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** NEUAUFLAGE November 2020 - Die gesamte "Alpenüberquerung mit Kindern" wurde von Familie Wolter wandernd überprüft und auf den neuesten Stand gebracht. ** Die schönste Aussicht will erwandert werden. Das zeigt sich auch bei Familie Wolter auf dem E5, einem Traumpfad zwischen Oberstdorf und Meran. Zwischen beiden Städten liegen nämlich: die Alpen. Und die sind ganz schön hoch und breit für fünf Kinder zwischen 2 und 17, Oma und Opa sowie Heike und Thomas. Zehn Tage lang geht es durch Täler und an Flüssen entlang, über Hügel und steile Gipfel. Und weil normale Reiseführer nur bedingt für das Familienwandern geeignet sind, haben die Wolters kurzerhand Initiative ergriffen und fleißig wie die Murmeltiere erprobte Tipps und Tricks, praktische Checklisten sowie kindgerechte Wander-Informationen zusammengetragen. "Mit diesem Buch gelingt die E5-Wanderung auch mit kleinen Kindern. Besonders wertvoll ist dabei der Blick auf die schönen Veränderungen im Familienleben beim längeren Gehen." (Heike Wolter) Ein wertvolles Buch auch für alle, die Anregungen für ihren nächsten Familienurlaub mit Kindern suchen. Verlag edition riedenburg Salzburg * editionriedenburg.at * Weitere schöne Familienthemen finden Sie auf unserer Website.
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Seitenzahl: 98
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Übersichtskarte
Übersichtskarte
Einleitung – Oder: Sind Sie Pfarrer?
Darum dieser Familien-Wanderführer
Vorbereitungen
Alpenüberquerung mit Kindern - geht denn das?
E5: Vor- und Nachteile abwägen
Alpenvereinsmitgliedschaft anmelden
Etappen festlegen
Übernachtungen organisieren
Ausstattung besorgen
Wandern üben
Etappe 1: Von der Spielmannsau zur Kemptner Hütte
Etappe 2: Von der Kemptner Hütte nach Madau
Etappe 3: Von Madau zur Ansbacher Hütte
Etappe 4: Von der Ansbacher Hütte zur Venetgipfelhütte
Etappe 5: Von der Venetgipfelhütte nach Wenns
Etappe 6: Von Wenns zur Braunschweiger Hütte
Etappe 7: Von der Braunschweiger Hütte nach Vent
Hannibals Alpenüberquerung
Etappe 8: Von Vent zur Martin-Busch-Hütte
Etappe 9: Von der Martin-Busch-Hütte nach Vernagt
Ötzi in den Alpen
Etappe 10: Von Vernagt nach Unser Frau (und Meran)
Unsere Top 3 von A bis Z
Allgemeine Hinweise von A bis Z
An- und Abreise
Ausrüstung
Belohnung
Blasen an den Füßen
Fotos
Frühstück
Geld
Gewicht / Tragegewicht
Höhenprofil
Internet
Kleidung
Kosten
Kräfteeinteilung
Medikamente
Mittagessen
Motivation
Notfall
Packliste
Pausen
Pausenverpflegung
Reisetagebuch
Reservierung
Rucksack
Saison
Seilversicherung
Sicherheit
Tempo
Toiletten
Trage / Tragen
Wanderbeginn
Wanderreise / Wanderschule
Wanderschuhe
Wanderapp
Wanderzeit
Wasser
Wetter
Zu guter Letzt
Anhang
Literatur
Film
Internet
Kosten der Alpenüberquerung in 10 Tagen
Packliste
Es geht los! Startfoto in der Spielmannsau.
Als Eltern mit fünf Kindern, Oma und Opa die Alpen zu überqueren, ist für die meisten Menschen ziemlich erstaunlich. Das merkten wir im Sommer 2017 an verstohlenen Blicken, an offen erstaunten Gesichtern und vor allem an einer wunderbaren Begegnung auf der Braunschweiger Hütte – ziemlich genau in der Mitte unserer Fernwanderung.
Zur Hütte waren wir – Thomas (40) und ich (Heike, 40), unsere Kinder Niklas (17), Norea (14), Samuel (9), Raban (7) und Malea (2), und Heikes Eltern Gitta (65) und Siegfried (64) – in einem dreieinhalbstündigen anstrengenden steilen Aufstieg hinaufgewandert. Und nun saßen wir erschöpft, aber glücklich in der Sonne. Jedenfalls trat ein Herr an unseren Bergterrassentisch, an dem wir uns gerade Kaiserschmarrn und Tiroler Gröstl schmecken ließen: „Ich habe mal eine merkwürdige Frage. Dürfte ich ein Foto von Ihnen machen?“
Wir waren etwas verwundert, aber natürlich dazu bereit. Die Erklärung ließ nicht lange auf sich warten. Er wollte seinen Jungs – ebenfalls im Teenageralter – einen Beweis schicken, dass andere Kinder so eine Bergtour mitmachen würden. Das Bild hätten wir auch gern gehabt, doch vergaßen wir danach zu fragen.
Sogar bei der zweiten Gelegenheit verpassten wir unsere Chance, denn Gitta und Siegfried trafen den Herrn und seine Frau am Nachmittag beim Aufstieg zum Pitztaler Jöchl nochmals. Da wurde dann noch ein bisschen mehr gefragt – und wohl auch unverhohlener, denn die beiden hatten schon eine Vermutung, wie man auf die Idee kommen könnte, in knapp zwei Wochen von Oberstdorf bis fast nach Meran zu laufen.
„Sagen Sie mal, Ihr Schwiegersohn, der ist doch bestimmt Pfarrer, oder?“ Die vielen Kinder, der ungewöhnliche Urlaub – und hoffentlich die friedvolle Gelassenheit, die wir ausstrahlten – machten die Sache wohl klar.
Um es aufzulösen: Thomas ist Wirtschaftsingenieur, ich – Heike – bin Historikerin, und dass wir beide viele Kinder wollten, war von Anfang an klar. Das Wandern wurde mir in die Wiege gelegt. Als Kind und Teenager hätte ich geschworen, dass keine zehn Pferde mich mal freiwillig dazu kriegen würden, als Erwachsene kann ich es kaum erwarten loszuziehen.
Thomas macht alle Naturaktivitäten als Sportler spielend mit. Gitta und Siegfried waren schon auf fast allen Kontinenten dieser Erde wandern. Niklas,Norea, Samuel, Raban und Malea? Laufen gern (oder lassen sich – wenn klein genug – gern durch schöne Landschaft tragen). Selbst die Teenager beschlossen nach getaner Alpenüberquerung, im folgenden Jahr – dann nach Schottland – wieder mitzukommen.
Wanderführer zum E5 gibt es genug. Aber die meisten funktionieren für Familien mit Kindern nicht. Es braucht mit kleineren Füßen im Gepäck ein anderes Tempo, manchmal andere Wege und nicht zuletzt ein anderes Augenmerk auf Besonderheiten. Diese erhöhen die → Motivation für die Kinder und lassen sie die wunderbaren Berge auch wirklich genießen.
„Alpenüberquerung mit Kindern“ heißt E5 mit Insidertipps für alle, die mit kleinen und größeren Menschen zwischen 0 und 18 Jahren unterwegs sind. (Für Oma und Opa gab es zwar kein extra Seniorenprogramm, aber fitte Senioren haben sicher Spaß an der Tour.)
Neben den Etappenvorschlägen gibt es deshalb Hinweise zur konkreten Vorbereitung (S. 10 bis 15) und Informationen für alle Gegebenheiten von A bis Z (S. 58 bis 71). Informationsangebote in Internet und Medien finden sich auf den Seiten 72 bis 73.
Das Buch gibt außerdem viele Tipps für alle, die sich momentan noch keine Alpenüberquerung im Ganzen vorstellen können. Nebenbei bemerkt: Das konnten wir vor ein paar Jahren auch nicht. Unser Ratschlag an euch: Beginnt doch ganz einfach mit Tagestouren, Zweitagestouren oder Unternehmungen mithilfe von Seilbahn, Bus und anderen Hilfsmitteln. Es geht schließlich um den Spaß und das Erlebnis als Familie, und nicht um das Brechen von Rekorden.
Wir haben die Erzählung so belassen, wie wir die Wanderung 2017 erlebt haben. Veränderungen, die wir bei einer erneuten Alpenüberquerung im September 2020 festgestellt haben, wurden von uns stillschweigend im Text korrigiert und Neues ergänzt. Corona-bedingte Einschränkungen sind als temporäre Besonderheiten nicht berücksichtigt. Die Ausgaben ab Seite → sind angepasst.
Name
Persönliche Highlights auf dem E5
Etappe
Malea
• Mama und Papa • Meine Geschwister • Oma und Opa
5 8 3
Raban
• Materialseilbahn (zur Braunschweiger Hütte) • Ötzidorf (Archeoparc) • Knochenfund an der Braunschweiger Hütte
6 10 6
Samuel
• Fund des uralten Schlüssels (an der Braunschweiger Hütte) • Weißkarsee • Vernagter Stausee
6 7 10
Norea
• Gletscher (an der Braunschweiger Hütte) • Murmeltiere • Schnanner Klamm (2020 gesperrt)
7 3 4
Niklas
• Hängebrücke • Aufstieg zur Kemptner Hütte • Abstieg zum Vernagter Stausee
2 1 9
Heike
• Gegenwartkapelle auf dem Venet • Sonnenaufgang am Berggasthaus Hermine • Erinnerungsstein zwischen Martin-Busch-Hütte und Similaunpass
4 3 9
Thomas
• Aufstieg zum Flarschjoch • Bank unterhalb der Braunschweiger Hütte • Similaunpass
3 6 9
Gitta
• Grenze zwischen Deutschland und Österreich am Mädelejoch • Flarschjoch • Vom Wasser zerstörte Brücke zwischen Vent und Martin-Busch-Hütte
2 3 8
Siegfried
• Bergführer in Vent • Almenwanderung vom Venet nach Wenns • Erste Hüttenübernachtung
7 5 1
Als wir am ersten Tag beim Zugang zur Kemptner Hütte keuchend aufstiegen und dabei erschöpfte, nörgelige Kinder hinter uns herzogen, schauten die vorübergehenden Wanderer zweifelnd, mitleidig – und manchmal sah man fast, wie sie innerlich den Kopf schüttelten. Wie konnte man denn auf so eine Idee kommen? Mit fünf Kindern zwischen zwei und 17 nach Meran laufen.
Wenn wir ehrlich sind: Am ersten Abend beschlichen Thomas und mich kurz Zweifel. Es regnete in Strömen, die Hütte war ein Massenbetrieb, in dem wir kaum Platz beim Abendessen fanden, und die Kinder waren im Wortsinn stehend k.o.
Gleichzeitig erinnerten wir uns an unsere letzte Alpenüberquerung: 2012 waren wir auf der Via Claudia Augusta, einem Talweg mit zwei Passübergängen, von Füssen nach Meran gewandert. Auch da waren die ersten Tage sehr beschwerlich. Solange, bis wir uns sozusagen „eingewandert“ hatten.
Und dieses Mal hielt gleich der erste Tag einen heftigen Anstieg bereit. Nie wieder in den folgenden neun Tagen wurde es so anstrengend, und an jedem anderen Tag war die Stimmung besser.
Fazit: Natürlich kann man mit Kindern die Alpen überqueren, so wie man viele andere Fernwanderungen mit Kindern schaffen kann. Aber natürlich braucht es hierfür auch eine ganz besondere Vorbereitung.
Und die kommt jetzt in chronologischer Reihenfolge.
Knapp ein Jahr vor der Wanderung begannen wir unsere Planungen. Wir erwogen verschiedene Fernwanderungen, entschieden uns schließlich aber für den E5.
Der Weg hat Vor- und Nachteile, die unsere Wahl beeinflussten. Wir wollen sie euch kurz vorstellen:
+ Vorteile
- Nachteile
Weg nicht zu verfehlen
gute Infrastruktur (Unterkünfte, Verpflegung)
im → Notfall schnelle medizinische Hilfe
umfassende Wanderliteratur
An- und Abreise gut möglich (ÖPNV, Auto)
Klima
flexibler Beginn
geführte Wanderung möglich
stark frequentiert
hohes Preisniveau
Hüttenvorbuchungen zwingend nötig
teilweise kein Handyempfang (für Ängstliche)
Das wird jetzt ein flammendes Plädoyer. Von Menschen, die vor der Wanderung zwar nie mit dem Deutschen Alpenverein (DAV) zu tun, aber manchmal am Rande von ihm gehört hatten. Jetzt sind wir der Meinung: Ob sich nun unsere Alpenvereinsmitgliedschaft im engeren Sinne jährlich „rechnet“, spielt keine Rolle.
Es ist unglaublich, was mit der unermüdlichen Kraft von so vielen Berg- und Wanderbegeisterten geschaffen wurde und wird. Weit mehr als eine Million Menschen sind allein in Deutschland in ihm organisiert und viele von ihnen investieren viele Stunden ehrenamtlicher Arbeit dafür, dass jedermann (und -frau) gut in den Bergen unterwegs sein kann. Ein österreichisches und italienisches Pendant gibt es natürlich auch.
Wer Lust hat, sich die Entwicklung des Alpenvereins näher anzuschauen, dem sei das Alpine Museum in München empfohlen, das auf informative und unterhaltende Art und Weise den Zauber der Berge, des Wanderns und des Vereins einzufangen vermag.
Um auf das Praktische zurückzukommen: Die Wege waren zumeist toll hergerichtet, die Markierungen machten das Zurechtfinden zum Kinderspiel, die Unterkünfte waren nicht nur praktisch, sondern auch einladend (jedenfalls die vom Alpenverein). Und der Alpenverein stellte sich als sehr familienfreundlich heraus.
Eine Mitgliedschaft ermöglicht eine vergünstigte Nutzung der Hütten für die Übernachtung und extra preiswerte „Bergsteigeressen“ (auch für Wanderer) – aber darüber hinaus noch viel mehr: Versicherungsschutz, Bergsportkurse, geführte Touren, Kletteranlagen in vielen Städten und die Möglichkeit zum ehrenamtlichen Engagement. Nicht zu vergessen: Seitdem flattert alle zwei Monate das Magazin „Panorama“ ins Haus und lässt uns mit einer tollen Mischung aus praktischen Ratschlägen, Erfahrungsberichten und Tourenempfehlungen schon vom nächsten Bergurlaub träumen.
Nach diesen grundlegenden Informationen stand uns nun die Qual der Wahl bevor. Wir konnten nämlich nicht einfach Mitglied im DAV werden, sondern mussten uns für eine Sektion entscheiden. Naheliegend erschien uns zuerst natürlich Regensburg, unsere Heimatstadt. Aber da jede Sektion andere Angebote und unterschiedliche Preise hat, machten wir uns zugegebenermaßen nochmals auf die Suche nach einer familienfreundlicheren Preisstruktur: Wir fanden sie in Isny im Allgäu und bleiben der Sektion natürlich auch nach unserer großen Wanderung treu.
Die üblichen fünf oder sechs Etappen der klassischen E5-Wanderung von Oberstdorf nach Meran sind für Familien mit Kindern – es sei denn, diese sind schon im Teenageralter (und hängen womöglich ihre Eltern ab) – zu lang und schwer. Dies kann ein Vorteil sein, weil somit auch Quartiere auf dem stark frequentierten Wanderweg in Frage kommen, die kaum von anderen Wanderern angesteuert werden. Günstig ist auch, dass man durch die Beschaffenheit der „Normaletappen“ eventuell zu dem Schluss kommt, Alternativrouten auszuprobieren, die dann nicht so sehr begangen sind.
Es gibt ausreichend Internetseiten mit Erfahrungsberichten und Empfehlungen zum E5 (→ Internet), die Varianten, Zwischenziele und Hütten entlang des Weges beschreiben. Auch die handelsüblichen Wanderführer (→ Literatur) geben bei Bedarf Auskunft.
Unsere eigene, hier geschilderte Streckenführung möchten wir uneingeschränkt empfehlen. Mit einem Wanderbeginn am Donnerstag entgingen wir dem vielfach geschilderten Wochenendwahnsinn auf der Kemptner Hütte, mit einer alternativen Streckenführung zwischen Bach und Landeck-Zams über die Ansbacher Hütte vermieden wir den schwierigen Abstieg von der Memminger Hütte.