Amor ist unbezahlbar - Gudrun Leyendecker - E-Book

Amor ist unbezahlbar E-Book

Gudrun Leyendecker

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Beschreibung

"Amor ist unbezahlbar" ist der neue Roman, der wie die 24-bändige Serie der Reihe LIEBE UND MEHR in dem historischen Städtchen Sankt Augustine spielt. Im Schloss des verstorbenen Malers Moro Rossini zeigt ein historisches Kostümfest mit mysteriösen Verwicklungen, dass Armor nicht nur eine alte Gottheit ist, sondern auch ganz modern und mit Humor sein Spielchen treibt.

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AMOR IST UNBEZAHLBAR

ist der neue Roman, der wie die 24-bändige Serie

der Reihe LIEBE UND MEHR in dem historischen Städtchen

Sankt Augustine spielt. Im Schloss des verstorbenen Malers

Moro Rossini zeigt ein historisches Kostümfest

mit mysteriösen Verwicklungen, dass Amor nicht nur

eine alte Gottheit ist, sondern auch ganz modern

und mit Humor sein Spielchen treibt.

Inhaltsverzeichnis

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

1. Kapitel

Nach dem Gewitterregen lagen leuchtende Nebelwolken über den Wiesen des Schlossgartens.

„Das sieht geheimnisvoll aus“, fand Elena, die barfuß auf den Sandwegen spazierte.

„Wie im Märchen“, stimmte ihr die Großmutter Adelaide zu. „Man hat das Gefühl, sich hier in einem Zaubergarten zu befinden.“

„Dann weiß ich wenigstens, was ich in der Schule in meinen nächsten Aufsatz schreiben kann“, überlegte Elena. „Unsere Deutschlehrerin erwartet jede Menge Fantasie von uns, aber sie ist schon ein bisschen altmodisch. Nicht so modern geblieben wie du. Wie kommt das eigentlich bei dir, dass du so total in bist?“

Die ältere Dame lächelte. „Möglicherweise liegt das daran, dass hier bei uns im Schloss immer viele junge Leute gewohnt haben. Denk nur an die ganzen Kunststudenten, die auch im Moment hier die vielen Zimmer bewohnen, und auch an die Gästezimmer, in denen häufig junge Familien ihren Urlaub verbringen oder eine Auszeit nehmen. Trotzdem glaube ich auch, dass ich eine kindliche Natur besitze. Und ich glaube auch, es liegt daran, dass ich immer noch an das Gute im Menschen glaube.“

„Dabei hast du wirklich schon eine ganze Menge erlebt“, fand die Enkeltochter. „Du bist schon geschieden, viele Male umgezogen, hast in dem mysteriösen historischen Rosenturm gewohnt und zuletzt auch noch Moro, deine große Liebe verloren. Aber hier im Schloss ist immer etwas los, das tröstet dich bestimmt. Und ich freue mich schon riesig auf das große historische Kostümfest in zwei Tagen. Das wird bestimmt ein tolles Spektakel. Zwar keine moderne Fete, aber das würde auch nicht hierhin in das Schloss passen.“

„Hast du dein Kostüm schon fertiggestellt, oder gibt es noch etwas zu helfen?“ erkundigte sich die Großmutter.

„Die Mütze und mein Anzug sehen schon richtig gut aus“, berichtete Elena. „Dabei ist es gar nicht einfach, im Internet herauszufinden, welches das echte Robin-Hood-Kostüm ist.“

„Ich weiß gar nicht, auf welche Garderobe man sich da einigen soll, denn Robin Hood wird ja sehr unterschiedlich beschrieben. Wofür hast du dich entschieden?“

Elena lächelte. „Ich habe mich für die freundliche Variante entschieden, für den moderneren Robin Hood mit grüner Jacke und einer grünen Mütze, den, der das Geld den Reichen wegnimmt und an die Armen verteilt. Es gab auch Bilder von einem Robin Hood in einer unbequemen Rüstung, da soll er ein ziemlich ungemütlicher Raubritter gewesen sein.“

„Und hast du dein Kostüm auch so gut versteckt, dass es keiner vorher sehen kann?“

„Es wird mir nicht viel nützen, es zu verstecken“, bedauerte das Mädchen. „Mich wird man leicht erkennen, weil nur wenige Personen zum Fest anwesend sind, die so klein sind wie ich. Da gibt es nur noch meine Freundin Anja und ihren Bruder Tim, die meine Größe haben. Bei den Erwachsenen wird es schon schwerer zu sein, zu raten, wer hinter den Masken steckt. Aber ich finde es toll, dass du mir verraten hast, dass du das Kostüm der Königin Victoria trägst, sonst hätte ich mich doch hier zwischen all den Künstlern ziemlich fremd gefühlt.“

„Es war die Idee der guten Frau Ackermann, Lauras reicher Tante. Sie denkt sich immer solche Späßchen aus, besonders wenn hier im Schloss Feste gefeiert werden. Und natürlich hat sie auch wieder einmal Preisgelder ausgesetzt für die meisten erkannten Personen in den urigen und historischen Kostümen. “

Elena sah ihre Großmutter vergnügt an. „Ich werde die meisten an ihren Stimmen erkennen“, prophezeite sie. „Besonders die beiden Köche Gianni und Roberto. Obwohl sie beide fantastisch gut Deutsch sprechen, werde ich ihren italienischen Dialekt erkennen.“

„Wen hast du denn sonst noch alles kennengelernt?“ erkundigte sich Adelaide. „Immerhin bist du schon eine ganze Woche hier in Sankt Augustine und hattest keine Schwierigkeiten, hier Kontakte zu finden.“

Das Mädchen überlegte. „Also, ich kenne Carla, deine Haushälterin und Köchin, sie ist total lieb und hat mir geholfen, das Kostüm zu nähen. Ich kenne auch ihren Mann den Gärtner Bernhard, der so klasse auf der Klarinette spielt. Er hat mir die ganzen Rosensorten im Gewächshaus gezeigt. Dann kenne ich die Journalistin Abigail, die immer auf Achse ist und Kriminalfälle wie magisch anzieht und auch ihren Mann Ermanno, den netten Geologie Professor. Er hat mir nämlich schon ein paar glitzernde Steine geschenkt. Ich kenne die Zwillinge, die beide Sängerinnen werden. Und die finde ich total lustig, weil die eine von ihnen eine hohe und die andere eine tiefe Stimme hat. Nina und Luisa sehen sich zum Verwechseln ähnlich, auch ohne Kostüme.“

„Dann hast du schon eine ganze Menge Leute hier im Schloss kennengelernt. Aber ich weiß doch, dass du eine kleine Detektivin bist. Konntest du schon herausfinden, welche Kostüme sie zum Fest tragen?“

Elena schüttelte den Kopf. „Leider konnte ich noch nichts entdecken. Ich möchte zu gern einen von den Hauptpreisen gewinnen. Da gibt es auch eine ganze Menge Geld, und ich möchte mir eine neue Blockflöte kaufen und ein paar Noten dazu. Am liebsten würde ich ein bisschen mogeln, aber dann macht das Ganze auch wiederum keinen Spaß.“

„Wenn du die Stimmen gut erkennen kannst, hast du sehr gute Chancen“, vermutete die Großmutter. „Die Preisverteilung ist relativ einfach: Wer die meisten Personen hinter ihrer Maske und in ihren Kostümen erkennt, bekommt auch die meisten Punkte. Aber an deiner Stelle, würde ich jetzt noch versuchen, einige Leute hier im Schloss kennen zu lernen, die an der Maskerade teilnehmen. Damit könntest du deine Chancen noch verbessern.“

Das Mädchen hob die Augenbrauen. „Wie soll ich das denn machen? Ich kann doch jetzt hier nicht von Zimmer zu Zimmer gehen und sagen: Guten Tag! Ich möchte Sie jetzt kennenlernen.“

Adelaide lächelte. „Nein, das kannst du wirklich nicht. Aber ich gebe dir gleich eine Schale mit ganz frisch hergestellten Pralinen. Die hat Carla heute mit ganz viel Liebe hergestellt. Anja und Tim haben sie mit frisch gewaschenen Händen in bunte, glänzende Papierchen gewickelt. Eigentlich sind sie für übermorgen und sollten dort auf dem Buffet angeboten werden. Aber du könntest tatsächlich damit an alle Zimmertüren klopfen und diese Pralinen als Betthupferl verteilen.“

Elena freute sich. „Das ist eine super gute Idee! Wann kann ich starten?“

„Wenn du willst, sofort. Du hast sicher genug Fantasie, um die Gäste und Bewohner des Schlosses ein bisschen zum Reden zu bringen.“

Das Mädchen nickte zuversichtlich, ihre Augen leuchteten. „Ich gebe mein Bestes.“

Zweites Kapitel

Elena begann bei den Zwillingen Nina und Luisa.

„Hier bringe ich euch etwas Süßes für heute Abend vor dem Einschlafen“, teilte sie den Schwestern mit. „Der Nachteil ist aber, dass ihr euch hinterher noch die Zähne putzen müsst. Darf ich hereinkommen?“

„Natürlich!“ antwortete Nina freundlich. „Bist du etwa schon durch das ganze Schloss gelaufen? Dann kannst du dich ruhig auch einmal etwas ausruhen und zu uns setzen.“

„Aber nein. Ich habe bei euch beiden angefangen, weil ich euch sehr nett finde. Und weil ich es toll finde, dass ihr Sängerinnen werdet. Könnt ihr bei dem Fest auch etwas vorsingen? Oder geht das nicht mit Maske?“

„Adelaide hat uns extra gebeten, am Ende des Programms, kurz nachdem die Masken abgenommen werden, ein paar Songs zu singen. Das werden wir natürlich tun. Aber mit der Schokolade hast du bei mir kein Glück. Ich bin im Moment auf Diät.“

„Und ich nehme auch keine Praline, denn ich kann Schokolade nicht gut vertragen“, erklärte Luisa. „Aber trotzdem ist es sehr lieb von dir, dass du dir die Mühe machst und überall an die Türen klopfst.“

Elena ließ ihre Blicke unauffällig schweifen. „Ihr habt es euch hier sehr schön eingerichtet. Überall eigene Bilder an den Wänden. Sind sie selbst gemalt?“

„Nein, die sind von einem jungen Kunststudenten, der auch hier wohnt. Er heißt Enno, und wir finden ihn beide sehr sympathisch.“

„Seid ihr etwa beide in ihn verliebt?“ fragte das Mädchen geradeheraus.

Nina versuchte, Elenas Blick auszuweichen. „Ach, Unsinn! So etwas würden wir nie tun. Wir beide mögen uns sehr, und keine von uns möchte die andere verletzen. Wir finden ihn nur sehr nett und bewundern ihn wegen seiner Bilder. Das ist etwas ganz anderes. Als wir ihn kennenlernten, haben wir das sofort klargestellt. Keine von uns beiden will mit ihm etwas anfangen.“

„Und er hat auch keinen Zwillingsbruder?“ fragte Elena grinsend.

„Leider nicht“, sagte Luisa mit einem betrübten Blick. „Aber wir konzentrieren uns momentan sowieso sehr stark auf das Musikstudium. Viele Stunden am Tag trainieren wir unsere Stimme. Außerdem machen wir viel Gymnastik und tun etwas für unsere Figur. Viele Sängerinnen neigen nämlich dazu, etwas rundlich zu werden. Und dagegen wollen wir von Anfang an etwas tun.“

Das Mädchen seufzte. „Das ist ja schrecklich! Und deswegen dürft ihr keine Schokolade essen? Das wäre überhaupt nichts für mich. Schokolade gehört für mich zum Beispiel dazu, wenn ich meinen Lieblingsfilm ansehe.“

„Und wie heißt der?“ erkundigte sich Nina.

„Er spielt hauptsächlich in Italien, auf Sizilien und heißt: „Als der Ätna Feuer spie“. Das ist ein Krimi und ganz schön raffiniert. Und natürlich eine Liebesgeschichte. Habt ihr schon die Liste für das Kostümfest gelesen? Da sind auch einige bekannte Berühmtheiten mit spannenden Biografien dabei.“

Nina nickte. „Ja, es wird bestimmt lustig. Da verkleidet sich jemand als Beethoven, Napoleon ist dabei, Kleopatra wird sich zeigen, Jeanne D‘ Arc aus Frankreich, Königin Victoria und selbstverständlich auch die Sissi. Es ist eine lange Liste, und alle haben in den letzten Wochen eifrig an ihren Kostümen gebastelt.“

„Habt ihr eure Kostüme selbst geschneidert oder habt ihr sie nähen lassen“, versuchte Elena, die beiden aus der Reserve zu locken.

Luisa grinste. „So fragt man die Dummen aus. Natürlich haben wir unsere Kostüme selbst gebastelt. Zu viele Mitwisser können wir bei diesem Wettbewerb nicht gebrauchen. Es reicht schon, dass wir es gegenseitig voneinander wissen. Aber das ließ sich nicht vermeiden, weil wir uns hier dieses Zimmer teilen und uns sowieso gegenseitig hinter jedem Kostüm erkennen. Wir sind nämlich echte Zwillinge und uns äußerst ähnlich, sowohl im Aussehen als auch vom Charakter her.“

„Und dann findet ihr noch denselben Mann sympathisch“, fügte das Mädchen hinzu. „Nein, ich wollte euch doch nicht aushorchen. Euch erkenne ich auch sofort an eurer Stimme, oder seid ihr nicht nur gut beim Singen, sondern auch gut beim Stimmen verstellen?“

„Ein bisschen schauspielerisches Talent haben wir auch“, gab Luisa zu. „Das kommt uns bei diesem Wettbewerb natürlich zugute. Hast du eigentlich auch vor, Enno eine Praline zu bringen?“

„Natürlich. Ich habe nur noch nicht genau entdeckt, in welchem Zimmer er wohnt. Wenn er auch noch ablehnt, etwas Süßes zu essen, und die anderen auch alle, die ich noch vorhabe zu besuchen, dann muss ich nachher alle Betthupferl allein essen.“

„Tu das lieber nicht“, riet ihr Nina. „Du könntest dir damit derartig den Magen verderben, dass du am Festtag mit Bauchweh im Bett liegst. Du kannst Enno von uns Grüße bestellen und ihm sagen, dass wir morgen pünktlich um 15:00 Uhr am Pavillon sind. Da will er uns nämlich nacheinander malen.“

Elena sah die beiden Schwestern vergnügt an. Kann er euch denn auseinanderhalten? Eigentlich müsste er doch nur eine von euch beiden malen und dann das Bild kopieren.“

Luisa drohte ihr mit dem Finger. „Du bist ganz schön frech, junge Dame! Sicher hast du ein ganz ungewöhnliches Kostüm und spielst den Puck aus Shakespeares Sommernachtstraum.“

Das Mädchen lachte. „Den spiele ich nicht. Das verrate ich euch schon einmal, aber mehr nicht. Vielleicht spiele ich den Hund von Baskerville. Dann hört ihr mich nur bellen. Möglicherweise bin ich aber auch die Fee aus einem Märchen oder Till Eulenspiegel, der euch einen Streich spielt.“

Nina winkte ab. „Oh, hör nur damit auf! Ich habe auch schon davon gehört, dass es einige kostümierte Personen viel zu genau nehmen wollen mit ihrer Rolle. Sie haben auch vor, die Gäste hier etwas zu ärgern. Da gibt es zum Beispiel den Baron Münchhausen und den Rübezahl. Adelaide hat uns verraten, dass wir uns vor denen in acht nehmen sollen.“

„Und es gibt einen Amor“, wusste Elena. „Vor dem müsst ihr euch erst recht in Acht nehmen.“

„Es gibt einen Amor?“ wunderte sich Luisa. „Das sind doch die kleinen Engelchen. Der kann doch dann wirklich nur von einem Kind gespielt werden.“

Das Mädchen schüttelte den Kopf. „Oh nein, Adelaide hat mir erzählt, dass dieser Amor von einer erwachsenen Person gespielt wird. Er hat sogar vor, Personen miteinander zu verkuppeln, so wie der echte Amor mit seinen Liebespfeilen.“

Nina hob die Augenbrauen. „Es wird doch wohl keiner im großen Festsaal mit echten, spitzen Pfeilen herumschießen?!“

Elena lächelte geheimnisvoll. „Natürlich nicht. Aber vor einem bestimmten Tanz, der ziemlich eng getanzt werden muss, verteilt er bunte Handschellen aus gummiartiger Plastik. Die gibt es in allen Farben, auch mit Streifen und Tupfen, und es müssen sich die zusammenfinden, die zu einem Paar gehören, mit der gleichen Farbe und dem gleichen Muster.“

„Wer hat sich das denn ausgedacht? Das ist doch eine völlig verrückte Idee!“ fand Luisa.

„Das hat sich dieser Amor selbst ausgedacht“, berichtete das Mädchen. „Sicherlich hat er Beziehungen zu einer Plastikfabrik, und Geld muss er ja auch haben, sonst könnte er dieses Party-Spielzeug gar nicht kaufen.“

Nina verzog das Gesicht. „Das finde ich überhaupt nicht lustig. Und vor allen Dingen passt das überhaupt nicht zu dem schönen Kostümfest. Da sind so viele echte historische Kostüme dabei, bei denen sich alle Teilnehmer so viele Mühe geben. Solch eine Idee sollte verboten werden!“

„Ich finde das ganz lustig“, widersprach Elena. „Das werde ich mit meinem Handy filmen. So aneinandergekettet kann man doch nur komisch herumhüpfen und gar nicht richtig tanzen.“

„Ich werde einmal mit Adelaide sprechen“, überlegte Nina. „Sie sollte doch noch einmal mit diesem Amor reden. Vielleicht sollte er lieber Pfeile aus Papier benutzen oder aus Strohhalmen. Das stelle ich mir geschmackvoller vor.“

„Ich glaube nicht, dass du damit Erfolg hast“, vermutete das junge Mädchen. „Ich habe den großen Karton mit den bunten Handschellen bereits gesehen, und sie glitzern schön, sie sind überhaupt nicht kitschig. Man sieht es überhaupt nicht, dass sie aus Plastik sind. Wirklich! Sie sehen aus wie kostbarer mittelalterlicher Schmuck, so etwa wie mit Brillanten besetzte Armreifen.“

„Dann müssen sie ganz schön teuer gewesen sein“, rätselte Luisa. „Dann muss dieser Amor ziemlich reich sein.“

„Wir werden das alles herausbekommen“, versprach das Mädchen. „Aber jetzt muss ich euch allein lassen, denn ich habe noch viel Arbeit vor mir.“

Sie verabschiedete sich von den Zwillingsschwestern und verließ mit dem gefüllten Pralinenteller den Raum.

3. Kapitel

Als Elena Ennos Zimmer betrat und den jungen Mann an seinem Schreibtisch sitzen sah, gestand sie sich ein, dass sie enttäuscht war. Da blickte ihr ein bescheidener, in ihren Augen wenig spektakulär aussehender Mann entgegen, der keine außergewöhnlichen Merkmale besaß.

Sie hatte einen Maler mit der feurigen und königlichen Ausstrahlung ihres Großvaters erwartet, aber Enno machte einen zwar netten, aber zurückhaltenden Eindruck auf sie.

Seine freundlichen, dunklen Augen blickten ihr aufmerksam entgegen. „Hallo Elena, schön, dass du mich einmal besuchst. Was führt dich zu mir?“

„Carla hat fantastische Pralinen hergestellt, und meine Oma lässt euch heute Abend alle probieren. Eigentlich darf sich jeder eine davon nehmen, aber du hast besonderes Glück. Du darfst gleich drei Stück essen.“

„Wie komme ich denn zu dieser Ehre?“ fragte er lächelnd.

„Du kennst sicher die Zwillinge Nina und Luisa. Sie haben beide abgelehnt, aus den verschiedensten Gründen. Also darfst du ihre Portion gleich mit futtern.“

„Oh, das hört sich gut an. Aber möchtest du sie nicht lieber selbst essen?“ erkundigte er sich verwundert.

„Nein. Ich muss mir meine Belohnung erst noch verdienen, später, wenn ich alle Süßigkeiten verteilt habe. Aber ich habe eben deine grandiosen Bilder gesehen, und zwar im Zimmer von den begabten Zwillingen. Stimmt es, dass du sie morgen malen willst?“

„Na klar, das ist schon mit ihnen abgesprochen. Sie sind sehr hübsch, nicht wahr? Mein Malerauge fühlt sich davon sehr angesprochen.“

„Ach, nur dein Malerauge? Du weißt doch, es spukt ein Amor hier im Schloss herum. Hat er dir noch keinen Pfeil verpasst?“

Er sah sie erstaunt an. „Wer sollte mir einen Pfeil verpasst haben?“

„Na wer wohl?! Indianer haben wir hier keine. Wer verschießt denn immer dieselben wirkungsvollen spitzen Dinger? Kennst du nicht den Liebesgott Amor, der so gern Leute ärgert und ganz unberechenbar seinem Hobby nachgeht?! Bei so zwei hübschen Schwestern könntest du dich doch mindestens in eine verlieben.“

Er nahm eine Praline vom Tablett, löste sie aus dem bunten Papier und schob sie sich in den Mund. „Wenn du es niemandem weitersagst, verrate ich es dir. Ich mag Luisa sehr. Nina ist auch sehr nett, sie sehen sich beide sehr ähnlich, sodass man sie rein äußerlich kaum auseinanderhalten kann. Aber ich spüre doch immer wieder, wer Nina und wer Luisa ist. Und ich glaube, Luisa ist etwas sensibler.“

Sie sah ihn mit großen Augen an und hielt ihm den Teller erneut hin. „Woher weißt du das denn? Bist du denn schon so lange hier?“

Ein nahm die zweite Praline und schob sie sich in den Mund. „Die sind wirklich fantastisch. Die Zwillinge sind schon mit mir gemeinsam in die Schule gegangen. Daher kenne ich sie wirklich schon eine lange Zeit.“

Elena nickte anerkennend. „Dann hast du eine gute Chance, sie hinter ihren Kostümen zu erkennen. Weißt du denn, als was sie sich verkleiden?“

„Nein, da habe ich absolut keine Ahnung. Aber ich werde dir natürlich auch nicht verraten, welche berühmte Person ich beim Kostümfest darstelle.“ Er zwinkerte ihr zu. „Sicherlich wirst du mich auch gleich danach fragen.“

Das Mädchen probierte einen unschuldigen Augenaufschlag. „Aber nein. Ich kenne euch alle doch gar nicht so gut. Ich kann doch sowieso nicht gewinnen. Ihr Studenten, ihr kennt euch ja nun schon einige Zeit. Und wenn du mit den Zwillingen sogar schon zusammen in der Schule warst, bist du unbedingt im Vorteil. Weißt du etwas über den mysteriösen Amor, der sich den Schabernack mit den bunten Handschellen ausgedacht hat?“

„Diese Pralinen sind ein Gedicht. Carla sollte eine Confiserie eröffnen. Damit könnte sie sehr viel Geld verdienen. Nein, ich habe zwar auch schon von dieser verrückten Idee gehört, aber ich habe keine Ahnung, wer dahintersteckt. Die Einzige, die darüber Bescheid weiß, das ist unsere liebe Schlossherrin, deine Oma. Sie besitzt die Liste von allen, die am Abend kostümiert um Preise kämpfen. Wenn du etwas darüber wissen willst, musst du sie schon fragen. Aber vielleicht könnten wir beide einen Deal machen.“

Sie sah ihn mit großen Augen an. „Das hört sich gut an. Und was hast du dir da genau vorgestellt?“

„Wenn du herausbekommst, als was sich Luisa verkleidet, dann verrate ich dir auch mein Kostüm. Damit hättest du dann schon zwei Punkte gesammelt.“

Sie hielt ihm den Teller zum dritten Mal hin. „Und wofür möchtest du das wissen?“

„Kannst du dir das nicht denken? Du bist doch auch schon eine junge Dame, natürlich eine sehr junge. Während des Kostümfests wird getanzt, und ich möchte die meiste Zeit mit Luisa verbringen. Am liebsten würde ich den ganzen Abend nur mit ihr tanzen. Aber ich weiß ja nicht, in welchem Kostüm sie steckt. Und das ist mein Problem. Wenn du mir da wenigstens einen Hinweis geben könntest, wäre ich dir sehr dankbar. Natürlich würde ich dich nicht verraten. Das ist Ehrensache.“

Elena überlegte. „Wenn du so sehr in sie verliebt bist, müsstest du doch auch eigentlich fühlen, wer sie ist. Ist Liebe nicht eine Art von Magie. Dann müsstest du sie auch hinter einer Maskierung erkennen.“

Er seufzte. „Weißt du, wie viele Leute dort anwesend sind?! Die sind nicht nur alle kostümiert und maskiert, nein, sie hüpfen wahrscheinlich auch herum und verstellen sich ganz entsetzlich. Jeder spielt doch eine Rolle und versucht der Figur seines Kostüms treu zu sein. Stell dir nur vor, wenn sie zum Beispiel die Kleopatra ist, die in die Liste eingetragen wurde, dann wird sie sicher einen Cäsar suchen oder einen Marc Anton. Sie wird sich benehmen wie eine Kleopatra, aber wie soll ich dann hinter einer verführerischen Ägypterin meine kleine, entzückende Luisa erkennen?“

Das Mädchen lachte. „Oh weh! Jetzt wolltest du einen Scherz machen, aber ich glaube, du bist schwer verliebt. Gut, ich werde Luisa noch einmal interviewen. Natürlich könnte ich auch in ihr Zimmer gehen, während du die beiden morgen vor dem Pavillon malst. Aber das kommt mir ziemlich illegal vor, und es wäre gegen die Spielregeln.“

„Es geht mir nicht um die Punkte, sondern um die Tänze mit Luisa. Wer weiß, wer da sonst noch alles ein Auge auf sie werfen wird.“