Alpengold 384 - Marianne Burger - E-Book

Alpengold 384 E-Book

Marianne Burger

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Beschreibung

"Ich muss fort, Hochwürden!" Schluchzend steht die junge Sennerin Gundula Preisinger vor dem Pfarrer von Thannhofen. "Ich kann net länger hierbleiben, wo ich auf Schritt und Tritt an meinen Franzl erinnert werd‘."
"Ich will versuchen, dir anderswo eine Stelle zu verschaffen", verspricht der geistliche Herr mitleidig. Und er hält Wort.
Ohne Abschied verlässt Gundula nur wenige Tage später den Hof, der ihr bis jetzt Heimat gewesen ist. Sie ahnt nicht, dass der junge Bauer ihr voller Wehmut nachblickt, denn sein Herz schlägt schon lange für sie ...


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Inhalt

Cover

Kein Mädchen ist wie Gundula

Vorschau

Impressum

Kein Mädchen ist wie Gundula

Ihr Schicksal ist tragisch – und rührt jeden zu Tränen

Von Marianne Burger

»Ich muss fort, Hochwürden!« Schluchzend steht die junge Sennerin Gundula Preisinger vor dem Pfarrer von Thannhofen. »Ich kann net länger hierbleiben, wo ich auf Schritt und Tritt an meinen Franzl erinnert werd'.«

»Ich will versuchen, dir anderswo eine Stelle zu verschaffen«, verspricht der geistliche Herr mitleidig. Und er hält Wort.

Ohne Abschied verlässt Gundula nur wenige Tage später den Hof, der ihr bis jetzt Heimat gewesen ist. Sie ahnt nicht, dass der junge Bauer ihr voller Wehmut nachblickt, denn sein Herz schlägt schon lange für sie ...

Über dem Gamsjoch zog ein Unwetter auf. Schwarze Wolken schoben sich vor die Sonne, und schon fielen die ersten Regentropfen.

Die Sennerin Gundel beeilte sich mit dem Melken. Sie schaffte es gerade noch, bevor das Gewitter losbrach. Das Dirndl lief in die Sennhütte und steckte die geweihte Wetterkerze im Herrgottswinkel an.

Jetzt hallte der erste Donnerschlag. Blitze zuckten auf. Und dann prasselte ein Sturzregen auf das Dach der Sennhütte. Schnell schloss Gundel die Fensterläden und zündete die Petroleumlampe an. Sie legte Holz im Herd nach und setzte sich dann mit ihrem Strickzeug an den roh gezimmerten Tisch.

Gundel verspürte großen Hunger. Zu Mittag hatte sie nur ein Stück Brot mit Selchfleisch gegessen. Zum Kochen war ihr keine Zeit geblieben, weil sie oben im Gamswald nach einer Kalbin suchen musste, die sich verlaufen hatte.

Gottlob hatte sie das Tier unversehrt gefunden und mit einem Brocken Steinsalz zur Herde zurückgelockt.

Vierzig Stück Vieh machten schon eine Menge Mühe. Doch Gundel tat diese Arbeit gern. Sie war dem Schicksal dankbar, das sie nach Thannhofen und auf den Hirtreiter-Hof geführt hatte.

Harte Jahre lagen hinter dem jungen Dirndl, das schon mit fünfzehn die Eltern verloren hatte. Es hatte für Gundel viel Arbeit gegeben, aber kaum jemals ein gutes Wort.

Der Bauer, den man ihr zum Vormund bestimmt hatte, hatte es ihr immer wieder unter die Nase gerieben, dass sie dankbar sein müsse für ein Dach über dem Kopf. Für ihn war Gundel nichts weiter als eine billige Arbeitskraft gewesen.

Nun aber war Gundel achtzehn geworden und damit mündig. Sie war aus dem Heimatdorf fortgegangen und hatte in Thannhofen Arbeit gefunden.

Der Hirtreiter-Bauer hatte Gundel als Sennerin auf die Hochalm geschickt, weil sie sich mit dem Vieh auskannte. Und es war für Gundel sehr schön, hier zu sein. Hier war es still und friedsam, und man hatte einen herrlichen Ausblick ins Thannhofener Tal. Nur wenn es ein Unwetter gab, wurde es Gundel bang ums Herz. Denn durch einen Blitzschlag waren ihre Eltern ums Leben gekommen.

Während sie emsig die Stricknadeln klappern ließ, flüsterte sie ein stilles Gebet für die Eltern.

Plötzlich schrak sie zusammen. Hatte es nicht an die Hüttentür geklopft?

»Gundel, ich bin's, mach auf!«, vernahm sie eine Stimme, die sie im ersten Moment nicht gleich erkannte.

Es wird der Jäger sein, der Toni Sedlmair, dachte sie. Er kehrte öfter in der Almhütte ein, auf einen Plausch und einen Krug Milch. Jetzt suchte er wohl Schutz vor dem Sturzregen.

Er war ein stattliches Mannsbild, der Toni, und er hatte ihr schon nach kurzer Bekanntschaft gestanden, dass er sich in sie verliebt hatte.

Aber als Gundel ihm gesagt hatte, dass sie ihr Herz bereits verschenkt hatte, war er still geworden und hatte nie mehr von seinen Gefühlen gesprochen.

Gundel öffnete die Hüttentür. Ein hochgewachsener Bursch im Wetterfleck trat über die Schwelle. Von seiner Hutkrempe troff das Wasser. Erst jetzt erkannte sie ihn. Mit einem leisen Jubelruf flog sie in seine Arme.

»Franzl, wo kommst du denn her bei diesem Wetter, wo man keinen Hund vor die Tür jagt? Armer Bursch, du bist ja ganz durchgeweicht! Komm, zieh die nassen Sachen aus, du erkältest dich sonst!«

Er lachte leise und gab ihr ein liebevolles Busserl.

»Ich bin doch net aus Zucker, Schatzerl. Als ich fortging von daheim, hat's noch net geregnet. Hast du was zum Aufwärmen für mich?«

»Ich mache dir geschwind einen Jagertee, Franzl. Zieh dich derweilen um!« Sie schob ihn in die Schlafkammer.

Franz Hirtreiter streifte die durchnässten Sachen ab, dann schlüpfte er in das karierte Sporthemd und die geflickte Cordhose, die der Altsenn Kilian in der Hütte zurückgelassen hatte. Als er wieder in die Küche trat, hatte Gundel den Tee schon fertig.

Mit einem behaglichen Aufseufzen setzte sich Franz auf die Bank im Eck und nahm einen langen Schluck von dem würzig duftenden Tee.

»Ah, das tut gut! Dank dir schön.«

Wieder krachte ein Donnerschlag. Gundel zuckte ängstlich zusammen.

»Du brauchst dich doch net zu fürchten, Gundel, ich bin ja bei dir!«, murmelte er und streckte die Arme nach ihr aus. Gundel setzte sich neben Franzl, legte den Kopf an seine Schulter und spürte, wie sie ruhiger wurde.

Nein, sie brauchte sich nicht zu fürchten, wenn Franz bei ihr war, vor nichts und vor niemandem!

Es kam Gundel noch immer wie ein Wunder vor, dass der Erbe vom Hirtreiter-Hof sie liebte. Der Franz war ein fescher Bursch, sämtliche Dirndln von Thannhofen machten ihm verliebte Augen. Aber er hatte sich für sie entschieden – für ein armes Waisendirndl! Und er würde sie heiraten! Das hatte Franz ihr versprochen, und Gundel vertraute ihrem Liebsten felsenfest.

Der Hirtreiter-Franz war kein Hallodri und Sprüchemacher, so viel wusste sie inzwischen. Auf ihn konnte sie sich verlassen. Und das machte sie sehr glücklich.

»Gell, jetzt fürchtest du dich nimmer, Herzerl?«, fragte er zärtlich, und sie las in seinen dunklen Augen alle Liebe, die er für sie empfand. Gundel strich ihm über das schwarze Haar, das sich von der Nässe zu vielen kleinen Locken gekraust hatte.

»Wenn du bei mir bist, hab ich vor gar nix Angst«, sagte sie leise. »Aber ich wollte, du würdest bald mit deinem Vater sprechen, Franzl. Es wird ihm bestimmt net recht sein, dass du mich heiraten willst. Schließlich bist du der Erbe vom Hirtreiter-Hof, und ich bin bloß ein armes Waisendirndl. Wenn dein Vater gegen unseren Verspruch ist, dann gehe ich lieber fort von hier. Ich will net, dass du dich meinetwegen mit deinem Vater überwirfst.«

»Du musst net allweil so schwarzsehen, Schatzerl. Der Vater wird mit sich reden lassen, ganz bestimmt. Er wird unserem Glück net im Weg stehen, ich kenne ihn doch. Aber falls er sich stur stellt, mei, dann wäre das doch auch net so schlimm. Dann mag der Stefan den Hof übernehmen. Mein Erbteil wird der Vater mir auf jeden Fall auszahlen müssen, das steht fest. Und mit diesem Geld können wir irgendwo einen kleinen Hof pachten und in Frieden und Eintracht miteinander leben. Du bist mir hundertmal wichtiger als unser Hof.«

Franz trank seinen Jagertee aus und zündete sich eine Zigarette an. Er lauschte nach draußen.

»Der Regen lässt nach«, stellte er fest. »Es donnert auch nimmer. Aber du wirst mich doch jetzt net fortschicken, oder?«

»Ich bin ja so froh, dich bei mir zu haben, Schatzerl«, flüsterte Gundel. Sie machte sich sanft aus seiner Umarmung frei und ging zum Herd. »Jetzt mache ich uns einen Hüttenschmarrn. Ich hab mich net getraut zu essen, solang es gewittert hat. Weißt du, meine Großmutter hat allweil gesagt, bei einem Gewitter dürfe man nix essen.«

»Jetzt ist's ja vorbei, Gundel. Warte, ich hole dir einen Korb Scheitholz herein vom Stadl.«

Eine halbe Stunde später löffelten sie den duftenden Schmarrn aus der großen Eisenpfanne.

»Kochen kannst du genauso gut wie meine Mutter selig«, lobte Franz sie und lehnte sich behaglich zurück.

»Ich muss noch einmal nach dem Vieh schauen«, sagte Gundel und stand auf.

»Das lass nur mich machen, Herzerl!«, erwiderte Franz schnell. Er ging hinaus in die Dunkelheit. Es roch würzig nach feuchter Erde. Drüben über dem Gamsjoch blinzelte ein Stern durch die Wolkendecke. Morgen würde es wieder sonnig sein.

Und morgen will ich's dem Vater sagen, dass er bald eine liebe Schwiegertochter bekommt, nahm er sich vor.

Wenig später lagen die beiden Verliebten eng aneinandergeschmiegt im schmalen Bett in der Schlafkammer. Gundel konnte nichts Sündhaftes daran finden, dass sie sich ihrem Franz hingab. Ihr Herz gehörte ihm ja schon längst; und bald würden sie Mann und Frau sein vor Gott und den Menschen.

***

»Na, du Herumtreiber, wo hast du denn gesteckt?«, fragte der Hirtreiter-Bauer seinen Ältesten gut gelaunt, als Franz am frühen Morgen heimkam. »Soll ich raten? Du bist bei der Sailer-Moni gewesen, hab ich recht?«

Jetzt oder nie, ging es Franz durch den Sinn.

»Falsch geraten, Vater«, erwiderte er. »Auf der Hochalm war ich, denn die Gundel ist mein Schatz, und ich hab ihr die Heirat versprochen. Gleich nach dem Almabtrieb werden wir unser Aufgebot bestellen.«

»Dabei hab ich ja wohl auch noch ein Wort mitzureden«, gab Josef Hirtreiter zurück, nachdem er sich vom ersten Schreck erholt hatte. »Bub, Bub, mach keine Dummheiten! Die Gundel ist ein bildsauberes Madl, alles was recht ist. Aber sie passt net zu uns, net als Hofbäuerin!«

»Und warum net, Vater?«, fragte Franz aufsässig. »Ist's etwa ein Charakterfehler, dass die Gundel ein armes Waisendirndl ist?«

»Das net. Aber woher willst du wissen, ob das Madl net darauf ausgeht, eine reiche Partie zu machen und sich bei uns ins warme Nest zu setzen?«, hielt der Vater dagegen. »Die Moni Sailer passt viel besser zu dir, Franz. Bei ihr kannst du sicher sein, dass sie net auf unseren Reichtum spekuliert. Und es ist mein Wunsch, dass du die Moni heiratest!«

»Vater, ich mag die Moni gern, aber zu einer Ehe gehört mehr als Gernhaben. Und ich bitte dich, net in dieser Weise über meine Gundel zu reden. Die Gundel ist net berechnend, sie hat mich lieb.«

»Das denkst du, du verliebter Depp«, kam es grimmig zurück. »Aber du kannst sie ja auf die Probe stellen. Geh zu deiner Gundel und sag ihr, dass ich dich enterbe, wenn du net von ihr lässt! Dann wird's sich schon zeigen, wie's mit ihrer großen Liebe in Wirklichkeit bestellt ist.«

»Vater, würdest du mich wirklich vom Hof weisen, wenn ich net von meiner Gundel lasse?«

»Frag net so dumm!«, fuhr Josef seinen Sohn an. »Du kannst's dir selber aussuchen. Entweder du machst Schluss mit dieser Liebschaft, oder ich setze deinen Bruder Stefan zum Erben ein! Es ist mir ernst, hast du mich verstanden?«

»Soll mir recht sein, Vater. Ich gönne dem Stefan den Hof.« Das klang so fest, dass der Vater erschrak.

»Teifi, das Dirndl muss dich ja ganz und gar verhext haben«, murmelte er. »Jetzt will ich doch einmal hören, was dein Bruder zu alledem sagt.«

Josef Hirtreiter rief nach Stefan, der gleich herbeieilte.

»Wo brennt's denn, Vater?«, fragte er atemlos. »Fängt die Scheckin etwa schon zu kalben an?«

»Bei deinem Bruder brennt's im Dachstüberl«, brummte Josef und warf Franz einen grimmigen Blick zu. »Er hat sich in die Gundel verliebt und will sie heiraten. Was sagst du dazu?«

Stefan biss sich auf die Lippen. Auch er hatte auf den ersten Blick Gefallen an dem schlanken braunhaarigen Madl gefunden, das zu Mariä Lichtmess auf den Hof gekommen war.

Einige Male war Stefan auf Geheiß des Vaters zur Hochalm hinaufgestiegen, um dort nach dem Rechten zu sehen. Er hatte alles in schönster Ordnung vorgefunden.

Das Vieh war gesund, die Sennhütte blitzte geradezu vor Sauberkeit, und das Madl, die Gundula Preisinger, war eine wahre Augenweide. Ja, die Gundel gefiel ihm zehnmal besser als sämtliche Dirndln von Thannhofen. Aber weil Stefan – im Gegensatz zu seinem Bruder Franz – eher schüchtern war, hatte er sich nicht getraut, Gundel von seinen Gefühlen zu sprechen.

Einmal hatte Stefan den Toni in der Sennhütte getroffen, und es war ihm nicht entgangen, dass er das Dirndl mit verliebten Augen angeschaut hatte. Eine gewisse Vertrautheit hatte auch in der Art gelegen, wie Gundel und Toni miteinander geredet hatten. Daraus hatte Stefan den Schluss gezogen, dass die beiden ein Liebespaar waren.

Jetzt wusste er freilich, dass er sich da etwas Falsches zusammengereimt hatte, aber diese Erkenntnis half ihm nicht weiter.

»Vater, wenn der Franz die Gundel liebt und sie heiraten will, ist doch alles in Ordnung«, sagte Stefan. Und er schämte sich, weil er den Bruder um Gundels Liebe beneidete. »Nimmst du etwa Anstoß daran, dass das Madl arm ist? Wir haben doch selber Geld genug!«

»Der Vater hält meine Gundel für berechnend und meint, sie wollte sich hier ins gemachte Nest setzen«, sagte Franz bitter.

Stefan schüttelte den Kopf.

»So was traue ich dem Madl net zu«, antwortete er mit Nachdruck. Franz warf seinem Bruder einen dankbaren Blick zu.