Blutfeuer - Helmut Vorndran - E-Book

Blutfeuer E-Book

Helmut Vorndran

4,4

Beschreibung

Die Klimakatastrophe hat Franken im "heißen Griff", und der erste Hurrikan der Mittelmeergeschichte zieht über die Alpen. Im Gefolge dieser stürmischen Ereignisse sterben immer mehr Menschen oberfränkischer Herkunft an einer rätselhaften Krankheit. Zeitgleich werden scheinbar ohne Zusammenhang fünf Rentner in einem Bamberger Altenheim ermordet. Die Bamberger Polizei unter Kommissar Haderlein und Kollege Lagerfeld stößt auf geheimnisvolle und immer schockierendere Zusammenhänge.

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Helmut Vorndran, geboren 1961 in Bad Neustadt/Saale, lebt mehrere Leben: als Kabarettist, Unternehmer und Buchautor. Als überzeugter Franke hat er seinen Lebensmittelpunkt ins oberfränkische Bamberger Land verlegt und arbeitet als freier Autor unter anderem für Antenne Bayern und das Bayrische Fernsehen. Im Emons Verlag erschienen seine Kriminalromane »Das Alabastergrab« und »Blutfeuer«.

Dieses Buch ist ein Roman. Handlungen und Personen sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen sind rein zufällig.

© 2010 Hermann-Josef Emons Verlag Alle Rechte vorbehalten Umschlagzeichnung: Heribert Stragholz Umschlaggestaltung: Tobias Doetsch, Berlin eBook-Erstellung: CPI – Clausen & Bosse, LeckISBN 978-3-86358-015-5 Franken Krimi Originalausgabe

Die stillsten Worte sind es, welche den Sturm bringen.

Für Hildegard Vorndran

Gehet ein durch diese enge Pforte. Denn die Pforte ist weit, und der Weg ist breit, der zur Verdammnis führt, und ihrer sind viele, die darauf wandeln. Darum werden ihre Plagen auf einen Tag kommen. Tod, Leid und Hunger, mit Feuer werden sie verbrannt werden. Der Herr wird dich schlagen mit bösen Krankheiten und Gebrechen, dass du nicht kannst geheilt werden, von den Fußsohlen an bis auf den Scheitel. Dein Trotz und deines Herzens Hochmut hat dich betrogen, weil du in Felsenklüften wohnst und hohe Gebirge innehast. Wenn du denn gleich dein Nest so hoch machtest wie der Adler, dennoch will ich dich von dort herunterstürzen. Und ein starker Engel wird aufheben einen großen Stein wie einen Mühlstein, wird ihn ins Meer werfen und zu euch sprechen. Also wird mit einem Sturm verworfen die große Stadt Babylon

Besuchszeit

Das ehemalige Benediktinerkloster St. Getreu lag eingebettet im diffusen Dämmerlicht der Außenlaternen hoch über Bamberg und ertrug diesen Sommer so gut es ging. Die Nacht war klar an diesem Dienstag, Anfang Juli, und obwohl es schon auf drei Uhr morgens zuging, hatte die schwüle Luft immer noch sechsundzwanzig Grad. Die schmale Sichel des Mondes beleuchtete nur schwach die Nacht des heißesten Tages, den Bamberg je gesehen hatte. Es hatte schon Sommer in der Domstadt gegeben, da wäre es jedem recht gewesen, wenn die Temperatur wenigstens ab und zu auch nur die Zwanziggradmarke übertroffen hätte.

Doch diese Zeiten waren nun offensichtlich vorbei. Die Vorboten der globalen Klimaveränderung hatten Deutschland erfasst und seit vielen Wochen mit einem subtropischen Klima beglückt. Wobei das Glücksempfinden sich in Grenzen hielt. Speziell der südliche Teil der Republik steuerte langsam, aber sicher auf ungeahnte Katastrophenszenarien zu. Es hatte bereits etliche Hitzetote gegeben, täglich hörte man von ausgebrochenen Waldbränden, und das Wasser wurde in manchen Gegenden Deutschlands allmählich knapp. Vor allem in den neuen Bundesländern und Nordbayern drohte bei über vierzig Grad im Schatten – und das wochenlang – eine Dürre ungekannten Ausmaßes. Die Wasserwerke vieler Städte hatten bereits mit drastischen Rationierungsplänen begonnen, da sich erst in einer knappen Woche ein Ende der außergewöhnlichen Hitzeperiode in Form einer Kaltfront abzuzeichnen schien.

Das Hoch »Erasmus« hatte sich wie zäher Sirup über Mitteleuropa ergossen und machte keinerlei Anstalten, einen längst fälligen Ortswechsel vorzunehmen. Im Gegenteil. Die Meteorologen befürchteten für die nächsten Tage ein weiteres Ansteigen der Temperaturen auf fast fünfundvierzig Grad im nordbayerischen Raum und warnten vor immer ernsteren gesundheitlichen Schäden für die Bevölkerung durch Hitze und Ozon.

Der gemeine Bamberger versuchte die missliche Temperaturkonstellation durch intensivierten Kellerbesuch zu bekämpfen. Zur Freude der Wirte und des Bierpreises. Diese Vorgehensweise war seit Generationen in Franken Tradition. Wenn Schwierigkeiten jedweder Art den Lebensalltag erschwerten, wurden diese mit dem einen oder anderen zusätzlichen Seidla bekämpft. Die Probleme waren dann zwar immer noch da, aber sie machten einem nicht mehr so viel aus. Doch langsam kam es zu Zuständen, die in Bamberg gern schon mal zu einer Revolte des Bürgertums geführt hatten: Das Bier wurde knapp. Das Brauwasser für die Brauereien wurde inzwischen rationiert, da die Tiefbrunnen der Trinkwasserversorgung an der Leistungsgrenze pumpten. Wenn Bier in Bayern nicht als Grundnahrungsmittel gelten würde, hätte man die Produktion schon längst einstellen müssen. Sein Auto waschen, Rasen sprengen oder Felder bewässern durfte man schon länger nicht mehr, aber kein Politiker im Bamberger Landkreis würde ein Brauverbot verhängen, da hätte er auch gleich seinen eigenen Hartz-IV-Antrag ausfüllen können. Wenn er denn seine fatale Entscheidung überhaupt überlebt hätte. Zu einer Wahl brauchte er jedenfalls in ganz Franken nicht mehr antreten.

Nichtsdestotrotz begannen die Bamberger allmählich zu begreifen, dass es demnächst womöglich ein Leben ohne Bier geben würde. Nicht auszudenken, aber wahrscheinlich bald harte Realität, wenn man nicht mit Hamsterkäufen vorgesorgt hatte. Oder um es frei nach Rilke auszudrücken: »Wer jetzt ohne Bier ist, wird es lange bleiben.«

Mit dem Biernotstand hatte die globale Erderwärmung also auch die robustesten Bamberger Gemüter erreicht. Ohne Bier war es endgültig zu heiß.

Auch das Klinikum St. Getreu hatte den Kampf mit dem Wettergott aufgenommen und versuchte die Patienten so gut es ging bei vertretbaren Temperaturen unterzubringen. Speziell das Seniorenheim im Altbau war ein schwieriger Fall, da die dortige Klimaanlage auf derartig anormale Temperaturen in keiner Weise vorbereitet war. Tagsüber wurden die Altenheimbewohner deshalb auf andere Gebäudeteile verteilt, die bereits in den Genuss modernster Klimatisierungstechniken gekommen waren. Die ehemalige Nervenheilanstalt Bambergs war jahrelang umgebaut und renoviert worden. Das Ergebnis war ein hochmodernes Fachklinikum. Vorbei die Zeiten, als St. Getreu automatisch mit dem Begriff »Irrenanstalt« in Verbindung gebracht worden war. Jetzt gab es neue Anbauten ans alte Klostergebäude, ausgestattet mit modernster Technik. In diese Gebäudeteile verfrachtete man nun tagsüber die Insassen des Seniorenheims. Allerdings musste man damit leben, dass plötzlich in der Chirurgie ein verwirrt blickender, älterer Herr mit Stock auftauchte und dem genervten Anästhesisten im heikelsten Moment der Operation ein Gespräch über die Beetbepflanzung im Eingangsbereich des Klostergartens aufs Ohr drücken wollte.

Da half dann nur eine höfliche OP-Schwester oder auch mal sanfte Gewalt, wenn der entrüstete Stockbesitzer ob der verfehlten Gestaltung der Klinikflora anfing, handgreiflich zu werden. Und das konnte eine ziemlich heftige Angelegenheit werden. Die Senioren von St. Getreu waren für ihr Alter überraschend fit und rabiat unterwegs.

Doch jetzt war alles ruhig, und sogar aus dem Seniorentrakt war kein Laut zu hören. Teilweise waren hier jetzt, in der etwas kühleren Nacht, die Fenster geöffnet worden, um die Klimaanlage etwas zu entlasten. Das Klinikum St. Getreu schlief seinen erschöpften Schlaf.

Vor einem gekippten Fenster im ersten Stock des Altbaus stand ein Mann. Schwarz gekleidet, mit grauem, akkurat geschnittenem Vollbart und einem kleinen, ebenfalls schwarzen Rucksack auf dem Rücken. Er sah an der Fassade des Klinikums entlang und betrachtete ruhig und genau die einzelnen Stockwerke. Dann drehte er sich um, und sein Blick wanderte noch einmal durch den Garten des Innenhofs, bis er wieder auf dem Fenster vor ihm ruhte. Dass der Mann die mühsam, erst nach Verhandlungen mit den Seniorenheimbewohnern bewilligten, gepflanzten Astern zertreten hatte, störte ihn nicht im Geringsten. Er hatte genug gesehen. Alles war, wie es sein sollte. Kein Grund, noch länger zu warten.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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