Bergkristall - Folge 257 - Marianne Burger - E-Book

Bergkristall - Folge 257 E-Book

Marianne Burger

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Beschreibung

Es wird totenstill, als der neue Schützenkönig vom Wildeggtal auf die Mädchen zutritt, um eines von ihnen zum Tanz aufzufordern. Im Wildeggtal ist es seit jeher Brauch, dass der Schützenkönig sich zum Ehrentanz das Dirndl erwählt, dem er gut ist. Tanzt das Madel mit ihm, so gilt das als festes Verlöbnis.

Als Meinrad Grasegger jetzt vor der bezaubernden Verena stehen bleibt und sie ihre Hände mit einem glücklichen Lächeln in die seinen legt, geht ein entsetztes Raunen durch den Saal. Alle wissen: Mit seiner Wahl hat Meinrad sich den Bauern Franz Eberl zum gefährlichen Feind gemacht ...

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Inhalt

Cover

Impressum

Gefahr im Wildeggtal

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2016 by Bastei Lübbe AG, Köln

Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Bastei Verlag/Anne von Sarosdy

E-Book-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-2814-1

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Gefahr im Wildeggtal

Wie ein armer Knecht das Herz einer schönen Bäuerin gewann

Von Marianne Burger

Es wird totenstill, als der neue Schützenkönig vom Wildeggtal auf die Mädchen zutritt, um eines von ihnen zum Tanz aufzufordern. Im Wildeggtal ist es seit jeher Brauch, dass der Schützenkönig sich zum Ehrentanz das Dirndl erwählt, dem er gut ist. Tanzt das Madel mit ihm, so gilt das als festes Verlöbnis.

Als Meinrad Grasegger jetzt vor der bezaubernden Verena stehen bleibt und sie ihre Hände mit einem glücklichen Lächeln in die seinen legt, geht ein entsetztes Raunen durch den Saal. Alle wissen: Mit seiner Wahl hat Meinrad sich den Bauern Franz Eberl zum gefährlichen Feind gemacht …

Verena Hallrieder trat in die Küche und probierte ein wenig von dem Rahmgulasch, das es zum Abendessen geben sollte.

„Das schmeckt gut“, lobte sie die Küchenhilfe. „Du kannst schon anfangen, den Hofleuten das Essen aufzutragen, Lieserl. Mein Bruder und ich essen später.“

„Ist recht, Bäuerin.“

Verena ging schnell hinaus. Sie hatte sich noch immer nicht daran gewöhnt, dass man sie jetzt so respektvoll mit „Bäuerin“ ansprach. Aber das war sie nun tatsächlich seit dem Tod ihres Vaters. Genau seit drei Wochen. Wehmütig dachte Verena: Lieber Herrgott, was gäbe ich darum, wenn er noch am Leben wäre, unser guter Vater!

Verena schlug den Weg zum Gottesacker ein. Am Grab des Vaters sprach sie ein inniges Gebet. Sie wusste, der Vater würde es nicht wollen, dass sie so traurig war. Aber sein Tod war gar zu plötzlich gekommen.

Verena wusste genau, dass auch ihr Bruder den Vater vermisste. Aber er riss sich eisern zusammen und versuchte sie zu trösten, so gut er es vermochte. Der Gedanke an den Bruder tat Verena wohl. Es war ein Segen, dass sie sich so gut verstanden und dass es keinen Streit um das Erbe des Vaters gegeben hatte.

Rudi hatte sich schon als junger Bub viel mehr für das Sägewerk interessiert, das der Vater betrieb, als für die bäuerliche Arbeit auf dem Hof. Und Benedikt Hallrieder hatte dem Rudi seinen Willen gelassen. Nun hatte der Bursch also die Nachfolge des Vaters angetreten auf jenem Gebiet, das ihm vertraut war, während seine Schwester Verena auf dem Hof regierte.

Während die junge Hoferbin am Grab des Vaters stand, saß Rudi Hallrieder im Sägewerksbüro über den Lohnlisten.

Als es plötzlich an die Bürotür klopfte, runzelte der junge Mann unwillig die Stirn.

„Herein“, rief er.

„Grüß dich, Rudi.“

Der späte Besucher trat forsch in den kleinen Raum und setzte sich hin, ohne eine Aufforderung abzuwarten. Franz Eberl war sehr selbstbewusst und von sich eingenommen. Dazu meinte er auch allen Grund zu haben. Schließlich war sein Hof der zweitgrößte im ganzen Wildeggtal!

„Du bist es, Franz! Was führt dich denn hierher?“, fragte Rudi.

„Ja, wie soll ich mich ausdrücken?“, murmelte Franz.

„Am besten klar und deutlich, damit ich weiß, worum es geht“, erwiderte Rudi ein wenig ungeduldig. „Also sprich dich schon aus, Nachbar!“

„Euer Vater – Gott hab ihn selig – liegt nun schon drei Wochen unter der Erde. Jetzt ist die Verena Hofbäuerin und hat die ganze Verantwortung zu tragen.“

„Damit wird sie schon fertig, Franz. Bei ihr ist der Hof in guten Händen.“

„Das streit ich ja gar net ab, Rudi. Aber besser wäre es halt doch, wenn ein junger, tüchtiger Bauer da wäre, der ihr in allem zur Seite steht. Du weißt es ja längst, wie gut ich deiner Schwester bin, Rudi. Ich liebe Verena über alles. Der glücklichste Mensch auf der ganzen Welt würde ich sein, wenn Verena die Meine werden möchte.“

„Das will ich dir gern glauben, Franz“, gab Rudi bedächtig zur Antwort. „Aber nachdem dir die Verena schon zweimal einen Korb gegeben hat, glaub ich kaum, dass sie jetzt plötzlich zustimmen wird. Du kannst es ja versuchen – aber so, wie ich die Verena kenne, kann ich mir net vorstellen, dass sie inzwischen ihre Meinung geändert hätte.“

„Könntest du net ein gutes Wörtl für mich einlegen, Rudi?“, bat der sonst so forsche Franz kleinlaut.

„Mensch, du wirst doch wohl den Mut aufbringen, selbst mit der Verena zu sprechen?“, sagte Rudi mit leisem Spott.

Franz Eberl stand auf und stülpte sich das grüne Hütl mit der kecken Spielhahnfeder auf die Locken.

„Alsdann, versuch ich es halt noch einmal“, brummte er und marschierte hinaus.

Der Zufall wollte es, dass Franz wenig später seiner Angebeteten begegnete. Gleich sprach Franz das Dirndl an und platzte mit seinem Heiratsantrag heraus. Verena betrachtete Franz nachdenklich. Er sah nicht übel aus, der Eberl-Franz. Groß und stämmig war er, braun gebrannt und kräftig. Und er schaute sie ganz treuherzig und bittend an.

Aber sie konnte halt nichts anderes für den Nachbarssohn empfinden als gute Freundschaft. Warum wollte Franz das nicht begreifen?

„Franz, lass es jetzt gut sein“, bat sie leise. „Die Liebe lässt sich net erzwingen, sieh es doch endlich ein! Ich mag dich als einen guten, vertrauten Freund, aber heiraten kann ich dich net, weil dazu nun einmal die Liebe gehört.“

„Aber ich liebe dich doch, Vrenerl“, rief Franz und haschte nach ihrer Hand.

„Zur Liebe gehören allemal zwei“, belehrte sie ihn. „Ich bitte dich, plag mich nimmer mit deinen Anträgen, Franz! Lass uns auch weiterhin gute Nachbarn und Freunde bleiben! Heiraten werde ich dich nie.“

Er starrte sie finster an. Plötzlich sah er ganz fremd aus, sodass Verena fast erschrak.

„Bin ich dir zu gering?“, stieß er grimmig hervor. „Mir scheint, du willst arg hoch hinaus! Das könnte dir eines Tages leidtun, Verena. Freilich bist du hier im Wildeggtal die reichste Erbin. Aber mein Besitz steht dem deinigen nur um weniges nach, hier in Jandling und auch zu Unter-Jandling drüben, das wirst du wohl wissen.“

„Lass es gut sein jetzt“, sagte Verena noch einmal ruhig. „Mehr als gute Freundschaft vermag ich dir net zu geben, Franz. Das ist mein letztes Wort.“

Mit brennenden Augen, in denen heißes Begehren funkelte, starrte Franz Eberl in Verenas schmales, ebenmäßiges Gesicht. Herrgott, wie schön sie war, die junge Herrin vom Hallrieder-Hof!

„Schon gut, ich hab verstanden“, sagte Franz heiser. „Ich werd dich nimmer fragen, Vrenerl.“

„Also bleiben wir Freunde, gelt?“

„Freilich. Behüt dich Gott, Madel!“

Franz gab ihr die Hand und ging dann schnell davon. Früher oder später musste er Verena für sich gewinnen, eher würde er keine Ruhe finden!

Als Verena heimkam, saß ihr Bruder in der Stube und verzehrte mit Behagen seine späte Mahlzeit. Das Küchenmädchen Lieserl brachte ihm eine Flasche Weizenbier und errötete, als er ihr freundlich dankte. Sie hatte längst ihr Herz an den Rudi verloren. Aber der würde ihr niemals Beachtung schenken, denn sie war ja nur ein armes Madel.

Dennoch träumte Lieserl immer wieder von Rudi. Dabei wusste Lieserl sehr genau, dass dieser Traum niemals Wirklichkeit werden konnte. Aber es war halt gar so schön, sich solchen Träumen hinzugeben, wenn sie allein war in ihrer Kammer unter dem Dachgiebel. Und wenn sie dann einschlief, kam immer wieder ein wunderbarer Traum zu ihr.

Dann sah Lieserl sich selbst auf dem Schützenfest, das alljährlich nach der Getreideernte in Jandling gefeiert wurde. Und sie sah Rudi Hallrieder, wie man ihn als den Schützenkönig feierte. Es war schon Tradition, dass der Hallrieder-Rudi jedes Jahr die Königswürde errang und als Meisterschütze im Wildeggtal gefeiert wurde. So träumte Lieserl von dem großen Glück, das es für sie bedeuten würde, wenn Rudi sie zum Tanz aufforderte. Vielleicht geschah ja doch einmal ein Wunder …

„Der Franz hat mir schon wieder einen Antrag gemacht“, erzählte Verena ihrem Bruder unten in der Wohnstube. „Aber ich kann ihn halt net lieben.“

„Der Franz ist net verkehrt“, tat Rudi seine Meinung kund und trank einen Schluck Bier. „Aber wenn du ihn net magst, Verena, muss er sich damit abfinden. Unser Vater hat allerdings große Stücke auf den Franz gehalten.“

„Wir werden einen tüchtigen, jungen Knecht einstellen müssen“, wechselte Verena hastig das Thema. „Bald beginnt die Feldarbeit, und zwei kräftige Hände können wir gut gebrauchen. Der Vinzenz wird uns arg fehlen. Aber ich kann’s ihm net verdenken, dass er gekündigt hat, nachdem er die Chance hatte, auf dem schönen Hof seines Onkels in Schwarzenried einzustehen. Der Onkel wird ihm bestimmt eines Tages seinen Hof überschreiben.“

„Ich gönn es dem Vinzenz. Aber du hast schon Recht, ein neuer Jungknecht muss her, Verena. Soll ich eine Anzeige ins Bauernblatt einrücken?“

„Sei so gut und tu das, Rudi!“

„Gleich morgen werde ich in die Kreisstadt fahren und ein Inserat aufgeben. Hoffentlich findet sich ein tüchtiger Bursche ein, der dir den Vinzenz einigermaßen ersetzen kann.“

Rudi trank sein Bier aus und gähnte herzhaft.

„Ich bin hundemüde. Gute Nacht, Schwesterl, schlaf schön.“

„Soll ich dir morgen um halb fünf ein Frühstück richten?“, fragte Verena mit einem verschmitzten Lachen. „Wenn man auf die Jagd geht zu so früher Stunde, muss man eine solide Unterlage im Magen haben, das hat der Vater allweil gesagt.“

Rudi bekam einen roten Kopf.

„Woher weißt du denn, dass ich morgen früh auf die Jagd gehen will, Vrenerl?“

„Weil unser Vater um diese Jahreszeit auch immer ins Jaggenauer Moos gegangen ist, um ein Birkhuhn zu schießen“, erwiderte Verena mit einem feinen Lächeln. „Ich wünsche dir Weidmannsheil dazu, Rudi.“

„Ja, die Jagerei hat dem Vater sehr am Herzen gelegen“, gab Rudi versonnen zurück.

***

Rudi Hallrieder erlegte am nächsten Morgen im Jaggenauer Moos ein prächtiges Birkhuhn, und Verena freute sich mit ihrem Bruder.

Am Wochenende erschien dann das Inserat im Bauernblatt, das Rudi für Verena aufgesetzt hatte; und wenig später kam ein Fremder ins Wildeggtal, der sich Meinrad Grasegger nannte und auf dem Hallrieder-Hof um Arbeit vorsprach.

Verena unterhielt sich lang mit Meinrad und stellte ihn zur Probe ein. Es erwies sich bald, dass Meinrad ein fleißiger und intelligenter Bursche war, der sich in allen anfallenden Arbeiten auskannte.

Obwohl Meinrad sehr still und bescheiden war und keinen Versuch machte, sich in den Vordergrund zu stellen, ergab es sich wie von selbst, dass das Gesinde auf dem Hallrieder-Hof bald auf sein Kommando hörte.

„Mit dem Meinrad hab ich einen Glücksgriff getan“, vertraute Verena ihrem Bruder nach der Heuernte an. „Der braucht keine Anweisung; der sieht alles, was getan werden muss, ohne dass man es ihm erst lange erklären muss. Und dann geht er hin und packt es an. Außerdem scheint er auch was von der Jagerei zu verstehen.“

„Das habe ich auch schon herausgefunden, Schwesterl.“ Rudi schmunzelte vergnügt. „Sein Großvater war Förster, daher liegt ihm das Jagen wohl im Blut. Neulich habe ich ihn am späten Abend draußen auf der Germerwiese angetroffen. Da stiefelte der Meinrad umher im hohen Gras und hatte den Petzi an der Leine, den Hund vom alten Nepomuk.“

„Und was hatte er dort vor?“, fragte Verena interessiert.

„Das hab ich mich auch gefragt, Vrenerl“, antwortete Rudi. „Als ich mich bei Meinrad erkundigte, was, in aller Welt, er denn da treibe, erklärte er mir ganz ernsthaft: ‚Ich scheuch das Rehwild auf, das vielleicht da in der Wiese liegt. Erst gestern habe ich hier eine Ricke beobachtet. Sie führt Zwillingskitze.‘ Ja, in dem Moment bin ich mir sehr dumm vorgekommen, weil ich selbst daran hätte denken müssen, dass man das Rehwild am Abend vor der Mahd aus der Wiese heraustreiben muss.“

„Du hast doch so viel zu tun jetzt im Sägewerk. Man kann net an alles denken“, erwiderte Verena. „Aber ich bin sehr froh, dass der Meinrad sich diese Mühe gemacht hat. Er ist so zuverlässig und – überhaupt“, schloss sie hastig und wurde mit einem Mal sehr rot und verlegen.

Rudi stutzte und fasste seine Schwester scharf ins Auge.

„Vrenerl – sei ehrlich! Der Meinrad Grasegger gefällt dir net nur wegen seiner Tüchtigkeit, sondern auch als Mensch, gelt?“

„Lach mich net aus, Rudi, aber ich hab ihn lieb“, flüsterte das Dirndl kaum hörbar.

„Kann ich schon verstehen. Er sieht gut aus“, erwiderte Rudi schlicht. „Und mir ist er sehr sympathisch. Ich hätte nix dagegen einzuwenden, wenn der Meinrad eines guten Tages mein Schwager werden würde.“

„Aber er schaut mich ja kaum an, Rudi“, fuhr Verena leise fort. „Zu mir spricht er nur das Notwendigste, was die Arbeit angeht, darüber hinaus aber kein einziges Wörtl.“

„Soll ich dem Meinrad einmal auf den Zahn fühlen?“

„Um Himmels willen, bloß net!“, rief Verena erschrocken aus. „Du meinst es gut, das weiß ich, Rudi, aber misch dich bitte net ein.“

Weder Verena noch ihr Bruder ahnten, wie es im Herzen von Meinrad Grasegger aussah. Auf den ersten Blick hatte er sein Herz an die schöne Hofbäuerin verloren; doch er verschloss seine Gefühle ganz fest in seinem Herzen. Denn er war ja nur ein kleiner Knecht. Wie durfte er da von Verena träumen, die eine reiche Bäuerin war?