Alpengold 425 - Marianne Burger - E-Book

Alpengold 425 E-Book

Marianne Burger

0,0
1,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Zwei Töchter hat der reiche Sägewerksbesitzer Öttinger: die schöne, stolze Burgl und die stille, sanfte Bärbel, die immer im Schatten der älteren Schwester steht. Burgl wird vom Vater geradezu vergöttert, Bärbel hingegen hat nie väterliche Liebe erfahren und wird von allen behandelt wie ein Aschenputtel.
Doch dann kommt der Tag, an dem Bärbel dem reichen Hoferben Stefan Breitner begegnet - einem Burschen, von dem jedes Madl träumt. Für Stefan ist es Liebe auf den ersten Blick, und so hält er schon nach dem ersten Rendezvous um ihre Hand an. Bärbel glaubt zu träumen - und ahnt nicht, dass sie in ihrer Schwester eine erbitterte Rivalin hat ...

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 109

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt

Cover

... das soll der Mensch nicht trennen

Vorschau

Impressum

... das soll der Mensch nicht trennen

Eine gemeine Intrige zerstört Bärbels Glück

Von Marianne Burger

Zwei Töchter hat der reiche Sägewerksbesitzer Öttinger: die schöne, stolze Burgl und die stille, sanfte Bärbel, die immer im Schatten der älteren Schwester steht. Burgl wird vom Vater geradezu vergöttert, Bärbel hingegen hat nie väterliche Liebe erfahren und wird von allen behandelt wie ein Aschenputtel.

Doch dann kommt der Tag, an dem Bärbel dem reichen Hoferben Stefan Breitner begegnet – einem Burschen, von dem jedes Madl träumt. Für Stefan ist es Liebe auf den ersten Blick, und so hält er schon nach dem ersten Rendezvous um ihre Hand an. Bärbel glaubt zu träumen – und ahnt nicht, dass sie in ihrer Schwester eine erbitterte Rivalin hat ...

Bonifaz Öttinger, der Sägewerksbesitzer aus Jadenbach, saß in seinem Büro am Schreibtisch.

Er wurde erst von seiner Arbeit aufgeschreckt, als die Tür sich langsam öffnete und ein schlankes Madl auf der Schwelle erschien.

»Störe ich dich, Vater?«, fragte Walburga Öttinger.

»Komm rein, Burgl!«, rief Bonifaz gut gelaunt und nahm die Füße vom Tisch. »Du weißt doch ganz genau, dass ich mich von dir gern stören lasse!«

Wohlgefällig ruhten die Blicke des Sägemüllers auf seiner Ältesten, als sie jetzt eintrat. Burgl war sein erklärter Liebling, das war schon früher so gewesen, als sie noch ein winziges Dirndl gewesen war.

Nach Burgls zweitem Geburtstag hatte sie ein Schwesterchen bekommen, das Barbara getauft worden war. Die kleine Bärbel war nicht weniger hübsch als Burgl, aber dennoch kümmerte der Vater sich kaum um sie. Und später dann, als Bonifaz Öttingers Frau gestorben war, hatte er seine unverheiratete Schwester ins Haus geholt.

Die Nannitant hatte die beiden Kinder großgezogen – auf ihre Weise. Und das bedeutete, dass sie, genau wie Bonifaz selber, stets Burgl bevorzugt und Bärbel kaum beachtet hatte.

»Was hast du denn auf dem Herzen, mein Goldstückerl?«, erkundigte sich Bonifaz.

»Vater, du hast doch gewiss nix dagegen, wenn ich heute Abend nach Stocking hinüberfahre? Fanni hat Geburtstag, sie hat mich eingeladen.«

»Fahre nur, Burgl. Die Fanni ist ja deine beste Freundin, und sie wäre sicherlich arg gekränkt, wenn du net kämst.«

»Wenn es spät werden sollte, darf ich doch über Nacht auf dem Haberhauf bleiben, ja?«

»Aber freilich, Schatzerl. Fahre schön vorsichtig, Burgl.«

»Ja, Vater. Ich muss mich jetzt umziehen. Also, behüt dich Gott, bis später.«

***

Das Haus des reichen Sägewerksbesitzers Bonifaz Öttinger lag auf einer Anhöhe, einen Steinwurf weit vom Sägewerk entfernt. Burgl eilte den Weg hinauf und stürmte ins Haus.

Aus der Küche hörte sie laute Stimmen. Die Nannitant hatte heute wieder mal ihren schlechten Tag, und dann zankte sie von früh bis spät mit den Mägden herum.

Aber am häufigsten ließ sie ihre schlechte Laune an Bärbel aus. Bärbel, Burgls zwei Jahre jüngere Schwester, war das schon gewohnt und muckste nimmer dagegen auf, weil es ja doch keinen Sinn hatte.

Solange Bärbel sich erinnern konnte, war es halt immer so gewesen, dass Burgl das liebe Kind gewesen war und sie das Aschenputtel. Liebe und Zärtlichkeit hatte Bärbel nur von ihrer Mutter empfangen. Aber als Bärbel vierzehn Jahre alt gewesen war, war die Mutter gestorben, und seit jener Zeit gab es für Bärbel kein einziges gutes Wort mehr.

Der Vater behandelte sie wie eine Fremde, er kümmerte sich einfach nicht um sie und verhätschelte dafür Burgl umso mehr. Und die Nannitant, Vaters Schwester, hatte es nicht verstanden, das Herz des schüchternen kleinen Mädchens zu gewinnen, das so ernst und still war.

Bärbel zog sich immer mehr in sich selbst zurück und schuf sich eine wunderschöne Traumwelt, in die sie sich flüchtete und in der sie glücklich war.

Als Burgl jetzt die Küche betrat, stand ihre Schwester am Herd und rührte eifrig in einem großen Topf. Die Nannitant überwachte Bärbels Hantierungen mit Argusaugen.

»Hast du mein rotes Kleid gebügelt, Bärbel?«, fragte Burgl ihre Schwester.

Bärbel schaute nicht von ihrer Arbeit auf.

»Freilich, es hängt in deiner Kammer im Schrank.«

»Sind die Knöpfe angenäht an der weißen Strickjacke?«

»Ja«, kam es leise zurück. Es tat Bärbel immer wieder aufs Neue weh, wenn ihre Schwester so schroff mit ihr sprach.

»Wo ist meine weiße Handtasche?«, fragte Burgl in unfreundlichem Ton.

»Ich hab sie net gesehen, schau halt nach in deiner Kommode«, erwiderte Bärbel leise.

»Frech bist du wie Dreck«, fauchte Burgl, dann machte sie auf dem Absatz kehrt und lief hinaus.

Plötzlich rannen Bärbel Tränen über die Wangen. Die Nannitant versetzte ihr einen unsanften Rippenstoß.

»Was heulst du denn, dumme Geiß?«, knurrte sie. »Hat dir doch keiner was getan! Zimperlich bist du wie eine Prinzessin. Tummle dich und rühr das Zwetschgenmus um, net, dass es uns anbrennt!«

Bärbel gehorchte schweigend. Fortrennen möchte ich, nur fort, dachte sie. Wenn ich bloß wüsste, wohin! Aber es wäre ja ganz gleich, wohin ich gehen würde, mehr arbeiten als hier müsste ich anderswo gewiss auch net. Und vielleicht würde ich ja bei wildfremden Leuten eher einmal ein gutes Wort hören als hier in meinem eigenen Vaterhaus!

***

Burgl sauste in waghalsigem Tempo in ihrem schnittigen Wagen die Chaussee entlang. Sie freute sich auf das Wiedersehen mit ihrer Freundin Fanni Hauber. Auf Fannis Bruder, den Schorsch, freute sie sich allerdings weniger. Der machte allweil Augen wie ein abgestochenes Kalb, wenn er sie erblickte, und wich ihr nicht von der Seite.

Schorsch war ein stattlicher Bursche, aber seine Anbetung langweilte Burgl schrecklich. Außerdem gab es in Jadenbach einen Burschen, der ihr viel besser gefiel als der fade Schorsch Hauber, und das war der Breitner-Stefan.

Am letzten Kirchweihfest hatten sie fast jeden Tanz miteinander getanzt. Stefan war ein fesches Mannsbild mit seinem lockigen braunen Haar und den fröhlichen dunklen Augen. Er hatte der Burgl eine Brotzeit spendiert und ihr später beim Lebzeltstand ein riesengroßes Herz gekauft.

Ein Busserl in Ehren, kann niemand verwehren!, hatte mit Zuckerguss darauf gestanden.

Und dann, als Stefan sie nach Hause gebracht hatte, hatten sie sich auch geküsst. Freilich, um der Wahrheit die Ehre zu geben, war es Burgl gewesen, die ihm einfach um den Hals gefallen war. Und Stefan hatte dieser Einladung nicht widerstanden und sie geküsst, dass ihr schier Hören und Sehen vergangen war.

Seitdem spukte Stefan der schönen Burgl im Kopf herum. Den will ich zum Mann haben, dachte sie. Und ich werde ihn auch bekommen!

***

Heute hatte sich der Stefan nach des Tages Mühe und Arbeit einen Schoppen Wein im Wirtshaus »Zur Jadenhöhe« gegönnt. Es war ein heißer Tag gewesen, über dem Jadenkofel brauten sich düstere Wolken zusammen, und es wurde unerträglich schwül. Es würde bald ein Gewitter geben.

Lange hielt Stefan sich nicht im Wirtshaus auf. Er trank geruhsam seinen Schoppen Tiroler Roten und machte sich dann auf den Heimweg. Hinter dem Jadenkofel wetterleuchtete es. Ganz fern konnte man schon den Donner grollen hören.

Stefan schlug den Weg ein, der hinter der Kirche vorbei über den Friedhof führte. Wenn er sich beeilte, kam er vielleicht noch heim, ehe das Unwetter losbrach.

Als Stefan das knarrende Friedhofsgatter aufstieß, sah er eine Gestalt zwischen den Grabkreuzen. Jetzt erkannte er das Dirndl, das sich eilig näherte. Es war die Öttinger-Bärbel.

»Grüß dich, Bärbel«, sagte Stefan und lupfte sein Hütl mit der kecken Spielhahnfeder. »Hast der Mutter Blümerln gebracht aufs Grab?«

»Ja, heute ist ihr Todestag«, kam es leise zurück. Bärbel sah scheu an dem stattlichen Burschen vorbei, der sie um Haupteslänge überragte. Dass Stefan Breitner so freundlich zu ihr war, verwirrte sie.

»Aber jetzt muss ich mich sputen, dass ich heimkomme«, sprach sie hastig weiter, als er groß und breit vor ihr stehen blieb und keine Anstalten machte, ihr den Weg freizugeben. »Wir kriegen ein Wetter, gleich wird's regnen.«

Wie zur Bekräftigung ihrer Worte hallte ein krachender Donnerschlag über ihre Köpfe hinweg.

»Gleich werden wir nass«, meinte Stefan lachend. »Komm mit mir, Bärbel, du kannst bei uns daheim das Wetter abwarten. Der Regen wird net lange anhalten. Bis dass du droben am Sägewerk bist, hast du ja keinen trockenen Faden mehr an dir!«

»Ist gut gemeint, ich danke dir schön, Stefan, aber ich muss heim.«

Wieder krachte ein Donnerschlag, ganz nahe. Warme Regentropfen prasselten hernieder.

Ohne ein Wort zu sagen, streifte Stefan seine Joppe ab und hängte sie Bärbel um die schmalen Schultern. Dann nahm er das Dirndl bei der Hand und zog sie mit sich fort.

Gleich hinter der Friedhofsmauer war ein alter Schuppen. Dort verwahrte der Mesner, der auch als Totengräber fungierte, seine Gerätschaften.

Im Eck stand ein umgekehrter Schubkarren.

»Schau her, Bärbel, da können wir's uns jetzt ganz gemütlich machen und das Unwetter abwarten«, sagte Stefan fröhlich.

Sie setzte sich stumm neben ihn auf den Karren. Stefan legte den Arm um ihre Schultern, als sie bei einem erneuten Donnergrollen zusammenzuckte.

»Musst dich net fürchten, Bärbel, ich bin ja bei dir«, sagte er leise.

Bärbel kuschelte sich an ihn und machte die Augen ganz fest zu.

Der Regen prasselte laut auf das Dach des Schuppens. Seltsamerweise hatte Bärbel plötzlich gar keine Angst mehr. Es war schön, im Trockenen zu sitzen, und es war schön, Stefans Nähe zu spüren.

Er hielt sie noch immer fest im Arm. Jedes Mal, wenn ein Blitz aufzuckte, hob sich Bärbels schmales, ein wenig blasses Antlitz aus dem Dunkel hervor. Das seidenweiche braune Haar fiel ihr bis auf die Schultern herab, und als Stefan sich ein wenig näher zu ihr beugte, streifte eine Locke seine Wange.

Plötzlich bekam er heftiges Herzklopfen. Seltsam, musste er auf einmal denken, als ich damals auf der Kirchweih die Burgl geküsst habe, da habe ich nix weiter gespürt. Und jetzt wünsche ich mir, dass dieses Gewitter noch lange dauern möchte, weil es wunderschön ist, die Bärbel im Arm zu halten.

»Bärbel«, sagte er ganz leise dicht an ihrem Ohr. Sie wandte ihm das Gesicht zu, und als wiederum ein Blitz den kleinen Raum erhellte, sah er direkt in ihre Augen, die zu ihm aufgeschlagen waren.

Er umfasste ihr Gesicht sanft mit beiden Händen und küsste Bärbel mitten auf den Mund.

Sie hielt ganz still. Es war der erste Kuss ihres jungen Lebens, und er rief ein nie gekanntes Gefühl der Geborgenheit in ihr wach. Ihr einsames Herz schlug Stefan entgegen.

»Du bist schön, wunderschön«, hörte sie ihn flüstern.

Bärbel löste sich aus seinen Armen.

»Ich bin net schön, die Burgl ist's«, erwiderte sie traurig.

Er lachte leise auf und küsste sie wieder.

»Kleines, dummes Tschapperl! Das kannst du doch net vergleichen. Ein Rosenstock im Garten ist schön, aber ein Vergissmeinnicht drunten am Bach genauso. Du gefällst mir viel besser als die Burgl. Magst mich denn auch ein bisserl, du?«

Bärbel meinte zu träumen. Doch es war kein Traum, Stefan war wirklich da, sie spürte seine Hände, die sanft und zärtlich ihre Wangen streichelten.

»Ich hab dich lieb, Bärbel«, flüsterte er.

»Es wettert nimmer, ich muss jetzt heim«, murmelte Bärbel und machte sich aus seinen Armen frei. Sie stieß die Schuppentür auf. Das Unwetter hatte sich verzogen, es donnerte nur noch schwach.

»Ich bringe dich heim«, sagte Stefan und trat hinter sie.

Bärbel nickte stumm. Er nahm ihre Hand, und so schritten sie Seite an Seite den Pfad hinauf, der aus dem Dorf hinausführte zum Sägewerk am Jadenbach.

»Sag mir jetzt einmal, wie's kommt, dass man dich so selten im Ort sieht?«, fragte Stefan.

»Mei, ich habe halt wenig Zeit, Stefan! Schau, ich muss der Nannitant zur Hand gehen im Haushalt, muss kochen und putzen und waschen, der Burgl Kleider nähen und mich um den Obstgarten kümmern.«

»Und deine Schwester spaziert derweil in der Gegend herum und tut nix«, stellte Stefan fest. »Ja, wo gibt es denn so was? Jedes Mal, wenn ich die Burgl sehe, trägt sie ein neues Kleid. Und mit ihrem Auto saust sie in der Weltgeschichte herum, grad als wäre sie in der Sommerfrische da. Und du musst dich derweil plagen von früh bis spät! Das ist doch eine Schande!«

»Das ist halt so, weißt, der Vater mag die Burgl halt lieber als mich. Das ist schon immer so gewesen, solange ich mich erinnern kann. Die Burgl ist sein Ein und Alles, sie schaut ja auch unserer Mutter ganz ähnlich. Ich bin halt allweil bloß im Eck gesessen, und wie die Nannitant ins Haus gekommen ist, hat sie halt auch immer bloß mit der Burgl schöngetan.«

»Warum lässt du dich so ausnutzen? Mach ein Ende mit diesem Gfrett, lass dich net herumkommandieren und allweil schikanieren! Sag deinem Vater frei heraus, dass eine Hausdirn gebraucht wird, und sage ihm auch gleich dazu, dass du fortgehst, wenn er dir keine Hilfe zur Hand stellt.«

»Aber wohin sollte ich denn gehen, Stefan?«

»Das fragst du noch, Dummerchen?«, kam es zärtlich zurück. »Zu uns kannst du kommen zu jeder Zeit und Stunde. Auf dem Breitnerhof wirst du willkommen sein, Bärbel. Meiner Mutter sage ich's noch heute, dass wir zwei uns lieb haben und dass du meine Bäuerin werden musst.«

»Du willst mich heiraten, Stefan?«, flüsterte Bärbel. »Aber ...«

»Da gibt es gar kein Aber«, fiel er ihr in die Rede und gab ihr einen Kuss. »Ich habe dich lieb, Bärbel, und wenn du mich auch magst, dann ist schon alles ausgeredet zwischen uns beiden. Willst du mich, Schatzerl, dann sage Ja.«