Beloved Memory: Ich gehöre nur dir - Vivian Hall - E-Book

Beloved Memory: Ich gehöre nur dir E-Book

Vivian Hall

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Beschreibung

Melody, die Liebe meines Lebens, wurde mir durch ein tragisches Unglück entrissen. Ich blieb zurück mit einer Leere, die mich jeden Tag mehr zerstörte, bis ich auf Faith treffe. Sie hat all das, was mir genommen wurde und bringt das Licht zurück in mein dunkles Dasein. Allerdings ist sie die Cousine von Melody und ihre äußerliche Ähnlichkeit lässt mich an meinen Gefühlen zweifeln. Will ich wirklich Faith oder ist es nur mein verzweifelter Wunsch, die Vergangenheit wiederaufleben zu lassen, der mich in ihre Arme treibt? Eine in sich abgeschlossene Novelle mit 48000 Worten. Dieser Roman ist nach Rechterückgabe die Neuauflage der Novelle "Ein Herz voller Erinnerungen".

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Inhaltsverzeichnis

Kapitel 2 Reese

Kapitel 3 Reese

Kapitel 4 Faith

Kapitel 5 Faith

Kapitel 6 Faith

Kapitel 7 Faith

Kapitel 8 Faith

Kapitel 9 Reese

Kapitel 10 Reese

Beloved Memory

ICH GEHÖRE NUR DIR

Wer vor der Liebe flieht, merkt schnell, dass er auf der Stelle tritt.

Vivian Hall

Beloved Memory : Ich gehöre nur dir

© Vivian Hall 2020

Impressum: Vesna Coenen, Höhenstr. 40, 89584 Ehingen

© Covergestaltung: Art for your Book

Sämtliche Personen in diesem Roman sind frei erfunden. Dieses eBook darf weder auszugsweise noch vollständig per E-Mail, Fotokopie, Fax oder jegliches anderes Kommunikationsmittel ohne die ausdrückliche Genehmigung des Verlages oder der Autorin weitergegeben werden.

Inhaltsangabe:

Melody, die Liebe meines Lebens, wurde mir durch ein tragisches Unglück entrissen. Ich blieb zurück mit einer Leere, die mich jeden Tag mehr zerstört, bis ich auf Faith treffe. Sie hat all das, was mir genommen wurde und bringt das Licht zurück in mein dunkles Dasein.

Allerdings ist sie die Cousine von Melody und ihre äußerliche Ähnlichkeit lässt mich an meinen Gefühlen zweifeln. Will ich wirklich Faith oder ist es nur mein verzweifelter Wunsch, die Vergangenheit wiederaufleben zu lassen, der mich in ihre Arme treibt?

Eine in sich abgeschlossene Novelle mit 48000 Worten.

Kapitel 1 Reese

Die Wolkendecke über London lichtete sich ein wenig, während ich mich in meinem Bürostuhl zurücklehnte und mir den schmerzenden Nacken rieb. Die herausbrechenden Sonnenstrahlen fielen direkt auf meinen Computerbildschirm und verwandelten ihn in eine diffus glänzende Oberfläche. Eine willkommene Ausrede, um eine kleine Pause einzulegen. Ich saß schon den gesamten Vormittag über an den Unterlagen meines aktuellen Falles, und da ich die Nacht davor praktisch gar nicht geschlafen hatte, verschwammen mir vor lauter Müdigkeit bereits die Buchstaben vor Augen. Meine Schlaflosigkeit hatte einen bitteren Grund. Heute jährte sich Melodys Todestag schon zum zehnten Mal und die Sehnsucht nach ihr wollte nicht verschwinden. Jeder Versuch, meine Trauer endgültig zu überwinden, schlug fehl. Selbst meine Heirat mit einer wirklich bezaubernden Frau vor ungefähr fünf Jahren brachte nicht die ersehnte Erlösung, die Ehe scheiterte. Mein Herz fand sich immer noch nicht mit Mels Verlust ab. Es heilte nur oberflächlich, doch tief drin wütete der Schmerz, und ich schaffte es nicht, mich einer anderen Frau zu öffnen, um erneut glücklich zu werden. Ich konnte mir nicht vorstellen, jemals wieder so starke Gefühle für eine andere zu entwickeln. Traurig genug für einen Mann in der Mitte seines Lebens.

Es war mir jedoch gelungen, Mechanismen zu schaffen, um ihren Verlust zu verdrängen. Meine Arbeit wurde zu einem probaten Mittel, auch zügelloser Sex mit schönen Frauen schaffte kurzfristig Abhilfe. In letzter Zeit traf ich mich sogar häufiger mit meiner Exfrau Nanette. Sie durchlief gerade ihre dritte Scheidung und bat mich um Hilfe in rechtlichen Fragen, nachdem sie ihren unfähigen Anwalt gefeuert hatte. Da wir uns nach wie vor gut verstanden, verbanden wir das Nützliche mit dem Angenehmen und landeten ständig im Bett. Es entwickelte sich eine lockere Affäre, bei der ich streng darauf achtete, ihr keine Hoffnungen auf eine Neuauflage unserer gescheiterten Beziehung zu machen. Sex und gute Gespräche waren das Äußerste, was ich ihr bieten konnte. Nan akzeptierte diese Regelung.

Als hätte sie gespürt, dass ich gerade an sie dachte, klingelte mein Handy. Ich spielte mit dem Gedanken, nicht ranzugehen. An Melodys Todestag war ich nie ganz ich selbst, verhielt mich oft unnötig harsch und wurde meistens ungerecht jedem gegenüber, der so dumm war, mich anzusprechen. Doch ich zwang mich dazu, mich wie ein Erwachsener zu verhalten, und griff nach dem Telefon.

„Nan …“, grüßte ich gedehnt. „Sag nicht, ich habe einen Termin mit dir verschwitzt.“

Dem war natürlich nicht so. Berufliche Verabredungen vergaß ich nie. Mit der einen Hand drückte ich das Smartphone ans Ohr, mit der anderen lockerte ich die Krawatte und öffnete den ersten Knopf meines Hemdes. Es war viel zu warm hier drin, ich hatte das Gefühl zu ersticken.

„Darling, ich hatte Sehnsucht nach dir. Nachdem du ja offensichtlich vergessen hast, wie man ein Telefon bedient, dachte ich, ich rufe dich mal an, um zu hören, wie es dir geht.“

Ihre leicht rauchige Stimme klang vorwurfsvoll, und mir entwischte tatsächlich ein kleines Lächeln, weil sie mir auf ihre diskrete Art zu verstehen gab, dass sie sich vernachlässigt fühlte.

„Ich hatte viel um die Ohren“, antwortete ich lapidar. Eine Entschuldigung würde sie von mir nicht bekommen. Die Grenzen unserer Beziehung waren klar abgesteckt. Wir mochten uns sehr und der Sex war fantastisch, mehr durfte sie jedoch nicht von mir verlangen, sonst würde unsere Affäre ein jähes Ende finden. Wir hatten schon einmal versucht, ein gemeinsames Leben zu führen, und waren gescheitert, und nun, da ich auf die sechsunddreißig zusteuerte, verspürte ich nicht mehr den Wunsch, etwas an meinem Single-Dasein zu ändern.

„Hast du heute Abend Zeit für mich?“, fragte sie.

Das mochte ich an Nan. Bei Dingen, die ihr wichtig erschienen, verlor sie keine unnötige Zeit. „Wir könnten bei mir essen und danach die Sauna einweihen. Ich habe sie neu einbauen lassen und bin schon ganz wild darauf herauszufinden, wie heiß es da drin wirklich werden kann …“

Sie ließ den Satz verheißungsvoll ausklingen. Normalerweise war Nan ein Garant für einen schönen und erotischen Abend. In der Hinsicht hatte sich zwischen uns nichts verändert, nur wollte ich es mir nicht ausgerechnet an Mels zehnten Todestag zwischen Nanettes weichen Schenkeln gemütlich machen. Es wäre mir fast schon blasphemisch vorgekommen. Dieser Tag gehörte immer noch ihr. Sobald der Bote das Gesteck für ihr Grab vorbeibrachte, würde ich mich auf den Weg machen und sie besuchen, auch wenn ich in den letzten Tagen ernsthaft mit dem Gedanken gespielt hatte, es nicht zu tun. Doch heute früh beim Aufstehen hatte ich diese Idee wieder verworfen. Es zog mich geradezu auf den Friedhof. Als würde dort etwas auf mich warten.

„Hör zu, heute geht es nicht.“

„Wie sieht es denn mit morgen aus?“

Hartnäckigkeit, dein Name ist Nan, dachte ich leicht genervt und musste aber doch lachen, weil ich mir ihr schmollendes Gesicht vorstellte. Ihr Leben lang wurde sie von den Männern auf Händen getragen. Erst von ihrem Vater, dann von ihren Liebhabern und Ehemännern. Nanette Cosgrove – so ihr aktueller Nachname – war es nicht gewohnt, dass man ihr einen Wunsch abschlug.

„Ernsthaft, Reese“, beschwerte sie sich, sobald sie mein unterdrücktes Gelächter hörte. „Ich finde es nicht nett, wenn du dich auf meine Kosten amüsierst. Du fehlst mir“, flüsterte sie schmeichelnd. „Ich möchte bei dir sein und dich ganz tief in mir spüren, Darling.“

Ich schämte mich. Weil mich Nanettes Worte gegen meinen Willen erregten. Unruhig rutschte ich auf dem Stuhl herum und ging im Geiste meinen Terminkalender durch. Morgen war ich bei Freunden zum Essen eingeladen. Sonja und Jon. Die Zwillinge aus Schweden, die ich schon seit meiner Studienzeit kannte, feierten ihren fünfunddreißigsten Geburtstag. Seit unserer Ehe gehörte Nan zu ihrem festen Freundeskreis, und ich war mir sicher, dass auch sie auf der Gästeliste stand.

„Bist du nicht bei Jon und Sonja eingeladen?“, fragte ich. „Wir könnten nach der Party direkt zu mir.“

Sie stieß einen leisen Schrei aus. „Ach du Schande! Gut, dass du mich daran erinnerst. Den Geburtstag der beiden hätte ich beinahe vergessen!“

„Stets zu Diensten“, erwiderte ich scherzhaft.

Nan kicherte auf ihre typisch entzückende Weise. Manchmal bedauerte ich das abrupte Ende unserer Ehe, doch sie verdiente einen Mann, der sie wahrhaftig liebte und nicht andauernd mit einer Toten verglich.

„Dann sehen wir uns also morgen Abend“, sagte ich und leitete damit das Ende unserer Unterhaltung ein.

Nanette senkte ihre Stimme und hauchte: „Darauf kannst du dich verlassen. Ich freue mich schon auf dich.“

Mein Blick fiel auf das Bild von Melody und mir, das auf meinem Schreibtisch stand. Es zeigte uns mit Anfang zwanzig, verliebt und hoffnungsfroh. Räuspernd verdrängte ich den dicken Kloß in meinem Hals.

„Ich freue mich auch. Bis dann.“

Obwohl es reichlich unhöflich war, legte ich auf, bevor sie etwas erwidern konnte. Es kam mir am heutigen Tag einfach furchtbar falsch vor, erotisch angehauchte Gespräche mit meiner Exfrau zu führen.

Ich versuchte, mich wieder auf meinen aktuellen Fall zu konzentrieren, um die Zeit totzuschlagen, bis der Bote das Grabgesteck ablieferte. Mein Mandant, Robin Carmichael, besaß eine Restaurantkette. Die ehemalige Managerin seiner Londoner Niederlassung hatte ihn wegen sexueller Nötigung angezeigt, nachdem er sie wegen Unstimmigkeiten entlassen musste. Zu Beginn hatte ich mir gute Chancen ausgerechnet, einen drohenden Schuldspruch abzuwenden. Die Beweislage reichte anfangs nicht aus, um ihn zu verurteilen, vor allem, da er ansonsten über jeden Zweifel erhaben schien. Ausnahmslos alle weiblichen Mitarbeiterinnen bescheinigten ihm eine äußerst seriöse Mitarbeiterführung. Im Zuge meiner Nachforschungen hatte ich mich mit allen unterhalten. Es gab keinerlei Anhaltspunkte dafür, dass er seinem weiblichen Personal jemals zu nahegetreten war. Alles sah nach einem persönlichen Rachefeldzug seiner entlassenen Geschäftsführerin aus, und wir rechneten definitiv mit einem Freispruch, bis Garrett Hancock, der verantwortliche Staatsanwalt in dieser Verhandlung, wie aus dem Nichts eine ehemalige Köchin aus dem Hut zauberte, die Carmichael ebenfalls der versuchten Vergewaltigung bezichtigte. Damit gab es schon zwei Frauen, die ihn beschuldigten, und das veränderte die Sachlage komplett.

Ich selbst war von Carmichaels Unschuld überzeugt und traute der neuen Zeugin nicht über den Weg. In erster Linie, weil Garrett Hancock sie aufgespürt hatte. Um seine Fälle zu gewinnen, bewegte er sich oft am Rande dessen, was gesetzlich erlaubt war. Ich argwöhnte, dass die Köchin, die nicht unbedingt im finanziellen Überfluss lebte und noch dazu einen hohen Schuldenberg vor sich herschob, verzweifelt genug sein könnte, um gegen entsprechende Entlohnung alles vor Gericht auszusagen, was man von ihr hören wollte. Nur beweisen konnte ich das nicht. Weder ihre Lüge noch Hancocks aktive Beteiligung an der Entstehung dieser Falschaussage.

Dieser Mistkerl würde sich in seiner eigenen Selbstgefälligkeit suhlen, sollte er diesen Fall gewinnen, und mein Mandant unschuldig ins Gefängnis wandern. Kurz spielte ich mit dem Gedanken, mich in Robin Carmichael getäuscht zu haben, doch nachdem er mir geschworen hatte, diese Frau niemals angefasst zu haben, festigte sich mein Misstrauen gegen Hancock.

Es kam öfter vor, dass er vor Gericht gegen mich den Kürzeren zog und dafür hasste er mich bis aufs Blut. Ein Gefühl, das auf Gegenseitigkeit beruhte. Unsere Feindschaft beschränkte sich nicht nur aufs Berufliche, sondern hatte eine lange Historie. Schon seit der Studienzeit waren wir erbitterte Konkurrenten. Zuerst wetteiferten wir um die Gunst der Professoren an der Uni, dann um die von Melody, in die wir uns beide verliebt hatten. Er hatte nie eine echte Chance bei ihr, von Anfang an war sie mir verfallen. Das konnte Hancock nicht ertragen und die Situation eskalierte am Ende auf die schlimmstmögliche Weise. Doch dank seines einflussreichen Vaters schaffte er es, sich aus der Verantwortung zu ziehen.

Die Ereignisse von damals besiegelten endgültig unseren Hass aufeinander. Jedes Mal, wenn sich unsere Wege kreuzten, endete es in einer Schlammschlacht, aus der ich im Regelfall als lachender Sieger hervorging. Doch dieses Mal würde ich wohl eine Niederlage einstecken müssen, wenn es mir nicht gelang, Zweifel an der Aussage der Zeugin zu säen. Nur hüpften meine Gedanken im Moment so wild durcheinander, dass ich es aufgab, nach Unstimmigkeiten in den Aussagen zu suchen. Ich speicherte die Datei ab und schaltete den Rechner aus.

Erschöpft lehnte ich mich zurück und drehte den Sessel zum Fenster. Ich starrte auf mein schemenhaftes Spiegelbild und zuckte zusammen. Ich sah aus wie ein Penner. Mein dunkles Haar stand zu allen Seiten ab, die Ärmel meines Button-Down-Hemdes waren bis zu den Ellenbogen hochgekrempelt und meine Krawatte hing total schief um meinen Hals. Noch dazu schmerzte mein Nacken wie verrückt, genau wie die komplett verhärtete Muskulatur meines Rückens. Vor fünf Jahren hätten mir Schlafmangel und mehrere Stunden vor dem Bildschirm nichts anhaben können.

Scheiße, ich wurde wirklich alt! Mit fünfunddreißig Jahren war ich zwar noch weit vom Status eines Tattergreises entfernt und auch körperlich in außergewöhnlich guter Form, doch die Lebensjahre zerronnen wie Sandkörner zwischen meinen Fingerspitzen und gerade heute spürte ich jedes Einzelne davon. Müde rieb ich mir übers Gesicht und überlegte, ob ich mich zu Hause nicht für ein oder zwei Stunden hinlegen sollte, entschied mich aber dagegen. Ich wollte den Besuch an Melodys Grab nicht länger als nötig hinauszögern, auch wenn mich danach stets das Selbstmitleid packte.

Nach außen hin hatte ich ihren Tod schon längst verwunden, doch insgeheim war ich immer noch wütend auf Gott, der unser Leben mit unsichtbaren Fäden lenkte, als wären wir Marionetten. Mit Freuden hätte ich auf Geld, Ansehen und meine Karriere verzichtet, wenn ich dafür Melody zurückbekommen hätte. Das alles erschien mir angesichts ihres Todes völlig sinnlos, auch wenn die Verzweiflung verblasst war, ersetzt durch eine latent vorhandene Melancholie. Das Leben ging dennoch weiter, auch für mich. Nur am 24. November erwachte der Schmerz und fiel wie ein gefräßiges Monster über mich her. Ob das jemals enden würde?

Während der Straßenlärm aufgrund der Dreifachverglasung des Fensters nur gedämpft zu mir durchdrang, überlegte ich, warum ich mir das jedes Jahr antat. Ich wusste selber, es war nicht gesund, so an der Vergangenheit zu hängen. Trotzdem konnte ich Melody und unsere gemeinsame Zeit einfach nicht vergessen, die Erinnerungen holten mich ständig wieder ein, egal wie schnell ich vor ihnen davonrannte. Auch der Versuch, mit Nan ein neues Kapitel in meinem Leben aufzuschlagen, endete mit einem tränenreichen Trennungsgespräch, in dem sie mich als Schuft und Mistkerl bezeichnet hatte und schließlich heulend in meinen Armen lag und sich trösten ließ. Sie hatte mich wirklich geliebt, und ich fühlte Bedauern darüber, ihr Schmerz zugefügt zu haben. Da man Nan mit materiellen Dingen versöhnlich stimmen konnte, ­behielt sie das Haus in Kensington und ich das schicke Apartment in der Portobello Road. Trotz ihrer leicht überdrehten und affektierten Art – manche hätten sie vielleicht auch als oberflächlich bezeichnet – mochte ich sie sehr. Sie besaß ein einnehmendes Wesen, mit dem sie spielend die Herzen anderer Menschen gewann, und ein Stück weit tat sie mir leid, weil sie anscheinend immer an die falschen Männer geriet.

Unschlüssig darüber, was ich als Nächstes tun sollte, bis der Bote mit dem Gesteck kam und ich endlich verschwinden konnte, sah ich mich in meinem Büro um. Die Einrichtung war altmodisch. Dunkle Möbel, ein großes Bücherregal mit Gesetzestexten und juristischer Fachliteratur. Selbst mein Schreibtisch stammte aus dem 19. Jahrhundert. Nur mein ergonomisch geformter Bürosessel und mein technisches Equipment gehörten in die moderne Gegenwart. Meine Fingerspitzen klopften auf die Tischplatte und nahmen dabei den Takt der Standuhr am anderen Ende meines Büros auf.

Tick … Tack … Tick … Tack … Tick … Tack.

Genauso monoton wie mein Herzschlag. Ich atmete tief durch und hörte aus dem Nebenraum Geräusche. Meine Sekretärin Phyllis Gardener war dort zugange. Sie hatte kurz nach Arbeitsbeginn nur einen schnellen Blick zu mir ins Büro geworfen und mir dann mit einem verständnisvollen Lächeln eine Tasse Kaffee auf den Schreibtisch gestellt, ehe sie wieder an ihren eigenen ging. Die Frau war Gold wert und mit Mitte fünfzig lief sie nicht Gefahr, sich in mich zu verlieben. Sie bemutterte mich höchstens. Ein Umstand, den ich zwar nicht forcierte, um den nötigen Abstand zwischen Arbeitgeber und Angestellter zu wahren, doch ab und an genoss ich es, wenn sie sich um mich kümmerte, damit ich vor lauter Arbeit nicht so grundlegende Bedürfnisse wie Essen und Trinken vernachlässigte.

Die gedämpften Geräusche von nebenan sorgten für ein unbestimmtes Gefühl der Erleichterung in mir. Sie vermittelten Normalität und die brauchte ich heute. Dieses Jahr fiel es mir schwerer als sonst, mich auf den Weg zum Friedhof zu machen. Als würde sich mein Inneres dagegen sträuben, weiter ein Gefangener meiner Vergangenheit zu sein. Gleichzeitig plagte mich mein schlechtes Gewissen. Wie konnte ich nur so undankbar sein? Melody hatte mir die besten Jahre meines Lebens beschert, da war ein Besuch an ihrer letzten Ruhestätte wirklich nicht zu viel verlangt.

„In ein paar Stunden hast du es hinter dir“, murmelte ich und fühlte mich noch mieser.

Es klopfte und Phyllis trat ein. Ich mochte ihre souveräne und ruhige Art. Ihre Vorgängerin musste ich leider feuern, weil sie sich in mich verguckt hatte und mehr Zeit darin investierte, mich zu bezirzen, als ihre Arbeit zu erledigen.

Als beruflich erfolgreicher Single geriet ich öfter ins Visier von heiratswütigen jungen Frauen. Privat ging ich ihnen aus dem Weg, hier im Büro war das unmöglich, und ich verspürte wenig Lust, alle paar Monate eine neue Kraft einarbeiten zu müssen, nur, weil wieder eine Sekretärin vor lauter Herzchen in den Augen ihren Job nicht machte. Seit ich Phyllis hatte, musste ich mich mit derartigen Problemen nicht mehr rumschlagen.

Ich lächelte sie an. „Was gibt’s denn?“

„Der Blumenbote war da und hat den Grabschmuck abgeliefert. Und ich sollte Sie daran erinnern, dass morgen das Treffen im Büro von Staatsanwalt Hancock ansteht.“

Bereits die Erwähnung seines Namens verursachte Brechreiz bei mir. Hancock hielt sich für ein Gottesgeschenk, dabei wäre er ohne die Beziehungen seines übermächtigen Vaters ein Niemand, der außer leeren Sprüchen und Intrigen auf Kosten anderer nichts zu bieten hatte.

„Ich freu mich drauf, ihm tierisch in den A… ähm … Hintern zu treten!“, erklärte ich missmutig. Allein der bloße Gedanke an ihn vermieste mir die Stimmung. Was am heutigen Tag ohnehin nicht sonderlich schwer war.

Phyllis hob unterdessen kritisch die linke Augenbraue, wenn man allerdings genauer hinsah, konnte man in ihren Augen ein belustigtes Funkeln entdecken. Sie teilte meine Meinung über Hancock zu hundert Prozent, nachdem er es gewagt hatte, sie bei einem Termin in meinem Büro wie eine Dienstbotin zu behandeln. Wenn Phyllis etwas nicht ausstehen konnte, dann waren es Männer, die es Frauen gegenüber an Respekt mangeln ließen.

„Ein Tritt in den Allerwertesten?“, fragte sie gespielt pikiert. „Hoffentlich nur im übertragenen Sinne, Sir.“

Bei Phyllis’ Kommentar konnte ich ein Schmunzeln nicht unterdrücken. „Phyllis, tun Sie nicht so, als würden Sie nicht selbst gern zutreten, wenn er vor Ihnen steht.“

Sie schüttelte vorwurfsvoll den Kopf und grinste dann verstohlen in sich hinein. „Mr Taylor, ich muss doch sehr bitten!“

„Ich sage nur die Wahrheit.“

Meine sonst so souveräne Sekretärin lachte verlegen, weil ich den Nagel auf den Kopf getroffen hatte.

„Was Sie mir für Dinge zutrauen! Ich wäre aber durchaus bereit, ein oder zwei Gebete darauf zu verschwenden, dass jemand sich dazu herablässt, Mr Hancock eine kleine Dosis seiner eigenen Gemeinheit zu verabreichen.“

Grinsend schüttelte ich den Kopf. „Oh Phyllis, was würde ich nur ohne Sie machen?“

Sie hob gespielt gleichgültig die Schultern. Das sorgfältig in Locken gelegte graue Haar hüpfte dabei auf und ab. „Die Frage müssen Sie sich erst stellen, wenn ich in Rente gehe.“

Ich zwinkerte ihr zu. „Ich hoffe, es dauert noch, bis es so weit ist.“

„Darauf können Sie Gift nehmen, Chef“, versicherte sie und fügte hinzu: „Ich habe noch lange nicht vor, aufs Altenteil zu wechseln. Von daher reicht es, wenn wir dieses Thema erst in einigen Jahren aufgreifen.“

„Das höre ich sehr gern“, sagte ich und stand auf. Ich griff nach meinem Jackett, das ich bei meiner Ankunft im Büro achtlos über die Stuhllehne gehängt hatte.

„Kann ich noch was für Sie tun, bevor Sie gehen?“

Während ich in die Ärmel schlüpfte, warf ich Phyllis einen kurzen Seitenblick zu. „Nein, nichts Besonderes. Notieren Sie einfach die eingehenden Anrufe, neue Termine machen Sie aber nur in Rücksprache mit mir aus. Morgen bin ich wieder zur üblichen Zeit im Büro.“

Sie nickte verständig. „Geht klar, Chef. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag.“

„Ich fürchte, der Wunsch ist heute vergeblich“, antwortete ich und verzog kummervoll das Gesicht. Ich hasste das heutige Datum. Wie ein Schreckgespenst lauerte es Jahr für Jahr auf mich und erinnerte mich an meinen Verlust.

Phyllis’ Miene wurde ungewohnt ernst. Sie kannte meine tragische Vergangenheit und hielt meine anhaltende Verbundenheit zu Mel für ungesund. Da stimmte ich ihr vorbehaltlos zu, nur ändern konnte ich nichts daran. Ich hing immer noch an Melody und wartete bislang vergeblich darauf, eine andere Frau könnte ähnliche Gefühle in mir wecken. Manchmal war ich mir nicht einmal sicher, ob ich das überhaupt wollte. Solange ich um sie trauern konnte, war sie auf gewisse Weise bei mir. Wenn ich das nicht mehr hatte, was blieb mir dann von ihr, außer einer Kiste voll mit Erinnerungen?

Phyllis’ sanfte Stimme holte mich zurück. „Reese, nehmen Sie es mir bitte nicht übel, wenn ich so offen spreche, aber eines Tages müssen Sie Melody gehen lassen. Sie hätte sicher nicht gewollt, dass Sie sich ihretwegen so quälen, und Ihnen ein glückliches und erfülltes Leben gewünscht. Alles hat seine Zeit, und wenn es vorbei ist, sollte man die Erinnerungen wie einen Schatz in seinem Herzen bewahren und dann Platz für neue schaffen.“

Sie hatte recht, natürlich hatte sie das. Es lag leider in der Natur des Menschen, dass man sich an Dinge klammerte, die einen glücklich gemacht hatten. Ohne auf ihren Rat einzugehen, wandte ich mich Richtung Tür. „Wir sehen uns morgen, Phyllis.“

Sie seufzte nach meinem kurz angebundenen Abschied und beließ es dabei.

Kapitel 2 Reese

Der Friedhof war für mich noch nie ein Ort des Friedens gewesen, sondern nur ein Platz, an dem mein Verlust in Form eines Grabsteines für jeden sichtbar wurde. Alle Menschen starben irgendwann, das war der Lauf der Dinge, doch dass sich der Tod ein so lebenssprühendes Geschöpf wie meine Melody schnappen könnte, wäre mir früher niemals in den Sinn gekommen. Manchmal ertappte ich mich dabei, wie ich eine Tür anstarrte, stets in der Erwartung, Mel würde eintreten und mich mit ihren strahlenden Augen und ihrem lieben Lächeln verzaubern. Dann holte mich die Wirklichkeit wieder ein, und mir wurde schmerzlich bewusst, dass das nicht passieren würde.

Nachdem ich das schmiedeeiserne Tor geschlossen hatte, lief ich mit dem Blumengesteck auf den Armen zügig den schmalen Weg entlang. Den Anblick der vielen Gräber, dazu noch die ganzen Bäume und Sträucher, die schon all ihre Blätter verloren hatten und deren Äste und Zweige wie dunkle Knochenfinger in die Luft ragten, fand ich schlichtweg deprimierend. Die Umgebung wirkte wie ein Kupferstich auf mich, farblos und kalt. Jedes Mal, wenn ich hierherkam, schnürte es mir den Atem ab, und erst, wenn ich den Friedhof verließ, konnte ich wieder normal atmen und das Leben strömte zurück in meinen Körper.

Die kleinen Steine des Kiesweges knirschten unter meinen Schuhsohlen. Ein unangenehmes Geräusch inmitten dieser bedrückenden Stille. Man hörte noch nicht einmal Vögel singen, als würde der Tod diesen Ort umarmen und alles Lebendige erdrücken. Das gesamte Areal wurde von einer Mauer geschützt und war von außen nur schwer einsehbar.

Ich beschleunigte meine Schritte und atmete tief ein. Es roch ganz intensiv nach Blumen, ein Anzeichen für eine kürzlich stattgefundene Beisetzung. Ein unangenehmes Prickeln kitzelte meinen Nacken, als würden mich kalte Finger berühren, gleichzeitig pfiff der eisige Ostwind beißend um meine Ohren. Während ich mich vorwärtsbewegte, versuchte ich, nicht auf die vielen Grabsteine zu achten, die überall verteilt den Friedhof besiedelten. So viele Menschen, so viele Geschichten, so viele Hinterbliebene. Wir hatten alle unsere Verluste zu beklagen, doch der Mensch war ein von Egoismus getriebenes Wesen, und so wog der eigene Schmerz immer schwerer als der von anderen. Ich konnte mich davon auch nicht freisprechen.

Die bedrückende Atmosphäre verlieh meinen Beinen Flügel, zügig näherte ich mich Melodys Grab. Ich wollte diesen Besuch endlich hinter mich bringen und schämte mich gleichzeitig für meine Eile. Der Weg nahm eine leichte Biegung, jeden Augenblick würde ich das protzige Grab mit der wuchtigen Marmorplatte erreichen. Darauf stand eine steinerne Vase mit einer einzelnen Blume darin. Der Friedhofsgärtner kümmerte sich im Auftrag von Melodys Mutter immer um frischen Nachschub. Es sollte wohl edel aussehen, auf mich wirkte dieser einzelne Farbtupfer auf diesem steinernen Ungetüm einfach nur trostlos. Ich war überzeugt, Melody hätte dieses hässliche Ding, unter dem man sie begraben hatte, gehasst und eher ein schlichtes Grab bevorzugt. Ohne großen Schnickschnack, aber ihre Mutter wollte um jeden Preis eine modern designte Ruhestätte für ihre einzige Tochter, weil es ihrer Meinung nach mehr hermachte. Als ob teurer Marmor jemals ein Gradmesser für die Liebe sein könnte.

Je näher ich diesem Klotz kam, umso mehr Erinnerungen prasselten auf mich ein. Sie hatte so friedlich ausgesehen in ihrem Sarg, als würde sie nur schlafen. Dann unser letzter Kuss zum Abschied. Ihre Lippen blieben kalt und steif unter meinen, waren nicht warm und nachgiebig wie sonst. Was immer da auch lag, es war nicht mehr meine Melody. Alles was sie ausgemacht hatte, ihre Freundlichkeit, ihr Humor und ihre Leidenschaft, gingen mit ihrem Tod unwiederbringlich verloren. Im Nachhinein wünschte ich mir, sie nicht so gesehen zu haben. Ihr Anblick im Sarg schob sich wie eine Wand vor die schönen Erinnerungen, die sich über die Jahre hinweg angesammelt hatten.

Ich bog links ab und hielt dann mitten im Schritt inne. Da stand eine einsame Gestalt vor ihrem Grab. Eine Frau, die mir den Rücken zuwandte. Soweit man das aus der Ferne beurteilen konnte, besaß sie eine zierliche Figur. Das konnte man trotz des übergeworfenen weiten Ponchos erkennen. Ihre schlanken Beine steckten in dunkelblauen Jeans und fast kniehohen hellbraunen Lederstiefeln. Leicht gewelltes Haar fiel ihr über die Schultern und sie hielt den Kopf gesenkt. Betete sie? Vielleicht war sie auch nur tief in Gedanken versunken.

Mich störte die Anwesenheit dieser Fremden. Normalerweise kam außer mir niemand mehr hierher. Melodys Mutter war vor Jahren mit ihrem neuen Mann nach Deutschland gezogen und hatte alle Brücken hinter sich abgebrochen. Der Rest der Familie ließ sich hier nicht sehen und so musste ich diesen Ort und meine Erinnerungen mit niemandem teilen. Heute schon.

Auf einmal regte sich Wut in mir, weil ich mich ausgerechnet am zehnten Jahrestag ihres Todes mit einer wildfremden Person herumschlagen musste. Eine total schwachsinnige Regung, schließlich besaß ich nicht das alleinige Monopol darauf, mich hier aufhalten zu dürfen. Dennoch blaffte ich sie unnötig rüde an, sobald ich hinter ihr stand.

„Was zum Teufel machen Sie hier?“

Sie schoss herum, als hätte ich sie in den Hintern gebissen, und starrte mich aus weit aufgerissenen braunen Augen verschreckt an. Der Anblick ihres Gesichts ließ mir im allerersten Augenblick das Blut in den Adern gefrieren. Grundgütiger, Melody!

Mein Herz hämmerte wild in meiner Brust, mein Blick verschwamm und ich glaubte zu halluzinieren. Erst nach einigen Sekunden fing mein übermüdeter Verstand wieder an, zu arbeiten. Das hier war nicht Melody, sondern nur eine junge Frau, die ihr stark ähnelte. Tatsächlich konnte man sie auf den ersten Blick durchaus verwechseln, auf den zweiten wurden allerdings einige Unterschiede erkennbar.

„Entschuldigung, ich wollte wirklich nicht stören“, stammelte sie eingeschüchtert und musterte mich vorsichtig.

Wahrscheinlich sah ich so aus, als stünde ich gerade einem Geist gegenüber, und sie hielt mich für total übergeschnappt. Noch immer starrte ich sie an, nicht fähig, irgendetwas zu sagen. Sie verschränkte die behandschuhten Hände ineinander und machte einen kleinen Schritt zurück.

„Ich kann gerne gehen und später wiederkommen“, flüsterte sie und verstummte unter meinem bohrenden Blick. Sie fühlte sich ganz offensichtlich nicht wohl in meiner Gegenwart.

Das Schweigen zog sich hin, und ich nutzte die momentane Stille, um sie auf die Schnelle zu mustern. Sie kam mir unglaublich bekannt vor. Dabei war ich mir sicher, ihr noch niemals zuvor begegnet zu sein. Eine solche Schönheit hätte ich bestimmt nicht vergessen. Das kastanienbraune Haar besaß einen intensiv kupferfarbenen Schimmer und lockte sich sanft um ihre schmalen Schultern. Die Augen fand ich ebenfalls beeindruckend. Sie schimmerten dunkel wie Zartbitterschokolade. Melodys Augen waren heller gewesen, haselnussbraun, mit einem Hauch grün darin.

Sie räusperte sich und kaute sichtlich nervös auf ihrer Lippe herum. Mein Blick blieb auf ihren schneeweißen Vorderzähnen hängen, die sich in das üppige Fleisch ihres Mundes gruben. Eine merkwürdige Spannung lag in der Luft. Um die Situation ein wenig zu entschärfen, rang ich mir eine Entschuldigung ab. „Bitte verzeihen Sie mir mein unangebrachtes Verhalten. Ich wollte Sie wirklich nicht so anfahren.“

Ich fühlte mich dazu verpflichtet, meine übertriebene Reaktion zu erklären. „Schauen Sie, ich habe nicht damit gerechnet, jemanden hier anzutreffen. Ich komme seit Jahren hierher und bin eigentlich immer allein. Dass plötzlich noch jemand an Melodys Grab steht, hat mich irritiert. Aber das gibt mir noch lange nicht das Recht, Sie auf diese Weise anzupflaumen.“

Endlich erholte sie sich von dem Schock, an so einem friedlichen Ort von einem fast 1,90 Meter großen Kerl angeblafft worden zu sein. Sie schenkte mir ein süßes Lächeln. Der Anblick ihrer sanft geschwungenen Lippen lenkte meine Aufmerksamkeit erneut auf ihren Mund. Keine allzu üppigen Lippen, aber voll genug, um einen sexy Schmollmund zu produzieren, sollte sie es darauf anlegen. Die intensiv rosa Tönung passte perfekt zu ihrem ausdrucksstarken Gesicht mit den hohen Wangenknochen. Ein schmaler Hals, biegsam und mit einer zarten Kehle, war das Nächste, was mir auffiel, der Rest verschwand unter dem unförmigen braunen Poncho. Ein Kleidungsstück, das bei Frauen gerade wohl sehr beliebt war, ich sah die Dinger ständig. Nur leider verdeckte es ihren gesamten Körper. Nichtsdestotrotz ließen ihre schlanken Beine erahnen, dass sich darunter eine sportliche Figur verbarg.

Als sie auf meine Entschuldigung reagierte und ich ihre melodische Stimme zum ersten Mal ohne panischen Unterton darin hörte, rann mir ein wohliges Kribbeln über den Nacken.

---ENDE DER LESEPROBE---