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Für Vera bricht eine Welt zusammen, als sie ihren Freund Konrad in inniger Umarmung mit einer anderen Frau überrascht. Tief verletzt und enttäuscht flieht sie zu ihrem Onkel, der als Kastellan das idyllische Jagdschloss Wildenhöhe betreut. Noch ist ihr Herz zu schwer, um die Schönheit der Natur und die Ruhe des Ortes zu spüren. Das ändert sich, als sie einem jungen Mann begegnet, der sich als Bauernsohn und leidenschaftlicher Hobby-Maler vorstellt. Seine warmherzige Art und sein offener Blick berühren Vera mehr, als sie zunächst wahrhaben will. Unbemerkt wächst eine zarte Liebe in ihr - bis plötzlich der untreue Konrad auftaucht und alles durcheinanderwirbelt. Er drängt sie, zu ihm zurückzukehren, und zwingt Vera, eine Entscheidung gegen ihr Herz zu treffen ...
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Seitenzahl: 100
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Inhalt
Heimatglück auf Wildenhöhe
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Impressum
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Inhaltsverzeichnis
Inhaltsbeginn
Impressum
Ein Jagdschloss, ein Betrüger – und der Weg zur wahren Liebe
Von Isa Halberg
Für Vera bricht eine Welt zusammen, als sie ihren Freund Konrad in inniger Umarmung mit einer anderen Frau überrascht. Tief verletzt und enttäuscht flieht sie zu ihrem Onkel, der als Kastellan das idyllische Jagdschloss Wildenhöhe betreut. Noch ist ihr Herz zu schwer, um die Schönheit der Natur und die Ruhe des Ortes zu spüren.
Das ändert sich, als sie einem jungen Mann begegnet, der sich als Bauernsohn und leidenschaftlicher Hobby-Maler vorstellt. Seine warmherzige Art und sein offener Blick berühren Vera mehr, als sie zunächst wahrhaben will. Unbemerkt wächst eine zarte Liebe in ihr – bis plötzlich Konrad auftaucht und alles durcheinanderwirbelt. Er drängt sie, zu ihm zurückzukehren, und zwingt Vera, eine Entscheidung gegen ihr Herz zu treffen ...
Vom Turm des Bamberger Doms schlug es zwölf. In der sonst so betriebsamen Altstadt wurde es still ... nicht nur, weil jetzt Mittagszeit war, sondern weil die Junihitze sich in den Straßen und Gassen staute. Der Sommer hatte früh begonnen in diesem Jahr, schon Ende Mai stieg das Quecksilber über fünfundzwanzig Grad!
»Hm!«, machte Vera und betrachtete die zwei großen Koffer, die sie eben gepackt hatte. Hoffentlich war auch wirklich alles drin, was sie für die nächste Zeit in Meilbach brauchte: Neben luftiger Kleidung musste es auch ein Anorak sein, und ein warmer Pulli für kühle Abende gehörte ebenso zum Reisegepäck wie feste Wanderschuhe.
Vera lugte aus dem Fenster ihrer kleinen, aber gemütlichen Dachgeschosswohnung. Eine Etage tiefer verbeugte sich ein grauer Täuberich vor seiner Angebeteten, die gurrend hin- und hertrippelte.
Ein ganzes Jahr wohnte Vera nun in diesem Idyll. Sie konnte auf den Dom mit der Statue des Bamberger Reiters schauen und das Kommen und Gehen in der malerischen Innenstadt beobachten. Hinter dem Haus, das schon ein Jahrhundert auf dem Buckel hatte, gab es einen Hof, den der Eigentümer liebevoll mit Sträuchern und Kletterpflanzen verschönt hatte. Eine Rasenfläche war im Frühjahr entstanden, damit die Mieter es sich im Sommer mit Liegestuhl und Sonnenschirm gemütlich machen konnten.
Nur an den Wochenenden besuchte Vera noch ihre Eltern, die am Rand der Stadt in einem Villenviertel wohnten. Sie fand es viel schöner in ihrer kleinen Wohnung unterm Dach.
Und trotzdem ... es war nicht mehr genauso wie vor einem Jahr, als sie eingezogen war ...
»Alles wegen Konrad«, murmelte sie vor sich hin. »Wenn ich im Herbst meine neue Stelle außerhalb von Bamberg antrete, seh' ich mich vielleicht doch nach einer anderen Wohnung um ... und neue Möbel müssten auch her.«
Kritisch schweifte ihr Blick über die Korbsessel und den runden Tisch ... alles »Erbstücke« aus dem Haus ihrer Eltern. Jahrelang hatten Tisch und Sessel auf dem Speicher geschmort, bis sich die Eltern bei ihrem Auszug daran erinnert hatten. Wozu etwas Neues kaufen? Dennoch ... Veras Geschmack waren die Möbel nicht.
»Etwas Schickes muss her!«, sagte sie halblaut vor sich hin. »Ich werd' das Geld schon zusammenbringen. Ledersessel, ein Ledersofa ... in Weiß am besten ... und ein Glastisch ... mein Urlaub bei Onkel Max und Tante Helmi wird mich nichts kosten, also brauch' ich meine Reserven nicht anzugreifen.«
Außerdem, überlegte sie weiter, würde sie ab September ganz gut verdienen. Man hatte ihr in einem Kindergarten in einem Bamberger Vorort den Posten der stellvertretenden Leiterin angeboten. Und das, obwohl sie erst fünfundzwanzig war! Konnte sie nicht stolz auf sich sein?
Nein, im Moment gelang ihr das nicht. Ihr Selbstwertgefühl war angekratzt, obwohl sie sich immer wieder sagte, Konrad sei keinen noch so flüchtigen Gedanken mehr wert.
»Schluss mit Konrad und der Vergangenheit!«, sagte sie energisch vor sich hin. »Ich fange ein völlig neues Leben an! Diesem Burschen werd' ich nicht nachtrauern ... das wär' ja gelacht!«
In zwei Stunden wollte sie aufbrechen. Ihr kleines, rotes Auto stand vollgetankt vor dem Haus. Zeit würde sie sich lassen und zwischendurch eine Pause einlegen.
Onkel Max hatte gestern noch am Telefon gesagt: »Egal, wann du ankommst, Kind, Hauptsache, du kommst überhaupt! Wir freuen uns riesig auf dich. Bleib den Sommer über hier! In die Stadt kannst du noch früh genug zurück!«
Vera sah im Geist Onkel Max, den Bruder ihrer Mutter, und seine Frau vor sich. Beide waren um die sechzig und steckten immer noch voller Optimismus und Elan.
Und noch etwas sah sie vor sich: das Jagdschloss »Wildenhöhe«, das Onkel Max seit Jahr und Tag als Kastellan und Hausmeister betreute. Es war nur ein kleines Schlössl, aber einst hatte hier König Ludwig II – der bayerische »Märchenkönig« – des Öfteren übernachtet oder mit fürstlichen Gästen die eine oder andere Jagd abgehalten. Schon lange war Vera nicht mehr im »Schlössl« gewesen, es kam ihr wie eine Ewigkeit vor.
Auf einmal packte sie eine heftige Sehnsucht nach dem Karwendeldorf Meilbach. Wie schön musste es jetzt dort sein ... ringsum blühende Bergwiesen, leise rauschende Ahornbäume, die fürs Karwendel typisch waren, Trauerweiden am kleinen See hinterm Schloss ...
Es klingelte, und Vera fuhr zusammen. Wer konnte das sein, in der Mittagszeit? Sie überlegte eine Weile, ob sie überhaupt öffnen sollte. Vielleicht waren es ja ihre Eltern, die liebten solche Überraschungsbesuche.
Schnelle Schritte näherten sich über die sorgsam polierte Treppe, bis ganz nach oben. Und dann stand er vor ihr ... Konrad! In der Hand hielt er ein gewaltiges Gebinde aus Rittersporn und betäubend duftenden Levkojen.
»Veralein!«, schmeichelte er. »Schau mich doch nicht so finster an! Lass mich doch rein!«
Sie schob den überdimensionalen Strauß beiseite.
»Nein. Und das Zeug da kannst du deiner neuen Freundin schenken.«
»Vera!«, wiederholte Konrad Kerner in einem Ton, der einen Stein hätte erweichen können. »Sei doch nicht so hart zu mir! Ich bin völlig abgehetzt, weißt du. Hab' nur kurz Mittagspause, Peter ist nicht da, um mich im Fotoatelier zu vertreten, weil er einen auswärtigen Termin hat, und ich ...«
Er konnte gerade noch seinen Fuß in die Tür setzen.
»Lass uns noch einmal reden, Vera!«, rief er flehend. »Ein einziges Mal! Das kannst du mir nicht abschlagen!«
»Doch, das kann ich. Es gibt nichts mehr zu besprechen, Konrad. Wir beide sind fertig miteinander!«
»Ich brech' gleich zusammen!«, stöhnte Konrad, der ein paar Ecken weiter mit seinem Freund Peter ein Fotoatelier besaß. »Die Hitze, der Stress, der Geruch von diesen Blumen ... und du bist stur wie ein Maulesel! Vera, ich setz' mich hier vor deine Tür und geh' nicht mehr weg!«
Nun musste sie fast ein wenig lachen.
»Deine Hartnäckigkeit ist nicht auszuhalten, Konrad. Also gut, komm rein, aber nur auf ein paar Minuten!«
Der Blumenstrauß war so breit, dass er kaum durch die Tür passte.
»Du musst dieses Wagenrad sowieso wieder mitnehmen«, erklärte Vera. »Es würd' hier nur verwelken.«
Enttäuscht sah Konrad sich um. Koffer und Taschen, wohin er blickte.
»Willst du verreisen?«, fragte er verbittert. Vera nickte.
»Das hast du mal wieder messerscharf erkannt, Konni.«
»Nenn mich nicht Konni!«, brauste er auf. »Mein Gott, alles geht schief! Ich wollte dich zu einer gemeinsamen Reise einladen, nächste Woche, damit wir beide eventuell doch noch einmal ...«
»Meine Antwort ist Nein.«
Hastig stopfte Vera einige Kosmetikutensilien in eine Reisetasche.
»Ich hab' die Reise schon gebucht!«, ächzte Konrad. »Zehn Tage Ibiza, da ist wenigstens was los! Hier in dieser schläfrigen Stadt wird man ja richtig trübsinnig!«
»Bamberg war noch nie schläfrig. Konrad, ich kann dir noch nicht einmal etwas zu trinken anbieten, höchstens ein Glas Mineralwasser. Das müsste noch da sein. Alles andere hab' ich aufgebraucht.« Sie deutete in die Küche. »Schau in den Kühlschrank!«
Er tat's ... und prallte zurück. Leer, gähnend leer, und dazu auch noch ohne Strom. Abgestellt.
»Verreist du für längere Zeit?«, fragte er hilflos. »Und wohin, wenn man fragen darf?«
»Erstens: ja, ich bin einige Wochen weg. Zweitens: nach Meilbach, zu meinem Onkel.«
»Was?« Konrad traute seinen Ohren nicht. »In dieses öde Kaff im Karwendel, von dem du mir erzählt hast? Auf dieses vergammelte Schloss?«
»Genau.«
Vera beschloss, ihren Abfahrtstermin vorzuverlegen. Sie hatte keine Lust, sich noch lange mit Konrad auseinanderzusetzen.
»Du spinnst!« Er brach in Lachen aus. »Ein Mädchen wie du ... wochenlang in einer Gegend, in der sich Fuchs und Hase Gute Nacht sagen! Nein, nein! Wir beide düsen nach Ibiza, und dann ...«
Vera schloss die Fenster und zog die Vorhänge zu. Ihre beiden Zimmerpalmen hatte sie schon gestern zu ihrer Freundin gebracht, die sich darum kümmern wollte.
»Konrad, du vergeudest deine Zeit. Ibiza ist mir schnuppe, und du bist es erst recht. Flieg allein hin ... oder nimm deine Neue mit!«
Er wurde wütend.
»Warum kapierst du nicht, Vera, dass zwischen mir und Alice nichts läuft! Gut, du hast uns erwischt, als wir uns zufällig ein bissl näher gekommen sind ... aber das hatte nichts zu bedeuten. Alice ist überhaupt nicht mein Typ!«
Vera seufzte.
»Konrad, wir bringen jetzt ein für alle Mal das Thema zum Abschluss. Ich hab' dich nicht nur einmal, sondern mehrmals mit Alice erwischt, und ihr seid euch mit voller Absicht nähergekommen, nicht zufällig. Und wie war's vor vier Monaten, als du mit der Bedienung aus dem Ratskeller herumgeschäkert hast?«
»Aber ich ...«
»Damals hab' ich dir noch verziehen, Konrad. Jetzt nicht mehr. Es reicht.« Sie griff nach den Autoschlüsseln.
»Du willst schon fort?«, fragte er entgeistert. »Bitte, Vera, du kannst mich doch nicht einfach so zurücklassen!«
»Du fliegst ja nächste Woche nach Ibiza, da hast du dann Abwechslung genug.«
»Nein!«, brauste er auf. »Ohne dich flieg' ich nicht! Dann bleib' ich noch lieber hier in dieser miefigen Stadt.«
»Tu, was du willst!«
Vera schob ihn zur Tür hinaus, den Blumenstrauß in der Hand. Sie wollte ihn Frau Hoffmann, der netten alte Dame von nebenan, vor die Tür legen.
»Aber ich bin vernarrt in dich, Vera!«, keuchte Konrad, und die Enttäuschung stand ihm ins Gesicht geschrieben. »Ich will dich nicht verlieren!«
»Das hättest du dir eher überlegen sollen.« Schwupp, der Blumenstrauß landete auf Frau Hofmanns Fußmatte. Um diese Zeit war die alte Dame immer bei ihrer Tochter, die im Grünen wohnte. Rasch eilte Vera die Treppe hinunter, Konrad folgte ihr mit den Koffern.
»Danke fürs Koffertragen«, sagte Vera und schloss das Auto auf. Auf einmal konnte sie ganz tief durchatmen, und sie wusste: Nun war sie endgültig über die Sache mit Konrad hinweg! Je mehr er sich anbiederte, desto gleichgültiger wurde er ihr. Gott sei Dank, nun würde ihr gesundes Selbstbewusstsein zurückkehren, Schritt für Schritt!
»Wie kannst du nur so kalt sein?«, beschwerte sich Konrad.
»Ich bin nicht kalt«, erwiderte sie. »Nur vernünftig. Ich denke eben real. Aus dir und mir wäre nie etwas geworden. Schau, Konrad, ich will ja nicht, dass wir im Streit auseinandergehen. Wenn wir uns mal begegnen, irgendwann, dann grüßen wir uns und reden ein bissl miteinander. Keine Feindschaft! Zufrieden?«
Er schüttelte den Kopf.
»Nein. Ganz und gar nicht.«
»Dann kann ich dir auch nicht helfen.« Sie schwang sich ins Auto, ließ den Motor an und rief: »Mach's gut, Konrad! Und überleg dir's nochmal mit Ibiza! Es soll dort jede Menge tolle Mädels geben!«
Damit fuhr sie davon, und Konrad blieb wütend und enttäuscht am Straßenrand stehen. Sein Stolz war tief verletzt. Einfach abserviert hatte sie ihn! Gut, er hatte sich nicht wie ein Gentleman benommen, aber konnte er dafür, dass die Mädchen es ihm so leicht machten? Er brauchte nur die Hand auszustrecken, und schon hing ihm irgendein hübsches Ding am Hals. Aber was waren diese Mädchen alle gegen Vera? Die hatte Klasse ... und wusste, was sie wollte!
***
Der Frühstückstisch bog sich fast. Helmi Pertramer beobachtete mit stiller Freude, wie es Vera schmeckte. Und auch ihr Mann konnte ein Schmunzeln nicht unterdrücken.
»Hast du in Bamberg nix zu essen gekriegt, Kind?«, fragte er seine Nichte scherzend. »Oder hat dir die Sache mit diesem Konrad so zu schaffen gemacht?«
»Eine Weile ja, Onkel Max, aber das ist jetzt vergessen. Es schmeckt mir halt bei euch!«