Brücke zur Zukunft - Spandauer Bürgermeister erzählen - Johannes Simang - E-Book

Brücke zur Zukunft - Spandauer Bürgermeister erzählen E-Book

Johannes Simang

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Beschreibung

Das Buch reflektiert die komplexen politischen und sozialen Entwicklungen in Spandau und Brandenburg während und nach dem Dreißigjährigen Krieg, beleuchtet die Herausforderungen und Strategien der Führungspersönlichkeiten und würdigt die Anstrengungen der Bürgermeister von Spandow, die in schwerer Zeit für das Wohl der Bürger dieser Stadt kämpften. Die Erfolge und Misserfolge dieser Ära sind entscheidend für das Verständnis der späteren Entwicklung Brandenburgs. Die Spandower Bürgermeister hatten es unter den schwierigen Bedingungen des Krieges schwer, trugen jedoch aktiv zur Wiederherstellung des Wohlstands bei.

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Seitenzahl: 316

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inhalt

Kap. I

– Vorbereitende Ereignisse vor dem 30j.Krieg

1608

1609

1610

1611

1612

1613

1614

1615

1616

1617

Kap. II

– 1618-23 Böhmisch-pfälzischer Krieg u.a.

1618

1619

1620

1621

1622

1623

1624

Kap. III

– 1625-29 Niedersächsisch-dänischer Krieg

1625

1626

1627

1628

Kap. IV

– 1628-31 Mantuanischer Erbfolgekrieg

1629

1630

Kap. V

– 1630-35 Schwedischer Krieg

1631

1632

1633

1634

Kap. VI

– 1635-48 Schwedisch-französischer Krieg

1635

1636

1637

1638

1639

1640

1641

1642

1643

1644

1645

1646

1647

1648

Kap. VII

– Kriegsnachwehen bis zum Frieden

1649-1651

1652-56

1657

1659

1660-1661

1664

Werke des Autors

Vorwort

Der Dreißigjährige Krieg hat sich anfangs kaum in Brandenburg abgespielt. Die Vorboten des Krieges waren insbesondere in der Pfalz spürbar und eng verzahnt mit den Machtansprüchen Friedrich V. und der Gründung der Union, ein Vorläufer der späteren protestantischen Bündnisse, die schon 1608 in Donauwörth gründet wurde. Orte wie Spandow und Berlin prosperierten in der Zeit, aber schon 1619 gingen erste Teuerungswellen durch das Land. Der Krieg begann für Brandenburg also nicht erst 1626-28, wie es viele Historiker sagen.

Kurfürst Georg Wilhelm wollte zwar Neutralität bewahren, ließ sich aber von den kriegführenden Parteien erpressen und flüchtete letztlich nach Königsberg. Führungslos überließ er das Land den raubenden und mordenden Schergen der katholischen Liga und den Truppen der protestantischen Reichsstände. Mit dem Eintritt der Schweden kam der Krieg nach Brandenburg, der dann nach den Niederlagen der Schweden von Kursachsen auf Seiten der protestantischen Reichsstände angeführt wurde. Georg Wilhelm, mit der ganzen Situation überfordert, der fast alle Regierungsgeschäfte dem katholischen Geheimen Rat Georg von Schwarzenberg überließ, hatte dann das Glück erlöst zu werden.

Sein Sohn Friedrich Wilhelm, eitel und prunksüchtig, der in den Niederlanden aufgewachsen war, fand aber die richtigen Berater, Schwarzenberg kam in die Festung Spandow, ein Fluch für die Spandower. Der Kurfürst entledigte sich aber seiner. Die Stunde des Kurfürsten schlug dann bei den Verhandlungen zum Westfälischen Frieden, wo er viel für Brandenburg herausholen konnte. Mit einer geschickten Werbekampagne, die er mit dem Titel ‚Toleranz‘ überschrieb, konnte er viele Künstler und Fachkräfte aus den Niederlanden und Frankreich anwerben, was vor allem seinem materiellen Wohl diente, da er einen der teuersten Höfe Europas führte, während das Land Brandenburg und die Bevölkerung mehr als 50 Jahre brauchte, um allein den Vorkriegswohlstand zu erreichen, was die Einnahmen in Spandow belegen. Der Wohlstand Brandenburgs ist sicher auch mit den Aktivitäten des Großen Kurfürsten verbunden, ist aber vor allem der Friedenszeit und König Friedrich I. zu verdanken, der zwar Truppen ‚verlieh‘, was ihm die Königswürde einbrachte, da er stets zeremonielle Zugeständnisse forderte, aber sein Land entlastete. Seine Finanzpolitik war hingegen katastrophal, weil neben der ‚Eitelkeit‘ seines Vaters noch Minderwertigkeitskomplexe dazu führten, dass er eine völlig überzogene Hofhaltung aus öffentlichen Mitteln finanzieren ließ, die die Leitungsfähigkeit Brandenburgs weit überstiegen. Er überließ seinem Sohn 24 Schlösser. Dieser, nämlich Friedrich Wilhelm I., nutze eines, das ihm als ‚Kaserne‘ diente. Er führte keine Kriege und war sparsam. Sicher auch eingeschränkt in seinen geistigen Möglichkeiten, aber Brandenburg erholte sich.

Die Spandower Bürgermeister hatten es sicher nicht leicht mit diesem seltsamen Führungspersonal, aber sie taten das Ihrige, um nach den tragischen Erlebnissen die Stadt zum Wohlstand zu führen. Nicht vergessen sind aber die Bürgermeister, die die Kriegszeiten mit den Spandower Bürgern durchlebten. Ihnen zu Gedächtnis ist diese Buch geschrieben.

In dem Büchlein gilt es, die Zusammenhänge zu erschließen, dazwischen werden dann die lokalen Gegebenheiten eingefügt.

Johannes Simang

Kap. I Vorbereitende Ereignisse für den 30j. Krieg

1608

Gespräch zwischen Johann Müller und Johann Schmidt

Die beiden Männer saßen in einer kleinen Kammer im Rathaus von Spandow. Ursprünglich war man guter Dinge, denn die Gründung der Fürstenschule in Joachimsthal, die auch die klügsten Jugendlichen Spandows besuchen durften, vor einem halben Jahr, hatte alle auf bessere Zeiten hoffen lassen. Balthasar Westphal, Bürgermeister in spe war zugegen.

Auch der Tod von Kurfürst Joachim Friedrich und die Übergabe an Johann Sigismund verlief ohne Dramatik, wenn man auch getrauert hat.

Die Stimmung wurde aber angespannt, da die Nachrichten aus Donauwörth besorgniserregend waren. Sie besprachen deshalb die Gründung der „Union“ und die damit verbundenen Konflikte.

Johann Müller: Sehen Sie sich die Entwicklungen in Donauwörth an, Herr Schmidt. Die Gründung der Union bringt uns in eine prekäre Lage. Ich mache mir ernsthaft Sorgen um die Stabilität unserer Stadt und der umliegenden Gebiete.

Johann Schmidt: Ich teile Ihre Bedenken, Herr Müller. Die protestantischen Fürsten unter Friedrich V. versuchen, sich gegen die katholische Hegemonie zu behaupten. Die Frage ist, wie sich diese Konflikte auf unsere Region auswirken werden.

Johann Müller: Es ist beunruhigend, dass Donauwörth zum Schauplatz solcher Konflikte geworden ist. Wenn die Protestanten sich gegen die katholischen Mächte zusammenschließen, könnte das auch uns betreffen. Wir müssen überlegen, wie wir uns positionieren.

Johann Schmidt: Die Union ist mehr als nur ein Bündnis, es ist ein Zeichen der Stärke der Protestanten. Wenn sie erfolgreich sind, könnte das den Einfluss der katholischen Kirche mindern. Aber was, wenn die katholischen Kräfte zurückschlagen?

Johann Müller: Wir sollten strategisch denken. Eine Allianz mit den Protestanten könnte uns schützen, aber wir müssen auch die katholischen Fürsten nicht verärgern. Es ist ein Drahtseilakt.

Johann Schmidt: Genau. Wir dürfen nicht vergessen, dass die Gegenreformation stark ist. Vielleicht könnten wir versuchen, Informationen zu sammeln, um besser zu verstehen, welche Schritte die verschiedenen Seiten unternehmen.

Johann Müller: Friedrich V. spielt eine zentrale Rolle in dieser Union. Seine Ambitionen als Kurfürst könnten uns einige Möglichkeiten bieten, aber wir müssen auch vorsichtig sein, nicht in die politischen Machenschaften verwickelt zu werden.

Johann Schmidt: Sein Engagement für die protestantische Sache ist klar, doch wir sollten uns auch fragen, wie lange er in der Lage sein wird, die Protestanten zu vereinen. Wir dürfen uns nicht ausschließlich auf eine Person stützen.

Johann Müller: Jedenfalls müssen wir wachsam sein. Wir sollten die Entwicklungen in Donauwörth genau beobachten und bereit sein, schnell zu handeln, wenn sich die Situation ändert. Vielleicht sollten wir oder der Gouverneur der Spandower Burg sogar eine Delegation nach Donauwörth schicken, um Informationen zu sammeln.

Johann Schmidt: Das ist eine kluge Idee. Wir müssen unsere Stadt und unsere Interessen schützen, während wir die religiösen Spannungen im Auge behalten. Die kommenden Wochen könnten entscheidend sein und wer weiß, wann der neue Kurfürst alles im Blick hat.

Die beiden Männer standen auf, um ihre Überlegungen in die Tat umzusetzen. Es war ihnen klar, dass die Ereignisse in Donauwörth weitreichende Auswirkungen auf Spandow und die anderen Garnisonsstädte haben könnten, und sie waren entschlossen, vorbereitet zu sein.

1609Die Gründung der Liga und der Streit um die Jülicher Erbschaft Gespräch zwischen Joachim Moytz und Balthasar Westphal

In einem bescheidenen Sitzungssaal des Rathauses von Spandow saßen Joachim Moytz, der 1. Bürgermeister, und Balthasar Westphal, der 2. Bürgermeister. Sie hatten in Spandow ein wirtschaftlich gutes Jahr hinter sich. Dem neuen Kurfürsten hatten sie auch angemessen gehuldigt – ein schönes Fest in Spandow, bei dem sich auch der neue Kunstpfeifer (Stadtmusiker) aus Jüterbog; Jonas Berlin, hatte vorstellen können – sein Vorgänger war vom Stadtturm gefallen. Die Gräfin Margarete von Lynar war auch verstorben. Sie hatte als Leibgedinge (Rente) einen Weinberg, der nun an die Stadt ging. Die stadteigenen Weinberge hatten einen Ertrag von fast 50 Tonnen Wein. Die Nachrichten über die Gründung der Liga und die sich zuspitzenden Konflikte im Heiligen Römischen Reich waren aber die schlechtesten Nachrichten und hatten ihre Sorgen geweckt.

Joachim Moytz: Balthasar, es ist wirklich besorgniserregend, was wir über die Gründung der Liga hören. Maximilian I. von Bayern scheint fest entschlossen, die katholischen Fürsten zu vereinen und die protestantische Bewegung zurückzudrängen.

Balthasar Westphal: Ja, Joachim, ich kann nicht anders, als über die Absichten der Liga nachzudenken. Es ist nicht nur ein militärisches Bündnis, sondern auch eine politische Plattform. Wir müssen auf der Hut sein, denn ihre Ziele könnten uns direkt betreffen.

Joachim Moytz: Die Rekatholisierung, die unter Maximilian I. vorangetrieben wird, ist alarmierend. Wenn sie erfolgreich sind, könnte das unsere protestantische Glaubensgemeinschaft auch in Spandow ernsthaft gefährden. Wir dürfen nicht zulassen, dass katholischen Fürsten in unserer Region Einfluss gewinnen.

Balthasar Westphal: Es ist nicht nur die Religion, die auf dem Spiel steht. Die politische Macht im Süden Deutschlands wird durch diese Allianz gestärkt. Wir müssen uns fragen, wie wir uns positionieren, um die Interessen unserer Stadt zu schützen.

Joachim Moytz: Ich habe auch von dem Streit um die Jülicher Erbschaft gehört. Diese Auseinandersetzung zeigt, wie tief die konfessionellen Gräben im Heiligen Römischen Reich sind. Die protestantischen und katholischen Fürsten sind nicht nur religiöse Gegner, sondern auch politische Rivalen.

Balthasar Westphal: Richtig. Und die Habsburger mischen sich ebenfalls ein, was die Situation noch komplizierter macht. Wir sollten die Entwicklungen genau beobachten, denn diese Rivalitäten könnten schnell zu offenen Konflikten führen, die auch uns betreffen.

Joachim Moytz: Was schlagen Sie vor, Balthasar? Sollen wir eine Delegation nach Donauwörth oder München schicken, um mehr Informationen über die Liga zu sammeln?

Balthasar Westphal: Das könnte sinnvoll sein, sofern nicht schon der Gouverneur der Burg oder der Kurfürst dies vorhaben. Wir müssen aber auf jeden Fall herausfinden, inwieweit die Liga tatsächlich in der Lage ist, Einfluss auf unsere Region zu nehmen. Außerdem sollten wir unsere protestantischen Verbündeten mobilisieren, um unsere Stellung zu stärken.

Joachim Moytz: Na ja, wir müssen aber wirklich wachsam sein und uns gut vorbereiten. Die Liga mag eine militärische Allianz sein, aber sie ist auch ein Symbol für den Katholizismus, der versucht, das Heilige Römische Reich zu dominieren. Wir müssen sicherstellen, dass wir bereit sind, unsere Rechte und Überzeugungen zu verteidigen.

Balthasar Westphal: Da bin ich ganz Ihrer Meinung, Joachim. Die kommenden Monate könnten entscheidend sein, und wir müssen alles tun, um unsere Stadt und unsere Glaubensgemeinschaft zu schützen.

Die beiden Bürgermeister standen auf, um ihre Pläne zu besprechen und Maßnahmen zu ergreifen. Es war klar, dass die Ereignisse im Heiligen Römischen Reich weitreichende Auswirkungen auf Spandow haben könnten, und sie waren entschlossen, vorbereitet zu sein.

1610

Heinrich IV. v. Frankreich intervenierte im Jülich-Streit, wurde aber vor Kriegsausbruch ermordet. Christian IV. v. Dänemark brach den Stettiner Frieden (1570) und begann mit Schweden den Kalmar-Krieg.

Gespräch zwischen Johannes Müller und Joachim Moytz

Im Rathaus von Spandow saßen Johannes Müller, der 1. Bürgermeister, und Joachim Moytz, der 2. Bürgermeister. Sie hatten einige Probleme vorzubereiten. So gab es eine Beschwerde gegen den Stadtrichter Johann Schmidt wegen rücksichtsloser Holzung im Stadtwald, so dass den Bürgern nichts blieb. Der Kurfürst hatte sogar Kommissare geschickt, dies zu untersuchen. Holz sollte künftig beim Kurfürsten beantragt werden, damit die ‚besseren‘ Bürger nicht zu hohe Ansprüche stellten.

In den Meiereien verkauften man auch Bernauisch Bier, woran der Rat gut verdiente. Es gab auch Böse – 2 Räuber waren gehängt worden, einige Huren ausgetrommelt, sonst ging es den Spandowern aber gut, dann aber … die besorgniserregenden Nachrichten über den Jülich-Streit, die Ermordung Heinrichs IV. und den Kalmar-Krieg belasteten die beiden Männer, weshalb sie die Lage in Europa diskutierten.

Johannes Müller: Joachim, die Situation in Europa wird immer angespannter. Der Jülich-Streit hat nicht nur die protestantischen und katholischen Fürsten gegeneinander aufgehetzt, sondern auch die geopolitischen Verhältnisse destabilisiert. Ich mache mir ernsthaft Sorgen, wie sich das auf uns auswirken könnte.

Joachim Moytz: Das ist in der Tat besorgniserregend, Johannes. Die Ansprüche der verschiedenen Fürsten auf die Herzogtümer sind so stark von konfessionellen Überzeugungen geprägt. Wir stehen hier als kleine Stadt zwischen diesen großen Mächten und ihren Rivalitäten. Was können wir tun, um uns abzusichern?

Johannes Müller: Die Ermordung Heinrichs IV. war ein Wendepunkt. Er war nicht nur eine Schlüsselperson in der französischen Politik, sondern auch ein wichtiger Akteur in den Bemühungen um Frieden und Stabilität in Europa. Sein Tod hinterlässt ein Machtvakuum, das die katholischen Kräfte wahrscheinlich ausnutzen werden.

Hinrichtung des Mörders

Joachim Moytz: Ja, und das könnte zu einer weiteren Radikalisierung der Situation führen. Die Protestanten könnten sich in einer noch schwächeren Position befinden, wenn die katholischen Fürsten ihren Einfluss ausweiten. Wir sollten auch die politischen Bewegungen in unserer Umgebung im Auge behalten und mögliche Allianzen mit anderen protestantischen Städten suchen.

Johannes Müller: Und währenddessen führt Christian IV. von Dänemark den Kalmar-Krieg gegen Schweden. Das ist ein weiterer Ausdruck der Instabilität in Nordeuropa. Der Krieg könnte nicht nur territoriale Veränderungen mit sich bringen, sondern auch unsere Handelsrouten und wirtschaftlichen Interessen gefährden. Was in Mecklenburg geschieht, betrifft auch uns, denn wir sind einander doch sehr nah.

Joachim Moytz: Richtig. Die Ostsee ist zudem für unseren Handel von großer Bedeutung. Wenn die Kämpfe zunehmen, könnten wir in einen Strudel von Konflikten hineingerissen werden, gegen den wir uns nicht verteidigen können. Wir müssen sicherstellen, dass wir uns mit anderen Städten verbünden, um unsere Interessen zu schützen.

Johannes Müller: Was schlägst du vor, Joachim? Sollen wir eine Konferenz mit den anderen Bürgermeistern der Umgebung einberufen, um über eine gemeinsame Strategie nachzudenken?

Joachim Moytz: Das wäre eine kluge Entscheidung. Vielleicht sollten wir auch versuchen, Kontakt zu den protestantischen Fürsten aufzunehmen, um unsere Besorgnis über die aktuellen Entwicklungen zu teilen. Es ist wichtig, dass wir unsere Stimmen erheben und uns nicht isoliert fühlen.

Johannes Müller: Gut, vergessen wir nicht, wir müssen wachsam sein und uns auf alle Eventualitäten vorbereiten. Die politischen und konfessionellen Spannungen in Europa könnten uns direkt betreffen, und wir müssen sicherstellen, dass wir bereit sind, unsere Stadt und unsere Glaubensgemeinschaft zu verteidigen.

Joachim Moytz: Ich stimme dir zu, Johannes. Lass uns einen Plan entwickeln und die anderen Bürgermeister einbeziehen. Die Zeit drängt, und wir müssen handeln, bevor es zu spät ist.

Die beiden Bürgermeister standen auf, um ihre Pläne zu besprechen und Maßnahmen zu ergreifen. Die Entwicklungen in Europa könnten weitreichende Auswirkungen auf Spandow haben, und sie sind entschlossen, vorbereitet zu sein.

Doch, wie das Leben so spielt: Die schlimmste Nachricht kam im Dezember: Pest!

1611Der Bericht des Bürgermeisters

Am Ende des Jahres 1611 saßen die Ratsmitglieder der Stadt Spandow in der großen Halle des Rathauses. Der Regierende Bürgermeister Balthasar Westphal hatte sich erhoben, um die Ereignisse des vergangenen Jahres zu berichten. Ein Jahr voller Herausforderungen, aber auch voller Hoffnung und Gemeinschaft.

„Geehrte Ratsmitglieder,“ begann Balthasar mit fester Stimme. „Im vergangenen Jahr übergab Graf Johann Casimir zu Lynar dem Rat statt der 1000 Taler Stiftungsgeld unseren geschätzten Garten nebst Meierei hinter der Festung sowie der kurfürstlichen Schäferei. Diese großzügige Gabe, die Haus, Scheuer und Stallung sowie alle notwendigen Freiheiten beinhaltete, ist eine wertvolle Bereicherung für unsere Stadt. Ich erinnere daran, dass der Rat jährlich 60 Taler vom Gewinn für die Armen ausgeben sollte, was uns eine moralische Verpflichtung auferlegt.“

Der Bürgermeister warf einen Blick auf die versammelten Ratsmitglieder und sah, dass sie aufmerksam lauschten. „Allerdings dürfen wir diese Liegenschaft nur mit Zustimmung der Erben verkaufen. Wir müssen also weise und verantwortungsvoll mit diesem Geschenk umgehen.“

„Kommen wir nun zu den finanziellen Angelegenheiten,“ fuhr Balthasar fort. „Durch diverse Einnahmequellen gelang es uns, insgesamt 5826 Taler 10 Groschen und 11 Pfennig zu erwirtschaften. Die Hauptquellen waren der Tanzboden, der Zoll und der Weinberg, wo wir 514 Taler 2 Gr. und 6 Pf. erzielten. Doch wir mussten auch Ausgaben in Höhe von 5726 Taler 3 Gr. und 5 Pf. stemmen.“

Er hob eine Hand und zählte die Gehälter der Bediensteten auf. „Unsere Angestellten erhielten ihre Löhne ordnungsgemäß. Andreas Rinow, der Türhüter, 26 Taler. Marktmeister Joachim Utermarck, 17 Taler 8 Groschen. Und der Bierspünder Jochim Havebecker, 13 Taler 8 Gr. Pastor Joachim Grunow erhielt sogar 29 Taler 5 Groschen und 4 Pfennig, da wir ihm das Gehalt verdoppelt hatten, um seine wertvolle Arbeit in der Gemeinde zu honorieren.“

„Doch trotz dieser erfreulichen Entwicklungen,“ sagte Balthasar mit gedämpfter Stimme, „war das vergangene Jahr auch von Trauer und Verlust geprägt. Im Juni begann die Pest erneut zu wüten. Von den 550 Verstorbenen starben 448 an dieser schrecklichen Krankheit. Wir mussten für 1 Taler schwarzes ‘Mittel Spandowisch Tuch’ kaufen, um die Leichen, die keinen Sarg hatten, zu bedecken. Zudem gaben wir 11 Taler 12 Groschen für die Ernährung der Infizierten aus.“

Er hielt kurz inne, während die Gedanken um die Verstorbenen die Luft erfüllten. „Die Kirche eröffnete den Moritzkirchhof, um den Opfern der Seuche einen Ort zu geben, an dem sie in Frieden ruhen können. Es war eine schwere Zeit für uns alle.“

„Trotz der Herausforderungen haben wir als Gemeinschaft zusammengehalten. Die Kirche ließ die Meierei zu Staaken reparieren und benötigte 25 Taler 12 Groschen 11 Pfennig für den Heilig Geist Friedhof. Zudem wurde das Kirchlein auf dem Stresow neu eingedeckt und mit sechs neuen Bänken ausgestattet. Diese Investitionen sind wichtig für das geistige Leben in unserer Stadt.“

Balthasar lächelte, als er die nächsten Punkte ansprach. „Für unsere Bibliothek von Nikolai haben wir neben dem Genesis-Kommentar von Andreas Musculus weitere Bücher angeschafft, die uns für rund 4 Taler bereichert haben. Dies zeigt, dass wir trotz aller Widrigkeiten nicht vergessen haben, in unsere Bildung zu investieren.“

„Ich möchte auch die künstlerische Seite unserer Stadt nicht unerwähnt lassen. Der Maler Lorenz Ulrich malte das Konterfei des Kurfürsten und erhielt dafür 10 Taler 14 Groschen und 6 Pfennig. Dies ist ein Zeichen unserer Wertschätzung für Kunst und Kultur, die unser gemeinsames Leben bereichern.“

Balthasar schloss mit einem Appell an die Ratsmitglieder: „Lasst uns die Lektionen aus diesem Jahr mitnehmen. Wir haben die Stärke gezeigt, in schweren Zeiten zusammenzuhalten. Möge das kommende Jahr uns mehr Frieden und Wohlstand bringen, auf, dass wir weiterhin für unsere Bürger da sein können!“

Mit diesen Worten beendete Balthasar Westphal seinen Bericht. Die Ratsmitglieder nickten zustimmend, und ein Gefühl der Entschlossenheit erfüllte den Raum. Es war ein Jahr des Wandels, der Prüfungen und der Hoffnung. Gemeinsam würden sie die Herausforderungen meistern, die vor ihnen lagen, und die Stadt Spandow in eine bessere Zukunft führen. Was aber als Sorge wie ein Damoklesschwert über der Stadt schwebte war Gustav Adolf, der neue König von Schweden.

In der ehrwürdigen Halle des Rathauses von Spandow war trotz des relativ günstigen Berichts die Luft von angespannter Atmosphäre, als die Nachricht von Gustav Adolf, dem neuen König von Schweden, die Runde machte. Unter den Anwesenden war Johann Müller, der zweite Bürgermeister, dessen Gesicht von Besorgnis gezeichnet war.

Er erhob sich und sprach den ersten Bürgermeister direkt an: „Hast du gehört, was man über den jungen König gesagt hat?“, begann Johann Müller, während er sich an den langen Tisch lehnte, an dem die Ratsmitglieder Platz genommen hatten. „Er mag zwar ein evangelischer Monarch sein, aber die Wege, die er beschreiten will, sind von Blut und Krieg gezeichnet.“

„Ja, ich habe es gehört“, antwortete der ältere Ratsherr Joachim Moytz mit nachdenklicher Miene. „Gustav Adolf wird als Held gefeiert, der die protestantische Sache in Europa verteidigen will. Doch zu welchem Preis? Die Berichte über seine Kriege sprechen von unermesslichem Leid und Verwüstung in den eroberten Gebieten. Und wo auch immer er hinzieht, er durch wird Brandenburg ziehen!“

Johann nickte zustimmend, seine Augen drückten seine Besorgnis aus. „Es ist alarmierend. Ein König, der sich auf das Schlachtfeld begibt, mag zwar Ruhm erringen, doch das Leid, das er hinterlässt, erzeugt Trauer und Zerstörung. Ich frage mich, ob wir in der Lage sein werden, den Preis seiner Entscheidungen zu bezahlen.“

„Aber was ist mit den Reformen, die er plant?“, wandte das jüngere Ratsmitglied Joachim Bier ein. „Er möchte Bildung fördern und die Verwaltungen stärken. Das könnte Schweden zu einer großen Macht machen.“

„Das mag sein“, entgegnete Johann Müller und legte nachdrücklich seine Hände auf den Tisch. „Doch diese Errungenschaften sind nichts mehr wert, wenn sie auf den Trümmern von Städten und dem Leid ihrer Bewohner entstehen. Was nützen uns Bildung und Fortschritt, wenn das Volk in Angst lebt?“

„Du sprichst von einem Dilemma, das viele Monarchen plagt“, sagte der ältere Ratsherr. „Die Balance zwischen Macht und Empathie ist schwer zu finden. Gustav Adolf hat die Fähigkeit, eine Nation zu führen, aber ich fürchte, dass er sich von der Macht blenden lässt.“

„Was, wenn wir ihm einen Rat anbieten?“, schlug ein anderes Ratsmitglied vor. „Vielleicht könnten wir ihm schreiben und ihm unsere Bedenken mitteilen. Ein König sollte die Stimme seines Volkes hören.“

Johann schüttelte den Kopf. „Das ist ein edler Gedanke, aber ich bezweifle, dass ein junger König, der auf dem Schlachtfeld steht, Empathie für die Stimmen in einem fernen Land hat. Er wird von Beratern umgeben sein, die ihm sagen, was er hören will. Und das wird nicht die Stimme der Mitfühlenden sein.“

„So bleibt uns nur abwarten und beobachten“, meinte der ältere Ratsherr nachdenklich. „Wir müssen uns darauf vorbereiten, die Konsequenzen seiner Entscheidungen zu tragen. Unsere Stadt könnte in den Strudel seiner Kriege hineingezogen werden.“

Die Diskussion nahm an Intensität zu, als Johann Müller schließlich seine Gedanken zusammenfasste. „Wir leben in einer Zeit des Wandels und der Unsicherheit. Gustav Adolf könnte der Schlüssel zu einer neuen Ära für Schweden sein, aber auch der Verursacher unermesslichen Leids. Wir müssen darauf achten, dass wir nicht in die gleiche Falle tappen wie die Monarchen, die nur an Ruhm und Macht interessiert sind.“

Er sah in die Gesichter der Ratsmitglieder, die von Sorge und Nachdenklichkeit geprägt waren. „Letztendlich liegt es an uns, wie wir auf diese Entwicklungen reagieren. Wir müssen den Mut haben, das Wohl unserer Stadt über die Ambitionen eines entfernten Königs zu stellen.“

Als die Diskussion schließlich endete, blieben die Ratsmitglieder in ihren Gedanken versunken. Gustav Adolf, der junge König, der den Thron bestiegen hatte, war eine Figur voller Widersprüche. Während die Welt sich auf seine Kriege vorbereitete, waren die Menschen in Spandow besorgt über die Schatten, die seine Entscheidungen werfen würden. In der ehrwürdigen Halle des Rathauses war die Botschaft klar: Macht ohne Mitgefühl könnte die größte Gefahr für die Zukunft ihrer Stadt sein.

1612

Kaiser Rudolfs II. stirbt. Sein Bruder Matthias I. wird zum Kaiser gewählt. Axel Oxenstierna wird zum Reichskanzler ernannt – er bleibt es bis 1654. Erste ständige Gesandtschaft der Niederlande „beim Türken“.

BeratungsgesprächAxel Oxenstierna und Kaiser Matthias I.

Der Ort ist das kaiserliche Schloss in Wien im privaten Arbeitszimmer des Kaisers. Der Raum ist mit schweren Vorhängen und opulenten Möbeln ausgestattet, die den Reichtum und die Macht des Habsburger Hauses widerspiegeln. Auf dem Tisch liegen Karten und Dokumente, die die politische Lage in Europa skizzieren.

Kaiser Matthias I. ist der neu gewählte Kaiser des Heiligen Römischen Reiches.

Axel Oxenstierna ist der Reichskanzler und ein bedeutender schwedischer Staatsmann.

Matthias I.: (blickt auf die Karten) Axel, die Lage ist angespannt. Nach dem Tod meines Bruders Rudolf sind die politischen Strömungen im Reich unberechenbar. Die Fürsten sind unruhig, und ich spüre den Druck, den Frieden zu wahren.

Oxenstierna: (nickt zustimmend) Euer Majestät, das ist in der Tat von größter Bedeutung. Der Frieden ist der einzige Weg, um die Stabilität im Reich zu gewährleisten. Ich möchte Ihnen ans Herz legen, die Diplomatie über das Schwert zu stellen.

Matthias I.: (seufzt) Aber was ist mit den territorialen Ansprüchen der protestantischen Fürsten? Sie sind unzufrieden mit der Macht, die die katholische Seite ausübt. Ich fürchte, sie könnten versuchen, ihre Ansprüche gewaltsam durchzusetzen.

Oxenstierna: (lehnt sich vor) Genau deshalb ist es umso wichtiger, dass wir jetzt klare Signale für einen friedlichen Dialog senden. Die Gründung der ersten ständigen Gesandtschaft der Niederlande im Osmanischen Reich zeigt, dass auch andere Mächte diplomatische Beziehungen aufbauen, um Spannungen zu vermeiden. Wir sollten diesem Beispiel folgen.

Matthias I.: (überlegt) Und wie schlagen Sie vor, dies zu tun? Welche Maßnahmen wären notwendig, um das Vertrauen zwischen den Konfessionen wiederherzustellen?

Oxenstierna: Wir sollten einen Reichstag einberufen und alle Fürsten einladen, um eine gemeinsame Grundlage für den Frieden zu finden. Ein offener Dialog könnte helfen, die Spannungen abzubauen. Darüber hinaus könnten wir einen Akt der Toleranz und Gleichheit für die verschiedenen Konfessionen im Reich in Betracht ziehen. Das würde den Protestanten zeigen, dass sie gehört werden.

Matthias I.: (nickt langsam) Ein Reichstag. Das könnte funktionieren. Aber was ist mit den Habsburgern und den katholischen Fürsten? Werden sie sich darauf einlassen?

Oxenstierna: (bestimmt) Wenn Sie, Euer Majestät, den ersten Schritt machen und Ihre Bereitschaft zum Frieden zeigen, wird das auch die katholischen Fürsten ermutigen. Sie müssen sehen, dass die Einheit des Reiches in Gefahr ist, wenn wir uns weiterhin in Konflikte verwickeln. Ein Frieden, der auf Dialog und Kompromiss basiert, ist tragfähiger als einer, der durch Gewalt erzwungen wird.

Matthias I.: (nachdenklich) Sie haben recht, Axel. Ich werde darüber nachdenken und meine Berater konsultieren. Der Frieden ist essenziell, nicht nur für das Reich, sondern auch für die Stabilität in Europa.

Oxenstierna: (lächelt) Ich bin zuversichtlich, dass Sie die richtige Entscheidung treffen werden, Euer Majestät. Denken Sie daran, dass eine friedliche Lösung auch die Möglichkeit eröffnet, wirtschaftliche Beziehungen zu stärken und den Wohlstand zu fördern.

Matthias I.: (entschlossen) Ich werde den Vorschlag eines Reichstags umgehend in Betracht ziehen und eine Einladung an die Fürsten formulieren. Möge der Frieden unser Leitstern sein.

Oxenstierna: (verneigt sich) Ich danke Ihnen, Euer Majestät. Gemeinsam können wir eine neue Ära des Friedens und des Wohlstands für das Heilige Römische Reich einleiten.

(Das Gespräch endet, und Matthias I. blickt nachdenklich aus dem Fenster, während Oxenstierna sich zurückzieht, entschlossen, die Idee des Friedens weiter voranzutreiben.)

1612Der Jahresbericht des Bürgermeisters

Es war ein kalter Tag zwischen den Jahren, als die Ratsmitglieder von Spandow sich in der großen Halle des Rathauses versammelten. Die Atmosphäre war von einer schweren Melancholie geprägt, die die Stadt in den letzten Jahren umhüllt hatte. Balthasar Westphal, der erste Bürgermeister, trat an das Rednerpult, um seinen Jahresbericht für 1612 abzugeben.

„Geehrte Ratsmitglieder,“ begann Balthasar mit fester Stimme, „das Jahr 1612 war sowohl von Veränderungen als auch von Herausforderungen geprägt. An meiner Seite als regierender Bürgermeister stand Joachim Bier, und im Rat befanden Sie sich, die erfahrenen Herren Johann Müller, Johann Schmidt, Johann Blume, Günther Eltiste, Lucas Becker, Jürgen Dänicken und Valentin Grunenthal. Ich begrüße auch unsere neuen Ratsmänner: Johann Blume, Joachim Schumacher und Valentin Grunthal.“

Er machte eine kurze Pause, um den Anwesenden Zeit zu geben, die Namen zu verinnerlichen, und setzte dann fort: „Es gibt viel zu berichten, und ich möchte mit den finanziellen Angelegenheiten beginnen.“

„Wie wir alle wissen, wurde unsere Stadt erneut von der Pest heimgesucht. In diesem Jahr starben 927 Personen, was die Gesamtzahl der Pestopfer seit 1611 auf erschreckende 1477 erhöht. Der Moritz-Kirchhof, den wir nun den ‚neuen Friedhof‘ nennen, ist zum letzten Ruheort für viele geworden. Es liegt an uns, den Hinterbliebenen beizustehen und den Infizierten zu helfen.“

Die Ratsmitglieder murmelten zustimmend, und Balthasar fuhr fort: „Die Unterstützung der Kranken und der Beerdigungen war mit erheblichen Kosten verbunden. Wir haben 24 Taler an den pestilenzischen Balbier ausgegeben, der 24 Wochen lang die Infizierten besucht hat. Die Kurrende-Knaben, die bei den Begräbnissen sangen, erhielten 16 Taler, und wir haben 16 Taler 18 Groschen für grobes Spandowisch Tuch ausgegeben, um 12 Mäntel für die Kannben zu beschaffen, die die Leuchten trugen. Auch Kantor Rührmund erhielt 12 Taler als Zulage für seine Dienste in dieser schweren Zeit.“

„Ein weiterer Punkt, der mir am Herzen liegt, ist die Rolle unseres Pfarrers Grunow. Leider hat sich sein Ruf verschlechtert, da er im Pestjahr plante, die Gemeinde zu verlassen, obwohl wir ihm sein Gehalt verdoppelt hatten, um ihn zur Seelsorge an den Pestkranken zu motivieren. Dies hat, wie wir alle wissen, Unmut in der Gemeinde hervorgerufen.“

Balthasar blickte in die Gesichter seiner Kollegen, die besorgt schienen. „Es ist wichtig, dass wir als Rat zusammenstehen und unser Vertrauen in die Seelsorge der Gemeinde stärken. Wir müssen dafür sorgen, dass der Pfarrer die Unterstützung erhält, die er braucht.“

„In diesen dunklen Zeiten müssen wir jedoch auch die finanziellen Belastungen berücksichtigen, die uns die Pest auferlegt hat. Die Stresower waren verpflichtet, dem Rat täglich einen Dienst für einen Groschen zu leisten. Diese Maßnahmen sind notwendig, auch wenn sie schwer auf dem Gewissen lasten. Wir müssen sicherstellen, dass die Stadt in der Lage ist, ihre Verpflichtungen zu erfüllen und den Bedürftigen zu helfen.“

Er machte eine kurze Pause, um den Ratsmitgliedern Zeit zu geben, über die Schwere der Situation nachzudenken. „Dennoch gab es auch Lichtblicke. Der Gardehauptmann Levin Lüdicke erhielt zu Ostern 3 Taler 8 Groschen an Mustergeld, und wir haben auch unseren Studenten Unterstützung gewährt: Christoph Günther 2 Taler, Petro Barthel und Martin Leisegang je 30 Taler. Solche Investitionen in die Zukunft sind wichtig.“

„Doch nicht alles war von Trauer geprägt. Wir haben auch Feiern erlebt. Mag. Lorenz erhielt zur Hochzeit seiner Tochter 2 Taler und für einen Taler den Brauthahn. Joachim Blume feierte seine Hochzeit und erhielt 7 Taler, während Johannes Sorge 3 Taler 20 Groschen bekam. Diese Feiern sind wichtig, um den Zusammenhalt in unserer Gemeinschaft zu stärken.“

„Ich möchte an dieser Stelle noch ein Problem ansprechen. Ich habe die ganze Tragweite erst aus Aufzeichnungen im Testament-Buch von 1612 in der Nikolaikirche gelesen. Dort war zu lesen:

„Weil in diesem Jahr Gott der Allmächtige nicht allein diese unsere Bürgerschaft, sondern auch unsere Nachbarn Berlin und Cölln damit heimgesucht hat, daher dann Johannes Schmidt, als damaliger Stadtrichter zur Verhütung großer Gefahr sich in seinen Weinberg salviret; hat er demnach, damit gleichwohl die Gerichte nicht gänzlich möchten verlassen sein, Herrn Johannes Rücker an seine Stelle verordnet. Und ob sie gleich damals nicht die gewöhnliche Gerichtsstube wegen der Gefährlichkeit besuchen können: so hat doch die Bürgerschaft gemeldeten substituierten Richter angetreten etc.“ - „Ich verzichte auf einen Kommentar!“

Balthasar schloss seinen Bericht mit einer nachdenklichen Stimme: „Das Jahr 1612 war geprägt von Verlust und Leid, aber auch von Hoffnung und Zusammenhalt. Lasst uns gemeinsam an einem Strang ziehen, um unser Spandow zu einem Ort des Friedens und des Wohlstands zu machen. Möge das kommende Jahr uns mehr Freude und Gesundheit bringen.“

Als Balthasar seinen Bericht beendete, herrschte einen Moment lang Stille im Raum. Die Ratsmitglieder blickten nachdenklich umher, während die Worte des Bürgermeisters in der Luft hingen. Die Herausforderungen der Pest waren groß, aber auch die Hoffnung auf bessere Zeiten war spürbar. Gemeinsam würden sie sich den Herausforderungen stellen und die Stadt durch diese dunklen Tage führen. Manches war aber nicht beeinflussbar, denn das Gespräch zwischen dem Kaiser und Oxenstierna war bereits in aller Munde und wurde von vielen nicht so positiv bewertet, wie die Gesprächspartner es scheinen lassen wollten.

1613Der Jahresbericht des Bürgermeisters

‚Zwischen den Jahren‘ des Jahres 1613 versammelten sich die Ratsmitglieder von Spandow in der ehrwürdigen Halle des Rathauses. Die Luft war kühl, und die Gesichter der Anwesenden waren von einer Mischung aus Besorgnis und Hoffnung geprägt. Balthasar Westphal, der erste Bürgermeister, trat an das Rednerpult, bereit, seinen Jahresbericht abzugeben.

„Geehrte Ratsmitglieder,“ begann Balthasar mit fester Stimme, „das Jahr 1613 war ein Jahr des Gedenkens und der Verantwortung. Die Söhne des verstorbenen Landreiters Wolff Schneider, Johann, Benedikt, Tobias und Daniel, haben 50 Taler an die Stadt gespendet, als Gedächtnis für ihre verstorbene Mutter Anna Meisner. Dieses Geld wird verzinst, um an jedem Anna-Tag den Pfarreien, Diakonen, Rektoren und den Armen der Stadt auszuzahlen.“

Er blickte in die Runde und fuhr fort: „Ich danke auch die Kämmerer Johann Blume und an Valentin Grunthal, die uns in finanziellen Angelegenheiten stets zur Seite standen. Im Rat arbeiteten auch Lucas Becker, Johann Walter, Joachim Schumacher, Joachim Frize und Johann Beckerer, der ebenfalls als Hospiz-Vorsteher tätig ist.

Günther Eltiste unterstützte mich als zweiter Bürgermeister. Danke an alle für den Dienst an unserer Stadt.“

„In Bezug auf unsere Finanzen erhielt der Rat ein Drittel der Gerichtseinnahmen, was 50 Taler ausmachte. Zudem mussten der Tertiano und der Schäferknecht jeweils 25 Taler Strafe zahlen. Der Tanzboden brachte uns 17 Groschen ein, und die öffentliche Waage erbrachte 23 Taler. Unsere Kämmereieinnahmen betrugen 6144 Taler 3 Gr. und 6 Pf, während die Ausgaben 5346 Taler 4 Gr. und 6 Pf. belaufen. Diese Zahlen zeigen, dass wir eine solide Grundlage für die kommenden Herausforderungen haben.“

Mit einem ernsten Blick sprach Balthasar weiter: „Leider war das Jahr erneut von Verlusten geprägt. Im März verstarb durch die Pest der verehrte Kasimir Calero, und auch der Tertiano Jakob Birnbaum verstarb. Seine Erben spendeten 4 Taler für den Ankauf von Büchern für unsere Bibliothek, was ein Lichtblick inmitten der Trauer ist.“

„Wir müssen auch den Abschied von Adam Rührmund erwähnen, der eine Pfarre in Scharin erhielt. Sein Nachfolger, Arnisael Geräthlein, der als Kantor aus Köpenick kam, wird die musikalische Leitung übernehmen. Rührmund erhielt zu seinem Abschied ein Geldgeschenk von 8 Talern für seinen besonderen Dienst in den Pestzeiten.“

„Ein bedeutendes Thema in diesem Jahr war der anhaltende Streit mit dem Konsistorium wegen der Pachteinnahmen für Spandow. Christoph von Schwanebeck, der Erbrichter zu Teltow, kam zu uns, und am 30. April haben wir einen Vergleich erzielt. Zinsen wurden teilweise erlassen, während wir ausstehende Pachten per Exekution für die Kirche einholten.“

Balthasar fuhr fort: „Die Stadtoberen von Teltow forderten alte Stiftungsgelder für Arme und Kranke, die die Spandower einnahmen, da sie einst kein Krankenhaus hatten. Nun, da sie das Teltowsche Haus auf dem Stresow erbaut haben, erhalten sie keine Anteile. Wir boten den Teltowern an, auf dem Stresow ein Hospital zu bauen, um ihre Armen selbst zu ernähren, was uns einen Anteil sichern könnte.“

„Am Ende kostete dieser Streit unsere Kirche 10 Taler 16 Groschen. Wir müssen also weiterhin wachsam und einig sein, um die Interessen unserer Stadt zu wahren. In diesem Sinne möchte ich auch die kulturellen Aspekte unseres Lebens erwähnen. Der Rat gab 15 Taler für kulturelle Veranstaltungen aus, und wir unterstützten unsere Studenten: Pedro Barthel (Petrus Barthold) und Martin Leisegang erhielten je 30 Taler als Studienhilfe.“

Balthasar schloss seinen Bericht mit einem nachdenklichen Ton: „Das Jahr 1613 war geprägt von Verlust, Streit und auch von Momenten der Gemeinschaft und des Gedenkens. Lassen Sie uns weiterhin zusammenarbeiten, um die Herausforderungen zu meistern und die Stadt zu einem Ort des Friedens und der Prosperität zu machen. Möge das kommende Jahr uns Gesundheit und Glück bringen.“

Als Balthasar seinen Bericht beendete, herrschte einen Moment lang Stille im Raum. Die Ratsmitglieder blickten nachdenklich umher, während die Worte des Bürgermeisters in der Luft hingen. Die Herausforderungen der Pest und die Streitigkeiten waren groß, doch der Zusammenhalt und die Hoffnung auf bessere Zeiten waren spürbar. Gemeinsam würden sie sich den Herausforderungen stellen und die Stadt durch diese dunklen Tage führen.

Reichstag in Regensburg, den die Kur-Pfalz u.a. wegen der ‚Türkenhilfe‘ sprengte. Schwedens Friede zu Knäröd mit Dänemark hält bis 1643. Im Moskauer Zarentum steigt der Stern des ‚Hauses Romanov‘ als nationale Dynastie auf.

Die Sorgen der Stadtoberen

Nach dem Jahresbericht von Bürgermeister Balthasar Westphal war die Stimmung im Spandower Ratshaus angespannt. Die Ratsmitglieder hatten zwar die alltäglichen Herausforderungen der Stadt besprochen, doch in den Gesprächen schwebte das Gespenst der politischen Umwälzungen des frühen 17. Jahrhunderts über ihnen. In der Folge entspann sich ein besorgtes Gespräch über die Ereignisse beim Reichstag zu Regensburg und die Fragilität der Allianzen, die durch den Frieden von Knäröd offenbar wurden.

Günther Eltiste, der zweite Bürgermeister, war der erste, der das Wort ergriff. „Es ist besorgniserregend, was wir aus Regensburg hören. Der Reichstag wurde durch die Kur-Pfalz gesprengt, und ich frage mich, was das für uns und die gesamte Region bedeutet. Die Unfähigkeit des Kaisers, eine gemeinsame Front gegen die Osmanen zu bilden, zeigt die tiefen Risse im Heiligen Römischen Reich.“

Seine Worte fanden ein Echo in den Herzen der Ratsmitglieder. Johann Müller nickte nachdenklich. „Das hat natürlich damit zu tun, dass die Spannungen zwischen den Konfessionen zunehmen. Die Kur-Pfalz hat ihren Unmut über die katholische Dominanz und die Versäumnisse des Kaisers lautstark geäußert. Wir müssen uns fragen, ob wir in einer Zeit leben, in der jeder für sich selbst kämpft. Obwohl wir als eine von wenigen Städten den Musterern des Kurfürsten immer Soldaten für den Kampf gegen die Osmanen schicken und seit langem die sog. ‚Türkensteuer‘ zahlen.“

„Das ist aber auch der Grund, warum der Frieden zu Knäröd von solcher Bedeutung ist“, wandte sich Valentin Grunthal an die Anwesenden. „Die Vereinbarung zwischen Schweden und Dänemark hat vorübergehende Stabilität geschaffen, aber sie ist fragil. Die Rivalitäten sind nicht verschwunden; sie wurden lediglich für einen Augenblick unterdrückt. Gustav II. Adolf wird nicht ewig Ruhe geben; er wird seine Ambitionen weiterverfolgen, und das könnte uns in eine tiefe Krise stürzen.“

„Und was ist mit dem Aufstieg der Romanows in Russland?“, fügte Lucas Becker hinzu. „Die Machtverschiebungen in Russland könnten ebenfalls unser Schicksal beeinflussen. Michael Romanow könnte die russische Expansion vorantreiben und damit unsere Handelsrouten gefährden. Die Romanows schielen schon auf das weite Sibirien, bald haben sie auch den Norden und den Westen im Blick.“

Günther Eltiste schüttelte den Kopf, als wollte er es nicht wahrhaben. „Wir müssen einen Plan entwickeln. Die Unsicherheiten in der Politik und die drohenden Kriege verlangen von uns, dass wir uns wappnen. Wir dürfen nicht in die Fänge der politischen Intrigen geraten. Unsere Stadt muss stabil bleiben.“

Johann Walter, ein älterer Ratsmann, erhob seine Stimme. „Vielleicht sollten wir eine Delegation nach Regensburg schicken, um unsere Interessen zu vertreten. Wenn wir mit den anderen Städten in Kontakt treten, können wir möglicherweise eine gemeinsame Strategie entwickeln, um uns gegen die drohenden Gefahren abzusichern.“

Die Diskussion nahm an Fahrt auf, als die Ratsmitglieder begannen, konkrete Schritte zu planen. „Einige von uns könnten sich mit den benachbarten Städten zusammenschließen, um eine stärkere Stimme beim Reichstag zu haben“, schlug Joachim Schumacher vor. „Wenn wir gemeinsam auftreten, könnten wir die Aufmerksamkeit auf unsere Anliegen lenken und die politischen Entscheidungen beeinflussen.“

„Das ist eine kluge Idee“, stimmte Günther Eltiste zu. „Einheit ist in diesen unruhigen Zeiten von größter Wichtigkeit. Wir müssen die Interessen unserer Stadt und unserer Bürger in den Vordergrund stellen und sicherstellen, dass wir nicht von den größeren Mächten überrollt werden.“

Als die Sitzung schließlich zu Ende ging, herrschte ein Gefühl der Entschlossenheit im Raum. Die Ratsmitglieder waren sich einig, dass die politischen Umwälzungen dieser Zeit ihre Stadt vor große Herausforderungen stellen würden. Doch inmitten der Unsicherheit hatten sie einen Plan geschmiedet, um sich gegen die drohenden Gefahren zu wappnen und die Interessen von Spandow zu verteidigen. Es war eine Zeit des Wandels, und sie waren entschlossen, nicht nur zu überleben, sondern auch zu gedeihen.

1614

Bericht des Regierenden Bürgermeisters Johann Schmidt für das Jahr 1614

„Eure Ehren, geschätzte Ratsherren,