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Auf einem Chiemsee-Dampfer lernt Karina den Kapitän des Schiffes Timo kennen und ist hingerissen. Was für ein Mann! Geschmeichelt von ihrer Bewunderung, geht Timo auf den Flirt ein. Dabei wird reichlich Seemannsgarn gesponnen. Aber jede Flunkerei hat einmal ein Ende, und so erwacht Karina recht unsanft aus ihren bunten Träumen. Doch überraschend bahnt sich schon ein neues Glück für die Ausreißerin aus einem kleinen niederbayerischen Dorf an ...
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Seitenzahl: 102
Veröffentlichungsjahr: 2025
Cover
Inhalt
Und das Herz voll bunter Träume
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Impressum
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Inhaltsverzeichnis
Inhaltsbeginn
Impressum
Ein wundervoll beschwingter Liebesroman aus Oberbayern
Von Isa Halberg
Auf einem Chiemsee-Dampfer lernt Karina den attraktiven Kapitän des Schiffes Timo Wallsterner kennen und ist hingerissen. Was für ein Mann!
Geschmeichelt von ihrer Bewunderung, geht Timo auf den Flirt ein. Dabei wird reichlich Seemannsgarn gesponnen. Aber jede Flunkerei hat einmal ein Ende, und so erwacht Karina schon bald recht unsanft aus ihren bunten Träumen ...
Der Sommerwind hatte die letzten Wolken vertrieben. Der Himmel strahlte im schönsten Blau und spiegelte sich im Chiemsee, über den das weiße Ausflugsschiff »Nixe« seinem Ziel entgegenfuhr.
Pünktlich in einer halben Stunde wollte Kapitän Timo Wallsterner die Insel Herrenchiemsee ansteuern. Die meisten Fahrgäste auf dem Dampfer hatten vor, das Schloss Ludwigs II. zu besichtigen.
»Einmalig schönes Wetter!«, meinte der Obermayer-Sepp, Timos Kollege. »Kein Wunder, dass wir allerhand Passagiere auf dem Schiff haben.«
Vergnügt vor sich hin pfeifend, beobachtete Sepp ein gutes Dutzend Möwen, die dem Schiff beharrlich folgten. Der See schimmerte grünblau. Dort, wo die »Nixe« eine Fahrrinne hinterließ, schäumte weiße Gischt auf.
»Warum sagst du nix, Timo?«, fragte Sepp. »Bist doch sonst net so wortkarg! He, warum bremst du denn jetzt ab?«
»Schau doch!«, schrie Timo in jäher Panik. »Siehst du das, was ich auch seh'?«
Sepp starrte in die Richtung, in die Timos ausgestreckter Zeigefinger wies.
»Kruzitürken!« Er wurde einen Schein blasser. »Das ist doch net zu glauben!«
Über den See, vom Wind abgetrieben, steuerte in rasantem Tempo eine schmale Gestalt auf einem Surfbrett geradewegs auf das Schiff zu. Während Timo mit gedrosselten Motoren versuchte, die »Nixe« auf einen anderen Kurs zu bringen, stürzte Sepp an die Reling. Es gab immer wieder Surfer, die sich zu weit vom Ufer entfernten, aber dieser hatte scheinbar den Verstand verloren ... oder die Kontrolle über das Surfbrett!
Buchstäblich in letzter Sekunde stoppte die »Nixe«. Auf dem Schiff, das immerhin knapp dreihundert Personen fasste, erklangen aufgeregte Stimmen. Die meisten Fahrgäste hatten den Surfer kommen sehen.
»So ein bodenloser Leichtsinn!«, schimpfte Timo und arretierte die Steuerung. Genau vor dem Bug der »Nixe« kippten Surfer und Surfbrett um, das bunte Segel in allen Farben des Regenbogens trieb auf dem Wasser.
»Um Himmels willen, das ist ja eine Frau!«, erkannte Sepp und schluckte. »Timo, um ein Haar ...«
Der von einem Schiffsjungen ins Wasser geworfene Rettungsring schwamm leer auf dem See herum. Mit einem Hechtsprung war Timo im Wasser, begleitet vom vielstimmigen Aufschrei der Passagiere, die das Drama teils entsetzt, teils gespannt verfolgten.
Unter dem bunten Segel bekam Timo zwei Hände zu fassen, die sich verzweifelt an ihn klammerten.
»Hilfe!« Es war ein Mädchen mit vor Angst weit aufgerissenen Augen. »Helfen Sie mir doch!«
»Ich bin grad' dabei«, keuchte Timo.
Eine Strickleiter wurde herabgelassen, hilfreiche Arme griffen zu, und wenige Minuten später lag das völlig erschöpfte Mädchen im Surferdress auf einer der Sonnenliegen.
Tropfnass beugte sich Timo über sie. Das Wasser rann aus seinen Haaren. Hemd und Hose klebten an seinem Körper. So, wie er war, hatte er sich ins Wasser gestürzt.
Ringsum klatschten die Fahrgäste Beifall, während Timos Kollege Sepp vor Erleichterung tief durchatmete.
»Wer sind Sie?«, flüsterte das Mädchen mit blassen Lippen.
»Ich bin der Kapitän dieses Schiffes«, erwiderte Timo mit einem grimmigen Unterton in der Stimme. »Und wer sind Sie? Die neue deutsche Surfmeisterin? Wie konnten Sie nur so leichtsinnig sein und mitten über den See ...«
»Ich heiße Karina Lindhofer«, murmelte das Mädchen und setzte sich auf. »Bitte net bös' sein! Mein Gott, dass ich einmal von einem richtigen Kapitän gerettet werd', hätt' ich mir net träumen lassen ...«
Ehe Timo es sich versah, schlang Karina die Arme um ihn und küsste ihn herzhaft auf die Wange.
»Danke«, sagte sie, und ihre Stimme klang schon wieder viel fester. »Es wundert mich immer noch, dass ich net mit dem Schiff zusammengestoßen bin. Wie haben Sie nur so schnell bremsen können, Herr ...«
»Timo Wallsterner.« Eigentlich hatte er massive Vorwürfe vom Stapel lassen wollen, aber das Mädchen sah ihn mit blauen Unschuldsaugen so treuherzig an, dass er beschloss, Milde walten zu lassen.
»Bremsen ist gut«, meinte er kopfschüttelnd, während sich neben ihm eine Wasserlache bildete.
Sepp hatte inzwischen die Motoren wieder angeworfen, und das Schiff nahm langsam Fahrt auf, mit Kurs auf die Insel Herrenchiemsee.
»Unser Schiff ist kein Auto, bei dem man einfach die Handbremse zieht«, erklärte er. »Wir haben alle Motoren abgestellt und ...«
»Sie haben es getan!« Karina Lindhofer betrachtete den feschen jungen Mann entzückt. »Sie sind ein Held, Herr Wall... wie war doch Ihr Name?«
»Wallsterner. Sagen Sie am besten einfach Timo.« Seufzend blickte er an sich hinunter. »Ich muss mir erst einmal trockene Sachen anziehen. Und für Sie gibt es bestimmt auch etwas, wenigstens einen Bademantel. Können Sie aufstehen und mitkommen?«
»Aber natürlich!«
Timo reichte ihr die Hand. Hübsch war sie, nur ein bisschen blass schaute sie noch aus nach dem überstandenen Schrecken.
»Geht's Ihnen auch wirklich gut?«, erkundigte er sich. »Oder brauchen Sie einen Arzt?«
»Ach woher!«, antwortete sie und konnte schon wieder lachen. »Ich hab net mal Wasser geschluckt. Schwimmen kann ich ja ... bloß vorhin, da war ich wie gelähmt. Ich hab gedacht, mein letztes Stündlein hat geschlagen.«
»So hat's auch ausgesehen.« Timo schob sie in eine kleine Kajüte und deutete auf einen Wandschrank. »Da drinnen müssen trockene Sachen sein. Ziehen Sie sich um und kommen Sie dann aufs Oberdeck ... ein heißer Tee kann net schaden!«
Timo selbst hatte immer Ersatzkleidung an Bord ... für ihn war es selbstverständlich, wie aus dem Ei gepellt zu sein. Ein weißes Hemd mit Achselklappen, eine dunkelblaue Hose .... schon war er wieder tipptopp. Er rubbelte sich sein braunes Haar mit einem Handtuch trocken und ging wieder auf seinen Posten.
Die »Nixe« setzte ihren Weg über den See gemächlich fort, und auch die Passagiere hatten sich beruhigt.
***
»Da bin ich!«
Donnerwetter, dachte Timo, die »Surfmeisterin« kann sich wirklich sehen lassen!
Sie trug einen weißen Bademantel mit Gürtel, das blonde Haar hatte sie zu einem Pferdeschwanz zurückgebunden. Ein bisschen feucht war es noch, und ein paar Strähnen fielen vorwitzig in die Stirn. Sie hatte einen hübschen Mund, eine kecke kleine Nase und zwei Grübchen in den Wangen.
Der Unfall schien sie nicht sonderlich erschüttert zu haben ... sie vibrierte vor Lebhaftigkeit. Sepp betrachtete sie kopfschüttelnd, während Timo eine Tasse heißen Tee vor sie hinstellte.
»Hier, Karina, trinken Sie das! Und dann erzählen Sie mal!«
»Was denn?«, fragte sie und nippte an dem Getränk. »Es gibt doch gar nix zu erzählen!«
»Da hört sich doch alles auf!«, meinte Timo kopfschüttelnd. »Sie rasen mir fast in mein Schiff, und dann ...«
»Na ja.« Sie rührte in ihrer Tasse. »Ich weiß schon, ein so leichtsinniges Madel wie mich müsste man übers Knie legen. Ich kann nämlich noch gar net richtig surfen. Drei Stunden hab ich erst gehabt und ... Himmel, wo ist denn das Surfbrett?«
»Unten im Maschinenraum. Dem ist wie durch ein Wunder auch nix passiert.«
»Gott sei Dank!«, seufzte Karina. »Es gehört nämlich meiner Freundin, und die würd' glatt in Ohnmacht fallen, wenn's kaputt wär'. Sie hat's mir eh nur mit Ach und Krach geliehen.«
»Kann ich verstehen.« Irgendwie war Timo von dieser lebhaften Person fasziniert. Das Mädel hatte eine Ausstrahlung, die ihm gefiel ... obwohl er doch noch ein paar ermahnende Worte loswerden musste.
»Wie konnten Sie nur so weit auf den See hinaus!«, sagte er denn auch mit gerunzelter Stirn. »Haben Sie net gemerkt, wie windig es heute ist? Warm und sonnig, aber von den Bergen her bläst der Föhn. Jemand, der sich auf dem Surfbrett net halten kann, sollte dann besser daheim bleiben.«
»Es war ja grad' schön bei dem Wind!« Wieder ihr treuherziger Augenaufschlag. »Ich hab net wissen können, dass es mich so wegreißt. Zuerst ist's ja ganz gut gegangen, aber dann ... ich weiß auch net, wie's passiert ist.«
»Ihr Surflehrer wird noch viel Freude an Ihnen haben«, erklärte Timo und musste wider Willen lachen. »Sie scheinen ein leichtsinniges Huhn zu sein!«
»Ich bin eben abenteuerlustig«, erwiderte sie und trank ihren Tee aus. Mit einem Seitenblick auf Timo setzte sie hinzu: »Aber jetzt hab ich erst einmal genug von solchen Unternehmungen. Mein Gott, hab ich ein Glück gehabt! Sie sind wirklich toll, Herr Wallster... Timo.« Karina Lindhofer strahlte ihren Lebensretter an. »Ich schwärme für die Seefahrt!«, bekannte sie. »Wasser, Wellen, Wind ... was kann es Schöneres geben?«
»Mein Kapitänspatent gilt nur für Seen und Flüsse.« Timo warf einen Blick auf seine Uhr. »Wissen Sie was, Sie Rennfahrerin? Sobald die Fahrgäste auf der Insel Herrenchiemsee ausgestiegen sind, hab ich Feierabend, ein Kollege übernimmt dann das Schiff. Ich fahre mit einem kleinen Motorboot nach Seeburg hinüber. Wir könnten dann noch einen Schluck auf den Schrecken trinken.«
»Prima!«, freute sie sich. »Im Hotel Seeperle, ja? Dort sitzt man so schön! Wohnen Sie auch in Seeburg?«
»Nein.« Er schüttelte den Kopf. »In Seeburg ist der Sitz der Chiemseeflotte, die Verwaltung ist auch da. Deshalb hab ich meinen Wagen dort geparkt. Ich wohne eine knappe Stunde weit weg, in der Nähe von Reit im Winkl.«
Sie sah enttäuscht aus. »Schade. Ich bin zurzeit bei meiner Freundin Larissa in Seeburg. Sie ist im Kinderheim Reiherbach angestellt, schon seit zwei Jahren.«
»Und Sie machen Urlaub hier?«, fragte er.
Sie nickte ein wenig zögernd.
»Hm, na ja ... könnte man so sagen. Es ist einfach herrlich am See! Das Wasser, die schönen Buchten, die Kulisse der Berge ... ich würde gern für immer hierbleiben!«
»Kann ich verstehen«, gab Timo zu. »Also, Karina ... ich muss erst einmal wieder an meine Pflichten denken. Wo haben Sie eigentlich Ihre Kleider? Im Bademantel können Sie net ins Hotel Seeperle!«
Sie lachte. »Das ist mir klar! Meine Sachen sind in Seeburg in meinem Auto, auf dem Parkplatz gleich hinter dem Ufer. Da gibt's auch eine Holzhütte zum Umziehen.«
»Na prima!«, meinte Timo. Und jetzt freute er sich richtig darauf, ein wenig mit ihr zu plaudern.
***
Es wurde Abend, ehe sie endlich an einem kleinen Tisch auf der Terrasse des Hotels Seeperle saßen. Surfbrett und Surfanzug lagen im Kofferraum von Karinas Auto. Sie hatte den schiffseigenen Bademantel gegen ein Sommerkleid und eine leichte Jacke vertauscht.
»Was machen wir mit dem Bademantel?«, fragte sie. »Ich muss ihn doch zurückgeben!«
Timo blätterte in der Speisekarte.
»Tja ... treffen wir uns halt noch mal. Morgen Punkt neun Uhr bin ich an Bord der Nixe zu einer großen Rundfahrt. Kommen Sie doch mit ... samt Bademantel!«
»Prima!«, freute sich Karina, während Timo Chiemsee-Renke in Mandelbutter und Salat bestellte.
Sie strahlte ihn an. Umwerfend gut sah er aus, und er imponierte ihr wirklich! Die Aussicht, den morgigen Tag mit ihm auf dem Schiff zu verbringen, ließ ihr Herz höher schlagen.
»Endlich lerne ich mal einen Mann kennen, der net vom Land ist!«, schwärmte sie. »Einen Kapitän! Mein Gott, es muss mein Glückstag sein, trotz Surfunfall!«
Er räusperte sich.
»Ich wohne aber auf dem Land, Karina. Eichenbach ist ein wunderschöner Ort, ein richtiges Bergdorf. Man ist zwar schnell in Reit im Winkl, aber ...«
»Ich meine es ja auch anders«, unterbrach sie ihn lebhaft. »Sie sind kein Landwirt! Keiner, der einen Hof zu bewirtschaften hat mit Wiesen, Kühen, Hühnern und so weiter ... und der sich dafür krummschuften muss.«
»So?« Er verschluckte sich fast an seiner Weinschorle. »Nun, wenn man einen großen Hof und genug Leut' hat, dann ist das doch eigentlich ...«
»Ja, ja, auch net schlecht. Aber Sie sind Kapitän, Sie fahren über diesen wunderschönen See, lernen viele Leute kennen ... ich bin einfach begeistert!« Sie lachte ihn an, und ihre Grübchen waren so reizend, dass er sich ein zweites Mal fast verschluckt hätte.
»Wo sind Sie denn daheim?«, erkundigte er sich beiläufig, während die Bedienung das Essen servierte.
»Ach!« Auf einmal flog ein Schatten über ihr Gesicht. »Wissen Sie, ich komme aus einem richtig öden Dorf im Niederbayerischen ... Neuenhofen bei Altötting. Da gibt's nur Bauernhöfe, Wiesen, Maisfelder ... Keine hohen Berge, keine Seen. Ab und zu ein Hügel, ein kleines Stückl Wald, na ja ...«
»Und in Neuenhofen wartet Ihr Freund auf Sie«, warf Timo ein. »Am Ende einer mit einem großen Hof?«
Sie schüttelte den Kopf. »Nein, auf mich wartet niemand.«
»Auch Ihre Eltern net?«, forschte er weiter. »Sie haben doch sicher eine Familie.«
