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In einer vielfältigen Gesellschaft wird die Bedeutung dynamischer Männlichkeitsbilder zunehmend sichtbar, insbesondere in ethnischen Minderheiten und der LGBTQ+-Gemeinschaft. Traditionelle Männlichkeitsvorstellungen entsprechen nicht mehr den komplexen Realitäten des 21. Jahrhunderts. Männerkreise sind gefordert, neue, sozial verantwortliche Männlichkeitsbilder zu entwickeln, die Verletzlichkeit und Kreativität einschließen. Der Prozess der Selbstreflexion ist entscheidend, um ein inklusives Ideal zu schaffen, das Vielfalt widerspiegelt und solidarische Netzwerke fördert. Es ist wichtig, Vorurteile abzubauen und einen Dialog innerhalb der männlichen Gemeinschaft zu führen. Wir Männer tragen die Verantwortung, aktiv an dieser Veränderung zu arbeiten und ein gerechteres Miteinander für zukünftige Generationen zu ermöglichen.
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Seitenzahl: 93
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Gewidmet:Allen Männerkreisen der EKBO
Mit Dank an den Landesobmann der EKBOSilvio Hermann- Elsemüller für die Ermutigung und Zuarbeit
Einleitung
Kap. 1:
Hist. Kontext: Männerbilder
Antike und Mittelalter (Plato)
Renaissance und Aufklärung
Industriezeitalter und moderne Zeit
Die Gegenwart
Einflüsse gesellschaftliche Strömungen
Kap. 2:
Die Rolle der Männer von heute
Anregungen und Reflexion
Kap. 3:
Neue Männerbilder in der Praxis
Gespräch über neue Rollenbilder
Anregungen und Reflexion
Väterlichkeit und emotionale Intelligenz
Kap. 4:
Diskussion über Genderfragen
Neue Horizonte für Männerbilder
Anregungen und Reflexion
Kap. 5:
Wissenschaftliche Perspektiven
Anregungen und Reflexion
Kap. 6:
Gespräch über die Wahrnehmung von Männlichkeit
Anregungen und Reflexion
Kap. 7:
Das Mosaik der Männlichkeit
Anregungen und Reflexion
Kap.8
Männerbild für die Gesellschaft Berlins
Kap.9
Zukunftsausblick
Medien - Schaffung neuer Männerbilder
Anhang:
Soziale und kulturelle Kontrolle
LGBTQ+- Gemeinschaft
Kampf gegen Stereotypen
Verletzlichkeit und Emotionen
Rollenmodelle und Vorbilder
Versuch eines neuen Männerbildes
Nachwort
Vorwort
In einer Welt, die sich kontinuierlich wandelt und in der sich gesellschaftliche Normen und Werte einem ständigen Wandel befinden, ist es von entscheidender Bedeutung, die Konzepte von Männlichkeit und Männerbildern neu zu überdenken. Dieses Buch möchte einen Raum schaffen, in dem Männer miteinander in einen Dialog treten können, um die Herausforderungen, Chancen und Fragen, die mit dem Mannsein in der heutigen Gesellschaft verbunden sind, zu erkunden und zu diskutieren.
Die vorliegende Sammlung von Anregungen und Reflexionen bietet nicht nur einen umfassenden historischen Kontext zu den sich verändernden Männerbildern, angefangen bei der Antike über die Renaissance bis hin zur modernen Zeit, sondern stellt auch aktuelle gesellschaftliche Strömungen in den Mittelpunkt. Diese Perspektiven sollen dazu anregen, alte Vorstellungen zu hinterfragen und neue, integrative und empathische Männerbilder zu entwickeln.
Die Kapitel sind so strukturiert, dass sie sowohl informative Inhalte als auch praktische Anregungen zur Reflexion und Diskussion bieten. Besonders die Fragen am Ende der Kapitel sind als ein Werkzeug gedacht, um Männerkreise zu ermutigen, aktiv und kritisch über die eigene Rolle in der Gesellschaft, die sie in ihrem Umfeld wahrnehmen, nachzudenken. Es geht darum, eine Kultur des Austauschs zu fördern, in der Verletzlichkeit und emotionale Intelligenz ebenso Platz finden wie Stärke und Verantwortungsbewusstsein.
Wir leben in einer Zeit, in der es nicht nur darum geht, die eigene Identität zu definieren, sondern auch darum, zu verstehen, wie diese Identität im Spannungsfeld zwischen Tradition und Moderne, zwischen Individualität und Gemeinschaft gestaltet wird. Dieses Buch ist ein Schritt auf diesem Weg und lädt jeden Leser ein, sich nicht nur persönlich, sondern auch im Kreise von Freunden und Gleichgesinnten mit diesen Themen auseinanderzusetzen.
Lassen Sie uns gemeinsam auf Entdeckungsreise gehen und die vielfältigen Facetten der Männlichkeit erkunden. Möge dieses Buch ein inspirierender Begleiter auf Ihrem Weg zu neuen Einsichten, Beziehungen und Verständnissen sein.
Johannes Simang
In einer Zeit des rasanten Wandels sind die traditionellen Vorstellungen von Männlichkeit in eine tiefe Krise geraten. Die Rolle des Mannes, wie sie über Jahrhunderte definiert wurde, steht nicht nur auf dem Prüfstand, sondern wird auch aktiv hinterfragt. Die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts – von der Globalisierung über den technologischen Fortschritt bis hin zu den tiefgreifenden sozialen Bewegungen für Gleichstellung – bieten einen fruchtbaren Boden für neue Denkansätze. „Neue Männer braucht das Land" ist eine Einladung, sich mit diesen Veränderungen auseinanderzusetzen und neue, vielfältige Männerbilder zu entwickeln.
Doch warum ist das so wichtig? Die Gesellschaft verändert sich und damit auch die Erwartungen an Männer. In einer Welt, die verstärkt nach Gleichheit, Empathie und sozialen Verantwortlichkeiten strebt, kann das Festhalten an veralteten Männlichkeitsidealen sowohl für Männer als auch für Frauen negative Konsequenzen haben. Toxische Männlichkeit, die sich in übersteigertem Wettbewerb, emotionaler Unzugänglichkeit und Gewalt äußern kann, hinterlässt nicht nur Spuren im Leben der betroffenen Männer, sondern auch in den Beziehungen zu ihren Mitmenschen und in der Gesellschaft insgesamt.
In diesem Buch wollen wir die verschiedenen Facetten der Männlichkeit beleuchten und uns mit der Frage auseinandersetzen, wie wir Männer und Jungen in einer sich verändernden Welt unterstützen können. Wir werden den Blick auf historische Kontexte richten, aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen analysieren und das Potenzial neuer Männerbilder ausschöpfen, die nicht nur für Männer selbst, sondern für die gesamte Gesellschaft von Vorteil sind.
Es ist an der Zeit, die Rhetorik um Geschlechterrollen neu zu gestalten und Raum für eine Männlichkeit zu schaffen, die nicht nur Stärke und Durchsetzungsvermögen verkörpert, sondern auch Empathie, Fürsorge und Authentizität. Mit diesem Buch möchten wir die Leserinnen und Leser dazu ermutigen, in Dialoge einzutreten, vorgefasste Meinungen zu hinterfragen und sich aktiv an der Gestaltung einer pluralistischen Gesellschaft zu beteiligen, in der jeder unabhängig von Geschlecht oder Gender sein wahres Ich leben kann.
Begleiten Sie uns auf dieser Reise, um die Frage zu erforschen:
Was bedeutet es heute, ein Mann zu sein?
Und wie können wir gemeinsam neue Männerbilder entwerfen, die unserem Land eine positive Richtung geben?
Denn letztlich sind neue Männerbilder nicht nur eine Frage des Geschlechts, sondern ein entscheidender Beitrag zu einer gerechteren und inklusiveren Gesellschaft.
Entwicklung der Männerbilder im Laufe der Geschichte
Die Vorstellungen von Männlichkeit haben sich im Laufe der Geschichte kontinuierlich gewandelt und sind stark von kulturellen, politischen und sozialen Faktoren geprägt. Diese Entwicklung ist nicht nur ein Spiegelbild individueller Identitäten, sondern reflektiert auch die Dynamiken und Konflikte innerhalb der Gesellschaft. Die folgenden Abschnitte beleuchten die verschiedenen Epochen und deren Einfluss auf die Männerbilder.
In der Antike variierte die Männlichkeit je nach Kultur und Gesellschaft stark. Im antiken Griechenland wurde das Bild des idealen Mannes stark durch die Ideale von Stärke, Mut und Ehre geprägt. Heroische Figuren wie Herakles und Achilles verkörperten eine Männlichkeit, die sich durch körperliche Fähigkeiten und Tapferkeit auszeichnete. Dies spiegelte sich auch in der Politik wider, wo Männer als aktive Bürger und Krieger eine zentrale Rolle spielten.
Platon: Die Tugenden des Mannes
Es war ein milder Nachmittag im antiken Athen. Die Sonne senkte sich hinter den vertrauten Hügeln des Parnass, während die Agora, das Herz der Stadt, von einem lebhaften Treiben erfüllt war. Händler priesen ihre Waren, Kinder spielten auf dem staubigen Boden, und Philosophen versammelten sich in kleinen Gruppen, um über die Fragen des Lebens zu debattieren. Unter ihnen saß Platon, der große Denker, seine Stirn leicht gerunzelt, während er den fließenden Wortwechsel zwischen seinen Schülern beobachtete.
„Was ist der Unterschied zwischen einem Mann, der blind dem Streben nach Macht folgt, und einem Mann, der die Tugend der Gerechtigkeit als sein höchstes Ziel ansieht?“ fragte Sokrates, dessen Geist auch in Platons Gedanken weiterlebte. Die Schüler schwiegen einen Moment, beeindruckt von der Schärfe der Frage.
Platon lehnte sich zurück und begann, in seinen Schriften zu blättern. Er hatte viel über Tugenden nachgedacht, über das Gute und das Gerechte, doch die Antwort auf Sokrates’ Frage lag ihm diesmal schwerer auf der Zunge. Es war nicht nur ein philosophisches Dilemma, sondern eine persönliche Reflexion über die Menschheit und insbesondere über die Männer seiner Zeit.
„Lasst uns die Tugenden betrachten, die einen Mann auszeichnen“, begann Platon schließlich und sprach mit der Autorität eines Lehrers, der um die Auswirkungen seiner Worte wusste. „Die griechischen Philosophen haben vier Haupttugenden unterschieden: Weisheit, Tapferkeit, Mäßigung und Gerechtigkeit. Doch wie formen diese Tugenden das Wesen des Mannes?“
Er blickte in die Runde und sah in nachdenkliche Gesichter, während er weitersprach. „Weisheit ist das Licht, das ihn führt. Ein weiser Mann trifft Entscheidungen, die auf Wissen und Einsicht beruhen, anstatt den Launen seiner Leidenschaft zu folgen. Tapferkeit ist die Fähigkeit, mit Mut und Entschlossenheit die Herausforderungen des Lebens zu meistern. Mäßigung hingegen lehrt ihn, in seinen Wünschen und Bedürfnissen Maß zu halten – ein Mann ohne Mäßigung ist wie ein Schiff ohne Ruder, verloren in den Stürmen des Lebens.“
Die Schüler nickten, und Platon spürte, dass er in ihnen Neugier geweckt hatte. Doch er wusste, dass die wahre Herausforderung in der vierten Tugend lag.
„Gerechtigkeit“, fuhr er fort, „ist der Schlüssel zu einer harmonischen Gesellschaft. Ein gerechter Mann ist nicht nur den anderen gegenüber fair, sondern sucht auch in sich selbst die Balance zwischen eigenen Wünschen und dem Gemeinwohl. Gerechtigkeit erfordert Empathie und die Fähigkeit, über das eigene Wohl hinauszudenken.“
Während Platon sprach, fühlte er einen inneren Konflikt aufsteigen. Er dachte an seine Schüler, die oft scheiterten, wenn sie versuchten, diese Tugenden zu leben. Viele von ihnen waren in ihrer Jugend zu den vollmundigen Verheißungen der Macht und des Reichtums verführt worden. Der Drang nach materiellen Gütern und sozialem Status hatte ihre Sicht auf das Gute getrübt.
In der Stille seiner Gedanken erinnerte sich Platon an seinen eigenen Weg. Er war oft in der Gefahr gewesen, die Lehren der Tugend zu ignorieren, um keinen Konflikt mit den Mächtigen der Stadt einzugehen. Der Philosoph war ein Mann, der das Gute suchte, doch auch er war nicht gefeit vor den Verführungen dieser Welt.
„Die Tugenden sind ein ständiger Kampf“, murmelte Platon, kaum merklich. „Ein Mann, der nach wahrem Verständnis strebt, muss sich ständig fragen: Handelte ich heute gerecht? Erfüllte ich die Tugenden, die das Mannsein ausmachen?“
In jenem Moment wurde ihm klar, dass der ideale Mann nicht die Abwesenheit von Fehlern bedeutete, sondern vielmehr die Bereitschaft, sich ständig zu verbessern. Er sah seine Schüler an und stellte fest, dass der Weg zur Tugend lang und beschwerlich war, aber nicht unmöglich.
„Wir müssen lernen, dass die Tugenden nicht angeboren sind, sondern erlernt und kultiviert werden müssen“, erklärte Platon. „Ein Mann, der diese Herausforderung annimmt, wird erkennen, dass die Tugenden ihn zu einem besseren Menschen machen – nicht nur für sich selbst, sondern für seine Familie, die Stadt und darüber hinaus.“
Die Sonne senkte sich weiter und die Schatten wurden länger. Ein studentischer Kritiker, der mit den traditionellen Normen der Männlichkeit vertraut war, wagte eine Frage: „Und was ist mit dem Mann, der keine der Tugenden kennt? Ist er dennoch ein Mann?“
Platon lächelte. „Der wahre Maßstab eines Mannes ist nicht die Kenntnis der Tugenden, sondern der Versuch, sie zu leben. Ein Mann, der lernt und strebt, mag zufällig scheitern, aber im Scheitern liegt die Möglichkeit des Wachstums. Jeder Aspekt seines Charakters, jede Entscheidung, die er trifft, formt ihn zu dem Mann, der er sein kann.“
In den nächsten Tagen folgten viele Debatten und Gespräche in der Agora. Platon sah, wie das Feuer des Denkens in den Herzen seiner Schüler brannte. Sie fragten und diskutierten, suchten nach einem tieferen Verständnis der Tugenden und ihrer Relevanz im täglichen Leben.
Eines Nachmittags, während er am Ufer des Ilissos spazierte, reflektierte Platon über die Veränderungen, die er in seinen Schülern beobachtet hatte. Vielleicht, dachte er, war es nicht nur die Philosophie, die die Männer zu besseren Menschen formen konnte, sondern auch die Gemeinschaft, die Suche nach Wahrheit und der gemeinsame Wille zur Veränderung.
So stand er da, umgeben von den Kiefernbäumen und dem sanften Rauschen des Wassers, und er wusste, dass der Weg zur Tugend ein fortwährender Prozess war. Ein Mann, der die Tugenden lehrte und lebte, konnte das Fundament für eine bessere Gesellschaft legen – eine Gesellschaft, die auf Empathie, Gerechtigkeit und Weisheit beruhte.