Alpengold 463 - Isa Halberg - E-Book

Alpengold 463 E-Book

Isa Halberg

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Beschreibung

Anne ist am Boden zerstört. Der plötzliche Unfalltod ihres Mannes hat ihr den Boden unter den Füßen weggezogen - doch genauso schmerzhaft wie der Verlust traf sie die Wahrheit, die danach ans Licht kam: Mit ihm im Wagen starb eine andere Frau. Seine Geliebte. Anne wusste nichts von der Affäre. Erst durch die Briefe, die sie nach seinem Tod fand, erfuhr sie davon. Doch wer war jene andere Frau? Auf der Suche nach Antworten reist sie nach Rosenbrunn - an den Ort, an dem die Geliebte ihres Mannes lebte. Dort begegnet sie deren Bruder, einem stillen, einfühlsamen Mann, der versucht, ihr begreiflich zu machen, dass nicht nur sie einen geliebten Menschen verloren hat. Behutsam bittet er um Verständnis - für seine Schwester und für die Verfehlungen, die Anne so tief verletzt haben. Doch Anne ist innerlich zerrissen. Ihr Herz ist noch zu wund, um vergeben zu können - und für neues Vertrauen scheint es keinen Platz mehr zu geben ...

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Seitenzahl: 106

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inhalt

Cover

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Es geschah in Rosenbrunn

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Impressum

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Inhaltsverzeichnis

Inhaltsbeginn

Impressum

Es geschah in Rosenbrunn

Eine trauernde Witwe erfährt vom Doppelleben ihres Mannes

Von Isa Halberg

Anne ist am Boden zerstört. Der plötzliche Unfalltod ihres Mannes hat ihr den Boden unter den Füßen weggezogen – doch genauso schmerzhaft wie der Verlust traf sie die Wahrheit, die danach ans Licht kam: Mit ihm im Wagen starb eine andere Frau. Seine Geliebte.

Anne wusste nichts von der Affäre. Erst durch die Briefe, die sie nach seinem Tod fand, erfuhr sie davon. Doch wer war jene andere Frau?

Auf der Suche nach Antworten reist sie nach Rosenbrunn – an den Ort, an dem die Geliebte ihres Mannes lebte. Dort begegnet sie deren Bruder, einem stillen, einfühlsamen Mann, der versucht, ihr begreiflich zu machen, dass nicht nur sie einen geliebten Menschen verloren hat. Behutsam bittet er um Verständnis – für seine Schwester und für die Verfehlungen, die Anne so tief verletzt haben.

Doch Anne ist innerlich zerrissen. Ihr Herz ist noch zu wund, um vergeben zu können – und für neues Vertrauen scheint es keinen Platz mehr zu geben ...

Anne hörte die ärgerliche Stimme ihres Mannes über den Hof schallen, der zwischen dem schmucken Wohnhaus und der Schnitzerwerkstatt lag.

»Jetzt nimm doch endlich das Kind hier weg! Herrgott, Anne, ich hab' zu arbeiten!«

Flox, der Schäferhund, sprang erschrocken zur Seite, als Anne an ihm vorbeirannte. Drinnen in der Küche brodelte das Mittagessen auf dem Herd.

»Ich bin ja schon da, Clemens!« Sie hob Vicki auf, die weinend auf dem Boden hockte und eine kleine Holzfigur an sich drückte.

»Du hast doch net so viel zu tun, dass du mir ständig das Kind aufhalsen musst!«, donnerte Clemens.

Im hinteren Teil des großen Raumes blickten seine Mitarbeiter Lukas Riepertinger und Maxl Göldner, der Lehrbub, erstaunt zu ihrem Chef hinüber, tuschelten etwas miteinander und wandten sich dann wieder ihrer Tätigkeit zu.

»Vicki wollt' doch nur ein bisserl bei dir spielen, Clemens. Sie hat dich eben lieb ... du bist ihr Papa!«

Anne musste sich Mühe geben, um nicht loszuheulen. Es war einfach kein Auskommen mehr mit Clemens!

Drei Jahre waren sie nun verheiratet, aber nach Vickis Geburt hatte er sich verändert. Zuerst war er nur stiller, dann immer abweisender geworden, inzwischen benahm er sich barsch und ungerecht. Freilich, zu Vicki war er bis jetzt noch meist freundlich, schließlich war die Kleine mit den blonden Locken und den blauen Kulleraugen sein Töchterchen.

Mit mir geht er um wie die Axt im Wald!, dachte Anne verbittert. Dabei bin ich rund um die Uhr im Einsatz, net nur für die Familie, sondern auch für den Betrieb. Schließlich kümmere ich mich um die Büroarbeiten und die Buchhaltung! Aber das zählt alles net für den Clemens.

Er brummte etwas Unverständliches vor sich hin und begann, einen großen Holzklotz zu bearbeiten. Pfarrer Meinegger hatte für die Schalchenberger Pfarrkirche ein Kruzifix bestellt, das den Altarraum zieren sollte.

Nachdem Clemens eine Weile stumm und verbissen die Konturen herausgearbeitet hatte, drehte er sich erneut zu Anne um und fuhr sie an: »Was gibt's denn noch? Was stehst du da herum und beobachtest mich? Du weißt, das mag ich net!«

Anne drückte ihre kleine Tochter an sich, die sich getröstet hatte und mit dem kleinen Holzengerl spielte, den sie einfach nicht mehr hergeben wollte.

»Was hab' ich dir bloß getan, Clemens?«, flüsterte Anne. »Wenn's irgendetwas gibt, das dich an mir stört ... warum reden wir dann net darüber, damit die Unklarheiten aus dem Weg geräumt werden?«

Er runzelte die Stirn.

»Mich stört nix, und Unklarheiten gibt's auch net. Eins ist mir allerdings net ganz klar, und zwar, wie ich das Kruzifix bis Ostern fertig kriege. Ich kann mich vor Aufträgen net retten, und die beiden anderen schuften auch ohne Pause.« Er wies auf Lukas, den tüchtigen Schnitzer aus Südtirol, den er vor einem Jahr eingestellt hatte, und auf Maxl.

»Sogar der Lehrbub tut, was er kann.«

»Ich doch auch!« Das klang leise und bedrückt.

Es schmerzte Anne unsagbar, dass Clemens ihre Arbeit, die sie täglich leistete, gar nicht wahrzunehmen schien. Sicher, er war ein gefragter Schnitzer und Holzbildhauer, der Name »Clemens Winter« bürgte für einwandfreie künstlerische Arbeit. Aber war nicht auch sie, seine Frau, an diesem Erfolg beteiligt?

Von Anfang an hatte sie ihm den Rücken freigehalten, damit er sich nur der Karriere widmen konnte. Und den ganzen lästigen Schreibkram nahm sie ihm nach wie vor ab.

Clemens starrte das Holz an, aus dem das Kruzifix entstehen sollte. Annes geflüsterte Worte hatte er einfach überhört. Ärgerlich biss sie sich auf die Lippen. Wieder einmal kam sie sich »untergebuttert« vor, wie so oft in der letzten Zeit.

»Papa!«, piepste Vicki und hielt dem Vater den kleinen Engel entgegen. »Engerl!«

Wütend griff Clemens danach.

»Gib her! Den Engerl brauch' ich noch! Er gehört zu den Weihnachtskrippen, die wir auf Vorrat schnitzen!«

Schwupp, schon war der Engel in einem Schrank verschwunden, und die Kleine begann wieder mit ihrem enttäuschten Gebrüll.

»Ruhe!«, schrie Clemens. »Verschwinde endlich mit dem Kind, Anne, sonst ...«

»Ja, ja!«, unterbrach sie ihn zornig. »Wir sind dir lästig, das Kind und ich! Als ob du auf das Engerl net hättest verzichten können! Hunderte liegen davon in der Werkstatt herum!«

Clemens lief vor Wut rot an.

»Willst du mich zum Narren halten?«, brüllte er. »Hunderte von Engeln! Weißt du überhaupt, wie viel Arbeit auch eine so kleine Figur macht? Ich wette, du hast keine Ahnung!« Von einer Sekunde zur anderen beruhigte er sich, winkte resigniert ab und sagte: »Es hat ja keinen Zweck, dass ich mich aufrege. Du begreifst eh net, dass ich bis zum Hals in Arbeit stecke.«

Anne streichelte Vickis blonde Locken. Leise schluchzte die Kleine vor sich hin und sah sehnsüchtig zu dem Schrank hinüber, in dem der Holzengel verschwunden war.

»Doch, Clemens, ich versteh' schon, dass du viel zu tun hast. Freu dich doch darüber!« Annes Stimme klang traurig. »Warum unterstellst du mir immer, dass ich nix begreife von deiner Arbeit? Du weißt genau, dass das net stimmt.« Und leise fügte sie hinzu: »Wenn's net anders geht, musst du eben auch mal am Wochenende arbeiten. Ich würd' dir gern helfen ...«

Er lachte, aber es war kein gutes Lachen.

»Du ... mir helfen? Beim Schnitzen? Dummes Zeug! Im Übrigen möcht' ich auch mal frei haben.« Seine dunklen Augen funkelten sie zornig an. »Ich will hinauf in die Berge, mir frische Luft um die Nase wehen lassen ...«

»Gehst du morgen schon wieder?«, fragte sie zögernd. Es war Freitag, das Wochenende stand vor der Tür. »Bitte, Clemens, es liegt doch überall droben noch Schnee. Bleib bei uns ...«

»Kommt net infrage! Der Schnee hindert mich net!« Wieder begann er, wie wild auf den Holzrohling einzuhauen. »Dann mach' ich eben eine Skiwanderung!«

»Ich könnt' mitkommen«, schlug Anne vor, aber sofort wusste sie, dass seine Antwort – wie immer – ein »Nein« sein würde.

»Du und mitkommen?«, spottete er. »Anne, ehe du auf einem Gipfel bist, bin ich dreimal hinauf und wieder hinunter. Du bist langsam wie eine Schnecke und außerdem zimperlich.«

Es hatte keinen Zweck, weiter mit ihm zu reden. Anne wandte sich zum Gehen, Klein-Vicki auf dem Arm.

»Ich komm' in einer Viertelstunde zum Essen!«, rief Clemens ihr nach. »Hoffentlich ist's bis dahin wenigstens fertig.«

Mein Gott, das Essen! Anne hastete davon, setzte Vicki in ihren Kinderstuhl und zerrte die Töpfe vom Herd. Schwarz rumorte der Braten in der Pfanne, und das Gemüse war verkocht.

Anne war außer sich. Es war schon so weit, dass sie sich vor dem Spott und den Wutanfällen ihres Mannes fürchtete. Nicht auszudenken, mit wie viel Hohn er sie angesichts des misslungenen Essens überschütten würde! Er wusste, wie empfindlich sie mittlerweile geworden war, doch er nahm nicht die geringste Rücksicht darauf.

Manchmal hatte sie ja wirklich ihre Gedanken nicht mehr beieinander ... vor lauter Kummer. Nein, so hatte sie sich ihre Ehe nicht vorgestellt!

Dabei war alles so schön gewesen, als sie und Clemens heirateten. Und sie liebte ihn ja jetzt noch ... obwohl er sie bitter enttäuschte mit seinem Verhalten, das er tagtäglich an den Tag legte.

Rasch rührte sie einen Teig zusammen, ließ das missglückte Essen verschwinden und bereitete einen Kaiserschmarrn. Vom vorigen Sommer standen noch mehrere Gläser mit eingeweckten Kirschen in der Vorratskammer. Sie öffnete eins und steckte Vicki eine Kirsche in den Mund.

»Kleiner Schatz«, flüsterte sie liebevoll, »wenn ich dich net hätt'.«

***

Clemens erschien pünktlich und aß schweigend. Als er bis zum letzten Krümel alles verputzt hatte, blickte er Anne missbilligend an.

»Kaiserschmarrn ... schon wieder! Wenn ich mich net irr', gab's den erst vor einer Woche. Hast du net heut früh etwas von einem Braten gesagt?«

Sie zuckte die Schultern.

»Na ja!« Er griff nach der Tageszeitung. »Ist ja auch egal. Ich werd' morgen was Vernünftiges essen, wenn ich unterwegs bin. Auf irgendeiner Hütte.«

»Sag bloß net, dass ich net kochen kann!« Nun gewann der Ärger die Oberhand. Anne räumte mit lautem Klirren und Scheppern das Geschirr ab. »Früher wolltest du immer Kaiserschmarrn, am liebsten jeden Tag! Ich bin sicher, wenn's einen Braten gegeben hätt', wär' dir auch eine giftige Bemerkung eingefallen.«

Höhnisch wedelte er mit der Zeitung.

»Kann schon sein. Vor allem, wenn er angebrannt gewesen wär'. Für wie blöd hältst du mich eigentlich, Anne? Ich riech' den Braten ... im wahrsten Sinn des Wortes!« Er schnupperte in die Luft. »Sag ich doch ... angebrannt! Und wo hast du den Braten versteckt? Im Mülleimer? Oder hast du ihn dem Hund gegeben?« Mit einem spöttischen Lachen stand er auf.

Sie hielt ihn am Arm fest, als er eilig verschwinden wollte.

»Clemens, so geht das net mehr weiter! Wir müssen miteinander reden.«

Er schüttelte sie ab.

»Wozu? Lass mich endlich in Ruh' mit deinen ewigen Klageliedern! Es geht dir doch gut! Du kannst tun und lassen, was du willst! Du hast Vollmacht über das Konto, niemand meckert, wenn du dir Kleider oder Schmuck kaufst! Du kannst haben, was du willst. Aber bitte, verschon mich mit dem Lamentieren!«

»Ich will keine Kleider und keinen Schmuck«, murmelte sie. »Ich will dich, Clemens. Unsere Ehe muss doch zu flicken sein! Es kann und darf net aus sein!« Ihr Blick war so flehend, dass er einen Moment zögerte. »Wir waren doch so verliebt ineinander!«, fuhr sie leise fort. »Und ich hab' dich noch immer lieb ...«

»Du machst dir völlig unnötige Gedanken!«, erwiderte er. Einen Moment spürte sie seine Hand, die nach der ihren griff. »Anne, ich ...« Rasch ließ er ihre Hand wieder los, räusperte sich und fügte hinzu: »Nach Vickis Geburt hast du dich nur noch um das Baby gekümmert, ich war abgemeldet. Wenn wir irgendwo eingeladen waren, musst' ich allein hingehen, denn du wolltest dich net einmal für zwei Stunden von der Kleinen trennen. Vielleicht war das die Wurzel des Übels.«

»Du übertreibst!« Verzweifelt schüttelte Anne den Kopf. »Vicki war sehr zart, deshalb hab' ich mir Sorgen gemacht. Nur während der ersten Monate. Vernachlässigt hab' ich dich nie, Clemens, das weißt du. Du warst mir genauso wichtig wie eh und je. Ich frag' mich, warum du ...«

Da war er schon hinaus. Still brachte Anne ihre kleine Tochter ins Bett, Vicki war müde und brauchte ihren Mittagsschlaf. Dann räumte sie die Küche auf und setzte sich eine Weile in die gute Stube.

Es hätte alles so schön sein können. Das Haus war geräumig und blitzsauber, im Garten blühten die ersten Frühlingsblumen. Ein leichter Wind wehte seidig und weich. Der Himmel wölbte sich blau über den mächtigen Berggipfeln, die Schalchenberg umgaben.

Wenn Anne sich aus dem Fenster lehnte, konnte sie den Nachbarhof sehen: Mit Mona Hauser, der Hoftochter, hatte sie Freundschaft geschlossen. Ab und zu spielte Mona Babysitter bei Klein-Vicki, wenn Anne zum Einkaufen ging oder sich um die Buchhaltung kümmerte. Außerdem war sie mit Lukas verlobt, der seit einem Jahr in der Werkstatt angestellt war. Nach Schalchenberg kommen, Mona sehen und sich in sie verlieben ... das war für Lukas Riepertinger aus Bozen eins gewesen!

Lächelnd dachte Anne daran, wie glücklich die beiden waren. Demnächst wollten sie heiraten und ein kleines Haus in Schalchenberg beziehen. Derzeit bewohnte Lukas noch zwei Zimmer im Haus der Winters.

Anne gönnte Lukas und Mona dieses Glück von ganzem Herzen. Aber umso schmerzlicher wurde ihr bewusst, wie leer und ungeliebt sie sich selbst fühlte. Und das mit siebenundzwanzig Jahren ... ein Alter, in dem eine junge Frau sich nach Glück und Erfüllung sehnte!

Tränen traten in Annes Augen. Sie achtete nicht darauf, dass es leise an die Tür klopfte.

***

Als Lukas plötzlich hinter ihr stand, schrak sie zusammen.

»Mein Gott ... du!« Sie atmete tief ein. »Hab' dich gar net kommen hören. Ich war ganz in Gedanken.«