Babybäuche küsst man nicht - Angela Pundschus - E-Book

Babybäuche küsst man nicht E-Book

Angela Pundschus

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Beschreibung

 Marc Hansen, erfolgreicher, gutaussehender alleinerziehender Vater flieht vor seinen Erinnerungen von Berlin nach Hamburg. An seiner neuen Arbeitsstelle begegnet ihm Marie Heesemann, zwölf Jahre älter, ebenfalls alleinerziehend und so gar nicht sein Beuteschema. Ihr gemeinsames Schicksal lässt sie zu Freunden werden. Sie pflegen eine Beziehung, die an Liebe grenzt, aber keiner von beiden will es sich eingestehen, bis sie zum ersten Mal zusammen Weihnachten feiern. Danach ist vieles anders, aber längst nicht perfekt. 

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Angela Pundschus

Babybäuche küsst man nicht

BookRix GmbH & Co. KG80331 München

Neubeginn

NeubeginnEr öffnete die Eingangstür, die in einen Neubau direkt an der Alster führte. Marc stand sogleich vorm Empfangstresen. Dahinter saß eine attraktive Blondine. Er schätzte, dass sie ungefähr sein Alter hatte. Sie sah ihn an, während er sich vorstellte. »Guten Morgen. Ich bin Marc Walter. Ich soll mich heute bei Herrn Rose melden.« »Ach, der Neue! Na, dann komm mal mit. Ich bin übrigens Leonie. Wir duzen uns alle hier. Der Bernd wird dir nachher das gesamte Büro zeigen.«

Er folgte Leonie den Gang hinunter an das Ende des Flurs. Bis auf zwei Räume lagen die Büros hinter Glaswänden. Einer davon gehörte Herrn Rose, wem die Zweite gehörte, sollte er noch im Laufe des Tages erfahren. Leonie klopfte kurz an. Sie öffnete die Tür zu einem großen, hell erleuchteten Büro mit direktem Blick über die Außenalster. Hinter einem eher kleinen Schreibtisch saß in lässiger Haltung ein Mann, die Füße auf dem Tisch abgelegt, vertieft in ein Telefongespräch. Mit einer Handbewegung zeigte er Marc an, dass er auf dem Sofa Platz nehmen sollte. Leonie fragte, ob sie etwas zu trinken, haben möchten und Marc nickte kurz. »Ja und was? Du kannst hier fast alles bekommen.« »Einfach nur Wasser bitte!« Bernd beendete sein Gespräch, begrüßte ihn herzlich, setzte sich neben ihn. »Unsere Empfangschefin hast du ja bereits kennengelernt. Ich erzähle dir jetzt ein bisschen über unsere Firma, wenn es dir recht ist? Den Großteil kennst du ja. Im Anschluss stelle ich dir unser kleines, aber feines, Team vor. Ich warne dich, Vorsicht vor unserer Buchhaltung und Personalabteilung! Mit der Frau ist nicht zu spaßen. Du wirst die Dame nachher kennenlernen.« Nachdem Bernd ihm einiges über die momentane Auftragslage erklärt hatte, zeigte er ihm die Räumlichkeiten, in denen er ab heute arbeiten würde. Er stellte ihm jeden Mitarbeiter vor und nach circa einer Stunde, standen sie vor dem zweiten geschlossenen Raum. »Nicht erschrecken, wenn ich gleich die Tür öffne. Dort sitzt übrigens die gute Seele der Firma. Du musst das Herz der Dame schon erobern, um davon etwas mitzubekommen. Das ist schwer - glaub es mir. Ach, noch etwas, wundere dich nicht und sage lieber nichts über ihre Arbeitsmethoden. Die Frau will ich nicht verärgern. Die ist unbezahlbar, auch wenn es auf den ersten Blick anders scheint.« Mit diesen Worten öffnete Bernd die Bürotür.

Er schrie ihren Namen. Nachdem Marc eingetreten war, sah er auch warum. Marie saß mit Kopfhörern an ihrem Schreibtisch, schwang ihren Oberkörper auf dem Stuhl hin und her, wippte mit den Füßen, vertieft in ihre Arbeit. Als sie aufsah, fiel Marc sofort ihre großen rehbraunen Augen auf, die gut zu ihrem dunklen Haar passten. Viele Lachfältchen umspielten ihren Mund. »Wen hast du mir denn da mitgebracht, Bernd?« »Frischfleisch Marie. Extra nur für dich. Ich werfe ihn dir jetzt zum Fraße vor.« »Komm Bernd, nun verunsichere den jungen Mann doch nicht so!« An Marc gewandt meinte sie, »so schlimm wie er mich darstellt, bin ich gar nicht. 50% davon darfst du mal als wahr ansehen.« Mit einem Lächeln reichte sie ihm ihre Hand und stellte sich vor. »Und, alle Papiere dabei?« Er gab ihr seine Mappe. »Du kannst dich schon mal an die Arbeit machen. Ich bringe sie dir nachher vorbei. Das dauert bei mir noch ein bisschen.«

Beim Hinausgehen warf er einen Blick an die Wände, die voller Poster hingen. Es waren Schauspieler, Models, Städte-Abbildungen und unter anderem, direkt vor ihr, ein Poster mit einem Teenagerpärchen drauf, das ihn schon vom ersten Augenblick gefesselt hatte. »Du sollst hier nicht rumstieren, sondern an deinen Arbeitsplatz verschwinden.« Er wurde aus seinen Gedanken gerissen, als sie ihn so hart anpflaumte. Beim Weggehen drehte Marc sich noch einmal zu ihr und fragte, »Sehr schönes Bild, wer ist das?« Barsch antwortete sie ihm, »Das geht dich gar nichts an.«

Sein Büro lag genau gegenüber. Er setzte sich. An seinen Kollegen gewandt fragte er, »Was ist denn das für eine?« Hannes griente ihn an. »Na, schon Bekanntschaft gemacht mit unserer Mutti? Auf die lassen wir hier nichts kommen, damit du das gleich weißt. Und ganz wichtige Ansage: Störe sie nie in der ersten Woche eines Monats. Normalerweise ist die Tür von ihrem Büro auch auf, aber im Moment versinkt sie in Arbeit. Ach, und die zweitwichtigste Ansage: Wenn sie um Hilfe ruft, dann wird ihr geholfen. So, und jetzt weise ich dich erst mal in deine Aufgaben hier ein!«

Der Vormittag verging wie im Fluge und gegen eins hörte er ein Knurren aus seiner Magengegend kommen. Als wenn sie es auch gehört hätte, stand Marie plötzlich in der Tür. Sie hielt seine Papiere in der Hand und fragte, ob sie etwas aus der Pizzeria mitbringen solle. »Ach, und hier sind deine Unterlagen Marc! Fang!« Ohne die Zeit abzuwarten, warf sie ihm die Mappe mit seinen Papieren rüber, die er nur durch eine sehr schnelle Bewegung über die Stuhllehne auffangen konnte. Nachdem sie die Bestellung aufgegeben hatten, meinte er zu Hannes: »Ich glaube, sie mag mich nicht.« »Keine Panik, so ist sie am Anfang zu jedem. Du musst selber den Weg zu ihrem Herz finden, aber wenn du erst mal drin bist, dann wirst du deinen Spaß mit ihr haben. Und noch etwas kann ich dir verraten: selbst wenn sie dich nicht mögen sollte, bekommst du den gleichen Service, wie jeder andere hier auch. Vielleicht nur nicht ganz so freundlich.« Um vier verließ Marc die Firma, da sein 12-jähriger Sohn gegen fünf aus der Ganztagsschule kommen würde. Er freute sich, dass er eine gute Unterbringung für ihn gefunden hatte. Schnell kaufte er etwas zum Essen und stand Punkt fünf zu Hause vor der Tür. Von Weitem sah er ihn nach Hause kommen. Ein glückliches Lächeln umspielte seine Augen und den Mund. Ganz anders als in den letzten Jahren mit seiner ungeliebten Stiefmutter. Na, dann scheint ja der erste Tag gut gelaufen zu sein, dachte Marc, als sein Sohn bei ihm ankam. »Und Papa, wie war dein erster Tag?« »Das Gleiche wollte ich dich soeben fragen aber, danke der Nachfrage, recht gut und bei dir?« Aus Kevin sprudelte es nur so heraus. Die neuen Eindrücke und Erlebnisse - er hörte nicht mehr auf, redete auch noch weiter, als Marc schon in der Küche stand und das Abendbrot zubereitete. Dann nahm er Kevin in seine Arme und sagte: »Mann, bin ich froh, dass es dir da gefällt. Da habe ich wenigstens eine Sorge weniger.« »Du hast Sorgen Papa?« Marc erzählte ihm von seinem Arbeitstag und dem Gefühl, dass er gegenüber Marie hatte. »Ach, da mach dir mal keine Sorgen Papa, bisher hast du doch jede Frau um den Finger wickeln können. So viele, wie bei uns bereits ein- und ausgegangen sind, da komm ich gar nicht mehr mit dem Zählen hinterher.« Bei seinen Worten lachte sein Sohn. »Das ist auch etwas, was ich so nicht für dich wollte, Großer. Allerdings wird es mit der Frau nicht so einfach. Die ist um einiges älter als ich. Also nicht meine Gewichtsklasse.« Auf seine Schulter klopfend, meinte Kevin zu ihm: »Das wirst du schon machen Papa.« »Können wir am Wochenende eine Hafenrundfahrt machen?« »Gute Idee, Großer, schließlich müssen wir beide ja mal die Stadt kennenlernen, in der wir jetzt leben.«

Am nächsten Morgen erschien er um kurz vor acht im Büro. Als sich die Fahrstuhltüren öffneten, stand dort Marie, die aus der Tiefgarage hochkam. Sie empfing ihn mit einem Lächeln und den Worten: »Die Fahrscheine bitte!« Mit einem gestammelten, »Guten Morgen«, guckte er sie verdutzt an. Marc bemerkte ein Schmunzeln in ihrem Gesicht. Freundlich lächelte er zurück. Als sie sein Lächeln bemerkte, verschwand ihres sofort. Marc packte seine Umhängetasche aus und legte seine mitgebrachten Stifte fein säuberlich vor sich hin. Es fehlte noch DIN-A3-Papier, um mit dem Zeichnen seiner Idee zu beginnen. Heute Nacht hatte er eine Eingebung gehabt, und die musste jetzt schnellstens zu Papier gebracht werden. Sein Auftrag bestand darin, eine Kampagne für eine junge, aufsteigende Modelinie zu entwerfen. Leider musste er in die Höhle des Löwen, da sonst noch kein Kollege angefangen hatte zu arbeiten, den er hätte fragen können, wo er das verdammte Papier finde. Zaghaft klopfte er an die Tür von Marie. Er wartete das »Herein« ab, öffnete vorsichtig die Bürotür. »Na, mal nicht so schüchtern junger Mann, ich beiße nicht. Was gibt es denn so Wichtiges, zu so früher Stunde?« »Ich brauche DIN A3 Papier. Kannst du mir sagen, wo ich es finde?« Sie stand auf, ging zum Schrank, und reichte ihm das gewünschte Papier mit einem Lächeln und den Worten: »Willst du Pommes dazu?« Erst nachdem er die Tür hinter sich geschlossen hatte, schüttelte er seinen Kopf. Als er Hannes von seiner Begegnung am frühen Morgen erzählte, klopfte der sich lachend auf seine Schenkel und meinte: »Das muss man ihr lassen, die zieht das Ding voll durch.« »Was meinst du jetzt damit? Kannst Du mich mal bitte aufklären?« »Ne, das musst du schon selbst herausfinden! Ich bewundere diese Frau für ihre Konsequenz.« Gegen Mittag kam Leonie vorbei. »Na Jungs, kommt ihr mit zum Essen? Ich will zum China-Mann.« »Wie sieht‘s aus Marc, kommst du auch mit? Ach, das ist keine Frage, das ist ein Befehl! Du kannst mich doch mit diesem männermordenden Weib nicht allein losziehen lassen.« »Nun mach mich mal nicht so schlecht vor ihm.« »Ich will den jungen Hüpfer doch nur vor dir schützen.« »Vergiss das mit dem Essen. So etwas muss ich mir nicht antun.« »Na komm Leonie, ich entschuldige mich auch! Das war nicht so gemeint, wie es sich anhörte. Darf ich wieder mitkommen?« »Ausnahmsweise. Wenn ich nein sagen würde, würde Marc bestimmt nicht mitkommen.« Hannes lachte laut auf. »Damit könntest du Recht haben. Ich sag nur schnell Marie Bescheid, dass wir weg sind. Sie kann unsere Telefone übernehmen.«

Das Licht der Sonne spiegelte sich im Wasser der Alster. Während des Essens fragte Leonie ihn über Alter, Familienstand, Berufserfahrung und Berlin aus. Marc beantwortete brav jede Frage, obwohl es ihn schon nervte. Sein Blick fiel immer wieder auf ihre langen Beine, die sie keck übereinandergeschlagen hatte. »Schlag dir das aus dem Kopf, nicht mit Kolleginnen«, sagte er immer wieder zu sich, wenn er merkte, dass ihn dieser Anblick mehr als einfach nur erfreute. Es war schon lange her, dass er mit einer Frau geschlafen hatte und der Sonnenschein tat nun sein Übriges, ihn noch mehr zu verwirren. Nachdem sie ihre Befragung beendet hatte, ging es weiter über ihre Planungen für das Wochenende. Lange schlafen, abends weggehen und die Nacht durchtanzen. »Willst du nicht mitkommen Marc?« »Ich würde dich gerne begleiten, Leonie, um auch mal das Hamburger Nachtleben kennenzulernen, aber das geht bei mir nicht. Wie du gerade erfahren hast, bin ich alleinerziehender Vater und mit 30 aus dem Alter raus.« »Na komm, nun tu mal nicht so alt! Wir sind fast ein Jahrgang.« Als Marc am Mittwochmorgen seine E-Mails öffnete, erschrak er. Das ließ sich hier ja gut an. Er fand eine Einladung von Bernd zu einem Wellness-Betriebsausflug übers Wochenende nach Kappeln; in knapp 14 Tagen. Der Chef wollte damit einen besseren Zusammenhalt unter den Mitarbeitern erreichen und erwartete, dass alle daran teilnahmen. Gleichzeitig entschuldigte er sich für die kurzfristige Mitteilung, aber er hatte da gerade ein besonders günstiges Angebot reinbekommen, das die Firmenkasse nicht so belasten würde und auch Marie hatte den Kosten zugestimmt. Den Text schloss Bernd mit einem Smiley ab.

Erneut musste Marc sich in die Höhle des Löwen trauen. Diesmal klopfte er lauter an. »Na Marc, was fehlt denn heute Morgen?« »Es fehlt nichts, ich wollte nur Bescheid sagen, dass ich nicht mit zum Betriebsausflug kommen kann.« »Setz dich erst mal hin. Warum denn nicht?« »Ich habe einen Sohn und bin alleinerziehender Vater. Wir leben erst ganz kurz hier und ich habe keine Bezugsperson in Hamburg, bei der ich Kevin an dem Wochenende unterbringen könnte.« Es war raus. »Ja und was ist so schlimm? Ist da nicht noch die Mutter oder die Großeltern, die man mal fragen könnte?« Marc saß ihr mit gesenktem Kopf gegenüber. Diese Frage traf ihn mehr, als er zugeben wollte. »Kevins Mutter ist bereits vor zehn Jahren gestorben und ihre Eltern sind schon viel länger tot. Meine Eltern sind verreist. Außerdem leben sie in Berlin. Also was soll ich machen?« Er guckte zu ihr hoch und verspürte das erste Mal eine, von ihr ausgehende, Sympathie für ihn. »Habt ihr schon was vor am Wochenende?« »Wir wollten eine Hafenrundfahrt machen; uns etwas Hamburg angucken. Wieso fragst du?« »Okay, wenn du Lust hast, lass uns am Sonnabend an den Landungsbrüchen unter der Turmuhr treffen. Erzähl hier keinem ein Wort davon. Ich habe da eine Idee, und wenn das klappt, brauchst du dir um deinen Sohn keine Sorgen mehr zu machen. Hast du die Mutter von Kevin sehr geliebt?« Marc war sprachlos über die Frage, die sie so belanglos hinterherschob. Er nickte leicht. Am Abend gestand er Kevin, dass sie am Wochenende die Hafenrundfahrt nicht allein machen würden. »Och ne Papa - nicht schon wieder eine neue Frau.« »Keine Angst Kevin, es ist die Kollegin, die mich nicht mag.« »Das ist ja fast noch schlimmer. Da muss ich den ganzen Sonnabend mit einer Frau verbringen, die keiner von uns mögen wird.« »Lass uns mal abwarten! Sie hat sich mittlerweile als ganz verträglich entpuppt. Außerdem kennt sie Hamburg. Sie hat selbst zwei Kinder. Der Sohn ist ein Jahr älter als du. Kann doch ganz lustig werden.«

Aller Anfang ist leicht

Die Zeit bis zum Sonnabend verging viel zu schnell für Marc. Leonie verführte ihn jeden Tag, mit ihr zu Tisch zu gehen, zog immer weniger an. Er fragte sich, wann sie wohl nackt im Büro stände. Marc wusste genau, worauf das Spielchen hinauslaufen sollte. Jedoch entsprach sie so gar nicht seinem Beuteschema. Er stand eher auf kleine braunhaarige Frauen; der etwas weiblichere Typ. Und zudem verstand Leonie überhaupt nichts von Fußball. Er musste sich jedoch eingestehen, dass sie ihn trotzdem körperlich anzog. Immer wieder sagte er sich: »Das liegt nur daran, dass du zwei Jahre keine Frau im Bett hattest. Denk an deine Devise, fang nie etwas mit einer Kollegin an.«

Am Sonnabendmorgen standen Marc und Kevin pünktlich auf. Sie frühstückten gemeinsam, wuschen schnell das Geschirr ab, packten ihre Rucksäcke. Mit dem Auto fuhren sie zur dichtesten Park-and-Ride-Station. Den Rest des Weges nahmen sie die U-Bahn zu den Landungsbrücken. Er sah sie von Weitem, wie sie lauthals lachte und sich unterhielt. Es waren zwei Personen. Als er bei ihr ankam, erkannte er das Pärchen auf dem Poster an ihrer Wand wieder. »Marc, darf ich vorstellen - meine beiden Kinder - Tobias und Anna. Und du musst Kevin sein.« Sie wandte sich an seinen Sohn und begrüßte ihn herzlich. »Ich weiß Kevin die beiden sind ein bisschen älter als du, aber ich denke mal, ihr findet Gemeinsamkeiten.« »Und wo ist der Vater?«, platzte es aus Marc heraus. Sie sah ihn mit großen, traurigen Augen an. »Seit zehn Jahren tot!«, antwortete sie. »Entschuldige bitte, ich wollte das nicht hochholen!« »Ist schon okay, habe ich doch am Mittwoch auch gemacht. So und nun genug des Geplänkels. Lass uns endlich losziehen! Wir freuen uns auf die Hafenrundfahrt mit euch.«

Sie verbrachten den ganzen Tag in der Hamburger Innenstadt. Erst eine Hafenrundfahrt, dann Besichtigung der Speicherstadt, gefolgt vom Miniatur Wunderland. Als krönender Abschluss folgte am späten Nachmittag eine Alsterdampferfahrt. Marc bekam Kevin den ganzen Tag kaum zu Gesicht. Er schien sich gut zu amüsieren. Als sie wieder am Alsteranleger ankamen, wollte Marie sich verabschieden. »Ihr könnt doch bis Berliner Tor mit uns fahren, da steht mein Auto. Ich fahre euch rum. So ein großer Umweg wird es schon nicht sein. Wo wohnt ihr denn?« Statt Marie antwortete ihm Tobias. »Wir wohnen auch in Sasel.« »Na das ist ja noch besser, dann ist das gar kein Umweg! Hätte ich das geahnt, hätte ich euch heute Morgen auch abgeholt.« »Das tut echt nicht Not, Marc. Wir kommen auch mit Bus und Bahn nach Hause.« »Ach Mensch, Mama, du bist eine Spielverderberin! Kevin hat mir erzählt, was für ein Auto sie haben, da will ich so gerne mal mitfahren.« »Wenn deine Mama das nicht möchte, dann verschieben wir es auf ein anderes Mal.« Marie dachte nur kurz nach. »Okay, du mein Autonarr. Was ist es denn für einer?« »Der Marc hat einen BMW 530i mit 270 PS. Darf ich vorne sitzen?« Erstaunt guckte Marie Marc an. »Du brauchst nichts sagen. Nein, ich habe mich nicht verschuldet! Der ist hart erarbeitet und es gab noch die Lebensversicherung von Kevins Mutter für mich. Die hatte ich gut angelegt. So jetzt weißt du mehr über mich, als mir lieb ist.« »Entschuldige bitte, ich wollte nicht neugierig sein! Es geht mich ja auch gar nichts an, was du mit deinem Geld machst. Ich war nur sehr erstaunt. Ein Wagen, der neu um die 90.000 Euro kostet, bei so einem jungen Mann. Aber egal. Wie gesagt, sorry für den ungläubigen Blick. Ach übrigens, wir nehmen dein Angebot auf Drängen eines Teenagers gerne an!« Die beiden Jungs unterhielten sich wild über Autos. Als sie in Sasel ankamen, fragte Kevin auch prompt, ob er sich nicht noch schnell die Autosammlung von Tobias angucken könnte. Bevor Marc antworten konnte, sagte Marie: »Wenn ihr wollt und dein Papa nichts dagegen hat, dann kommt doch noch mit rein.« »Marie, das geht nicht. Ihr habt euch heute schon genug um uns gekümmert. Du willst jetzt bestimmt deine Ruhe haben.« Sie stieg aus und deutete ihm an, ihr zu folgen. Er stieg ebenfalls aus. »Mein Plan scheint aufzugehen. Nun hab dich nicht so und komm kurz noch mit rein. Wir können etwas zusammen essen. Keine Angst wir haben genug im Kühlschrank und werden nicht gleich verhungern. Allerdings müsstet ihr euch mit Brot zufriedengeben.« »Okay, ich weiß zwar nicht, was du vorhast, aber wir nehmen dein Angebot an.« »Na eines habe ich bestimmt nicht vor und das ist, dich zu verführen! Wobei das könnte ich noch nicht mal.« Ein Lachen platzte aus ihrer Kehle, als sie das verwirrte Gesicht von Marc sah. Er war erstaunt, als er ihre Wohnung betrat. Alles liebevoll eingerichtet und dekoriert. Im Wohnzimmer stand ein Klavier an der Wand, daneben zwei E-Gitarren. Sie ging zum Fernseher und schaltete ihn ein. »Ich muss unbedingt die Fußballergebnisse wissen. Du kannst mitkommen und mir beim Decken helfen. Oder interessierst du dich nicht für Fußball?« »Doch, sogar sehr. Das hätte ich heute Abend genauso als Erstes getan beim Nachhause kommen.« Nachdem sie das Tischdecken beendet hatten, riefen sie die Kinder. Kevin lief auf seinen Vater zu. »Papa, kann ich heute Nacht hier schlafen?« »Also ich habe nichts dagegen und ich denke mal, der Marc wird auch ja sagen.« Sie sah ihn fragend an? »Nein Großer, das geht nicht! Wir fahren nach dem Essen nach Hause. Vielleicht ein anderes Mal.«

Kaum saßen sie am Tisch, spürte er auch schon einen Fußtritt an seinem Schienbein. Er guckte hoch und sah in das nickende Gesicht von Marie. »Komm Marc gib dir einen Ruck und sag ja!« Zuerst schüttelte er noch mit dem Kopf, aber nach dem dritten Fußtritt sagte er doch endlich: »Okay, ihr habt mich überredet. Außerdem schmerzt mein Schienbein jetzt.« »Wieso das denn Papa? Hast du dir wehgetan?« »Nein Kevin, aber eine nette, junge Frau hat mich so lange getreten, bis ich ja sage. Bei der kannst du dich bedanken.« Kevin strahlte Marie an und murmelte ein Danke vor sich hin. Nach dem Essen verschwanden die Kinder in ihre Zimmer und ließen die beiden allein. »Ich helfe dir noch beim Aufräumen; dann fahre ich nach Hause. Und was sollte das jetzt?« »Du brauchst mir nicht helfen. Sieh lieber zu, dass du nach Hause kommst! Es ist noch früh am Abend, vielleicht kannst du dich mit jemandem verabreden. Und was das sollte? Du hast jetzt eine Sorge weniger, wenn es wirklich klappt, dann passen meine beiden am nächsten Wochenende auf Kevin auf, wenn es dir recht ist?« »Ganz ehrlich? Es wäre mir recht. Ich muss schon sagen, das hast du clever eingefädelt.« »Gib mir aber, bevor du gehst, deine Telefonnummer, falls es nicht gut geht, dass ich dich anrufen kann, damit du Kevin abholen kannst.« Er schrieb ihr seine Nummern auf und verabschiedete sich von seinem Sohn, den es gar nicht zu interessieren schien, dass er jetzt wegfuhr.

Leonie Zuhause angekommen, duschte er. Marc zog sich etwas Leichtes an, wollte es sich bequem machen, bis er feststellte, dass es ihn langweilte, so allein zu Hause zu sitzen. Leonie hatte ihm am gestrigen Tage ihre Telefonnummer auf den Tisch gelegt. Die wählte er jetzt. »Warum auch nicht,« dachte er. »Ich kann mitgehen zum Tanzen und Marie kann mich jeder Zeit auf dem Handy erreichen.« Schon nach zweimaligem Klingeln nahm Leonie ab. »Steht dein Angebot noch? Ich habe einen Aufpasser für meinen Sohn gefunden und würde doch gerne ein bisschen am Nachtleben teilnehmen.« »Klar! Wann kannst du hier sein? Wir haben uns ein Taxi für 21:30 Uhr bestellt. Wir sind meine beiden Freundinnen und ich.« »In einer halben Stunde bin ich da. Bestellt das Taxi ab. Ich fahre euch. Ich darf eh heute nichts trinken.« »Och, dann macht das aber nur halb so viel Spaß!« »Be sure, wir werden schon unseren Spaß haben!« Pünktlich klingelte er, um die Mädels abzuholen. Stolz saß sie auf der Hinfahrt vorne und zeigte ihm den Weg. Kaum in der Diskothek angekommen, hatte Leonie etwas zum Trinken besorgt. Sie drückte Marc einen Drink in die Hand. »Ist nur eine Cola, keine Angst, ich will dich nicht besoffen machen.« »Würdest du auch nicht schaffen.« Ihre Freundin Caro zog ihn auf die Tanzfläche. Marc war froh, dass nur Techno- und Dancefloor gespielt wurden, so kam keine der Frauen auf die Idee, ihm zu nahezutreten. Plötzlich waren die drei weg. »Sag mal, Leo, wo hast du denn den geilen Typen aufgetrieben? Hast du bemerkt, wie der tanzen kann. Ich habe selten bei einem Mann so ein Taktgefühl gesehen. Und eine Figur - einfach nur zum Träumen. Kannst du mir den Laden nennen, wo es so was gibt?« »Das ist mein neuer Kollege und Hände weg Mädels, den hab ich mir reserviert! Heute Nacht mache ich mir den klar.« »Im Moment sieht es mir aber nicht danach aus, als ob er überhaupt von einer von uns klargemacht werden will. Hast du nicht bemerkt, wie er alle 10 Minuten auf sein verdammtes Handy guckt. So ein Typ ist doch garantiert schon vergeben. Und nun zurück auf die Tanzfläche, damit da nicht noch eine andere Hand anlegt.« Leo stolzierte auf Marc zu, fing an zu tanzen. Ihre Bewegungen wurden immer aufreizender. Sie ging vor ihm auf die Knie, legte ihre Hände auf seine Unterschenkel, wanderte dann vorsichtig in Richtung seines Schrittes hinauf. Als sie dort angekommen war, nahm Marc ihre Hände und zog sie von der Tanzfläche. »Lass es sein, Leonie! Ich habe dazu im Moment keine Lust. Solltest du damit nicht aufhören, könnt ihr euch, für den Rückweg, einen anderen Fahrer suchen.« Leonie sah ihre Freundinnen, hinter seinem Rücken, auf sie zu kommen. Sofort zog sie seinen Kopf zu sich herunter und küsste ihn. Er nahm ihre Arme und hielt sie so auf Distanz. »Welches meiner Worte war missverständlich?« »Gar keines, aber wenigstens deine Lippen wollte ich einmal probieren.« »Verdammt Leonie, das ist meine letzte Warnung!« Aber sie hatte schon ihren Triumph, denn ihre Freundinnen hatten gesehen, wie sie ihn küsste. Auf der Rückfahrt setzte Marc zuerst die Freundinnen und zuletzt Leonie ab. »Willst du nicht noch mit raufkommen?« »Auf keinen Fall Leonie. Ich muss morgen früh fit sein und ich weiß genau, dass du eh nur wieder versuchen wirst, mich rumzukriegen.«