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Das Gesicht eines Menschen verrät Ihnen einiges über sein Befinden. Die Antlitzanalyse ist eine wertvolle Unterstützung bei der Anamnese. Lesen Sie in diesem Atlas, wie Sie Mineralstoffmängel im Gesicht eines Menschen erkennen und wie Sie individuelle Mischungen einfacher zusammenstellen. Antlitzanalyse – die wichtige Basis der Schüssler-Therapie - Beschreibung aller Mineralsalze mit ihren typischen Antlitzzeichen - Analysebeispiele zeigen, wie Sie Mineralsalze individuell kombinieren - Übersichtstabellen für weitere Körperzeichen - Gesamtansichten und Differenzialanalysen ähnlicher Antlitzzeichen - Antlitzzeichen für Basis- und Erweiterungsmittel
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Seitenzahl: 313
Veröffentlichungsjahr: 2017
Thomas Feichtinger Susana Niedan-Feichtinger
Antlitzanalyse in der Biochemie nach Dr. Schüßler
Der Bildatlas
5. Auflage
440 Abbildungen
Diese Behauptung wirkt zunächst vermessen. Nur mit den Augen eine derartig umfassende Diagnose stellen zu wollen, erscheint in unserer von Technik und Elektronik beherrschten Welt wie ein Anachronismus.
Und dennoch verlockt der Gedanke angesichts so erdrückend komplexer Diagnoseverfahren, wie es z. B. die Herzkatheteruntersuchung, die Kernspintomographie oder die schier unüberschaubare Labortechnologie darstellen. Unsere heutige seelenlose Medizin droht sich dem Menschen zu entfremden und sie degradiert ihn ungewollt zum Objekt des technisch Machbaren.
Da ist es wohltuend, nur seine Sinne und seinen Verstand zu gebrauchen und sich der ureigensten Tugend ärztlichen und heilpraktischen Handelns zu erinnern. Tagtäglich betrachten wir Therapeuten in unserer Sprechstunde oder bei unserer Visite (das lateinische Wort „visitare“ bedeutet übersetzt „besichtigen“!) oft nur flüchtig unsere Patienten. Und doch erkennen wir mit unserer Erfahrung schon am Gesichtsausdruck, wer sich nicht wohl fühlt. Diese recht oberflächliche Wahrnehmung lässt sich mit der Kenntnis der Biochemischen Therapie nach Dr. Schüßler ganz erheblich präzisieren. Dazu sollten wir alle nur länger und genauer hinschauen, denn wie in einem weit aufgeschlagenen Buch können wir im Antlitz des Patienten lesen, „was ihm fehlt“. Und wir werden feststellen, dass ihm u. a. so manche Schüßler-Salze fehlen, die für wichtige Funktionen der Körperregulation unverzichtbar sind.
Die Autoren Thomas Feichtinger und Susana Niedan haben sich seit Jahren mit großem Engagement zur Aufgabe gemacht, uns Therapeuten die Biochemische Therapie nach Dr. Schüßler in mehreren Fachbüchern und vielen Seminaren nahezubringen. Im diagnostischen Mittelpunkt dieser Therapie steht dabei die Antlitzanalyse, wie sie von Kurt Hickethier begründet wurde.
Ich erinnere mich noch lebhaft an mein erstes Therapeutenseminar, das ich mit den beiden Autoren in unserem Praxishaus ausrichten durfte. Angeregt von der großen Erfahrung und Begeisterungsfähigkeit der beiden, lernte ich fortan, unglaublich viele krankheitsspezifische Details aus dem Antlitz meiner Patienten zu lesen. Ob Stoffwechsel- oder Entgiftungsstörung, ob Schleimhaut- oder Lymphproblematik, sie erzeugen alle unverwechselbare Merkmale, die sich im gleichen Maße abschwächen, wie eine Therapie z. B. mit Schüßler-Salzen greift.
Welch wunderbares Diagnostikum in der Hand des aufmerksamen Therapeuten, der sich noch Zeit nimmt, richtig hinzuschauen. Doch die Vielfalt der Merkmale ist sehr groß und teilweise verwirrend.
Der vorliegende Atlas der Antlitzanalyse bietet dafür eine ideale Hilfe. Mit akribischem Eifer haben die Autoren über Jahre eine beeindruckende Sammlung von Patienten-Fotografien zusammengetragen, welche den Variantenreichtum der pathologischen Hautmerkmale in ganzer Breite darstellt.
Ich wünsche Herrn Thomas Feichtinger und Frau Susana Niedan-Feichtinger, dass dieser äußerst lehrreiche und unverzichtbare Atlas zumindest bei allen Ärzten und Therapeuten für Naturheilverfahren einen festen Standort im Bücherregal findet.
Dr. med. Jörn Reckel
Vorwort
Einleitung
Aus der persönlichen Erfahrung
Teil 1
Dr. Wilhelm Heinrich Schüßler
Seine Entdeckung
Die Wirkung ist oft verblüffend
Zubereitung
Mineralstoffe des Lebens
Die Erweiterungsmittel in der Biochemie nach Dr. Schüßler
Die Lehre Dr. Schüßlers blieb nicht unangefochten
Biochemie und Homöopathie
Grundlagen der Biochemie nach Dr. Schüßler
Verschiedene Heilweisen
Die Bedeutung einer gesunden Ernährung
Trotz einer gesunden Ernährung können Mängel entstehen
Mineralstoffpräparate
Der Körper – ein ausgeklügeltes Speicherwesen
Wie lange sollten die Mineralstoffe genommen werden?
Grenzen der Biochemie nach Dr. Schüßler
Die Sprache des Körpers
Die Sichtweise von der Krankheit bestimmt die Heilweise
Die richtige Zusammensetzung der Mineralstoffe
Man kann kaum zu viel davon einnehmen
Bezugsquellen der Mineralstoffe – Qualitätsunterschiede!
Die Einnahme der Mineralstoffe
Wichtig für Diabetiker
Einnahmeformen
Die Menge der Mineralstoffe
Das Zusammenwirken mit anderen Heilweisen
Die Dosierung der Mineralstoffe
Reaktionen im Heilungsvorgang
Zur Geschichte der Antlitzanalyse
Wohin geht die Richtung?
Kurt Hickethier
Antlitzdiagnostik oder Antlitzanalyse
Mineralstoffe nach Dr. Schüßler und Nährstoffe
Übersichtstabellen
Erstellung eines Einnahmeplans
Eröffnungsdosierung
Berücksichtigung der äußeren Anwendung
Mischungen
Teil 2
Hinweise zum Bildteil
Nr. 1 Calcium fluoratum (Flussspat), CaF2
Beschreibung des Mineralstoffs
Antlitzanalyse
Welke Haut
Würfelfalten
Karofalten
Fächerfalten
Absenkung/Furche
Bräunlich schwärzliche Färbung
Blaue Lippen
Firnisglanz
Abschuppungen (kleine weiße)
Rissige Lippen
Durchsichtige Zahnspitzen
Nr. 2 Calcium phosphoricum, CaHPO4 · 2H2O
Beschreibung des Mineralstoffs
Antlitzanalyse
Wächsernes Aussehen
Weiße Flecken auf Zähnen und Nägeln
Durchsichtige Zahnspitzen
Angespannte Backenmuskulatur
Schmallippiger Mund
Käsiges Aussehen
Nr. 3 Ferrum phosphoricum, FePO4 · 4H2O
Beschreibung des Mineralstoffs
Antlitzanalyse
Übernächtigtes Aussehen
Eisenschatten
Einbuchtung
Ferrum-Röte
Warme rote Ohren
Entzündete Hautstellen
Nr. 4 Kalium chloratum, KCl
Beschreibung des Mineralstoffs
Antlitzanalyse
Milchiges Aussehen
„Milchbart“
Milchig rötliche Färbung
Milchig bläuliche Färbung
Milchig lila Färbung
Bläuliche Färbung
Couperose
Hautgrieß
Nr. 5 Kalium phosphoricum, KH2PO4
Beschreibung des Mineralstoffs
Antlitzanalyse
Aschgraues Aussehen
Eingefallene Schläfen
Matter Glanz der Augen
Mundgeruch
Nr. 6 Kalium sulfuricum, K2SO4
Beschreibung des Mineralstoffs
Antlitzanalyse
Bräunlich gelbes, braungelbes, ockerfarbenes Aussehen
Die A-Form
Bräunlich gelbliches Antlitz
Pigmentflecken
Sommersprossen
Altersflecken
Schwangerschaftsflecken
Veränderungen des Mangels
Nr. 7 Magnesium phosphoricum, Mg HPO4 · 7H2O
Beschreibung des Mineralstoffs
Antlitzanalyse
Magnesium-Röte
Latente Röte
Konstante Röte
Hektische Flecken
Röte nach dem Essen
Röte nach Alkoholgenuss
Überlagerungen von verschiedenen Arten von Rot
Nr. 8 Natrium chloratum, NaCl
Beschreibung des Mineralstoffs
Antlitzanalyse
Gelatineglanz
Schmieriger Lidrand
Entzündeter Lidrand
Große Poren
Roter Rand am Haaransatz
Kopfschuppen
Trockene Haut
Platzbacken
Schwammiges Aussehen
Hohl klingende Nase
Schweiß
Fettiger Schweiß
Nr. 9 Natrium phosphoricum, Na2HPO4 · 12H2O
Beschreibung des Mineralstoffs
Antlitzanalyse
Fettglanz
Mischhaut
Fettige Brillenecken
Mitesser
Pickel, Akne
Säurefalten über der Oberlippe
Fettbacken
Gerötetes Kinn
Säureflecken
Trockene Haut
Fettarme Haut
Fettige/trockene Haare
Fettiger Schweiß
Nr. 10 Natrium sulfuricum, Na2SO4 · 10 H2O
Beschreibung des Mineralstoffs
Antlitzanalyse
Grünlich gelbe, grüngelbe Färbung
Grünliche, grasgrüne Färbung
Bläulich rote Färbung
„Schnapsnase“
Geschwollene Tränensäcke
Gelbliche Augäpfel
Stinkende Winde
Nr. 11 Silicea, H2SiO3
Beschreibung des Mineralstoffs
Antlitzanalyse
Falten
Falten vor dem Ohr
Kompaktierte Falten
Lachfalten, Krähenfüße
Ziehharmonikafalten
Lidhöhlen
Glasurglanz, Politurglanz
Gespaltene Haarspitzen
Lichtempfindlichkeit
Geplatzte Äderchen im Augapfel
Nagelprobleme
Nr. 12 Calcium sulfuricum, CaSO4 · 2H2O
Beschreibung des Mineralstoffs
Antlitzanalyse
Alabasterweiße Färbung
„Blass“
Nr. 13 Kalium arsenicosum, K3AsO2
Beschreibung des Mineralstoffs
Nr. 13 Kalium arsenicosum in der Biochemie nach Dr. Schüßler
Antlitzanalyse
Furchen quer zum Verlauf der Unter- und Oberlippe
Nr. 14 Kalium bromatum, KBr
Beschreibung des Mineralstoffs
Antlitzanalyse
Stark hervortretende Augäpfel
Nr. 15 Kalium jodatum, KJ
Beschreibung des Mineralstoffs
Antlitzanalyse
Druck am Hals
Unentwegtes, krampfhaftes Räuspern
Morbus Basedow
Spannung der Halsmuskulatur
Vergrößerte Schilddrüsen
Nr. 16 Lithium chloratum, LiCl
Beschreibung des Mineralstoffs
Nr. 16 Lithium chloratum in der Biochemie nach Dr. Schüßler
Antlitzanalyse
Knötchen an den Endgelenken der Finger
Ein sehr hohes Hüsteln
Nr. 17 Manganum sulfuricum, MnSO4 · 5H2O
Beschreibung des Mineralstoffs
Antlitzanalyse
Bräunlich schwärzlich am äußeren Augenwinkel
Nr. 18 Calcium sulfuratum, CaS
Beschreibung des Mineralstoffs
Antlitzanalyse
Aussackung am inneren oberen Augenwinkel
Nr. 19 Cuprum arsenicosum, Cu3(AsO3)2
Beschreibung des Mineralstoffs
Antlitzanalyse
Heller Lidansatz im inneren Augenwinkel
Nr. 20 Kalium Aluminium sulfuricum, AIK (SO4)2 · 12H2O
Beschreibung des Mineralstoffs
Antlitzanalyse
Verstärkter Hautwulst am unteren und/oder oberen Augenlid
Nr. 21 Zincum chloratum, ZnCl2
Beschreibung des Mineralstoffs
Antlitzanalyse
Ein heller Streifen – die Lippen umrahmend
Nr. 22 Calcium carbonicum, CaCO3
Beschreibung des Mineralstoffs
Antlitzanalyse
Schlupflid
Frühzeitiges Altern
Nr. 23 Natrium bicarbonicum, NaHCO3
Beschreibung des Mineralstoffs
Nr. 23 Natrium bicarbonicum in der Biochemie nach Dr. Schüßler
Antlitzanalyse
Wangenwulst entlang der Magenfalte
Nr. 24 Arsenum jodatum, AsJ3
Beschreibung des Mineralstoffs
Nr. 24 Arsenum jodatum in der Biochemie nach Dr. Schüßler
Antlitzanalyse
Schmaler Wulst entlang der Ober- und/oder Unterlippe, sie umrahmend
Nr. 25 Aurum chloratum natronatum, Na[AuC14]2H2O
Beschreibung des Mineralstoffs
Nr. 25 Aurum chloratum natronatum in der Biochemie nach Dr. Schüßler
Antlitzanalyse
Heller Fleck in der Haut auf der Nasenwurzel
Nr. 26 Selenium, Se
Beschreibung des Mineralstoffs
Antlitzanalyse
Grübchen im inneren Augenwinkel
Nr. 27 Kalium bichromicum, K2Cr2O7
Beschreibung des Mineralstoffs
Antlitzanalyse
Senkrechte oder schräge Wülstchen am unteren äußeren Rand des oberen Augenlids
Fetteinlagerungen (Talg) rund um das Auge
Gegenüberstellungen
Färbungen
Rot in vier Varianten
Ferrum-Röte
Milchige Röte
Magnesium-Röte
Bläuliches Rot
Überlagerungen
Bräunlich schwärzliche, bräunlich gelbe und grünlich gelbe Färbungen
Bräunlich schwärzlich
Bräunliches Gelb
Grünliches Gelb
Zweimal schwärzlich
Aschgrau
Schwärzlich
Zweimal weiß
Milchig weiß
Alabasterweiß
Verschiedene Glanzarten
Firnisglanz
Fettglanz
Gelatineglanz
Glasurglanz, Politurglanz
Mischungen
Oliv
Rötlich bräunlich schwärzlich
Bräunlich schwärzlich – bräunlich gelblich
Milchig bläulich rötlich
Milchig rötlich – Karofalten
Besonderheiten
Platzbacken
Fettbacken
Hängebacken
Glatzenbildung
Einbuchtung – Furche – Grübchen – Absenkung
Milchig rötlich – bläulich rötlich – karmesinrot
Kalium sulfuricum
Alter
Alter – Haare
Lebensfreude
Gesamtansichten der Mängel im Antlitz
Repertorium
Hinweis zum Gebrauch
Anhang
Literatur
Werke von Dr. Wilhelm Heinrich Schüßler
Über die Biochemie Dr. Schüßlers
Eigene Literatur
Adler Topics im Kurzüberblick
Cremegele und Salben
Schüßler-Salze und Nährstoffkombinationen
Adler Ortho Aktiv im Kurzüberblick
Über die Autoren
Thomas Feichtinger
Dr. med. Jörn Reckel
Mag. pharm. Susana Niedan-Feichtinger
Anfragen über Produkte aus der Biochemie nach Dr. Schüßler
Vorträge, Seminare, Ausbildung, Auskünfte
Sachverzeichnis
Immer wieder erleben die Menschen, dass leichthin gesagte Sätze in Wirklichkeit eine tiefe Bedeutung haben. Das betrifft auch solche über den äußeren Eindruck. Wie oft kann man den Satz hören: „Du schaust aber alt aus für dein Alter.“ Und die Antwort gibt schon wieder einen weiteren Hinweis für den geübten Zuhörer, wenn dann zu hören ist: „Ja, die letzten Jahre haben sehr viel Einsatz von mir verlangt. Ich bin überhaupt nicht mehr zur Ruhe gekommen.“ Umgekehrt gibt es natürlich auch die genau entgegengesetzten Formulierungen wie z. B.: „Du schaust aber noch sehr gut erhalten aus für dein Alter. Hast du vielleicht einen Jungbrunnen entdeckt, der dich vor dem Altern schützt?“
In der Biologie unterscheiden wir ganz selbstverständlich zwischen dem biologischen Alter und dem Lebensalter, die natürlich nicht übereinstimmen müssen. Allerdings betreffen alle diese Formulierungen einen Gesamteindruck einer Person und nicht bestimmte Einzelheiten. Diese gibt es in der Alltagssprache des Menschen allerdings schon, wenn z. B. jemand klagt, dass er/sie schon so viele Falten in seinem Gesicht habe, dass jemand eine ungesunde Farbe im Gesicht habe oder gar ein eingefallenes bzw. ein von Gram und Sorge zerfurchtes Gesicht.
Das Gesicht hat sehr viel mit dem Schicksal des Menschen zu tun und damit auch mit einem Leiden, wenn er mit einem solchen konfrontiert ist. Allerdings wird dieses Antlitz in der klassischen Medizin nicht besonders beachtet. Davon schreibt auch Stefan Zweig: „In den Kliniken, diesen Riesenwarenhäusern des menschlichen Elends, werden die Krankheiten genau wie in jenen geschäftlichen Betrieben nach Spezialabteilungen mit eigenen Betriebsleitern gesondert und ebenso die Ärzte aufgeteilt, laufende Bänder, die, von Bett zu Bett sausend, die einzelnen ,Fälle‘, immer nur das kranke Organ untersuchen, meist ohne Zeit, dabei einen Blick in das Antlitz des Menschen zu tun, aus dem das Leiden wächst.“1
In seinem Buch „Siddhartha“ schreibt Hermann Hesse sehr bewegende Worte über das Antlitz Siddhartas, über das sich sein Freund Govinda gebeugt hatte, um seine Stirn zu küssen, zum Abschied: „… Und, so sah Govinda, dies Lächeln der Maske, dies Lächeln der Einheit über den strömenden Gestaltungen, dies Lächeln der Gleichzeitigkeit über den tausend Geburten und Toden, dies Lächeln Siddharthas war genau dasselbe, war genau das gleiche, stille, feine, undurchdringliche, vielleicht gütige, vielleicht spöttische, weise, tausendfältige Lächeln Gotamas, des Buddhas, weil er selbst es hundertmal mit Ehrfurcht gesehen hatte. So, das wusste Govinda, lächelten die Vollendeten.
Nicht mehr wissend, ob es Zeit gebe, ob diese Schauung eine Sekunde oder hundert Jahre gewährt habe, nicht mehr wissend, ob es einen Siddhartha, ob es einen Gotama, ob es Ich und Du gebe, im Innersten wie von einem göttlichen Pfeile verwundet, dessen Verwundung süß schmeckt, im Innersten verzaubert und aufgelöst, stand Govinda noch eine kleine Weile, über Siddharthas stilles Gesicht gebeugt, das er soeben geküßt hatte, das soeben Schauplatz aller Gestaltungen, alles Werdens, alles Seins gewesen war. Das Antlitz war unverändert, nachdem unter seiner Oberfläche die Tiefe der Tausendfältigkeit sich wieder geschlossen hatte, er lächelte still, lächelte leise und sanft, vielleicht sehr gütig, vielleicht sehr spöttisch, genau wie er gelächelt hatte, der Erhabene.“2
Es ist dies die Beschreibung eines außergewöhnlichen Ereignisses, man könnte meinen, eines unwiederholbaren. Aber jedesmal, wenn ein Mensch in das Antlitz eines anderen blickt, schaut er das Wunder des Lebens. Emanuel Levinas, der große Philosph der Ethik des vergangenen Jahrhunderts, spricht von einer bangen Frage, die von einem Antlitz ausgeht, das betrachtet wird. Sie heißt: „Wirst du mich töten?“ Anders ausgedrückt bedeutet die Frage: „Darf ich bei dir der sein, der ich bin? Oder wirst du mir ein Vorurteil überstreifen, wirst du mich in eine Schublade stecken, eingeordnet und katalogisiert?“ Ist es möglich, dass der Betrachtende sich vom Leben des anderen überraschen lässt, berühren? Lässt er den Eindruck zu, den der andere bei ihm hinterlässt, lässt er sich beeindrucken, oder gibt es einen Filter, der nur bestimmte Zeichen und Erscheinungsformen hindurchlässt in die eigene Welt. Wenn dich das Antlitz des anderen fragt: „Wirst du mich töten?“, dann ist Behutsamkeit gefragt, Geduld und Empathie, also Einfühlungsvermögen. Eine Fähigkeit, die Carl Rogers, der Begründer der klientenzentrierten Gesprächspsychotherapie, als eine der Voraussetzungen eines guten Therapeuten grundsätzlich gefordert hat. Für ihn war die Qualität gerade dieser Eigenschaft von primärer Bedeutung.
Wer das Wunder des Lebens, die vielfältigen Ausformungen des Lebens in den vielgestaltigen Gesichtern der Menschen zu entdecken beginnt, kommt ins Staunen. Es eröffnet sich eine Welt der Rätsel, die sich immer mehr erschließen. Es entsteht eine Art Bilderbuch, das Bilderbuch des Lebens mit seinen unerschöpflichen Variationen des immer gleichen Lebens.
So bekommt das Antlitz des Menschen eine zentrale Bedeutung, wenn es um Aussagen über sein Leben geht, um seine Erfahrungen, über sein Schicksal, über sein Gemüt, aber auch um seine Leiden.
In der Schrift „Eine Abgekürzte Therapie“ von Dr. med. Schüßler3 stehen im letzten Kapitel („Eine Antlitz-Diagnostik“) folgende Bemerkungen: „Wer nur biochemische Mittel anwendet, kann, falls er seine Beobachtungsgabe üben will, im Laufe der Zeit die Fähigkeit erwerben, in vielen Fällen von, namentlich chronischen Krankheiten an der physischen Beschaffenheit des Gesichts und an dem psychischen Ausdrucke desselben zu erkennen, welches biochemische Mittel einem gegebenen Krankheitsfalle entspricht.
Eine solche Antlitz-Diagnostik darf zwar für sich allein nicht die Wahl des anzuwendenden Mittels bestimmen, sie kann aber die Wahl erleichtern, resp. bestätigen.
Wer die Antlitz-Diagnostik erlernen will, muss dieselbe auf autodidaktischem Wege sich erwerben.“
Der Begründer der nach ihm benannten Biochemie hat aufgrund seiner ganzheitlichen Sicht vom Menschen festgestellt, dass sich der Mangel an Betriebsstoffen nicht nur im Körper als Betriebsstörung auswirkt, sondern auch im Antlitz des Menschen widerspiegelt.
Was bei ihm noch eine allgemeine Empfehlung war, fiel bei Kurt Hickethier auf fruchtbaren Boden. Er entwickelte als sein großartiges Lebenswerk die „Sonnerschau“: Die Kunst, aus dem Antlitz des Menschen jene Mängel abzulesen, die im Körper zu Störungen geführt haben, oder die ein gänzliches Wohlbefinden verhindern. Obwohl sich für diese Methode der Ausdruck „Antlitz-diagnose“ eingebürgert hat – das von Hickethier geprägte Wort „Sonnerschau“ ging nicht in den allgemeinen Sprachschatz ein – wird es ratsam sein, sich mit der Formulierung „Antlitzanalyse“ anzufreunden. Denn letztlich ist das Erkennen und Quantifizieren der Mängel keine Diagnose, vor allem von keiner Krankheit, sondern es wird das Antlitz analysiert, es wird in seine einzelnen Mangelzeichen aufgegliedert, aber immer unter dem Anspruch, das Antlitz des Menschen nicht aus den „Augen“ zu verlieren.
Die Antlitzanalyse muss von der Physiognomie unterschieden werden! In der Antlitzanalyse wird versucht, den einzelnen Mineralstoffmängeln auf die Spur zu kommen. In der Physiognomie wird versucht, aufgrund der verschiedenen Formen im Antlitz des Menschen aber auch des Kopfes und des Gesichtsausdruckes Rückschlüsse auf den Charakter, auf die Art des Menschen zu ziehen.
So schreibt Dr. Imhof im Vorwort eines Buches von Kurt Tepperwein bezüglich der Pathophysiognomie Folgendes: „Die äußere Beschaffenheit unseres Körpers ist das Ergebnis unseres inneren seelisch-geistigen Zustandes. Vor allem im Gesicht spiegelt sich das Leben und Erleben des Menschen. Hier kommt die Klarheit des Geistes, die Lauterkeit der Gesinnung, die Schwingung und Stimmung unseres Gemütes lebhaft zum Ausdruck. So ist das Gesicht nicht nur das getreue Abbild unserer Seele, sondern auch das Aushängeschild unseres Gesundheitszustandes. Wenn Albert Camus sagt: ,Von seinem 30. Lebensjahr an hat jeder das Gesicht, das er verdient‘, bezieht sich dies gewiss auch auf jene zahlreichen physiognomischen Merkmale, die uns auf körperliche Schwächen und Krankheiten hinweisen.“
Aus dem Text ist klar zu erkennen, dass die Blickrichtung in das Erkennen von Krankheiten und körperlichen Schwächen gerichtet ist, eben ganz zum Unterschied von der Antlitzanalyse.
Immer wieder wird geschmunzelt, wenn von der Antlitzanalyse und ihren Möglichkeiten erzählt wird. Es wird für unmöglich oder doch wenigstens für unwahrscheinlich gehalten, dass aus dem Antlitz des Menschen Mängel an bestimmten Mineralstoffen abgelesen und dabei schlüssige Zusammenhänge zu bestimmten Krankheiten gezogen werden könnten.
Doch überzeugen Sie sich selbst.
In den abgedruckten Bildern kommen fast 20 Jahre Erfahrung zum Ausdruck. Und die Zusammenhänge sind oft überraschend. Was als Mangel im Gesicht festgestellt wurde, bestätigt sich immer wieder im Gespräch. Oft können so die Hintergründe von jahrelangem, manchmal sogar von jahrzehntelangem Leiden aufgedeckt werden, weil der Mangel, der hinter dem hartnäckigen Leiden versteckt war, nicht gefunden wurde.
Entdecken Sie doch diese faszinierende Möglichkeit, über das Antlitz des Menschen seinem Leiden auf eine Spur zu kommen, die immer wieder überraschend ist und vor allem effizient. Es ist der direkte Weg zum Leiden und zum Mangel. Das einfühlsame Gespräch mit dem Klienten hat trotzdem große Bedeutung und ist damit nicht überflüssig, sondern bekommt durch diese Möglichkeit eine neue Dimension.
Ich wünsche Ihnen viel Freude und Erfolg, vor allem aber auch Geduld bei der Reise von der Oberfläche des Gesichtes in die Tiefe des Menschen.
Thomas Feichtinger
Die Antlitzanalyse, wie sie mir von Thomas Feichtinger vermittelt wurde, ist heute aus meinem Leben und aus meinem Beruf nicht mehr wegzudenken. Als Apothekerin wird man tagtäglich von Hilfe und Rat suchenden Menschen gefragt, was zu tun sei, um die Gesundheit zu erhalten, oder etwa, wie man eine Therapie unterstützen und begleiten könne und wie man mit kleinen Beschwerden umgehen soll.
Da ist die gute alte Volksheilweise nach Dr. Schüßler geradezu eine ideale Möglichkeit zu helfen. Bei einem Beratungsgespräch ist die Antlitzanalyse von besonderem Wert. Durch eine profunde Kenntnis der Mineralstofflehre unterstützt, ist die Antlitzanalyse eine faszinierende Erweiterung um das Wissen der Mineralstoffe nach Dr. Schüßler.
Sie werden nie wieder so unbedarft in ein Antlitz blicken können, denn die Mineralstoffmängel ihres Gegenübers werden sie so faszinieren und Ihnen sozusagen „ins Gesicht springen“, dass dabei unverzüglich eine Feststellung der betreffenden Mängel stattfindet.
Wichtig ist es jedoch, die Antlitzanalyse an ihrem Platz zu lassen, sie ist eine von mehreren Möglichkeiten, wie die Mineralstoffmängel festgestellt werden können. Jedenfalls ist es von elementarer Bedeutung zu wissen, dass Sie Mineralstoffmängel, die sich im Gesicht zeigen, damit feststellen können. Wie sich diese aber dann im Körper ausdrücken oder gar schon manifestieren, das können Sie nur mit einem guten Wissen um die Mineralstofflehre Dr. Schüßlers und einem guten Beratungsgespräch eruieren. Die Antlitzanalyse ist sozusagen ein Hilfsinstrumentarium für eine Beratung in der Biochemie nach Dr. Schüßler, aber ein hervorragendes, ein faszinierendes.
In diesem Buch werden Sie viele neue Zugänge für die Antlitzanalyse finden, die Thomas Feichtinger weitergeführt hat und die so lange brach gelegen sind. In vielen Beobachtungen und Beratungen hat er Zusammenhänge gefunden, die heute aus der Antlitzanalyse ein modernes Instrumentarium machen. So hat er antlitzanalytische Zeichen für die Nr. 12 Calcium sulfuricum gefunden und beschrieben, dass geschwollene Tränensäcke der Nr. 10 Natrium sulfuricum zuzuordnen sind, und z. B. ein Mangel an der Nr. 6 Kalium sulfuricum auch mit der Bauchspeicheldrüse in inniger Verbindung steht. Es ist spannend, seinen Ausführungen zu folgen und dann im Antlitz des Menschen zu lesen, wie es um die Gesundheit steht.
Ich wünsche Ihnen viel Freude und intensive Stunden mit diesem Buch und wünsche Ihnen außerdem, dass es Ihnen einen guten Weg zur Beratung Hilfe suchender Menschen eröffnet.
Mag. pharm. Susana Niedan-Feichtinger
Dr. Wilhelm Heinrich Schüßler
Grundlagen der Biochemie nach Dr. Schüßler
Zur Geschichte der Antlitzanalyse
Kurt Hickethier
Antlitzdiagnostik oder Antlitzanalyse
Übersichtstabellen
Erstellung eines Einnahmeplans
Einer, der sich im letzten Jahrhundert intensiv mit der Bedeutung der Mineralstoffe für den menschlichen Körper auseinandersetzte, war Dr. Wilhelm Heinrich Schüßler. Sein Wirken gipfelte in der Entwicklung einer eigenen Heilweise, die ausschließlich mit den von ihm gefundenen Mineralstoffverbindungen arbeitet. Es war die Geburtsstunde der Biochemie nach Dr. Schüßler.
Wilhelm Heinrich Schüßler wurde am 21. August 1821 in Zwischenahn im Großherzogtum Oldenburg geboren. Er stammte aus ärmlichen Verhältnissen und musste sich eine Zeit lang mit Sprachunterricht und als Hauslehrer durchschlagen. Sein Bruder bezahlte ihm das Studium, das er erst mit dreißig Jahren beginnen konnte. Er studierte in Paris, wo die medizinische Fakultät einen besonders guten Ruf genoss, in Berlin, wo die beiden Forscher Moleschott und Virchow einen nachhaltigen Einfluss auf Schüßler hatten, und in Prag, weil dort die Homöopathie durch gute Lehrer vertreten war. Die Erlaubnis zur Niederlassung in Oldenburg als homöopathischer Arzt wurde am 2. Januar 1858 ausgestellt, wo er dann vierzig Jahre lang segensreich als Arzt wirkte.
In den ersten Jahren arbeitete er homöopathisch, doch war er bald mit dieser Heilweise unzufrieden. Er suchte eine einfache Heilweise und ging dabei den Betriebsstörungen, die wir Krankheiten nennen, auf den Grund. Dabei fand er heraus, dass sich die meisten auf einen Mangel an Mineralstoffen zurückführen lassen.
Dr. Schüßler entdeckte, dass es sich dabei um einen speziellen Mangel handelt, nämlich um den innerhalb der Zelle.
Auf seinem Weg zu dieser Entdeckung hatte er zwei bedeutende Weggefährten, die schon im Studium einen großen Einfluss auf ihn hatten:
Der erste war Rudolf Virchow, der den bekannten Satz formulierte: „Die Krankheit des Körpers ist gleich der Krankheit der Zelle.“ Er war der Erforscher der Zelle. Sein Wissen veröffentlichte er in seinem Buch über die „Cellularpathologie“.
Der Niederländer Jacob Moleschott stellte die Gesamtheit aller biochemischen Vorgänge, die in einer Zelle oder dem Körper ablaufen, mit all den möglichen Zwischenstufen im Stoffwechsel, in den Mittelpunkt seiner Arbeiten. Von ihm stammt der zweite entscheidende Satz: „Die Krankheit der Zelle entsteht durch Verlust an anorganischen Salzen (Mineralstoffen).“
Dr. Schüßler antwortete auf diese beiden Kernsätze folgendermaßen:
„Dann muss die Gesundheit der Zelle und damit des Körpers entstehen durch Deckung des Verlustes“ und „Um Schaden zu verhüten und um die Mittel aufnahmefähig für die Zelle zu machen, müssen dieselben potenziert (verdünnt) werden.“
Es handelt sich also um Mineralstoffe, die von der Zelle direkt aufgenommen werden können. Damit das möglich wird, hat Dr. Schüßler die Mineralstoffe stark verdünnt. Als homöopathischer Arzt hatte er genug Erfahrung, um die entsprechenden Potenzierungen herauszufinden.
Schüßler wusste als Arzt außerdem, dass die Mineralstoffe, wenn sie pur gegeben werden, für den Organismus eine Belastung darstellen können. Das wissen wir auch z. B. von den üblichen Calcium-, Magnesium- oder Eisenpräparaten. Diese dürfen nicht zu lange genommen werden, denn sonst könnte der Körper überfordert werden, sodass es zu unerwünschten Nebenwirkungen kommt. Deshalb ist Schüßlers zweiter Satz so wichtig!
Dr. Schüßler musste sich vor 100 Jahren mit Mängeln, die durch eine industriell veränderte Nahrung entstehen, nicht beschäftigen. Wir haben heute bei der Biochemie nach Dr. Schüßler zwei Ebenen zu berücksichtigen:
die Mineralstoffe außerhalb der Zelle
die Mineralstoffe innerhalb der Zelle
Die Mineralstoffe außerhalb der Zelle können durch Mineralstoffe nach Dr. Schüßler nicht aufgefüllt werden. Wenn jemand durch eine unvernünftige Lebensweise auf dieser Ebene Mineralstoffmängel hat, so kann er diese durch eine Einnahme von Mineralstoffen nach Dr. Schüßler nicht auffüllen. Dazu muss er seine Lebensweise ändern. So hat ein Mensch mit einem Gewicht von 70 kg ungefähr 1000 g Calcium in seinem Körper. Um auch nur 1 g Calcium in der Zubereitung nach Dr. Schüßler zu sich zu nehmen, müsste man 1000 kg, also eine Tonne, Mineralstoffe nach Dr. Schüßler zu sich nehmen.
Bei der Biochemie nach Dr. Schüßler geht es grundsätzlich um die Mineralstoffe innerhalb der Zelle und indirekt um die Steuerung der Konzentrationsunterschiede innerhalb und außerhalb der Zelle.
Dazu ein einfaches Beispiel:
Wenn jemand eine stark gesalzene Suppe isst, so verschiebt sich der Salzgehalt enorm in Richtung außerhalb der Zelle. Es ist eine viel zu hohe Konzentration vorhanden. Sie wird meistens dadurch ausgeglichen, dass die Konzentration außerhalb der Zelle gesenkt wird. Das geschieht auch meistens, indem etwas getrunken wird, weil sich ja nach dem Genuss einer solchen Suppe ein starkes Durstgefühl einstellt. Nimmt derjenige aber einige Tabletten von der Nr. 8 Natrium chloratum zu sich, dann verschwindet das Durstgefühl ebenfalls. Der Gehalt an Natrium chloratum innerhalb der Zellen wurde so stark angehoben, dass wieder das physiologische Verhältnis der Mineralstoffkonzentration innerhalb und außerhalb der Zelle hergestellt war.
Ein weiteres Beispiel betrifft die Ablagerung von Calcium in Form von Steinen im Körper:
Wenn durch eine starke Übersäuerung die Notwendigkeit der Neutralisierung besteht, dann geschieht diese häufig über den Calciumhaushalt. Von diesem Mineralstoff steht im Körper der größte Vorrat zur Verfügung. Für die Neutralisierung werden allerdings vereinzelte Calciummoleküle verwendet, wie sie die Zelle für ihren Betrieb benötigt.
Das physiologische Verhältnis der Calciummoleküle innerhalb und außerhalb der Zelle ist gestört. Die Calciumkonzentration außerhalb der Zelle ist zu hoch und wirkt sich als Ablagerung auch in Form von Steinen aus, da der Organismus mit einem Zuviel an Calciumionen außerhalb der Zelle überfordert ist.
Bekommt der durch solche Steine belastete Mensch vom Mineralstoffberater Nr. 2 Calcium phosphoricum empfohlen, dann lässt sich das nur über diesen Zusammenhang verstehen. Der Calciumhaushalt innerhalb der Zellen wird aufgefüllt, wodurch es dem Organismus wieder möglich ist, die Calciummoleküle, die durch den Verlust in Steinen abgelagert waren, „in den Griff“ zu bekommen. Ohne das Erkennen dieses Zusammenhangs wird es jedem in der klassischen Medizin Ausgebildeten unverständlich bleiben, dass in diesem Fall Nr. 2 Calcium phosphoricum verabreicht wird und er wird schärfstens gegen diese Verabreichung protestieren.
Ein drittes Beispiel zeigt das notwendige Zusammenwirken von Medizin und Biochemie nach Dr. Schüßler:
Eisenpräparate sind für den Körper relativ schwer aufzunehmen. Oft ist der Eisenspiegel nur während der Einnahme einigermaßen in Ordnung, um nach Beendigung der Kur wieder abzusinken. So war es auch bei der Mutter einer Frau, die sich intensiv mit der Biochemie nach Dr. Schüßler auseinandersetzt.
Die Mutter bekam nach einer Blutuntersuchung Eisenkapseln verschrieben, weil der Eisenwert im Blut außerordentlich gering war. Während der Einnahme war er einigermaßen in Ordnung, nach Beendigung der Kur wie vorher. Sie hatte den Eisenhaushalt außerhalb der Zelle aufgefüllt. Diesem Eisen stand aber nicht genügend Eisen innerhalb der Zellen gegenüber, sodass das eingenommene Eisen in der Zelle kein physiologisches Gegenüber hatte, damit es dem Verhältnis eines gesunden Organismus an Eisen entsprach. Der Organismus konnte das Eisen nicht „festhalten“ und verlor es wieder.
Als der praktische Arzt ihr eine zweite Packung verschrieb, sagte ihre Tochter, dass sie gleichzeitig Nr. 3 Ferrum phosphoricum einnehmen müsse, damit der Organismus das Eisen im Körper behalten könne. Sie nahm jeden Tag 20 Stück Nr. 3 Ferrum phosphoricum parallel zum Eisenpräparat, wodurch der Eisenhaushalt auch innerhalb der Zellen aufgefüllt wurde. Nach der zweiten Kur war der Eisenspiegel innerhalb des Grenzwertes. Als der Arzt ihr eine dritte Packung verschrieb, sagte er: „Aber die Mittel von deiner Tochter, die nimmst du mir dazu!“ Er wusste ja, dass sie schon lange mit Mineralstoffen nach Dr. Schüßler arbeitete und immer wieder überraschende Erfolge hatte. Nach der dritten Kur war der Eisenwert ideal und blieb es auch. Ein physiologisch richtiges Verhältnis an Eisen innerhalb und außerhalb der Zelle war geschaffen.
Dr. Schüßler lässt die Mineralstoffe so verdünnen, dass sie auch durch die winzigen Öffnungen der Zellwand hindurch gelangen können. Damit ist es auch nicht mehr möglich, dass jemand von diesen Mineralstoffen zu viel zu sich nehmen kann.
Immer wieder wird von Menschen, die sich mit dieser Materie zu wenig auseinander gesetzt haben, behauptet, dass das möglich sei. Dazu ein Vergleich: In einer Literflasche Mineralwasser befinden sich durchschnittlich ca. 1000 mg (= 1 g) gelöste Mineralstoffe. Wenn jemand eine solche Menge durch Mineralstoffe nach Dr. Schüßler in D6 zu sich nehmen möchte, müsste er 1 Tonne (1000 kg) Mineralstoffe nach Dr. Schüßler im Mund zergehen lassen.
Damit wird aufgezeigt, welche Wirkung durch Potenzierung erreicht wird. Darin liegt auch ihre Wirksamkeit. Es kommt nämlich nicht auf die Quantität (Menge der Mineralstoffe) an, sondern auf ihre Qualität, d. h. dass sie als einzelne Moleküle in der Trägersubstanz (Milchzucker) vorhanden sind.
Die Mineralstoffmoleküle können, weil sie im Milchzucker als vereinzelte Moleküle vorliegen, vom Organismus unmittelbar in seinen Betrieb eingebaut bzw. verwendet werden. Es sind dann vom Organismus keine aufwendigen chemischen Zerlegungs- und Verknüpfungsaufwendungen mehr zu leisten, damit er an die oft dringend benötigten Mineralstoffkombinationen herankommt.
Nun galt es für Dr. Schüßler, alle jene Mineralstoffe zu finden, die für den Betrieb und den Bau des menschlichen Körpers von Bedeutung sind. Er fand über seine Ausbildung als Arzt, durch seine Erfahrung als Homöopath, seine Beschäftigung mit den neuesten Erkenntnissen der Wissenschaft und vor allem durch seine phantastische Beobachtungsgabe 12 Mineralstoffverbindungen. In der Zwischenzeit wurden im Zuge der Fortentwicklung der Heilweise weitere 15 Mineralstoffverbindungen gefunden, die als Erweiterungsmittel bekannt sind.
Dr. Schüßler hat später den 12. Mineralstoff aus seiner Heilweise entfernt, weil er durch die Untersuchungen eines Chemikers zur Überzeugung kam, dass dieser nicht zum ständigen Bestand des menschlichen Körpers gehöre, was sich später als Irrtum erwies. Deshalb haben viele Anwender Nr. 12 Calcium sulfuricum in die Reihe der Mineralstoffe nach Dr. Schüßler wieder aufgenommen.
Die Forschungsarbeit Dr. Schüßlers wurde durch die damals erst neu entwickelten chemischen Analysen unterstützt. Dr. Schüßler schreibt selbst: „Die Gebiete der organischen Funktionsmittel sind von mir auf den parallelen Wegen der Theorie und der Praxis gefunden worden.“
Die Erweiterungsmittel generell konnten von Dr. Schüßler nicht als „anorganische Bestandteile der Gewebe“ (Eine Abgekürzte Therapie, 1874, S. 3) erkannt werden, weil zur damaligen Zeit die analytischen Nachweismethoden noch nicht so ausgereift waren. Elemente, die im Körper nur in Spuren vorkommen, konnten noch nicht gefunden oder gar quantitativ bestimmt werden. Mit der Entdeckung und quantitativen Bestimmung der Spurenelemente im Organismus hat man in weiterer Folge auch überlegt, welche Funktionen diesen Mineralstoffen im Körper zukommen, um sie einerseits zur Gesunderhaltung und andererseits zu Heilzwecken im Sinne einer Substitution einzusetzen.
„Als Spurenelemente bezeichnet man Elemente, die nur in sehr geringen Mengen in der Nahrung und im Organismus (< 0,01% des Körpergewichts) vorkommen. Hierbei lassen sich drei Gruppen unterscheiden:
Spurenelemente mit physiologischen Funktionen (essentielle Spurenelemente)
Spurenelemente ohne Funktion
Toxische Spurenelemente
“ (Mutschler 2001)
Zu den Spurenelementen mit physiologischen Funktionen zählen in diesem Sinne:
Eisen als Baustein von Häm, 3–5 g pro 70 kg Mensch (als Funktionsmittel nach Dr. Schüßler Nr. 3 Ferrum phosphoricum)
Cobalt als Bestandteil von Vitamin B
12
(noch kein Äquivalent als Erweiterungsmittel)
Chrom, Kupfer, Molybdän, Selen und Zink als Zentralatome von Enzymen (bis auf Molybdän sind alle anderen Metallionen schon in Erweiterungsmitteln vorhanden)
Jod für die Biosynthese von Schilddrüsenhormonen (Nr. 15 Kalium jodatum)
Fluor für den Aufbau des Zahnschmelzes und der Knochen (Nr. 1 Calcium fluoratum ist ein Basismittel)
Spurenelemente ohne Funktion:
Aluminium, Brom, Gold und Silber, wobei für Aluminium, Brom und Gold sehr wohl Erweiterungsmittel existieren (Nr. 20 Kalium Aluminium sulfuricum, Nr. 14 Kalium bromatum, Nr. 25 Aurum chloratum natronatum).
Toxische Spurenelemente sind Antimon, Arsen, Blei, Kadmium, Quecksilber, Thallium usw.
Da Dr. Schüßler Ende des vorigen Jahrhunderts im Vergleich zu den heutigen Möglichkeiten nur sehr unzulängliche Analysemethoden zur Verfügung standen, konnte er noch nicht alle Mineralstoffe feststellen, die im Körper permanent vorhanden sind und eine große Rolle spielen. So wurden im Laufe der Zeit noch wichtige Mineralstoffe als Erweiterungsmittel in die Biochemie nach Dr. Schüßler aufgenommen, so dass zurzeit 27 verschiedene Mineralstoffverbindungen zur Verfügung stehen.
In manchen Büchern wird die Formulierung „Ergänzungsmittel“ verwendet, was aber nicht den Tatsachen entspricht. Die zusätzlichen 15 Mineralstoffverbindungen erweitern die 12 von Dr. Schüßler gefundenen auf 27. Sie sind in ihrer Bedeutung keineswegs geringer. Ihr Vorkommen im Körper ist außerordentlich gering, was aber nichts über ihre Wirksamkeit aussagt. Im Gegenteil, diese Verbindungen erscheinen von außerordentlicher Bedeutung.
Da die Erweiterungsmittel in ihren Mineralstoffkombinationen nur in allerfeinster Verteilung im Körper vorhanden sind, scheint die D12 als Potenzierung sinnvoll und zielführend. Es wird hier die schon formulierte Regel sichtbar:
Je bedeutungsvoller ein Stoff für den Körper ist, umso wichtiger ist die Berücksichtigung der angemessenen Dosierung.
Als Dr. Schüßler mit seiner Heilweise 1873 das erste Mal an die Öffentlichkeit trat, stieß er auf starken Widerspruch. Das ist aber auch verständlich. Die Homöopathen mussten sich zu seiner Zeit in vielen Jahren der Ausbildung mit ungefähr 200 verschiedenen Mitteln auseinandersetzen. Und da sollten auf einmal 12 Mittel ausreichen, um „alle Krankheiten zu heilen, die überhaupt heilbar sind“ (Dr. Schüßler)?
1874 veröffentlichte Dr. Schüßler seine Heilweise zum ersten Mal in Form einer Broschüre als „Abgekürzte Therapie“. Sie erschien bis zu seinem Tod in 25 Auflagen und wurde immer wieder erweitert.
Ab der ersten Veröffentlichung hatte sich nun Dr. Schüßler mit Kritik auseinanderzusetzen. Diese ging so weit, dass sie sich bis zu persönlichen Angriffen steigerte. Immer wieder gelang es Dr. Schüßler, die Argumente, soweit sie sachlicher Natur waren, zu entkräften. Er hatte innerhalb kurzer Zeit bald viele Anhänger und die Kunde von seiner Heilweise breitete sich über die ganze Welt aus. Allerdings hat sie nach seinem Tod einen Niedergang insofern erlitten, als sie nicht mehr als eigenständige Heilweise angesehen, sondern von der Homöopathie vereinnahmt wurde. Heute gilt sie immer noch als „Wurmfortsatz“ dieser Heilweise, wodurch sie nicht zu den Erfolgen kommen kann, die durch sie möglich wären.
Dazu hat Joachim Broy in seinem Buch: Die Biochemie nach Dr. Schüßler Stellung genommen: „Schüßler und die frühen Biochemiker bezogen einen erheblichen Teil ihres Wissens um die physiologische Chemie aus ihren Erfahrungen am Krankenbett, eine zu damaliger Zeit durchaus akzeptable und keineswegs unwissenschaftliche Methode. Nach und nach aber wurde das biochemische Mittel immer mehr nach einzelnen Krankheitssymptomen verordnet, wobei zu seiner Findung die deckungsgleiche Symptomatik im Vordergrund stand, ein Verfahren, wie es der Homöopathie eigentümlich ist.
Diese Art der Mittelfindung allein wird jedoch der Biochemie nicht gerecht. Darum ist es nicht verwunderlich, dass mit fortschreitender ,Homöopathisierung‘ die Erfolgsquoten zurückgingen und schließlich denen anderer biologischer Heilmethoden weit nachstanden. Kennzeichnend dafür ist auch die Tatsache, dass anstatt des Schüßler’ schen Terminus,Charakteristik‘ für den Wirkungsmodus des einzelnen Mittels sich die homöopathische Bezeichnung,Mittelbild‘ einbürgerte.
Dem Biochemiker darf die Symptomatik nur dazu dienen, den pathologischen Biochemismus des individuellen Elektrolyt-Haushalts zu ermitteln, um so das geeignete biochemische Mittel aufzufinden. Dabei kann sich unter Umständen ein ganz anderes Mittel als notwendig erweisen als das für das gegebene Symptom zunächst naheliegende.“ (Broy, 1993, S. 49)
Die Auseinandersetzung, ob die Biochemie nach Dr. Schüßler auch als Homöopathie und in Folge als Reiztherapie zu betrachten ist oder die Homöopathie in niederen Potenzen auch eine substituierende Methode ist, durchzieht die gesamte Geschichte der Biochemie nach Dr. Schüßler seit ihrer Entstehung. Zu dieser Auseinandersetzung gibt es im Handbuch der Biochemie nach Dr. Schüßler (Feichtinger u. Niedan-Feichtinger 2011) zwei Abschnitte mit Überlegungen zum Thema.
In der Zwischenzeit ist ein Buch von Reinhard Schaub (Schaub 2006) erschienen, das sich ausschließlich mit der Gegenüberstellung der beiden Heilweisen auseinandersetzt. Wer sich mit der Biochemie nach Dr. Schüßler beschäftigt, gewinnt leicht den Eindruck, es handle sich hierbei um eine Form der Homöopathie, wie sie von Dr. Samuel Hahnemann (1755–1848) begründet wurde. Dieser Eindruck ist schon deshalb naheliegend, weil die biochemischen Funktionsmittel auch als homöopathisch potenzierte Mittel in Apotheken verkauft werden. Doch Dr. Schüßler hat die Biochemie als eigenständiges Heilverfahren begründet und sich immer wieder klar von der Homöopathie abgegrenzt.
Das Buch von Reinhard Schaub, das sich an alle an der Erfahrungsheilkunde Interessierten richtet, informiert über die Grundsätze und Gemeinsamkeiten, aber auch über die fundamentalen Unterschiede zwischen den beiden Heilverfahren sowie die Möglichkeiten ihres Zusammenwirkens. Denn nur wer Dr. Schüßlers Gedanken wirklich kennt, kann die vielfältigen Möglichkeiten dieser Heilweise für sich selbst oder für seine Mitmenschen nutzen.
Der Streit, ob die Biochemie nach Dr. Schüßler eine Reiz- oder Befriedigungsheilweise bzw. Substitutionsheilweise darstellt, zieht sich bis in die heutige Zeit. Die Autoren dieses Buches sind der Überzeugung, dass sich die Mineralstoffe nach Dr. Schüßler einerseits als Reiz einsetzen lassen, genauso aber auch der Auffüllung von Mängeln dienen.
Es hängt nun von der Betrachtungsweise des Mineralstoffanwenders ab, welche Menge er dann dem Hilfesuchenden empfiehlt.
Von großer Bedeutung ist in diesem Zusammenhang, dass die Reizheilweise Grenzen hat, auf die im Abschnitt über die verschiedenen Heilweisen noch eingegangen wird.
Werden Mineralstoffe genommen, dann ist es unbedingt notwendig, darauf zu achten, in welchem Bereich die Mängel vorliegen: innerhalb oder außerhalb der Zellen. Bevor wir die Mängel innerhalb der Zellen weiter behandeln, wollen wir noch jene außerhalb der Zellen genauer anschauen.
Mängel außerhalb der Zelle entstehen durch Belastungen im körperlichen Bereich und werden über die Nahrung nachgefüllt. Diese jedoch ist, wie wir schon beschrieben haben, nicht mehr so mineralstoffreich wie früher. Mit diesen Problemen musste sich Dr. Schüßler noch nicht auseinandersetzen, zu seiner Zeit war die Nahrung noch weitestgehend unverfälscht.
Wenn der Mangel durch ungesunde Ernährung entsteht, dann kann er nicht durch Mineralstoffe nach Dr. Schüßler aufgefüllt werden. Es müssen die Ernährungsgewohnheiten verändert werden. Damit ist eine Ernährung gemeint, die darauf bedacht ist, den vollen Wert der einzelnen Lebensmittel in den Körper aufzunehmen. Das betrifft vor allem alle Gemüse und Salate, auch das Obst, wenn es reif und frei von Spritzgiften ist, und Getreide, das nicht geschält und konserviert ist.
Menschen, die sich vollwertig ernähren, haben auch weniger Mängel innerhalb der Zellen, soweit sich das aufgrund der Antlitzanalyse feststellen lässt. Wer sich mit Mineralstoffen nach Dr. Schüßler versorgen will, sollte trotzdem auf eine gesunde Ernährung achten!