Agent 1307 undercover - Juergen von Rehberg - E-Book

Agent 1307 undercover E-Book

Juergen von Rehberg

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Beschreibung

Die Geschichte eines Patienten über das alltägliche Geschehen in einer Klinik mit all seinen Facetten. Es geht um traurige Geschichten, skurrile Ereignisse, Kompetenz, Inkompetenz, Löbliches, aber auch um Kritikwürdiges. Eingebettet in die Undercover-Aktion eines Agenten mit vielen Bildern und medizinischen Begriffen, für den Laien verständlich gemacht. Der Humor darf dabei auf gar keinen Fall zu kurz kommen. Es macht die "ganze Sache" erträglicher...

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Eine der wichtigsten Eigenschaft, die ein Agent mit sich bringen muss, ist Geduld. Bevor ich von meinem gefährlichen Einsatz „Diagnose im Nebel“ berichte, möchte ich mich zunächst mit dem Phänomen „Geduld“ befassen.

Geduld trifft Ungeduld

Ungeduld:Hallo, meine Liebe! Wie geht es dir?

Geduld (freudig):Lieb von dir, dass du fragst. Es geht mir gut. Und wie geht es dir?

Ungeduld (mürrisch):Ich dachte schon, du fragst nie…

Wie ist das nun mit der Geduld? Es gibt die verschiedensten Meinungen darüber, und von den unterschiedlichsten Menschen beschrieben.

Es sind bekannte Leute darunter, wie Künstler, kluge Köpfe, Humoristen, Zyniker und etliche Nonames.

„Duldet mutig, Millionen!

Duldet für die bessre Welt!

Droben überm Sternenzelt

Wird ein großer Gott belohnen.“

So hat es einst Friedrich Schiller in seiner „Ode an die Freude“ gesehen. Und ja, Geduld haben, hat für manchen auch schon etwas mit dulden, erdulden zu tun. Es kann bisweilen recht schmerzhaft sein…

Und in der Bibel steht zu lesen:

„Wer geduldig ist, der ist weise;

Wer aber ungeduldig ist,

der offenbart seine Torheit.“

Stefan Zweig, der österreichische Schriftsteller bringt es für mich auf den Punkt:

„Ungeduld ist Angst.“

Dem stimme ich gern zu. Es geht wohl um die Angst, irgendetwas versäumen zu können. Zumindest in den meisten Fällen.

Geduld ist ein Begriff, der sich im Verborgenen und außerhalb jeglicher Norm und Dimension herumtreibt.

Sie ist kostbarer als Gold und Edelstein, und ein mancher gäbe viel dafür, sie zu besitzen.

Und sie gehört auch definitiv nicht zur Grundausstattung eines Neugeborenen.

Aber natürlich gibt es den ein oder anderen Neugeborenen, welcher scheinbar von Geduld beseelt ist; aber das täuscht gewaltig.

Das sind keinesfalls begnadete Geduldprofis, es sind allemal Stoiker oder Phlegmatiker.

„Für den Stoiker als Individuum gilt es, seinen Platz in dieser Ordnung zu erkennen und auszufüllen, indem er durch die Einübung emotionaler Selbstbeherrschung sein Los zu akzeptieren lernt, und mit Hilfe von Gelassenheit und Seelenruhe zur Weisheit strebt.“

So betrachtet kann der Neugeborene nur schwerlich ein Stoiker sein.

Aber wie sieht es mit dem Phlegmatiker aus?

Ich habe meinen Sohn Alexander immer als einen solchen gesehen. Nachdem ich mich – Prof. Wikipedia sei Dank – schlaugemacht habe, muss ich meine frühere Einstellung hinterfragen, vielleicht sogar korrigieren.

„Der Phlegmatiker wird als langsam, ruhig und manchmal sogar als schwerfällig bezeichnet.“

Das kommt bei Alexander hin.

Was jedoch den Mangel an Lebhaftigkeit betrifft, so muss ich heftig widersprechen.

„Im positiven Sinn wird er auch als friedliebend, ordentlich, zuverlässig und diplomatisch bezeichnet.“

Da stimme ich vorbehaltlos zu.

Ein Beispiel:

Alexander steht mit wohlgefüllter Windel in seinem Gitterbett und hüpft – ungeachtet der angespannten Situation in seiner unteren Körperhälfte – fröhlich auf und nieder.

So viel zur besagten „nur mangelhaft vorhandenen Lebhaftigkeit.“

Als ihn seine Mutter auf dem Wickeltisch auspackt, wird das körperliche Ungemach deutlich erkennbar, und in einer beträchtlichen Menge sichtbar.

In diesem Augenblick läuft der Knabe zur Höchstform auf. Als die Windel entfernt ist, und das wohlgeformte Hinterteil vom Gröbsten gereinigt worden ist, wirft er dasselbe in höchster Lust freudig in die Höhe und lässt es dann wieder herabgleiten.

Diesen Vorgang wiederholt er mehrere Male. Und begleitet wird diese äußerst bemerkenswerte Darbietung durch ein Geräusch, welches man durchaus als „Pfeifen“ bezeichnen kann.

Alexander spitzt seinen kleinen Mund und stößt die Luft in schneller Folge aus und ein, was ihm sichtlich Vergnügen bereitet.

Jetzt frage ich: „Sieht so ein schwerfälliger Mensch aus?“

Was indes zweifelsohne auf Alexander zutrifft, ist die Eigenschaft „friedliebend“.

Ein Beispiel hierzu:

Seine um 1 1/2 Jahre ältere Schwester Stefanie dominiert ihren kleinen Bruder von Anbeginn an. Ihr Gehabe ihm gegenüber gleicht schon sehr erzieherischen Maßnahmen.

Alexander lässt sich das willfährig gefallen, ohne auch nur eine Spur Opportunismus. Er anerkennt seine große Schwester bedingungslos als die Leitwölfin.

Ginge es nach seinem Sternzeichen, so wäre Alexander ein Sanguiniker. Dem „Wassermann“ schreibt man die Eigenschaften heiter, lebhaft, fantasievoll und gesprächig zu.

Wie sehr das stimmt, zeigt sich darin, dass Alexander in der Jetztzeit ein Theatermensch ist, der nicht nur Stücke selber schreibt, sondern auch spielt und Regie führt.

Da spielen wohl ein paar bescheidenen Gene seines Vaters mit.

Und die Tatsache, dass er den Beruf des Lehrers ausübt, unterstreicht anschaulich seine Fähigkeit der Gesprächigkeit.

Seine Schwester, dem Sternzeichen nach Melancholiker, Pardon, es heißt jetzt ja Melancholikerin, ist das krasse Gegenteil zu ihrem Bruder.

Außerdem ist sie über die Maße reinlich. In diesem Zusammenhang fällt mir der alte Begriff „Etepetete“ ein. Er wird auch in der Modewelt verwendet, „wenn jemand übertrieben darauf achtet, dass seine Kleidung bloß nicht schmutzig oder faltig wird.“

Es gibt ein Bilddokument aus dem Jahr 1972. Ich war damals mit Frau und Kinder auf dem Michaelsberg spazieren.

Es war Winter und die Erde war hart gefroren.

Stefanie stolpert und fällt hin. Alexander verfolgt das Geschehnis in großer Gelassenheit vom Kinderwagen aus.

Was nun geschieht, ist interessant. Das Entsetzen über die verschmutzte Wollstrumpfhose verdrängt das Empfinden für Schmerz.

Der hart gefrorene Boden gibt keinen wirklichen Schmutz her. Lediglich ein paar, ebenfalls hart gefrorene Strohhalme verfangen sich in der Strumpfhose.

Stefanie entfernt die Halme in einer Art Hysterie – so man das von einem Kind überhaupt sagen kann – und ist nur ganz schwer zu beruhigen.

Es heißt, „dass man mit Jungfraugeborenen nur schwer auskommen kann, und dass sie keine Opposition dulden.“

Ich kann das nur bestätigen.

Meine Tochter und ich haben so manchen Strauß ausgefochten, und ich war wohl immer der „Sieger“.

Wenn ich jedoch an die Wahl der Mittel zurückdenke, dann bin ich nicht gerade stolz darauf. Es war ein ungleicher Kampf, den ich in Wirklichkeit verloren habe; auch wenn es mir damals nicht bewusst war.

Ich bereue es, und ich würde es heute ganz sicher nicht mehr so machen.

Meine Lieblingstante Luise, auch eine Jungfraugeborene, war das Erwachsenen-Pendant. Bei ihr muss ich ebenfalls Abbitte leisten.

Ich selbst nun, ein Schützegeborener und Choleriker vor dem Herrn und recht heißblütig, traf auf „Jungfrau“. Das musste einfach schiefgehen ...

Den Choleriker in seiner ursprünglichen Form gibt es – wenn überhaupt – nur noch in abgeschwächter Form.

Jedoch leider um viele Jahre zu spät. Vielleicht hätte ich sonst meine Gallenblase noch heute.

Doch wieder zurück zur Geduld.

Dem Kleinkind kann es gar nicht schnell genug gehen:

„Dauert es noch lang?“

„Ist es noch weit?“

„Wann suchen wir denn die Ostereier?“

„Wann kommt endlich das Christkind?“

Dem juvenilen Zeitgenossen geht es nicht viel besser:

„Gibt es jetzt bald etwas zu essen?“

„Wann bekomme ich denn mein Moped?“

„Wann kann ich endlich meinen

Führerschein machen?“

„Wann bekomme ich mehr Taschengeld?“

Man könnte das nahezu endlos weiterführen. Und jeder hat das schon einmal in irgendeiner Form erlebt.

Und das hört auch nicht irgendwann von selber auf. Die Ungeduld ist eine Eigenschaft, die am Charakter eines Menschen festklebt wie Fliegen an der Kuhscheiße.

Der sich in seiner Sturm- und Drangzeitphase befindliche Jungmann erlebt die nicht vorhandene Geduld auf oft schmerzhafte Weise.

Seine Hormone und die – bis an die Zähne bewaffneten Lenden – fordern unentwegt ihr Recht. „Wann? Wie? Wo?“ Haben sich fest in sein Gehirn eingebrannt und verursachen große Pein.

Wie man es auch dreht und wendet, „der Ungeduldige ist arm. Reich hingegen der, der mit der Gabe eines Geduldigen gesegnet ist.“

Und damit komme ich zu mir.

Ein Mann, seit vielen Monden dem erlauchten Kreis der Senioren angehörig, vulgo ein alter Sack, der von sich behauptet Besitzer und Eigentümer dieser seltenen Gabe zu sein, die da heißt: „Geduld“.

Es war ein langer und beschwerlicher Weg, den ich gegangen bin, um dahin zu gelangen, wo ich – mit dem Brustton der Überzeugung – behaupte, angelangt zu sein.

Ich bin natürlich nicht so blauäugig zu glauben, dass mein Umfeld mich genauso sieht. Es ist meine zutiefst subjektive Meinung, der ich jedoch meine feste Überzeugung entgegenhalte, dass ich Geduld habe.

Und das in reichem Maße und auch in ausreichender Menge. Darüber mit mir zu diskutieren wäre völlig zwecklos.

Ich bin auch bereit meine Überzeugung hier und jetzt unter Beweis zu stellen.

Seit ich mich im wohlverdienten Ruhestand befinde, gehe ich gelegentlich einer sehr gefährlichen Nebentätigkeit nach.

Ich habe mich als Geheimagent der IHIA1 anwerben lassen. Das ist eine Vereinigung, welche Undercover-Agenten weltweit einsetzt, um Missstände in Spitälern aufzudecken. Das betrifft sowohl das gesamte klinische Personal als auch das Ausspionieren von Patientengesprächen.

Mein Name als Agent der IHIA lautet:

„Geheimagent 1307“

Wenn ich zu einem solchen Undercover-Einsatz gerufen werde, dann wird mir eine gefakte Kranken-Vita erstellt, die es mir ermöglicht, für mehrere Wochen in einem Spital aufgenommen zu werden.

Damit meine Geschichte glaubhaft wirkt, werde ich akribisch gebrieft2, damit ich nicht vorzeitig verbrenne.3

Meine Tätigkeit als Agent führt mich in den gesamten europäischen Raum, in welchem entweder deutsch, englisch oder französisch gesprochen wird.

Über andere Sprachkenntnisse verfüge ich leider nicht. Trotz meiner Sprachgewandtheit in den besagten Sprachen, musste ich sehr lange und intensiv büffeln, bis ich die medizinischen Fachbegriffe abrufen konnte.