Aufstand der Dämonen  Band 1 - Peter S. Fischer - E-Book

Aufstand der Dämonen Band 1 E-Book

Peter S. Fischer

4,7

Beschreibung

Mirko, ein einsamer Werwolf, lebt mit seiner Herrin Waltraud und einem Vampir namens Igor in einem Berliner Penthouse. Durch Zufall begegnet er Musti, einem türkischen Werwolf. Gemeinsam sind sie auf der Flucht vor einem gewieften Vampirjäger mit dem Namen Van Hinten. Sie treffen eines Tages auf die schöne Sabine, welche die magische Welt eines keltischen Zirkels kennenlernt und sich daraufhin von Waltraud zur Hexe Jennie ausbilden lässt. Als ein Dämon namens Moloch auftaucht, wendet sich das Blatt jedoch für alle und einstige Feinde entwickeln eine immense Gruppendynamik und werden zu einer starken Gemeinschaft. Nun müssen sie gemeinsam gegen die mächtigen Kreaturen der Hölle um ihr Überleben kämpfen. Doch warum es das Böse genau auf Mirko und Jennie abgesehen hat, gilt noch herauszufinden.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 688

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
4,7 (18 Bewertungen)
13
5
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Buch

Mit dieser Geschichte möchte ich Ihnen Einblick in eine phantasievoll beschriebene neue Welt voller Ritualen und Mythen geben.

Jeder Figur in diesem Buch habe ich einen außerordentlich starken, gefestigten und eigenständigen Charakter verliehen. Erleben Sie, wie sich in der Zusammenkunft, teils zufälliger Begegnungen, innerhalb der guten sowie der bösen Welt, trotz einiger interner Zwistigkeiten, dennoch im Buch eine immense Gruppendynamik entwickelt. Hauptsächlich handelt es sich hierbei um Kreaturen, die zwar ihrem doch recht bekannten Image auf die eine oder andere Weise nachkommen, sich aber durch ihre speziellen Fertigkeiten durchaus andersartig darstellen.

Im spannungsgeladenen Teil befinden Sie sich mitten in der Angriffs- und Verteidigungsaufstellung und sehen, wie sich zwischen der guten und der bösen Seite ein Kampf ums Überleben entwickelt. Erleben Sie während des Kampfes überaus starke Emotionen, wie ungehaltene Wut, tiefe Trauer und spürbarer Kampfgeist.

Ich lade Sie ein, mich in diese faszinierende, humorvolle und zugleich spannende Phantasiewelt zu begleiten. Lassen Sie das Klischee der einkaufswütigen Damen- und der biergenießenden Männerwelt, den Zusammenhalt eines keltischen Zirkels und dessen Umgang mit keifenden Dämonen auf sich wirken und sich von sehnsüchtigen Werwölfen und der Verwandlung eines Mädchens zur Junghexe, verzaubern.

Und nun wünsche ich Ihnen viel Freude beim Lesen dieses Fantasy Romans.

Inhalt

Kapitel 1

Eine neue Bekanntschaft

Kapitel 2

Die Herrin und der Meister

Kapitel 3

Van Hinten

Kapitel 4

Die Hexenanwärterin

Kapitel 5

Van Hinten sucht

Kapitel 6

Der Einkaufsbummel

Kapitel 7

Van Hinten beobachtet

Kapitel 8

Vorfreude auf das große Fest

Kapitel 9

Der Brocken

Kapitel 10

Die Zeremonie beginnt

Kapitel 11

Tag zwei der Zeremonie

Kapitel 12

Dritter Tag des Hexenfestes

Kapitel 13

Igors Blutrausch

Kapitel 14

Mirkos und Mustis Jagd

Kapitel 15

Jennie und Mirko

Kapitel 16

Moloch tobt

Kapitel 17

Das Grillfest und eine magische Kugel

Kapitel 18

Van Hintens Vorbereitungen

Kapitel 19

Moloch bekommt Besuch

Kapitel 20

Am Brocken

Kapitel 21

Die Totenfeier der Gefallenen

Kapitel 22

Molochs Totenfeier

Kapitel 23

Ausflug nach Berlin

Kapitel 24

Das Druidendorf

Kapitel 25

Moloch kommt wieder

Kapitel 26

Der Zauberspiegel

Kapitel 27

Die Dämonenwahl

Kapitel 28

Mirko und Mustis Jagd

Kapitel 29

Überraschung am See

Kapitel 30

Der Angriff der Dämoninnen

Kapitel 31

Die Spannung wächst

Kapitel 32

Die Beerdigung

Kapitel 33

Die Sitzung und Schorsch

Kapitel 34

Die magische Kugel

Kapitel 35

Berlin und Jennies Tante

Kapitel 36

Kampf um Sophies Überleben

Kapitel 37

Die Hölle

Kapitel 38

Jennie und Mirko

Kapitel 39

Jennie und ihr Baby

Wenn die Erde aufgrund der Umweltverschmutzung nicht mehr bewohnbar ist,

wenn Naturkatastrophen auswuchern und uns heimsuchen,

wenn Krankheiten versuchen uns auszurotten,

wenn Krieg unsere Erde beherrscht,

und dennoch einige Menschen auf diesem Planeten ums Überleben kämpfen, solange wird die Magie eines Buches niemals aussterben.

Es wird weiterhin gelesen und geschrieben werden.

Peter Fischer

Kapitel 1

Eine neue Bekanntschaft

In einer sommerlichen Berliner Vollmondnacht durchdringt ein gruseliges und sehnsüchtiges Wolfsgeheul die Dunkelheit. Ein lautes Krachen, tiefes Knurren und ein böses Fluchen sind plötzlich im Gebüsch zu vernehmen. Dann läuft ein großer, muskulöser Werwolf namens Mirko aufrecht aus dem Wald heraus. Sein Fell wirkt struppig und vollkommen verfilzt. Selbst ein Straßenköter trägt ein Schöneres am Leib. Dieses hier ist vereinzelt mit getrocknetem Blut beklebt und stinkt fürchterlich. Seine letzte Mahlzeit ist wahrscheinlich noch nicht besonders lange her. Die wilde Kreatur hat einen Mann einfach während des Austretens zu seinem Opfer auserkoren. Kein schöner Tod für den Armen. Hätte er vorher sein Schicksal erahnt, wäre er sicher nicht hinter die dichten Büsche gegangen, sondern hätte eine ordentliche Toilette aufgesucht. Doch leider ist der immense Hunger des Werwolfes noch immer nicht vollständig gestillt. Nichts kann ihn wirklich sättigen. Sehnsüchtig heult er noch einmal den Vollmond an und jammert vor sich hin. „Ich bin so allein. Niemand ist da, mit dem ich mich austauschen kann. Ich bräuchte so dringend eine Frau.“ Er ist zwar monströs, doch wirkt er in diesem Moment überaus verzweifelt. Nur einmal möchte er ein weibliches Heulen in der Ferne vernehmen. Mit blanken Pfoten würde er weite Strecken für sie zurücklegen. Hauptsache sein Verlangen nach ihr wird endlich gestillt. Immer wieder heult er verzweifelt auf, doch sein Ruf wird einfach nicht erwidert. Merkwürdiger Weise fängt er dann tänzelnd zu schreien an. „Niko, Niko – Lausi!“ und greift sich zwischen die Beine um sich zu kratzen. „Meine Damen und Herren, ja, meine Laus heißt Niko und er gibt keine Ruhe. Wie gerne würde ich dich doch zerquetschen, du Mistviech.“, witzelt und schimpft er zugleich vor sich hin.

Plötzlich spitzt Mirko seine Ohren. Da war doch eben ein Geheul? Inständig hofft er, endlich sein Weibchen gehört zu haben. Ohne langes Zögern heult er in die Richtung aus der er es vernommen hat zurück. Der Werwolf wirkt überaus nervös. Doch sein Ruf wird nicht erwidert. Aufgeregt läuft er hin und her. Der Schweiß zeichnet sich auf seiner Stirn ab. Gleich heult er noch einmal, sodass sie ihn auch bestimmt findet. Aufmerksam spitzt er noch einmal seine haarigen Ohren ins Nichts. Vielleicht heult sie ja noch einmal für ihn?

Auf einmal kommen seltsame Geräusche aus dem Wald. Sie muss ganz in seiner Nähe sein. Mirko wird immer nervöser. Er kratzt sich nochmal zwischen seinen Beinen und flüstert. „Niko, du musst nun stillhalten.“ Es raschelt dann wieder hinter ihm. Seine Augen werden immer größer, doch er kann nur einen groben Umriss erkennen, welcher sich direkt auf ihn zu bewegt. „Sie ist es. Ja, ich wusste es.“, freut er sich. Dann tritt ein weiteres, riesiges Geschöpf aufrecht aus dem Dickicht hervor. Mirko erkennt nun einen männlichen Werwolf, bepackt mit einem großen Rucksack. Er schaut sich um, als hätte er sich verlaufen. Dann grüßt er Mirko erleichtert. Doch der geschockte Werwolf kann es überhaupt nicht fassen. Die Enttäuschung steht ihm ins Gesicht geschrieben. Gereizt meckert er ihn gleich an. „Was willst du hier? Dich habe ich nicht gerufen.“ Wütend knurrt er um sich, sodass ihm gleich der Speichel aus dem Maul läuft. „Ich habe nach einem Weibchen geheult. Ach, das wäre zu schön gewesen.“ Der andere Werwolf sieht ihn sich genau an und antwortet lachend in einem ausländischen Akzent. „Waaaaaas? Willsch du Weibchen? Kann ich Weibchen für disch sein.“ Mirkos Rute klappt nach diesen Worten umgehend zwischen die Hinterläufe. Vollkommen entsetzt starrt er sein Gegenüber an. Ängstlich und zornig zugleich knurrt er. „Daran brauchst du nicht einmal zu denken. Was bist denn du für einer?“ Sekunden lang ist es still. Mirko besinnt sich, denn nun hat er wenigstens etwas Gesellschaft. Wenn auch nicht die Gewünschte. „Wie heißt du eigentlich? Und wieso redest du so komisch? Wo kommst du denn her?“ „Heiß isch Musti und komme aus Türkei.“ Ungläubig schüttelt Mirko seinen Kopf. Mit einem zusammengekniffenen Auge sieht er ihn an und wird nun neugierig. „Und was tust du dann hier? Es muss dir doch echt kalt sein bei dem Sauwetter hier.“ Musti klärt ihn auf. „Wurde isch vor einiger Zeit von Van Hinten gejagt. Bin dem knapp entkommen und lief isch immer weiter. Nun bin isch hier. Vielleicht kann isch hierbleiben. Weiß isch noch nicht. Isch voll egal.“ Schockiert von seiner Geschichte setzt sich Mirko nun zu ihm auf einen großen Stein. Musti schlägt seine Beine übereinander und mustert den anderen eingehend. Dieser bemerkt seine anzüglichen Blicke und tadelt ihn vorsichtshalber. „Um klare Verhältnisse zu schaffen. Ich bin nicht vom anderen Ufer. Gerne können wir uns weiter unterhalten, doch ich warne dich, nicht eine Pfote an mich zu legen.“ Musti fühlt sich völlig vor den Kopf gestoßen. Etwas beleidigt wendet er seinen Kopf zur Seite. Der gutmütige Mirko entschuldigt sich aufrichtig. Er möchte ja noch einiges von ihm wissen. „Willst du wirklich hier bleiben oder ziehst du weiter?“ Musti sieht auf seine gepflegten Krallen und antwortet distanziert und etwas gelangweilt. „Vielleicht bleib isch Berlin oder geh zu Mannheim. Weiß isch nicht.“ Mirko möchte ihm helfen. „Also Berlin selbst ist nicht so gut. Schon vor 50 Jahren wollte niemand hier her. Dort soll sich jetzt das größte Altenheim Deutschlands niedergelassen haben. Es nennt sich angeblich Regierung. Dort gibt es nicht einen Menschen unter 50 Jahren. Das Fleisch schmeckt zäh und ist voller Medikamente habe ich mir sagen lassen.“ Musti ist erstaunt. „Hey, meinsch du Gammelfleisch?“ „So ähnlich. Nur parfümiert. In Mannheim hast du bessere Möglichkeiten.“ Im selben Moment zuckt Mirko völlig zusammen. „Niko! Was machst du da? Ich zerquetsche dich, wenn du nicht sofort aufhörst!“ Mirko schaut ruckartig ertappt auf. „Das sollte ich vielleicht erklären. Ich habe eine Laus namens Niko. Dieses Mistviech plagt mich schon seit geraumer Zeit.“ „Möscht isch Niko sein.“, strahlt Musti. Und lacht schelmisch. Mirko bekommt diese Aussage in den falschen Hals und warnt den türkischen Werwolf erneut. „Wenn wir Freunde werden wollen, halte dich gefälligst zurück!“ „Hey Mirko, wo wohnsch du? Schläfsch in einem Bett?“ Mirko sieht Musti ganz verwundert an. Warum möchte er das wohl wissen? „Nur zur Information, ich wohne bei meiner Herrin in einem großen Penthouse. Das ist im obersten Stockwerk eines Hochhauses. Natürlich schlafen wir alle in unseren Betten.“ Musti wird nun neugierig. Er kennt solche Wohnverhältnisse gar nicht. „Was isch Penthouse?“ „Na, das ist eine große Wohnung, ganz oben in einem Hochhaus. Meine Herrin und mein Meister können von hier aus unbemerkt ihre Flüge starten.“, erklärt Mirko seufzend.

„Und du kommst wirklich aus der Türkei? Dort war ich noch nie. Aber ich denke, dass es sich eh um ein kleines Land handelt.“ Musti ist nun ganz entsetzt. „Doch! Isch Türkei großes Land!“ Mirko erklärt weiter. „Ich glaube nicht, denn ich kenne eure Fahne. Da ist doch nur ein Halbmond darauf abgebildet. Ich glaube, der Halbmond steht für ein kleines Land. Nur ein Vollmond deutet also auf ein großes Land hin.“ Musti fürchtet um die Ehre seines Herkunftslandes. Gekränkt knurrt er. „Werden wir noch größer werden! Unser Mond wird größer werden! Werden wir erwachen!“ Mirko kontert ironisch. „Klar, ihr werdet alle erwachen. Beim aufgehenden Halbmond oder was? Bestimmt weißt du noch nicht, wo du hinsollst. Am besten bleibst du heute bei uns. Ich nehme dich mit ins Penthouse. Wenn du möchtest, stelle ich dir meine Herrin vor. Aber benimm dich!“ „Werde misch bestimmt besser benehmen als du.“, antwortet Musti frech. Dann stehen sie auf und machen sich auf den Weg in die Stadt. Dabei reden sie ununterbrochen weiter, während die Silhouette der Stadt am Horizont erscheint. Musti staunt. „Stadt ist riesengroß!“ Mirko lacht. „Bestimmt größer, als die Türkei.“ Musti versteht diesbezüglich jedoch keinen Spaß. Er wirkt zunehmend zorniger. „Kennsch du Istanbul nicht.“ „Gibt es dort denn auch Hexen, Vampire und Werwölfe?“ Musti nickt. „Gibt es bestimmt sowas. Van Hinten war ja da.“ Er möchte nun doch wissen, was ihn nun erwartet. „Ey Musti, wie isch Herrin und Meister so? Isch dem korrekt?“ Mirko schmunzelt. „Das findest du am besten selbst heraus.“ Schnell marschieren sie durch ein großes Unterholz und nähern sich dabei dem Stadtrand. Musti möchte in die nächste Straße laufen, doch Mirko ruft ihn zurück. „Halt! Das ist eine Sackgasse!“ Musti sieht ihn fragend an. „Was isch Sackgasse?“ Mirko schüttelt den Kopf und erklärt. „Eine Sackgasse ist eine Straße, die irgendwann endet. Das Wort kommt aus dem Mittelalter. Diese Gassen wurden meistens zur Prostitution genutzt. Die Männer gingen mit vollen Säcken hinein und kamen entleert wieder heraus. Darum wurden sie so genannt.“ Musti staunt Mirko nun völlig ungläubig an. „Muss isch reingehen. Komm isch leer raus.“ Mirko schüttelt nur den Kopf. „In dieser wirst du das bestimmt nicht schaffen. Komm, lass uns weiter zur Herrin und zum Meister laufen!“

Vorsichtig streunen sie von Straße zu Straße. Stets streng darauf bedacht, nicht von den Menschen gesehen zu werden. Sie wollen jetzt ja nicht jagen, sondern zum Penthouse. Als sie dann bei dem Hochhaus ankommen, bemerkt Mirko, dass Musti sein Maul vor Staunen gar nicht mehr zubekommt und ihm so sein Sabber herausläuft. Es sind mindestens 10 Stockwerke. In den Fenstern brennt beinahe kein Licht mehr. Musti steht lange davor und kratzt sich fragend am Hinterkopf. „Ey Mirko, wie kommsch da hoch?“ Mirko erklärt ihm gelassen. „Na, wir fahren mit einem modernen Aufzug hoch.“ Musti staunt wieder. „Wie? Willsch du so da hoch?“ und zeigt auf seine Werwolfs Gestalt. Mirko lacht. „Nein, wir verwandeln uns natürlich erst einmal zurück. Was denkst du denn?“

Nach der Verwandlung stehen nun zwei stattliche Männer vollkommen nackt da. Beide sind beinahe gleichgroß mit schlanker, muskulöser Statur. Mirko wirkt wie ein blonder, blässlicher Sunnyboy mit leichter Naturwelle. Musti hingegen kennzeichnet sich durch seine dunklen, gewellten Haare, seinem Dreitagebart und einer schönen, gesunden Bräune. Zwei junge, attraktive, modelähnliche Männer mit unterschiedlichem Äußeren. Musti greift in seinen Rucksack um sich seine Kleidung herauszuholen, während Mirko hinter den nahe der Haustür gelegenen Busch verschwindet und nach einer Weile angezogen wieder hervortritt. Beide sehen nun rein äußerlich, wie zwei Bettler aus. So begeben sie sich ins Haus und drücken auf den Aufzugknopf. Das große Foyer wirkt sehr modern und eher kühl. Die Aufzugtür befindet sich direkt geradeaus, also im unmittelbaren Blickfeld. Während sie auf das Öffnen der Türen warten, fragt Mirko ungläubig. „Und du kennst wirklich keinen Aufzug?“ „Komme isch von Land. Da geht nix mit Aufsugknopf.“ Kurze Zeit später öffnen sich die Türen und ein silberner, verspiegelter Innenraum mit LED-Beleuchtung wartet auf den Eintritt der Herren. Mirko steckt seinen Schlüssel in ein Schloss, dreht diesen um und ein Licht leuchtet auf. Dann fährt der Lift direkt in die Penthouse Wohnung hoch. Die Türen öffnen sich und Mirko nickt Musti zu, um herauszutreten.

Dieser traut gleichdrauf seinen Augen nicht. Er blickt direkt in einen großen Vorraum. Hier scheint seit ein paar hundert Jahren die Zeit still zu stehen. Die Einrichtung und Dekoration ist im mittelalterlichen Stil gehalten. Sämtliche dunklen Möbel sind völlig eingestaubt und von Spinnweben überzogen. Es gibt hier nicht einmal eine elektrische Lampe. Stattdessen stehen überall Kerzen herum. Musti betritt verängstigt und etwas unsicher eine ganz eigene, ungewohnte Welt.

Kapitel 2

Die Herrin und der Meister

Dann deutet ihm Mirko weiter in die Wohnung zu gehen. Erstaunt sieht Musti auf einen Mann, welcher an einer großen Tafel sitzt. Es ist der Meister. Dieser trägt einen langen Umhang, ist leichenblass, hat blutunterlaufene Augen und zwei spitze Zähne ragen aus seinem Mund heraus. Als die Männer den Raum betreten, sieht er die Beiden schräg von der Seite an. „Struppi, bist du wieder hier? Wen hast du uns denn heute mitgebracht? Einen Straßenköter, so wie du einer bist?“ Er schmunzelt über seinen eigenen Witz und trinkt aus seinem Glas. Musti errötet bei seinen Worten. Da er versprochen hat, sich zu benehmen, steht er einfach nur wortlos und schüchtern da. Dann blickt er in die Ecke und sieht eine Dame mittleren Alters mit rotem, langem Haar, welche sich ausgiebig im Spiegel betrachtet. Das muss wohl die Herrin sein. Diese schaut grinsend in ihre Richtung. „Interessant. Endlich habe ich mal wieder Frischfleisch im Hause. Nun steht nicht so da und kommt nur herein!“ Sie möchte Mirko ein wenig ärgern, also geht sie auf den Witz des Meisters ein. „Also mein Lieber, soll ich nun etwa für einen weiteren Köter die Hundesteuer zahlen oder warum bringst du mir diesen Streuner mit?“ Dann sieht sie zur Tafel und spottet weiter. „Er denkt wohl, ich werde nun noch mehr Häufchen mit diesen komischen Tütchen aufheben. Ob er wohl auch stubenrein ist? Wer weiß, vielleicht braucht er noch eine harte Hand, die ihn erzieht. Hat er denn überhaupt eine Hundemarke? Oder braucht er gleich einen Maulkorb?“ Schallend lacht sie auf und kann sich gar nicht mehr beruhigen. Musti weiß überhaupt nicht, wie ihm zumute ist. Was soll er denn dazu noch sagen? Mirko flüstert ihm beruhigend zu. „Es ist wirklich alles in Ordnung. Die machen öfters so dumme Witze. Lass dich davon nicht irritieren.“ Die Dame sitzt noch immer vor ihrem Spiegel, spielt mit einer Locke und dreht sich dann wieder Richtung Spiegelbild um. Der Meister hat nun das Bedürfnis seine Frau zu ärgern, also spottet er. „Waltraud, schau nicht so lange in den Spiegel. Davon wirst du auch nicht gerade schöner. Wären wir bei Schneewittchen, könntest du dein Möbelstück fragen, wer die Hässlichste im Land ist. Bestimmt würdest du da erwähnt. Und warum schminkst du dich denn überhaupt noch? Die ganze Farbe versickert doch eh in deinen tiefen Gesichtsfalten. Der Hammer ist ja sowieso, dass sie mit ihren über dreihundert Jahren noch immer meint, sie kann durchaus noch einen Mini tragen. Soll man denn auch noch deine Falten am Hintern oder deine hässlichen Krampfadern zählen? Da würde man ja gar nicht mehr fertig werden. Und einen String Tanga trägt sie auch noch. Der verschwindet doch sowieso zwischen deinen wulstigen Pobacken. Da könntest du auch gleich gar nichts drunter tragen. Da gäbe es überhaupt keinen Unterschied.“ Jedes einzelne Wort des Vampirs verletzt die sonst so selbstbewusste Waltraud immer mehr, doch sie gibt sich keine Blöße und kontert nur. „Und das sagt mir einer, der zum Jagen geht und sturzbetrunken dann wieder nach Hause kommt. Am nächsten Tag liegst du dann die ganze Zeit im Bett und pennst. Ich kann gerne mal von deinen Eskapaden vor ein paar Wochen erzählen. Da hat der Herr nämlich gemeint, er müsste einen Junkie beißen. Drei Tage und drei Nächte hat er verschlafen. Mit ihm war gar nichts mehr anzufangen. Total weggetreten war er und er hätte sich wohl überhaupt nicht mehr so schnell erholt, hätte ich mich nicht um ihn gekümmert. Meinen guten Kräutern sei Dank. Nur so habe ich ihm wieder auf die Beine geholfen. Hierfür war ich natürlich wieder gut genug für ihn.“

Sie dreht sich wieder zu den attraktiven Männern um und erzählt ihnen wütend. „Und das ist jetzt der Dank dafür. Jede Nacht beißt er einen anderen Alkoholiker und manchmal ist sogar ein Junkie dabei. Seht ihn euch an! Er sieht ja selbst nicht besser aus.“ Sie wendet sich dem Vampir zu. „Du verhältst dich, wie ein Abhängiger. Was haben wir denn noch voneinander? Du verschläfst unsere gesamte Zeit. Ich hingegen lebe außerordentlich gesund, nehme meine Kräuter zu mir und rauche auch nur das, was ich selbst angebaut habe. Und darum sehe ich für mein Alter auch noch so verdammt gut aus. Das meint ihr doch auch, meine Lieben?!“ Sie zwinkert den Männern vornehm zu. Mirko glaubt, sich verhört zu haben. Am liebsten hätte er laut gelacht und muss sich stark anstrengen, nicht sofort loszuprusten. Sie sieht zwar nicht ganz so schlecht aus, doch das Alter zog auch nicht gerade unbemerkt an ihr vorbei. Mirko denkt genauso, doch als er bemerkt, dass die nicht mehr ganz so junge Dame auch tatsächlich glaubt, was sie da von sich gibt, nickt er nur eingeschüchtert, um sie nicht auch noch zu beleidigen.

Dann blickt er Mirko völlig verunsichert an. Dieser weiß sofort, was ihm sein Freund damit sagen möchte. Er nimmt ihn zur Seite und klärt ihn auf. „Das ist nichts Neues. Die benehmen sich schon immer so. Ich bin der Meinung, die Beiden sollten vielleicht einmal eine Eheberatungsstelle aufsuchen. Aber, ob es dann besser klappt, ist auch ungewiss. Da müssten sie sich ja für den Partner verändern.“ Gelassen steht der Meister nun auf, um sich flugfertig zu machen. Doch bevor er startet, muss er sich nochmals über seine Ehefrau lustig machen. „Dein sinnloses Geplapper glaubst du doch selbst nicht. Am besten schicke ich dich einmal zum Optiker. Du siehst anscheinend nicht mehr gut genug, um das beurteilen zu können.“ Er spricht dann in den Raum hinein. „Irgendwann lacht sie der Spiegel aus, wenn sie hineinsieht.“ Man hört ihn noch böse lachen, als er wegfliegt. Doch Waltraud kommt noch schnell herbeigeeilt und ruft ihm lautstark hinterher. „Du und dummen Witze. Sag mal, kannst du heute nicht einmal früher nach Hause kommen? Und bitte nüchtern!“ Von weitem hört man ein. „Mal sehen, vielleicht schaffe ich es ja heute.“ Leise murmelt sie. „Wer es glaubt wird selig.“ Dann blickt sie niedergeschlagen auf den Boden. Als der Meister dann am Horizont verschwindet, dreht sich Waltraud wieder zu den Herren um und lächelt dabei ganz verschmitzt. In einer verführerischen Tonlage fragt sie. „So Mirko, wie heißt denn unser neuer Freund?“ „Er heißt Musti und kommt aus der Türkei. Er war vor Van Hinten auf der Flucht und nun ist er hier gelandet.“ Waltraud meint schockiert. „Na hoffentlich hat er ihn nicht noch hierher gelockt?!“ „Glaub isch, hab isch dem abgehängt.“ Waltraud blickt Musti überrascht an. „Der redet ja so komisch. Da wird er doch Probleme haben, sich richtig anzupassen. Das haben wir gleich.“ Sie zückt ihren Zauberstab und richtet ihn auf den akzentsprechenden Mann. Dieser will umgehend fortlaufen, doch Mirko hält ihn auf. „Ist bestimmt nichts Schlimmes.“, beruhigt er ihn. Waltraud spricht einen kurzen Zauberspruch und ein Lichtstrahl wird aus dem Stab geworfen, welcher in Mustis Kehle wandert. „Was ist passiert? Ich… ich … spreche ja hochdeutsch. Ist das komisch.“, sagt er verwundert. Er weiß gar nicht, was eben geschehen ist. „Du musst dich schon anpassen, mein Lieber. So, das haben wir erledigt.“ Die Hexe dreht mit einem Finger in ihren Locken herum. „Wenn ich mir euch so ansehe, habe ich noch gar nicht bemerkt, wie gut ihr eigentlich ausseht. Die Lumpen, die ihr tragt, haben mich doch etwas abgelenkt. Nun ja, wenn der Meister schon einmal aus dem Hause ist und zwei so schöne Männer da sind, werde ich mich schon auch mit euch beschäftigen müssen.“ Dann lockt sie die Beiden ins Schlafzimmer. Mirko wirft seinen Kopf genervt nach hinten. „Das ist jetzt doch nicht wahr oder? Muss das denn jetzt schon wieder sein?“ Musti freut sich komischer Weise. Er ahnt bereits, was die Hexe von ihm möchte. „Darf ich mich mit dir beschäftigen?“, Sie blickt ihm tief in die etwas schockierten Augen. Als könnte sie seine Neigung in seinem Gesicht ablesen, tritt sie plötzlich zurück, sieht Mirko einige Minuten an. „Raus mit dir. Du bleibst draußen.“ Mirko bedankt sich erleichtert bei ihr dafür. Musti steht währenddessen vor verschlossener Tür. Was die Beiden da drin nun wohl machen? Er winkt ab und lässt sich auf einen der schweren Sessel fallen. Sofort steigt eine Staubwolke empor, welche ihn zum Husten zwingt. Nach kurzer Zeit kommen Mirko und Waltraud dann zurück. Sie ist überaus gut gelaunt und läuft beschwingt im Wohnzimmer umher, während Mirko eher gequält wirkt. Waltraud trällert vor sich hin und säuselt. „Nun bin ich so gut gelaunt, dass ich gleich eine Spritztour mit meinem neuen Turbobesen machen werde. Vielleicht geht ihr ja in dieser schönen Nacht auch noch ein bisschen aus?“ Sie laufen gemeinsam auf die Dachterrasse, wo Waltrauds Besen am Geländer lehnt. Grazil schwingt sie sich darauf und verschwindet lachend in der Dunkelheit. Musti schaut Mirko nun fragend an. Er kann gar nicht glauben, was er in diesen wenigen Stunden so alles erlebt hat. „Frag lieber nicht. Du kannst froh sein, dass du nicht dabei warst. Mit der alten Schachtel ist es wirklich kein Spaß. Wenn ich das öfter machen müsste, würde ich nicht mehr heterosexuell veranlagt sein wollen.“, raunt Mirko. Mustis Augen leuchten sehnsüchtig auf. „Na das wäre zu schön.“ Mirko schmunzelt gequält. „Also an dieses Hochdeutsch muss ich mich erst noch gewöhnen.“ Dann laufen sie wieder zum Aufzug. Mirko seufzt. „Ich muss jetzt wirklich ein wenig raus. Ich fühle mich so bestraft.“ Musti folgt ihm unauffällig. Sie fahren hinunter, ziehen sich vollkommen nackt aus, verstecken ihre Kleidung und verwandeln sich in zwei große, muskulöse Werwölfe. Dann verschwinden sie schnell in der Dunkelheit. Nach einer Weile kann man ihr sehnsüchtiges Heulen von weitem vernehmen. Bei genauem Hinhören, kann man sogar Mirko und Mustis Stimme auseinanderhalten. Gemeinsam steuern sie nun Richtung Kreuzberg und freuen sich auf eine grandiose Jagd.

Waltraud ist nun überglücklich und völlig ausgelassen. Sie jagt ihren Besen auf Höchstgeschwindigkeit. Der neue Berliner Flughafen ist ihr erstes Anflugziel. Da dort nicht gerade viel los ist, kann sie ausgiebig ihre Loopings fliegen und neue Kunststücke versuchen. Ganztägig beleuchtet ist er zudem, da die Erbauer angeblich vergessen haben, wo sich der Lichtschalter zum Ausknipsen befindet. So kann sie immer nebenbei ihr Makeup checken. Ihr langes, rotes Haar weht wild im Flugwind der lauen Sommernacht. Waltraud fühlt sich richtig wohl und will ihr Hochgefühl nun genussvoll ausleben. Sie und ihr Besen sind ja auch schließlich das einzige Flugobjekt weit und breit. Überraschender Weise ist hier an diesem neu gebauten, jedoch noch nicht vollendeten Flughafen alles völlig verlassen. So kann sie ihren neuen Turbobesen so richtig austesten. Auch der Fortschritt in der Zauberbesentechnologie ist in all den Jahren nicht stehen geblieben, so hat sie sich vor kurzem das neueste Modell gegönnt. Verwirrt sieht sie nun um sich. „Da ist doch gerade etwas aufgeblitzt? Spinn ich jetzt? Da war doch was?“ Neugierig und doch etwas erschrocken fliegt sie erneut über die Stelle, wo es darauf gleich noch einmal aufblitzt. „Irgendetwas wird erkennbar reflektiert. Aber was?“, staunt sie und sucht wild an ihrem Äußeren nach dem Gegenstand. Dann flucht sie laut vor sich hin. „Das ist ja mal wieder typisch. Habe ich doch glatt vergessen, mir mein Höschen drunter zu ziehen. Unglaublich, mein eingecremter Hintern ist mittlerweile schon so blass, dass er doch glatt reflektiert. Ich sollte mal wieder ins Solarium. Hach, aber irgendwie ist das jetzt doch recht lustig.“ Sie hat sichtlich Spaß daran, immer wieder über das blanke Dächlein zu fliegen und es aufblitzen zu lassen. Bei jedem Blitzer lacht sie laut auf. Vor lauter Lachen und wildem Gekicher, erschrickt sie sich dann, weil sie versehentlich kurz die Kontrolle über ihren Hightech-Besen verliert. Grund dafür ist ihr vibrierendes Handy in der Jackentasche. „Wer stört mich denn jetzt?“, mault sie vor sich hin und holt es hervor. Als sie auf das Display schaut, rollt sie mit den Augen. Es ist der Meister. „War mir doch so klar, dass er mir keine Freude gönnt. Was will der denn jetzt von mir?“ Sie ist richtig sauer und schimpft laut los. „Jetzt darf ich auch noch landen wegen diesem Depp.“ Sie landet dann widerwillig und nimmt das Gespräch nicht gerade freundlich entgegen. „Was willst du denn jetzt?“, hört man sie laut sagen. „Und ich soll dir jetzt wirklich glauben, dass du einmal früher nach Hause kommst?! Na gut, dann komme ich nun heim.“ Dann beendet sie das Gespräch und hebt von neuem ab, um ganz entspannt in Richtung Penthouse zu fliegen. Ihre Laune hat sich nun wieder etwas gebessert. „Der neue Besen ist schon ein heißes Gerät. Der hat richtig power. Doch es könnten durchaus noch einige PS mehr sein. Naja, vielleicht gelingt ihnen das ja einmal.“, murmelt sie vor sich hin. Waltraud ist eine gebürtige Berlinerin. Und dieses Temperament zeichnet sie auch aus. Ihre beachtliche „Berliner Schnauze“ brachte ihr schon damals beim Umwerben ihres jetzigen Gatten einige Vorteile. Dieser stammt ursprünglich aus dem dunklen Transsylvanien. Er war damals schon ziemlich träge und seine Waltraud brachte frischen Wind in sein Leben. Anfangs hat er sie noch als „sein kleiner Wirbelwind“ bezeichnet, doch hat er sich durch seinen Alkoholkonsum so nachteilig verändert, dass die lieb gemeinten Neckereien mittlerweile in verletzende Beleidigungen ausufern. Das einstige Liebespaar geht sich meist aus dem Weg und lebt größtenteils nur noch nebeneinander her. Streng genommen hat Waltraud noch immer die ehelichen Hosen an. Eine Tatsache, welche Igor, seinem Stolz sei Dank, stets abstreitet.

Der Vampir und Meister fliegt unbemerkt und leise nach Kreuzberg. Er wirkt, wie eine zu groß geratene Fledermaus. Natürlich weiß er ganz genau, wo er seine Beute findet. Ein erfahrener Jäger kennt seine Stellen. Der Vampir sehnt sich nach etwas Alkohol. Aber normaler Fusel reicht ihm heute nicht. Er giert nach dem guten Zeug. Vielleicht hat sein Opfer ja zudem noch etwas Spezielles geraucht? „Das könnte auch nicht schaden.“, denkt er sich. Er landet direkt vor seiner Stammkneipe, verwandelt sich und geht hinein. Die enge Räumlichkeit ist heute zum Bersten voll. Beim Eintreten wird er von einigen Gästen schief angeschaut. Verständlicher Weise, da der Vampir mit seiner altmodischen Kleidung durchaus auffällt. Er setzt sich an den Tresen und sucht möglichst unauffällig nach einem Opfer. Nach einer Weile sieht er einen jüngeren Herrn, welcher anscheinend schon etwas mehr getrunken hat. Dieser hat zudem noch ein Bier und einen Cognac bei sich stehen. Eine nette Bedienung fragt Igor nach seiner Bestellung. Nun bleibt ihm wohl nichts anderes übrig, als etwas gegen seinen Willen zu ordern. Für gewöhnlich zieht er es nämlich vor, sich seinen Alkoholkonsum bezahlen zu lassen. Er setzt sich dann also hinter den Betrunkenen und beobachtet ihn unauffällig. Schon wird sein Bier von der Bedienung serviert. Damit er schleunigst wieder verschwinden kann, falls nötig, zückt er gleich seine eingestaubte Brieftasche. Als er sein Kleingeldfach öffnet, kommt ihm eine kleine Staubwolke entgegen. Sogleich kramt er darin sein letztes Metall heraus und gibt es widerwillig der erwartungsvoll schauenden Frau. Es tut ihm wirklich im Herzen weh, sein schwer erworbenes Geld herzugeben und das nur, weil er nicht aufgepasst hat. Nach dem Bezahlvorgang, kann er sich nun wieder dem noch betrunkener wirkenden Mann widmen. Er schwankt zunehmend auf seinem Hocker hin und her. Seine Augen scheinen nur noch Schlitze zu sein und seine Bewegungen fallen ihm zunehmend schwerer. Er dreht sich, so alkoholisiert er ist, auf einmal zu Igor herum und erschrickt. Anscheinend kennt er den Vampir bereits. „Nichhhhht u schhhhon wieder. Jedn ropfn hhhhabe ichhhhh mühsam in michhhhh hhhhineingeschhhhüttet. Assss warrr nichhhh billig. Ssssaug mir blosssssss nichhhts ausss! Nnnnein, as will ichhhhh nichhhht!“(Nicht du schon wieder. Jeden Tropfen habe ich mühsam in mich hineingeschüttet. Das war nicht billig. Sauge mir bloß nichts aus! Nein, das will ich nicht!) Igor hat wirklich Mühe, den Mann zu verstehen. Als wäre seine Zunge blockiert. Der Vampir schaut nach links und nach rechts. Er muss nun prompt reagieren, nicht, dass der Mann noch auf die Idee kommt, zu schreien. Er würde alle Umstehenden sonst auf sich aufmerksam machen. Nicht auszudenken, welch ein Aufsehen das erregen würde. Igor beißt so schnell er kann in den Hals des Mannes. Dieser lallt leise vor sich hin. „Assss ute Bier nd der Chhhhognaccc… allsssss weg. Assss eht nichhhhhht!“ (Das gute Bier und der Cognac. Alles weg. Das geht nicht!) Igor zieht währenddessen beinahe alles Blut genüsslich ab. Dann lässt er von dem Mann ab, der sich nun am Tresen festhält und ihn völlig entsetzt ansieht. Er kann gar nicht glauben, was ihm gerade wiederfahren ist. Igor rülpst kurz, nimmt noch einen Schluck vom Bier und verabschiedet sich anständig vom Rest der Kundschaft. Dann sieht er den etwas nüchtern wirkenden Mann an. „Wir sehen uns bestimmt wieder.“ „Nein, nie wieder, du Schuft.“ Igor schenkt ihm dankend sein Bier und verlässt die Kneipe daraufhin. An der frischen Luft macht sich der Alkohol dann allmählich bemerkbar. Schwankend kramt er in der Hosentasche nach seinem Handy und ruft mit leichten Schwierigkeiten seine Ehefrau an. Immer langsamer und unkoordinierter werden seine Bewegungen. Sein Blick wirkt starr und er kann sich auf einmal kaum noch auf den Beinen halten. Nun lallt er vor sich hin. „Upssss, ichhhh glllllaube, dassss war suviel. Wasssss hatte derrr dennn innn sichhhhh? Ichhhh vertragggg nichhhhht mehr ssssso viellll. (Ups, ich glaube, das war zuviel. Was hatte der denn in sich? Ich vertrage nicht mehr so viel.) Er hört, wie Waltraud sich am Telefon meldet. „Hallo?“ Dann versucht er sich zusammenzureißen und vorsichtig zu sprechen, damit sie nicht merkt, dass er schon wieder total betrunken ist. „Hallllllo Weib, ichhhh kommmmme nnun nnnach Hauuuse.“ (Hallo Weib, ich komme nun nach Hause.) Dann legt er ohne darauf zu warten, was sie sagt, auf und steckt sein Mobiltelefon wieder zurück in die Hosentasche. Er schüttelt sich vorher noch und verwandelt sich gleichdrauf in eine Fledermaus. Als er schwankend startet, fliegt er nur knapp an einer Dachrinne vorbei. Beinahe wäre er doch glatt hängen geblieben. Man merkt ihm an, dass er mittlerweile große Probleme mit der Koordination hat. Überall sind auf einmal lauter verdammte Hindernisse, die er umfliegen muss. Mit großen Schlangenlinien fliegt er dann ein Liedchen trällernd nach Hause. „Eeeeein weiiiißßßßer Schhhhwaaaan, ssssssiiiiehhettt eeeen Kaaaahnnn…“ Er hofft dabei inständig, dass ihn seine geliebte Waltraud mit offenen Armen empfängt. Er ist nun richtig euphorisch.

Die beiden Werwölfe streunen währenddessen planlos durch die Nacht. Sie suchen noch immer nach einem Opfer, denn sie haben mittlerweile riesigen Hunger.

Und Mirko möchte sich vor allem nun endlich ablenken. Er hat noch solch eine unbändige Wut im Bauch wegen dem grenzübergreifenden Erlebnis mit seiner Herrin. Beide Freunde streunen schnell und trotzdem unauffällig durch den Park. Sie sagen kein Wort, denn sie verstehen sich allein über ihre Gestik und Mimik. Zielstrebig durchforsten sie das gesamte Gebiet. Vor Gier läuft ihnen der Speichel aus ihrem Maul heraus. Ihre Sinne sind nun dermaßen geschärft, dass sie ihre Opfer sofort bemerken würden, wäre es in der Nähe. Doch endlich sehen sie ein Liebespärchen turtelnd auf einer Bank sitzen. Gleich blicken sie um sich, um zu sehen, ob dieses auch wirklich allein ist. Als sie feststellen, dass sie unbemerkt zuschlagen können, beschließen sie, sich ungehindert an diesen zu nähren, sich an ihrem Fleisch zu laben und sich an ihrer Beute vollkommen auszutoben. Würden die zwei Liebenden auch nur ahnen, welche Gefahr in der Dunkelheit lauert, sie hätten sich bestimmt keine Minute länger auf dieser Bank aufgehalten oder sie wären starr vor Angst sitzen geblieben. Vier unheimlich gierende, böse und blutunterlaufene Augen sind nun auf sie gerichtet. Diese kennen nun keine Gnade mehr. Immer weiter pirschen sie sich an das Pärchen heran. Eigentlich müsste es den Gestank der Wolfsbrut schon riechen können, so nah sind die blutrünstigen Monster bereits. Doch anscheinend sind die zwei Turteltäubchen so in ihr Liebesspiel vertieft, dass sie ihr Umfeld gar nicht mehr registrieren. Lediglich einen letzten gemeinsamen Kuss wurde ihnen vergönnt, dann nimmt das Unheil seinen Lauf. Die blutrünstigen Geschöpfe schleichen sich weiter heran, fixieren ihr Ziel, setzen zum Sprung an und überraschen ihre Beute. Mirko lässt seinen gesamten Frust an dem schreienden Mann heraus. Seine Brutalität kennt nun keine Grenzen mehr. In seinem Blutrausch vergisst er vollkommen den Sinn des Jagens. Ihm ging es nur noch darum, jemanden für seine Qualen bluten zu lassen. Er zerreißt den Körper seines Opfers mit einer unbändigen Wucht in sämtliche Gliedmaßen. Dann schlingt er ungehalten das Fleisch und die Innereien herunter, um endlich seinen Hunger zu stillen. Musti hingegen tötet humaner. Schnell setzt er zum Todesbiss an, gleich darauf folgt der ohrenbetäubende Todesschrei seines Opfers und dann labt er sich gierig am Fleisch des Leichnams. Das Fell beider Werwölfe ist nun vollkommen blutgetränkt. Um sie herum ist alles komplett rot eingefärbt. Zudem liegen noch einzelne Körperteile herum. Selbst Musti ist entsetzt, als er Mirkos Werk begutachtet. Bevor sie dann wieder verschwinden, raunt er ihn überaus zornig an. „Sag mal, musste das denn sein?“ Darauf scheint Mirko aus seinem tranceähnlichen Zustand zu erwachen. Er schüttelt sich und blickt wild umher und kann nicht fassen, dass er das angerichtet haben soll. „Ich weiß auch nicht, was mit mir los war?“ „Keine Zeit für Erklärungen. Lass uns verschwinden, bevor wir noch gesehen werden.“ So schnell sie kamen, sind sie dann auch wieder in der Dunkelheit verschwunden. Was für eine blutige Vollmondnacht. Musti wettert unterwegs noch immer gegen seinen Freund. „Du musst deinen Frust und deine Sehnsucht nach einer dummen Braut nicht an deiner Beute herauslassen. Hast du mal geschaut, wie das eben ausgesehen hat? Ein richtige Sauerei hast du angerichtet, man. Du denkst doch sonst über alles und jeden nach. Das vorhin war einfach nur dumm.“ Mirko hat nun ein überaus schlechtes Gewissen. Durch Mustis vorwurfsvolle Predigt wird jedoch das Geschehende nicht ungeschehen. „Du hast dir den Mann ausgesucht, weil er eine Romanze hatte und du nicht, stimmt´s?“ Mirko antwortet darauf niedergeschlagen. „Ich weiß nicht, kann schon sein.“ Sie laufen etwas langsamer und heulen dann gemeinsam so laut auf, dass sie nun in ganz Berlin zu hören sind. Dann nähern sie sich wieder dem Penthouse. Inzwischen vernimmt man auch einige Polizeisirenen in der Ferne. Man hat wohl das Schlachtfeld und die Überreste des Pärchens entdeckt. Grübelnd ziehen sie sich in Ruhe an und fahren mit dem Aufzug hinauf in die Wohnung. Dort werden sie bereits erwartet.

Waltraud sitzt wie immer vor ihrem Spiegelbild und Igor völlig betrunken an der Tafel. Als sich die Aufzugtüren öffnen. „Was zum Teufel habt ihr zwei schon wieder angestellt? Seht euch nur an. Ihr seid voller Blut. Also wegen euch ist so ein Sirenenkonzert da draußen. Ihr wisst schon, dass die gesamte Polizei unterwegs ist? Also erklärt mir sofort, was ihr gemacht habt!“ Beide blicken sich nun ertappt und reumütig an. Hätten sie in diesem Moment ihre Werwolfs Rute, würden sie diese ängstlich einziehen. Musti schnauft tief durch und ergreift sogleich das Wort. „Wir waren jagen und sahen ein Liebespaar. Wir haben uns diese zur Beute gemacht und Mirko hat es dabei etwas übertrieben.“ „Wie übertrieben?“ Fragend sieht sie Mirko an. Dieser nimmt daraufhin seinen gesamten Mut zusammen und gesteht ihr den blutigen Fehler. Waltraud dreht sich sauer um. „Na klasse. Weißt du, ein normaler Toter würde in dieser Großstadt gar nicht besonders auffallen, aber gleich zwei Menschen so bestialisch zu ermorden ist ein Verbrechen. Das ist kein Hungerstillen mehr, das ist blutrünstiges Morden. Was du gemacht hast, wird morgen in sämtlichen Zeitungen stehen. Wenn Van Hinten das liest, wird er direkt hierher gelockt. Das macht mir ehrlich gesagt richtig große Sorgen, mein Lieber.“ Igor hat die Standpauke mit angehört und stimmt seiner Ehefrau mit dem Wiederholen ihres letzten Satzes ausnahmsweise einmal zu. Sie alle haben vor dem Vampirjäger außerordentlichen Respekt. Keiner möchte vor ihm fliehen müssen und wirklich niemand möchte ihn in seiner Nähe haben. Mirko und Musti stehen nun wie zwei Schuljungen vor dem Ehepaar. Beide trauen sich keinen Ton zu sagen.

Doch Waltraud hat sich allmählich wieder beruhigt. War es doch eine Überraschung für sie, dass ausgerechnet ihr Mann ihr einmal seit so vielen Jahren zustimmt. Zudem ist er heute ausnahmsweise einmal früher nach Hause gekommen. Also bricht sie nun das Eis. „Na dann kommt erst einmal herein. Noch ist er ja nicht da. Wir rauchen erst einmal eine Entspannungszigarette. Natürlich nur von meinen besten Kräutern.“ Völlig irritiert folgen die Beiden dem Vorschlag der Herrin. Wohl wissend, dass sie diese heute benötigen, hat Waltraud die Zigaretten schon vorgedreht. Jeder nimmt sich eine, zündet sie an und inhaliert das besonders gute Kraut und wie vorausgesagt, lässt es die Freunde gleich wieder gelöster wirken. Musti kann sich nun eine Frage nicht mehr verkneifen. Es interessiert ihn, wie Waltraud zu ihrem Igor gekommen ist. Er frägt direkt nach ihrem Kennenlernen. Schließlich ist es ja nicht gerade üblich, dass eine Hexe einen Vampir heiratet. Sie schmunzelt. „Nicht üblich? Lieber Musti, sieh dich mal draußen in der Stadt um! Alles lebt hier vollkommen durcheinander. Kreuz und quer sind alle möglichen Leute miteinander verheiratet. Ich habe nun einmal einen Vampir. Um es kurz zu sagen. Dieser Depp war mal ein sehr schöner, charmanter und äußerst betörender Mann. Ich glaubte damals, er hat die Romantik erfunden.“ Traurig dreht sie sich dann samt ihrer Zigarette wieder zum Spiegel herum. Igor hat die Geschichte seiner Frau gehört. „Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die hässlichste Hex´ im gesamten Land? Du warst damals aber auch noch schöner.“

Waltraud rollt genervt mit ihren Augen und winkt den Kommentar ihres Mannes bewusst ab. Dann wendet sie sich den Freunden zu. „Also, wenn ihr ausgeraucht habt, würde ich sagen, dass ihr erst einmal duschen geht. Das Blut muss herunter. Sie drückt dann ihre Zigarette aus und schaut ihren Mann energisch an. „Maestro, wollen wir?“ Igor sieht sie fragend an. „Was wollen wir?“ Waltraud schnauft tief durch und versucht es erneut. „Na, aufs Zimmer gehen. Was denn sonst? Wenn du schon einmal früher zu Hause bist, so möchte ich auch etwas davon haben.“ Mirko wäre bei ihren Worten fast die Zigarette aus dem Mund herausgefallen. Er flüstert leise vor sich hin. „So habe ich wenigstens für heute meine Ruhe.“ Musti hat mitgehört und kann sich ein Schmunzeln nun nicht mehr verkneifen. „Gedankenkino!“ und schüttelt angewidert seinen Kopf. Dann rauchen die Beide zu Ende, duschen ausgiebig und gehen müde auf Mirkos Zimmer. Diesen plagen im Schlaf dann üble Alpträume. Besorgt weckt Musti ihn immer wieder auf. Schweißgebadet sitzt der Ärmste in seinem Bett und fragt sich, was mit ihm los ist. Als er dann erneut versucht in den Schlaf zu finden, quälen ihn seine Träume nicht weiter. Nur zu gerne würde er seine Tat vergessen, doch lässt ihn die Sehnsucht nach einer Frau nicht mehr los. Seine Gedanken kreisen nur noch um dieses eine Thema. Wie schön wäre es wohl, von jemandem geliebt zu werden? Nur einmal möchte er diese Emotionen hautnah spüren.

Kapitel 3

Van Hinten

Wie Waltraud vorausgesagt hat, steht der bestialische Doppelmord am nächsten Tag in sämtlichen Zeitungen. Waltraud steht auf, bereitet sich ihren Kaffee zu und schlägt das Berliner Morgenblatt auf. Völlig entsetzt entdeckt sie den Ausschnitt und schreit hysterisch auf, sodass alle wach werden. „Das darf doch wohl nicht wahr sein. Ich habe es gewusst. So eine Sauerei.“ Sogar Igor hat die Worte seiner Frau vernommen. Die Besorgnis der Hexe ist nicht belanglos, denn es ist nun durchaus eine Frage der Zeit, wann Van Hinten ihnen auf die Schliche kommt. Zur Erklärung, Van Hinten ist gebürtiger Holländer, der schon seit Kindheitstagen an auf die Jagd von Vampiren und Werwölfen spezialisiert ist. Seit er denken kann, hat er seinen Vater auf dessen Reisen begleitet und von ihm gelernt, wie man sie aufspürt und auf sie aufmerksam wird. So wurde er auch schon ziemlich früh von diesem über jene Kreaturen aufgeklärt. Er hat von ihm gelernt, wie man sie strategisch jagt und letztendlich auch erlegt. Später lernte er dann Schorsch während einer Jagd in München kennen. Er war damals einem alten, zähen Werwolf auf der Spur. Dieser war bekannt als der Lederhosenwerwolf. Sein Jagdrevier befand sich in der Nähe des Münchner Oktoberfestes. Dort hat er sich stets Betrunkene auf dem Nachhauseweg ausgesucht. Van Hinten hat ihm damals aufgelauert und ist dabei durch Zufall auf Schorsch gestoßen. Gemeinsam haben sie dann das Untier zur Strecke gebracht.

Und nun hat Van Hinten auch in diesem Fall Lunte gerochen. Der Vampirjäger durchforstet auch an diesem Tag sämtliche Zeitungen, liest dank seinem schnellen Laptop alle besagten Artikel im Internet und verfolgt jede Eilmeldung im Radio, in welcher von kuriosen Mordfällen die Rede ist. Auch der furchtbare Doppelmord im Berliner Park ist ihm nun durchaus bekannt und lässt ihn gar nicht mehr los. Anhand der Fakten kommt er letztendlich zum Entschluss, es müsse sich bei dieser Tat tatsächlich um Werwölfe gehandelt haben. Als er weiter in seinen Artikeln stöbert, fällt ihm zudem eine mysteriöse Erzählung eines betrunkenen Mannes auf. Er spricht davon, wie er in seiner Berliner Stammkneipe gebissen und teils ausgesaugt wurde. Als Beweis liegt ein Bild seiner Bisswunde bei. „Da ist doch ein dreister Vampir im Spiel.“, brummelt Van Hinten vor sich hin. Aufgeregt kontaktiert er umgehend seinen Helfer und Freund, Schorsch, und berichtet ihm alles ausführlich. „Also machen wir einen Ausflug nach Berlin.“, bedacht darauf, dass ihnen nun eine lange Anreise bevorsteht.

Derzeit befinden sie sich nämlich in einem kleinen Dorf im fernen Transsylvanien. Da sie sich nun ziemlich sicher sind, eine heiße Spur gefunden zu haben, nehmen die Beiden den langen, beschwerlichen Weg und dessen Torturen gerne in Kauf. Gleich packen sie alles Nötige zusammen um die Reise gerüstet anzutreten. Van Hinten hat umgehend zwei Flugtickets samt Unterkunft gebucht und alles Organisatorische erledigt. Die Vampirjäger sind nun überaus gespannt darauf, was sie in Berlin alles erwartet. Aus Erfahrung wissen sie ja bereits, dass sie jederzeit mit unangenehmen Überraschungen rechnen müssen. Sie freuen sich aber durchaus schon auf die Erlegung des Untieres und darauf, eine neue Mordserie somit verhindern zu können.

Bereits während der Anreise informiert sich Van Hinten via Internet über weitere eigenartige Vorkommnisse in der deutschen Hauptstadt. So vergeht die Zeit doch recht schnell und sie kommen wohlbehalten am alten Flughafen an. Kurz darauf können sie dann auch schon ihr gebuchtes Quartier beziehen. Dieses liegt am Stadtrand unmittelbar in der Nähe des Parks, in welchem das grausam zugerichtete Paar gefunden wurde. Van Hinten kontaktiert sogleich seinen Freund bei der Polizei und vereinbart mit ihm einen Termin für den nächsten Tag. Er hofft dabei, dass er von ihm brennendes Insiderwissen mitgeteilt bekommt. Auf dieses ist er besonders nämlich neugierig.

Nach der doch recht beschwerlichen Reise, einigen sich die Freunde darauf, dass sie sich zunächst etwas ausruhen. Doch Van Hinten findet in dieser Nacht einfach nicht richtig in den Schlaf und geistert immer wieder durch ihr Quartier. Also nutzt er die Zeit der Schlaflosigkeit um noch ein wenig über den gesammelten Indizien zu brüten. Am liebsten würde er sofort loslegen. Da er sich jedoch schon noch ein paar Stündchen aufs Ohr legen möchte, geht er dann zum Kühlschrank und holt sich ein Schlummerbier heraus. So gelingt es ihm doch ein wenig ins Land der Träume einzutauchen.

Am nächsten Tag sind beide dann recht früh auf den Beinen. Nach einem ausgiebigen Frühstück beschließt Van Hinten, sich gleich auf den Weg zum Polizeipräsidium zu machen. Da er seinen Freund Konrad, genannt Koni, schon ewige Zeiten nicht mehr gesehen hat, wollte er ihn direkt in seiner Mittagspause bei der Polizei abholen und sich mit ihm in ein Imbisslokal in der Innenstadt setzen. Hier wollen sie zunächst über alte Zeiten plaudern und dann den Doppelmordfall besprechen. Entsprechend groß ist die Freude, als sie aufeinandertreffen. Sie begrüßen sich lächelnd mit einer festen Umarmung. Wenn man bedenkt, wie sie sich kennenlernten, eigentlich ein Wunder, dass sich solch eine Freundschaft entwickelt hat. Koni glaubte früher nämlich nicht an diverse Kreaturen, wie Vampire und Werwölfe. Eines Tages wurde er jedoch eines Besseren belehrt. Van Hinten rette ihm damals das Leben. Nun kann er mit seinen Fällen stets zu ihm kommen und er hilft ihm mit seinem Insiderwissen gerne weiter. Inzwischen gibt es in einigen Städten durchaus einzelne Beamte, die solche Sonderfälle bearbeiten, doch sie haben nicht das Knowhow, wie die Vampirjäger. Nach kurzem emotionalem Geplauder, besprechen sie dann den Doppelmordfall. Das Gespräch nimmt nun eine ernste Wendung. „Ich mache es kurz. Die DNS stammt von zwei Wölfen. Wir untersuchten hierzu die Überreste der Opfer und die dazugehörigen Bissspuren. Auch die Gebissabdrücke haben wir überprüft, konnten sie allerdings keinem normalen Tier zuordnen. Was auch mir sonderbar vorkommt, ist der Umfang des Abdrucks. Dieser ist für ein normales Wolfsgebiss einfach viel zu groß. Unsere Spurensicherung kann sich gar nicht erklären, auf was sie da gestoßen ist. Und nun frage ich dich nach deiner Meinung. Kann es sich hierbei wirklich um einen Werwolf handeln? Hier in Berlin?“ Van Hinten überlegt nicht lange. „Es bestehen meiner Meinung nach keine Zweifel an deinem Verdacht. Wir haben eine Menge Arbeit vor uns. Natürlich habe ich bereits recherchiert. Ich werde Schorsch gleich verständigen, sobald ich wieder auf unserem Zimmer bin.“ Koni bietet Van Hinten darauf an, dass er für die Dauer seines Aufenthaltes in Berlin, gerne in seinem Haus wohnen kann. Gleich widmet sich das Gesprächsthema wieder einem ausgelasseneren Thema. Wieder sprechen sie von den guten, alten Zeiten und vom Einzug in die neue Unterkunft. Gemeinsam wollen sie dann später noch über die Arbeit sprechen, um noch weitere Indizien zu finden. Sie sitzen noch ein Weilchen ausgelassen beisammen. Beide sind sehr froh, mal wieder etwas über den anderen zu erfahren, sind es auch widrige Umstände, dass sie sich wiedersehen. Dann verabschiedet sich Koni vorerst und macht sich dann wieder auf den Weg zum Präsidium.

Als Van Hinten wieder in seinem Hotelzimmer angekommen ist, berichtet er Schorsch von den Neuigkeiten. Nebenbei auch, dass sie morgen in Konis Haus einziehen können. „Prima! Dann können wir im Haus ja gleich mit der Arbeit weitermachen. Die Indizien deuten doch immer mehr auf einen Werwolf hin, findest du nicht auch?!“ Am nächsten Tag sind die Vampirjäger gleich in Konis Haus umgezogen. Es war kein großer Aufwand, da sie ja nur ihr Nötigstes bei sich hatten und dennoch genug, um einen Werwolf zur Strecke zu bringen.

Währenddessen berichtet das Berliner Morgenblatt gleich auf der Titelseite, dass nach neuesten Erkenntnissen Wölfe schuld am Doppelmord seien. Im Artikel sind zudem noch fürchterliche Bilder der Tiere abgedruckt. Natürlich wird nun auf diese eine Hetzjagd veranstaltet. Die armen, unschuldigen Wölfe sollen angeblich alle ausgerottet werden.

Heftige Diskussionen wurden wegen der armen Kreaturen geführt und auch einige Einschränkungen müssen von den Stadtbewohnern hingenommen werden. Die Stadt wurde daraufhin komplett umgrenzt. Währenddessen interessiert sich Mirko und seine Familie überhaupt nicht für den Rummel um die Tiere. Sie sind sichtlich erleichtert, dass ein Schuldiger gefunden wurde. So fühlen sie sich wieder sicher und können weiter ihren normalen Aktivitäten nachgehen. Doch niemand rechnet mit den Vampirjägern. Sie sind bereits ganz nah bei ihnen und haben ihre Fährte bereits aufgenommen.

Kapitel 4

Die Hexenanwärterin

Waltraud ist wie immer sehr früh auf den Beinen. Sie macht sich ihren Kaffee und verschwindet daraufhin für längere Zeit im Badezimmer, um sich frisch zu machen. Heute möchte sie sich ordentlich Zeit lassen, denn es sollte auch alles passen. Sie möchte in die Innenstadt, um mal wieder richtig einkaufen zu gehen. Schon seit längerem hat sie ihr Outfit nicht mehr aufgefrischt. Ein Grund um ihrem ansehnlichen Äußeren einen neuen Glanz zu verleihen. Als sie das Badezimmer wieder verlässt, geht es ihr sehr gut. Gelassen schlendert sie in ihre altertümliche Küche zurück, um ihren schwarzen Kaffee zu trinken. Nebenbei schaltet sie das Radio an. Dieses ist entgegen der Einrichtung ein doch recht modernes Stück in ihrer Wohnung. Genau in diesem Moment werden die stündlichen Nachrichten verkündet. Waltraud verschluckt sich an ihrem Heißgetränk, als sie den Nachrichtersprecher hört. „Aufgrund des grausamen Doppelmordes im Berliner Park, brachten neueste Erkenntnisse hervor, dass die Tat von einheimischen Wölfen angerichtet wurde…“ Aus dem Berliner Morgenblatt des Vortages, wusste sie ja bereits davon, doch dies schon wieder zu hören, wühlt die Hexe nun doch sehr auf. Sie holt ihren Zauberstab heraus und lässt ihre drei Herren von der einen auf die andere Sekunde bei sich in der Küche erscheinen. Dann spult sie die Nachrichten im Radio zurück. Die Männer stehen nun völlig verschlafen da. So auch der arme Igor. Man sieht ihm an, dass er seinen Rausch noch gar nicht richtig ausgeschlafen hat. Doch darauf nimmt die schimpfende Hexe nun keine Rücksicht. Zudem ist die Küche zu dieser Uhrzeit auch gar nicht mehr so dunkel, sodass er aufgrund seiner Lichtempfindlichkeit große Mühe damit hat, überhaupt zu begreifen, was seine Frau von ihm möchte. Waltraud aber schäumt völlig vor Wut und schwingt ihren Zauberstab erneut. Nun spielt sie die Nachrichten nochmal ab. „Aufgrund des grausamen Doppelmordes im Berliner Park, brachten neueste Erkenntnisse hervor, dass die Tat von einheimischen Wölfen angerichtet wurde…“ Die beiden Männer sind nun voll wach, doch der Meister hat noch immer alle Mühe damit zu begreifen, wo er sich überhaupt befindet. „Na, was sagt ihr dazu? Muss ich mir das jetzt jeden Morgen anhören? Es ist nur eine Frage der Zeit, bis Van Hinten bei uns eintrifft.“, brüllt Waltraud. Keiner der Männer bringt mehr ein Wort heraus. Die Augen der Hexe glühen vor Hass. Am liebsten hätte sie die beiden Werwölfe sonst wo hin gezaubert. Mit ihrem Ehemann springt sie aber auch nicht gerade freundlich um. „Um diese Uhrzeit bist du sowieso zu nichts zu gebrauchen. Verschwinde besser wieder! Doch nun weißt auch du darüber Bescheid.“ Dann sieht sie zornig zu Mirko und Musti. „Ich frage mich, was ich wohl am besten mit euch mache.“ Musti möchte sich gleich zu einem Werwolf verwandeln. Die ersten Fellstücke treten bereits aus seiner Haut hervor, da streckt Waltraud ihren Zauberstab direkt an seine Stirn. Er bringt die Hexe mit seinem respektlosen Verhalten noch mehr in Rage. Sie sieht Musti direkt in die Augen. „Wage es bloß nicht, dich gegen mich aufzulehnen, mein Freund. Du wirst dann schon sehen, wo dich mein Zauberstab hinbringt. Glaube mir, für dich wird das bestimmt nicht gut enden.“ Musti verwandelt sich daraufhin wieder zurück. Die Fellstücke verschwinden und sein Maul formt sich zum Mund. Wie zwei Schuljungen, die auf ihre Bestrafung warten, stehen die Beiden nun da. Waltraud kann sich gar nicht mehr beruhigen. Sie läuft unentwegt auf und ab und lässt dabei die Beiden gar nicht mehr aus den Augen. „So, und was machen wir jetzt? Ihr habt meine schöne Laune verdorben. Das werdet ihr mir noch büßen!“ Mirko schnauft tief durch. „Wir können jetzt auch nur alles auf uns zukommen lassen. Wir müssen halt aufpassen, dass uns dieser Van Hinten nicht findet.“ „Und wie wollt ihr das bitte anstellen? Wo wollt ihr jagen?“, mault Waltraud. Mirko überlegt. „Dann müssen wir vielleicht weiter weg zum Jagen.“ Die Hexe winkt ab. Es wird ihr allmählich zu blöd, alles schwarz zu sehen. „Macht doch, was ihr wollt. Man kann es ja doch nicht mehr ändern. Ich muss jetzt hinaus, sonst bringt euch mein Zauberstab doch noch auf den Mond oder sonst wohin. Verschwindet wieder und lasst mich jetzt bloß alleine.“

Sie trinkt ihren Kaffee zu Ende. Ihre Hand zittert noch immer vor Aufregung. Zur Beruhigung steckt sie sich dann noch nervös eine Kräuterzigarette an. Nun, da sie etwas ruhiger ist, muntert sie sich selbst etwas auf. „Von denen lasse ich mir doch meinen schönen Tag nicht ruinieren. Mal sehen, was ich Schönes finde.“ Noch lange sieht sie in den Spiegel, frischt ihr Makeup noch etwas auf und zwinkert sich selbst zu. „Ich sehe verdammt gut aus.“ Dann begibt sie sich etwas besser gelaunt zum Aufzug und fährt direkt in die Tiefgarage. Am helllichten Tage kann sie ja nicht mit ihrem Turbobesen fliegen, also fährt sie ganz vornehm in einem passenden Auto vor. Aber was für eines soll sie sich denn heute zaubern? Sie überlegt lange, während sie zum Parkplatz läuft. Dort steht ein altes, klappriges Gefährt, welches damit droht, bei nur einer Berührung auseinanderzufallen. Die Hexe zückt ihren Zauberstab und richtet diesen auf den Karren. Sie überlegt noch einmal kurz. „Mit was fahre ich denn heute?“ Dann zaubert sie sich eine rote Corvette Cabrio. „Man gönnt sich ja sonst nichts.“ Sie ist mit ihrem Werk nun sichtlich zufrieden und schmunzelt. Das Auto steht nun da, wie neu und wartet nur darauf, dass sie einsteigt. Ganz vornehm setzt sich Waltraud nun in ihr flottes Gefährt und rast los in Richtung Stadt. In der Berliner Innenstadt angekommen, zaubert sie sich einen freien Parkplatz, steigt aus und läuft zum ersten Geschäft. Sie hat einen ganz eigenwilligen, außergewöhnlichen Modegeschmack, doch sie findet hier so ziemlich immer etwas. Daher besucht sie auch stets dieselben Läden. Ganz entspannt durchstöbert sie ein Geschäft nach dem Anderen. Ein kurzes Kleid mit Blumenmuster soll es heute sein. Doch, da sie sich nicht so recht entscheiden kann, legt sie dieses erst einmal zurück und stöbert vorerst weiter. Vielleicht findet sie ja doch noch etwas Schöneres und Besseres?!

Zufällig schlendert sie beim Bummeln an einem Zeitungskiosk vorbei. Als sie ihren Blick über die Magazine schweifen lässt, fällt ihr ein Zeitungsartikel auf der ersten Seite ins Auge. Eigentlich möchte sie diesen nicht lesen, denn Mirko und Mustis Tat belastet die Hexe nämlich doch mehr, als gedacht. Sie schimpft vor sich hin. „Was bin ich nur für eine gutmütige Hexe. Ich sollte die Beiden zu den Eisbären oder den Polarwölfen schicken. Da können sie sich richtig austoben. Vielleicht würden sie ja wenigstens als Futter taugen. Am besten sollte ich sie an die Leine nehmen, damit sie nichts mehr falsch machen können. Wenn Van Hinten sie jagt, helfe ich ihnen jedenfalls nicht. Mich in solch eine Situation zu bringen ist einfach respektlos.“ Sie schäumt wieder vor Wut, als sie mit dem Tagesblatt in Kontakt kommt. „…bestialisch zerrissen…Wölfe… Das glaubt dieser Van Hinten doch nie.“ Doch dann versucht Waltraud erneut sich selbst zu beruhigen. „Das sollen die Beiden schön alleine ausbaden. Solche Idioten. Ich bin schließlich nicht für sie verantwortlich. Werwölfe! Das sind neben den Vampiren wirklich die primitivsten Geschöpfe, die ich kenne.“ Doch so sehr sie sich auch anstrengt, der Doppelmord ist in aller Munde und verfolgt sie daher stets weiter. Doch schließlich kann sie sich zumindest ein wenig ablenken. Als sie ihr Lieblingsgeschäft betritt, sind alle bösen Gedanken plötzlich verflogen. Hier fand sie bisher immer etwas Passendes für sich. Kein Wunder bei der netten Beratung. Gleich läuft ihre Lieblingsverkäuferin auf sie zu. Sie ist eine junge, attraktive, rothaarige, sympathische Dame namens Sabine. Beide verstehen sich so gut, dass sich schon ein richtig freundschaftliches Verhältnis entwickelt hat. Sie sind schon so vertraut, dass Waltraud sich gut vorstellen kann, Sabine einmal als Hexe auszubilden. Schon als sie in der Walpurgisnacht am Brocken allen gleichgesinnten Hexen von ihrer Idee erzählt hat, waren diese ihrer Meinung. Sie fänden es ebenso schön, wenn einmal wieder nach langer Zeit frisches Blut in ihrem Kreis aufgenommen würde. Daher wollten sie alles über diese geheimnisvolle Sabine erfahren und waren der Meinung, dass genau dieses Mädchen die würdige Nachfolgerin sein sollte. Darauf tanzten die Hexen dann ausgelassen in ihrer Nacht bis zum Sonnenaufgang.

Als Waltraud an jenem Shoppingtag das Geschäft betritt, ist sie fest entschlossen, Sabine zu überreden, sie als Hexe ausbilden zu dürfen. Ihr Einverständnis vorausgesetzt, da Waltraud nichts mit roher Hexengewalt erzwingen möchte. Denn genau so ist auch sie damals zur Hexerei gekommen. Sabine begrüßt Waltraud gleich mit einer freudigen Umarmung. Da sie sich sicher war, dass ihre liebste Kundin sie wieder besuchen wird, hat sie ihr ein paar attraktive Artikel in ihrer Größe zurückgelegt. Waltraud braucht sich hier wirklich nie großartig bemühen, etwas Passendes zu finden. Doch heute lässt sie sich viel Zeit bei der Auswahl, damit sie sich mit Sabine unterhalten kann. Die Hexe hat sich zwar schon für drei Teile entschieden, doch stöbert sie gerne noch weiter, um unter anderem auch Zeit zu schinden. „Du, ich hätte da eine großartige Idee. Da wir uns ja schon so lange kennen, würde ich dich gerne auf einen Kaffee einladen. Ein gemeinsames Essen wäre natürlich auch eine Alternative. Dann könnten wir mal ausgelassen plaudern. Was hältst du davon?“ Sabine antwortet bedauernd. „Leider muss ich immer sehr lange arbeiten. Aufgrund dessen hat mein Chef bestimmt etwas dagegen.“ Doch Waltraud lässt sich nicht so einfach abspeisen. „Ach, das wird der doch genehmigen. Ich bin schließlich eine Stammkundin hier. Was soll er denn dagegen haben, wenn ich dich dann einmal zum Kaffeetrinken oder zum Essen einlade?“ Waltraud verkündet dies so laut, dass der Vorgesetzte mithören kann. Dieser läuft sogleich aus dem Nebenzimmer, um nach dem Rechten zu sehen. Dann meint er etwas überheblich. „Nach Feierabend kann Sabine natürlich machen, was sie will. Aber hier hat sie zu arbeiten.“ Waltraud schreitet jedoch sofort schlau ein und greift fix unter ihr Kleid um ihren Zauberstab zu benutzen. Der Chef steht auf einmal völlig starr da, als würde er noch einmal tief in sich gehen und überlegen wollen. Dann spricht er in einem überfreundlichen Ton. „Nun ja, meine Liebe. Ich möchte dir bei deinem Vorhaben natürlich nicht im Wege stehen. Gerne kannst du auch einmal pausieren und ich übernehme deinen Part für diese Zeit. Ich habe also nichts dagegen.“ Waldtraud schnappt nun grinsend ihre 3 Kleider und bezahlt lächelnd bei ihrer Lieblingsverkäuferin. Selbstverständlich hatte die Hexe noch nie zu wenig Geld bei sich. Ganz im Gegenteil. Sie pflegt stets ein volles Bankkonto zu haben. Sabine ist nun völlig irritiert. Sie weiß gar nicht, was gerade passiert ist. „Warst du das eben? Wie hast du das gemacht? Der ist sonst nie so.“, will sie nun wissen. Waldtraud grinst schelmisch. „Tja, ob du es glaubst oder nicht, ich bin eine Hexe.“ Jetzt ist es gesagt. Sie ist eine Hexe. Sabine reagiert belustigt. „Wie meinst du das? Du machst doch Witze.“ „Ich mache selten Witze. Nun komm, wir gehen erst einmal schön essen. Ich erzähle dir alles.“