Anna & Eva - J. Walther - E-Book

Anna & Eva E-Book

J. Walther

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Beschreibung

Anna ist sofort fasziniert, als ihr die auf herbe Art schöne Eva begegnet und setzt alles daran, sie kennenzulernen. Schneller als gedacht kommen sich die beiden Künstlerinnen näher, obwohl es für Eva die erste Erfahrung mit einer Frau ist. Doch gelingt es Eva wirklich, sich auf eine Frau einzulassen? Und kann Anna mit dem umgehen, was Eva ihr anvertraut? Eine Erzählung um sexuelle Identität und wahre Weiblichkeit.

Die Erzählung wurde ins Englische, Italienische und Spanische übersetzt. Entspricht 100 Buchseiten in der Printversion.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2018

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Table of Contents

Title Page

Motto

Klappentext

1

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5

6

7

8

9

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12

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Nachwort

Impressum

Sehnsucht nach Wärme

Maras Schenkel

 

J. Walther

 

Anna & Eva

 

Nur eine Frage der Liebe

 

 

Damit sollen Schichten, Tiefen dargestellt werden. Unerwartete, unvorhergesehene Schichten und Tiefen.

»Die Fremde im Pool«, Katherine V. Forrest

1

Anna wartete vor dem leer stehenden Gebäude, in dem die Vernissage stattfinden sollte, auf Phillip. Es herrschte ein Kommen und Gehen, ein buntes Völkchen kam zu dem Ereignis. Anna trug einen knielangen roten Mantel und fand, dass er gut zum Anlass passte. Entspannt sah sie sich um, Phillip würde sicher gleich kommen. Eine Frau fiel ihr auf, die ein schwarzes langes Kleid und darüber ein weinrotes Mieder trug – sehr apart.

Da kam auch schon Phillip näher, er trug Chinos und eine offene Cabanjacke. Seine braunen Locken, die immer länger wurden, sprangen ungebändigt um sein Gesicht. Er umarmte sie und Anna küsste ihn auf die Wange.

»Na toll, was sollen die Leute jetzt denken?«

»Kussecht, keine Sorge.« Sie hatte ihre Lippen passend zur Farbe des Mantels geschminkt.

»Küss doch lieber …«, er sah sich um, »die da.« Er deutete zu der Frau im schwarzen Kleid.

»Kein schlechter Geschmack.« Anna warf der Frau ein strahlendes Lächeln zu. »Und wo ist dein Herzbube?«

»Du weißt doch, dass Seth …«

»… nie nach Berlin kommt.«

»Das stimmt so nicht«, wandte Phillip ein.

»Naja. Ich meinte allerdings den Galeristen.«

»Red doch keinen Quatsch.«

»Wir werden ja sehen.« Anna lachte und hängte sich bei ihm ein. Phillip hatte sie gleich nach dem Gespräch mit dem Galeristen angerufen und sie hatten darüber gelacht, dass Phillip versucht hatte, mit dem deutlich älteren Mann zu flirten, um das Anliegen ihrer Künstlergruppe zu unterstützen. Aber natürlich war das mit dem Herzbuben nur ein Scherz. Jedenfalls hatte der Galerist ihnen die Vermittlung zu einer Ausstellungsmöglichkeit angeboten und darum waren sie hier.

Sie betraten das Gebäude und sahen sich um. Die Wände des leer stehenden Hauses waren mit unterschiedlichen Farbschichten und Tapetenresten überzogen. Von den Fensterrahmen splitterte der mürbe Lack. Die Räume waren mit Baulampen und Kerzen erleuchtet, an den Wänden hingen Bilder und Fotos, auch einige Skulpturen verteilten sich über die Ausstellung.

Sie holten sich ein Glas Sekt und gingen dann weiter. Phillip stieß Anna an und sagte: »Da ist er.«

»Nicht schlecht.« Der Mann war Mitte vierzig, attraktiv, schlank, mit grauen Haaren und einer modischen Brille.

»Vor allem will er uns eine Ausstellung vermitteln.« Sie gingen hinüber, der Galerist kam auf sie zu.

»Guten Abend.« Phillip gab ihm die Hand. »Das ist Anna.«

»Freut mich sehr. Schön, dass ihr kommen konntet.«

»Wie gefällt Ihnen die Ausstellung?«, fragte Phillip.

»Wir können doch ›Du‹ sagen – Christoph«, meinte der.

»Gern, Phillip.« Er hielt Christoph sein Sektglas hin und sie stießen an.

»Habt ihr euch schon umgesehen?«

»Nein, wir sind gerade erst gekommen.«

»Bisher gefallen mir die Fotos da am besten.« Christoph deutete hin und sie folgten ihm. »Ein brasilianischer Fotograf.« Anna betrachtete die Fotos. Sie zeigten junge Menschen in einem Hotelzimmer, allein, zu zweit, zu viert. Die Bilder waren in ein warmes Licht getaucht und von Melancholie durchzogen.

»Ja, sehr natürlich, keine Models oder so. Irgendwie erinnern sie mich an einen Film aus Südamerika”, sagte Phil­lip.

»Kann sein.« Christoph nippte an seinem Sekt und betrachtete Phillip.

»Stellst du so etwas auch bei dir aus?«, fragte Anna ihn.

»Nein, ich bin auf Malerei spezialisiert. Zeitgenössische Künstler. Was sagst du zu diesen Bildern?« Christoph führte sie weiter und blieb vor großen Bildern mit leuchtenden Farben stehen. Ein grünes faunisches Wesen, dem eine Frau über die Schulter blickte. Eine blaue Schimäre mit kleinen Brüsten und fesselndem Blick. Zwei afrikanische Mädchen, deren Zöpfe sie umschlangen und miteinander verbanden. Der lebendige Pinselstrich betonte die Wirkung der Motive.

»Großartig«, sagte Anna schlicht und las die Angaben über die Künstlerin. Phillip betrachtete jedes einzelne Bild, während Christoph dicht bei ihm stand.

»Entschuldigt mich, ich muss noch mit jemandem reden«, sagte Christoph nach einer Weile, »seht euch um, es ist eine fantastische Ausstellung. Nachher stelle ich euch vor.«

»Ist das der Stil, den er in seiner Galerie zeigt?«, fragte Anna, als er gegangen war.

»Nein, überhaupt nicht. Zumindest was da zur Zeit hängt … frag mich nicht. Strichmännchen und abstrakte Linien.«

»Verstehe.« Anna betrachtete fasziniert die Gemälde, ging dann langsam weiter. »Ob die Malerin hier ist?«

»Kann schon sein. Vielleicht weiß Christoph das.«

»Er ist nett jedenfalls.«

»Sag ich doch.« Sie gingen langsam durch die Räume. Bei den Gemälden und Zeichnungen waren sie sich meistens einig, aber bei den Fotos hatten sie unterschiedliche Ansichten. Phillip war nun einmal durch und durch Foto­graf, während sie selbst einen grafischen Stil bevorzugte, aber auch Malerei schätzte.

Schließlich blieben sie vor einer filigranen Skulptur stehen, in der sich Metall und polierte Holzschiffchen zu ei­ner schwebenden Konstruktion verbanden. Ähnlich einem Mobile waren die schlanken Schiffchen an Metallstäben angebracht und bewegten sich leicht im Luftzug.

Christoph trat leise neben sie. »Das hat eine Freundin von mir gemacht, Eva Wanjak.«

»Es gefällt mir sehr«, sagte Anna und fuhr mit dem Finger über den Sockel. An der Seite war ein Kärtchen mit Angaben über die Künstlerin angebracht.

»Ist diese Malerin da?«, Phillip deutete auf die Bilder, die sie zuvor betrachtet hatten.

»Ich glaube schon, wir suchen sie dann. Aber jetzt kommt erstmal.«

Sie folgten Christoph, der sie zwei jungen Typen mit Bärten und Pflöcken in den Ohren vorstellte. Sie zeigten ihnen den Flyer und Material zu den Arbeiten ihrer Gruppe.

»Davon können wir sicher einiges in die nächste Ausstellung nehmen«, sagte der eine. Sie tauschten Kontaktdaten und verabredeten, dass Phillip einige Bilder bei Christoph vorbeibringen würde.

»Cool«, sagte Anna, als sie gegangen waren, und umarmte Phillip.

»Danke, das ist toll«, sagte er dann zu Christoph.

»Keine Ursache. Eure Sachen sind wirklich gut.«

Sie holten sich noch einmal Sekt und stießen an. Anschließend gingen sie herum und suchten die Malerin der großformatigen Gemälde, aber sie war nicht zu finden. Also sprachen sie über einige Ausstellungsstücke, bis Christoph sich verabschiedete, weil er gehen wollte.

»Wir kommen mit«, sagte Phillip.

»Ach so?«, meinte Anna erstaunt. Sie wollte sich noch umsehen und verstand nicht, warum er so plötzlich los wollte.

»Bleibt nur noch ein bisschen.« Christoph gab ihnen die Hand und verabschiedete sich.

»Das war unhöflich«, sagte Phillip, als er verschwunden war.

»Ja, von dir, du wusstest doch gar nicht, ob ich gehen will. Komm, die Frau, die wir vor dem Eingang gesehen haben, ist noch da.« Anna hielt ihm die Hand hin.

»Die mit dem Mieder?« Er nahm die angebotene Hand und folgte Anna in einen anderen Raum. Die Frau mit dem Mieder allerdings blieb verschwunden und so wandte sich Anna wieder der Kunst zu.