Bis zur letzten Stunde - Traudl Junge - E-Book

Bis zur letzten Stunde E-Book

Traudl Junge

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Beschreibung

Traudl Junge war 22 und träumte von einer Karriere als Tänzerin als sie die »Chance ihres Lebens« bekam: Adolf Hitler bat die junge Sekretärin zum Diktat. Von 1942 bis zu Hitlers Tod war sie stets an seiner Seite, tippte seine Reden, seine Briefe und sogar sein so genanntes »privates« und »politisches« Testament.

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Das Buch

Von Dezember 1942 bis zu seinem Selbstmord im Führerbunker am 30. April 1945 war Traudl Junge Hitlers persönliche Sekretärin. Sie war vor Ort, als am 20.Juli 1944 das Attentat auf ihn verübt wurde. Und sie war es, der er sein »politisches« und privates Testament diktierte. Das einfache Mädchen aus München war innerhalb kürzester Zeit in das Zentrum der braunen Macht geraten. 1947 schrieb sie ihre Erlebnisse in Hitlers engstem Kreis auf – das Gesamtmanuskript blieb jedoch unveröffentlicht. Die renommierte Autorin Melissa Müller hat sich an die Herausgabe dieses einzigartigen historischen Dokuments gemacht und versieht Traudl Junges Aufzeichnungen mit einer biographischen Einleitung und einem ausführlichen Nachwort auf Grundlage persönlicher Gespräche. Darin schildert sie auch Traudl Junges spätere Sicht auf ihre Vergangenheit, die wie ein Schatten über ihrem Leben lag, und beschreibt das Entsetzen angesichts der Erkenntnis ihrer Schuld und Naivität. Der große Kinofilm Der Untergang von Bernd Eichinger basiert u.a. auf den Erinnerungen von Traudl Junge.

Die Autorinnen

Traudl Junge wurde 1920 als Tochter eines Bierbrauermeisters in München geboren. Nach dem Krieg geriet sie in russische Gefangenschaft, wurde aber bald freigelassen. Traudl Junge starb im Februar 200 kurz nach Erscheinen dieses Buches. Melissa Müller, 1967 in Wien geboren, schreibt als freie Journalistin für deutschsprachige Kultur- und Nachrichtenmagazine. Ihr Buch Das Mädchen Anne Frank erregte großes internationales Aufsehen. Melissa Müller lebt in München.

Traudl Junge

Bis zur letzten Stunde

Hitlers Sekretärin erzählt ihr Leben

Unter Mitarbeit von Melissa Müller

Besuchen Sie uns im Internet:www.list-taschenbuch.de

Alle Rechte vorbehalten. Unbefugte Nutzungen,

wie etwa Vervielfältigung, Verbreitung,

Speicherung oder Übertragung

können zivil- oder strafrechtlich verfolgt werden.

Ungekürzte Ausgabe im List Taschenbuch

1. Auflage Oktober 2003

8. Auflage 2011

© 2002 by Traudl Junge und Melissa Müller

Umschlaggestaltung und Konzeption:

RME Roland Eschlbeck und Kornelia Rumberg

(nach einer Vorlage von Hauptmann und Kompanie Werbeagentur, München–Zürich)

Titelabbildung: Walter Frentz

Satz: Franzis print & media GmbH, München

eBook-Konvertierung: CPI – Clausen & Bosse, Leck

Printed in Germany

eBook ISBN 978-3-8437-0582-0

»Wir können unsere Biographie nicht im Nachhinein korrigieren, sondern müssen mit ihr leben. Aber uns selbst können wir korrigieren.«

VORWORT

Von Traudl Junge

Dieses Buch ist keine späte Rechtfertigung. Keine Selbstanklage. Ich will es auch nicht als Lebensbeichte verstanden wissen. Vielmehr ist es ein Versöhnungsversuch, nicht mit meiner Umwelt, sondern mit mir selbst. Es bittet nicht um Verständnis, aber es will verstehen helfen.

Ich war zweieinhalb Jahre Hitlers Sekretärin. Abgesehen davon ist mein bisheriges Leben unspektakulär verlaufen. 1947/48 habe ich meine damals noch sehr lebhaften Erinnerungen an mein Leben in unmittelbarer Nähe von Adolf Hitler zu Papier gebracht. Das war zu einer Zeit, als »wir alle« nach vorne schauten und das Erlebte – übrigens erstaunlich erfolgreich – verharmlosten und verdrängten. Damals ging ich recht unbefangen ans Werk und wollte die wichtigsten Ereignisse und Episoden aus jener Zeit festhalten, bevor Details, die später einmal von Interesse sein könnten, verblassten oder ganz in Vergessenheit gerieten.

Als ich mein Manuskript mit Abstand von mehreren Jahrzehnten wieder las, erschreckte und beschämte mich die Kritik- und Distanzlosigkeit, mit der ich damals ans Werk gegangen war. Wie konnte ich nur so naiv und leichtsinnig gewesen sein? Das ist aber nur einer der Gründe, warum ich mich bisher davor scheute, das Manuskript zur Veröffentlichung in meiner Heimat freizugeben. Ein anderer ist, dass mir mein Schicksal und meine Beobachtungen angesichts der Flut von Literatur über Adolf Hitler und sein »Tausendjähriges Reich« nicht bedeutsam genug erschienen. Hinzu kommt, dass ich Sorge vor Sensationsgier und Beifall aus der falschen Ecke hatte.

Ich habe meine Vergangenheit niemals verheimlicht, doch meine Umwelt machte es mir in den Nachkriegsjahren sehr einfach, sie zu verdrängen: Ich sei zu jung gewesen und zu unerfahren, um meinen Chef zu durchschauen, hinter dessen biederer Fassade sich ein Mann mit verbrecherischer Machtlust verbarg. Das meinte nicht nur die Entnazifizierungskommission, die mich als »jugendlichen Mitläufer« entlastete. Das meinten auch alle meine Bekannten, mit denen ich über meine Erfahrungen sprach, nicht nur jene, die selbst im Verdacht der Mittäterschaft standen, sondern auch vom Regime Verfolgte. Ich habe diesen Freispruch nur zu gern angenommen. Schließlich hatte ich gerade erst meinen 25. Geburtstag gefeiert, als das nationalsozialistische Deutschland zusammenbrach, und wollte vor allem eins: leben.

Erst Mitte der sechziger Jahre begann ich langsam, mich ernsthaft mit meiner Vergangenheit und meinen wachsenden Schuldgefühlen auseinander zu setzen. Dies wurde im Lauf der vergangenen 35Jahre zu einem immer quälenderen Prozess; der aufreibende Versuch, mich selbst und meine damaligen Motivationen zu verstehen. Ich habe gelernt dazu zu stehen, dass ich 1944 22Jahre jung und abenteuerlustig, von Adolf Hitler fasziniert war, dass er ein angenehmer Chef und väterlicher Freund war, dass ich die warnende Stimme in mir, die ich durchaus vernahm, absichtlich überhörte und die Zeit bei und mit ihm fast bis zum bitteren Ende genoss. Nach den Enthüllungen über die Verbrechen dieses Mannes werde ich bis zu meiner letzten Stunde mit dem Gefühl der Mitschuld leben.

Vor zwei Jahren lernte ich die Autorin Melissa Müller kennen. Sie suchte mich auf, um mir, der Zeitzeugin, ein paar Fragen über Adolf Hitler und seine künstlerischen Vorlieben zu stellen. Aus einem Gespräch wurden viele, in denen es um mein Leben und die Langzeitwirkung ging, die die Begegnung mit Hitler auf mich hatte. Melissa Müller gehört zur zweiten Nachkriegsgeneration, ihr Blick ist durch ihr Wissen über die Verbrechen im Dritten Reich geprägt. Sie gehört aber nicht zu denen, die hinterher alles besser wissen. So einfach macht sie es sich nicht. Sie hört zu, was wir Zeitzeugen, die wir einst im Bann des Führers standen, zu erzählen haben, und unternimmt den Versuch, den Wurzeln des Geschehens nachzuspüren.

»Wir können unsere Biographie nicht im Nachhinein korrigieren, sondern müssen mit ihr leben. Aber uns selbst können wir korrigieren.« Reiner Kunzes Zitat aus seinem »Tagebuch eines Jahres« ist in meinem Leben zu einem bedeutenden Leitsatz geworden. »Nur erwarte man nicht immer den öffentlichen Kniefall«, heißt es dort weiter. »Es gibt stumme Scham, die beredter ist als jede Rede – und zuweilen ehrlicher.« Melissa Müller konnte mich schließlich davon überzeugen, mein Manuskript trotzdem zur Veröffentlichung freizugeben. Wenn es mir gelingt, so dachte ich, ihr verständlich zu machen, wie leicht es war, Hitlers Faszination zu erliegen, und wie schwer es ist, mit der Erkenntnis, einem Massenmörder gedient zu haben, zu leben, müsste es auch gelingen, es den Lesern verständlich zu machen. Das jedenfalls ist meine Hoffnung.

Im vergangenen Jahr hat Melissa Müller mich mit André Heller bekannt gemacht, der für mich nicht nur ein außergewöhnlich interessanter Künstler, sondern auch ein sehr engagierter, moralisch-politisch standhafter Mensch ist. Intensive Gespräche mit ihm waren ein weiterer, unendlich wertvoller Anstoß, mich mit dem Mädchen Traudl Humps, mit dem ich so lange auf Kriegsfuß stand, auseinander zu setzen. Ein wesentlicher Teil unserer Gespräche fand vor laufender Kamera statt. André Heller und Otthmar Schmiderer gestalteten aus den Aufnahmen die Filmdokumentation »Im toten Winkel«, die parallel zu diesem Buch erscheint.

Aus dem vorliegenden Buch spricht einmal die junge und einmal die alte Junge. Die junge Junge hat sich, gleichsam posthum, vom immer noch wachsenden Interesse an sogenanntem Insiderwissen über das Naziregime zur Herausgabe ihrer frühen Aufzeichnungen motivieren lassen, und hofft, dass sie mit ihrem Text Aufklärung leisten kann. Die alte Junge will zwar kein Moralapostel sein, hofft aber trotzdem, einige Gedanken weitergeben zu können, die keineswegs so banal sind, wie sie im ersten Moment klingen mögen: Schöne Fassaden täuschen oft, der Blick dahinter lohnt sich immer. Der Mensch soll auf die Stimme seines Gewissens hören. Es braucht nicht annähernd so viel Mut, wie es scheint, um Fehler zuzugeben und aus ihnen zu lernen. Der Mensch ist auf der Welt, um sich lernend zu wandeln.

Traudl Junge

im Januar 2002

EINE KINDHEITUND JUGENDIN DEUTSCHLAND

Von Melissa Müller

Zwischen den Zeiten. München 1947. Aus der »Hauptstadt der Bewegung« ist eine Trümmerstadt geworden. Die Menschen sind erschöpft von Hunger und Kälte, zugleich stehen sie am Anfang. Ein krasses Nebeneinander von erbärmlicher Not und exzessiver Lebenslust. Traudl Junge ist 27Jahre alt, eine heitere, lebenshungrige Frau. Sie gilt als »entlastet« schon aufgrund ihres Alters, das hat ihr die Entnazifizierungskommission bescheinigt. Sie arbeitet als Sekretärin, wechselt häufig die Stellung. Man lebt von einem Tag auf den anderen. Traudl Junge gilt als gute Kraft, »besonders hervorzuheben« heißt es in einem Arbeitszeugnis aus der Zeit, seien »ihre rasche Auffassungsgabe, guter Briefstil und ihre weit über jedem Durchschnitt stehenden Leistungen in Maschinenschreiben und Stenographie«. Abends ist sie Stammgast in den Kabaretts und Kleinkunstbühnen der Stadt, die wie Pilze aus dem Boden schießen. Geld und Lebensmittel sind knapp, auch Zigaretten. Freunde und Nachbarn halten zusammen und teilen, was sie haben. Traudl Junge hat ihr Leben vor sich und – so hofft sie – auch die ganz große Liebe und das ganz große Glück. Konkrete Vorstellungen hat sie nicht von der Zukunft, aber sie glaubt daran.

Schnitt.

München 1947. Aus der »Hauptstadt der Bewegung« ist eine Trümmerstadt geworden. Traudl Junge ist 27Jahre alt und seit drei Jahren Witwe. Ihr letzter Arbeitgeber, der »angenehmste, den ich bislang hatte«, wie sie sagt, ist tot, viele ihrer engsten Kollegen aus Kriegstagen gelten als verschollen. Ob sie in russische Lager verschleppt worden sind oder Selbstmord verübt haben – sie weiß es nicht. Sie selbst hat mehrere Monate in russischer Gefangenschaft, eine langwierige Diphtherie-Erkrankung und eine abenteuerliche Flucht von Berlin nach München überlebt. Sie ist mit gemischten Gefühlen zurückgekommen, in der Angst, an den Pranger gestellt oder gemieden zu werden. Sie verheimlicht nicht, dass sie zweieinhalb Jahre Hitlers Privatsekretärin war, und stellt erleichtert fest, wie wenig man sich für ihre Vergangenheit interessiert. Nicht einmal ihre Mutter will Näheres wissen. Die sensationslüsterne Frage: Sag, ist der Hitler auch wirklich tot? hört sie zwar öfter, Details scheinen jedoch niemanden zu interessieren, geschweige denn irgendwelche Erklärungs- oder Rechtfertigungsversuche. Ihre diffusen Selbstvorwürfe, einem Völkermörder gedient zu haben und damit an seinen Verbrechen mitschuldig zu sein, nimmt man ihr. Du warst doch noch so jung … Das Vergessen hat 1947 längst begonnen; Selbstschutz für Täter, Mitläufer und Opfer gleichermaßen.

Eine Hauptdarstellerin, zwei Szenarien – beide treffen zu.

Traudl Junges Leben in den ersten Nachkriegsjahren ist gespalten. Auf der einen Seite die belastenden Erinnerungen an die unbeschwerte Zeit im Kreis Adolf Hitlers und an ihr dramatisches Ende, mit denen sie allein gelassen ist. Auf der anderen Seite der Trümmeralltag mit seinen unmittelbaren Nöten und Freuden, die sie mit anderen – Freunden, Bekannten, Mutter und Schwester – teilen kann.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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