Bad Girls don't love: Hallie & Chris - Daniela Felbermayr - E-Book
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Bad Girls don't love: Hallie & Chris E-Book

Daniela Felbermayr

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Beschreibung

Keine echten Namen. Keine Telefonnummern. Kein zweites Date. Und vor allem: Verlieb dich nicht. Niemals. Das sind die Grundprinzipien der Freundinnen Hallie und Becky, die den Spieß in Sachen Dates einfach umgedreht haben und Männer nur kennenlernen, um Spaß mit ihnen zu haben. Eine Beziehung: Fehlanzeige. Ein zweites Date? Nie im Leben. Sesshaft werden? Nicht mit den Beiden. Hallie Hollister datet Männer nur, um Spaß mit ihnen zu haben und eine heiße Nacht mit ihnen zu verbringen. Falsche Namen und ausgedachte Jobs sind dabei genauso selbstverständlich, wie die Telefonnummer eines Chinarestaurants, die sie ihren Bekanntschaften gibt, sollten die sie nach ihrer Nummer fragen. Als Hallie eine Nacht mit dem attraktiven Arzt Chris verbringt, wird ihre Welt durcheinandergeworfen. Sie bekommt den Womanzier mit den tollen braunen Augen einfach nicht mehr aus dem Kopf. Dass Chris ihr außerdem dauernd zufällig begegnet, macht die Sache auch nicht unbedingt leichter. Und als die beiden sich schließlich näher kommen, nimmt das Chaos seinen Lauf, denn ... böse Mädchen verlieben sich nicht, oder etwa doch?

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Bad Girls don’t Love

Hallie & Chris

Daniela Felbermayr

BAD GIRLS DON’T LOVE

Hallie & Chris

DANIELA FELBERMAYR

Copyright © 2019 Daniela Felbermayr

Text & Titel: Daniela Felbermayr

Cover: www.rausch-gold.com, Catrin Sommer unter Verwendung von shutterstock

Korrektorat: S.W. Korrekturen e.U.

All rights reserved.

[email protected]

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Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung der Autorin. Personen und Handlungen aus diesem Roman sind frei erfunden, Ähnlichkeiten mit oder Bezüge zu real existieren Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt. Markennamen und Warenzeichen, die in diesem Buch vorkommen, sind Eigentum ihrer rechtmäßigen Besitzer.

Erstellt mit Vellum

Inhalt

Ohne Titel

Ohne Titel

Ohne Titel

Prolog

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Epilog

LESEPROBE

„Because maybe you’re gonne be the one that saves me.“

Wonderwall, Oasis

„Who needs a heart, when a heart can be broken”

What’s love got to do with it; The Prides

KEINE ECHTEN NAMEN.

KEINE RICHTIGEN TELEFONNUMMERN.

KEIN 2. DATE.

VERLIEBE DICH NICHT.

NIEMALS.

Prolog

Morgen um diese Zeit bist du bereits Mrs. Thomas Farlowe“, sagte Maggie fast verschwörerisch und nahm einen Schluck Piña Colada. Sie grinste breit und stellte einen Cocktailbart zur Schau, als sie das Glas absetzte. Hallies Herz begann bei diesem Gedanken zu rasen. In nicht einmal vierundzwanzig Stunden würde sie die Liebe ihres Lebens heiraten und für den Rest ihrer Tage glücklich sein. Tom war alles, was Hallie sich jemals gewünscht hatte. Liebevoll, aufrichtig, romantisch. Gut aussehend, charmant, integer. An ihr interessiert. Und: Anwalt. Jeder in ihrem Freundeskreis beneidete sie um den gut aussehenden Juristen, der Hallie auf Händen trug und ihr die Sterne vom Himmel holte. Sie und Tom hatten sich vor drei Jahren kennengelernt, als Hallie mit ihren Freundinnen Tiffany und Stacy einen Trip nach Vegas gemacht hatte, wo Tom bei einem Juristenkongress einen Vortrag zum Thema „Die rechtlichen Möglichkeiten im Unternehmensrecht im dritten Jahrtausend“ abhielt. Sie waren nebeneinander an einer Bar gelandet, weil Hallie die Chips, die sie für das Kasino bereitgehalten hatte, verspielt hatte und ihre Mutter ihr ungefähr eine Million Mal gesagt hatte, sie solle sich nur ja nicht vom Spielteufel packen lassen. Meredith Hollister hatte ungefähr zwölf Beispiele von Menschen gewusst, die Hab und Gut und Haus und Hof verloren hatten, weil sie den Fehler gemacht hatten, zehn Dollar bei der Bank im Kasino in Chips einzuwechseln. Hallie hatte ihre Mutter für übervorsichtig gehalten, aber als ihr letzter Jeton dann in den Krallen des Croupiers verschwunden war, hatte sie es doch nicht gewagt, ihr Glück ein weiteres Mal herauszufordern. Tom hatte von Haus aus keine Lust, Millionen im Cesars Palace zu machen, sondern weinte lieber seiner Verflossenen nach, die ihn für ihren Chef hatte fallen lassen. Eigentlich hatte er vorgehabt, ihr an Weihnachten einen Heiratsantrag zu machen, und eigentlich war er auch davon ausgegangen, dass er als Anwalt mit Anfang dreißig, der seine eigene Kanzlei besaß, eine ganz gute Partie war. Doch ein Industrieller, der Geld wie Heu hatte, kurz vor seinem zweiten Herzanfall stand und seiner Angebeteten einfach so einen Maserati geschenkt hatte, war natürlich noch mal eine ganz andere Nummer. Völlig harmlos hatten sie zunächst begonnen, sich zu unterhalten, weil sie die Einzigen waren, die um diese Zeit – nüchtern – an einer Bar saßen. Darüber, dass Hallie gerade das College abgeschlossen und sich für eine Assistenzstelle bei einem IT-Unternehmen beworben hatte. Darüber, dass Tom eine Kanzlei in Uptown hatte, hier einen Vortrag hielt und sich wie ein Idiot vorkam, weil er seinen Aufenthalt in Vegas nicht genießen konnte. Seine Exfreundin – eine Frau, die geschlagene fünfzehn Jahre älter war als er – hatte ihn vor Kurzem abgesägt. Nachdem er seine Verlobung mit einer jungen Ärztin ihretwegen gelöst und von all seinen Ersparnissen ein kleines Häuschen mit Garten in Queens gekauft hatte, in der er und seine Mrs. Robinson hatten einziehen wollen. Tom erzählte Hallie, dass seine Ex geschlagene drei Mal – für jeweils etwa zwei Wochen – zu ihm gezogen war. Doch schließlich hatte sie sich doch dafür entschieden, bei ihrem Ehemann zu bleiben. Einem stinkreichen Kerl, der ihr ein Leben bieten konnte, zu dem Tom nicht fähig war. Niemals hätte Hallie erwartet, Tom nach diesem Abend an der Bar wiederzusehen, weil er noch viel zu fixiert auf seine Ex war und sie im Moment ohnehin auch nicht auf der Suche. Ja. Der Typ war gutaussehend und rein optisch absolut ihr Fall. Aber sie hatte keine Lust, als seelischer Mülleimer für einen Kerl mit gebrochenem Herzen zu dienen, der ohnehin in Gedanken nur bei seiner Ex war.

Hallie und Tom hatten sich die ganze Nacht über Gott und die Welt unterhalten, und als am nächsten Morgen die Sonne über Las Vegas aufging und die beiden den Sonnenaufgang von der Dachterrasse ihres Hotels aus beobachteten, war zwischen ihnen beiden alles klar. Sie waren als Singles nach Vegas gekommen und würden als Liebespaar zurück nach Manhattan fahren.

Seither waren die beiden ein Herz und eine Seele. Hallie war selbst nie der Typ Frau gewesen, für den von vornherein klar war, dass sie nach dem College heiraten und Kinder bekommen würde, ganz im Gegenteil. Sie hatte keinen Fünjahresplan und auch nie über Nachwuchs nachgedacht. Doch mit Tom war all das irgendwie … so einfach, so klar. Ja, nach ihrem Abschluss hatte sie tatsächlich angefangen, als Assistentin des CEOs eines IT-Unternehmens zu arbeiten, und sichnach einer Weile zur Leiterin der Verwaltungsabteilung hochgearbeitet. Doch wenn es so sein sollte, würde sie ihren Job für eine Familie mit Tom an den Nagel hängen, sobald sie verheiratet waren. Sie hätte es niemals für möglich gehalten, doch mit Tom Farlowe konnte sie sich tatsächlich vorstellen, Kinder zu haben. In dem Haus auf Long Island, das sie beide gemeinsam gekauft hatten, hatten sie sogar bereits Zimmer festgelegt, die einmal Kinderzimmer werden sollten. Und wenn Hallie mit sich ehrlich war, schien ihr das Leben als Soccermum an der Seite von Tom gar nicht mal so übel zu sein. Sie sah sich und Tom mit einem kleinen Mädchen und einem kleinen Jungen in ihrem Haus Barbecue veranstalten, sich zu Halloween verkleiden und hörte aufgeregt tapsige Füßchen, die am Weihnachtsmorgen die Treppen herunterkamen, um zu sehen, was Santa ihnen gebracht hatte. Ja. Hallie war sicher, sie war auf der Sonnenseite des Lebens gelandet. Mit Tom neben sich.

„Ich kann es auch kaum glauben“, antwortete sie und trank einen Schluck Virgin Colada. Sie hatte an diesem Abend extra auf Alkohol verzichtet, weil sie am Tag ihrer Hochzeit wie eine strahlende Braut, aber mit Sicherheit nicht verkatert aus der Wäsche gucken wollte. Ungefähr einhundertmal hatte sie den Ablauf geprobt, wie er am nächsten Tag stattfinden sollte. Aufstehen um fünf Uhr früh, unter die Dusche, ein kleines, leichtes Frühstück einnehmen, damit sie den Tag gut überstand, danach die Stylisten begrüßen, sich aufbrezeln lassen und mit der Hilfe ihrer Brautjungfern das Kleid anziehen. Um zehn Uhr morgens sollte die Trauung dann auf einem Anwesen auf Long Island stattfinden. Und den Grundstein für ihr weiteres Leben legen. Auf ihrem Gesicht breitete sich ein Grinsen aus, das nahezu rundum zu gehen schien. „Tom ist … echt alles, was ich will. Ich kann mir nicht vorstellen, dass noch ein anderer Mann auf der Welt herumläuft, der mir emotional so viel gibt, wie Tom es tut.“

„Du bist echt ein Glückskind, Hallie“, sagte Tessa, Hallies Cousine. „Tom ist tatsächlich ein Volltreffer. Und ich bin immer noch echt sauer, dass er keine Brüder, sondern nur zwei Schwestern hat.“

„Darauf trink ich.“ Maggie leerte ihr Glas. „Man sollte das Klonen viel schneller realisieren. Ich hätte nichts gegen meine ganz persönliche Version von Tom Farlowe.“ Sie kicherte.

„Es kommen morgen jede Menge von Toms Single-Kumpels aus der Kanzlei und von früher vom College. Außerdem Cousins und Sportfreunde. Ein paar Ärzte sind auch dabei“, lockte Hallie ihre Freundinnen. „Würde mich wundern, wenn da nichts Passendes für euch dabei ist.“

„Klingt zumindest schon mal nicht übel“, meinte Tessa und prostete Hallie zu.

Im nächsten Moment klingelte es an der Tür.

„Das werden die Pizzen sein“, sagte Hallie und stand auf. Zum Abendessen hatte sie für sich und ihre Freundinnen eine Ladung Pizzen bestellt. Sie hatte sich vorgenommen, sich etwas zurückzunehmen, aber als sie aus dem Wohnzimmer kam, bemerkte sie, wie ein Grummeln sich in ihrem Magen ausbreitete. Sie ging durch den Flur und nahm ihr Portemonnaie von dem kleinen Beistelltisch neben der Tür. Sie schmunzelte, als sie die Tür öffnete.

„Wir haben einen Bärenhunger“, sagte sie voller Enthusiasmus, doch vor ihr stand kein Pizzalieferant, sondern eine kleine, zierliche, ältere Dame, vermutlich in ihren Fünfzigern. Hallie überlegte. Sie hatte die Frau noch nie gesehen und dennoch kam sie ihr irgendwie bekannt vor. War es möglich, dass sie in die Nachbarschaft eingezogen war und etwas von ihrer Mutter brauchte? Waren Hallie und ihre Freundinnen, die die Nacht über in Hallies Elternhaus verbringen würden, um dem Hochzeitsbrauch, der Bräutigam dürfe die Braut vor der Hochzeit nicht sehen, zu unterstützen, zu laut gewesen?

„Hallo, kann ich … Ihnen helfen?“, fragte Hallie. Ein merkwürdiges Gefühl breitete sich in ihr aus. Ja, diese Frau kam ihr bekannt vor. Sie hatte sie schon einmal gesehen, doch sie wusste nicht woher. Am Ende war sie wirklich eine Nachbarin, die ihr irgendwann einmal unbewusst über den Weg gelaufen war. Seit Hallie zusammen mit Tom in Queens lebte, hatte sie den Überblick verloren, wer wann in welches Haus in der Lubbockstreet einzog und wer die Straße wieder verließ.

„Hallie Hollister?“, fragte die Frau. Sie hatte eine reibeisenartige Stimme, die eigentlich überhaupt nicht zu ihrer zierlichen Erscheinung passte. Sie sah sie aus zusammengekniffenen Augen an.

„Ja?“, fragte Hallie langsam und fast zaghaft. Ein mulmiges Gefühl hatte von ihr Besitz ergriffen, obwohl sie nicht keine Ahnung hatte, warum. Dann schoss es ihr wie ein Blitz durch den Kopf. Sie wusste, wer die Frau war. Und plötzlich ging alles ganz schnell und doch irgendwie viel zu langsam. Im Nachhinein betrachtet war es, als liefen die Szenen in Zeitlupe ab. Hallie realisierte jede einzelne Bewegung viel langsamer, als sie wohl tatsächlich geschah, doch im Nachhinein erinnerte sie sich an alles. An jedes noch so kleine Detail. An das Rauschen der Blätter im Wind, an den Duft des Parfums der Frau, das in ihr irgendwie Brechreiz auslöste. An ihre Hände, die sie an die Hände ihrer Großmutter erinnerten. Die Hände waren die Hände einer älteren Frau gewesen, und ihre faltigen Handrücken, auf denen Adern hervortraten, würde sie lange Zeit nicht vergessen können.

„Mein Name ist Uma Kenbrough. Und ich bin hier, um Ihnen zu sagen, dass die Hochzeit mit Tom morgen nicht stattfindet.“

Uma Kenbrough. Alles in Hallies Kopf setzte sich jetzt zusammen. Diese Frau war Toms Exfreundin. Die, für die er seine Verlobte verlassen hatte. Die, die dreimal bei ihm ein- und dann wieder ausgezogen war, weil sie doch lieber bei ihrem reichen Ehemann bleiben wollte. Die, die sich schließlich auf einen noch reicheren Industriellen eingelassen hatte. Und die, die jetzt offenbar wieder auf dem Plan stand.

„Ich habe mich nun doch entschieden, mich von meinem ersten Mann scheiden zu lassen, und meinen Freund in die Wüste geschickt. Tom und ich wagen einen Neuanfang“, sagte Uma und zog etwas aus ihrer Hosentasche. Ein kleines Schmuckkästchen, in dem man für gewöhnlich Ringe aufbewahrte. „Tom hätte seinen Verlobungsring gerne wieder, das verstehen Sie doch, Kindchen, oder? Schaffen Sie es wohl, in den nächsten beiden Wochen Ihre Sachen aus Toms Haus zu schaffen? Wir machen eine kleine Reise nach Barbados und danach würde ich gerne fest bei ihm einziehen. Es ist für alle Beteiligten sicher am einfachsten, wenn ihre Sachen dann aus dem Haus sind.“

Hallie nahm die Worttirade der Frau vor ihr nur noch aus der Ferne wahr. Es kamen Worte aus ihrem Mund, doch sie konnte sie nicht mehr interpretieren. Und … es klang irgendwie so, als würde sie beiläufig von irgendwas sprechen. Nicht davon, dass Hallies Leben gerade zu einem Scherbenhaufen zersprang, während ihre Freundinnen im Wohnzimmer Cocktails tranken und herumalberten. Hallie sah an der Schulter der Frau vorbei zu dem Auto, das am Bordstein mit laufendem Motor parkte, und erkannte Tom darin sitzen. Hatte sie zunächst immer noch daran gedacht, dass das alles ja ein übler Scherz sein konnte – vielleicht von einer ihrer Cousinen oder ihren Freundinnen eingefädelt –, wurde ihr in diesem Moment bewusst, dass das hier die bittere Realität war. Niemand war so geschmacklos, sich einen derartigen Scherz mit ihr zu erlauben. Das, was hier gerade ablief, war das pure Leben in seiner vollen Härte. Dann wurde ihr übel. Sie spürte, wie ihre Knie weich wurden und langsam nachgaben, wie die Virgin Coladas, die sie getrunken hatte, sich langsam ihren Weg die Speiseröhre hoch suchten. Sie würde sich übergeben müssen.

Hallie schlug der Frau die Tür vor der Nase zu und stürzte ins Badezimmer, das sich zu ihrer rechten befand. Sie fiel vor der Kloschüssel auf die Knie und würgte.

„Hallie, Herrgott, was ist denn passiert?“ Maggie und Tessa waren zu ihr ins Badezimmer gekommen und sahen sie entgeistert an.

„Ist alles in Ordnung? Du siehst ja schrecklich aus“, stellte Tessa fest.

„Bist du etwa schwanger?“, warf Maggie ein und deutete die Situation denkbar falsch.

Tränen liefen über Hallies Gesicht, und sie war nicht in der Lage, auch nur ein Wort zu sagen. Durch das geöffnete Fenster hörte sie, wie ein Wagen anfuhr und sich entfernte. Ihr Blick glitt zu dem hübschen Brillantring, der an ihrem linken Finger saß und der am nächsten Tag von dem Ehering Gesellschaft bekommen sollte, den sie und Tom vor einigen Wochen ausgesucht hatten. Langsam nahm Hallie den Ring ab.

HEUTE

Ihre Augen öffneten sich, als die Sonne über den Wolkenkratzern Manhattans aufging und die Stadt in weiches, diffuses Licht tauchte, sie fast unwirklich scheinen ließ, während sie auf dem Horizont hinaufkletterte, um die Stadt ein paar Stunden später in helles Licht zu tauchen.

Es dauerte einige wenige Augenblicke, bis sie völlig wach war. Langsam drehte sie sich auf den Rücken, streckte sich durch und versuchte, sich nicht zu sehr zu bewegen, um ihn nicht zu wecken. Sie sah ihn an. Ja, er hatte es sein müssen. Schon in den beiden Wochen zuvor, als sie nur über Tinder mit ihm kommuniziert hatte, hatte sie gewusst, wo das mit ihnen beiden hinführen würde. Er war unglaublich attraktiv, um nicht zu sagen „schön“, auch wenn dieser Begriff einen Mann nicht unbedingt kleidete. So groß wie ein Hüne, hatte er dennoch sehr sanfte, weiche Gesichtszüge, kurzes, braunes Haar, sanfte, grüne Augen und wunderbar geschwungene Lippen. Er erinnerte sie ein bisschen an den Schauspieler Chris Pratt, der in der Neuauflage von Jurassic Park mitspielte und für den sie immer schon eine kleine Schwäche gehabt hatte. Sie schmunzelte. Ja. Es war toll gewesen mit ihm und er würde ihr vermutlich sogar ein bisschen fehlen. Sie würde ihre gemeinsamen Telefonate vermissen, die sie auf ihrem Wegwerfhandy geführt hatten, und seine Guten-Morgen-WhatsApp-Nachrichten. Das Gefühl, dass sie an ihn dachte just in dem Moment, als ihr Handy eine neue Nachricht von ihm vermeldete. Apropos Handy … sie würde ihre Wegwerfnummer, die sie ihm gegeben hatte, am besten noch in der U-Bahn auf dem Weg nach Hause deaktivieren und sich beizeiten eine neue besorgen müssen. Soweit sie wusste, waren in der Schublade unter der Küchenspüle noch eine ganze Reihe davon. Sie warf einen letzten Blick auf ihn. Unter anderen Umständen … aber … nein. Unter gar keinen Umständen. Er hatte bekommen, was er wollte und sie nahm ihm praktisch nur den mühseligen Part ab, sich seltener zu melden und armselig zu versuchen, den Kontakt abzubrechen. Erleichterte es ihm, nicht mehr so oft anzurufen, wie bisher, nicht mehr so oft zu schreiben. Ermöglichte ihm, sich sofort und nonstop in ein neues Abenteuer zu stürzen, ohne auf sie Rücksicht nehmen zu müssen.

Chris war das perfekte Tinder-Date gewesen, das in einer perfekten Nacht gegipfelt hatte. Und an diese perfekte Zeit mit ihm würde sie sich auf ewig erinnern. Verabredungen wi die mit Chris waren höchst selten, Männer wie Chris waren höchst selten. Doch Hallie hatte in den vergangenen Monaten und Jahren gelernt, dass es zwei Arten von Männern gab. Diejenigen, die von vorn herein keinen großen Hehl daraus machten, nur an Sex interessiert zu sein, und die, die alles daransetzten, um eine Frau glauben zu machen, sie wäre die einzige. Mit der ersten Sorte konnte Hallie ziemlich gut umgehen. Die netten Jungs von nebenan, die sich nach der ersten gemeinsamen Nacht einfach nicht mehr meldeten und mit fadenscheinigen Ausreden aufwarteten, warum es nun doch keine Sinn mehr machte, sich noch einmal zu sehen, bereiteten ihr immer noch Kopfschmerzen. Am Ende des Tages würde Chris genauso ein Typ sein. Er hatte während ihrer Kennenlernphase alles richtig gemacht und er war einer der wenigen Männer, bei denen es ihr tatsächlich leidtat, dass sie nicht herausfinden konnte, ob sie sich mit seiner Einschätzung vielleicht doch täuschte. Selbst während des Dates hatte sie es hin und wieder bereits bedauert, dass diese Sache zwischen ihnen nun bald vorbei war, aber so war es eben. So lief diese Sache. So war sie immer gelaufen und so würde sie auch dieses Mal laufen. Es würde andere Kerle geben. Mehr als genug. Vielleicht würde es ein paar Tage ein bisschen weh tun, Chris aus ihrem Leben gestrichen zu haben, aber sie hatte diese Sache nun schon oft genug durch, sodass sie wusste, dass seinen Platz bald ein Anderer einnehmen würde. Noch einmal ließ sie ihren Blick über seine schlafende Gestalt gleiten. Er sah einfach sensationell gut aus und wusste sie zu berühren, wie es selten ein Mann vor ihm getan hatte. Die Nacht mit ihm, nein, die ganze Zeit mit ihm war unglaublich intensiv gewesen. Doch jetzt war sie vorbei.

Sie kletterte behutsam aus dem Bett, um ihn nur ja nicht zu wecken, schlüpfte in ihr Kleid, das er ihr Stunden zuvor vom Körper gerissen und achtlos zu Boden geworfen hatte, und nahm ihre High Heels in die Hand. Dann tappte sie auf leisen Sohlen zur Tür. Wie gut, dass er Teppich in seinem Schlafzimmer verlegt hatte. Knarrende Bodendielen hatten sie schon oft in unangenehmen Situationen gebracht. Sie drehte sich noch einmal um und sah ihn an, wie er nichts ahnend den Schlaf der Gerechten schlief. Die Decke war bis zu seiner Hüfte hinabgerutscht und offenbarte seinen muskulösen Oberkörper und ein perfekt trainiertes Sixpack. Ließ revuepassieren, wie gut es sich angefühlt hatte, von ihm festgehalten zu werden und in seinen Armen einzuschlafen. Sie biss sich auf die Lippe. Chris war wirklich außergewöhnlich gewesen – in jeder Hinsicht. Kein versnobter Stadtschnösel, der sich für ein Gottesgeschenk an die Weiblichkeit hielt, sondern offen, ehrlich, herzlich und nett. Und ein großartiger Liebhaber. Für einen kurzen Augenblick überlegte sie, ihm einen Zettel mit ihrer Telefonnummer zu hinterlassen. Mit ihrer richtigen Telefonnummer. Vielleicht … könnten sie heute Abend etwas essen gehen oder … letzte Nacht wiederholen. Vielleicht konnte sie aus diesem Teufelskreis ausbrechen, etwas tun, was jeden Tag Millionen von Menschen überall auf der Welt taten. Sich noch einmal zu verabreden und ernste Absichten zu bekunden. Sehen, was passiert. Vielleicht war er anders als die anderen. Dann schüttelte sie den Kopf. Niemand war anders. Sie waren alle gleich. Und nur, weil er sie die letzten beiden Wochen und vergangene Nacht wie eine Prinzessin behandelt hatte, bedeutete das noch lange nicht, dass er das auch jetzt tun würde, wo sie miteinander geschlafen hatten. Es würde bestimmt genauso enden, wie es immer endete bei solchen Dates, wenn die Frau nicht vorher die Reißleine zog. Der Jäger hatte die Beute erlegt und interessierte sich nun nicht weiter für sie. Er würde, um sich selbst vormachen zu können, ja doch ein toller, netter Kerl zu sein, den Kontakt vielleicht noch ein paar Tage halbherzig aufrechterhalten, ehe er sich dann mit einer fadenscheinigen Ausrede verabschiedete und sich aus der Affäre zog. Oder sich von einen Tag auf den anderen gar nicht mehr meldete. Eigentlich war er genauso ein Mistkerl wie alle anderen Typen auch. Keiner von all den Typen, die sie in den letzten Jahren kennengelernt hatte, hatte die Eier gehabt, ihr zu sagen, was Sache war. Sie alle waren feige Mistkerle, die primär daran interessiert waren, einen wegzustecken. Nicht mehr und nicht weniger und auch Chris war einer von ihnen. Er konnte noch so nett, ehrlich, herzlich und offen sein, einmal würde der Tag kommen, an dem er sein wahres Gesicht zeigte. Zu lügen und betrügen anfing, eine Frau demütigte und sie schließlich vor den Scherben ihres Lebens stehen ließ. Nein, den Fehler, sich auf einen Mann einzulassen – voll und ganz auf ihn einzulassen, ihm ihr Herz zu öffnen und dadurch verletzbar zu werden –, würde sie nicht mehr machen.

Sie sah ihn noch einmal an, genoss seinen Anblick eine letzte Sekunde lang, saugte ihn auf, soweit es nur ging, drehte sich um und verließ sein Appartement.

Kapitel Eins

Ich denke, als Nächstes werde ich diesen Tony daten“, sagte Rebecca und warf einen Blick auf ihr Handy. Sie wischte ein paarmal auf dem Bildschirm herum, um sich weitere Fotos anzusehen. „Er sieht echt toll aus, findest du nicht?“

Hallie sah auf den Bildschirm. Ein muskulöser, tätowierter Schönling mit dunklen Haaren und blauen Augen starrte ihr lasziv entgegen. Ein Mann, der sich seiner Wirkung auf Frauen in jedem Fall bewusst war und den sie üblicherweise mit links abzuschleppen wussten. Mit den Jahren hatten sie ihre Taktik so ziemlich perfektioniert, und für gewöhnlich wäre Hallie Feuer und Flamme dafür gewesen, dass ihre beste Freundin ihn datete, doch heute war sie irgendwie nicht ganz bei der Sache.

„Ja, er ist toll.“

„Er ist toll?“ Rebecca sah ihre beste Freundin mit hochgezogener Augenbraue an, als wäre die von allen guten Geistern verlassen.

„Er ist heiß“, versuchte es Hallie, doch Rebecca hatte die Lunte gerochen. Sie legte ihren Kopf schief und sah Hallie an.

„Was ist los mit dir?“, fragte sie. „Doch nicht etwa dieser Kerl von gestern Abend, oder?“

Fast schuldbewusst sah Hallie ihre beste Freundin an. Es kam nicht oft vor, dass sie einem Mann nach ihrem Date nachhing, dazu war sie in den letzten Jahren zu sehr abgehärtet. Und wenn doch, dann wusste sie genau, wie sie diesen Anflug von Wehmut umgehen konnte.

„Ach, keine Sorge, er ist längst gelöscht, auf Tinder entmatcht und geblockt und die Wegwerfnummer ist deaktiviert. Es gibt keine Verbindung mehr zu ihm, und er denkt außerdem ohnehin, ich würde Amanda Marshall heißen.“

„Amanda Marshall? Wie die kanadische Popmusikerin?“ Rebecca kicherte. Sie und Hallie waren schon seit Jahren dazu übergegangen, ihren Dates keine echten Namen zu präsentieren. Echte Namen machten alles nur viel komplizierter, man war angreifbarer, privater … und vor allem auffindbarer. „Und … du denkst immer noch an ihn?“

„Er war echt nett. Aber anfangs sind sie das doch alle. Bis sie dich wegen einer anderen abservieren oder mit irgendwelchen fadenscheinigen Ausreden daherkommen, warum sie dich nicht wiedersehen können. Dieser Chris ist genauso ein mieses Arschloch wie seine Geschlechtsgenossen. Kein Drama. Ich bin ohnehin dabei, mich mit anderen abzulenken.“ Hallie wedelte mit ihrem Smartphone in der Luft herum. „Tinder sei Dank geht einem der Vorrat an Dates ja glücklicherweise nie aus.“

Seit dem Abend, an dem Tom die Verlobung durch seine neue alte Freundin hatte lösen lassen, hatte Hallie es nicht mehr geschafft, sich auf eine feste Beziehung einzulassen. Es war fast so, als hätte Tom etwas in ihr zerbrochen, was sich nicht mehr kitten ließ. Und auch wenn sie es um nichts in der Welt zugegeben hätte, der Schmerz saß immer noch unglaublich tief. Nachdem die Hochzeit abgesagt worden war, hatte Hallie sich lange Zeit generell abgekapselt. Es hatte sich so angefühlt, als würde ihr die Energie förmlich abgezogen werden, als sie im Beisein ihrer Eltern und ein paar Freunden ihre Habseligkeiten aus dem Haus holte, das sie und Tom gemeinsam hatten bewohnen wollen. Das, was ihr am Tag vor ihrer geplatzten Hochzeit passiert war, war unglaublich gewesen. Nicht nur dass Tom seine Freundin vorgeschickt hatte, um die Verlobung aufzulösen, hatte sie im Nachhinein auch noch erfahren, dass die Sache zwischen ihm und seiner neuen Flamme schon seit über einem Jahr lief. Offenbar hatte diese Uma Kenbrough Tom seinerzeit aufgesucht, weil sie ihn als Anwalt in Bezug auf ihre Scheidung buchen wollte. Hallie hatte er davon nichts erzählt. Auch nicht, dass er Uma hin und wieder zum Kaffeetrinken traf, aus dem Kaffee irgendwann einmal ein Abendessen wurde. Und ganz bestimmt hatte er Hallie nicht von jenem Abend erzählt, an dem er Uma in ihrer Massagepraxis – sie verdingte sich zum Zeitvertreib als Shiatsu-Masseurin – gevögelt hatte. Während Hallie nichts ahnend und naiv zu Hause gesessen hatte.

---ENDE DER LESEPROBE---