Alpengold 256 - Marianne Burger - E-Book

Alpengold 256 E-Book

Marianne Burger

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Beschreibung

Im Dorf gab es viel Gerede, als Ferdinand Brettschneider die schöne Senta heiratete. Es war ja allgemein bekannt, dass er mit der verwitweten Bäuerin Mirl Hafenegger versprochen war. Und jetzt führte er seine junge Magd zum Traualtar!
"Lang kann das nicht gutgehen", unkte man. "Bei dem Altersunterschied! Die Senta könnt ja fast seine Tochter sein! Sie ist ein raffiniertes Luder und hat ihn nur umgarnt, um eine reiche Partie zu machen!"
Zwar wusste der Brettschneider, was man hinter seinem Rücken munkelte, aber das kümmerte ihn nicht. Er war sehr verliebt in seine attraktive Frau und las ihr jeden Wunsch von den Augen ab. Senta ließ es sich gern gefallen - auch dann noch, als sie in heftiger Leidenschaft zu einem jungen Geigenbauer entbrannte ...

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Seitenzahl: 106

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Inhalt

Cover

Impressum

Der Bauer und die Sünderin

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2017 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Anne von Sarosdy / Bastei Verlag

Datenkonvertierung eBook: Blickpunkt Werbe- und Verlagsgesellschaft mbH, Satzstudio Potsdam

ISBN 978-3-7325-5483-6

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

Der Bauer und die Sünderin

Ein erregender Eheroman aus den Bergen

Von Marianne Burger

Im Dorf gab es viel Gerede, als Ferdinand Brettschneider die schöne Senta heiratete. Es war ja allgemein bekannt, dass er mit der verwitweten Bäuerin Mirl Hafenegger versprochen war. Und jetzt führte er seine junge Magd zum Traualtar!

»Lang kann das nicht gutgehen«, unkte man. »Bei dem Altersunterschied! Die Senta könnt ja fast seine Tochter sein! Sie ist ein raffiniertes Luder und hat ihn nur umgarnt, um eine reiche Partie zu machen!«

Zwar wusste der Brettschneider, was man hinter seinem Rücken munkelte, aber das kümmerte ihn nicht. Er war sehr verliebt in seine attraktive Frau und las ihr jeden Wunsch von den Augen ab. Senta ließ es sich gern gefallen – auch dann noch, als sie in heftiger Leidenschaft zu einem jungen Geigenbauer entbrannte …

Die Glocken der Kirche St. Jakobus zu Simshofen läuteten das neue Jahr ein. Hochwürden Antonius Kienlechner feierte die Heilige Messe und hielt eine kurze Predigt, die er mit den Worten beschloss: »So wollen wir denn in Gottes Namen das neue Jahr beginnen in der frohen Zuversicht, dass der Herr im Himmel auch fernerhin seine Gnade über uns walten lässt. Vater unser …«

Die Gemeinde betete mit ihm. Dann fuhr Hochwürden fort: »Wir gedenken jetzt all derer, die unser himmlischer Vater im vergangenen Jahr zu sich gerufen hat in sein Reich. Herr, gib ihnen die ewige Ruhe.«

»Und das ewige Licht leuchte ihnen«, erklang es im Chor.

»Herr, lasse sie ruhen in Frieden, Amen!«

Der Pfarrer sprach den Schlusssegen, und die Gläubigen schoben sich aus den Betbänken. Beim Portal stand der Küster Wendelin mit dem Klingelbeutel, und jeder gab sein Scherflein. Dann zerstreuten sich die Kirchenbesucher. Jeder strebte heim in die warme Stube. Es war eine klirrend kalte Nacht. Da tat es gut, beim warmen Kachelofen zu sitzen.

Als sich die Menschen verlaufen hatten, blieben der Brettschneider-Bauer und die Hafenegger-Mirl allein zurück. Sie schritten über den Friedhof zu den Grabstätten der Familien und zündeten Kerzen an.

Vor zwei Jahren hatte Ferdinand Brettschneider seine Frau begraben und sie lange Zeit ehrlich betrauert. Die Apollonia war ihm eine gute Frau gewesen. Dass sie keine Kinder bekommen konnte, hatte er ihr niemals zum Vorwurf gemacht.

Aber mit seinen fünfzig Jahren fühlte er sich noch zu jung, um für immer allein zu bleiben. Und der Hof sollte später einmal nicht von Fremden bewirtschaftet werden. Er hatte seinen Neffen Max zum Erben eingesetzt, aber dann war alles ganz anders gekommen. Max war mit seinem neuen Auto verunglückt und würde den Rest seines Lebens im Rollstuhl verbringen müssen. So konnte er das ihm zugedachte Erbe nicht antreten.

Nach reiflichem Überlegen war Ferdinand Brettschneider zu dem Entschluss gelangt, um die Hand der Mirl Hafenegger anzuhalten.

Sie hatte vor sechs Jahren ihren Mann verloren, war mit ihren achtundvierzig immer noch eine ansehnliche Frau, und sie hatten sich seit jeher gut verstanden als Freunde und Nachbarn.

Mirl hatte zwei Söhne. Sepp, der ältere, war inzwischen verheiratet, und Mirl hatte ihm den Hof übergeben. Sepps Bruder Konrad war jetzt achtzehn Jahre alt, ein großer, kräftiger Bursche, den Ferdinand besonders gern mochte. Wenn die Mirl mir das Jawort gibt, hatte Ferdinand überlegt, dann kann der Konrad später einmal meinen Hof übernehmen.

Die Hafenegger-Mirl hatte ohne lange Ziererei Ja gesagt, als Ferdinand ihr seinen Heiratsantrag machte. Nur eines hatte sie sich ausgebeten: Erst im nächsten Herbst sollte Hochzeit gehalten werden. Vorerst wurde sie noch daheim auf ihrem Hof gebraucht. Everl, ihre Schwiegertochter, war in Umständen und hatte eine beschwerliche Schwangerschaft.

Im Spätsommer sollte das Kindl zur Welt kommen. Bis dahin wollte Mirl daheim bleiben und Everl entlasten. Dafür hatte Ferdinand Verständnis.

Mit andächtig gefalteten Händen verweilte Ferdinand am Grab seiner Apollonia.

Gell, du verstehst doch, dass ich net allein bleiben möcht, für den Rest meines Lebens?, fragte er stumm. Du hast die Mirl immer gern gemocht, und ihre Buben auch, besonders den Konrad. Weiß Gott, lieber wär es mir, du tätest noch leben, Apollonia. Aber ich muss auch an den Hof denken, und der Max kann ja das Sach nicht übernehmen, der arme Bub …

Er schrak zusammen, als sich eine Hand auf seine Schulter legte. Mirl war zu ihm getreten und sagte leise: »Gehen wir, Ferdl.«

Hand in Hand verließen sie die Stätte der Toten.

»Kommst du noch mit zu mir auf ein Glas Punsch?«, bat Ferdinand.

Mirl nickte. »Gern, Ferdl.« Sie gingen am Hafenegger-Hof vorbei. Nach dem Hof von Ferdinand Brettschneider war er das zweitgrößte Anwesen in Simshofen. Alle Fenster waren dunkel.

»Der Konrad war heut den ganzen Tag droben im Wald, um die Wildfütterungen zu beschicken«, erzählte Mirl. »Hundsmüd war er, als er heimkam, und ist gleich nach dem Nachtessen ins Bett gegangen.«

»Der Konrad ist ein feiner Kerl, er ist ganz narrisch nach allem Viehzeug. Schad, dass er net die Jägerprüfung machen will, er könnt mir eine große Hilfe sein in meinem Revier am Simsenjoch.«

»Der Konrad würd’s niemals übers Herz bringen, auf ein Reh oder einen Hirsch zu schießen, das weißt du doch, Ferdl. Lass ihn so, wie er ist! Du wirst genug Zeit haben, auf die Jagd zu gehen, sobald der Konrad dir auf deinem Hof zur Hand geht.«

Sie waren beim Brettschneider-Hof angekommen. In der Küche brannte noch Licht. Die Magd Kathi hatte das Abendgeschirr gespült, die Wohnstube aufgeräumt und noch eine Schüssel mit Äpfeln, Nüssen und Lebzelten auf den Tisch gestellt.

»Ein gesegnetes neues Jahr, Bauer«, wünschte sie, als die beiden ins Haus traten. »Und dir auch, Hafeneggerin.«

»Dir ebenfalls«, erwiderte Ferdinand. »Kannst jetzt zu Bett gehen, Kathi. Wir brauen uns selber noch einen Punsch.«

Kathi verschwand, und Mirl setzte den Wasserkessel auf den Herd. Der Punsch sollte nicht gar zu stark werden.

Der Brettschneider entkorkte eine Flasche Rotwein und sah zu, wie Mirl in der Küche hantierte. Wohlgefällig musterte er ihre etwas mollige Figur, ihr faltenloses rundes Gesicht und das dunkle Haar, in dem sich noch kein einziger grauer Faden zeigte. Fesch und stattlich sah die Mirl aus, er war ein Glückspilz, dass sie ihm ihr Jawort gegeben hatte!

Als der Punsch in den Gläsern dampfte, trank Ferdinand ihr zu.

»Auf ein glückliches neues Jahr, Mirl, und darauf, dass wir zwei uns immer so gut verstehen wie heut!«

Sie wurde rot wie ein junges Madl und gab ihm ein Busserl auf die Wange.

»Auf unseren Ehestand!«, erwiderte sie und stieß mit ihm an. Da zerbrach ihr Glas, und der Punsch rann auf die Tischdecke. Ein hässlicher roter Fleck breitete sich aus.

»Jesses, jetzt ist die schöne Decke verdorben!«, rief Mirl. »Es tut mir leid, Ferdl. Und das Glas ist auch hin! Hoffentlich ist das kein schlechtes Zeichen!«

»Geh, du wirst doch net abergläubisch sein, Mirl!« Ferdinand lachte und holte ein anderes Glas aus dem Schrank. »Ein Beinbruch wär ärger. Ich sag: Scherben bringen Glück!«

Doch Mirl erschien es wie ein böses Omen. Sie wurde still und nachdenklich und verabschiedete sich bald.

»Schlaf gut, Mirl!«, wünschte Ferdinand und drückte ihr ein herzhaftes Busserl auf. Insgeheim hatte er gehofft, dass die Mirl zur Nacht bei ihm bleiben würde.

Aber er konnte verstehen, dass sie warten wollte bis nach der Hochzeit. Und er wollte sie nicht mit seinen Wünschen bedrängen.

»Du auch«, erwiderte Mirl auf seine Worte.

Er lachte leise. »Ein rechter Jager schläft doch net in so einer wunderschönen Mondnacht! Schau nur, wie hell es draußen ist! Ich werd einen Gang ins Revier machen und schauen, ob ich den Fuchs erwischen kann, der droben am Simsenbach umgeht. Wenn ich den roten Räuber erleg, bekommst eine schöne Kappe aus dem Fuchsfell. Die hält warm!«

»Dann wünsch ich dir Weidmannsheil. Aber gell, zieh dich warm an, Ferdl!«

»Das Wichtigste auf der Jagd sind warme Füße, und die werd ich haben, weil ich die Pelzstiefel anzieh, die du mir zum Christfest geschenkt hast. Pfüat di, Mirl!«

Als Mirl gegangen war, rüstete sich der Brettschneider zur Pirsch. Dann wanderte er zum Simsenjoch hinauf, wo sein Revier lag. Seit jeher waren die Brettschneider-Bauern leidenschaftliche Jäger gewesen, davon zeugten die vielen Trophäen an den Wänden der Wohnstube.

Oben im Revier fand Ferdinand frische Fuchsspuren, die zum Bach führten. Er nahm Deckung hinter einem Latschengebüsch und wartete eine Zeit lang, aber nichts rührte sich ringsum. Nur der Bach murmelte und gluckste unter seiner Eisdecke.

Es war schneidend kalt. Ferdinand zog seinen rechten Handschuh aus, legte die Finger an die Lippen und ahmte den Todesschrei eines Hasen nach. War der Fuchs in der Nähe, würde er bald erscheinen.

Und da kam er auch schon! Angelockt von der Hasenklage, trabte er aus dem Unterholz heraus. Brandrot leuchtete sein Pelz.

Ferdinand entsicherte seinen Stutzen, fasste Ziel und drückte ab. Im Knall überschlug sich Meister Reineke, dann blieb er reglos liegen.

»Du stiehlst keine Hendln mehr im Dorf«, murmelte der Bauer und stapfte durch den tiefen Schnee zu seiner Beute. Der Rüde hatte ein stattliches Gewicht. Trotz der winterlichen Notzeit war er keineswegs mager. Ferdinand hatte ihn im Verdacht, das junge Reh gerissen zu haben, das er kürzlich in der Nähe einer Futterstelle tot aufgefunden hatte.

Der Brettschneider trug den Fuchs heim und zog ihm seinen Pelz ab. Der Kürschner in der Kreisstadt würde eine schöne warme Kappe draus machen. Die sollte der Mirl gut stehen zu ihrem dunklen Haar!

Das neue Jahr hat gut angefangen, dachte Ferdinand und genehmigte sich noch einen Enzian auf sein Jagdglück.

***

Am Dreikönigsfest wurde Konrad Hafenegger achtzehn Jahre alt. Zum Kirchgang warf sich Ferdinand Brettschneider in seinen besten Trachtenanzug, und nach dem Hochamt begleitete er Mirl zum Hafenegger-Hof. Er überreichte Konrad sein Geburtstagsgeschenk, das dieser sofort auspackte. Es war ein Fachbuch über die Forstwirtschaft. Auch die Anlage und Pflege von Wildäckern wurde ausführlich beschrieben.

»Dank dir vielmals, Onkel Ferdinand!«, rief Konrad freudestrahlend und gab ihm die Hand. Der hoch aufgeschossene junge Mann hatte einen erstaunlich kräftigen Händedruck. »Ich werd fleißig in dem Buch studieren, damit ich dir später in deinem Revier eine Hilfe sein kann.«

»Du wirst deine Sache gut machen, das weiß ich«, erwiderte Ferdinand und klopfte Konrad auf die Schulter.

Wenig später saß man zu fünft um den Tisch in der holzgetäfelten Wohnstube, und die Hausdirn trug das Essen auf. Konrads älterer Bruder Sepp saß am oberen Tischende, wie es ihm als Hofherrn zustand. Neben ihm seine junge Frau. Zwischen Ferdinand und Mirl saß das Geburtstagskind.

Es herrschte eine harmonische Stimmung. Doch Ferdinand entging es nicht, dass Konrads Blick des Öfteren zum Herrgottswinkel ging, wo in einem schmalen Silberrahmen das Bild des verstorbenen Hafenegger-Bauern hing. Konrad hatte sehr an seinem Vater gehangen. Umso mehr freute es Ferdinand, dass er ihn sofort als zukünftigen Stiefvater akzeptiert hatte.

Schade war nur, dass der Bub so gar kein Interesse am Jagern hatte. Aber dafür würde er ein umso eifrigerer Heger und Hüter des Waldes und der Tiere sein, dachte Ferdinand bei sich. Man konnte halt nicht alles zugleich haben!

»Auf Maria Lichtmess wird eine neue Magd bei uns einstehen«, verkündete Ferdinand, als sie nach dem Essen ein Glas Kirschgeist tranken. »Die Kathi ist nimmer die Jüngste, und sie hatte ihre liebe Not mit ihren Krampfadern, die immer schlimmer werden. Zwar will sie sich’s net anmerken lassen, aber ich weiß, dass ihr das stundenlange Stehen am Herd große Mühe macht. Jetzt hab ich die Kathi endlich dazu überreden können, sich operieren zu lassen. Da muss eine Hilfe ins Haus. Es ist schon ein Jammer, dass die Vreni letzten Herbst gekündigt hat. War ein fleißiges und anstelliges Dirndl, alles, was recht ist, hat sich ausgekannt mit dem Vieh und der Feldarbeit. Aber sie wollt halt einen eigenen Hausstand haben, also hat sie dem Schuster-Marti ihr Jawort gegeben. Ich gönn der Vreni ja ihr Eheglück, aber so recht kann ich’s net verstehen, dass sich der Marti ausgerechnet in die Vreni verliebt hat. Eine Schönheit ist sie ja net.«

»Als wenn es bloß auf die Schönheit ankäm«, sagte Mirl. Es klang ungehalten. »Ihr Mannsbilder seid doch alle gleich. Wenn eine ein hübsches Gesicht hat, seid ihr sofort Feuer und Flamme. Aber net jedes Dirndl, das wie ein Engerl ausschaut, hat auch ein gutes Herz. Daran denkt ihr freilich net.«

Ferdinand gab Mirl ein Busserl und antwortete schmunzelnd: »Bei dir kann ich jedenfalls sicher sein, dass du net bloß ein sakrisch fesches Weiberl bist, sondern auch ein gutes Herz hast.« Er hob sein Glas. »Trinken wir auf die Dirndln, ohne die wir Mannsbilder arm dran wären!«