Alpengold 420 - Marianne Burger - E-Book

Alpengold 420 E-Book

Marianne Burger

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Beschreibung

Seitdem die junge Mariele weiß, dass der Sonnthaler-Bauer das Leben ihres Vaters auf dem Gewissen hat, kennt sie nur ein Ziel: Sie muss Sonnthalbäuerin werden.
Nur zu gut weiß sie, dass der stolze Wendelin Sonnthaler es nie verwinden wird, wenn sein Sohn eine arme Häuslerdirn zur Frau nimmt. Das soll ihre Rache sein.
Tatsächlich fällt es dem hübschen Dirndl nicht schwer, seinen Plan in die Tat umzusetzen, und schon bald verliebt sich der Sonnthaler-Stefan leidenschaftlich in Mariele. Er ahnt nicht, dass sich hinter dem Engelsgesicht ein Herz aus Stein verbirgt ...


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Inhalt

Cover

Der Wunsch nach Vergeltung

Vorschau

Impressum

Der Wunsch nach Vergeltung

Ein junges Madel findet keinen Frieden

Von Marianne Burger

Seitdem die junge Mariele weiß, dass der Sonnthaler-Bauer das Leben ihres Vaters auf dem Gewissen hat, kennt sie nur ein Ziel: Sie muss Sonnthalbäuerin werden.

Nur zu gut weiß sie, dass der stolze Wendelin Sonnthaler es nie verwinden wird, wenn sein Sohn eine arme Häuslerdirn zur Frau nimmt. Das soll ihre Rache sein.

Tatsächlich fällt es dem hübschen Dirndl nicht schwer, seinen Plan in die Tat umzusetzen, und schon bald verliebt sich der Sonnthaler-Stefan leidenschaftlich in Mariele. Er ahnt nicht, dass sich hinter dem Engelsgesicht ein Herz aus Stein verbirgt ...

An einem klirrend kalten Januarmorgen klopfte Veit, der Altknecht vom Sonnthalerhof, beim Kleinhäusler Eibl ans Fenster. Max Eibl fuhr aus dem Bett und fluchte laut, während er sich abmühte, das Fenster zu öffnen.

»Was gibt es denn?«, fragte Max mürrisch, als er den Veit erkannte.

Der erwiderte: »Der Sonnthaler schickt mich. Du sollst gleich hinauf ins Bärenholz und eine Fuhre Langstämme holen!«

Magdalen Eibl trat hinter ihren Mann und rief Veit zu: »Das leid' ich net, dass der Max heut' ins Holz aufigeht! Gestern um Mittag hat's angefangen zu tauen, heut' Nacht war arger Frost. Das blanke Eis wird droben am Bärenholz sein. Kein vernünftiger Mensch geht heut' Holz abfahren. Soll sich der Max den Hals brechen?«

»Sei stad, Magdalen!«, fuhr Max sein Weib an. Dann fragte er den Knecht: »Was zahlt er denn, der Sonnthaler?«

»Er lässt sich net lumpen. Und das schickt er dir zum Aufwärmen«, grinste der Altknecht und zog eine Flasche Enzian hervor.

Max Eibl griff schnell zu.

»Gleich mach' ich mich auf den Weg. So um zehne kannst mit den Rössern beim Haldenbergl sein. Bis dahin hab' ich die Fuhre herunten.«

Max begann, sich hastig anzukleiden, während Magdalen zeterte: »Du bist narrisch, Mann! Den Schlitten wird es umschmeißen auf dem blanken Eis! Warum holt er sich sein Holz net selber, der Sonnthaler?«

»Hör schon auf«, knurrte Max und zog sich die Stiefel an. »Richt mir lieber geschwind was zu essen! Allerweil tust mir unter die Nasen reiben, dass wir arme Schlucker sind, und wenn ich was verdienen kann, grad im Handumdrehen, dann schreist.«

»Ausnutzen tut er dich«, schnaufte Magdalen erbittert.

Max hörte gar nicht mehr hin, er ging in die Küche und setzte sich an den sauber gescheuerten Tisch im Herrgottswinkel.

Magdalen erschien nach einer Weile und schürte das Herdfeuer an. Stumm und mit verbissener Miene kochte sie ihrem Mann die Morgensuppe. Zwischendurch schnitt sie Brot und Rauchspeck für seine Brotzeit und packte den Imbiss in einen Korb, den sie auf den Tisch stellte.

Max Eibl löffelte schweigend seine Suppe, dann stand er auf und griff nach dem Korb.

»Bis Mittag spätestens bin ich zurück«, sagte er kurz und wollte davongehen.

Magdalen flüsterte bang: »Pass auf dich auf, Max, ich bitt' dich!«

Er nickte nur und stapfte hinaus in den klirrend kalten Wintermorgen.

***

Eine gute Stunde hatte er zu gehen bis ins Bärenholz hinauf. Bei der alten Hütte am Gamstobel stand der Hörnerschlitten bereit. Dort oben in der Einschicht hauste der alte Nepomuk, ein menschenscheuer Sonderling, der im Dorf für ein bisserl spinnert angesehen wurde.

Der Nepomuk würde ihm helfen, die Stämme aufzuladen. Er war trotz seines Alters noch erstaunlich kräftig und zäh.

Als Max droben bei der Hütte ankam, war der Alte eben dabei, Holz zu spalten.

»Kommst mit und hilfst mir aufladen?«, bat Max Eibl den bärtigen Alten. »Der Sonnthaler braucht eine Fuhre Langholz.«

»Mei, das wird haarig«, brummte Nepomuk und schüttelte besorgt den grauen Kopf. »Sakrisch gefroren hat's heut' bei der Nacht. Da wirst schon zwei Bremsscheiter am Schlitten anhängen müssen, Max!«

»Weiß schon«, brummte Max Eibl und drückte dem Alten die Flasche Enzian in die Hand. »Da hast, Nepomuk!«

»Vergelt's Gott.«

Der Alte hieb seine Axt in den Hauklotz und folgte Max zum Schuppen, wo der Hörnerschlitten stand. Gemeinsam schafften die beiden Männer den Schlitten zu der Stelle hinauf, wo das Langholz abfahrbereit lag.

Mit Seilwinde und Kette hoben sie die Fichtenstämme auf den Hörnerschlitten und machten die Ladung fest. Dann hing Max zwei meterdicke Scheiter hintenan, die als Bremse gedacht waren.

»Gib fei gut Obacht, Max«, riet Nepomuk ihm, als der sich vorn hinstellte und die aufgebogenen Kufenenden packte.

»Ich pass' schon auf«, brummte Max Eibl. »Schieb an!«

Nepomuk schob kräftig, und der Schlitten setzte sich schwerfällig in Bewegung. Das erste Stück des Weges neigte sich nur sanft, aber nach einer Weile wurde der Abfuhrweg immer steiler, und der Schlitten gewann an Fahrt.

Bei der schiechen Kehre am Gamstobel, da muss ich aufpassen, dachte Max. Da wird die Bahn vereist sein.

Immer schneller ging es zu Tal. Der Schlitten tauchte in einen Hohlweg ein, rechts und links ragten vereiste Wände auf. Schneidend kalt fuhr Max der Wind ins Gesicht. Seine Augen brannten.

Der Hohlweg war zu Ende. Jetzt kam die schieche Kurve! Mit aller Kraft stemmte Max Eibl die Hacken seiner Stiefel ein, um wenigstens etwas zu bremsen. Aber jetzt war die Bahn so vereist, dass das gar nichts mehr half.

Auch die Bremsscheiter hinten am Schlitten nützten nichts mehr. Die Fahrt wurde immer schneller. Max spürte, wie ihm der kalte Schweiß aus allen Poren brach.

»Heiliger Josef, steh mir bei!«, stieß er heiser hervor, als es in die Kurve ging. Aber da war es auch schon geschehen, so schnell, dass Max nicht mehr reagieren konnte.

In rasendem Tempo schoss der schwere Schlitten durch die Kehre, und gleich darauf kam eine apere Stelle. Dort hatte die Sonne gestern Schnee und Eis fortgetaut. Der nackte Felsboden lag frei.

Jählings wurde der Schlitten gebremst, die Stahlkufen knirschten auf dem Gestein. Max wollte abspringen, sich zur Seite werfen, doch er schaffte es nimmer.

Der hochbeladene Holzschlitten ging über ihn hinweg, stellte sich quer und krachte gegen einen Felsblock, wo er hängenblieb.

Als man der Magdalen ihren Mann ins Haus trug, schien sie zu Stein zu erstarren. Sie weinte nicht, sie schrie nicht, sie gab nur einen Laut von sich wie ein zu Tode getroffenes Tier.

Dann reckte sie sich hoch auf und hob die Faust. Abgrundtiefer Hass stand in ihren Augen, als sie laut und hart sagte: »Du sollst verflucht sein, Wendelin Sonnthaler! Hast meinen Max in den Tod geschickt!«

»Um Gottes willen, Mutter, tu dich net versündigen«, flehte das schlanke, braunhaarige Dirndl, das schluchzend neben dem toten Vater gekniet hatte.

Als am Nachmittag Wendelin Sonnthaler im Eiblhaus erschien, um den beiden Frauen das Beileid auszusprechen, sagte Magdalen hart: »Spar dir deine heuchlerischen Redensarten, Sonnthaler! Hättest du den Max net hinaufgeschickt ins Holz, wär' er noch am Leben.«

***

Wenig später kam Christoph Praxeder, der Nachbar. Ganz allein lebte er in seinem kleinen Haus, nachdem seine Mutter gestorben war. Obwohl sich Christoph genauso kleidete wie alle Burschen hier in Wörnried, sah man auf den ersten Blick, dass er kein Bauer war.

Christoph war sehr groß und schmal, fast hager. Er ging immer ein wenig vornübergebeugt, wie viele sehr große Menschen. Obwohl er erst sechsundzwanzig Jahre zählte, begann sich sein braunes Haar bereits über der Stirn zu lichten.

Auch an seinen Händen konnte man erkennen, dass er keine Bauernarbeit tat. Sie waren lang und feingliedrig, fast wie Frauenhände. Der Christoph Praxeder war ein Herrgottschnitzer und lebte von dem, was seine Schnitzereien ihm einbrachten. Das war nicht eben viel, aber er kam damit aus und war zufrieden.

Ab und zu wurde Christoph auf einen der größeren Höfe geholt, um die Lüftlmalereien auszubessern, die in Wind und Wetter verblasst waren. Das brachte jedes Mal einen schönen Nebenverdienst.

Christoph freute sich immer, wenn er solch einen Auftrag bekam. Nicht deshalb, weil es ihm um das Geld ging. Nein, er dachte dann jedes Mal nur daran, dass er von diesem Geld irgendetwas Hübsches kaufen konnte, das der Eibl-Mariele Freude machen würde.

Er hatte sie sehr lieb, die schöne braunhaarige Mariele, aber bis auf den heutigen Tag hatte sich Christoph nicht getraut, mit ihr von seinen Gefühlen zu sprechen. Er meinte, dass sie ihn ja doch nur auslachen würde.

Erstens, weil Mariele, so wie sie ausschaute, ganz gewiss einen fescheren und ansehnlicheren Burschen zum Mann bekommen könnte als ihn, und zweitens, weil Christoph nicht recht gesund war.

Er hatte es auf der Brust und plagte sich jeden Winter mit einem argen Husten, der hartnäckig allen Heilmitteln widerstand. Wenn er zur Winterszeit fiebernd im Bett lag, der Christoph, dann fühlte er sich oft so matt und sterbenselend, dass er allen Lebensmut verlor. Freilich, sobald das Frühjahr kam, ging es ihm wieder besser, und er vergaß seine Angst, dass er es auf der Lunge haben könnte, so wie sein Vater. Aber er sagte sich immer wieder, dass es wohl besser war, wenn er erst gar nicht daran dachte, zu heiraten.

Jetzt kam er auf den Eiblhof, um den beiden Frauen sein Beileid auszusprechen.

Unbeholfen setzte er hinzu: »Wenn ich vielleicht irgendwas tun kann für euch, dann sagt es mir halt.«

»Dank dir schön, Christoph, aber du kannst uns auch net helfen«, erwiderte Magdalen bitter.

»Bist ein lieber Mensch, Christoph«, sagte Mariele leise und strich ihm über das Haar. Christoph sah sie mit einem brennenden Blick an, in dem deutlich zu lesen stand, was er für die schöne Mariele Eibl empfand.

Mariele wusste längst, dass Christoph sie liebte. Seine stumme Verehrung schmeichelte ihr; aber zugleich empfand sie fast etwas wie eine leise Verachtung für Christoph, weil er gar so zurückhaltend war und sich nicht traute, sie einfach in den Arm zu nehmen und ihr ein herzhaftes Busserl aufzudrücken.

Magdalen schenkte Christoph einen Enzian ein. Er trank ihn hastig aus und fragte dann: »Was werdet ihr jetzt machen? Ich mein', es muss halt doch irgendwie weitergehen, auch wenn der Max nimmer da ist.«

»Ich werd' halt beim Anzenberger nachfragen, ob er eine Hausdirn gebrauchen kann oder eine Stallmagd«, murmelte Mariele.

Christoph gab sich einen Ruck und sagte heiser: »Mariele, jetzt muss ich es dir eingestehen, dass ich dich arg gern hab'. – Ich würde dich gleich auf der Stelle heiraten, wenn du mir nur ein ganz kleines bisserl gut sein könntest. Reichtümer hab' ich dir freilich net zu bieten, das weißt selber. Aber du brauchtest keine Not zu leiden, und deine Mutter auch net. Du müsstest dich net plagen als Magd auf irgendeinem Hof und ...«

»Schlag dir das aus dem Sinn, Christoph!«, fuhr Magdalen schroff dazwischen und funkelte ihn böse an. »Das Dirndl ist schon einem anderen versprochen, bloß dass es noch net öffentlich gemacht ist. Lass die Mariele in Ruh'!«

Betroffen schaute Christoph das Dirndl an, das errötet war.

»Nix für ungut«, brachte er heraus. »Dann geh' ich jetzt. Behüt' euch Gott miteinander! Und es bleibt bei dem, was ich zuvor gesagt hab': Wenn ihr irgendeine Hilfe braucht, dann bin ich zur Stelle.«

Er wartete keine Antwort mehr ab, sondern ging schnell hinaus.

Kaum hatte er die Tür hinter sich geschlossen, wandte sich Mariele an ihre Mutter: »Wie kannst denn so was daherreden, Mutter? Dass ich schon einem Burschen versprochen wär'? Das ist doch gar net wahr!«

»Schrei net so, dumme Urschel, man hört dich ja bis auf die Gasse draußen!«, zischte Magdalen. »Das kommt gar net in Frage, dass du so einen Hungerkünstler heiratest wie den Christoph Praxeder! Und damit du es jetzt weißt, Mariele, es steht jetzt bei dir, eine reiche Hofbäuerin zu werden! Wenn du es gescheit anfängst, bist du übers Jahr Jungbäuerin auf dem Sonnthalerhof!«

Das Dirndl starrte die Mutter sprachlos an. Endlich brachte sie heraus: »Mutter, was redest denn da zusammen? Ich, ich sollt' Bäuerin auf dem Sonnthalerhof werden? Der Stefan Sonnthaler schaut doch ein so bettelarmes Dirndl wie mich net einmal an! Und außerdem weiß ich genau, dass du jetzt alles hassen tust, was Sonnthaler heißt! Wie sollt' ich da Sonnthalerin werden?«

»Eine dumme Gans bist«, fuhr die Mutter sie zornig an. »Eben drum, weil ich diese stinkreiche, hochnasige, hundsschlechte Bagage hasse, eben drumm sollst du Jungbäuerin werden auf dem Sonnthalerhof! Wenn du dich net gar zu deppert anstellst, müsste es dir gelingen, den Stefan um den kleinen Finger zu wickeln. Dein Vater, Gott hab' ihn selig, hat sich krumm und bucklert gearbeitet für den Wendelin Sonnthaler, um einen Hungerlohn. Der Sonnthaler hat deinen Vater auf dem Gewissen. Ich – ich bin in der Armut groß geworden, und mein Lebtag hab' ich nix anderes gekannt. Du sollst es einmal besser haben, Mariele. Schick dich und sieh zu, dass du den Stefan herumkriegst, Mariele!«

»Mutter, wie soll denn das angehen?«, hielt Mariele ihr entgegen. »Der Stefan Sonnthaler ist ein Hallodri, das weiß ein jeder im Dorf. Er macht sich seine Gaudi mit den Dirndln, aber an die Kette legen lässt er sich net. Soll ich mich etwa auf eine Liebschaft mit dem Stefan einlassen, und hernach schiebt er mich ab?«

»Du musst ihn dazu bringen, dass er dir die Heirat verspricht, hieb- und stichfest, entweder schriftlich oder vor Zeugen! Dann kann er nimmer kneifen.«