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Das Buch 'Geschichten, die die Welt erschufen. Mensch und Mythos' widmet sich der Bewahrung und Feier der Gründungsmythen, die von indigenen Völkern und modernen Staaten über Generationen hinweg erzählt werden. Es beleuchtet die essenzielle Rolle dieser Mythen im Verständnis der Identität, Werte und Weisheiten der jeweiligen Kulturen. Mythen sind nicht nur Geschichten aus der Vergangenheit sind, sondern lebendige Zeugnisse, die die Verbindung zwischen Mensch und Natur verdeutlichen. Sie thematisieren universelle menschliche Erfahrungen wie: Liebe, Verlust, Hoffnung und den Glauben an eine bessere Zukunft Das Buch enthält eine Vielzahl von Mythen aus verschiedenen Nationen, bietet damit einen faszinierenden Einblick in die kulturelle Vielfalt der Menschheit und ermutigt zur Achtung und zum Verständnis der Stimmen der indigenen Völker. Diese Mythen sind ein Spiegelbild der Traditionen und Glaubenssysteme, die das Leben der Gemeinschaften prägen. Das Werk dient als Quelle der Inspiration und des Wissens, die Leser dazu anregt, die Geschichten ihrer Vorfahren zu erforschen. Es lädt dazu ein, die Werte, die in diesen Mythen verankert sind, in das moderne Leben zu integrieren und die reiche Vielfalt menschlicher Erfahrungen zu würdigen und will einen Beitrag zur Förderung des Verständnisses und Respekts für die Vielfalt der Menschheit leistet.
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Seitenzahl: 802
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Gründungsmythen der Welt
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Weißrussland (Belarus)
Zimbabwe
Nachwort
In einer Welt, die zunehmend von Globalisierung und technologischem Fortschritt geprägt ist, drohen die Wurzeln der Kulturen und die Geschichten der Völker in den Hintergrund zu geraten. Dieses Buch widmet sich der Bewahrung und Feier der Gründungsmythen jener Nationen, die oft schon seit Jahrhunderten von den ansässigen indigenen Völkern erzählt werden. Diese Mythen sind nicht nur Erzählungen aus einer fernen Vergangenheit; sie sind lebendige Zeugnisse der Identität, der Werte und der Weisheit, die die Gemeinschaften geprägt haben.
Jeder Mythos ist ein Spiegelbild der Verbindung zwischen Mensch und Natur, von Traditionen und Glaubenssystemen, die über Generationen weitergegeben wurden. Sie erzählen von Helden, der Schöpfung der Welt, von den Elementen und dem Kampf um das Überleben. In diesen Geschichten finden wir universelle Themen wie Liebe, Verlust, Hoffnung und den unerschütterlichen Glauben an eine bessere Zukunft.
Die Vielfalt der Gründungsmythen, die in diesem Buch zusammengetragen sind, bietet einen faszinierenden Einblick in die kulturelle Vielfalt der Menschheit. Sie ermutigen uns, die Stimmen der indigenen Völker zu hören und zu respektieren, und erinnern uns daran, dass wir Teil eines größeren Ganzen sind, das über nationale Grenzen hinausgeht.
Möge dieses Werk als eine Quelle der Inspiration und des Wissens dienen, die uns dazu anregt, die Geschichten unserer Vorfahren zu erkunden und die Werte, die in ihnen eingeschlossen sind, in unser modernes Leben zu integrieren. Lassen Sie uns die mythischen Erzählungen der Welt feiern und die reiche Vielfalt der menschlichen Erfahrung würdigen.
Johannes Simang
Ägypten hat mehrere Gründungsmythen, die im Laufe der Geschichte in verschiedenen Regionen und Epochen erzählt wurden. Einer der bekanntesten Mythen ist der Schöpfungsmythos von Heliopolis, der die Entstehung der Welt und der Götter beschreibt.
Laut diesem Mythos begann alles mit der unendlichen, chaotischen Wasserfläche, bekannt als „Nun“. Aus diesem Wasser erhob sich der Hohe Gott Atum, der die erste Schöpfung vollbrachte. Atum erschuf durch seine Gedanken und Worte die ersten Götter, darunter Schu (Luft) und Tefnut (Feuchtigkeit). Aber auch andere Regionen Ägyptens hatten ihre eigenen Schöpfungsmythen. Zum Beispiel in Memphis, wo Ptah als Schöpfergott verehrt wurde.
Ein weiterer wichtiger Aspekt der Ägyptischen Mythologie ist die Vorstellung von Osiris, Isis, Horus und Seth. Osiris gilt als der Gott des Jenseits und der Fruchtbarkeit, und sein Mythos erzählt von seinem Tod und seiner Auferstehung, was wiederum mit der landwirtschaftlichen Fruchtbarkeit des Niltals verknüpft ist.
Diese Mythen spielten eine zentrale Rolle im ägyptischen Denken, beeinflussten die Religion und das tägliche Leben und trugen wesentlich zur Identität der alten Ägypter bei. Sie waren auch in der Kunst, Literatur und Architektur des alten Ägyptens omnipräsent.
In der sanften Stille der endlosen Wasserfläche, die als Nun bekannt war, schwebte ein unendliches Blau, gleichmäßig und unberührt. Es war die Zeit vor der Zeit, als kein Licht die Dunkelheit durchdrang und keine Form die Leere störte. Doch in dieser tiefen Ruhe regte sich ein Der Ursprung allen Seins, Atum, erhob sich aus den Wogen des Nu, seine Präsenz verwandelte das Chaos in Ordnung. Wie ein Künstler, der seine Leinwand mit Farben füllt, formte er aus dem Wasser das erste Stück Erde, die Erdgottheit Geb. An seiner Seite entstand die Göttin Nut, die den Himmel über den Menschen wölbte, ihre Glieder wie ein schützendes Zelt geöffnet, ein sanfter Schleier aus Sternen und Licht.
Die Kälte der Dunkelheit war nicht länger alles umfassend. Aus Atums Mund strömten Worte, die den Ursprung des Lebens beschworen. „Schu!“, rief er, und die Luft erfüllte sich mit frischer Brise. „Tefnut!“, und der Regen fiel sanft, um die Erde zu benetzen. Überall begann das Leben zu sprießen, während Geb und Nut, Yin und Yang, sich ineinander verwoben.
Die Götter, die Atum erschaffen hatte, beäugten die Welt mit Neugier und Staunen. Schu und Tefnut schufen das Licht und die Wärme, die die Erde umarmten; sie schenkten den Pflanzen Leben und den Tieren die Freiheit zu atmen und zu wachsen. Überall erfüllte sich das Land mit einem Netzwerk aus Farben, das die Trauer des Nichts zerstreute und die Freude des Lebens entblößte.
Doch das Schicksal hielt noch Herausforderungen bereit. Als die ersten Menschen aus der Erde erwachten, schickte Atum seine Kinder, um sie zu lehren und zu führen. Osiris, der Herr des Jenseits, wurde zum König der Fruchtbarkeit, seine Frau Isis schenkte den Menschen Wissen und Hoffnung. Zusammen regierten sie, während Seth, der ungestüme Bruder, im Verborgenen nach Macht strebte und nach einer Gelegenheit suchte, die Harmonie der Schöpfung zu stören.
Die Wellen von Nun flüsterten leise, denn das Gleichgewicht war empfindlich. Die Menschen beteten zu den Göttern, schöpften Kraft aus ihrem Glauben und verehrten die Kreise des Lebens und des Sterbens. Zu den Klängen der Flöten und dem geduldigen Klopfen der Arbeiter auf dem Feld sangen sie Loblieder, während ihre Seelen miteinander verwoben waren im ewigen Tanz von Licht und Schatten.
So lebte das alte Ägypten, genährt von der Magie des Schöpfungsmythos von Heliopolis. Ein Abbild von Kampf und Liebe, von Ordnung und Chaos, bald vereint unter dem wachsamen Blick der Götter. Von Generation zu Generation, in Stein gemeißelt und in goldglänzenden Tempeln verewigt, wurde die Geschichte erzählt, dass alles, was war und sein sollte, aus den tiefen Gewässern des Nun hervorgegangen war — ein ewiger Kreislauf, der die Menschen zu dem verband, was sie waren: Kinder eines göttlichen Traums.
Ein älterer Mythos, der in Afghanistan und den umliegenden Regionen verbreitet ist, stammt aus der Zeit der vorislamischen Religionen und ist eng mit der Zoroastrismus-Tradition verbunden, die im alten Persien weit verbreitet war. Ein zentraler Aspekt dieser Mythologie betrifft den legendären Helden Rostam, der in der „Schahname" (Buch der Könige) von Ferdowsi, einem der bedeutendsten Werke der persischen Literatur, verewigt wurde.
Der Mythos von Rostam:
Rostam wird oft als die größte heroische Figur der persischen Mythologie angesehen und ist bekannt für seine unglaublichen Taten, seine Stärke und seine anhaltende Loyalität. Er wird als Symbol für den idealen Krieger und die Verteidigung der Heimat dargestellt, was in Afghanistan besonders bedeutungsvoll ist, da das Land historisch immer wieder als strategischer Knotenpunkt in Konflikten und Kriegen war.
Die Hauptelemente des Mythos:
Herkunft: Rostam stammt aus dem Land Zabulistan, das sich in der heutigen Provinz Zabul im Süden Afghanistans befindet. Er wird als Sohn von Zal, einem anderen legendären Helden, geboren und wächst in einem Umfeld von Magie und außergewöhnlichen Kräften auf.
Abenteuer und Heldentaten: Rostam ist bekannt für viele Abenteuer, darunter den Kampf gegen mythische Kreaturen und feindliche Könige. Eines seiner bekanntesten Abenteuer ist der Kampf gegen den Löwen, der seinen Namen in der Mythologie verankert hat. Diese Geschichten sind tief in der Kultur und Identität des afghanischen Volkes verwurzelt.
Symbolik: Rostam symbolisiert nicht nur Stärke und Tapferkeit, sondern auch Loyalität und das Streben nach Gerechtigkeit. In kritischen Momenten gibt es in den Mythen oft einen moralischen Zusammenhang, der die Werte der Gemeinschaft widerspiegelt.
Vermächtnis: Der Mythos um Rostam hat bis in die moderne Zeit überdauert und inspiriert weiterhin Literatur, Kunst und populäre Kultur in Afghanistan und den angrenzenden Regionen. Rostam gilt als Nationalheld und wird oft in Erzählungen, Gedichten und Festen verehrt.
Der Mythos von Rostam ist nicht nur eine Erzählung über heroische Taten, sondern auch ein Ausdruck der afghanischen Identität und Kultur, die über Jahrhunderte gewachsen ist. Er zeigt die Werte von Mut, Tapferkeit und Loyalität, die in der afghanischen Gesellschaft tief verwurzelt sind und bis heute eine wichtige Rolle spielen.
In den zerklüfteten Bergen Zabulistans, wo das Licht der Sonne die schroffen Felsen goldig glitzern ließ, lebte der große Held Rostam. Sein Name war weit und breit bekannt, nicht nur für seine überlegene Stärke, sondern auch für seinen unerschütterlichen Mut und seine Loyalität zu seinem Volk.
Eines Tages, als der Himmel von unheilvollen Wolken verdunkelt war, wurde das friedliche Zabulistan von einem schrecklichen Ungeheuer bedroht. Ein gewaltiger Drache mit schuppigem, grünem Körper und feurigen Augen hatte sich in den tiefen Klüften der Berge niedergelassen. Er forderte von den Dörfern Tribute in Form von Vieh, Gold und jungen Frauen. Die Menschen lebten in ständiger Angst, während der Drache über ihnen schwebte wie der Schatten des Todes.
Rostam, der von dem Leid seines Volkes erfuhr, zögerte nicht. Er schnappte sich seinen mächtigen Spieß, den Hujr, und trat auf den Marktplatz, wo die Dorfbewohner versammelt waren. „Fürchtet euch nicht, meine Brüder und Schwestern! Ich werde dieses Ungeheuer besiegen und unser Land von diesem Fluch befreien!“
Mit einem lauten Ruf verabschiedete er sich von den Menschen und machte sich auf den Weg zur Höhle des Drachen. Die Sonne verschwand hinter den Bergen, als Rostam seinen ersten Schritt in die Dunkelheit wagte. Der Weg war beschwerlich, und dichter Nebel umhüllte ihn, aber Rostam ließ sich nicht beirren. Sein Herz schlug stark vor Mut und Entschlossenheit.
Schließlich erreichte er die Höhle des Drachen. Der Eingang war weit und düster, und ein schreckliches Knurren hallte aus den Tiefen. Rostam nahm einen tiefen Atemzug und trat ein. Drinnen fand er den Drachen schlafend, seine riesigen Flügel wie Schatten über dem Boden ausgebreitet.
„Das ist meine Gelegenheit“, murmelte Rostam, und in einem mutigen Schritt näherte er sich dem Ungeheuer. Als er nur wenige Schritte entfernt war, erwachte der Drache und starrte Rostam mit glühenden Augen an. „Ein Mensch wagt es, mich zu stören?“ rief der Drache mit einer Stimme, die die Wände der Höhle erbeben ließ.
„Ich bin kein gewöhnlicher Mensch“, antwortete Rostam mutig. „Ich bin Rostam, und heute ist der Tag deiner Niederlage!“
Ein gewaltiger Kampf entbrannte. Rostam hüpfte und wich den feurigen Atem des Drachen aus, der ihn mit einer gewaltigen Klaue angriff. Mit Hujr in der Hand stieß Rostam auf die schuppige Haut des Drachen, doch das Ungeheuer war stark und weit überlegen. Doch Rostam ließ sich nicht entmutigen. Er erinnerte sich an die Worte seiner Vorfahren: „Die wahre Stärke kommt nicht nur von der Muskulatur, sondern auch von einem tapferen Herzen.“
Im Laufe des Kampfes stellte Rostam fest, dass der Drache schwach war, wenn er seine Flügel ausbreitete. Mit einem gezielten Angriff gelang es Rostam, einem der Flügel tief in das Fleisch zu schneiden und den Drachen zu destabilisieren. Der Drache fiel, und Rostam nutzte den Moment des Schocks. Mit einem letzten kraftvollen Schlag durchbohrte er das Herz des Ungeheuers.
In einem letzten, strömenden Atemzug verwandelte sich der Drache in eine Wolke aus Dunkelheit und verschwand in der Luft. Das Echo seines schrecklichen Schreis hallte durch die Schluchten, während Rostam das Gefühl des Sieges erlebte.
Er kehrte nach Zabulistan zurück, wo die Menschen ihn jubelnd empfingen. „Du bist unser Held!“, riefen sie und feierten sein unerschütterliches Herz und seine Tapferkeit.
Doch Rostam lächelte bescheiden und sagte: „Die wahre Tapferkeit zeigt sich nicht nur im Kampf gegen Drachen, sondern auch im Bemühen, unser Volk immer zu beschützen.“ Fortan wurde er nicht nur als Held, sondern auch als Weiser verehrt, der das Licht des Mutes in die Herzen seines Volkes brachte.
Die Legende von Rostam und dem Drachen wurde von Generation zu Generation weitergegeben. Ein Zeugnis für den Mut und die Tapferkeit, die in jedem Herzen wohnen, und die Kraft, die man hat, wenn man für die liebt, die man beschützt. Und so lebte die Geschichte von Rostam in den Liedern und Erzählungen der Menschen weiter – den Helden, der den Schatten besiegte und das Licht der Hoffnung zurückbrachte.
Afghanistan, wie wir es heute kennen, entstand im 19. Jahrhundert aus einer Vielzahl von Fürstentümern und Königreichen, die zuvor auf dem Gebiet existierten. Der Staat wurde mit der Gründung des Königreichs Afghanistan 1919 durch Amir Amanullah Khan konsolidiert, nach dem dritten AngloAfghanischen Krieg.
Albanien hat einen eigenen Gründungsmythos, der tief in der nationalen Identität und Geschichte verwurzelt ist. Ein zentraler Bestandteil dieses Mythos ist die Figur des Skanderbeg (geboren als Gjergj Kastrioti), der im 15. Jahrhundert lebte und als Nationalheld angesehen wird. Seine legendäre Figur wird oft mit der Gründung und dem Widerstand des albanischen Volkes gegen die osmanische Herrschaft in Verbindung gebracht.
Der Traum aus Zeiten der Gefangenschaft
In der malerischen Landschaft Albaniens, umgeben von majestätischen Bergen und dichten Wäldern, lag das kleine Dorf Krujë, das durch die legendären Taten seines Fürsten Skanderbeg für immer in die Geschichtsbücher eingehen sollte. Es war das Jahr 1443, als die Sonne den Horizont golden erleuchtete und der Duft von frischen Kräutern und gebackenem Brot in der Luft lag.
Doch der Frieden war trügerisch. Die dunklen Wolken des Osmanischen Reiches zogen sich über das Land, und die Unruhen breiteten sich aus.
Gjergj Kastrioti, besser bekannt als Skanderbeg, saß auf dem geschundenen Boden der Berge, der ihn einst als Kind gefangen gehalten hatte. Als Geisel am Hof des Sultans Osman hatte er gelernt, wie man kämpft, wie man Strategien schmiedet, und vor allem, wie man das Feuer des Widerstands entfacht. Nun, nach Jahren der Gefangenschaft und der Loyalität gegenüber dem Feind, hatte er sein Vaterland zurückerobert.
Seine treuen Krieger warteten ungeduldig auf seine Rückkehr. „Führt uns an, Skanderbeg!“, riefen sie, als sie ihn am Rand der Klippen sahen. Von einem entschlossenen Ausdruck erfüllt, wandte er sich an seine Männer und sprach: „Heute ist nicht nur ein neuer Tag, sondern der Anfang eines neuen Traums. Lasst uns die Ketten des Feindes brechen!“
In den folgenden Wochen versammelte Skanderbeg das Volk von Krujë, trommelte die gefallenen Helden zusammen und rief die Fürsten der umliegenden Gebiete zusammen. Unter dem Schatten des alten Burgturms stellte er sich vor die versammelten Männer und Frauen und sprach mit einer Stimme, die den Wind zu tragen schien:
„Das Osmanische Reich hat unser Blut vergossen und unsere Dörfer verwüstet! Doch wir sind kein Volk, das sich beugen lässt! Wir sind die Nachkommen der Illyrer, die das Land mit Stolz und Ehre verteidigten! Folgt mir, und wir werden die Furcht vertreiben!“
Die Menge erhob sich in einem überwältigenden Jubel und schwor, für die Freiheit zu kämpfen.
Die Nachrichten von Skanderbegs Rückkehr schwappte wie ein Wasserfall durch das Land. Er wusste, dass die Osmanen schnell reagieren würden. Eines nachts, bei voller Mondscheibe, sammelte er seine Armee am Fuß des Berges. Ihre Rüstungen funkelten im Silberlicht, während sie sich auf die bevorstehende Schlacht vorbereiteten.
Die Osmanen, angeführt von einem grausamen General namens İbrahim, waren gnadenlos. Die beiden Armeen trafen sich am Fuß des Berges in einem heftigen Gefecht. Doch Skanderbeg war klüger als sein Feind. Er hatte eine Taktik vorbereitet, die dem Feind das Blut in den Adern gefrieren ließ.
Mit einem präzisen Angriff umging Skanderbeg die Flanke der Osmanen und überrumpelte sie mit einer Überraschungsattacke. Der Lärm des Kampfes, das Klirren der Schwerter und die Schreie der tapferen Männer erfüllten die Luft.
Skanderbeg kämpfte mit unerschütterlichem Mut und Strafsinn gegen İbrahim, und als er den Feind zu Fall brachte, jubelten seine Männer. „Für Albanien!“ riefen sie, ihre Stimmen durch den Himmel hallend.
Die Belagerung
Die Nachricht von Skanderbegs Sieg verbreitete sich wie ein Lauffeuer, doch die Osmanen waren nicht bereit, aufzugeben. Im Sommer 1444 umzingelten sie die Burg von Krujë mit einer gewaltigen Armee. Skanderbeg wusste, dass sie den Burghügel halten mussten, um das Volk zu beschützen.
Die Tage wurden zu Wochen, Nahrung wurde knapp, und der Druck der Belagerer wuchs. Doch Skanderbeg, unermüdlich und voller Glauben an seine Männer, hielt sie bei Laune. In der Burg hallten Geschichten von Heldentaten und alten Legenden, die den Hunger und die Angst vertreiben sollten.
„Wir werden nicht nur für uns kämpfen, sondern für die Generationen, die nach uns kommen!“, rief er in einer der Nächte, als die Flammen des Feuers um die Männer tanzten.
Der entscheidende Tag der Schlacht kam. Skanderbeg führte einen gewagten Plan aus: In der Dunkelheit der Nacht schickte er seine besten Krieger, um die feindlichen Lager zu infiltrieren und Feuer zu legen. Während die Osmanen in Schock und Verwirrung gerieten, nutzte Skanderbeg den Moment, um mit seiner gesamten Streitmacht aus der Burg zu brechen.
Das Licht des Morgens brach an, als die beiden Armeen aufeinandertrafen. Es war ein wildes Chaos im Herzen des Kampfes, ein Wirbel aus Stahl und Mut, als Skanderbeg erneut gegen İbrahim kämpfte. In den entscheidenden Momenten, als alles verloren schien, erinnerte er sich an das Gesicht seines Volkes – an die hoffnungsvollen Augen der Frauen und Kinder, die auf ihn vertrauten.
Mit einem letzten, mächtigen Hieb stand Skanderbeg über seinem Feind, dem verhassten General. „Du kommst nicht mehr zurück!“, rief er und ließ sein Schwert in ihn fallen.
Als die Sonne über den Hügeln aufging, war der Kampf entschieden. Die Osmanen wichen in voller Panik zurück, und Skanderbeg stand, umgeben von seinen siegreichen Kriegern, auf dem breiten Platz der Burg. Der Kampf war gewonnen, die Freiheit gerettet.
Die Menschen von Krujë feierten und sangen Lieder von ihrem Helden. Skanderbeg, der nicht nur als Krieger, sondern auch als Führer in die Geschichte einging, wusste, dass dieser Sieg nur der erste Schritt war. Doch in seinem Herzen war die Gewissheit, dass der Geist des Widerstands nie sterben würde.
Die Legende von Skanderbeg verbreitete sich weit über die Grenzen Albaniens hinaus. Sein Mut und seine Hingabe lehren Generationen, dass der Kampf für die Freiheit niemals vergeblich ist. Als Symbol der Hoffnung und des Widerstands erstrahlte er im Licht der Geschichtsbücher, und sein Geist lebte weiter in den Herzen der Albaner.
Und während die Zeit vergeht, bleibt Skanderbeg ein Licht der Inspiration, ein Zeichen für all jene, die bereit sind, für das zu kämpfen, was ihnen am Herzen liegt.
Algerien hat einen Gründungsmythos, der eng mit seinem Anti-Kolonialkampf und der Unabhängigkeitsbewegung verbunden ist. Der Mythos von Algeriens Entstehung ist stark geprägt von der historischen Erfahrung der kollektiven Kämpfe des algerischen Volkes gegen die französische Kolonialherrschaft, die 1830 begann und bis zur Unabhängigkeit 1962 andauerte.
Der Mythos in Algerien basiert auf einer langen Tradition des Widerstands. Eine der bekanntesten Figuren ist Abdelkader el-Djazaïri, der im 19. Jahrhundert gegen die französische Kolonialherrschaft kämpfte und als einer der ersten nationalen Helden gilt. Sein Kampf symbolisiert die Entschlossenheit des algerischen Volkes, sich gegen Unterdrückung zu wehren.
Während des Algerischen Unabhängigkeitskriegs (1954-1962) wurde der Mythos von der Stärke, dem Mut und der Einheit des algerischen Volkes geprägt. Die gesamte Nation, unabhängig von Geschlecht oder Alter, wurde in den Kampf einbezogen, und dieser kollektive Widerstand führte letztlich zur Unabhängigkeit.
Der Algerische Unabhängigkeitskrieg ist ein zentraler Bestandteil des Gründungsmythos. Der Konflikt war brutal, und die Trauer um die Opfer wird in der algerischen Erinnerungskultur großgeschrieben. Der Krieg wird oft als eine heroische Reise des gesamten Volkes dargestellt, das für seine Freiheit und Identität kämpfte.
Der Geist der Freiheit
Die glühende Sonne stand hoch am Himmel über Algerien und brannte unerbittlich auf die ausgedörrte Erde. Das Dorf El-Madher war still, eine gespenstische Stille, die nur durch das gelegentliche Weinen eines Kindes oder das leise Flüstern der alten Frauen unterbrochen wurde. Die Menschen trugen die Last der französischen Unterdrückung auf ihren Schultern, während die Besatzer in ihren weißen Uniformen durch die Straßen patrouillierten, die Gewehre fest in der Hand.
In den letzten Jahren waren die Felder kahl geblieben, die einst fruchtbaren Böden durch die Gier und Grausamkeit der Fremden verwüstet worden. Die Algerier litten in stummer Resignation, während lebenswichtige Nahrung beschlagnahmt und ihr Land in Brand gesteckt wurde. Nicht nur die Felder verdorrten, sondern auch der Geist der Menschen. Bis auf den Moment, als ein neuer Stern am Horizont auftauchte – Abdelkader el-Djazaïri.
Der Aufruf zur Freiheit
Abdelkader, ein Mann von hohem Wuchs und kühnem Blick, hatte die Schreie seines Volkes gehört. Er war ein Anführer, ein Krieger des Glaubens und der Freiheit. Mit jeder Geste verkörperte er die Hoffnung der Unterdrückten. In der Dunkelheit der Nacht versammelte er die Dorfbewohner rund um das Lagerfeuer. Seine Augen glänzten im Schein der Flammen, und seine Stimme klang wie der Ruf einer alten Legende, die aus der Vergangenheit auferstand.
„Schaut euch um!“, rief er leidenschaftlich. „Euer Leid ist mein Leid! Die Flüsse unseres Blutes sind die Tränen der Freiheit, die wir erkämpfen müssen. Unsere Heimat wird nicht in den Schatten der Unterdrückung leben. Wir sind die Nachkommen der heldenhaften Krieger, die niemals gebrochen wurden!“
Die Menschen lauschten gebannt, und in ihren Herzen erwachte der Geist des Widerstands. Abdelkader sprach von der Ehre, die Freiheit zu erkämpfen, und so formte er eine Armee aus Bauern, Handwerkern und Lehrern – Männer und Frauen, die ihr Leben für ihre Heimat opfern wollten.
Die erste Schlacht
Es war der Morgen eines heißen Sommertages, als die erste Schlacht gegen die französischen Besatzer anbrach. Abdelkader und seine Kämpfer hatten sich in den Wäldern hinter El-Madher versteckt. Hier, in den kargen Hängen, kam der Wind, um ihre Flüstertöne zu tragen. Sie waren bereit, ihre Heimat zu verteidigen.
Die französischen Truppen, hochmütig und selbstsicher, marschierten voran. Sie waren bewaffnet mit dem neuesten Kriegsgerät, während die algerischen Kämpfer mit den einfachen Waffen des Glaubens und der Hoffnung entgegentraten. Als die erste Kugel fiel, entbrannte das Chaos. Die Soldaten Frankreichs stürmten, doch Abdelkader zeigte sich unerschrocken.
Er führte seine Männer in die Schlacht mit einer Strategie, die den Geistern der Vorfahren würdig war. „Für jedes Dorf, das sie niederbrennen, für jede Seele, die sie brechen!“, rief er und stieß mit seinem Schwert in die Reihen der Feinde. Als die Dunkelheit anbrach, war das Chaos in voller Blüte. Der Boden war getränkt mit dem Blut der Gefallenen, und der Schrei des Krieges hallte in den Tälern wider.
Der Schmerz des Volkes
Die französischen Truppen waren gut ausgebildet und zahlreich, aber Abdelkaders Entschlossenheit war eine Kraft, die nicht leicht zu brechen war. Nach Wochen des Kämpfens hatten sie bereits mehrere Schlachten gewonnen, doch die Wunden seines Volkes waren tief. Der Hunger zog durch El-Madher wie ein unaufhörlicher Schatten.
Die Kinder litten, ihre Wangen waren eingefallen, und die Augen schimmerten im matten Licht des Sonnenuntergangs wie die von verlorenen Seelen. Frauen saßen an den Straßenrändern, weinend, während die Männer in die Berge zogen, um die Schwachen zu schützen. Ganze Generationen wurden durch die Brutalität der Besatzung unterdrückt und verzehrt.
Abdelkader war sich bewusst, dass jede Schlacht neue Wunden hinterlässt – nicht nur an den Körpern, sondern auch an den Herzen. In diesen düsteren Zeiten rief er sein Volk in einer großen Versammlung zusammen.
„Wir kämpfen nicht nur für unsere Freiheit, sondern auch für die Seelen unserer Kinder!“, sprach er, das Feuer in seiner Stimme ausbreitend. „Wir müssen zusammenhalten, vereint gegen die Übermächtigen, um das Licht unserer Nation wieder zu erwecken!“
Die Monate vergingen, als Abdelkader unermüdlich über die Hügel und durch die Dörfer zog, um Verbündete zu gewinnen. Er sprach zu den Menschen, erzählte von einer Welt nach der Unterdrückung, einer Welt voller Hoffnung, und pflanzte die Samen des Widerstands in ihren Herzen.
Er sammelte Informationen, motivierte, inspirierte und plante die nächste große Offensive gegen die Franzosen. Es war ein Gefühl, das die Menschen einte – die Idee, dass sie, wenn sie sich zusammenschließen, die Macht hatten, die Besatzer zurückzudrängen.
Der entscheidende Kampf
Der entscheidende Tag kam, als Abdelkader seine Streitkräfte in einer letzten, verzweifelten Schlacht um die Unabhängigkeit versammelte. Die Luft war schwer von Anspannung, und die Stimmen seiner Männer übertönten das Dröhnen der fernen Kanonen.
„Heute ist der Tag, an dem wir unser Schicksal schreiben!“, rief er, seine Stimme hallte über das Schlachtfeld. Die Sonne brach durch die Wolken, als die beiden Armeen aufeinandertrafen.
Abdelkader kämpfte, als hinge sein Leben davon ab. Er fiel in den Staub, bevor er sich wieder aufraffte und weiterkämpfte. Mithilfe seiner strategischen Genialität und der unbeugsamen Entschlossenheit seines Volkes gelang es den algerischen Kriegern, die Franzosen zurückzudrängen und den Sieg zu erringen.
Ein neues Licht
Die Nachricht von der Niederlage der Franzosen kam wie ein herannahender Sturm zu den Dörfern. Die Menschen strömten in die Straßen, jubelten und umarmten einander, während die Sehnsucht nach Freiheit endlich in Erfüllung zu gehen schien.
Abdelkader stand auf dem Hügel, als die letzte Wolke der Besatzung am unendlichen Horizont verschwand. Er sah auf die versammelte Menge – nicht nur Krieger, sondern auch Frauen, Kinder und alte Männer, die trotz des Schmerzes und der Trauer die Hoffnung in ihren Herzen getragen hatten.
„Heute haben wir nicht nur für uns gekämpft, sondern für die Zukunft unseres Landes“, sprach Abdelkader, seine Stimme stark und klar. „Dieser Sieg gehört allen, und in der Einheit werden wir als freies Volk wachsen.“
Die Legende von Abdelkader el-Djazaïri und dem algerischen Widerstand lebte fort, ein Erbe des Mutes und unermüdlichen Kampfes für die Freiheit. Seine Taten wurden von Generation zu Generation weitergegeben, symbolisch für den unbezwingbaren Geist der algerischen Nation.
Die Narben der Vergangenheit blieben, aber sie waren nicht mehr die Zeichen der Unterdrückung, sondern Erinnerungen an den Kampf und die Hoffnung auf eine strahlende Zukunft. Abdelkader war nicht nur ein Krieger, sondern das Herz einer Nation, das weiterhin im Rhythmus von Freiheit und Unabhängigkeit schlug.
Nach der Unabhängigkeit wurde der Mythos weiter genährt durch das Streben nach einer nationalen Identität, die eng mit dem Kampf gegen die Kolonialherrschaft verbunden ist. Die algerische Nation wurde als eine Einheit angesehen, die aus verschiedenen ethnischen und kulturellen Gruppen besteht, die alle zusammengearbeitet hatten, um die Freiheit zu erreichen.
Nach der Unabhängigkeit wurde die Geschichte und die Helden des Unabhängigkeitskriegs in der nationalen Erzählung verklärt und glorifiziert, sodass sie einen zentralen Platz im kollektiven Gedächtnis der Algerier einnehmen. Die Mythen und Legenden um die nationalen Helden sind bis heute ein wichtiger Bestandteil der algerischen Kultur und Identität.
Der Gründungsmythos Algeriens - dem Widerstand gegen die Kolonialherrschaft verbunden - umfasst nicht nur die historischen Kämpfe und Führer, sondern stellt auch die kollektive Identität und den Mut des algerischen Volkes in den Vordergrund, die letztendlich zur Unabhängigkeit führten. Dieser Mythos spielt eine entscheidende Rolle in der nationalen Identität und dem Bewusstsein der Albaner bis heute.
Andorra hat einen Gründungsmythos, der eng mit der Geschichte seiner Gründung und seiner politischen Struktur verbunden ist. Laut der Legende wurde Andorra im Jahr 803 von Karl dem Großen gegründet. Der Mythos besagt, dass der König, nachdem er gegen die Mauren gekämpft hatte, eine Gruppe von Bewohnern in den Pyrenäen schützte. Diese Einwohner besaßen den Wunsch nach Selbstverwaltung und erhielten das Recht auf Selbstbestimmung.
Ein weiterer Aspekt des Mythos ist die Rolle des Heiligen Julians, der als Schutzpatron Andorras gilt. Es wird erzählt, dass er die Region vor den Mauren schützte und somit zur Entstehung Andorras als eigenständiges Fürstentum beitrug. Diese Geschichten haben auch zur Entwicklung des andorranischen Identitätsgefühls beigetragen.
Trotz dieser mythischen Erzählungen basiert die politische Struktur Andorras auf historischen Vereinbarungen zwischen verschiedenen Herrschern und dem Volk, und es gibt eine lange Geschichte von gewählten Vertretern und einer besonderen Form der Co-Fürstenschaft, die auch heute noch besteht. Der Mythen ist jedoch ein fester Bestandteil des kulturellen Erbes Andorras.
In den tiefen und geheimnisvollen Tälern der Pyrenäen, wo die hohen Gipfel im Nebel verschwinden und die reißenden Bäche glitzern wie flüssiges Silber, lebte der heilige Julian. Er war ein Mann des Glaubens, dessen Herz so rein war wie die schneebedeckten Berge um ihn herum. Die Dorfbewohner verehrten ihn für seine Weisheit und seinen Mut, während er treu in seinem kleinen, bescheidenen Kloster lebte, das in den Wurzeln einer alten Eiche verborgen lag.
Eines Tages, als die Sonne ihr goldenes Licht über die Gipfel goss, näherte sich eine dunkle Wolke dem Tal – die Mauren hatten sich zu einem weiteren Überfall entschlossen. Ihre Krieger, wild und unbarmherzig, durchstreiften die Länder auf der Suche nach Beute, und die Schreie der Unschuldigen hallten bereits in der Luft. In dieser verzweifelten Lage wandten sich die Menschen Andorras an ihren heiligen Julian. „Hilf uns, oh Julian! Schütze uns vor dem Unheil, das uns bedroht!“
In der tiefen Nacht, während die Sterne am Himmel funkelten, kniete Julian vor dem Kreuz, seine Hände gefaltet und sein Herz voller Entschlossenheit. „Gott, gib mir die Kraft, mein Volk zu beschützen“, bat er. Ein sanfter Wind wehte durch die Bäume, und in dieser Stille verspürte Julian eine Antwort: Ihm war klar, dass er eine wichtige Mission zu erfüllen hatte.
Am nächsten Morgen begegnete ihm ein Reiter, der auf einem prächtigen Ross daher geritten kam. Es war Karl der Große, der König der Franken, der von dem Ruf nach Hilfe gehört hatte. Mit einer Aura von Macht und Anmut näherte er sich Julian. „Heiliger Mann“, sprach er mit einer Stimme, die wie Donnergrollen klang, „ich habe von den Schrecken gehört, die deine Menschen erleiden. Was kann ich tun, um zu helfen?“
Gemeinsam schmiedeten sie einen Plan. Julian und Karl beschlossen, ein Bündnis zu schließen – ein Pakt des Schutzes und der Selbstbestimmung für die Menschen Andorras. Unter dem schützenden Blick der Berge zogen sie mit einem kleinen Trupp tapferer Krieger in den Kampf. Die Schlacht war gnadenlos und rau, aber das Licht des Glaubens, das in Julians Herzen brannte, erhellte die Dunkelheit. Die Mauren waren zwar zahlreich, aber durch Julians Entschlossenheit und Karls strategische Weitsicht wurden sie besiegt.
Nach dem Sieg versammelten sich die Menschen in dem kleinen Tal, das nun von den Klängen der Freiheit erfüllt war. Karl der Große, stolz und weise, trat vor die versammelten Reihen und sprach: „Was nun geschehen soll, liegt in euren Händen. Ihr habt euch erhoben, um euren Glauben und euer Land zu verteidigen. Ihr sollt euer Schicksal selbst bestimmen!“
Die Menschen errichteten auf den Wiesen ein einfaches, aber ehrwürdiges Denkmal, das Julian und Karl gedachten. In der Mitte des Platzes regelten sie ihre Angelegenheiten, und die Koexistenz von Glauben und Macht blühte auf. Auf diese Weise wurde Andorra geboren – ein Land der Freiheit, unter dem Segen von Karl und dem heiligen Julian.
Die Legende von Julian, dem Heiligen, und Karl, dem König, verbreitete sich weit über die Grenzen der Pyrenäen hinweg. Wo die Sonne auf die schneebedeckten Gipfel scheint und die Flüsse unaufhörlich fließen, leben die Erinnerungen an diesen entscheidenden Moment der Geschichte Andorras weiter – als die Menschen lernten, für ihre Rechte zu kämpfen und eine Nation zu gründen, die nie vergessen wird. Und so, verankert in den Herzen der Andorraner, bleibt die Geschichte von Julian und Karl ein strahlendes Symbol für Hoffnung und Freiheit.
Andorra wurde im Jahr 1993 zu einem modernen, souveränen Staat im heutigen Sinne, als es eine neue Verfassung annahm, die das Land als parlamentarisches Fürstentum festlegte. Diese Verfassung markierte einen wesentlichen Schritt in der politischen und rechtlichen Entwicklung Andorras. Sie etablierte grundlegende Rechte und Freiheiten für die Bürger und schuf eine demokratische Struktur mit einem gewählten Parlament.
Zuvor hatte Andorra eine lange Geschichte als unabhängiges Fürstentum, das bis ins 9. Jahrhundert zurückreicht, als es ein Pakt zwischen Karl dem Großen und den lokalen Bewohnern geschlossen wurde. Seitdem wurde Andorra von verschiedenen Fürsten und Ko-Fürsten regiert, doch die politische Struktur war über Jahrhunderte hinweg eher informell und geprägt von Traditionen.
Die Verfassung von 1993 führte zu einer stärkeren Integration in die internationale Gemeinschaft und zur Förderung von Rechtsstaatlichkeit, Demokratie und Menschenrechten in Andorra.
Angola hat mehrere Gründungsmythen und -legenden, die sich vor allem um die kulturellen und historischen Wurzeln der verschiedenen ethnischen Gruppen des Landes drehen. Eine der bekanntesten Legenden ist die des Ngola, der als mythologischer König und Gründer des Königreichs Ndongo angesehen wird, dessen Einfluss während der Zeit vor der portugiesischen Kolonisierung groß war.
Die Legende erzählt von einem mächtigen Herrscher, der das Volk vereinte und es gegen äußere Bedrohungen verteidigte. Ngola war bekannt für seine Weisheit und seinen Mut, und sein Name wird oft als Symbol für die nationale Identität Angolas verwendet. Der Titel „Ngola“ selbst wurde später von den Portugiesen als Begriff für die herrschenden Monarchen des Landes übernommen.
Zusätzlich gibt es auch andere Geschichten und Mythen, die verschiedene ethnische Gruppen und ihre Ursprünge beschreiben, wie die der Bakongo, Ovimbundu oder Chokwe. Diese Mythen spielen eine wichtige Rolle in der Kultur und Identität Angolas und sind oft mit traditionellen Zeremonien und Erzählungen verbunden.
Die Vielfalt der Mythen und Legenden spiegelt die reichhaltige Geschichte Angolas wider und zeigt, wie das Land kulturell geprägt ist von einer Vielzahl an Ethnien, die über Jahrhunderte hinweg gelebt und miteinander interagiert haben.
In den tiefen, grünen Tälern Angolas, wo die Sonne wie ein goldener Schild über den majestätischen Baumkronen strahlt und die Stimmen der Wildnis im Wind flüstern, lebte einmal ein König namens Ngola. Sein Reich war erfüllt von der Kraft der Natur und dem Stolz seines Volkes, doch die Schatten der Bedrohung lagen über den Hügeln, denn Feinde umschlichen sein Land und sich gegenseitig wie Raubtiere auf der Jagd.
Ngola war nicht nur ein König, sondern ein Krieger mit einem Herzen, das für sein Volk schlug. Er war bekannt für seine Weisheit und Tapferkeit und hatte sich stets dafür eingesetzt, Frieden und Wohlstand in sein Königreich zu bringen. Doch in den letzten Jahren war die Harmonie gestört worden – von ferne anrückenden Kriegern, denen Macht und Unterwerfung den langen Atem verliehen.
Eines Morgens, als der erste Sonnenstrahl die Landschaft in ein warmes Licht tauchte, versammelte Ngola seine Berater am Fuße des heiligen Baumes der Ahnen. Der Baum war alt, seine Wurzeln gruben sich tief in die Erde, ebenso wie die Traditionen und Legenden seines Volkes. Die Berater waren besorgt und sprachen von den hungrigen Feinden, die näherkamen. „Wir müssen handeln, Mein König! Wenn wir nichts tun, wird unser Reich in Dunkelheit versinken!“
Ngola hörte ihnen geduldig zu, und als sie geendet hatten, sagte er mit fester Stimme: „Wir werden nicht fliehen oder uns ergeben. Es ist an der Zeit, unsere Stärke zu zeigen und das Band unseres Volkes zu festigen. Lasst uns die Krieger unseres Landes versammeln und ihnen das Feuer zeigen, das in unseren Herzen brennt.“
Die Nachricht von Ngolas Aufruf verbreitete sich wie ein Lauffeuer durch die Dörfer und Städte. Männer, Frauen und sogar Kinder kamen zusammen, um den großen König zu sehen. Als Ngola auf einem gewaltigen Pferd vor ihnen erschien, strahlte er wie die Sonne selbst. „Lasst uns in die Schlacht ziehen! Gemeinsam sind wir stark wie das eisenharte Holz des Mutondo-Baumes!“ rief er.
Mit jedem erklungenen Wort jubelte das Volk, und ihre Stimmen vermischten sich mit dem Klang der Trommeln, die den Rhythmus des Lebens und des Kampfes schlugen. Ngola führte seine Krieger in die Berge, wo sie ein geheimes Lager errichteten. Hier trainierten sie, stärkten ihre Muskeln und schmiedeten aus den göttlichen Rohstoffen des Landes tödliche Waffen.
In der Nacht vor der entscheidenden Schlacht versammelte Ngola seine Krieger am Feuer. Die Flammen tanzten und warfen Schatten, die sich wie Geister über den Boden bewegten. „Denkt an unsere Vorfahren, die für unsere Freiheit gekämpft haben. Denkt an unsere Frauen und Kinder, die auf unser Gelübde vertrauen. Wir sind eine Einheit, und gemeinsam werden wir unbesiegbar sein!“
Als die Morgendämmerung anbrach, schickte der König seine Späher aus, um die Bewegungen des Feindes zu beobachten. Die Wolken unterhielten sich mit dem Wind, und das Land schien den Atem anzuhalten. Ngola hatte einen Plan: Mit List und Taktik wollte er seine Feinde überraschen und sie in die Enge treiben.
Die Stunde der Schlacht kam. Ngola und seine Krieger stürmten mit der Wucht eines Baches, der sich über die Felsen ergießt, in die Schlacht. Der Klang der Waffen, die Rufe des Krieges und das Geschrei des Mutes erfüllten die Luft. Ngola kämpfte wie ein Löwe, unermüdlich und voller Entschlossenheit, während er seine Männer anfeuerte, sie aufmunterte und seine Feinde zurückdrängte.
Die Feinde, die zunächst unerschrocken schienen, fühlten bald die Wut und Waghalsigkeit des Volkes, das sie behelligen wollten. Mit jedem genannten Namen der Ahnen, mit jedem kraftvollen Schlachtruf, den Ngola rief, zitterte der Boden, und das Volk erfuhr die Kraft des Zusammenhalts.
Als die Sonne schließlich hinter den Bergen unterging, war das Schlachtfeld von rauchenden Überresten gezeichnet, und die letzten Rufe der Krieger hallten weit ins Land. Ngola stand unter dem weiten Himmel, umringt von seinen siegreichen Kriegern, erfüllt von einem unvergänglichen Gefühl der Zusammengehörigkeit. Die Feinde waren besiegt, und das Reich war erneut in Sicherheit.
Schweiß und Blut lagen auf dem Boden, aber es war der Schweiß und das Blut eines vereinten Volkes. „Heute sind wir nicht nur Krieger geworden – wir sind Brüder und Schwestern, und unser Königreich wird für immer in unseren Herzen gelebt!“ rief Ngola, und die Menge erhob sich in einem Einheitsjubel.
Der Legende nach war dies der Tag, an dem Ngola nicht nur sein Volk verteidigte, sondern ein neues Kapitel in der Geschichte Angolas aufschlug. Fortan wurde er als der König verehrt, der sein Volk in Zeiten der Dunkelheit zusammenbrachte und das Reich in die strahlende Zukunft führte – ein König, dessen Name und Geist für alle Zeiten in den Herzen der Angolaner weiterlebt.
Antigua und Barbuda haben mehrere Geschichten und Überlieferungen, die als Gründungsmythen oder -legenden betrachtet werden können, obwohl sie nicht so ausgeprägt sind wie die Mythen einiger anderer Kulturen. Diese Erzählungen sind oft mit der Geschichte der indigenen Völker der Karibik, insbesondere den Arawak und Kalinago (Kariben), sowie mit der Kolonialgeschichte verbunden.
Eine interessante Legende handelt von den „Zwillingsinseln“ Antigua und Barbuda. Man erzählt sich, dass Antigua als die größere und interessantere der beiden Inseln galt, während Barbuda als das ruhigere und friedlichere Ziel angesehen wurde. Diese beiden Inseln werden oft als Geschwister betrachtet, die zusammengehören und sich gegenseitig ergänzen.
Ein weiterer wichtiger Aspekt der Geschichte dieser Inseln ist die Kolonialisierung durch die Briten im 17. Jahrhundert. Sir Christopher Codrington, ein britischer Kolonialist, erwarb Antigua und Barbuda und brachte eine große Anzahl von Sklaven aus Afrika, die dann die Plantagenwirtschaft entwickelten. Diese Geschichte, verbunden mit den Kämpfen um Freiheit und Unabhängigkeit, ist ein zentraler Teil des kulturellen Gedächtnisses der Bevölkerung.
In einer fernen Zeit, lange bevor die Wellen der Karibik die Küsten berührten, gab es zwei magische Inseln, die in den strahlenden Farben des Sonnenuntergangs schimmerten. Diese zwei Geschwister, Antigua und Barbuda genannt, waren von einer tieferen Verbindung umgeben, die das Land und das Meer durchdrang. Die Götter hatten sie geschaffen, um ihre Schönheit zu bewahren und die Geheimnisse der Karibik zu hüten.
Antigua war die ältere der beiden Inseln, bekannt für ihre hohen Berge, die stolz in den Himmel ragten, und ihre grünen Täler, die mit bunten Blumen und fruchtbaren Feldern bedeckt waren. Die Menschen in Antigua lebten in Harmonie mit der Natur und waren stolz auf ihre Ernte, die kräftige Wurzeln und süße Früchte hervorbrachte. Sie ehrten die Götter durch Tänze, Lieder und Geschichten, die von Generation zu Generation weitergegeben wurden.
Barbuda hingegen war die sanfte Seele der Zwillinge. Mit ihren endlosen Stränden, dem feinen weißen Sand und den glitzernden, türkisfarbenen Gewässern war sie ein Ort der Ruhe und der Entspannung. Die Feigenbäume wuchsen wild und boten schattige Plätze für die Einheimischen, die oft zusammenkamen, um die Geschichten ihrer Vorfahren zu erzählen und das Licht des Mondes zu feiern. In Barbuda lebten die Menschen im Einklang mit den Geistern des Landes, die ihnen Weisheit und Frieden brachten.
Eines Tages, während die Götter im Himmel über die beiden Inseln wachten, zogen dunkle Wolken am Horizont auf. Ein mächtiger Feind, die gefürchteten Krieger des Nordens, waren auf dem Weg, die Zwillingsinseln zu erobern. Die Bewohner von Antigua und Barbuda waren in großer Sorge, als sie von den drohenden Gefahren erfuhren. Sie versammelten sich unter dem alten Baobab-Baum, um zu beten und sich auf das Unbekannte vorzubereiten.
Die weise Alte, die die Geschichten des Volkes kannte, trat vor die versammelte Menge. „Wir sind durch das Blut der Zwillingsinseln verbunden, und nur gemeinsam können wir den Sturm überstehen“, verkündete sie mit starkem und beruhigendem Ton. „Lasst uns unsere Fähigkeiten vereinen und die Götter um Schutz bitten.“
Die Menschen von Antigua und Barbuda, beseelt von der Kraft ihrer Vorfahren, beschlossen, sich zusammenzuschließen und ihrer Stärke freien Lauf zu lassen. Sie zählten auf ihre Vergangenheit, auf das, was sie seit Generationen in ihren Herzen trugen. Die Fischer brachten die besten Netze, um die Götter mit den schillernden Fischen zu besänftigen. Die Krieger schärften ihre Waffen und trommelten den Takt des Mutes, während die Frauen und Kinder Altäre zur Ehre der Götter errichteten, um ihre Unterstützung zu erbitten.
Die Nacht fiel über die Zwillingsinseln, während der Wind mit demselben Sturm vor der Küste riss. Die Menschen hielten zusammen und tanzten um das Feuer, ihre Stimmen vereint in einem Gesang, der die Ältesten der Inseln anrief. Inmitten dieser Nacht, als die Dunkelheit am tiefsten war, leuchtete ein strahlender Blitz am Himmel auf. Ein Lichtstrahl enthüllte die Gestalt der Götter, die vom Himmel herniederblickten.
„Ihr habt euch vereint und den Mut eures Volkes bezeugt“, sprach die höchste Gottheit mit einer Stimme, die wie das Rauschen der Wellen klang. „Wir gewähren euch den Schutz in euren schlimmsten Zeiten. Euer Bund wird untrennbar sein, und die Kräfte der Zwillingsinseln werden euch helfen, das Unheil abzuwehren.“
In diesem Moment vereinte sich die Magie der beiden Inseln. Antigua, mit ihrer Stärke und ihrem Mut, und Barbuda, mit ihrer Ruhe und Weisheit, verschmolzen in einem strahlenden Licht, das die Dunkelheit durchbrach. Als die kriegerischen Eindringlinge die Küsten erreichten, fanden sie sich einem gewaltigen Sturm gegenüber, der das Meer aufpeitschte und die gewaltigen Wellen wie schäumende Drachen heranbrachte. Der Wind heulte in einem dramatischen Chorgesang, begleitet von den Stimmen der Krieger und der Götter, die alle zusammen für die Freiheit der Zwillingsinseln kämpften.
Die Angreifer, überwältigt von der Magie und Entschlossenheit der Zwillingsinseln, flohen vor dem unbändigen Sturm, der sie mit seiner unbarmherzigen Kraft mit sich riss. Antigua und Barbuda hatten gesiegt, und der Frieden kehrte zurück.
Die Menschen feierten lange in der Nacht, voller Freude und Dankbarkeit. Der alte Baobab-Baum, unter dem sie geflüchtet hatten, wurde das Symbol ihrer Verbindung. Die Zwillingsinseln waren nicht nur Geschwister, sondern auch verbundene Seelen, die gemeinsam Herausforderungen bewältigen konnten.
Von diesem Tag an wurden Antigua und Barbuda in den Herzen ihrer Bewohner als ein Zeichen untrennbarer Einheit und Stärke verewigt. Immer wenn der Wind die Wellen an die Strände trieb und das Licht des Sonnenuntergangs die Inseln in leuchtende Farben tauchte, erinnerten die Menschen sich an die Legende ihrer Gründung – ein Mythos, der die Zwillingsinseln für alle Zeit verbinden würde.
Der Gründungsmythos von Argentinien ist eng mit der Geschichte des Landes und seiner nationalen Identität verbunden. Ein zentraler Aspekt des Mythos ist die Unabhängigkeitserklärung von 1816, die am 9. Juli in San Miguel de Tucumán verkündet wurde. Diese Erklärung markiert den Bruch mit der spanischen Kolonialherrschaft und den Beginn des Weges zu einer souveränen Nation.
Ein weiterer wichtiger Teil des Gründungsmythos sind die figurativen und symbolischen Geschichten um wichtige Persönlichkeiten der argentinischen Geschichte, wie José de San Martín, der als einer der Hauptführer der Unabhängigkeitsbewegung gilt. Seine Taten und Heldentaten werden oft romantisiert und tragen zur nationalen Identität und zum Stolz bei.
Die widersprüchlichen kulturellen Einflüsse, die Argentinien geprägt haben, sowie die Vielfalt der Bevölkerung und deren Geschichten sind ebenfalls Teil des Gründungsmythos. Die Argentinier sehen sich oft als Nachfahren von Einwanderern aus Europa, was die nationale Identität und das Selbstverständnis des Landes beeinflusst.
Im Jahr 1826, bei einem kühlen Morgen in Buenos Aires, war Bernardino Rivadavia, der erste Präsident der Vereinigten Provinzen des Río de la Plata, von einem unerwarteten Besuch überrascht. Ein junger Geschichtsschreiber namens Mateo bat um ein Treffen. Er wollte die Geschichten der Freiheitskämpfer dokumentieren, die das Land geprägt hatten. Rivadavia, dem die Erinnerung an den unermüdlichen Kampf um die Unabhängigkeit noch frisch in Erinnerung war, gestattete Mateo dies zu tun, und so begannen sie, in einem gedämpften Raum des Präsidentenpalastes zu sprechen.
„Lass mich dir die Geschichte erzählen“, begann Rivadavia, „geschrieben in den Herzen und Seelen jener, die für unsere Freiheit gekämpft haben. Die Flamme der Hoffnung entzündete sich nicht an einem einzigen Datum, sondern war das Ergebnis heldenhafter Taten und schicksalhafter Begegnungen.“
Er sprach von José de San Martín, dem großen Strategen und Kämpfer für die Unabhängigkeit. „San Martín“, sagte er, „wuchs in Argentinien und den Weiten Spaniens auf und kehrte zurück, um die Bande der Kolonialherrschaft zu zerreißen. Seine Überquerung der Anden, um Chile zu befreien, war mehr als ein militärischer Sieg – es war der erste Funke, der unsere Herzen erhellte und die gesamte Region zu einem Aufstand inspirierte.“
Dann erwähnte Rivadavia Manuel Belgrano, den leidenschaftlichen Patrioten, der die Flagge mit den zwei Farben Blau und Weiß schuf. „Belgrano, mein Freund, war nicht nur ein Soldat, sondern auch ein Visionär. Er fiel in die Schlacht mit einer Überzeugung, die größer war als jede Armee. Seine Siege und Niederlagen waren ein Teil des gelebten Traums, der unser Volk vereinte.“
Und so schilderte Rivadavia die Taten von Mariano Moreno, einem brillanten Denker und Verfechter der Meinungsfreiheit. „Er verstand, dass die Unabhängigkeit nicht nur in militärischen Siegen lag, sondern auch im Geist der Menschen. Seine Feder war ebenso scharf wie das Schwert der Soldaten, und durch seine Schriften erhob sich unser Volk.“
Mateo lauschte gespannt, als Rivadavia fortfuhr und von der entscheidenden Waffenbrüderschaft der türkischen Legion erzählte, die aus den abenteuerlustigsten Seeleuten und mutigen Männern bestand, die in unseren Reihen kämpften. „Sie kamen von weit her, nicht nur um unsere Land zu erobern, sondern würden sich vereinigen, um eine Nation zu gründen. Ihre Geschichten und ihr Mut dürfen niemals in Vergessenheit geraten.“
„Es waren da auch die Frauen“, fügte Rivadavia mit Nachdruck hinzu. „Wie Manuela Pedraza, die sich den Kämpfern anschloss, und viele weitere Frauen, die mit unerschütterlichem Mut kämpfen und ihre Männer anfeuerten. Sie repräsentierten die unermüdliche Liebe und den unerschütterlichen Willen, den es brauchte, um zur Unabhängigkeit zu gelangen.“
Der Präsident blickte zum Fenster, als die Sonne aufging und die Stadt erwachte. „Und in diesen Kämpfen wurden wir stärker. Der Himmel über uns war der Ort, an dem die Sterne der Freiheit erblühten. Hände wurden gefaltet, Kriege geführt, und das Herz Argentinien arbeitete als ein einziger Puls. Und schließlich, am 9. Juli 1816, verkündeten wir unsere Unabhängigkeit. Es war der Moment, für den wir gekämpft haben, in dem alle diese Geschichten zu einer einzigen Flamme der Hoffnung zusammenkamen.“
Mateo spürte, wie die Worte des Präsidenten diese Flamme in ihm entzündeten. „Aber Bernardino“, fragte er, „wie können wir diesen Mythen gerecht werden?“
Rivadavia lächelte weise. „Indem wir sie weitererzählen, indem wir die Vergangenheit im Gedächtnis behalten und die Träume der Helden leben. Diese Geschichten sind der Grundstein unserer Nation. Wir sind nicht nur das Ergebnis ihrer Taten, sondern die lebende Erinnerung an ihren Mut und ihre Entschlossenheit.“
In diesem Moment war das alte, ehrwürdige Gebäude nicht nur ein Ort der Macht, sondern ein Raum, der von den Geistern der Helden durchdrungen war. Mateo wusste, dass er als Hüter dieser Geschichten auf seine Zeit gekommen war, um die Flamme der Freiheit weiterzugeben, und das Erbe jener, die für die Unabhängigkeit Argentiniens gekämpft haben, zu bewahren.
So schloss sich der Kreis der Unabhängigkeit in der Erzählung des Präsidenten und des Geschichtsschreibers, und Buenos Aires erwachte an diesem Morgen in dem Wissen, dass die Seele der Freiheit für immer ein Teil Argentiniens sein würde.
Man kann sagen, der Gründungsmythos von Argentinien ist ein komplexes Geflecht aus historischer Realität, symbolischer Bedeutung und nationalem Stolz, das sowohl das Erbe der Unabhängigkeit als auch die kulturelle Vielfalt des Landes umfasst.
Bernardino Rivadavia trat 1827 von seinem Amt als Präsident der Vereinigten Provinzen des Río de la Plata zurück, hauptsächlich aufgrund politischer und sozialer Spannungen, die seine Regierung begleiteten. Hauptgründe für seinen Rücktritt waren:
Rivadavia versuchte, zentrale Reformen durchzusetzen, einschließlich der Schaffung einer zentralisierten Regierung und der Trennung von Kirche und Staat. Dies stieß auf starken Widerstand von verschiedenen politischen Gruppierungen, insbesondere von denjenigen, die für eine föderalistische Struktur plädierten.
Viele Provinzen fühlten sich von Rivadavias zentralistischen Maßnahmen und seiner Politik benachteiligt. Die Unzufriedenheit überregionaler Führer und lokale Eliten wuchs, was zu politischen Konflikten und Unruhen führte.
Zu der Zeit erlebte das Land wirtschaftliche Schwierigkeiten, die die öffentliche Unzufriedenheit verstärkten. Rivadavias Reformen brachten nicht die erhofften wirtschaftlichen Vorteile, und die soziale Stabilität litt darunter.
Rivadavias Politik führte zu politischen Spannungen, die in Bürgerkriegen und militärischen Konflikten innerhalb des Landes mündeten. Dies schwächte seine Position erheblich.
Rivadavia verlor die Unterstützung vieler wichtiger Politiker und Militärführer, die zuvor seine Verbündeten waren. Diese Opposition trug zu seinem Rücktritt bei, als er erkannte, dass er nicht mehr in der Lage war, effektiv zu regieren.
Schließlich entschied sich Rivadavia, im Jahr 1827 zurückzutreten, um den fortwährenden Konflikten und der politischen Instabilität zu entkommen. Sein Rücktritt markierte das Ende eines schwierigen und umstrittenen Kapitels in der Geschichte Argentiniens.
Armenien hat einen reichen und bedeutenden Gründungsmythos, der eng mit seiner nationalen Identität und Geschichte verbunden ist. Die zentrale Figur in diesem Mythos ist Aram, von dem gesagt wird, dass er der Stammvater des armenischen Volkes ist. Die Legende erzählt, dass Aram von dem legendären Berg Ararat aus in die Welt zog; Ararat gilt als ein nationales und kulturelles Symbol für die Armenier.
Ein wichtiger Teil des armenischen Gründungsmythos ist die Geschichte von Noah, der in der biblischen Überlieferung eine Schlüsselrolle spielt. Nach der biblischen Flut landete Noah mit seiner Arche auf dem Berg Ararat. Diese Geschichte wird oft als symbolischer Ursprung des armenischen Volkes angesehen, da viele Armenier glauben, dass sie Nachfahren von Noah und damit Teil einer besonderen, göttlich gesegneten Erbfolge sind.
Ein weiterer bedeutender Aspekt ist die alte Hauptstadt Erech (Urartu), die in den Schriften der alten Zivilisationen erwähnt wird, und die Rolle der Religion, insbesondere des Christentums. Armenien war nach Osrhoene (Pufferstaat zwischen Persien und Rom im 1. Jh. christlich) das erste Land der Welt, das das Christentum als Staatsreligion annahm, im Jahr 301 n. Chr. unter König Tigranes III. und dem heiligen Gregor dem Illuminator. Diese historische Entscheidung hat das kulturelle und nationale Bewusstsein des armenischen Volkes stark geprägt und ist zentral für ihre Identität.
Man kann sagen, der Gründungsmythos Armeniens ist eine Kombination aus biblischen Erzählungen, lokalen Legenden und der Überzeugung, dass das Volk eine besondere Beziehung zu Gott und der eigenen historischen Identität hat. Diese Geschichten sind nicht nur Teil des nationalen Erbes, sondern sie stärken auch das Gemeinschaftsgefühl und den Stolz auf die eigene Kultur im modernen Armenien.
In den sanften Hügeln des ehemaligen Urartu, zwischen den majestätischen Gipfeln des Ararat und dem glitzernden Wasser des Sees Sevan in Mesopotamien, lag ein kleines Dorf, das von dem Duft der blühenden Kirschbäume und dem Gesang der Nachtigallen erfüllt war. Hier lebte ein weiser Priester namens Vardan, der die Geschichten und Legenden des Landes kannte wie kaum ein anderer. Eines stürmischen Abends, als der Regen gegen die Fenster prasselte und der Wind durch die Gassen pfiff, versammelten sich die Dorfbewohner um ein prasselndes Feuer in der Mitte des Dorfplatzes, um sich den Geschichten Vardans zuzuhören.
„Hört zu“, begann er mit seiner tiefen, eindringlichen Stimme. „Ich werde euch die Geschichte von Aram erzählen, dem legendären Gründer unseres armenischen Volkes. Dies ist nicht nur die Geschichte eines Mannes, sondern der Ursprung unseres Erbes, der Geist unserer Heimat.“
Die Zuhörer lehnten sich näher zum Feuer und begannen, ihre Herzen für die alten Worte zu öffnen.
„Vor vielen Jahrhunderten, als die Erde noch jung war und die Götter unter den Menschen wandelten, herrschte ein mächtiger König über die Lande, bekannt als Aram. Sein Reich war weit und blühend, die Felder voller Getreide, und die Menschen lebten in Frieden und Eintracht. Aram war ein König von großer Weisheit und noch größerem Glauben. Eines Tages, als er auf dem Gipfel des heiligen Ararat stand und über sein Land blickte, erschien ihm der Gott Vahagn, der Kämpfer des Lichts.
‚Aram‘, sprach Vahagn mit einer Stimme, die wie Donner in der Ferne hallte. ‚Dein Volk muss einen neuen Weg finden. Eine Herausforderung naht, und nur dein Glaube kann es retten. Du wirst die Flamme des Glaubens bewahren und die Wahrheit des Lichts verbreiten.‘
Ergriffen von der Vision, wählte Aram den Weg des Glaubens und der Weisheit. Er reiste durch die Dörfer, sprach zu den Menschen und brachte ihnen die Lehren des Guten und der Gerechtigkeit bei. Das Volk war begeistert und erkannte in Aram nicht nur ihren König, sondern auch ihren Anführer im Glauben.
Doch die Schatten der Dunkelheit kamen näher, verkörpert durch den Neider des Königreichs, einen dunklen Zauberer namens Aris. Er barg sich in den Bergen und sann auf Rache. In einer Nacht voller Sturm und Blitzen sandte er ein mächtiges Ungeheuer in das Reich, das Feuer spuckte und Zerstörung brachte. Die Felder brannten und die Dörfer erbebten.
Aram, entschlossen sein Volk zu beschützen, versammelte die mutigsten Krieger des Landes. „Wir müssen uns vereinen, im Glauben und in der Kraft!“, rief er. Gemeinsam bestiegen sie ihre Pferde und zogen mit einem grandiosen Schrei ins Gefecht. Der Kampf war erbittert, doch Aram wusste, dass sein Glaube die stärkste Waffe war.
In der entscheidenden Stunde, als alles verloren schien, rief Aram den Namen Vahagns an. „Gott des Lichts, steh mir bei!“ Und im selben Moment erstrahlte ein Licht so hell über dem Schlachtfeld, dass das Ungeheuer zurückschreckte. Angetrieben durch eine Kraft, die nicht von dieser Welt war, nahm Aram sein Schwert und stellte sich dem Ungeheuer gegenüber.
Die Götter hatten ihre Kraft in ihn gelegt, und mit einem gewaltigen Schlag besiegte er das Ungeheuer. Die Dunkelheit wich, und die Menschen jubelten, während das Licht des Glaubens über das Land strahlte.
Nach diesem gewaltigen Sieg brachten die Menschen von Aram ihre Dankbarkeit zum Ausdruck. Sie erkannten, dass es nicht nur sein Mut war, der sie gerettet hatte, sondern auch der Glaube, der in ihren Herzen lebte. So beschloss Aram, dass seine Nachkommen in diesem Glauben weiterleben sollten. Er gründete eine neue Stadt, die in seinem Namen Ararat genannt wurde, und baute ein Heiligtum zu Ehren von Vahagn.
„Vergesst nie die Lehren von Aram“, schloss Vardan seine Geschichte. „Möge sein Geist uns leiten und unser Volk in Zeiten der Dunkelheit bewahren. Wir sind das Erbe von Aram, und solange wir an die rechte Lehre und die Gemeinschaft glauben, wird unser Licht niemals erlöschen.“
Die Dorfbewohner blickten in die Flammen, die tanzenden Schatten malten die Geschichten längst vergangener Tage an die Wände ihrer Seelen. Sie waren inspiriert und vereint in dem Wissen, dass die Geschichte ihres Volkes nicht nur eine Erinnerung war, sondern ein lebendiger Teil ihres Seins. In dieser Nacht schliefen sie mit dem Namen Aram auf den Lippen, und seine Weisheit würde sie durch die Stürme des Lebens tragen.
Australien hat keinen einheitlichen Gründungsmythos im tradierten Sinne, wie er zum Beispiel in vielen anderen Kulturen und Nationen vorkommt. Stattdessen gibt es verschiedene Erzählungen und Mythen, die sich auf die indigenen Völker des Landes beziehen und die über tausende von Jahren entstanden sind.
Indigene Mythen
Die Aborigines und die Torres-Strait-Insulaner haben eine reiche Tradition an Geschichten, die oft als „Traumzeit“-Mythen bekannt sind. Diese Mythen beschreiben die Schöpfungsgeschichte und die Verbindung der indigenen Völker zu Land, Wasser und Natur. Sie erzählen von Ahnenwesen, die die Welt formten, und veranschaulichen die Spiritualität und die Beziehung der Aborigines zu ihrem Land.
Koloniale Perspektive
Die europäische Entdeckung und Besiedlung Australiens durch den britischen Kapitän James Cook im Jahr 1770 wird oft als bedeutender Wendepunkt in der Geschichte Australiens betrachtet. Die britische Kolonisierung, die 1788 mit der Gründung von Sydney als Strafkolonie begann, wird jedoch aus einer kritischen Perspektive betrachtet, insbesondere von den indigenen Völkern. Für sie stellt diese Kolonialisierung oft den Verlust ihrer Ländereien und Kulturen dar und ist mit einer langen Geschichte von Konflikten, Ungerechtigkeiten und Assimilation verbunden.
Moderne Sichtweise
In der modernen australischen Gesellschaft gibt es Bestrebungen, die Geschichten und Perspektiven der indigenen Völker zu berücksichtigen und zu integrieren. Ereignisse wie der „Invasion Day“ am 26. Januar, der als Australien-Tag gefeiert wird, führen oft zu Debatten über Identität, Geschichte und die Anerkennung der indigenen Kulturen. Der Gründungsmythos Australiens ist also vielschichtig und umfasst sowohl die indigenen Traditionen als auch die koloniale Geschichte.
Australien hat also verschiedene Mythen und Erzählungen, die von seinen indigenen Völkern stammen und die koloniale Vergangenheit reflektieren. Diese Geschichten bilden jedoch keinen einheitlichen Gründungsmythos, sondern sind Teil eines komplexen und oft umstrittenen Erbes, das die nationale Identität Australiens prägt.
Der Gesang der Traumzeit
Es war zu einer Zeit, als die Erde noch jung und die Welt in sanften Farben getaucht war. In den endlosen Weiten des australischen Kontinents lebten die Ahnen, große Wesen der Traumzeit, die aus den Tiefen der Stille geboren wurden. Ihre Stimmen waren wie das Murmeln von Flüssen und das Wispern des Windes. Diese Ahnen begannen, die Erde zu formen und das Leben hervorzubringen.
Eines Tages, als die Sonne über dem Horizont aufging und einen goldenen Strahl über die weite Steppe warf, versammelten sich die Ahnen am Ufer eines stillen Sees. Dieser See hatte das klare Wasser des Himmels und war umgeben von majestätischen Bäumen, die in den Wind tanzten, als wollten sie den Gesang der Ahnen widerspiegeln.
Der mächtigste dieser Ahnen, Baiame, der Schöpfer und Hüter des Lebens, erhob seine Stimme. „Lasst uns die Welt mit Leben erfüllen“, sprach er. „Lasst uns die Tiere schaffen, die die Weiten durchstreifen, und die Pflanzen, die die Erde bedecken sollen.“ Die anderen Ahnen nickten zustimmend und sangen zugleich ein uraltes Lied, das wie ein sanfter Wind über das Wasser zog.
Die erste Gestalt, die aus dem Gesang entstand, war ein großes Känguru. Er hüpfte fröhlich über die Wiesen und brachte mit seinem Spiel Freude in die Welt. Doch Baiame wusste, dass die Erde mehr braucht. So sang er weiter und ließ die Opossum und den Dingo aus dem Wasser steigen. Bald folgten ihnen elegante Emus, die über den Boden schwebten, und winzige Wombats, die sich in der Erde eingruben.
„Doch was ist eine Welt ohne Menschen?“ fragte Baiame. Er stieg in die Luft und formte mit seinen Händen die erste Menschengestalt, die er mit dem Herz der Erde verband und ihr den Namen Kirra gab. Kirra war neugierig und voller Leben. Baiame lächelte, als er sah, wie sie die Tiere beobachtete und mit ihnen sprach. Doch Kirra fühlte sich allein und sehnte sich nach Gesellschaft.
Um Kirras Einsamkeit zu lindern, erschuf Baiame aus dem Licht des Mondes eine zweite Menschengestalt, die er Miri nannte. Miri kam aus den Wasser des Sees, erstrahlend und voller Anmut. Als sie Kirra begegnete, leuchteten ihre Herzen vor Freude und sie umarmten sich, vereint durch das Band der Schöpfung.
In der Folgezeit lernten Kirra und Miri, mit der Natur zu leben – sie ernteten die Früchte der Bäume, jagten die Tiere und sangen die Lieder der Ahnen. Doch als die Zeit verging und die Menschheit wuchs, vergaßen die Menschen die Gesänge und die Geschichten der Traumzeit. Sie begannen, das Gleichgewicht der Welt zu stören und die Geschenke der Ahnen nicht mehr zu ehren.
Furcht überkam Baiame, als er sah, wie die Flüsse zu versiegen begannen und die Tiere in den Schatten flüchteten. „Wir müssen sie erinnern“, rief er den anderen Ahnen zu. Gemeinsam beschlossen sie, mit ihren Stimmen zu den Menschen zu sprechen, um sie an die alten Gesänge zu erinnern.
Baiame verwandelte sich in einen riesigen Regenbogen und spannte sich über das Land. Die Farben strahlten in voller Pracht und schickten ein Licht, das die Menschen an den Beginn der Welt erinnerte. Plötzlich fanden sie sich in einem Traum
