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"Besonnen leben" bietet dem/der Lerser/in ein philosophisches Frage- und Antwortspiel zu 180 Themen des nach sich selbst und der Welt fragenden Menschen. "Der Suchende fragt - der Besonnene antwortet ..." Der/die Leser/in erhält niemals fertige Antworten. Die Texte enthalten immer Aufforderungen zur Selbstreflexion.
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Seitenzahl: 164
Veröffentlichungsjahr: 2016
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Vorwort(e)
Wahres und Unwahres
Positionen
Sinn und Zweck
Bilder der Wirklichkeit
Erkenntnisse
Glaubensfragen
Alltagsbewusstsein
Gutes und Böses
Lebenshaltungen
Gerecht leben
Entäußerung(en)
Ich - Wer ist das?
Nachwort(e)
Über den Autor:
Gezeiten Haus Ideologie
Eines der unterscheidend menschlichen Wesensmerkmale ist die Fähigkeit zu fragen.
Das Kleinkind erwacht mit seinen ersten Fragen zum wissenden Leben.
Der Schüler erschließt sich durch Fragen den Bildungshorizont seiner Lebensgemeinschaft.
Der Fremde orientiert sich fragend in einer ihm noch unbekannten Welt.
Der Zweifelnde hinterfragt und will Fragwürdiges klären.
Der Sinnsucher strukturiert nach der Welt und nach sich selbst fragend, seine Selbst- und Lebensentwürfe.
Der über sich hinausdenkende und sich über Grenzen hinaus entwerfende Mensch fragt nach dem Ursprünglichen und nach dem Absoluten.
Fragen sind wichtiger als Antworten, dies wusste schon Sokrates. Er verstand es meisterhaft, suggestiv zu fragen und seinen Gesprächspartnern auf seine Weise deutlich zu machen, dass sie selbst Wissende sind.
Ohne Fragen bleibt der Alltag leer und verkümmert zur bloßen Lebensroutine.
Ohne Fragen erstarrt das Leben zur verordneten und zur blind akzeptierten Ideologie.
Ohne Fragen behält der Mensch nur eine überwiegende biologische Funktion.
Auch der erwachsene Mensch darf in jeder Hinsicht und in jedem Zusammenhang wie das Kind Fragen stellen, Fragen nach dem Warum, nach dem Wie und Wann, schließlich nach dem Wesen und der Bedeutung der Dinge.
Darum frage und werde ein weiser Mensch. Weise zu werden ist eine der Begründungen und eines der Hauptziele des philosophierenden Menschen.
Ein Wissender zu werden, ist die Absicht des Wissenschaftlers.
Die Besonnenheit (griechisch: sophrosyne) wurde von Sokrates, dem griechischen Urvater des praktischphilosophischen Diskurses, zu einer der Kardinaltugenden des denkenden und sich dialogisch positionierenden Menschen erklärt.
Der Mensch erblickt als Mängelwesen das Licht der Welt, hilflos und grundlegend angewiesen auf Richtungslenkungen aus seinem unmittelbaren sozialen Umfeld und aus der Lebensgemeinschaft seiner Epoche.
Eine gelungene frühe Biografie bringt den sich selbst reflektierenden und nicht den fertigen Menschen hervor. Gefragt ist der aktive, kommunikative und der sich der Wahrheit der Anderen aussetzende Mensch. Der passive Mensch gibt lediglich Wissen wider, das ihm übermittelt wurde. Er akzeptiert unhinterfragt das verfasste Gedankengut des jeweiligen Kollektivs.
Der besonnene Mensch erlebt sich und die Welt gelassen und heiter.
Der besonnene Mensch strebt die stets sich der Wirklichkeit aussetzende Erkenntnis an.
Er präsentiert sich nicht als geachteter Weiser sondern als intelligenter Gesprächspartner, der über die offene oder über die suggestive Ansprache zum Denken und zum Überdenken anregt.
Der Besonnene übernimmt die Rolle des Geburtshelfers für den nach Orientierung und nach Sinn Suchenden.
Er öffnet Sinne und Sinnkategorien über die gemeinsame Besinnung.
Besonnenheit zeichnet den Menschen aus, der sich selbst, den Alltag und die Welt zur Disposition stellt.
Darum wage es, besonnen zu leben!
Auf den folgenden Seiten werden nur zwei Rollen besetzt. Lediglich zwei Akteure entwerfen und spielen ein Weisheits- und Wissensspiel.
Der Suchende fragt, der Besonnene antwortet. Gemeint ist der Mensch in seiner ihm eigenen jeweiligen Lebenssituation. Deshalb wollen wir in der Anrede nicht Männliches und Weibliches differenzieren.
Die Rollen dürfen nach je eigenem Ermessen des Lesers/der Leserin immer wieder getauscht werden. Fragen fordern Antworten, Antworten implizieren neue Fragen. Beide Positionen stehen jedem Beteiligten offen.
Die Akteure kreieren im Austausch ihr Verständnis von Wahrheit und Wirklichkeit. Sie liefern den Stoff für Lehrtexte. Lehrtexte und Lehrbücher haben dann einen grundlegenden Wert, wenn sie anregen. An-Regung ist hier wörtlich zu verstehen: auch der Fragende darf zum Wissenden avancieren und seinerseits nachdenklich stimmen, das heißt, er darf zum Sinnieren auffordern.
Gescheite Fragen erschließen nicht selten bisher Unbedachtes.
Die Antwort des Besonnenen darf wiederum in eine/r Frage aufgehen. Der Besonnene weiß nicht. Er „erarbeitet“ zusammen mit dem Fragenden Wissens- und Lebensfreude.
Es ergibt sich dann kein Ungleichgewicht zwischen Lehrer und Schüler. Beide regen einander wesentlich an, sich mit dem Anderen und mit sich selbst auseinanderzusetzen.
Der Erkenntnisgewinn resultiert aus einem intellektuellen Frage- und Antwort-Spiel.
Fühle dich daher durch den Suchenden immer auch selbst zur Besinnung herausgefordert. Setze dich durchaus kritisch und vielleicht skeptisch mit den Antworten des Besonnenen auseinander.
Wage es auch, zu widersprechen und eigenen Antworten zu formulieren.
Der Fragende akzeptiert keine Grenzen.
Was nicht erfragt werden darf erzeugt Misstrauen.
Der Fragende darf nicht immer und in jeder Hinsicht erfüllende Antworten erwarten. Er sollte sobald er sich herausgefordert fühlt, die Rolle des Besonnenen selbst übernehmen:
„Ich frage mich, dich, die Anderen .., wie, ob, warum …“
Wir wollen daher den generellen Dialog aufnehmen, Phänomene reflektieren, für die Menschen schon seit Urzeiten Erklärungen suchen, vielleicht aber auch erst ausgelöst und bedingt durch entfremdende Entwicklungen in der Welt der Moderne.
Wir wollen nachdenken über das Leben und über die Welt, Menschliches und Übermenschliches, Alltägliches und Besonderes, über uns selbst und über das Selbst.
In den einzelnen Abschnitten fragen wir nach Wahrem und Unwahrem, nach Sinn und Zweck, Positionen und Negationen. Wir reflektieren Lebenshaltungen und Glaubensfragen, hinterfragen Erkenntnisse, Ideale und ethische Prinzipien.
Schließlich erwarten wir Antworten, die uns in die Lage versetzen, eigene Bilder des Wirklichen zu entwerfen, ein Alltagsbewusstsein aufzubauen, uns authentisch zu „entäußern“ und ein eigenes Ich zu konstituieren.
Vielleicht wollen wir aber einfach nur erschließend und auffordernd im fiktiven Dialog mit dir/euch reden. Die Themen magst du / mögt ihr später weitergehend selbst bestimmen, wenn ihr die Rollen der beiden Akteure übernehmen wollt.
Wie kann es gelingen, aus Millionen von Sinn-Orientierungs-Angeboten ein persönliches Lebenskonzept zu entwickeln?
Ich erlebe mich häufig hilflos und ratlos.
Ich fühle mich ins Leben geworfen, ohne dass mir eine Richtung vorgegeben wird.
Ich soll mich bedienen und mich zwischen den Angeboten der verschiedensten Ideologien und Ideologen, wohlgemeinten Ratschlägen und Instruktionen entscheiden.
Wo und wie finde ich mein Konzept?
Nimm dir die folgende Aufgabe vor, ohne deine Ratlosigkeit vorzuzeigen:
Stelle dir einen immensen Baukasten mit Bauklötzen vor, die ausnahmslos Kugelform besitzen. Versuche aus diesen Bauelementen einen Turm zu konstruieren. Du erachtest diese Aufgabe als unlösbar?
Es gibt für deine Kreativität viele Lösungswege.
Nimm einen Hohlzylinder, der den Kugeln äußeren Halt gibt.
Suche Verbindungsstücke, mit denen du die Kugeln zusammenfügen kannst.
Was fällt dir noch ein?
Lebenssinn und Lebenskonzept finden heißt, Verbindungsarbeit zu leisten mit/zwischen den vielen Steinen des Lebensbaukastens, vielleicht auch nach äußeren Stützen zu suchen.
Du selbst bleibst der Baumeister!
Ist es möglich, an das Leben der Menschen Maßstäbe anzulegen?
Wie ist es zu rechtfertigen, dass Noten für Verhalten und Handlungsergebnisse vergeben werden?
Dürfen wir besseres von schlechterem Leben auf diese Weise unterscheiden?
Lassen sich Konkurrenz, Rivalisierung, Machtkämpfe und Hierarchien vermeiden, wenn wir aufhören uns und unsere Leistungen zu messen?
Wie häufig wird der messende zum vermessenden Menschen!
Wir überschätzen unsere Fähigkeiten und (Selbst) Kontrollmöglichkeiten.
Wir glauben über Berechnungen und logische Schlussfolgerungen die Welt und uns selbst beherrschen zu können.
Wir schulen uns in Leistungsverhalten und Leistungsvergleichen. Der eine will besser als der andere sein.
Den Menschen kann man nur in der oberflächlichen Betrachtung vermessen. Seine Eigentlichkeit ist unermesslich, ähnlich wie die Farben und Entfaltungen der Natur.
Darum hüte dich vor übersteigerten Messoperationen!
Wie kann ich scheinbar Unveränderbares besser annehmen und ertragen?
Wie kann ich meinen Alltag weniger mit Sorgen beladen?
Wie gelingt es mir, seltener mit dem Schicksal zu hadern?
Kann ich Gleichgültigkeit erreichen ohne abgestumpft und träge zu leben?
Kann ich eine praktische Lebensweise erlernen, die mir die Akzeptanz erleichtert?
„Die Ursache des Schmerzes ist nicht er selbst, sondern wie wir ihn wahrnehmen“.
Diese Auffassung und Haltung Marc Aurels macht deutlich: Auch wenn wir das Leben und die Welt nicht kontrollieren und nach unserem Willen steuern können, so doch unsere Zuordnung von Aufmerksamkeit und Deutungsgehalten.
Du kannst den Regen als verregnete Freizeitvergnügungen wahrnehmen, aber auch als ein das Leben ermöglichendes Geschenk. Du wirst ihn erdulden und ertragen und mit der jeweiligen Interpretationsaufgabe wachsen und deine Affekte zügeln.
Alles in allem wirst du über die Änderung der Wahrnehmungsrichtung die stoische Ruhe erreichen können.
Die Menschen verwirren mich mit ihren vielen, oft gegensätzlichen Antworten auf meine Fragen.
Ich lasse mich von Meinungen, Weisungen, Ratschlägen und Lehren in unterschiedliche Richtungen schicken und stelle oft fest, dass ich falsche Wege gewählt habe und gegangen bin.
Wer weist mir die wahre Lebensrichtung auf?
Wo und wie erfahre ich Wahrheit?
Verabschiede dich von deiner Erwartung, die Wahrheit zu finden. Sie gleicht dem Gramm Gold, das du aus Tausenden von Sandkörnern heraussieben musst, das du dann gegen Diebe verteidigen und nicht selten auch wieder hergeben musst. Bleibe aber wie die anderen Menschen ein Wahrheits-Suchender. Du wirst dann statt auf die kaum erreichbare eine Wahrheit auf viele Wahrheiten stoßen und sie mit den Suchenden reflektieren und diskutieren.
Wahrheiten werden gemeinsam ermittelt und festgelegt. Sie besitzen nur für begrenzte Zeiträume Gültigkeit. Du wirst jedoch in der sinnlichen Auseinandersetzung mit den Wahrheiten des Lebens dein geistiges Glück erfahren.
Du wirst häufiger erfreut feststellen können: Ich habe eine Wahrheit gefunden!
Mich blenden die unabsehbar vielen Lichter unserer beleuchteten und bis in jeden Winkel ausgeleuchteten Tage.
Die optischen Eindrücke kann ich kaum mehr verarbeiten.
Manchmal fühle ich mich wie ein Blinder, dem die Sehkraft geschenkt wird. Der hat nie gelernt, sich sehend zu orientieren. Er wird seine Augen sofort wieder schließen wollen, um nicht in der Fülle der ungewohnten Signale zu ertrinken.
Könnte es auch für mich wichtig sein, häufiger die Augen zu schließen?
Du würdest dich mit diesem Entschluss auf den Erfahrungsweg der Mystiker begeben.
Um zum Wesentlichen zu gelangen, zum Zentrum deines Selbst und deiner inneren Erfahrung, musst du deine Augen schließen, die dominierende optische Wahrnehmung vorübergehend ausschalten. Nur so wirst du die verdrängten Ebenen deines sinnlichen Lebens erreichen und viel intensiver, qualitativ reicher und voller emotional besetzter Erfahrungen in der Tiefe deiner Selbst letztlich in der Welt sein.
Darum erlaube dir häufiger, die Augen zu schließen!
Regelmäßig treffe ich in meinen Alltagen Lehrer, die mir verdeutlichen wollen, was ich glauben und wissen sollte. Sie sind überzeugt, die wahre Lehre zu übermitteln, schließen sich in Gemeinschaften und Bündnissen zur Wahrung und Verteidigung ihrer Lehre zusammen.
Wie kann ich wahre Lehren von Irrlehren unterscheiden?
Kann es mir gelingen, selbst meine Lebenslehre zu finden oder werde ich Schüler der vermittelten Lehre sein müssen?
Es gibt keine wahren Lehren genauso wenig wie irre Lehren per se existieren. Um unterscheidend zu urteilen und eindeutig zuzuordnen, müssten wir allgemeingültige Wahrheiten erkennen. Erst dann wird die Bewertung „richtig oder falsch“ möglich sein. Die Verurteilung von Irrlehren verrät oft die Haltung der Dogmatiker und der Hüter ihrer Wahrheiten. Sie lassen keine Alternative zu.
Daher wage so häufig wie möglich zu zweifeln und eigene Lehren zu entwickeln, denn irren ist menschlich.
Mich holt immer wieder eine skeptische und selbstvernichtende Grundstimmung ein.
Ich muss mir in solchen Momenten eingestehen, dass ich nicht mehr mit mir anzufangen wusste, als mein Leben abzuleben. „Wieder einmal einen Tag gut hinter mich gebracht“. So intensiv ich auch forschen und analysieren mag, ich finde keine heilsversprechenden Selbstaufgaben.
Das grundlegende Phänomen des Lebens scheint die vernichtende Unbestimmtheit zu sein.
Wie entgehe ich diesem deprimierenden Nihilismus?
Bewerte zunächst durchaus positiv, dass du immer wieder die Selbstzerstörung erlebst. Du solltest sie sogar suchen! Denn die bebaute Fläche ist nicht mehr für Neuplanungen nutzbar. Reiße daher Gewohntes ein und schaffe damit Raum für Neues. Die Ergebnisse deiner Tage scheinen dir zu zeigen, dass dein Sinngebäude leergezogen ist und unbewohnbar geworden ist.
Die Vernichtung ist als Akt deiner Handlung nicht mit dem Nichts gleichzusetzen, sondern eher mit deiner Möglichkeit.
Erlebe die Freiheit des Destruktiven, genieße deine ungeahnten Freiräume für deine eigen gestellten Selbstaufgaben!
Ich beschäftige mich mit dem Satz eines für die geistige Entwicklung des Abendlandes bedeutenden Philosophen: „Außer unseren Gedanken steht nichts vollständig in unserer Gewalt“ (René Descartes).
Ich bin desillusioniert. Sollte mir wirklich nichts anderes erlaubt sein als zu denken?
Muss ich ansonsten in jeder Hinsicht die Einflussnahme und Übersteuerung durch andere hinnehmen?
Ich verzweifele noch weitergehend: Sind es überhaupt meine Gedanken, die ich denke oder erlebe ich mich auch als denkender Mensch lediglich als Widerspiegelung?
Ändere zunächst deine Bewertungen:
Erlebe deine innere Freiheit, denn deine Gedanken sind frei, auch wenn du in äußerer und innerer Freiheit leben solltest.
Konstruiere dich und die Welt wie Descartes rational selbst.
Erfahre denkend, dass es dich gibt und dass alles was du rational annehmen kannst auch zu einem wichtigen Bestandteil deines Selbst- und Weltentwurfes heranreifen kann.
Verwirf auch abstruse Gedanken nicht zu früh. Deute sie häufiger als „zündende Ideen“!
Ich möchte nicht als „existenzieller Single“ mein Leben verbringen. Ich möchte dazu gehören. Das Außenseiterdasein bedroht mich mit sozialer und seelischer Isolation.
Ich möchte mich mitteilen können und will verstanden werden.
Ich möchte mit den anderen feiern, singen, lachen, in die Nächte hinein tanzen.
Ich möchte im schützenden Umkreis der Menschen einschlafen und aufwachen.
Auch in meinen Sinnentwürfen und Sinnantworten will ich keine existenzielle Einsamkeit.
Ich suche Zusammenhangs- und Rückbindungserfahrungen.
Wie kann ich das Glück finden, mich aufgehoben zu wissen und zu fühlen?
Dein Leben ist immer nur ein Teil oder besser gesagt, ein anteiliges Leben. Du nimmst biologisch, geistig und seelisch an dir vor- und übergeordneten Prozessen teil. Dein gesamtes Funktionieren zeigt dir die wunderbare Programmierung eines komplexen und doch für dich einzeln ausgestalteten Systems. Du bist von deiner Idee, die in dir waltet, von der Energie, die in dir arbeitet und von den in dir angelegten Zielen her betrachtet, immer Teil des Ganzen. Dieses „Ganze“ wird sich dir aber selten zeigen. Es bleibt dir aufgegeben, herauszufinden, welches Ganze dir dein Dasein aufgibt und mitteilt.
Als Kind liebte ich es, Zirkusvorstellungen zu besuchen.
Auch heute löst die Welt der Gaukler, Clowns und Artisten in mir noch grundlegende Anziehungskräfte aus. Die Leichtigkeit und Bewegungseleganz der Seiltänzer fasziniert mich. Sie weist aber auch gleichzeitig auf das Lebensrisiko und -wagnis hin. Die Naivität des herumalbernden Clowns erweckt kindliche Freude und Bedürfnisse in mir. Die meiste Achtung schenke ich aber den Zauberern, die mit ihren Tricks immer wieder erstaunen und verblüffen können. Wie kann ich den Lebenszauberkünstler in mir finden und ausbilden?
Du weißt, dass auch die Zauberkünstler der Zirkuswelt keine übersinnlichen Fähigkeiten besitzen. Sie verstehen es, mit Illusionen zu arbeiten, die Wahrnehmung der Zuschauer zu lenken und zu täuschen. Dies sollte auch im Prinzip dein Weg sein, wenn du den Zauber für dein Leben suchst und erleben möchtest.
Nutze die illusionären Verkennungen.
Baue dir über die veränderte Wahrnehmung deine eigene Zauberwelt auf.
Lasse die Vögel für dich singen und Kapriolen drehen.
Lasse die Gestirne sprechen und dir Beziehungsangebote unterbreiten.
Du wirst das kindliche Staunen nicht verlernen, wenn du zauberst!
Ich möchte wissen, wo und wann ich beginne und wo ich aufhöre.
Womit, wirst du fragen.
Mit mir möchte ich präzisieren, nicht lediglich mit irgendeiner Aufgabe.
Warum soll mein Leben erst mit meiner Geburt als das Meinige registriert werden, warum nicht schon im Leib meiner Mutter?
Bin ich nicht auch schon in der unzähligen Vielfalt meiner Möglichkeiten in Samen und Eizellen meiner Eltern angelegt?
Geht meine Lebensenergie und damit mein wichtigstes Überlebensfeuer mit dem Absterben meines Körpers verloren?
Oder wo und wie existiert die Dynamik weiter, die mein Herz, meine Atmung und alle meine Organe antrieb?
Wo und wann soll ich meinen Anfang setzen, wo und wann mein Ende?
Du wirst erfahren, dass du mit deiner Existenz für eine begrenzte Zeit eine individuelle Form und Gestalt einnimmst, die du über deine Jahre zu erhalten versuchst, um dich abzugrenzen und dich als Einzelmenschen zu erkennen.
Im Grundgehalt deines Menschseins bist du „Baustoff“, der ebenso wie Raum, Zeit und Materie in nicht eingrenzbarer Fülle zur Verfügung steht. Nur für dein vorübergehendes Selbstgebäude bist du räumlich und zeitlich eingrenzbar. Gibt deinem abgezäunten Selbstkonstrukt weniger Bedeutung. Erfahre dann die Freiheiten deiner Welt ohne Grenzen. Im Kern deines Selbst hast du weder einen Anfang noch ein Ende.
„Von einem erfüllenden Leben bin ich weit entfernt“, hörte ich kürzlich einen Kollegen sagen.
Er besitzt nahezu alles, was man sich für einen solchen Lebensstatus vorstellen mag. Vielleicht ist er gerade nicht weit genug entfernt. Seine Aufgaben zwingen ihn nicht, seine Heimat und seinen gewohnten Alltag zurück zulassen. Keine Krankheit oder Leiderfahrung verbietet ihm das übliche Leben und präsentiert ihm das nicht mehr Mögliche.
Ich stelle mir vor, wie es mir ginge, wenn ich Geliebte und Geliebtes hergeben müsste und das an mir selbst Geliebte. Sollte ich das verlassen und die Entfernung einüben, da ich dieser Herausforderung letztlich nicht werde ausweichen können?
Es gibt zwei große Lebensthemen die du angehen wirst, wenn du die Entfernung wertschätzen und anstreben wirst.
Du wirst, wann auch immer, leichter lassen und zulassen können, weil du andere Werte erfahren und in deinen Lebensplan aufgenommen hast. Denn aus der Entfernung siehst du besser und umfassender.
Du wirst aus der Entfernung eher das Wertvolle und die Größe des Lebensgeschenks wahrnehmen und begreifen können.
Denn merke: Das Majestätische des Berges lässt sich nicht von seiner Spitze, sondern nur von den Tälern aus erfahren.
Ich erinnere mich an eines der zentralen Ziele der Arbeiterbewegung des 19. und des beginnenden 20. Jahrhunderts:
Fördere die Bildung der Massen!
Ich selbst habe diese Forderung immer ernst genommen. Wissen ermöglicht Teilhabe. Echte Demokratie braucht den gebildeten Bürger, sonst entartet sie zu Pöbelherrschaft.
Ich will wissen, worüber ich entscheiden soll, aber auch wen ich für geeignet halte, für mich zu entscheiden.
Schafft mir mein Wissen tatsächlich Wahlmöglichkeiten oder muss ich mich - freilich auf höherem Bildungsniveau - weiterhin abhängig und ausgeliefert sehen in einer Pseudo-Demokratie?
Du stellst eine politische Frage, die mir aber gleichzeitig eine zutiefst persönliche Ausrichtung zu haben scheint.
Du suchst nicht nur dein individuelles Wohlergehen sondern, dir sind die Teilhabe und die gemeinsame Aktion wichtig. Nicht nur dafür suchst und brauchst du Bildung. Denn auch diesen Satz kennen wir aus früheren Zeiten: „Wissen ist Macht“. Wenn du nicht nur die politische Macht meinst, sondern deine eigene Reflexions- und Gestaltungsmacht, dann machst du dir deine soziale Selbstwerdung zum Bildungsziel.
Gib deshalb nie auf wissen zu wollen!
Heute Nacht wurde ich von Albträumen geplagt. Als ich erwachte sah ich mein zerwühltes, schweißnasses Bettzeug, Zeugnis eines offensichtlich lang andauernden nächtlichen Kampfes. Bruchstücke der Träume kann ich im Tagbewusstsein wiederfinden. Man hat mir meine Welt genommen. Ich wurde verurteilt, in einer von einem Computervirus gesteuerten Welt zu leben. Die anderen erlebte ich nur noch als Mitspieler vor riesigen Bildschirmen und Tastaturen. Ich suchte verzweifelt die reale Welt und konnte sie nicht mehr finden.
Sollte ich den Traum als Botschaft verstehen?
In deinen Träumen verarbeitest du unbewältigte Anteile deiner erlebten Geschichte. Die Inhalte werden über deine Traumarbeit neu und oft verwirrend zusammengesetzt. Sie werden aber nie gänzlich erfunden. Wenn du Träume oder einzelne Traumszenen erinnerst, stellen sie Appelle für dich dar. Entschlüssle die Botschaften. Setze das im Schlaf Erlebte in Lebensaufträge um. Dir wird in der virtuellen Welt deine eigene Erlebniswelt genommen.
Wehre dich, indem du dich der infizierenden Matrix entgegen stellst. Mobilisiere deine Abwehrkräfte.
Das Traumszenario des Schreckens kannst du auflösen.
Stehe auf, ohne dein Bett zu machen, denn es erinnert dich an deine notwendigste Bestimmung: Finde und lebe deine Realität!