Allein gelassen - Peter S. Fischer - E-Book

Allein gelassen E-Book

Peter S. Fischer

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Beschreibung

Ich heiße Elfriede Denk, geboren am 4.7.1956 in Landshut, ich hatte zwei Geschwister, eine Schwester und einen Bruder, ich war gerade 3 Jahre alt, als die große Tragödie begann, unsere geliebte Mutter starb, kurze Zeit darauf brachte mich mein Vater in ein strenges katholisches Kinderheim, der Alltag war, tägliche Beschimpfungen und Prügel der sehr gemeinen Klosterschwestern, was mit meinen Geschwistern passierte, wusste ich damals nicht. Ein Alptraum begann, der nie zu Ende ging, für uns drei Kinder hatte es schwerwiegende Folgen, die uns bis heute begleiten. Eine wahre, dramatische Geschichte.

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Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1: Landshut

Kapitel 2: Die schlimmsten Tage meines jungen Lebens

Kapitel 3: Die ersten Jahre in einem Kloster in Regensburg

Kapitel 4: Die ersten Schuljahre

Kapitel 5: Die letzten Schuljahre

Kapitel 6: Eine Haushaltsschule

Kapitel 7: Das Landshuter Hotel

Kapitel 8: Das Hotel in Gefrees

Kapitel 9: Mein achtzehnter Geburtstag

Kapitel 10: Die nächste Gemeinheit!

Kapitel 11: Die nächste Überraschung

Kapitel 12: Die Zusammenfassung

Vorwort:

Mit Eltern aufwachsen, ist für vor allem für kleine Kinder sehr wichtig und sie sollten sehr dankbar sein, wenn sie das Glück haben.

Eine gute Erziehung prägt das Leben, umso wichtiger, wenn sie noch klein und unerfahren sind und die Liebe von Mama und Papa benötigen. Egal was passiert, sie werden ihr Kind immer beschützen und auf den richtigen Weg lenken.

Später wenn der kleine Schützling eingeschult wird und seinen Aufgaben nicht gewachsen ist, Hilfe von den Eltern ist mit Sicherheit zu erwarten.

Es muss eine gute Berufsausbildung gefunden werden, natürlich der Traumberuf, die Eltern werden ihr Kind mit Sicherheit unterstützen und bei der Suche behilflich sein.

Junge oder Mädchen, es hat seinen ersten großen Liebeskummer, Mutter oder Vater werden ihr Kind trösten und helfen darüber hinwegzukommen und Mut machen, für das nächste Abenteuer.

Das Kind bekommt selbst Nachwuchs, die Mutter wird die Erste sein, die ihrem Kind und dem neugeborenen Enkelkind hilft und unterstützt.

Viele Kinder schätzen überhaupt nicht, wenn sie behütet aufwachsen, sie wissen überhaupt nicht, was für ein Glück ihnen beschert wurde. Denn sie können nicht wissen, dass es anders sein könnte? Die Hilfe ihrer Eltern ist für ihnen selbstverständlich.

Kinder ohne Eltern, haben dagegen ein sehr schweres Los, es besitzt keine Familie, die hilft und unterstützt, die Sorgen teilt und tröstet, egal was passiert? Für ihnen ist es nicht selbstverständlich, dass jemand hilft.

Ein Leben im Kloster und danach, ist etwas ganz Anderes, das erzählt Elfriede Denk, eine wahre, dramatische Geschichte.

Kapitel 1

Landshut

Ich wurde als Elfriede Denk in der schönen niederbayrischen Stadt Landshut geboren, am 4.7.1956. Es war ein schönes zu Hause, ich kann mich noch erinnern, dass wir in einem kleinen Haus in einer sehr grünen Umgebung wohnten. Ich hatte einen älteren Bruder Georg, wir konnten dort zusammen spielen, meine Mutter und mein Vater kümmerten sich sehr viel um uns. Später bekam meine Mutter noch Monika, meine jüngere Schwester, jetzt waren wir zu dritt. Es war alles sehr schön, nichts deutete daraufhin, das sich für uns alles ändern würde. Wir waren eine sehr glücklich Familie.

In welchem Beruf oder als was mein Vater gearbeitet hat, das wusste ich natürlich damals nicht, das war mir auch egal, denn uns Kinder ging es gut, wir konnten jeden Tag ausgelassen spielen und Mutter war für uns immer da, wenn wir sie brauchten. Mein großer Bruder war für mich da und er spielte mit mir, meine jüngere Schwester war noch zu klein, um mit uns zu spielen, im Gegenteil, Georg und ich mussten zwischendurch auf meine kleine Schwester aufpassen, das war für mich nicht so schlimm. Wir hatten ein normales, gutes Elternhaus, Georg und ich, wir verschwendeten absolut keinen Gedanken, was uns die Zukunft bringen würde, wir waren jeden Tag draußen und machten mit unseren Freunden großen Unfug, was niemand störte, mit ihnen erkundeten wir die Umgebung und spielten bis in den Abend hinein, wir konnten lachen, wir waren glücklich, nichts war da, was uns traurig machte. Es war eine sehr schöne Zeit.

Wir hatten auch Großeltern, Oma und Opa kamen uns oft besuchen, sie gaben sich sehr viel mit uns ab und brachten immer ein paar sehr schöne Geschenke mit, wir konnten es oft nicht erwarten, bis sie uns wieder besuchten. Auch wir gingen öfters zu ihnen und wir Kinder hatten dort unseren Spaß, wir durften bei Oma und Opa alles machen und wir konnten immer etwas Schönes mit nach Hause nehmen.

Ob meine Mutter und mein Vater noch Geschwister hatten, daran kann ich mich nicht erinnern, es ist seit dieser Zeit so viel geschehen und ich war noch so klein. Ich weiß nur, das noch viele andere liebe Personen uns besuchen kamen, ob sie zur Familie gehörten oder befreundet waren, daran kann ich mich nicht erinnern.

Aber was ich noch mit Sicherheit weiß, dass wir noch einen weiteren kleinen Spielkamerad besaßen, es war unser Hund, wie ich ihn damals nannte, ist leider aus meinem Gedächtnis verschwunden. Mein kleiner Freund war immer bei uns, er war bei jedem Unfug dabei, vielleicht habe ich deswegen immer noch eine große Liebe zu den Vierbeinern und besitze auch heute einen Hund.

Was dann in unserer Familie passierte, habe ich leider keine Erinnerung, warum alles so kommen musste. Mir wurde nur später gesagt, dass meine Mutter sehr schwer krank wurde und angeblich an Krebs gestorben war. Davon bekam ich damals nichts mit, sehr wahrscheinlich hatte meine Mutter ihre Krankheit gut versteckt und unser Vater verheimlichte alles gut, damit wir uns keine Sorgen machen mussten.

Ich kann mich bis heute nicht daran erinnern, das wir auf einer Beerdigung waren, vor allem noch bei Mutters Bestattung. Nichts habe ich davon mitbekommen. Ich war damals drei Jahre alt, mein Bruder war so um die fünf Jahre alt und meine Schwester war noch ein Baby. Die Tragödie begann.

Was ist in unserem Vater nach Mutters Tod vorgegangen, das er so etwas Furchtbares in die Tat umgesetzt hat, ist für mich und sehr wahrscheinlich auch für meine Geschwister nicht nachvollziehbar? Warum hat er das getan, wo hat er sich überall erkundigt, wie hat er die Adressen der drei Klöster herausgefunden? Was hat er sich dabei gedacht, besaß er für uns kein Mitgefühl, hat er nicht gewusst, was dann auf uns zukommen würde, waren wir ihm nichts wert, waren wir ihm total egal, was ist mit unserem Hund passiert? Diese Fragen beschäftigen mich heute noch? Vor allem, warum?

Allein gelassen werden, ist für manche menschen sehr tragisch, aber alleine Leben zu können, dagegen ist schön.

Peter Fischer

Kapitel 2

Die schlimmsten Tage meines jungen Lebens

Kurz nachdem Mutter von uns gegangen war, sagte mein Vater, wir müssen eine kleine Reise machen und er nahm uns mit zu einem Freund, der uns mit seinem Auto fuhr, er verriet nicht, wo der Freund uns hinfuhr. Ich dachte mir dabei überhaupt nichts, denn ich vertraute meinem Papa.

Was ich nur unter der Fahrt unheimlich fand, mein Vater redete unter der Fahrt kein Wort, sonst machte er immer einen Unsinn und brachte uns zum Lachen. Auf jedem Fall war es für mich, der schlimmste Tag meines Lebens und sehr wahrscheinlich auch der Schlimmste, der meiner Geschwister. Was hat damals meinem Vater bewegt, das in die Wege zu leiten.

Viele Leute würden sagen, der Tod meiner Mutter, war das schlimmste Erlebnis, aber daran kann ich mich nicht genau erinnern, sie war einfach nicht mehr für uns da.

Aber, als ich alleine in dem Kloster war, daran kann ich mich sehr gut erinnern. Ob Monika oder Georg zuerst in einem anderen Kloster abgeben wurde oder ob ich die Erste war, die in ein Kloster gesteckt wurde, das kann ich leider nicht mehr nachvollziehen. Natürlich war sehr wahrscheinlich die Krankheit und der Tod meiner Mutter der ausschlaggebende Grund, dass uns Vater wegbrachte, nur warum ausgerechnet in ein strenges, katholisches Kinderheim für Mädchen, in einem Kloster.

Mein Vater ging mit mir zu einem großen Gebäude, nachdem er geklopft hatte, öffnete sich eine schwere Tür, er übergab mich mit ein paar Worten einer Frau, mit einer komischen Kleidung, die ich noch nie gesehen hatte, es war eine Klostertracht, danach schloss sich die Tür vor meinem Vater. Mir wurde die Situation unheimlich, ich begriff nicht, was gerade mit mir vor sich ging, es war der schlimmste Moment für mich. Eine Tür trennte mich von meinem Vater und ich wusste nicht, warum?

Plötzlich stand ich alleine mit einer Klosterschwester da, sie nahm mich kleines Kind an der Hand und befahl mir, mit ihr zu gehen. Ich begriff nicht, was in diesem Moment mit mir geschah, warum sollte ich ausgerechnet mit ihr gehen? Ich fragte mich, warum geht Papa nicht mit mir mit, wo sind meine Geschwister, ich spielte doch immer um diese Zeit mit Georg?

Warum bin ich plötzlich allein, vor einem kurzen Moment war noch Papa da? Ob damals mein Papa geweint hat, als er mich dieser Klosterschwester übergab oder ob er sich überhaupt verabschiedet hat, darüber kann ich nichts berichten, ich glaube: „Er hat überhaupt nichts gesagt, er hat mich ohne große Worte, dieser Klosterschwester übergeben, eiskalt.“ Sonst würde ich mich daran erinnern und könnte davon berichten.

Sofort kamen in mir viele Fragen hoch, wo geht die Frau mit mir hin? Was passiert mit mir? Was hat diese Frau mit mir vor? Was tue ich hier? Was soll das? Warum hat sie von mir Sachen an der anderen Hand?

Die Schwester brachte mich daraufhin in einen großen Saal, hier standen viele Betten, ich weiß nicht mehr, wie viele es waren, bestimmt um die fünfzig Betten, überall waren Kinder, aller Altersklassen, plötzlich war es ruhig in dem Zimmer, alle begutachteten mich, ich war die Neue.

Die Schwester zeigte mir ein freies Bett, sie besaß einen sehr harten, befehlenden Ton, sie war überhaupt nicht lieb, alt und eiskalt war sie. Die gefühllose Schwester überließ mich sehr schnell meinem Schicksal, niemand tröstete mich, nichts kam von ihr herüber, ich spürte bei ihr kein bisschen Mitleid. Dann war ich völlig allein. Die anderen Kinder begutachteten mich nur und sagten keinen Ton zu mir. Es herrschte eine unheimliche Stille im Raum, niemand sprach ein Wort.

Ich legte mich einfach auf mein Bett und hoffte, dass mich Papa abholte oder wenigstens Georg zu mir kam, der erste Tag neigte sich dem Ende zu und die Nacht brach herein, niemand kam und holte mich ab. Mein Vater hatte mich einfach allein gelassen.

Ich hatte in der Nacht sehr viel geweint und ich hatte furchtbare Angst, mit mir könnte etwas passieren, jemand könnte mir etwas antun, ich konnte in dieser fremden Umgebung nicht schlafen, niemand war da, der mir die Angst nahm, es war alles so unheimlich und kalt, aber trotzdem hoffte ich, dass er mich gleich in der Frühe abholte, aber niemand kam, auch Georg nicht.

In aller Frühe holten uns die alten Schwestern unsanft aus den Betten, das ganze vertraute Leben war auf einmal weg. In mir zerbrach ein Traum, ich war hier fremd, ich war völlig allein, ich kannte hier niemand, ich war auf mich allein gestellt und das mit drei Jahren. Es war nicht das Leben, das ich kannte, vor allem, das ich nicht wollte. Ich dachte mir damals, bestimmt holt mich Papa aus diesem grässlichen Kloster ab, er lässt mich bestimmt nicht in diesem Heim. Aber ich täuschte mich.

Wieder und wieder kam die Nacht und niemand von meiner Familie kam und holte mich hier heraus. Ich legte mich wieder auf dieses Bett, dass in einem großen Saal stand, mindestens fünfzig andere Kinder waren in diesem Saal, diese Kinder waren mir fremd, ich wollte sie nicht, ich wollte sie auch nicht kennen lernen, warum kam nicht einmal mein Bruder mir zu Hilfe, ich habe doch nichts verbrochen? Ich verstand damals nicht, was da vor sich ging? Ich verstand die Welt nicht mehr?

Jede Nacht weinte ich und bekam Alpträume, niemand kam, um mich zu trösten, es war keine Mutter und kein Vater mehr für mich da. Die ganze Lebensfreude, die ich damals zu Hause hatte, war mir genommen worden. Die anderen Kinder interessierten mich nicht. Ich hatte nur einen Gedanken, ich will hier raus und wieder nach Hause zu meinen Eltern und zu meinem kleinen Hund.

Aber die Wochen vergingen und nichts hörte ich von meiner Familie, ich hatte nicht einmal meine Spielsachen, mein Hund, mit dem ich spielen konnte, fehlte mir. Ich fühlte mich sehr traurig, mir war alles genommen worden, an was ich gehangen und lieb gewonnen hatte. Mir wurde meine Kindheit geraubt, ich kam mir vor, als wäre ich in einem großen, unheimlichen Gefängnis.

Ich wollte nur noch auf dem Bett liegen und traurig sein, nichts machte mir Spaß, ich hatte keine Lust zu spielen, auch wenn mich andere Kinder dazu aufmunterten. Ich kannte sie nicht, ich wollte nicht mit fremden Kindern spielen oder mit ihnen reden. Nur heim, das war alles, was ich wollte, zu meiner Familie und zu meinem kleinen Hund. Ich glaube, ich habe die ersten Wochen nur traurig dagelegen und geweint, ich denke, ich konnte kaum etwas essen.

Ich wollte nur noch weg, ich fühlte mich hier nicht wohl, in diesem riesigen Kloster, als wäre ich in einer fremden bösen, kalten Welt, ich kannte hier nichts, nicht eine der Klosterschwestern besaß etwas Liebes an sich.

Alles musste auf Befehl gemacht werden. Es war keine Welt für kleine zerbrechlichen Kinder, ich fühlte mich nicht wie in einem Haus Gottes, ich fühlte mich von Gott verlassen und das war auch kein Wunder, das ich mich so fühlte. Im Gegenteil, mir war dieses Kloster unheimlich und meine Angstgefühle wurden immer größer.

Ich bekam schon in den ersten Tag zu spüren, wie es in diesem Kloster auf und zu ging. Es war wirklich nichts, für Kinder die von ihren Eltern verwöhnt wurden, niemals allein waren und ihnen überall geholfen wurde.

So war es dann auch kein Wunder, das ich sehr großes Heimweh bekam, aber, das interessierte den Schwestern überhaupt nicht. Ich denke, dass sie mir nur gesagt hatten: „Das wird schon vergehen, Gott wird dir helfen, darüber hinwegzukommen.“

Was sollten sie zu mir sagen, sie wussten, dass ich nie mehr mein Elternhaus betreten konnte? Manchmal habe ich mich heute noch gefragt: „Was hatten sich damals die Schwestern gedacht und gefühlt?“

Aber ich hatte Glück, ich lernte eine nette Schwester kennen, sie war nicht so streng, als die Anderen, ich weiß noch, dass sie Schwester Klementine hieß.

Kapitel 3

Die ersten Jahre in einem Kloster in Regensburg

Wir wollten unbedingt herausfinden in welchem Kloster ich all die Jahre meine Kindheit verbrachte. Obwohl ich öfters mit meinem Mann einen Ausflug nach Regensburg unternommen habe, konnte ich nicht mit absoluter Bestimmtheit behaupten: „Das ist das Kloster, in dem ich eingesperrt war.“

Es war ein strenges, katholisches Kinderheim, das in einem Kloster untergebracht war und geleitet wurde. Es könnte vielleicht sein, das ich die Zeit, die ich dort verbrachte, verdrängen wollte, aber alles konnte ich nicht vergessen. Die Außenansicht des Klosters sah ich höchst selten und wenn, dann nur von einer Seite, den Ein und Ausgang.

Ich konnte schon damals, eines nicht verstehen, warum hatte mich Vater ausgerechnet nach Regensburg gebracht, denn es gab in Landshut auch ein Kloster und verschiedene Heime und sie hatten bestimmt freie Plätze? Warum mussten wir drei Kinder in verschiedene Heime gesteckt werden? Drei Kinder, drei verschiedene Klöster, musste das wirklich sein? Es wurden zwar Mädchen und Buben getrennt untergebracht, aber es wäre bestimmt ein Platz für Monika oder Georg vorhanden gewesen.

Regensburg ist wirklich eine schöne Stadt, sie hat eine wunderbare schöne Altstadt und somit sehr viel zu bieten. Aber nicht, für ein verlassenes dreijähriges Kind, das die meiste Zeit eingesperrt, in einem alten Kloster lebt und sich überhaupt nicht auskennt und von den alten, gehässigen Klosterschwestern abhängig ist. Nur wenn sie wollten und mitgingen, durften wir die alten kalten Gemäuer verlassen, das war ein Fest, als wir endlich etwas anderes zu sehen bekamen und die vielen Schaufenster begutachten konnten. Wenn sie gut aufgelegt waren, bekamen wir mal eine Bratwurst bezahlt, an einem der vielen Stände, die es in der Innenstadt gab.

Wehe ein Kind lief nicht so, wie sie das wollten, dann rutschte ihnen schnell die Hand aus. Wie gesagt, liebe Worte oder Lob, war echt eine absolute Seltenheit, mit diesem, waren die Klosterschwestern sehr sparsam. Größere Ausflüge wurden niemals genehmigt, wir kamen in dieser Zeit überhaupt nicht aus Regensburg heraus, nicht einmal ein Zoobesuch, nichts wurde für uns unternommen, die Stadt und das Kloster waren, das einzige was wir kannten und keinen Schritt weiter.

Alles lief nach einem genauen Zeitplan ab, schon in aller Frühe stand eine Schwester an der Tür, mit einer Glocke, sie war furchtbar laut, wir mussten alle schnell aus dem Bett hüpfen und uns daneben stramm aufstellen, danach musste andächtig gebetet werden. Wir konnten keine Kissenschlacht oder ähnliches machen, wir wurden nur gedrillt und wehe, wir taten nicht das, was ein Teufel in Schwesterntracht von uns verlangte, dann gab es kräftige Ohrfeigen, es machte ihnen überhaupt nichts aus, zehn Mädchen nach einander zu schlagen, in dieser Disziplin hatten sie ein großes Durchhaltevermögen.

Ich kam mir vor, als wäre ich in der Bundeswehr, dieser Drill wäre bestimmt nicht so arg gewesen, als der in diesem katholischen Kinderheim.

Danach schaute die Schwester die Betten an und hatte ein Kind ins Bett gemacht, bekam dieses kleine Mädchen Prügel und dann musste sie mithelfen ihr Bett neu beziehen.

Sich Waschen, Zähneputzen und natürlich pünktlich beim Frühstück da sein, das war in diesem Fall oberstes Gebot, jedes Mädchen besaß seinen eigenen Sitzplatz, der unbedingt eingehalten werden musste, obwohl man lieber bei einer Freundin sitzen wollte.

Jeden Tag mussten wir danach in die Frühmesse gehen, das war furchtbar für mich, warum sollte ich jeden Tag in die Kirche gehen. Aber die Schwestern passten gewissenhaft auf, damit kein Mädchen fehlte. Danach war Mittagessen, natürlich pünktlich um zwölf Uhr und ich musste auf meinem Sitzplatz sein. Alles wurde gewissenhaft kontrolliert.

Wenn zwischendrin noch etwas Zeit war, konnten wir kurz zusammen spielen. Aber es waren kaum Spielsachen vorhanden, selbst mit Puppen waren sie sparsam, die schon sehr mitgenommen aussahen. Deswegen gab es oft Streit, die Folge war, dass wir von den Schwestern noch obendrein eine Ohrfeige bekamen. Oft mussten wir das spielen, was die Schwestern vorgaben, es war auch kein Wunder, es war kaum etwas vorhanden mit dem wir uns selbst beschäftigen konnten. Es war ein sehr trauriger Spielplatz.

Meistens am Wochenende nach dem Mittagessen konnten wir ein bisschen Spielen, aber nur so lange es zugelassen wurde, wenn es am schönsten war, unterbrachen die Schwestern unser Treiben und wir mussten wieder in die Räume gehen und das tun, was sie von uns verlangten. Freizeit und Freiheit, diese Wörter kannten die alten gehässigen Klosterschwestern nicht. Ich glaube, sie hatten großen Spaß daran, uns zu schikanieren und zu quälen.

Das Abendessen war die gleiche Schikane, wie die zur Mittagszeit. Wir mussten genau um 18 Uhr zu Tisch sein. Dann kam eine Schwester und wir mussten erst ein paar Gebete sprechen, die sie von uns verlangte. Wehe sie sah, dass ein Kind nicht richtig betete oder Unfug machte, sofort bekam sie eine Strafe, in Form einer Ohrfeige oder sie musste sich in eine Ecke stellen. Leider war es so, dass die anderen Kinder den Bestraften auslachten, was für das arme Kind sehr deprimierend war. Ich bekam schon mit drei Jahren den gemeinen Drill des Klosters zu spüren.

Von Mama oder Papa bekam ich nie eine Ohrfeige oder Schläge, aber in diesem Heim umso mehr. Wenn es möglich war, ging ich manchen Schwestern aus dem Weg, schon in diesem Kindesalter, hasste ich gewisse Schwestern, von denen ich öfters verprügelt wurde. Diese Schwestern machten sich noch einen Spaß mit mir, wenn sie an mir vorbeiliefen, zuckten sie mit dem Arm so, als wollten sie im Vorbeilaufen mir eine Ohrfeige verpassen. Warum machten sie so etwas, wahrscheinlich wollten sie mich einschüchtern, damit ich vor ihnen Angst bekam und ihnen aufs Wort folgte, mit anderen Kindern machten sie das Spiel genauso.

Selbst, das zu Bett gehen, musste nach einem genauen Zeitplan geschehen. Pünktlich um 21 Uhr wurde es dunkel in unserem Saal und es musste totale Stille herrschen. Aber zuerst mussten wir uns vor dem Bett aufstellen und mit einer Schwester ihre Nachtgebete sprechen. Ich hasste dieses Zeremoniell, bei jedem Anlass mussten wir beten, ich dachte mir oft, könnten wir das nicht einmal auslassen. Aber nein, es war ein Befehl und darum mussten wir alle, absoluten Gehorsam leisten.

Ich fragte mich oft, musste das wirklich sein, wir waren doch noch Kinder? Verstanden wir überhaupt, was sie da jedes Mal von uns wollten und für wen und warum wir das machen sollten? Ich hatte das Zeremoniell, nur als eine reine Schikane der Schwestern gehalten.

Natürlich bekam irgend ein Mädchen, das sie sich ausgesucht hatten, eine kräftige Ohrfeige, das war vor dem Bettgehen ganz normal, wollten sich die Klosterschwestern, damit Respekt verschaffen, damit in dem großen Saal Ruhe einkehrte oder wollten sie ihre eigene Aggression abbauen. Es hätte sich auch so, kein Kind getraut, die Schwester zu verärgern.

Als wir danach in unsere Betten verschwunden waren, schaute sie nach, ob wirklich alle Kinder brav und ruhig dalagen. Wehe nicht, dann bekamen wir zusätzlich, die bekannte Strafe, aber zur Abwechslung, wurden auch Kopfnüsse verteilt, die Ohren langgezogen, die gemeinen Schwestern waren in diesem Fall oft sehr einfallsreich, ich konnte mir nicht vorstellen, woher sie diese Fantasien bekamen, aber Gott gab sie ihnen bestimmt nicht?

Geheult werden durfte nicht, das war für die Schwester eine Ruhestörung, denn dann konnte die edle Klosterprinzessin nicht schlafen, dann schrie sie uns alle an und drohte mit sehr gemeinen Strafen, bis das letzte Kind zu weinen aufhörte. Diese Klosterschwestern besaßen wirklich kein bisschen Mitgefühl oder Mitleid für uns Kinder, selbst Tiere werden oft besser behandelt.

Wer glaubt, wir hatten dann unsere Ruhe vor dieser gemeinen Schwester, der hatte sich gewaltig getäuscht. Nein die verschwand nicht aus unserem Zimmer. Am Ende des Saales war ein kleines Podest, mit Vorhängen herum, hier verschwand sie, wenn sie glaubte, das alles Ruhig und in Ordnung war, dann zog sie sich dahinter aus und legte sich dort in ihr eigenes Bett.

Wenn eines der Kinder glaubte, es könnte die Nachtruhe stören und einen kleinen Scherz machen oder einen anderen Unfug und die alte Hexe stehe deswegen nicht mehr auf, das Mädchen hatte sich gewaltig getäuscht, flink hatte sich die Schwester komplett wieder angezogen, ohne ihre Tracht bekamen wir die Schwestern nie zu sehen.

Schnell war sie bei dieser Ruhestörerin und diese hatte wahrlich nichts zu lachen, denn es war eine Höchststrafe die Nachtruhe der Klosterschwester zu stören, oft bekamen wir die Strafe gemeinsam ab. Sie zog das Mädchen an den Ohren hoch, bis sie im Bett stand, diese Klosterschwestern waren zu uns Kinder sehr brutal. Heulte sie daraufhin, dann bekam sie noch ein paar kräftige Ohrfeigen hinterher, bis sie zu heulen aufhörte.

Wenn so etwas vorkam, hatte ich große Angst, denn die Schwester war in so einem Fall, danach immer sehr zornig, brüllte furchtbar herum, diese Schwestern waren so ekelhaft, das kann man sich gar nicht vorstellen, furchtbare Drohungen schrie sie zum Schluss in den Raum und setzte sie dann doch noch um. Danach ging sie in ihr Podest zurück, als wäre nichts gewesen. Aber bei uns Kindern blieb die Angst zurück.

Danach verschwand sie wieder hinter den Vorhängen und legte sich wieder zur Ruhe und sie duldete natürlich keine weitere Störung. In solchen Nächten konnte ich sehr schlecht schlafen, ich hatte immer eine so große Angst, das ich sehr oft Alpträume davon bekam. Es war nicht immer dieselbe Schwester, die in unserem Saal übernachtete, sie wechselten sich regelmäßig ab und diese Schwester übernahm in der Frühe unser unsanftes wecken, dass wir gemeinsam hassten, wie alles in diesem kalten Gemäuer. Natürlich folgte ein Morgengebet, obwohl ich noch nicht richtig wach war.

Ich war sehr froh, wenn Schwester Klementine die Nachtruhe überwachte, dann wusste ich, dass die Nacht sehr ruhig verlief, ich schlief in diesen Nächten viel besser, denn ich brauchte keine Angst haben und somit bekam ich auch keine Albträume.

Auch meine Kameradinnen mochten diese Frau, deswegen wollten wir sie auch nicht ärgern. Damit sie weiter zu uns nett war. Wenn ich etwas brauchte oder wissen wollte, suchte ich sie überall, bis ich sie fand und hoffte, dass sie mir hilft und meistens bekam ich dann das Erwünschte. Schwester Klementine war unter uns Kinder sehr beliebt, das störte den anderen Schwestern und sie versuchten sie zu beeinflussen, das sie allerdings nicht zuließ.

Das, was sich heute kein junger Mensch vorstellen kann, wir kannten kein Fernsehgerät, kein Radio, keinen Computer und kein Handy, nichts besaßen wir, absolut kein einziges eigenes Spielzeug. Nur die paar verschlissenen Sachen, die an den Spielplätzen herumlagen und für dieses alte Zeug mussten wir noch streiten oder kämpfen. Gesellschaftsspiele, das durften wir tun, sofort waren die alten, bösen Schwestern dabei, das war was für sie, das wollten wir allerdings nicht, wir konnten in diesem Heim kaum etwas alleine tun, wir konnten nirgends für uns allein sein. Sie machten für uns gar nichts und trotzdem mussten sie überall ihre Nase reinstecken. Das war echt furchtbar, das kann man sich gar nicht vorstellen? Am liebsten hätten sie uns alles verboten, was uns Spaß bereitete.

Als ich ein paar Jahre in dem Heim hinter mir hatte, war ich immer noch sehr traurig. Den ich vermisste natürlich noch immer mein zu Hause, ich konnte es nie vergessen.

Aber was mich noch trauriger machte. Ich bekam nicht einmal einen Besuch. Mein Vater und Georg schauten nicht einmal nach mir und fragten nach, wie es mir in dem scheiß Kloster geht. Von meiner kleinen Schwester konnte ich so etwas nicht erwarten. Ich fragte mich oft, wie es ihnen jetzt wohl geht. Ich konnte zu diesem Zeitpunkt noch nicht wissen, dass Monika und Georg in einem anderen Heim steckten, wahrscheinlich mussten sie das gleich Schicksal erleiden, wie ich.

Manchmal, wenn ich in der Nacht an sie dachte und an meinem kleinen Hund, musste ich immer noch weinen. In diesem Kloster heilte die Zeit keine Wunde, sie brach immer wieder auf und sie wird sich nie ganz verheilen.

Als ich dann etwas älter wurde, mussten wir immer mehr Dinge selbst übernehmen, wie zum Beispiel, die Betten machen. Beim Tischdecken mithelfen und noch viele weitere Kleinigkeiten. Gott sei Dank wurde ich meistens verschont, andere Kinder mussten in der Messe mithelfen. Das hätte mir gerade noch gefehlt.

Wir waren schon etwas größer und älter, deswegen bekamen wir ein paar alte vergilbte Bücher hingeschmissen und wir sollten lesen lernen, das machte mir überhaupt keinen Spaß. Die alten Schwestern hatten mit uns keine Geduld, wenn wir nicht gleich alles beherrschten, wurden wir an den Ohren gezogen oder wir bekamen eine Kopfnuss, eine der alten Schwestern sagte zu mir: „Das fördert das Denkvermögen.“ Diesen ungeduldigen Schwestern sollten wir, genauso öfters auf den Kopf klopfen.

Aus einer Bibel und anderen Kirchen Bücher sollten wir vorlesen, das gefiel mir überhaupt nicht, das waren keine Kinderbücher, es waren keine lustigen Geschichten, so machte lernen keinen Spaß. Diese Schwestern waren natürlich keine gelernten Pädagogen und genauso gingen sie mit uns um. Lernen mit Ohrfeigen und Kopfnüssen, was anderes kannten die alten Schwestern nicht. Je mehr sie auf uns einprügelten, umso schneller lernen wir das Lesen, das glaubten, die alten Klosterschwestern wirklich?

Was für uns Mädchen nicht so toll war, wir mussten alle die gleiche Kleidung tragen, es war sozusagen die Klostertracht, wir besaßen nichts Anderes, was wir anziehen konnten. Es war eine furchtbare Tracht und neu war sie auch nicht, wer weiß, wie viele andere Kinder diese Kleidung schon vor mir getragen hatten, aber was soll es, wir konnten das alte Gemäuer, ohne diese alten Weiber nicht verlassen und was sollten wir machen, wir konnten nicht in ein Geschäft gehen und andere Klamotten kaufen, wir besaßen kein eigenes Taschengeld, wir hatten noch nie eine Münze oder Geldschein zu Gesicht bekommen.