Bäume für Pazaric´ - Klaus-Rainer Martin - E-Book

Bäume für Pazaric´ E-Book

Klaus-Rainer Martin

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Beschreibung

m April 2021 jährt es sich zum 20. Mal, dass die Diakone Günter Grosse und Klaus-Rainer Martin zum ersten Mal in Pazaric` waren, um das von Diakon Bernd Klinkenstein in der Einrichtung Zavod za zaśtitu djece i omladine Pazaric´ (Anstalt zum Schutz von Kindern und Jugendlichen Pazaric´) bei Sarajevo in Bosnien-Herzegowina entwickelte Hilfsprojekt der Brüder- und Schwesternschaft des Rauhen Hauses Hamburg unter dem Motto "Bäume für Pazaric´" fortzusetzen. Deshalb soll in diesem Bericht beschrieben werden, was von ihnen in den Jahren 2001 bis 2004 unternommen wurde.

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Klaus-Rainer Martin, Günter Grosse

Bäume für Pazaric´

ein Hilfsprojekt nach dem Bosnienkrieg 1992 – 1995

BookRix GmbH & Co. KG80331 München

Bäume für Pazaric´

 

 

ein Hilfsprojekt nach dem Bosnienkrieg 1992 – 1995 

1. Vorbemerkungen

Es ist bereits in der Behindertenhilfe und in der Brüder- und Schwesternschaft des Rauhen Hauses in Hamburg Tradition, zu Einrichtungen der Behindertenhilfe in Ost- und Südosteuropa Kontakte zu pflegen. So bestehen bereits seit 1992 Kontakte zu einer rumänischen Einrichtung in dem kleinen Dorf Puini, also vor dem Eintritt Rumänies 2007 in die EU. Bereits sieben Mal waren Behindertengruppen aus dem Rauhen Haus dort zu Gast.

 

Zu Beginn des Jahres 1999 kam durch Vermittlung der Janusz-Korczak-Gesellschaft, durch Frau Renate von Doeming aus Hannover, Vorstandsmitglied der schweizerischen Janusz-Korczak-Gesellschaft, Kontakt zu einer Einrichtung der Behindertenhilfe in dem kleinen Dorf Pazaric´, etwa 30 km südwestlich von Sarajevo in Bosnien-Herzegowina gelegen zustande. Frau Renate von Doeming war verantwortlich für das Projekt „Korczak für Bosnien“ und pflegte auch gute Kontakte zum Rauhen Haus.

 

Bereits im September 1999 besuchten vier Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Rauhen Hauses die Einrichtung Zavod za zaśtitu djece i omladine Pazaric´ (Anstalt zum Schutz von Kindern und Jugendlichen Pazaric´) bei Sarajevo in Bosnien-Herzegowina. lm Sommer des Jahres 2000 war ein Mitarbeiter des Rauhen Hauses mit einer sechsköpfigen Behinderten-Gruppe für neun Tage dort zu Gast. In dieser Zeit besuchte der Diakon Bernd Klinkenstein die Einrichtung in Pazaric´ und entwickelte erste Überlegungen zu einem Hilfsprojekt der Brüder- und Schwesternschaft des Rauhen Hauses und nannte dieses „Bäume für Pazaric´". Hierüber berichtete er auf dem Brüder- und Schwesterntag in Hamburg im September 2000. Auf Grund seiner Anregungen wurden als erste Hilfsprojekte von der Brüder- und Schwesternschaft des Rauhen Hauses Folientunnel für 2000 qm Gemüsebeete in der Einrichtung Pazaric´ I finanziert, 300 Apfelbäume in der Einrichtung Pazaric´ II gepflanzt und diese mit einem Wildschutzzaun versehen. Aus gesundheitlichen Gründen musste er jedoch sein Engagement aufgeben. Es wurde aber von den Diakonen Günter Grosse und Klaus-Rainer Martin fortgeführt.

 

Im April 2021 jährt es sich zum 20. Mal, dass die Diakone Günter Grosse und Klaus-Rainer Martin zum ersten Mal in Pazaric` waren.

 

Klaus-Rainer Martin,

Günter Grosse

 

Klein Wesenberg / Hamburg, im April 2021

2. Der Bosnienkrieg

Durch den beginnenden Zerfall Jugoslawiens und der damit verbundenen kriegerischen Auseinandersetzungen besonders in Kroatien wuchsen in den Jahren 1990 und 1991 auch die Spannungen zwischen den vielen Völkern innerhalb Bosniens und der Herzegowina. Während große Teile der serbischen Bevölkerung für einen Verbleib in der jugoslawischen Föderation und für einen engen Verbund mit Serbien plädierten, gab es insbesondere bei den Bosniaken den Wunsch, einen eigenen unabhängigen Staat zu bilden, unter anderem, weil sie durch die neu gebildeten Staaten Slowenien und Kroatien eine Übermacht Serbiens im verkleinerten Jugoslawien befürchteten. Die Kroaten aus der westlichen Herzegowina wollten sich dagegen stärker an den neuen Staat Kroatien anlehnen.

 

Die bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen den Kräften der drei großen ethnischen Gruppen der Kroaten, der Serben und der Bosniaken wurden von den jeweiligen nationalistischen Gruppierungen angeheizt und von sogenannten ethnischen Säuberungen begleitet. Dabei wurden die bosnischen Serben sowohl mit Waffenlieferungen als auch durch Bereitstellung paramilitärischer Truppen von Seiten der Bundesrepublik Jugoslawien unterstützt, während die bosnischen Kroaten Unterstützung bei der Ausbildung, Bewaffnung und Logistik ihrer Einheiten sowie durch die Zurverfügungstellung regulären Militärpersonals zur aktiven Kampfbeteiligung seitens Kroatien erfuhren. Die Bosniaken hingegen konnten sich anfangs nur auf leichte Waffen der früheren Teritorialverteidigung stützen. Später erhielten sie auch internationale militärische Unterstützung, vornehmlich aus muslimischen Staaten. Jedoch konnten aufgrund des Waffenembargos nur Kleinwaffen ins Land gelangen. Die militärische Übermacht der bosnischen Serben führte dazu, dass diese teilweise bis zu 70 Prozent des Territoriums von Bosnien und Herzegowina eroberten und kontrollierten. Dazu kamen vom Sommer 1992 bis zum Frühjahr 1994 Kämpfe zwischen Kroaten und Bosniaken hauptsächlich in der Herzegowina, vor allem um Mostar, der größten Stadt der Herzegowina.

 

Sarajevo, die Hauptstadt Bosniens, während des Krieges von der UN als muslimische Schutzzone erklärt, wurde von 1991 bis 1995 von den bosnischen Serben belagert und beschossen, obwohl UN-Soldaten in ihr stationiert waren. Die Bevölkerung wurde -ähnlich wie 1949 Berlin- über eine Luftbrücke mit dem Nötigsten versorgt oder auf dem Landweg, wobei man den serbischen Belagerern „Wegezoll" in Form von Lebensmitteln und Medikamenten zu entrichten hatte.

 

Die serbischen Truppen griffen im Juli 1995 auch die seit drei Jahren belagerte und in der UN-Schutzzone gelegene Stadt Srebrenica an. Die gesamte muslimische Bevölkerung von Srebrenica wurde ausgesondert, weibliche Bewohner und Kinder mit Bussen deportiert und die männliche Bevölkerung umgebracht, sofern sie nicht entkommen konnte. Unter den Augen meist niederländischer UN-Soldaten verübten die Serben ein Massaker mit 6.975 vorwiegend männlichen Todesopfern. Am 14. Juli 1995 entdeckten die UN-Soldaten auf ihren Erkundungsgängen in der Stadt Srebrenica nicht einen lebenden Bosniaken mehr. Zuvor lebten in dem mit Flüchtlingen überfüllten Ort 50.000 bis 60.000 Menschen.