstellen, der von unserem Nordpol bis zu unserem Südpol gereicht hätte und von dort auf der anderen Seite wieder zurück zum Nordpol. Ist das richtig so?“

„Genau. Und nun kommt ein weiterer interessanter Aspekt. Auf der einen Seite des Kanals gibt es massenhaft Bodenschätze, sehr viele Mineralien, Metalle. Einige davon kennen wir auch, aber nicht alle. Daher haben sie ähnlich des Magnetismus noch sehr viele Möglichkeiten zur Energiegewinnung. Selbst aus dem einfachen Magnetismus haben sie es verstanden, verschiedene Energien zu gewinnen. Und dieser Teil von Acapolto untersteht dem Gouverneur Andreasi. Auf der anderen Seite des umrundenden Kanals lebt und arbeitet der Gouverneur Micaelo. Auf seiner Planetenhälfte gibt es einen sehr fruchtbaren Boden, dort gewinnen die Bewohner Nahrungsmittel, ähnlich unserem Ackerbau.“

„Soweit kann ich das verstehen und mir vorstellen“, findet Pamela. „Aber wieso nur Frachtbrücken? Wie kommen die Einwohner von der einen Hälfte des Kanals zur anderen? Haben sie keine Autos?“

„Nein. Sie haben kleine Flugobjekte, die so ähnlich aussehen wie unsere Motordrachen, nur viel kleiner, weil sie mit stärkerer Energie angetrieben werden.“

Pamela staunt. „Sieht es denn dann dort unten nicht aus wie in einem Bienenschwarm? Gibt es denn da kein Gedränge in der Luft? Oder vielleicht Zusammenstöße?“

Tobias lacht. „Nein, offenbar nicht. Damas sagte mir, dass man für die Fliegerei hohe Steuern zahlen muss, ähnlich wie bei uns auf der Erde für die Autos, so dass man dort so weit wie möglich zu Fuß geht und das Flugobjekt nur für besondere Gelegenheiten benutzt. In jedem Flugobjekt sind dafür auch Zähler eingebaut, die einmal nach einem bestimmten Zeitraum mit einem Scanner abgelesen werden.“

„Aber wie kaufen diese Einwohner denn dort ein, und wie kommen sie an ihre Nahrungsmittel? Schleppen sie etwa alles zu Fuß?“ möchte Pamela wissen.

„Nein. Dafür haben sie Transportunternehmen. Das habe ich Damas nämlich auch direkt gefragt, weil es mich sehr interessierte. Alles wird online bestellt und vom nächsten Depot mit Kleintransporten geliefert. Die Depots liegen übrigens alle unter der Oberfläche. Was mich am meisten gewundert hat, ist, dass ihre Sprache trotz dieser Verschiedenheiten des Planeten der unseren so gleicht. Und sie sehen uns ja auch recht ähnlich. Die Nasen sind etwas größer und die Augen etwas kleiner, aber ansonsten könnten es beinahe Menschen sein. Was du noch wissen musst, ist, dass sich alle mit Du ansprechen, so wie hier auf unserem Raumschiff. Ein Sie finden sie beleidigend. Und sie haben alle keinen Nachnamen, dafür manchmal recht langen Namen, damit sie sich unterscheiden. So heißt zum Beispiel die Mitarbeiterin von Damas Hexamatie, und sie nimmt eine ähnliche Stellung ein wie bei uns ein Außenminister.“

Pamela sieht nachdenklich aus. „Ich glaube, wir haben noch eine ganze Menge zu lernen. Aber jetzt ist es erstmal ganz wichtig, dass wir weiter versuchen, zu überleben. Wir müssen unsere ganze Hoffnung, unseren Glauben und unsere Nerven stärken, damit es uns jetzt gelingt, einigermaßen die Ruhe zu bewahren.“

„Ja, da hast du absolut Recht. Wir müssen Geduld und Ruhe bewahren, eine Panik können wir ganz bestimmt nicht gebrauchen. Hast du noch genug von den pflanzlichen Sedativa?“

Pamela nickt. „Diese Beruhigungspillen ohne Nebenwirkungen sind wirklich gut, sie helfen, ohne im Körper Schaden anzurichten. Kann ich noch etwas für dich tun, Tobias?“

„Danke nein. Ich habe soweit alles im Griff, und mich selbst im Moment auch. Wir werden das schon durchstehen, wir schaffen das!“

Pamela nickt, obwohl Zweifel in ihrem Gesicht geschrieben stehen. Langsam und nachdenklich verlässt sie den Raum.

***

2. Kapitel

!m Kassa Grande, dem Regierungsgebäude, mitten auf der größten Brücke des Planeten Acapolto leuchtet über der Tür des Sitzungssaals eine rote Lampe. Wie auch auf der Erde bedeutet dieses Signal: momentan ist das Eintreten verboten. Die schalldichten Türen lassen keinen Laut nach draußen dringen. Ein Summen, das von einem Roboter in der Größe eines Staubsaugers hervorgerufen wird, nähert sich vom Flur her der Tür.

Es wird lauter, bis es genau vor der Tür verstummt. Stattdessen ertönt nun ein leises Signal, das einem Glockenton ähnelt, der zu einer Klingel gehören könnte. In diesem Moment öffnet sich die Schiebetür wie von Zauberhand. Leise summend bewegt sich der Roboter in den Raum hinein und bleibt zwischen zwei halbrunden Sesseln stehen. Mit einem kleinen Klick öffnet sich die Oberfläche des Roboters und zwei oben geöffnete Flaschen, gefüllt mit einem prickelnden Getränk bieten sich zum Entnehmen an.

Ein großer kräftiger Mann, der auf der linken Seite des Roboters sitzt, ergreift eine Flasche und hebt sie hoch. Auf den ersten Blick könnte man ihn für einen Menschen halten. Doch seine Augen sind kaum größer als die eines großen Vogels und seine Nase hat die Größe und Form einer mittelgroßen Kartoffel. Das graue Haar, das in Wellen um den Kopf fällt, ist im Nacken zu einem Zopf geflochten. Er trägt ein weißes Gewand, das einer Tunika ähnlich sieht, und seine Füße stecken in bequemen, geflochtenen Schuhen, die in der Form den Sportschuhen auf der Erde ähneln. „Wir trinken auf eine gute Diskussion, Micaelo!“ schlägt der große Mann vor. Der zweite Mann, der in dem halbrunden Sessel rechts neben dem Roboter sitzt, ergreift ebenfalls eine Flasche und hebt sie hoch. Er ist ebenso groß, etwas schlanker, hat die Augen eines großen Vogels und die Nase einer Kartoffel, aber einen anderen Mund. In der Lippenform unterscheiden sich die beiden stark, unterschiedliche Führung, unterschiedliche Schwingungen und Stärken der Lippen lassen einen völlig anderen Gesichtsausdruck entstehen. Aber auch er trägt die lichtgrauen Haare im Nacken zusammengebunden, hinten lang herabfallend auf das weiße Gewand. An den Füßen trägt er ebenfalls geflochtene Schuhe in einer etwas dunkleren Farbe. Während er die Flasche hebt, ruft er deutlich: „Das wollen wir, Andreasi!"

Der Roboter schließt seine Oberfläche zu einer kleinen, runden und glatten Tischplatte.

Andreas trinkt einen großen Schluck und stellt die Flasche auf dem Roboter ab. „Ich habe nachgedacht, wenn es nach mir ginge, würde ich diese fremden Wesen vom Raumschiff von dort abholen lassen, unter Quarantäne stellen und für eine kleine Weile aufnehmen, damit sie sich hier etwas erholen können. Dann könnten wir sie mit Proviant versorgen, ihre Energien aufladen und sie weiterziehen lassen. Dieser Meinung sind allerdings nur 60 % meiner Leute, der Rest steht dem ganz ablehnend gegenüber. Sie sind sehr misstrauisch und glauben, dass diese Leute von der Erde entweder Spione sind oder uns vernichten wollen. Sie lassen sich auch nicht durch die Tatsache beruhigen, dass in dem Raumschiff nur 24 Personen sind. Sie glauben, dass wir es auf jeden Fall mit Feinden zu tun haben.“

„So ähnlich sieht es auch mit meinen Leuten aus“, berichtet Micaelo. „Über 50 % meiner Leute möchte die Menschen von der Erde hier aufnehmen. Sie haben auch nichts dagegen, sie hier zu behalten. Sie meinten, man könne von ihnen vielleicht sogar etwas lernen. Etwa 15 % schlug vor, sie im Raumschiff zu beobachten und ihnen lediglich mit Nahrung und Energien zu helfen. Danach sollte man für ein Weiterkommen sorgen. Aber etwa 35 % meiner Leute möchte gar nichts mit ihnen zu tun haben, steht ihnen ganz feindlich gegenüber, möchte sie sogar angreifen und vernichten. Ich bin da nicht so voreingenommen, ich denke, wir sollten sie einmal auf dem Raumschiff besuchen und erkunden, wer sie sind und wie sie sind.“

Andreasi schüttelt bedenklich den Kopf. „Das ist ein hoher Prozentsatz von Personen, die gegen diese Menschen sind. Das kann man nicht auf die leichte Schulter nehmen. So stark gespaltene Meinungen hatten wir noch nie. Das könnte hier eine komplette Spaltung ergeben. Bisher hatten wir hier nur deine Grüne Partei und meine Blaue Partei, aber jetzt scheint sich ja eine dritte Gruppe abzuspalten. Was gedenkst du zu tun?“

„Ich habe da eine Idee. Wir könnten eine geheime Mission starten. Wenn wir hier die Allgemeinheit informieren, dass wir das Raumschiff mit Nahrung und Energie versorgen, könnten wir heimlich die Passagiere auf unseren Planeten schmuggeln und bei ganz verschwiegenen Bewohnern unterbringen, und zwar bei denen, die für die Unterbringung dieser Menschen sind.“

Andreasi schüttelt den Kopf. „Nein, das halte ich für viel zu gefährlich. Falls die Menschen wirklich etwas vorhaben, könnten sie hier vom Untergrund aus einen Krieg gegen uns anzetteln.“

„Das glaube ich kaum", widerspricht Micaelo. „Sie müssen eben alle ihre Sachen im Raumschiff lassen, und das Raumschiff bleibt auch dort oben, wo es ist.“

„Nein, damit bin ich nicht einverstanden. Wir wissen ja gar nicht, mit welchen Energien diese Menschen dort arbeiten. Es könnte sein, dass sie versteckt im Körper Akkus oder Chips tragen, mit denen sie unseren Energiefeldern gefährlich sein können. Du kennst doch unsere Waffe für den Ernstfall, du kennst doch unsere Chips, die wir im Körper tragen, die im Ernstfall von den Zentralen angeschaltet werden.“

„Meinst du, die tragen auch solche Chips im Körper? Dann können wir sie doch vorher mit Detektoren untersuchen“, schlägt Micaelo vor.

Andreasi verzieht das Gesicht, er zweifelt. „Das ist mir zu riskant. Vielleicht tragen sie Chips aus anderen Metallen, die wir nicht kennen. Ich denke, wir versorgen sie erst einmal nur mit dem Notwendigsten. Dann sehen wir weiter.“

„Gut“, erklärt sich Micaelo einverstanden. „Ich schicke Hermes, meine beste Diplomatin, du kannst jemanden mit in mein Raketello beordern. Da müssen wir nicht jeder ein Raketello hochschicken."

Andreasi überlegt. „Ich könnte Merkurio hochschicken, aber ich brauche ihn im Augenblick hier ganz wichtig für ein Metall-Projekt. Würdest du diese Mission vielleicht allein übernehmen. Oder ist dir das zu riskant?“

Micaelo schüttelt den Kopf. „Nein, das geht schon in Ordnung. Ich werde ihr zum Schutz Oskar mitgeben, der besitzt nicht nur äußerst viele und ausgeprägte Sensoren, der ist auch ausgerüstet mit speziellen Detektoren. Apropos Sensoren, wie geht es dir denn jetzt.“

Andreasi hebt die Haare am Nacken hoch, ein kleiner Wellenkamm aus Haut wird sichtbar, ähnlich der Rückenverzierung des Spinosaurus. „Siehst du? Keine Entzündungen mehr, im Moment geht es mir gut. Ich habe als Information aus dem Raumschiff, diese Menschen besitzen solche Sensoren gar nicht. Stattdessen verlassen sie sich auf ihre Augen, die sehr viel größer sind als unsere. Damit nehmen sie aber nur die Optik wahr und können nicht mit ihnen fühlen.“

Micaelo stöhnt. „Wie schrecklich! Dann wird bei ihnen oft Gefühl und Verstand im Streit liegen. Sicher ist ihr Planet Erde noch ziemlich unterentwickelt.“

„Das kann man wohl sagen. Der Chef der Crew von Zefir C4 hat mir einen langen Bericht übermittelt. Dort haben sie andauernd an jeder Ecke Krieg und haben das in mehren Jahrtausenden nicht besser hinbekommen.“

Micaelo staunt. „Da sind bei ihnen Herz und Verstand wohl noch unterentwickelt. Bei uns gab es in mehreren Tausend Jahren nur den einen Krieg ganz am Anfang, und seitdem wussten wir es zu verhindern. Dann müssen wir uns sehr in Acht nehmen vor diesen Menschen.“

Andreasi verzieht das Gesicht. „Bevor uns diese Menschen hier einen möglichen Krieg bescheren, sollten wir sie gut unter die Lupe nehmen. Zum Glück sind es nicht viele. Und sie behaupten ja auch in friedlicher Absicht gekommen zu sein. Es sind auch ein paar Kinder an Bord, die sich gar nicht mehr an die Erde erinnern können, weil sie damals noch zu klein waren. Merkwürdige Wesen! Sie haben so winzige Nasen, ich glaube nicht, dass sie damit viel anfangen können.“

Micaelo lacht. „Ja, ich habe mir die Bilder von ihnen auch schon angesehen. Sie sehen so drollig aus, überhaupt nicht schön. Aber trotzdem wollen wir ihnen mit Respekt entgegen treten. Treffen wir uns morgen wieder?“

Andreasi nickt. „Gleiche Zeit und natürlich wieder hier.“ ***

3. Kapitel

Tobias und Pamela stehen erwartungsvoll an der Einstiegsluke. Es dauert eine ganze Weile bis die beiden Acapoltaner sämtliche Schleusen durchquert haben und die letzte Tür zum Eingang mit einem leisen Summen aufgeht. Einen Augenblick später stehen sie sich zum ersten Mal gegenüber: Hermes, die junge Acapoltanerin mit ihrem Begleiter Oskar und die beiden Menschen von der Erde.

Einen winzigen Augenblick lang betrachten sie sich stumm, dann reichen sie sich die Hände zum Gruß.

„Willkommen an Bord!“ Pamela ergreift als erste das Wort. „Tretet ein und nehmt Platz. “

Die beiden Acapoltaner folgen ihrer Aufforderung.

Hermes, die junge Frau trägt ein leuchtendes, grünes Gewand, das bis zu ihren Füßen herabfällt. Ihre weißgrauen Haare locken sich um ihren Kopf. Auch sie zeigt die typischen Merkmale der Acapoltaner: eine große Nase und winzige Augen. „Es ist erstaunlich, dass sich die Erdenmenschen auch mit den Händen begrüßen. Es gab mal bei uns eine Epoche, da hatte man es aus hygienischen Gründen abgeschafft, aber inzwischen hat man festgestellt, dass es wie Impfungen zur Immunisierung beiträgt. Wir bedanken uns für die freundliche Aufnahme an Bord. Und nun zu den wichtigen Dingen. Eure Nahrungspillen, einige Medikamente und ein paar andere Kleinigkeiten haben wir bereits in eure Warenschleuse gegeben. Von unserem Akku aus, den wir bei euch am Kontaktor angeschlossen haben, versorgen wir euch gerade mit etwas Energie. Nun aber kommt der wichtigste Punkt: Unser Beratungskomitee ist wegen eures Verbleibes noch zu keinem Ergebnis gekommen, das tut uns sehr leid.“

„Das kann ich gut verstehen“, teilt ihr der Kommandeur Tobias Brockmann mit. „So ist das bei uns auf der Erde auch gewesen. Neue Menschen, auch wenn sie nur aus anderen Regionen der Erde stammten, wurden leider immer misstrauisch angesehen und oft auch angefeindet.“

Hermes lächelt. „So schlimm ist das bei uns zum Glück nicht. Im Großen und Ganzen halten wir hier schon fest zusammen, und wenn etwas nicht stimmt, versammeln wir uns sofort. In den verschiedenen Gebieten gibt es überall Abgeordnete, die dann die Diskussionen und Verhandlungen führen. Wir haben aber auch für den Ernstfall Waffen, die wir nicht einmal erfinden mussten, die Natur hat sie uns geschenkt. Aber darüber muss ich natürlich schweigen. Das könnt ihr sicher verstehen.“

Pamela nickte eifrig. „Und was habt ihr jetzt weiter vor?“

Hermes wiegt den Kopf. „Wir suchen so schnell wie möglich nach einer Einigung, wir diskutieren weiter. Bis dahin bitte ich euch um etwas Geduld.“

„Wir versuchen es den Umständen entsprechend“, meint Tobias. „Kann ich euch irgendetwas anbieten? Mit irgendetwas erfreuen?“

Oskar ergreift das Wort. Sein grauer Haarschopf gerät über dem grünen Gewand in Bewegung. „Ihr werdet verstehen, dass wir hier nichts anrühren und auch nichts mitnehmen. Wir beide hätten persönlich nichts dagegen, aber wir müssen uns jetzt hier wie Vertreter unserer gesamten Acapoltaner verhalten, und die verlangen leider erhöhte Vorsichtsmaßnahmen.“

„Aber dafür habe ich auch eine gute Nachricht für euch“, verkündet Hermes. „Unser Chef Micaelo hat uns zu einer geheimen Mission beauftragt. Könnt ihr beide schweigen? Auch eurer Mannschaft gegenüber?“

Tobias und Pamela nicken eifrig.

„Das können wir“, bekräftigt Pamela noch einmal und sieht Hermes groß an.

„Micaelo hat uns beauftragt, schon einmal zwei eurer Kinder mitzunehmen. Sie sind ja alle nicht mehr so klein, und die sollen dann schon einmal probeweise bei uns aufgenommen werden.“

Pamela und Tobias blicken ihre Gäste überrascht an.

„Günstig wäre das für unsere beiden Mädchen, die eine Erkältung haben“, schlägt er vor.

Hermes schüttelt leicht den Kopf. „Tut mir leid. Das ist nicht möglich. Kranke müssen bei euch in Quarantäne bleiben. Es müssen gesunde Kinder sein. Und die dürfen dann versuchsweise bei uns leben. Damit will Micaelo testen, ob solch ein Zusammenleben möglich ist. Und wenn es klappt, glaubt er mit diesem Test alle anderen Bewohner des Planeten überzeugen zu können. Allerdings muss dieser Test ganz geheim bleiben, denn nicht einmal Andreasi weiß etwas davon. Es ist also auch besser, wenn ihr niemandem etwas davon sagt. Seid ihr mit einem solchen Test einverstanden?“

Tobias und Pamela sehen sich fragend an.

„Möchtet ihr euch etwas beraten?“ schlägt ihnen Hermes vor.

Tobias strafft seine Körperhaltung. „Nein. Da gibt es nichts zu überlegen. Wir tun alles, um unser Weiterleben zu ermöglichen. Und wenn das eine Chance ist, dass alles schneller entschieden werden kann, sind wir natürlich sofort einverstanden.“

„Genau“, stimmt ihm Pamela zu. „Wir haben zwei 13 jährige Jungen, die sehr vernünftig sind, die man mit einer Mission als Vertreter der Erde beauftragen kann. Sie sind intelligent, zuverlässig und absolut verschwiegen. Ich werde sie sofort holen, um eure Zeit nicht länger als nötig in Anspruch zu nehmen. Sie heißen Michael und Andreas.“

Hermes lächelt. „Welch ein Zufall. Unsere Gouverneure heißen ganz ähnlich: Andreasi und Micaelo. Das scheint ein gutes Zeichen zu sein. Ja, bitte! Hole sie einmal!“

Pamela entfernt sich und Tobias scheut sich inzwischen nicht, den beiden Gästen einiges Wissenswerte über das Raumschiff zu erzählen.

Die beiden hören interessiert zu.

„Das ist sehr nett von dir, dass du so viel Vertrauen zu uns hast und uns alles erklärst. Das ist nicht üblich, und ich werde von dir auf der Versammlung sehr viel Gutes zu berichten haben", lobt ihn Hermes. „ Das wird vorteilhaft für euch sein.“

„So bewundernswert ist das gar nicht“, findet Tobias. „Wir sind ganz in eurer Hand, aber ich tue es auch gern.“

„Sind alle bei euch auf der Erde so ehrlich und höflich?“ erkundigt sich Oskar.

„Oh nein. Da gibt es verschiedene Temperamente, sowohl die ganz Ruhigen als auch die brüllenden und tobenden Löwen. Da war immer viel los."

„War?“ fragt Oskar. „ist es denn jetzt nicht mehr so?“

„Als wir von dort wegflogen, waren katastrophale Zustande auf der Erde, es gab zu viele Kriege und die Menschen achteten nicht genug auf die Natur.“

Die Tür öffnet sich in diesem Moment und Pamela erscheint mit zwei Jungen. Sie tragen Trainingsanzüge und Sportschuhe, jeder trägt einen kleinen Rucksack auf dem Rücken.

Beide begrüßen Hermes und Oskar und stellen sich ihnen vor, der etwas größere als Andreas, der kleinere als Michael.

„Exakt wunderbar und gigantös“, drückt Hermes ihre Zustimmung aus. „Das wird klappen. Ihr macht keinen gefährlichen Eindruck. Wir nehmen euch jetzt sofort mit, da die Zeit für eure geheime Abreise gerade günstig ist. Auf unserem Landeplatz sind gerade Ruhestunden, das müssen wir ausnutzen. Aber die Rucksäcke müsst ihr hier lassen, fremdes Gepäck können wir leider nicht zulassen. Macht euch keine Sorgen, auf Acapolto wird es euch gut gehen, ihr werdet alles haben, was ihr braucht. Ich persönlich werde dafür sorgen, dass ihr gut untergebracht werdet, und zwar in einer sehr netten Familie. Und jetzt verabschiedet euch schnell!“

***

4.Kapitel

Die beiden Jungen, Andreas und Michael sitzen angeschnallt im Raketello und spüren, wie es abwärts geht, mit einem Gefühl fast wie in einem schnellen Fahrstuhl. Der Blick aus dem Fenster zeigt ihnen, dass sie sich dem Planeten Acapolto rasch nähern. Deutlich erkennen sie links den breiten Strom, der die beiden Hälften trennt und die sich anschließenden Sümpfe. Grüne Büsche, Sträucher und Wiesen schließen sich an zwischen braunen, grünen, gelben und roten Feldern. Beim Näher kommen entdecken sie, dass alle Farben etwas blasser sind als auf der Erde.

„Und? Wie gefällt dir das?“ fragt Andreas seinen Freund. „Hast du Angst?“

Michael schüttelt den Kopf. „Nein, jetzt nicht mehr. Im Raumschiff hatte ich Angst, dass wir nicht mehr gerettet werden. Jetzt finde ich das easy.“

„Stimmt. Mir geht es ähnlich.“ Andreas atmet erleichtert auf. „Die Fahrt hier in dem komischen Ding finde ich cool.“

„Raketello nennen sie es, vermutlich heißt es kleine Rakete, obwohl es mit einer niedrigeren Geschwindigkeit fliegt, aber so kann man wenigstens etwas von draußen sehen. Was mögen da auf roten Feldern für große Früchte wachsen?“ Er zeigt

auf ein Feld mit großen, dunkelroten nach oben spitzen Früchten, neben dem das Raketello zur Landung ansetzt.

„Das sieht aus wie Riesen-Radieschen“, überlegt Andreas.

„So groß wie bei uns riesige Kürbisse. Wahrscheinlich wird uns hier noch Einiges überraschen.“

Im Lautsprecher kündigt Pamela von nebenan die Landung an.

Das Flugobjekt berührt den Untergrund, sanft federnd wie auf Gummi findet der Kontakt auf dem Boden von Acapolto statt.

„Supertechnik“, findet Michael.

„Ja, echt! Bei uns schaffen nicht einmal die Flugzeuge solch eine Landung, schon gar nicht solche Flugobjekte.“ Andreas verzieht anerkennend das Gesicht.

„Ich könnte mir denken, dass sie hier Einiges aus der Hubschraubertechnik übernommen haben“, vermutet Michael.