Alles, was du in der Schule nicht gelernt hast, aber fürs Leben brauchst - Daniel Wiechmann - E-Book

Alles, was du in der Schule nicht gelernt hast, aber fürs Leben brauchst E-Book

Daniel Wiechmann

0,0

Beschreibung

Warum lernen wir in der Schule eigentlich nicht, wie man ein glückliches und erfülltes Leben führt? Wer die Schule abschließt, hat vieles im Kopf – und ist leider trotzdem nicht ausreichend auf das Leben vorbereitet. Dieses unentbehrliche Handbuch schafft Abhilfe und vermittelt relevantes Alltags- und Gesellschaftswissen in kompakter Form. Wie mache ich eine Steuererklärung – und warum sollte ich das tun? Welche Rechte habe ich als Mieter? Welche Versicherungen brauche ich wirklich? Wie baue ich ein berufliches Netzwerk auf? Wie finde ich einen Job, der mich erfüllt? Wie verhandle ich mein Gehalt? Wie funktionieren gute Beziehungen? Wie streitet man richtig? Neben praxisrelevanten Fakten und Anleitungen stattet dieses Buch die Leserinnen und Leser mit wertvollen Tools aus, die dabei unterstützen, seinen Alltag zu meistern und in das Leben hineinzufinden, das man wirklich führen möchte.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 449

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Corinna Böck | Daniel Wiechmann

ALLES, WAS DU DU IN DER SCHULE NICHT GELERNT HAST, ABER FÜRS LEBEN BRAUCHST

Corinna Böck | Daniel Wiechmann

Alles, was du du in der SCHULE nicht gelernt hast, aber fürs LEBEN brauchst

Originalausgabe

1. Auflage 2023

© 2023 by Yes Publishing – Pascale Breitenstein & Oliver Kuhn GbR

Türkenstraße 89, 80799 München

[email protected]

Alle Rechte vorbehalten.

Redaktion: Caroline Kazianka

Umschlaggestaltung: Ivan Kurylenko (hortasar covers)

Umschlagabbildungen: eamesBot/Shutterstock.com

Illustrationen im Innenteil: gfxpk_world/Fiverr.com

Layout und Satz: Ortrud Müller, Die Buchmacher

eBook: ePUBoo.com

ISBN Print 978-3-96905-231-0

ISBN E-Book (EPUB, Mobi) 978-3-96905-232-7

ISBN E-Book (PDF) 978-3-96905-233-4

Inhalt

School’s out! Und was nun?

Psychologie I

Wie du dich selbst besser kennenlernst

Deine Persönlichkeit – die Zutaten für ein glückliches Leben

The Big Five: die fünf Persönlichkeitsdimensionen

Selbstwirksamkeit? Was ist das eigentlich? Und wie kannst du sie stärken?

»Du musst nur an dich glauben, dann kannst du alles schaffen« – warum dieser Spruch Bullshit ist

Checkliste Selbstbewusstsein

Werte, die Basis für deine Motivation

Wie du deine Werte identifizieren kannst

Wie Motivation funktioniert und was du gegen Antriebslosigkeit machen kannst

Intrinsische und extrinsische Motivation

Welches Leben möchtest du führen? Wie wertebasierte Ziele dir (fast überall) im Leben weiterhelfen können

Wie du Ziele sinnvoll und umsetzbar formulieren kannst

Job und Karriere I

Dein Start ins Berufsleben

EXPERTENINTERVIEW JOB UND KARRIERE»Der Traumjob ist kein gemachtes Nest«

Wie findest du den richtigen Beruf für dich?

Die Jobanalyse mit dem Radarchart

So sammelst du Berufserfahrung

Studieren oder nicht? Oder erst eine Ausbildung? Die Vor- und Nachteile

Ausbildung: die Pros und Kontras

Studium: die Pros und Kontras

Das duale Studium: die Pros und Kontras

Welcher Lerntyp bist du?

Visueller Lerntyp: sehen und verstehen

Auditiver Lerntyp: zuhören, verarbeiten, verinnerlichen

Motorischer Lerntyp: Learning by Doing

Kommunikativer Lerntyp: Verstanden? Verstanden!

Organisation und Alltag I

Bürokratiebasics

Die Meldung deines Wohnsitzes beim Einwohnermeldeamt

Deine Sozialversicherungsnummer aka Rentenversicherungsnummer

Was ist der Unterschied zwischen einer Steuernummer und einer steuerlichen Identifikationsnummer?

Deine Geburtsurkunde

Wie du an ein Bankkonto kommst

Welche Versicherungen gibt es und welche brauchst du?

Das deutsche Sozialversicherungssystem – die Pflichtversicherungen

Sinnvolle Zusatzversicherungen

Ab wann ist Schluss mit den Familienversicherungen?

Auf in die eigenen vier Wände – was du über Mietverträge, WGs und Umziehformalitäten wissen solltest

WG oder allein wohnen? Die Vor- und Nachteile

Tipps für deine Wohnungssuche

Was dein:e Vermieter:in wissen muss – und was nicht

Was ist zu beachten beim Mietvertrag?

Nach der Schlüsselübergabe – um welche Formalitäten du dich jetzt kümmern musst

Zur Untermiete in die WG – darauf solltest du achten

Finanzen und Steuern I

Was kostet die Welt?

EXPERTENINTERVIEW FINANZEN UND STEUERN»Geld war meist erst dann ein Thema, wenn es zu wenig davon gab«

Wie viel Geld du zum Leben brauchst

Was kostet das Studierendenleben?

Was kostet eine (eigene) Wohnung?

Wie du deine Ausbildung/dein Studium finanzieren kannst

Was ist BAföG?

Der BAföG-Antrag

Was ist ein Bildungskredit, was ein Studienkredit und wie funktionieren sie?

Welche Nebenjobs lohnen sich besonders?

Was ist ein Stipendium und wie bekommst du eines?

Psychologie II

Wie aus Schwächen Stärken werden

Was du über Stärken und Schwächen wissen musst

Das Wertequadrat von Nicolai Hartmann und Paul Helwig

Wie meisterst du Rückschläge? Eine positive Fehlerkultur

Wie triffst du gute Entscheidungen?

Job und Karriere II

Wie du den Bewerbungsprozess meisterst

Wie schreibst du erfolgreich Bewerbungen?

Wie identifizierst du deine Hard Skills?

Welche Fähigkeiten gehören zu deinen Soft Skills?

Wie formulierst du ein Anschreiben, das im Gedächtnis bleibt?

Worauf kommt es beim Lebenslauf an?

Welche Dokumente gehören in einen Anhang?

Zehn Dinge, die du bei deiner Bewerbung nicht tun solltest

Du hast deine Bewerbung geschrieben – wie geht es weiter?

Wie meisterst du Bewerbungsgespräche?

Fünf Tipps gegen Nervosität

Wie bereitest du dich auf das Gespräch vor?

Wie läuft ein Vorstellungsgespräch ab?

Dein Arbeitsvertrag – worauf du achten solltest

Organisation und Alltag II

Das bisschen Haushalt

Wie gelingt es aufzuräumen?

Die Marie-Kondo-Methode

Die 15-Minuten-Methode

Die Alles-muss-raus-Methode

Wo wirst du Dinge los, die du nicht mehr brauchst?

Wie funktioniert ein Haushalt?

Was brauchst du unbedingt zu Hause?

Was kann dein Backofen alles?

Zum Thema Sauberkeit

Die Kunst des Waschens

Wie du deinen Stromverbrauch in den Griff bekommst

Das Haushaltsbuch

Wo du in deiner Wohnung nicht bohren solltest

Wie du mit deinem Kühlschrank umgehen solltest

Essensplanung

So lüftest du richtig

Sinnvolle Raumtemperaturen

Job und Karriere III

Zeitmanagement und Netzwerkpflege

Zeitmanagement – wie organisierst du dich im Job (und im Leben)?

Eat the Frog

Pomodoro-Technik

Aufgaben mit der ABCD-Methode priorisieren

Die Timebox

Der Timeblock

Das Pareto-Prinzip (die 80-20-Regel)

Pausen

Wie baust du dir ein berufliches Netzwerk auf?

Deine digitale Visitenkarte

Gesundheit I

Bewegung und Ernährung

Use it or loose it – warum dein Körper Bewegung braucht

Die Vorteile eines aktiven Lebensstils

18 Fitness- und Gesundheitsfakten

Die Muskelkaterampel

Die Grundlagen gesunder Ernährung

19 Tipps für eine gesunde Ernährung

Die Ernährungspyramide

Beziehungen und Gefühle I

Beziehungsarbeit und Konfliktmanagement

Warum Beziehungen nicht von allein funktionieren

Die vier Bindungstypen nach Bartholomew und Horowitz

Die fünf Sprachen der Liebe von Gary Chapman

Konflikte wagen

Wie du Konflikte lösen kannst

Was du für deine Beziehungen tun kannst und wann es besser ist, einen Schlussstrich zu ziehen

Zehn Dinge, die (normalerweise) für eine bessere Beziehung sorgen

Toxische Beziehungen

Was hilft bei Liebeskummer?

Gesellschaft I

Wie wir lernen, das Richtige zu tun

Die Richtlinien unseres Handelns

Moral

Ethik

Normen

Prinzipien

Bedeutung und Wandel von Werten

Kommunikation I

Grundlagen der (digitalen) Kommunikation

Formen der Kommunikation

Die Übertragung von Botschaften

Wie funktioniert gewaltfreie Kommunikation?

Das Internet? Was ist das eigentlich genau?

EXPERTENINTERVIEW KOMMUNIKATION»Kann es noch besser werden? Ich glaube, ja!«

Job und Karriere IV

Selbstständigkeit und Marktwert

Selbstständigkeit vs. angestellt sein – die Vorteile und Nachteile

Wie du als Selbstständige:r deinen Stundensatz beziehungsweise dein Honorar bestimmst

In sieben Schritten zum eigenen Unternehmen

Wie viel du als Angestellte:r verdienen kannst

Gehalt oder Lohn – eine Begriffsklärung

Wer verdient was?

Wie du bei Gehaltsverhandlungen garantiert mehr Geld bekommst

Erfolg oder Misserfolg – wie solltest du vorgehen?

Finanzen und Steuern II

Von Steuererklärungen und Gehaltszetteln

Was ist eigentlich eine Steuererklärung?

Wer muss/sollte eine Steuererklärung abgeben?

Bis wann muss eine Steuererklärung abgegeben werden?

Wie kannst du deine Steuererklärung abgeben?

Welche Steuerklassen gibt es?

So machst du deine Steuererklärung

Was du aus deinem Gehaltszettel ablesen kannst

Beziehungen und Gefühle II

Lebensphasen

Welche Beziehungen bestimmen dein Leben?

Wann ist der beste Zeitpunkt, um eine Familie zu gründen?

Job und Karriere V

Kündigung & Co.

Welche Kündigungsarten gibt es und wie gehst du damit um?

Ein toxisches Arbeitsklima

Stress dich nicht!

Gesundheit II

Schlaf, Sucht und Depressionen

Wie funktioniert Schlaf und was bewirkt er?

Wie viel Schlaf brauchen wir?

Was passiert bei zu wenig Schlaf?

Welche Schlafmythen gibt es?

Fünf Tipps zum Einschlafen

Süchte – welche gibt es und was kannst du tun?

Die Anzeichen von Depression und wie du damit umgehen kannst

Finanzen und Steuern III

Altersvorsorge und Vermögensaufbau

Was ist sinnvoll für die Altersvorsorge?

Die drei Säulen der Altersvorsorge in Deutschland

Möglichkeiten der privaten Altersvorsorge

Wie kannst du Vermögen aufbauen?

Wie könnte ein Börsenportfolio mit guter Risikostreuung aussehen?

Privatinsolvenz: Rettung aus höchster Finanznot

Wichtiges zum Thema Erben

Bürokratie beim Erben

Kommunikation II

Trotz Informationsflut den Überblick behalten

Die Bedeutung von Nachrichten und die Kunst, sie zu verarbeiten

Meinung vs. Fakt

Wie erkennst du Fake News?

Verschiedene Arten von Manipulationstechniken

False Balancing

Whataboutism

Framing

Doomscrolling – wann du deinen Nachrichtenkonsum einschränken solltest

Organisation und Alltag III

Deine Rechte im Alltag

Deine Rechte als Verbraucher:in

Deine Rechte im Verkehr

Deine Rechte gegenüber der Polizei

Deine Rechte im Alltag

Deine Rechte im Job

Deine Rechte im Internet

Beziehungen und Gefühle III

Gefühlswelten zwischen Angst und Trauer

Was du über Angst wissen solltest

Wie Trauer funktioniert und wie du Trauernden helfen kannst

EXPERTENINTERVIEW TRAUER»Mit einem Trauer-Bullshit-Bingo ist keinem geholfen.«

Was du bei Trauer tun kannst

Wie kannst du Trauernde unterstützen?

Psychologie III

Zurück zum Glück

Glück, was ist das eigentlich?

Walk what you talk – was Ehrlichkeit und Konsequenz für dich und dein Wohlbefinden leisten

Was Menschen am Ende ihres Lebens bereuen

Mehr Infos? Unsere Empfehlungen

Famous last words

Endnoten

Bildnachweis

School’s out! Und was nun?

Warum lernen wir in der Schule eigentlich nicht, glücklich zu sein und ein erfülltes Leben zu führen? Warum lernen wir nicht, neugierig zu bleiben und mutig zu sein? Warum lernen wir nicht, uns mit den Dingen zu beschäftigen, die uns wirklich interessieren und begeistern? Nichts gegen die Schönheit von Parabeln, die ein exponentielles Wachstum abbilden, oder den genialen, wohlausbalancierten Kreislauf der Photosynthese, der Leben ermöglicht, ohne Müll zu produzieren, und somit ein perfektes Vorbild für die Umsetzung von Kreislaufwirtschaft darstellt. Ein grundlegendes naturwissenschaftliches Verständnis hilft jedem von uns, unsere Welt besser zu verstehen und gesellschaftliche Herausforderungen wie beispielsweise den Klimawandel leichter zu begreifen. Nur reicht die Wissensvermittlung in der Schule eben bei Weitem nicht aus, um zu uns selbst und in ein Leben zu finden, das uns wirklich Spaß macht. Und genau dabei wollen wir dich unterstützen.

Womöglich steckst du noch mitten im Abitur oder bist gerade damit fertig geworden und stehst vor wichtigen Entscheidungen, mit denen du die Weichen für dein Leben stellst. Oder aber du hast dich bereits für eine Ausbildung oder ein Studium entschieden. Vielleicht hast du auch schon erste Berufserfahrungen gesammelt und arbeitest auf die nächsten Karriereschritte hin.

Egal, in welcher Situation du dich gerade befindest: Wir sagen herzlich willkommen in deinem Leben und Glückwunsch, dass du es bis hierhin geschafft hast. Rund 7 Quadrillionen Atome, die auf insgesamt 59 Elemente verteilt sind, formen deinen einzigartigen Körper. Dass diese Unzahl an Atomen ausgerechnet zu dir geworden sind, statt noch immer durchs Weltall zu wabern, ist schlichtweg ein Wunder. Abgesehen von der günstigen planetaren Konstellation, die Leben auf der Erde überhaupt erst möglich gemacht hat, ist es seit rund 200.000 Jahren all deinen Vorfahren trotz Kriegen, Pestausbrüchen oder Hungersnöten stets rechtzeitig gelungen, ihren genetischen Code von Generation zu Generation zuverlässig weiterzugeben. (Kein Wunder, dass wir in diesem Buch unbedingt auch über Beziehungen und die Liebe sprechen wollen. Und nun bist ausgerechnet du da. In deiner ganzen Pracht.)

In den zurückliegenden Jahren hast du bereits eine Menge gelernt. Du kannst atmen, essen, singen, tanzen (muss nicht schön aussehen), lachen, lesen, rechnen (mindestens Pi mal Daumen), Gedichte analysieren, Kontinente auf der Landkarte finden (oje, wo liegt noch mal Bosnien?), unser Verdauungssystem beschreiben, rennen (muss nicht schnell sein), hoffentlich auch schwimmen, schwitzen oder furzen. Du kannst rot im Gesicht werden, wenn dir Dinge peinlich sind. Dich übergeben, wenn du zu viel Alkohol getrunken hast. Du kannst Orgasmen haben. Du kannst Witze erzählen oder sie dir einfach nie merken. Du kannst weinen, wenn du traurig bist. Du kannst denken und du kannst träumen. Mit anderen Worten: Du lebst. Die Sache hat nur einen Haken: Das geht nicht ewig so weiter. Wir wollen an dieser Stelle keine Party-Crasher sein, aber zu den wichtigsten Dingen, die man über das Leben wissen sollte, gehört die Erkenntnis, dass es eines Tages endet. Deine Lebenszeit ist begrenzt und daher entsprechend wertvoll.

Der Verweis auf den enormen Wert unserer Lebenszeit löst nicht selten einen fatalen Selbstoptimierungsimpuls und damit Druck aus. Doch keine Sorge, in diesem Buch wollen und werden wir dir nicht erklären, was du alles machen musst, um ein erfolgreiches und glückliches Leben zu führen. Stattdessen wollen wir dir Wissen und Tools an die Hand geben, mit denen du arbeiten kannst, um schneller zu dir selbst und in dein Leben zu finden, ein Leben, das dich wirklich erfüllt und glücklich macht. Dieses Buch ist kein klassischer Ratgeber, sondern ein Hand- und Arbeitsbuch für dein Leben.

Unser Blick auf die Welt ist mit der Zeit immer komplexer geworden. Wir wissen so viel mehr. Wir können so viel mehr lernen. Wir können so viel mehr erleben und erfahren. Kein Wunder, dass diese neue Komplexität bei vielen ein Gefühl der Überforderung auslöst und mitunter in Angst mündet, nicht mehr durchzublicken. Diese Angst wollen wir dir nehmen. Wir werden dir in diesem Buch zahlreiche Handlungsräume, Denkräume und Emotionsräume aufzeigen, in denen du dich immer wieder neu orientieren kannst. Wir wollen dir das nötige Wissen vermitteln, das dein Verständnis für die Welt, in der du lebst, vertieft. Immer mit dem Ziel, dass du in Zukunft bessere Entscheidungen für dich und dein Leben treffen kannst. Außerdem wollen wir dir helfen, in deinem Alltag, der aus Organisation, Finanzen, Rechten und Pflichten, Haushalt und leider auch aus Bürokratie besteht, den einen oder anderen Umweg zu vermeiden, der dich sonst womöglich Zeit kostet, die dir an anderer, weitaus nützlicher Stelle fehlt.

Und Fettnäpfchen lauern überall im Leben. Wir wissen, wovon wir sprechen. Nachfolgend findest du zur Inspiration eine Liste mit 60 Fehlern, auf die wir zum Beispiel gern verzichtet hätten und von denen wir dennoch eine ganze Menge gemacht haben.

60 Fehler, auf die wir gern verzichtet hätten. Und die du auch nicht unbedingt machen musst:

Das Lernen für Prüfungen bis auf den letzten Drücker hinausschieben.

Nicht auf Stressfragen im Jobinterview vorbereitet sein.

Glauben, dass du schon alles weißt.

Angst davor haben, Fehler zu machen.

Keine Fehler machen.

Nicht an der Börse investieren, wenn du noch jung bist.

Keine Haftpflichtversicherung haben.

Auf den »richtigen« Zeitpunkt warten, um eine Familie zu gründen.

Angst davor haben, Entscheidungen zu treffen.

Angst vor Veränderungen haben.

Dinge tun, um auf andere »cool« zu wirken.

Geizig sein.

Keine finanziellen Reserven für Notfälle haben.

Sich unter Wert verkaufen und nicht wissen, wie man nach einer Gehaltserhöhung fragt.

Kein berufliches Netzwerk aufbauen.

Ein Geheimnis weitererzählen und es bereuen.

Aufhören, an die Liebe zu glauben.

Nicht auf dein Bauchgefühl hören.

Zu viel Alkohol trinken.

Prokrastinieren – am liebsten mit Netflix-Serien – und wichtige Dinge ewig lange vor sich herschieben.

Einem Modetrend folgen, der einem überhaupt nicht steht (und für den du dich später beim Betrachten alter Fotos schämst).

Davon ausgehen, dass Pläne genau so funktionieren, wie du es dir vorgestellt hast.

Bei Reiseplanungen keinen Zeitpuffer einplanen.

Sich für ein Studium entscheiden, das den Eltern gefällt oder mit dem du hoffst, später einen sicheren Job zu bekommen.

Dinge nur tun, weil sie von dir erwartet werden.

Sich schämen, andere um Hilfe zu bitten (egal, wobei).

Etwas nicht tun, weil du es allein tun müsstest (zum Beispiel ins Kino, Restaurant oder zum Wandern gehen).

Auf die Lösung von Problemen »warten« oder darauf, dass Menschen sich ändern, ohne selbst etwas zu unternehmen.

Sich nicht mit Erste Hilfe auskennen.

Beim Kümmern um andere sich selbst vergessen.

Glauben, dass (Liebes-)Beziehungen automatisch oder von allein funktionieren.

Die Schmerzen oder Probleme anderer kleinreden oder nicht daran glauben.

Darauf hoffen, dass Sport oder Bewegung oder »mal Pause machen« eine Therapie ersetzen können.

Ein falsches Selbstbild haben und deine Gefühle für falsch halten.

Dinge nicht mehr tun, weil du jetzt erwachsen bist (zum Beispiel Spiele spielen).

Langeweile nicht ertragen.

Immer nur dieselbe Zeitung lesen und alles glauben, was in der Zeitung oder im Internet steht.

Nicht konsequent sein (nicht machen, was du sagst oder versprichst).

Es allen recht machen wollen (und dabei vergessen, dass man selbst auch zu den »allen« gehören sollte).

Selfcare mit Egoismus gleichsetzen.

Freiheit nur über die eigenen Bedürfnisse definieren.

Unterschätzen, wie schnell die eigene und die Lebenszeit von anderen vergeht.

Keine Hobbys haben oder, wenn man doch welche hat, keine neuen Hobbys mehr ausprobieren.

Deine Rechte nicht kennen und annehmen, dass du dir keinen Anwalt leisten kannst.

Glauben, dass die Welt in zehn Jahren noch genauso sein wird wie heute.

Die eigene Kraft unterschätzen und meinen, dass man selbst nichts bewirken kann.

Keine Fremdsprachen lernen.

Jüngere Menschen für ahnungslos halten und davon ausgehen, dass ältere Menschen ausschließlich im Gestern leben.

Von etwas abhängig sein.

Funktionieren wollen.

Glauben, nicht gut genug zu sein.

Nicht aufräumen und nicht wegschmeißen können. Und keine Ordner für wichtige Unterlagen anlegen.

Sich zu wenig Zeit fürs Faulsein nehmen.

Unterschätzen, wie viel Zeit und Produktivität man durch Pausen gewinnt.

Nicht zu Vorsorgeuntersuchungen gehen, weil du glaubst, dass es Vorsorgeuntersuchungen erst für Menschen ab 50 gibt.

Nicht den Mut haben zu sagen: »Das weiß ich nicht« oder »Das kann ich nicht«.

Aus Angst, das Falsche zu sagen, gar nichts sagen.

Einen Kredit für den/die Partner:in aufnehmen. (Nicht machen! Egal, wie sehr du ihn:sie liebst.)

Annehmen, dass dein erster oder aktueller Job dein letzter sein wird.

Keine Back-ups machen und immer das gleiche Passwort verwenden.

Wenn du die Liste besonders aufmerksam gelesen hast, sind dir womöglich ein paar Unschärfen aufgefallen. Etwa die Sache mit den Fehlern. Wie kann es ein Fehler sein, keine Fehler zu machen? Das Thema Fehlerkultur werden wir später noch ausführlich behandeln. Im Moment nur so viel dazu: Dieses Buch versteht sich als eine Einladung, die richtigen Fehler zu machen. Fehler, die sich für dich lohnen, weil du aus ihnen etwas lernen kannst und sie dich voranbringen. Unnötige Fehler, die meist aus Nichtwissen und Ahnungslosigkeit entstehen (»Mist, davon habe ich noch nie etwas gehört«), kosten dich dagegen nur Zeit und Energie, ohne hinterher einen Mehrwert für dich zu erzeugen. Wir hoffen, dass wir dir eine Menge dieser Fehler ersparen können. Die Entscheidung darüber wird jedoch immer bei dir liegen.

Wir werden uns in diesem Buch mit ganz unterschiedlichen Themen befassen. Wir werden uns etwa mit Finanzen und Steuern beschäftigen und über Geld reden. Geld allein macht zwar nicht glücklich, aber kein oder zu wenig Geld zu haben, macht nachweislich krank. Das muss nicht sein. Ein weiterer Fokus liegt auf dem Thema Job und Karriere. Du wirst in deinem Leben in der Regel ziemlich viel Zeit mit der Arbeit verbringen, da sollte es idealerweise die richtige sein. Nur wie findest du einen Job, der dich erfüllt und dem du gern nachgehst? Beziehungen und Gefühle fallen wie das Thema Persönlichkeitsentwicklung oder Stärken und Schwächen unter das Stichwort Psychologie, ebenso wie zahlreiche Tools und Techniken, bei denen es zum Beispiel um die Stärkung deines Selbstbewusstseins oder Möglichkeiten der Entscheidungsfindung geht.

Ordnung ist das halbe Leben, heißt es. Tatsächlich kannst du in deinem Leben ebenso viel Ballast anhäufen wie in einer Wohnung. Doch da Unordnung nachweislich Stress verursacht, werden wir dir dabei helfen, in den wichtigsten Dingen Ordnung in dein Leben zu bringen. Welche Versicherungen brauchst du zum Beispiel wirklich? Wir behandeln außerdem für dich relevante Rechtsfragen, etwa zum Thema Mietrecht, damit der Umzug in die erste eigene Wohnung oder WG nicht zum Albtraum wird.

In einem Handbuch fürs Leben darf das Thema Gesundheit natürlich nicht fehlen. Wusstest du, dass zu wenig Schlaf dieselbe Wirkung auf den Körper hat wie Alkohol? Wie funktioniert eigentlich Stressabbau? Kannst du dich tatsächlich schlau essen? (Ja!) Und wie kann es sein, dass Muskeln dir beim Abnehmen helfen, selbst wenn du durch sie schwerer wirst? Die Beziehung zu deinem eigenen Körper ist die wohl wichtigste Beziehung in deinem Leben. Sie wird jedoch wie deine anderen Beziehungen auch nicht von allein gut laufen.

Sehr wichtig ist uns auch das Thema Kommunikation, insbesondere über soziale Medien im Internet. Wie erkennst du zum Beispiel Fake News? Und was steckt hinter Framing und False Balancing und warum sind diese Kommunikationstechniken in der Lage, deine Wahrnehmung und deine Vorstellung von der Welt zu verzerren? Warum machen sich Menschen mit Whataboutism schnell unbeliebt? Und was unterscheidet eine Non-Apology, also eine Nichtentschuldigung, von einer richtigen Entschuldigung? Zum Leben gehört jedoch nicht nur, sich in den Kommunikationsuntiefen des Internets zurechtzufinden, sondern auch in der Gesellschaft allgemein. Welchen Einfluss haben Kultur und Werte auf dein Leben? Wie prägen sie dich? Warum lohnt es sich, sich mit Geschichte zu beschäftigen? Und wie funktioniert eigentlich Zukunft?

Bei all dem steht kaum eines der Themen, das wir behandeln werden, für sich allein. Oft bedingen sie einander und erzeugen wichtige Wechselwirkungen, auf die wir immer wieder hinweisen werden. Deine persönlichen Werte und Überzeugungen wirken sich zum Beispiel konkret auf deine Karriere oder auf deine Beziehungen aus. Selbst deine Finanzen sind davon betroffen. Aber kennst du dich selbst und deine Bedürfnisse überhaupt? Auch dabei, dich selbst besser kennenzulernen, können wir dir helfen, immer mit dem Ziel, deine Selbstwirksamkeit zu erhöhen, also das Gefühl, dein Leben selbst in der Hand zu haben und es zu gestalten.

Nach der Schule startet jede:r von uns zwei Karrieren: seine private und seine berufliche Karriere. Welchen Weg du dabei einschlägst, hängt vor allem von drei Dingen ab.

Von deinen persönlichen Zielen.

Von deinen Werten und Überzeugungen.

Von deinen Fähigkeiten, deinen Stärken und Schwächen.

Diese drei Faktoren bestimmen im Wesentlichen, wie sich deine Persönlichkeit entwickelt und auf welcher Grundlage du Entscheidungen triffst. Und davon stehen nach der Schule eine Menge an: Willst du eine Ausbildung oder ein Studium beginnen? Nur welche oder welches passt zu dir? Wie kannst du deine Ausbildung oder dein Studium finanzieren? Kannst und willst du bei deinen Eltern wohnen bleiben? Falls nicht: Ziehst du in eine eigene Wohnung oder in eine WG? Und wie bezahlst du deine Wohnung oder dein WG-Zimmer? Ab wann musst du eigentlich eine Steuererklärung machen? Wie läuft das mit deiner Krankenversicherung, wenn du nicht mehr über deine Eltern versichert bist? Wann ist der beste Zeitpunkt, eine Familie zu gründen? Wie verhandelst du das Gehalt in deinem Job? Was kannst du gegen deine Aufregung bei Bewerbungsgesprächen tun? Worauf musst du bei Bewerbungen achten? Wann hört das Verknalltsein auf, und wann beginnt die Liebe? Was ist Erfolg? Was sind deine Stärken? Und wie arbeitest du an deinen Schwächen – oder musst du das gar nicht? Wie ernährst du dich gesund, wenn deine Eltern nicht mehr für dich kochen …

Machen wir uns an die Arbeit, um ein paar Antworten zu finden.

Psychologie I

Wie du dich selbst besser kennenlernst

Wir beginnen unsere Reise durch dein zukünftiges Leben mit den Themen Selbstwirksamkeit, Selbstbewusstsein, Werte, Ziele und Motivation. Warum? Weil es in diesem Buch um dein Leben geht. Viele Ratgeber arbeiten damit, dir feste, vorgefertigte Lösungen anzubieten: Mach dies, dann passiert das.

Aber so funktioniert das Leben leider nicht. Jeder von uns bringt eine andere Persönlichkeit mit. Jeder hat unterschiedliche Stärken und Schwächen. Daher gibt es auch nicht die Lösung, die für alle passt. Damit du die für dich richtigen Lösungen in deinem Leben finden kannst, wollen wir zunächst dein Bewusstsein für deine Persönlichkeit schärfen.

Du wirst überrascht sein, wie deine Persönlichkeit, deine Werte, dein Selbstbewusstsein und deine Motivation einander beeinflussen und zusammenhängen. Bist du dir deiner Werte und Motivation bewusst geworden, entsteht in dir die Fähigkeit, für dich stimmige Lebensziele zu formulieren. Und diese führen dich schließlich über kurz oder lang in den so wichtigen Zustand der Selbstwirksamkeit. Der hilft dir wiederum dabei, ins Tun zu kommen. Also Dinge tatsächlich anzupacken und umzusetzen.

Deine Persönlichkeit – die Zutaten für ein glückliches Leben

Stell dir vor, wir würden dich jetzt sofort mit folgender Bitte in den Supermarkt schicken: Kauf bitte alle Zutaten für das Ottolenghi-Rezept »Gegrillte Zucchini mit Safranbutter und Joghurtsauce« und koche es anschließend für uns.

Wie würdest du auf diese Bitte reagieren? Nun, wahrscheinlich würdest du sagen, dass du den Auftrag so nicht ausführen kannst, weil du die genauen Zutaten und Mengen fürs Rezept nicht kennst. Okay, Zucchini, Safran, Butter und Joghurt scheinen dazuzugehören, aber sonst? Du würdest uns daher nach einer Liste mit allen Zutaten fragen. Und dann wahrscheinlich noch nach einer Anleitung, wann genau welche Zutat in welcher Menge in den Topf oder die Pfanne gehört, damit das Gericht am Ende auch gelingt.

Sollten diese oder ähnliche Gedanken durch deinen Kopf gegangen sein – herzlichen Glückwunsch, alles richtig gemacht. Wann immer wir mit einer konkreten Aufgabe konfrontiert werden, suchen oder entwickeln wir einen Plan. Wir marschieren nicht einfach drauflos, weil wir genau wissen: Ohne Plan, ohne Zutatenliste und ohne Rezept, funktioniert die Sache nicht.

Stell dir nun bitte vor, das Rezept, das du zubereiten müsstest, wären keine gegrillten Zucchini, sondern dein glückliches Leben. Kennst du zum jetzigen Zeitpunkt alle Zutaten, die du dafür brauchst? Und hast du einen Plan, eine Vorstellung davon, wie du diese Zutaten verarbeiten solltest?

Wie vertraut bist du eigentlich mit deiner Persönlichkeit? Wie gut kennst du dich selbst? Welches sind deine wichtigsten Werte und Überzeugungen? Woran glaubst du? Kennst du deine Stärken? Und bist du dir der Dinge bewusst, die dir keinen Spaß bereiten oder mit denen du dich schwertust? Fragst du dich manchmal, warum das so ist? Ist dir klar, was dir guttut? Weißt du, welche Menschen dir guttun? Welche Themen oder Menschen dich verletzen? Und wovor hast du eigentlich Angst? Was bereitet dir Freude? Darüber solltest du nachdenken, denn in deiner Persönlichkeit, in der Gesamtheit all deiner charakteristischen und individuellen Eigenschaften, stecken alle Zutaten, die du für dein glückliches Leben benötigst. Also werfen wir doch gemeinsam einen Blick darauf, was da so alles auf deiner Zutatenliste für dein glückliches Leben steht.

The Big Five: die fünf Persönlichkeitsdimensionen

Deine Persönlichkeit ist nicht statisch. Sie wird sich ein Leben lang entwickeln. Früher gingen Wissenschaftler davon aus, dass die Persönlichkeitsentwicklung bereits in jungen Jahren vollständig abgeschlossen sei. Doch diese These ist längst widerlegt. Zwar finden die größten Veränderungen bis zu einem Alter von 30 Jahren statt, doch selbst mit 50 oder 60 können einschneidende Erlebnisse zu Veränderungen deiner Persönlichkeit führen. Um das Konstrukt Persönlichkeit greifbarer zu machen, haben Wissenschaftler fünf Persönlichkeitsdimensionen entwickelt, die sogenannten Big Five. Diese sind:

die Extraversion,

die Offenheit,

die Verträglichkeit,

die Gewissenhaftigkeit,

der Neurotizismus.

Während du dir unter den Begriffen Offenheit, Verträglichkeit und Gewissenhaftigkeit sicher etwas vorstellen kannst, werden die Begriffe Extraversion sowie Neurotizismus womöglich für Fragezeichen sorgen. Gehen wir die einzelnen Persönlichkeitsdimensionen doch einmal durch und klären ab, welche Eigenschaften mit welcher Dimension verbunden sind.

Big Five (1/5): die Extraversion

Wie wichtig ist dir die Aufmerksamkeit anderer Menschen? Wie kontaktfreudig bist du? Bist du eher ein geselliger oder ein verschlossener Typ? Wie aktiv bist du, und unternimmst du Dinge lieber allein oder in der Gruppe? Sitzt du abends lieber auf dem Sofa oder ziehst du gern um die Häuser?

Die Antworten auf all diese Fragen zeigen an, wie stark deine Extraversion ausgeprägt ist. Menschen mit einer sehr ausgeprägten Extraversion sind extrovertiert. Menschen mit einer kaum ausgeprägten Extraversion sind introvertiert. Ist eine Person sehr still und meldet sich selten zu Wort, ist sie eher introvertiert.

Eigenschaften bei sehr ausgeprägter Extraversion:

gesprächig

spontan

gesellig

energisch

unternehmungslustig

interessiert

risikobereit

Eigenschaften bei wenig ausgeprägter Extraversion:

ernst

zurückhaltend

zufrieden mit sich allein

in sich ruhend

nachdenklich

konzentriert

konfliktscheu

Big Five (2/5): die Offenheit

Welche Rolle spielen Traditionen und feststehende Routinen in deinem Leben? Bist du eher neugierig oder fällt es dir schwer, dich auf Unbekanntes einzulassen? Greifst du bei neuen Produkten im Supermarkt sofort zu, oder wartest du lieber ab?

In der Persönlichkeitsdimension der Offenheit wird die Einstellung einer Person gegenüber Veränderungen abgebildet. Eine hohe Offenheit drückt sich in einer Lust auf neue Impulse, aber auch in einer gewissen Ruhelosigkeit und einer ordentlichen Portion Leichtsinn aus. Ein neuer Film im Kino? Den muss eine offene Person unbedingt sehen. Ein neuer Modetrend? Wird sofort ausprobiert. Eine wenig ausgeprägte Offenheit sorgt dagegen für eine hohe Verlässlichkeit bei einer Person. Jeder weiß, was er an diesem eher vorsichtigen Menschen hat. Und das ändert sich auch nicht so schnell.

Eigenschaften bei sehr ausgeprägter Offenheit:

kreativ

unkonventionell

philosophisch

fantasievoll

Grenzgänger

erfinderisch

leichtsinnig

emotional

begeisternd

verrückt

Eigenschaften bei wenig ausgeprägter Offenheit:

traditionell

konservativ

skeptisch

verlässlich

berechenbar

vorsichtig

Big Five (3/5): die Verträglichkeit

Wie bei der Extraversion spielt bei der Verträglichkeit die Beziehung zu anderen Menschen eine Rolle. Allerdings ist nicht die Aufmerksamkeit der Persönlichkeitstreiber, sondern Macht und Dominanz. Bei einer wenig ausgeprägten Verträglichkeit stellt eine Person ihre Eigeninteressen über die der anderen Menschen. Sie ist eher misstrauisch anderen gegenüber, weil sie fürchtet, übervorteilt zu werden. Eine gut ausgebildete Verträglichkeit drückt sich dagegen im Streben nach Harmonie und in einem ausgeprägten Mitgefühl aus.

Eigenschaften bei sehr ausgeprägter Verträglichkeit:

Harmonie suchend

kooperativ

verständnisvoll

gutmütig

umgänglich

mitfühlend

empathisch

nachgiebig

Eigenschaften bei wenig ausgeprägter Verträglichkeit:

egozentrisch

durchsetzungsstark

misstrauisch

wettbewerbsorientiert

unnachgiebig

beharrend

rau

feindselig

Big Five (4/5): die Gewissenhaftigkeit

Willst du immer alles perfekt machen? Verfolgst du deine Ziele mit hoher Ausdauer? Oder fällt es dir leicht, auch mal alle Fünfe gerade sein zu lassen? Wie leicht lässt du dich ablenken? Wie stark ist deine Selbstkontrolle? In dieser Persönlichkeitsdimension bilden Perfektionist:innen (hohe Gewissenhaftigkeit) und Lebenskünstler:innen mit Laisser-faire-Einstellung (geringe Gewissenhaftigkeit) die Gegenpole.

Eigenschaften bei sehr ausgeprägter Gewissenhaftigkeit:

pünktlich

willensstark

kontrolliert

selbstdiszipliniert

strukturiert

verantwortungsbewusst

glaubwürdig

planend

zielstrebig

Eigenschaften bei wenig ausgeprägter Gewissenhaftigkeit:

sorglos

unbekümmert

nachlässig

sprunghaft

leichtlebig

nachgiebig

Big Five (5/5): der Neurotizismus

Der Neurotizismus sagt aus, wie emotional stabil ein Mensch ist. Eine starke Ausprägung führt zu Sorge und ständiger Anspannung. Oft sind Traurigkeit, Melancholie sowie Magen- oder Kopfschmerzen die Folge. Außerdem können solche Personen Rückschläge nicht so gut verkraften. Ist der Neurotizismus gering ausgeprägt, nimmt sich ein Mensch selbst nicht so wichtig und ist resilienter. Er bezieht Rückschläge nicht automatisch auf sich selbst, kann gut mit Druck umgehen und ist emotional stabiler.

Eigenschaften bei sehr ausgeprägtem Neurotizismus:

nervös

unsicher

melancholisch

reizbar

verlegen

sorgenvoll

verletzlich

emotional

Eigenschaften bei wenig ausgeprägtem Neurotizismus:

stressresistent

selbstsicher

ausgeglichen

belastbar

zufrieden

ungezwungen

entspannt

Wenn du wissen möchtest, wie du bei den Big Five abschneidest, mach einen kostenlosen Onlinetest. Es ist ein erster wichtiger Schritt, um dich selbst besser kennenzulernen. Aber Achtung: Keine Persönlichkeitsdimension ist per se gut oder schlecht. Probleme bereiten immer nur besonders extreme Ausprägungen. Warum das so ist, erfährst du im Kapitel »Psychologie II«.

Kehren wir an dieser Stelle noch einmal kurz in die Küche des Lebens zurück. Wie helfen dir die Erkenntnisse über deine Persönlichkeit hier weiter? Nun, stell dir vor, du möchtest gerne berühmt werden, auf der Bühne und im Rampenlicht stehen. Dafür benötigst du in der Regel eine richtig große Portion Extraversion. Steht die in ausreichender Menge auf deiner Zutatenliste? Bringst du mit, was es dafür braucht, ein Star zu sein? Oder träumst du vielleicht von einer Karriere als Fluglotse oder als Chirurg? In diesem Fall hoffen wir für dich und für alle Passagiere und Patient:innen, dass du über eine besonders gut ausgeprägte Gewissenhaftigkeit verfügst. Falls nicht, lass bitte lieber die Finger davon. Und als eher introvertierte Person ist ein Job als Lehrkraft wohl eher nichts für dich.

Je besser du deine Persönlichkeit kennst, desto größer ist die Wahr-scheinlichkeit, in einem Leben zu landen, das dich glücklich macht und das du selbst erfolgreich gestalten kannst. Diese Fähigkeit ist als Selbst-wirksamkeit bekannt. Wie du an ihr arbeiten kannst, erfährst du im nächsten Kapitel.

Selbstwirksamkeit? Was ist das eigentlich? Und wie kannst du sie stärken?

Selbstwirksamkeit ist, wie gesagt, so etwas wie der Schlüssel zu einem glücklichen Leben. Die Wissenschaft versteht darunter »die Überzeugung einer Person (...), auch schwierige Situationen und Herausforderungen aus eigener Kraft erfolgreich bewältigen zu können«.1 Folgendes bewirkt eine hohe Selbstwirksamkeit bei dir:

Du bist gelassener und ärgerst dich weniger über deine Mitmenschen.(Prima, das spart wichtige Lebensenergie.)

Du gehst grundsätzlich optimistischer durch dein Leben.(Kann nie schaden.)

Die Beziehungsarbeit fällt dir leichter.(Love rules!)

Du übernimmst gern für dich selbst, aber auch für andere Verantwortung.(Und verplemperst dadurch weniger Zeit mit Jammern.)

Du machst dir angesichts neuer Herausforderungen nicht ins Hemd.(So lernst du neue Dinge und es bleibt spannend in deinem Leben.)

Du bist ausdauernder, um deine Ziele zu erreichen.(Das Erreichen von Zielen ist verbunden mit Erfolgserlebnissen, eine der wichtigsten Erfahrungen für ein glückliches und zufriedenes Leben.)

Du kannst besser zwischen realistischen und unrealistischen Zielen unterscheiden.(Das bedeutet weniger Umwege und Sackgassen, in die unrealistische Ziele dich zwangsläufig führen.)

Du tust dir leichter, dich selbst zu motivieren.(Unrealistische Ziele führen zu ausbleibenden Erfolgserlebnissen. Ausbleibende Erfolgserlebnisse bedeuten Frust. Den braucht kein Mensch. Realistische Ziele dagegen haben Erfolgserlebnisse zur Folge. Erfolgserlebnisse führen zu Motivation und innerer Überzeugung. Wenn du eine Herausforderung einmal gemeistert hast, warum sollte es beim nächsten Mal nicht wieder klappen?)

Du kannst mit Kritik gut und offen umgehen und aus ihr lernen.(Du verlierst dich nicht so oft in »Ich bin nicht gut genug«- und »Ich kann gar nichts«-Gedanken.)

Du handelst aus Überzeugung und nicht, um von anderen gelobt oder geliebt zu werden.(Dieser Punkt trägt entscheidend dazu bei, dass du das Leben führst, das du wirklich leben willst, statt den Werten oder Vorstellungen anderer nachzujagen.)

Wie du siehst: Die Vorteile einer gut ausgeprägten Selbstwirksamkeit sprechen für sich. Damit du noch ein wenig besser einschätzen kannst, wie es um deine Selbstwirksamkeit bestellt ist, hier noch die Anzeichen für eine schwach ausgeprägte Selbstwirksamkeit:

Du vergleichst dich selbst häufig mit anderen Menschen. Und denkst, dass andere viel mehr können und viel mehr haben als du selbst.

Du neidest anderen Menschen ihren Erfolg.

Du machst grundsätzlich andere Menschen dafür verantwortlich, dass es dir nicht gut geht.

Du bist sehr selbstkritisch. Wenn du von anderen gelobt wirst, kannst du dieses Lob gar nicht richtig genießen.

Du reagierst oft eingeschnappt auf Kritik.

Deine Laune wechselt schnell.

Das alles klingt nach wenig Spaß, weshalb wir uns lieber damit beschäftigen, wie du deine Selbstwirksamkeit stärken kannst. Wie bereits gesagt, wird Selbstwirksamkeit als Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und Wissen um den Erfolg des eigenen Handelns definiert.

»Du musst nur an dich glauben, dann kannst du alles schaffen« – warum dieser Spruch Bullshit ist

Selbstwirksamkeit hat nichts mit dem beliebten Kalender- und Motivationsspruch »Du musst nur an dich glauben, dann kannst du alles schaffen« gemein. Der ist Bullshit. Glaube allein wird zum Beispiel einen Fisch niemals dazu befähigen, auf einen Baum zu klettern. Und ein selbstwirksamer Fisch weiß das auch und wird jedem mit der Flosse einen Vogel zeigen, der ihm sagt, dass er nur fest genug an sich glauben, dass er diszipliniert und motiviert sein müsse, damit das mit der Kraxelei auf den Baum hinhaut.

Fische klettern einfach nicht auf Bäume. Es sei denn, sie setzen einen ziemlich komplexen, Jahrmillionen Jahre andauernden Prozess in Gang, der sich Evolution nennt und in dessen Folge sie das Meer verlassen, Lungen und Gliedmaßen ausbilden und über ein paar weitere Umwege schließlich zu Affen werden. Und die sitzen dann tatsächlich schon oben in der Baumkrone, bevor jemand den Satz »Du musst nur fest genug an dich glauben, dann kannst du auch auf einen Baum klettern« überhaupt zu Ende gesprochen hat. Nur sind sie dann eben Affen und keine Fische. Was wir damit sagen wollen: Selbstwirksamkeit ist nichts, was sich heraufbeschwören lässt. Es ist kein Zauber, kein Knopf, den du nur drücken musst, und dann funktioniert das schon. Solltest du ein Fisch sein, musst du nicht auf Bäume klettern, und du solltest dir auch von niemandem einreden lassen, dass das ein Problem ist. Mit deiner Selbstwirksamkeit hat das nichts zu tun.

»Du musst nur an dich glauben«: Wir wundern uns immer wieder, dass nicht alle Menschen ausflippen, wenn sie diesen sicher gut gemeinten, aber vollkommen nutzlosen Rat erhalten. Nicht umsonst hat der Begriff der Selbstwirksamkeit den ursprünglich in der Psychologie verwendeten Begriff des Selbstvertrauens weitgehend abgelöst. Die innere Überzeugung, der Glaube an die eigenen Fähigkeiten ist nämlich nicht die Ursache für ein hohes Selbstvertrauen alias eine hohe Selbstwirksamkeit. Die innere Überzeugung, der starke Glaube ist Ausdruck und Resultat des Prozesses, der deine Selbstwirksamkeit gestärkt hat. Und diesen Prozess kannst du selbst anstoßen. Wie? Bitte weiterlesen!

»Du musst nur an dich glauben« – ja, woran denn bitte schön? Was verbirgt sich hinter diesem Ich, an das du glauben sollst? Was befähigt denn dieses Ich, die Herausforderung oder die Aufgabe zu meistern, vor der es steht? Kennst du dich und deine Fähigkeiten gut genug, um diese Fragen zu beantworten und einen Plan aus den Antworten abzuleiten? Bist du dir deiner selbst bewusst?

Mittlerweile dürfte dir klar sein, dass deine Selbstwirksamkeit eng an dein Selbstbewusstsein geknüpft ist. Höchste Zeit also, dass wir uns gemeinsam anschauen, was dieses Selbstbewusstsein ist und welchen Einfluss es auf deine Selbstwirksamkeit hat.

Dein Selbstbewusstsein setzt sich aus allen Informationen zusammen, die du über dich zusammengetragen hast. Es ist dein Wissen über deine Fähigkeiten, deine Werte, deine Gefühle und deine Wünsche. Nun ist uns jedoch bekannt, dass Menschen sich hin und wieder irren können. Keiner von uns liegt immer richtig. Und das ist leider auch beim Sammeln von Wissen über uns selbst der Fall.

Ein gesundes Selbstbewusstsein entsteht immer dann, wenn dein Wissen über dich möglichst korrekt ist. Ist es das nicht, bildest du ein ungesundes Selbstbewusstsein aus. Du überschätzt oder unterschätzt dich. Beide Varianten münden in zermürbenden Gemütszu- und Lebensumständen. Du willst wissen, wie es um dein Selbstbewusstsein bestellt ist? Mach gerne Häkchen hinter die zutreffenden Aussagen auf der folgenden Checkliste. Je mehr, desto besser.

Checkliste Selbstbewusstsein

Du weißt, worin du richtig gut bist.

Du weißt, worin du nicht so gut bist. (Du kommst damit aber klar. Es zieht dich nicht runter. Und das Beste: Du kannst daran arbeiten.)

Du kannst deine Wirkung auf andere Menschen richtig einschätzen.

Du bist bereit, (von anderen) zu lernen, ohne dich schlecht zu fühlen.

Du kannst Kritik annehmen und verarbeiten.

Du lässt deine Gefühle nicht nur zu, sondern kannst sie gegenüber anderen auch ausdrücken.

Du weißt, dass negative Situationen und negative Gefühle Momentaufnahmen sind und vorübergehen.

Du weißt, warum du so und nicht anders gehandelt hast, und kannst das anderen auch erklären.

Du kennst deine Bedürfnisse und lebst sie aus.

Du kennst deine Ziele und setzt sie in die Tat um.

Natürlich kannst du dich noch viel intensiver mit deinem Selbstbewusstsein auseinandersetzen. Und zwar indem du anfängst, mit den ersten fünf Punkten unserer Checkliste zu arbeiten. Wie das geht? Erstelle dafür eine Schwächen-Stärken-Liste mit Themen und Eigenschaften, die dir wichtig sind oder spezielle Probleme bereiten. Zum Beispiel so:

 

stimmt gar nicht

stimmt vollkommen

 

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

Ich bin kommunikativ.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ich bin kreativ.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ich bin verlässlich.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ich bin chaotisch.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ich bin spontan.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

stimmt gar nicht

stimmt vollkommen

 

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

Ich gehe planvoll vor.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ich bin lösungsorientiert.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ich bin diszipliniert.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ich bin fröhlich.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ich bin freundlich.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ich bin hilfsbereit.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ich bin ausgeglichen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ich bin ordentlich.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Geh nun Punkt für Punkt durch und erstelle eine Selbsteinschätzung. Gib diese Liste – natürlich nicht ausgefüllt – auch an deine besten Freund:innen (oder Menschen, denen du vertraust) und fordere sie auf, deine Fähigkeiten einzuschätzen. Bitte sie, ehrlich zu sein und dich nicht zu schonen. Vergleiche die Einschätzung deiner Freund:innen mit deiner eigenen. Am besten geht das mit einem Netz- oder Radar-Chart. Ein Beispiel:

Du wirst mit einer solchen Liste oder einem solchen Chart nicht nur herausfinden, ob du deine Schwächen, Stärken und deine Wirkung auf andere richtig einschätzt, du wirst auch sehen, ob du bereit bist, von anderen zu lernen und Kritik anzunehmen. Denn interessanter als die Übereinstimmung mit deiner eigenen Selbsteinschätzung ist natürlich die Diskrepanz. Wo sehen deine Freunde dich nicht so gut? Wo schätzen sie dich besser ein als du selbst? Die Gespräche über diese unterschiedlichen Wahrnehmungen gehören zu den spannendsten, die du auf dem Weg zu einem gesunden Selbstbewusstsein führen kannst. Probiere es unbedingt aus. Je mehr deine persönliche Einschätzung mit der deiner Vertrauensmenschen übereinstimmt, desto stärker dürfte in dir das Gefühl vorhanden sein, dich in einer inneren Balance zu befinden. Du bist mit dir im Reinen. Dein Selbstbewusstsein ist entsprechend ausgeprägt.

Die Selbstbewusstseinsformel

Wissen über dich selbst +

das Wissen über dich selbst ist richtig.

Die Auseinandersetzung mit deinem Selbstbewusstsein führt uns zum nächsten wichtigen Baustein deiner Persönlichkeit: zu deinen Werten. Warum sind Werte so wichtig? Ganz einfach: Aus deinen Werten entsteht deine Motivation. Ohne Werte, also ohne Dinge, die uns wichtig sind, legen wir nicht los oder tun uns besonders schwer zu beginnen. Nichts ist anstrengender, als ein Leben gegen die eigenen Werte und Überzeugungen zu führen. Um herauszufinden, warum das so ist, müssen wir verstehen, wie Werte entstehen und funktionieren.

Werte, die Basis für deine Motivation

Mit den Werten ist das eine ziemlich merkwürdige Sache. Obwohl sie nicht greifbar sind, können wir uns an ihnen festhalten, und sie bewirken sogar etwas. Die Gelassenheit zum Beispiel. Sie führt dich, solltest du sie in dir ausgebildet haben, durch schwierige Zeiten, selbst wenn alle anderen nicht gelassenen Menschen um dich herum panisch im Dreieck springen. Aber wo beginnt die Gelassenheit eigentlich? Und ab wann geht sie in die wenig wertvolle Gleichgültigkeit über? Darüber lässt sich trefflich streiten – oder auch nicht, denn Werte sind immer persönliche Bewertungen, das erkennst du bereits im Wort selbst.

Werte sind stets Werte für jemanden. Sie sind eine Frage der Perspektive. Das Wohl des Löwen (satt werden) ist das Un-Wohl der Antilope (gefressen werden). Auch wenn wir verzweifelt versuchen, Werte manifest und greifbar zu machen, indem wir Dingen beispielsweise eine Zahl oder einen Preis zuschreiben, spüren wir insgeheim, dass der wahre Wert einer Sache sich nicht mit Geld abbilden lässt.

Nicht umsonst nennt der Soziologe Max Weber den Wert ein »Schmerzenskind« der Ökonomie.2 Ein frischer Fisch im Fischgeschäft, der 50 Euro kostet, ist den Preis nicht wert, wenn niemand es nötig hat oder das Bedürfnis verspürt, den Fisch zu kaufen. Ein solcher Fisch bekommt erst dann einen Wert für dich, wenn du Hunger und Lust auf Fisch hast oder zum Beispiel Gäste zu dir nach Hause kommen, denen du mit einem leckeren Fischgericht eine Freude machen willst. Halten wir fest: An und für sich gibt es nichts Wertvolles.

Dass Werte dennoch existieren, liegt schlicht in der jeweiligen Situation begründet, in der sich ein Mensch befindet, und in den Bedürfnissen, die sich aus der Situation ableiten lassen. Gehen wir einmal zusammen in dein Badezimmer. Würde dort ein:e Wasserverkäufer:in direkt neben dem Waschbecken stehen und dir eine Flasche Wasser für 10 Euro anbieten, würdest du einfach den Wasserhahn aufdrehen und nicht im Traum daran denken, Geld für das Flaschenwasser auszugeben. Stell dir nun dieselbe Situation in einer Wüste vor, in der du dich verlaufen hast und seit Stunden umherirrst. Du wärst, ohne zu zögern, bereit, 100 oder gar mehr Euro für das Wasser zu zahlen.

Dieser dynamische Prozess ist dafür verantwortlich, dass sich ein und derselbe Wert zu verschiedenen Zeiten vollkommen anders für uns anfühlen kann. Der Schriftsteller Johann Wolfgang von Goethe hat einmal gesagt: »Die Menschheit ist bedingt durch Bedürfnisse. Sind diese nicht befriedigt, so erweist sie sich ungeduldig; sind sie befriedigt, so erscheint sie gleichgültig. Der eigentliche Mensch bewegt sich also zwischen beiden Zuständen.«3

Das Bewegen zwischen diesen beiden Zuständen kennen wir als Balance.

Werte sind also eine geistige Größe, aber sie können in uns nur in Abhängigkeit von unseren Bedürfnissen entstehen. Aus diesem Grund ist es mitunter gar nicht so einfach, seinen eigenen Werten auf die Spur zu kommen. Doch wir kennen da einen Trick, und der manifestiert sich in dem Satz: »Der Mensch tut nur, was ihm nützlich ist.«

Das klingt erst mal erschütternd und vollkommen egoistisch, ist es aber nicht. Im Gegenteil. Selbst eine Mutter Teresa handelte nicht uneigennützig. Sie wollte halt in den Himmel kommen. Diese Wertvorstellung war ihr Antrieb, sich für andere einzusetzen. Werte entstehen immer dann, wenn Dinge oder eine Handlung mit einem Nutzen für uns verknüpft sind. Der Nutzen entspringt wiederum aus unseren Bedürfnissen, egal, ob das nun ein biologisches oder ein psychisches Bedürfnis ist. An dieser Stelle ist es höchste Zeit, mal einen genaueren Blick auf das Thema Bedürfnisse zu werfen.

Unsere Bedürfnisse lassen sich wie folgt zusammenfassen: Menschen wollen leben, lieben, lernen und anerkannt werden. Das Bedürfnis zu leben wird durch körperliches und finanzielles Wohlergehen sichergestellt. Liebe speist sich aus sozialen Bindungen, der Gemeinschaft mit anderen. Die Möglichkeit zu lernen sorgt für unser mentales Wohlergehen sowie für Autonomie und Selbstbestimmung und die Entwicklung unserer Fähigkeiten. Die Anerkennung anderer ist wichtig für unser seelisches Gleichgewicht. Verbindendes Element und Triebkraft unserer Bedürfnisse ist die Lust. Sie gilt es zu befriedigen. Durch gutes Essen, Musik und Kultur, eine Reise, einen geschäftlichen oder sportlichen Erfolg oder durch Sex. Werden unsere Bedürfnisse erfüllt, fühlt sich das gut an. Wir sind glücklich.

Wie du deine Werte identifizieren kannst

Es ist erstaunlich, was du alles über dich und deine Werte lernen kannst, wenn du deine Entscheidungen nicht mehr dahingehend untersuchst, dass du etwas für jemand anderen machst, sondern dass du es für dich selbst machst. Wenn es heißt, dass der Mensch nur tut, was ihm nützlich ist, klingt das erst einmal sehr pragmatisch, technisch und kühl. Doch diese Lesart ist unzureichend: Werte können tatsächlich nur im Zusammenhang mit etwas entstehen, woran unser Herz wirklich hängt.

Anbei eine Liste mit 100 Werten, mit der du arbeiten kannst, um herauszufinden, woran dein Herz tatsächlich hängt:

Abenteuer

Abwechslung

Akzeptanz

Authentizität

Begeisterung

Behutsamkeit

Beliebtheit

Bescheidenheit

Bewusstheit

Dankbarkeit

Disziplin

Effizienz

Ehrlichkeit

Erfolg

Ernsthaftigkeit

Fairness

Fantasie

Flexibilität

Freiheit

Freundschaft

Friedfertigkeit

Fröhlichkeit

Geborgenheit

Geduld

Gelassenheit

Gemeinschaft

Genuss

Gerechtigkeit

Gesundheit

Glück

Großzügigkeit

Harmonie

Heimat

Herausforderung

Herzlichkeit

Hilfsbereitschaft

Hingabe

Hoffnung

Humor

Innovation

Intuition

Kommunikation

Kompetenz

Konstruktivität

Kraft

Kreativität

Kritikfähigkeit

Kultur

Lachen

Leichtigkeit

Leidenschaft

Leistung

Lernbereitschaft

Liebe

Loyalität

Lust

Macht

Menschlichkeit

Mitgefühl

Mut

Nachhaltigkeit

Nähe

Natürlichkeit

Neugierde

Offenheit

Optimismus

Ordnung

Perfektion

Rationalität

Reichtum

Respekt

Ruhe

Schönheit

Selbstbestimmung

Sicherheit

Sinnhaftigkeit

Sinnlichkeit

Solidarität

Sorgfalt

Spaß

Spiritualität

Sportlichkeit

Toleranz

Tradition

Treue

Unabhängigkeit

Veränderung

Verantwortung

Verbindlichkeit

Verbundenheit

Vertrauen

Vitalität

Weisheit

Weiterentwicklung

Wertschätzung

Wissen

Würde

Zugehörigkeit

Zuverlässigkeit

Zuversicht

Such dir aus dieser Liste zehn Werte heraus, von denen du überzeugt bist, dass sie dir persönlich wirklich wichtig sind. Notiere diese zehn Werte auf einer Liste und schau sie dir jeden Morgen an. Wirf auch am Abend einen Blick darauf. Mach hinter jeden Wert, den du an diesem Tag tatsächlich gelebt hast, einen Strich. Sei dabei ehrlich mit dir selbst.

Sagen wir mal, du hast den Wert Wissen angekreuzt. Frag dich einfach, was du am Tag getan hast, um dein Wissen zu vermehren. Oder wenn dir das Träumen wichtig ist: Gab es am Tag einen Moment, in dem du in deiner Fantasie der Wirklichkeit entflogen bist? Hast du ein Abenteuer erlebt? Hast du Ordnung geschaffen? Warst du zuverlässig? Hast du Sport gemacht? Hast du dich gepflegt und etwas für deine Schönheit getan? Oder hast du dir etwas Schönes gekauft?

Am Ende der Woche nimmst du diejenigen Werte, die mehr als fünf Striche haben, mit in die nächste Woche. Die anderen Werte fliegen raus und du füllst deine Liste mit neuen Werten aus der Liste, die dir gefallen. Nach fünf bis sechs Wochen sollten sich die Werte, die tatsächlich Teil deines Alltags sind, langsam herauskristallisieren. Solltest du Werte auf deiner persönlichen Werteliste vermissen, frag dich bitte, warum das so ist und was du vielleicht dafür tun könntest, um dem fehlenden Wert einen Platz in deinem Leben zu geben. Es kann aber auch einfach sein, dass dir der Wert doch nicht so wichtig ist wie gedacht. Dingen, Menschen und Themen, die uns wirklich am Herzen liegen, widmen wir automatisch Zeit und Aufmerksamkeit. Nicht umsonst werden Werte auch als Motivationstreiber bezeichnet. Wie genau Motivation funktioniert, erfährst du im nächsten Kapitel.

Wie Motivation funktioniert und was du gegen Antriebslosigkeit machen kannst

Motivation ist laut Duden definiert als »Gesamtheit der Beweggründe, Einflüsse, die eine Entscheidung, Handlung o. Ä. beeinflussen, zu einer Handlungsweise anregen«.4 Mit anderen Worten: Motivation ist der Schlüssel, warum wir den Hintern hochkriegen und unseren inneren Schweinehund überwinden. In der Wissenschaft wird klassisch zwischen zwei Arten von Motivation unterschieden: der intrinsischen und der extrinsischen Motivation.

Intrinsische und extrinsische Motivation

Die intrinsische Motivation kommt aus unserem Inneren. Sie beruht auf unseren Werten, Überzeugungen und persönlichen Interessen. Sind wir intrinsisch motiviert, geschieht dies, weil wir in unserer Handlung oder Entscheidung einen Sinn sehen und/oder weil wir schlicht Spaß an einer Sache haben. Die extrinsische Motivation wird von außen an uns herangetragen. Geld gilt klassischerweise als eine wichtige Form von extrinsischer Motivation. Oder aber das Lob und die Anerkennung Dritter. Auch sozialer Status und Macht sowie das Vermeiden von Bestrafungen sind Faktoren, welche die extrinsische Motivation beeinflussen. Wir sind nun mal soziale Wesen und kommen ohne die Beziehung zu anderen Menschen nicht aus.

Wissenschaftliche Untersuchungen haben gezeigt, dass die intrinsische Motivation länger anhält als die extrinsische. Allerdings heißt das nicht, dass die eine Motivation automatisch besser ist als die andere. Wie so häufig hilft es, das Zusammenwirken von intrinsischer und extrinsischer Motivation zu betrachten: Stell dir vor, du würdest gern in der Pflege arbeiten, weil du unheimlich gerne für andere da bist (intrinsische Motivation). Nun ist der Job als Pflegekraft allerdings so schlecht bezahlt (extrinsische Motivation), dass du deinen Lebensunterhalt damit gerade so bestreiten kannst. Glücklich kannst du so nicht werden. Oder nehmen wir eine Künstlerin. Sie geht vollkommen in ihrer Kunst auf und ist bereits in jungen Jahren sehr erfolgreich, auch finanziell (extrinsische Motivation). Doch der Ruhm hat den Preis, dass die Künstlerin immer mehr zum Objekt anderer wird. Welche Kunst sie machen kann, wird zunehmend von außen beeinflusst, sodass sich das Werk am Ende gar nicht mehr wie das eigene anfühlt. Die Kunst macht keinen Spaß mehr. Die überbordende extrinsische Motivation hat dazu geführt, dass die intrinsische Motivation im Eimer ist. Idealerweise sind intrinsische und extrinsische Motivation immer ausbalanciert.

Intrinsische Motivation ist stark beeinflusst von:

Interesse

Lust

Spaß

Sinnhaftigkeit

den eigenen Werten

Merkmale:

wirkt leistungsfördernd

funktioniert ohne Belohnung oder Angst vor Strafe

hält lange an

kostet in der Regel wenig Überwindung

Extrinsische Motivation ist stark beeinflusst von:

sozialem Status

Macht

Verdienst

Belohnungen

Zugehörigkeit

Merkmale:

ist verbunden mit äußeren Zwängen und Anreizen

ist verbunden mit Angst vor Ablehnung oder Zurechtweisung

hält nicht lange vor

kostet meist Überwindung

Noch mal: Die eine Form der Motivation ist nicht besser als die andere. Es gibt Menschen, denen zum Beispiel Status einfach wichtiger ist als etwa das Thema, an dem sie arbeiten. Ebenso existieren Menschen, die lieber selbst entscheiden, als sich den Entscheidungen anderer unterzuordnen, die also Macht haben wollen.

Wie wir bereits festgestellt haben, wird deine Motivation von deinen Werten beeinflusst und umgekehrt. Ein unordentlicher Mensch ist weniger motiviert aufzuräumen als jemand, dem Ordnung wichtig ist. Ein kulturell interessierter Mensch sitzt zwei Stunden selig in der Oper, während ein sportlicher Mensch viel lieber zwei Stunden joggen geht. Logisch, dass deine persönliche Wertekonstellation auch einen enormen Einfluss auf deine Job- oder Partnerwahl hat.

Doch egal, ob deine Motivation nun intrinsisch oder extrinsisch bedingt ist, sie ist keine treue Seele. Es gibt Tage, an denen du selbst auf Dinge, die du sonst mit großer Leidenschaft tust, keinen Bock hast. Kochen zum Beispiel. Oder ins Theater gehen. Oder zum Sport. Oder sich mit Freund:innen treffen. Sollten sich die Null-Bock-Tage häufen, ist dies meist ein Beleg dafür, dass du eine Pause gebrauchen könntest. Dass dir der Fokus auf bestimmte Aktivitäten fehlt, kann aber auch schlicht daran liegen, dass es dir an den richtigen Zielen mangelt. Das Zusammenwirken von Zielen und Motivation ist gut erforscht. Tatsächlich helfen uns Ziele dabei, uns leichter zu überwinden und loszulegen. Doch warum ist das so?

Welches Leben möchtest du führen? Wie wertebasierte Ziele dir (fast überall) im Leben weiterhelfen können

Das Nachdenken über Ziele, das Bewusstmachen von Zielen ist die vielleicht am meisten unterschätzte Kraft, die ein Mensch besitzt. Warum? Aus Zielen lässt sich ein Sinn für dein Handeln ableiten, der dich motiviert. Ziele helfen dir, einen Plan zu schmieden, indem du dich fragst, was du eigentlich alles brauchst, um deine Ziele zu erreichen. Ziele unterstützen dich dabei loszulegen, etwa indem du anfängst, all die Dinge zu besorgen, die du brauchst, um deine Ziele zu erreichen. Für ein besseres Verständnis werfen wir doch einmal einen Blick auf die 7 Stufen des bewussten Handelns, die in jedem Projekt stecken.

Der sogenannte Nullpunkt ist geprägt von der Ansicht, dass ein Projekt unmöglich ist, dass ein Ziel unerreichbar ist. Solange du in der Unmöglichkeit verharrst, erfolgt auch keine bewusste Handlung. (Außer du wirst gezwungen. Aber diese Möglichkeit lassen wir aus gutem Grund außer Acht. Unter Zwang will schließlich niemand leben.) Wie aber legst du los? Wie erreichst du Ziele? Indem du die Frage »Könnte ich es schaffen?« mit Ja beantwortest.

Jedes Projekt beginnt mit der Überzeugung, dass es funktionieren kann. Der nächste Schritt ist ebenfalls geistiger Natur. Nun musst du überlegen, ob du überhaupt Lust auf das Ziel hast: Möchtest du es schaffen? Bist du neugierig genug herauszufinden, ob es klappt?

Führen auch diese Fragen zu einem Ja, geht es munter weiter, und zwar mit dem Versuch, es zu schaffen. Du machst Pläne, probierst verschiedene Dinge aus, und ehe du dich versiehst, machst du Erfahrungen. Negative und positive. Negative Erfahrungen bremsen dich auf dem Weg zum Ziel. Positive Erfahrungen bestärken dich weiterzumachen. Die Fähigkeit, mit Rückschritten umzugehen, aus den negativen Erfahrungen das Richtige zu lernen und Veränderungen vorzunehmen (»Ich kann es schaffen«), ist entscheidend dafür, ob du tatsächlich in einen Handlungsprozess (»Ich schaffe es«) und schließlich ins Ziel kommst (»Ich habe es geschafft«).

Wie du Ziele sinnvoll und umsetzbar formulieren kannst

Bevor du nun jedoch über deine persönlichen Ziele nachdenkst, solltest du lernen, ein Ziel sinnvoll zu formulieren. Falsch eingesetzt, können Ziele nämlich auch kontraproduktiv sein. Wir sind sicher, dass du bereits mehr als einmal erlebt hast, dass du dir ein Ziel gesetzt hast und hinterher trotzdem nichts voranging und du eben nicht ins Tun gekommen bist. Vorsätze an Neujahr sind der bekannteste Klassiker für falsch angewandte Ziele:

Ich möchte im kommenden Jahr mehr Sport machen. → Das ist kein Ziel.

Ich möchte im kommenden Jahr abnehmen. → Auch das ist kein Ziel.

Ich möchte mich im kommenden Jahr gesünder ernähren. → Nope. Kein Ziel.

Ich möchte im kommenden Jahr mehr Zeit mit meinen Freund:innen verbringen. → Leider auch kein Ziel.

Ich möchte im kommenden Jahr mehr Bücher lesen. → Ein löblicher Vorsatz, vor allem wenn es sich um so gute Bücher wie dieses handelt. Von einem Ziel bist du allerdings noch immer meilenweit entfernt.

Im kommenden Jahr möchte ich mehr Geld verdienen. → Wer will das nicht. Trotzdem ist auch das kein Ziel.