Burn for Us - Brennende Leidenschaft - Claudia Balzer - E-Book

Burn for Us - Brennende Leidenschaft E-Book

Claudia Balzer

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Beschreibung

Das große Finale der Burn-Reihe von Claudia Balzer: Die brandgefährliche Lovestory von Liesa und Jonas! Sie sind gemeinsam durch die Hölle gegangen. Haben sich heiß geliebt, mit dem Teufel getanzt und dabei fast alles verloren. Allerdings hieß Liesa damals noch Hannah und war genauso undercover bei den Adlern, Hamburgs gefährlichster Verbrecherbande, eingeschleust wie Jonas. Dann war alles vorbei. Sie dachten, sie hätten es geschafft. Sich zu trennen. Voneinander und von der Gefahr durch die Adler. Doch dann steht Liesa wieder vor Jonas' Tür und macht ihm ein Angebot, das er nicht ablehnen kann: Gemeinsam können sie die Verbrecher ein für alle Mal stürzen. Doch dafür müssen die beiden ihrer wiedererwachten Leidenschaft widerstehen und einen kühlen Kopf bewahren. Denn das Spiel, auf das sie sich ein zweites Mal einlassen, ist gefährlicher denn je…  Von Claudia Balzer sind bei Forever erschienen: In der Burn-Reihe: Burn for Love - Brennende Küsse Burn for You - Brennende Herzen Burn for Us - Brennende Leidenschaft Flying Hearts Meant to be Nothing Between Us

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Seitenzahl: 512

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Die AutorinClaudia Balzer, Jahrgang 1987, wuchs vor den Toren Dresdens auf, wo sie noch heute mit Mann, Kind und zwei Katzen lebt. Schon im zarten Alter von fünfzehn Jahren hat sie sich in den Kopf gesetzt, ein Buch zu veröffentlichen, bevor sie dreißig wird. Dass sie ihr Ziel sogar deutlich vor ihrem dreißigsten Geburtstag erreicht hat, verdankt sie nicht nur einem ausgeprägten Hang zur Nachtaktivität, sondern vor allem ihrem Lieblingsgetränk: Kaffee.

Das Buch

Sie sind gemeinsam durch die Hölle gegangen. Haben sich heiß geliebt, mit dem Teufel getanzt und dabei fast alles verloren. Allerdings hieß Liesa damals noch Hannah und war genauso undercover bei den Adlern, Hamburgs gefährlichster Verbrecherbande, eingeschleust wie Jonas. Dann war alles vorbei. Sie dachten, sie hätten es geschafft. Sich zu trennen. Voneinander und von der Gefahr durch die Adler. Doch dann steht Liesa wieder vor Jonas‘ Tür und macht ihm ein Angebot, das er nicht ablehnen kann: Gemeinsam können Sie die Verbrecher ein für alle Mal stürzen. Doch dafür müssen die beiden ihrer wiedererwachten Leidenschaft widerstehen und einen kühlen Kopf bewahren. Denn das Spiel, auf das sie sich ein zweites Mal einlassen, ist gefährlicher denn je… 

Von Claudia Balzer sind bei Forever erschienen:Burn for Love - Brennende KüsseBurn for You - Brennende HerzenBurn for Us - Brennende LeidenschaftFlying Hearts - Rückkehr ins Nimmerland

Claudia Balzer

Burn for Us - Brennende Leidenschaft

Roman

Forever by Ullsteinforever.ullstein.de

Originalausgabe bei Forever Forever ist ein Digitalverlag der Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin Oktober 2017 (1)  © Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin 2017 Umschlaggestaltung: zero-media.net, München Titelabbildung: © FinePic® Autorenfoto: © privat  ISBN 978-3-95818-207-3  Hinweis zu Urheberrechten Sämtliche Inhalte dieses E-Books sind urheberrechtlich geschützt. Der Käufer erwirbt lediglich eine Lizenz für den persönlichen Gebrauch auf eigenen Endgeräten. Urheberrechtsverstöße schaden den Autoren und ihren Werken, deshalb ist die Weiterverbreitung, Vervielfältigung oder öffentliche Wiedergabe ausdrücklich untersagt und kann zivil- und/oder strafrechtliche Folgen haben. In diesem E-Book befinden sich Verlinkungen zu Webseiten Dritter. Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass sich die Ullstein Buchverlage GmbH die Inhalte Dritter nicht zu eigen macht, für die Inhalte nicht verantwortlich ist und keine Haftung übernimmt.

Für jeden meiner Leser.

Ich danke euch.

Kapitel 1

Heute

Liesa

Bereits mit siebzehn zählte das effiziente Knacken von Türschlössern zu meinen Spezialitäten. Dass mich nie jemand dabei erwischt hat, zähle ich ebenso zu meinen Talenten. Wäre es anders, hätten sie mich nicht für die Ausbildung zur Polizistin ausgewählt oder mich meinen Abschluss machen lassen. Dementsprechend wurmt es mich, dass ich bereits über eine geschlagene Minute in dem Schloss vor mir picke und sich nichts tut. Es lässt mich wie ein Amateur aussehen. Zugegeben, meine kleinkriminelle Vergangenheit habe ich bereits einige Jahre hinter mir gelassen, aber das ist keine Entschuldigung. So ein Können verlernt man nicht. Es ist wie Fahrrad fahren. Das hämische Grinsen meines Partners zeichnet sich deutlich vor meinem inneren Auge ab. Aber zum Glück hat weder Vincent noch sonst jemand eine Ahnung von dem, was ich hier treibe.

Dass ich überhaupt so weit vorgedrungen bin, ohne von ihm, von Jonas, erwischt zu werden oder eine seiner Fallen auszulösen, ist ein Wunder. Dafür müssen umso schärfere Sicherheitssysteme hinter dieser Tür auf mich warten. Alles, was ich übers Hacken und über digitale Spionage weiß, habe ich von ihm gelernt – und ich bin überzeugt davon, dass er noch viel mehr Wissen in sich trägt. Ich begehe also Kamikaze, indem ich genau bei diesem Mann versuche einzubrechen.

Mein technisches Wissen ist dank ihm enorm, aber es reicht noch immer nicht aus, um ein Loch in seiner Firewall zu finden. Also muss ich es auf die herkömmliche Art machen und ihm einen Besuch abstatten, damit er mit mir redet. Was eine Ex-Kleinkriminelle, die sonst kein Leben außerhalb ihres Jobs hat, in einer Freitagnacht halt so macht. Wäre mein Kollege erfolgreicher in seinem Undercovereinsatz, müsste ich das jetzt nicht machen. Insgeheim hoffe ich, dass Jonas gar nicht da ist und ich mich in Ruhe in seiner Wohnung umsehen kann. Vielleicht lässt sich etwas finden, das ihm keine andere Option gibt, als mir zu helfen. Ich fürchte, ohne Erpressung wird er sich kaum mit uns zusammentun.

Das ersehnte Klicken ertönt und ich atme erleichtert auf, als die Tür nachgibt und sich einen Spalt öffnet. Im Inneren führe ich einen Freudentanz auf, doch äußerlich zuckt kein Muskel von mir. Über eine geschlagene Minute verharre ich in meiner Position. Kein schriller Alarm ertönt, der meine Ohren zum Klingeln bringt. Kein verräterisches Piepsen. Keine blutrünstigen Rottweiler, die auf mich zu preschen. Bei Jonas kann man nie vorsichtig genug sein. Dieser Kerl ist kreativ.

Das ist viel zu einfach, denke ich, als ich vorsichtig und umsichtig den Spalt so weit erweitere, dass ich gerade so hindurchschlüpfen kann. Die Tür fällt leise hinter mir ins Schloss. Auch jetzt löse ich kein Überwachungssystem aus. Entweder fühlt Jonas sich zu sicher oder ich habe ihn maßlos überschätzt. Welche Variante mir lieber ist, kann ich nicht sagen.

Ich sehe mich in der dunklen, fremden Wohnung um. Es ist keine Wohnung im klassischen Sinne. Er wohnt in einem Loft. Jonas wohnt nicht mehr mit seinem Freund und dessen Nichte zusammen. Es war meinen Kollegen spürbar peinlich, wie lange sie gebraucht haben, um seine neue Anschrift zu ermitteln. Aber es hatte keine hohe Priorität, ihn zu finden. Als wir damals die kriminelle Bande der Adler hochgenommen haben, war von Anfang an klar, dass die Rebellen irgendwann ebenfalls beseitigt werden müssen. Die Adler waren zu jenem Zeitpunkt geschwächt, weil sie sich nach einem Verrat aus den eigenen Reihen im Wiederaufbau befanden. Als ich die Akten studiert und mich auf meine Undercovertätigkeit vorbereitet habe, konnte ich zu Beginn nicht glauben, dass Roxy Adler, die Schwester von Hector Adler, dem Boss der Bande, so detailliert alles gestanden hat. Noch weniger konnte ich glauben, dass meinen Kollegen der Zugriff nicht ausreichend gelang und die Adler sich neu organisieren konnten. Die Zahl der Mitglieder war um einiges geschrumpft, aber dennoch blieben sie gefährlich. Nachdem ich Hector kennengelernt hatte, konnte ich nachvollziehen, warum Roxy Adler diesen Schritt gegangen war. Der Typ war verrückt. Anders ließ er sich kaum beschreiben. Sein Irrsinn brach ihm am Ende das Genick. Ich kann nur beten, dass diese Aktion hier genauso endet. Entweder mit Hugo Niro, dem Boss der Rebellen, im Gefängnis oder mit einer Kugel in seinem Kopf.

Meine Kollegen aus den anderen Abteilungen wissen noch nicht, dass das Vorhaben, die Rebellen zu Fall zu bringen, bereits angelaufen ist. Mein Chef lässt mich und meinen Partner erst einmal das Wasser testen. Je nachdem, was vonnöten ist, werden nach und nach mehr Kollegen mit einbezogen. Wenn es nach mir geht, bleiben so wenig wie möglich involviert. Als wir die Adler sprengen wollten, habe ich bereits mit illoyalen Kollegen Erfahrungen sammeln dürfen. Ich möchte das ungern wiederholen.

Jonas, der ehemalige Rebell, haust nicht mehr mitten im Geschehen, aber auch nicht zu weit ab vom Schuss. Am Ende habe ich seinen Aufenthalt selbst herausgefunden. Wie die Ironie es will, dank Tricks, die Jonas mir selbst beigebracht hat. Er beherrscht es jedoch wie kein anderer, seine Spuren zu verwischen. Demnach wollte er gefunden werden. Ich bezweifle, dass er dabei auf mich gehofft hat.

Meine Beine haben sich noch immer nicht in Bewegung gesetzt. Ich gebe meinen Augen Zeit, sich an die Dunkelheit zu gewöhnen. Dass ich ohne jegliche Rückendeckung dastehe, beruhigt meine Nerven kein Stück. Vielleicht hätte ich Vincent doch Bescheid geben sollen. Aber mit Anhang würde Jonas erst recht kein Wort mit mir wechseln. Bei ihm einzubrechen ist nicht die feine englische Art, aber soweit ich weiß, fließt kein britisches Blut durch meine Adern.

Langsam und mit allen Sinne aufs Schärfste angespannt bewege ich mich durch den Eingangsbereich. Gegenüber dem Eingang befindet sich eine Wand, die nicht bis ganz zur Decke gezogen und auch nur etwas über zwei Meter lang ist. Sie dient als Garderobe. Ordnung hat Jonas schon mal nicht in der Kinderstube gelernt. Die Schuhe liegen überall unsortiert und durcheinander verteilt. Bei genauerer Betrachtung sehen sie selbst in der Dunkelheit ziemlich mitgenommen aus. Als ob man mit ihnen Tennis gespielt und sie anschließend durch den Reißwolf gedreht hätte. Ich rümpfe meine Nase, als etwas darin zu kitzeln beginnt und mein Hals sich plötzlich zuzieht. Ich schiebe es auf die angespannte Situation, aber es fühlt sich sehr nach einer allergischen Reaktion an. Es gibt nur eine Sache, gegen die ich allergisch bin, und Jonas kennt sie. Vielleicht ist das seine Abwehrsicherung speziell gegen mich.

Das Loft ist offen und übersichtlich, aber es ist viel zu dunkel, als dass ich etwas Brauchbares in unmittelbarer Nähe erkennen könnte. Auf der Hälfte des Raumes führt eine Treppe zu einer Zwischenebene. Keine richtige Etage, eher eine Galerie. Sie bietet etwas mehr Platz, als für ein Doppelbett benötigt wird. Doch sein unordentliches Bett kann ich genau darunter ausmachen, was die Frage aufwirft, was er dort oben versteckt hält. Umso weiter ich mich in die Wohnung vorarbeite, umso beklemmender wird das Gefühl in meinem Hals, und der Reiz in meiner Nase wird stärker. Meine Augen beginnen zu brennen und zu wässern. Ich würde am liebsten den Rückzug antreten, aber dann wäre die ganze Aktion für die Katz und Vincent würde sich auf Lebzeiten über mich lustig machen.

Ein Geräusch.

Ein leises Scharren. Es kommt von der anderen Seite des Raumes. Noch immer kann ich niemanden erkennen. Da ich meine Dienstwaffe außer Dienst nicht tragen kann, müssen Pfefferspray und ein Taser reichen. Alles, was eine Frau heutzutage so bei sich tragen sollte. Ich ziehe den Taser aus meiner Gesäßtasche und entsichere ihn zur Vorsicht. Zu dem Scharren gesellt sich ein Knurren, und ich kann ein sich bewegendes Häufchen auf dem Fußboden kurz vor der Küchenzeile ausmachen. Ich presse meine Nase gegen meinen Oberarm, ohne den Blick abzuwenden. Es kribbelt und kratzt und schließlich kann ich trotz gesammelter Willensstärke ein Niesen nicht unterdrücken. Mir bleibt nicht einmal Zeit, die Hand vor den Mund zu halten. Das Hatschi ist noch nicht verklungen, als ich schnelle Schritte hinter mir höre. Ein weiteres Niesen verklärt mir die Sicht auf meinen nahenden Angreifer. Ich zucke zusammen, als ich am Handgelenk gepackt werde. Der Taser fällt zu Boden. Das elektrisierte Kribbeln meiner Haut verrät mir sofort, mit wem ich es zu tun habe.

Jonas.

Dabei war ich mir inzwischen so sicher, dass er nicht zu Hause ist. Sonst hätte ich nie so weit in seine Wohnung vordringen können.

Er verdreht meinen Arm und presst ihn gegen meinen Rücken. Ich stolpere vorwärts und mein Oberkörper kollidiert ungebremst mit der kalten Steinmauer vor mir. Bröckelnder Putz reibt gegen meine Wange und meinen Ausschnitt. Jonas drückt mich so fest gegen die Wand, dass die kleinen Steine feine Kratzer in meine Haut arbeiten. Er presst seinen ganzen Körper mitsamt Gewicht gegen mich und erschwert mir das ohnehin stoßweise Atmen. Vor Schmerz wimmere ich auf. Nicht, weil er meine Muskeln und Sehnen in ungewohnte Richtungen zwingt. Sein feuchter und ungepflegter Bart kratzt in meinem Nacken und setzt Erinnerung frei, die ich bis eben tief in mir vergraben und vergessen glaubte.

Er atmet tief an der Kuhle zwischen meinem Hals und meiner Schulter ein. Das hat er schon früher geliebt. Ich rieche sein Duschbad an ihm. Ein Tropfen fällt aus seinem feuchten Haar auf mein Dekolleté und verschwindet in meinem Ausschnitt. Aus dem verklärten Augenwinkel sehe ich, dass seine vollen Lippen sich zu einem gemeinen Grinsen formen. Kann das sein? Ich war davon überzeugt, dass er mich noch immer hasst.

»Warum bin ich davon ausgegangen, dass wir uns nie wieder begegnen?«, raunt er, und auch wenn der Hass auf den ersten Blick nicht zu erkennen war, höre ich ihn nun deutlich in seiner Stimme. »Und seit wann bist du blond?«

In seinem Atem rieche ich sein letztes Bier, und er raucht wieder. Seine Finger sind rau, als sie über meine Wange streifen, und gleichzeitig aufgeweicht und scheinen von einem Nebelschleier kalten Qualms umgeben. Mir steigt Galle auf. Diese Kombination erinnert mich zu stark an unsere Zeit bei den Adlern. Ich im Undercovereinsatz meiner Vorgesetzten, und er im Auftrag der Rebellen als Doppelagent. Nach dem Duschen hat er sich immer gleich den nächsten Stängel angezündet.

»Deine Haut. Sie hat sich nicht verändert«, sagt er fasziniert. Die Gänsehaut auf meinem Körper kann ich nicht verhindern. »Sie ist noch immer so weich wie frisch gefallener Schnee.«

Er streicht noch einmal mit seiner freien Hand darüber. 

»Aber auch genauso kalt«, fügt er bitter hinzu. »Warum bist du hier, Han…« Er zögert. Er spricht meinen alten Decknamen nicht aus. »Ich weiß nicht einmal, wie ich dich diesmal nennen soll.«

»Erzähl mir nicht, dass du in der ganzen Zeit meinen Namen noch nicht herausgefunden hast. So etwas weißt du doch schon, während dein Rechner noch hochfährt.«

Jonas lacht humorlos auf. »Also kein Verstecken hinter einem falschen Namen?«, fragt er.

»Nein«, erwidere ich atemlos. Kaum merklich nimmt er den Druck von meinem Brustkorb. Ich will keine Schwäche zeigen. Besonders nicht vor ihm. Aber meine Lungen verraten mich und füllen sich erleichtert mit Sauerstoff.

»Also Liesa?«, fragt er, und ich nicke. Ich verziehe das Gesicht, als der Putz über meine Wange schabt. Ich muss schon wieder niesen. Die abrupte Bewegung vertieft die leichten Kratzer, und meine Haut beginnt zu brennen.

»Liesa«, wiederholt er in seiner tiefen Stimme. Es klingt, als würde er den Namen in seinem Mund testen, ihn schmecken und abwägen, was er davon halten soll. »Liesa passt so viel besser zu dir als Hannah.«

Ich sage nichts. Doch mein Gehirn läuft auf Hochtouren, um einen Plan vorzulegen, der mich hier rausbringt. Bis jetzt sieht es wenig vielversprechend aus. Das liegt nicht an einem Mangel an Intelligenz, dafür umso mehr an Jonas selbst. Nur er hat diese Wirkung auf mich. Und ich kann mir jetzt keinen Fehltritt leisten. Dafür steht zu viel auf dem Spiel.

»Spreiz deine Beine«, fährt er mich an. Jonas lässt von mir ab, aber gibt mir nicht genug Freiraum, dass ich mich bewegen kann. Er schaltet das Licht ein, und ich bin für einen Moment geblendet.

»Was?«, frage ich perplex, als er auch schon beginnt mich abzutasten.

»Mach schon«, fordert er erneut, als er unter meinen Brüsten entlangstreicht und ein Abhörgerät oder andere Dinge sucht.

»Ich habe keine Waffe«, versichere ich verschnupft, während er das Pfefferspray aus meiner Jackentasche zieht.

»Ach ja?«, fragt er unbeeindruckt.

»Eine arme wehrlose Frau darf für den Notfall etwas dabeihaben«, erkläre ich, gefolgt von einem Niesen.

»Ja, weil du ja so wehrlos bist«, murmelt er und streicht an meinen Beinen herab. Meiner Meinung nach viel zu langsam und intim. Mir bleibt keine Zeit, seine Berührungen zu genießen. Natürlich findet er das Messer in meinem Stiefel.

»Was hattest du damit vor? Gemüse schneiden?« Jonas lacht herablassend. »Dreh dich um.«

»Ich …«, setze ich an, doch der Rest meines bis ins kleinste Detail ausgeklügelten Satzes bleibt mir mitten in der Bewegung im Halse stecken. Ich hatte bis eben keinen blassen Schimmer, wie ich mein Anliegen überhaupt anbringen kann. Jonas steht mit nur einem kleinen Handtuch um die Hüften vor mir. So hat er mich an die Wand gepresst? Hätte ich nicht das Wasser laufen hören müssen? Muss er noch immer so verdammt gut aussehen wie vor drei Jahren?

Lediglich ein paar neue Tattoos haben sich dazugesellt. Seine Sleeves sehen noch genauso aus und wurden nicht erweitert. Ich weiß alles darüber und bin erleichtert, dass er sie nicht fortgeführt hat. Was ihrer Schönheit jedoch keineswegs schadet. Ein alter Colt auf der einen Seite und ein rustikales Messer auf der anderen, beide umgeben von Zahlen und dornigen Ranken und Whiskyflaschen und so vielen anderen kleinen Details. Auf seiner linken Seite, über der Hüfte, ist der Umriss eines heulenden Wolfes zu sehen. Das Fell wird nicht durch Haare dargestellt. Der Umriss des Tieres ist mit einem dunklen Wald gefüllt. Der Wolf heult einsam den darüber schemenhaft abgebildeten Mond an und war bisher mein Favorit an seinem Körper. Doch das Neue auf der anderen Seite, wo sich früher die Tattoos der Adler und Rebellen befanden, stellt ein neues Bild dar. Ebenfalls ein finsterer Wald. Er beginnt neben seinem Hüftknochen und wird immer größer und gewaltiger. Im Schatten ist ein blutrünstiger Wolf auf der Jagd abgebildet. Sein rotes Auge ist auf ein kleines Mädchen im roten Mantel gerichtet, das vor den Bäumen spazieren geht. Von ihr scheint das einzige Licht weit und breit auszugehen. Auf den Knöcheln der rechten Hand, die noch immer mein Messer hält, steht für immer verewigt »Fini«.

»Satt gesehen?«, schnaubt Jonas und hebt seine Hand zum Wurf. Mein eigenes Messer fliegt auf mich zu. Ich ducke mich schnell und schreie auf. Doch die Klinge verfehlt mich um Längen. Mit einem dumpfen Geräusch bleibt sie in einem der Balken, die die Galerie stützen, stecken. Der kurze Tumult lässt ein Bellen ertönen, das nicht von draußen an mein Ohr dringt. Ein Fellvieh befindet sich also in diesem Raum. Mir wird schwindlig, so schnell komme ich wieder auf die Beine. Aus Richtung der Küche kommt in aller Seelenruhe ein kleiner Mops getrottet. Er trägt einen zerschlissenen Schuh im Maul spazieren.

»Ein Hund? Du?«, frage ich und schniefe ganz und gar nicht damenhaft.

»Ja«, erwidert er schulterzuckend. »Es ist immerhin die beste Alarmanlage gegen dich.« Er beugt sich zu dem Fellvieh hinab und krault die kleine Wurst hinter den Ohren. Der Hund knurrt zustimmend. »Aber ein Wachhund ist sicher nicht an dir verloren gegangen, oder, Rambo?«, gibt er seufzend zu. Ich verdrehe die Augen, als ich den Namen höre.

Der Mops lässt den Schuh aus seinem Maul fallen und sieht schwanzwedelnd zu Jonas auf. Zäher Sabber tropft am Mundwinkel herab, und ich befürchte, bald zu ersticken, wenn ich nicht schnell hier rauskomme oder ein Antiallergikum einnehme oder jemand die Fenster öffnet. Rambo japst enttäuscht, als Jonas sich wieder erhebt und an ihm vorbei in die Küche geht. Viel zu geschmeidig hebt er meinen Taser auf und nimmt ihn an sich. Er greift nach den Zigaretten auf der Arbeitsplatte. Er zündet sich eine an und lehnt sich gegen die Küchenzeile.

»Also, spuck es aus. Was willst du?«, fragt er ungeduldig, entschlossen, diesen unangekündigten Besuch hinter sich zu bringen. Wenn er sich wenigstens etwas überziehen würde, würden sich meine Gedanken vielleicht schneller wieder ordnen.

»Die Adler gibt es nicht mehr, aber die Rebellen schon«, deute ich mein Anliegen vorsichtig an. Jonas ist nicht auf den Kopf gefallen und begreift sofort. Ich habe ihm damals bereits gesagt, dass nach den Adlern die Rebellen dran sind. Betont ruhig lässt er den Qualm aus seinen Lungen entweichen.

»Ich soll dir und somit den Bullen dabei helfen, die Rebellen hochzunehmen?«, fragt er gefährlich scharf.

Ich nicke.

»Nenne mir einen guten Grund, warum ich ausgerechnet dir helfen soll?«, speit er hasserfüllt.

»Ich habe dir und deinen Freunden die Flucht ermöglicht und meine Kollegen von euch abgelenkt.«

»Das war wohl das Mindeste! Wegen dir war Fini in Lebensgefahr! Mein Patenkind hätte sterben können! Wegen dir«, schreit er aufgebracht. Rambo zieht den Schwanz ein. Er springt aufs Bett und versteckt sich unter der Decke. Ob er mir einen Platz freihält? Ich kann auch lange die Luft anhalten, damit mich sein Fell nicht sofort umbringt.

»Das mit Fini …«, beginne ich, aber Jonas kommt in großen Schritt auf mich zu, und ich muss mich gegen die Wand pressen, damit er mich nicht über den Haufen rennt.

»Du wagst es nicht, ihren Namen in deinen Mund zu nehmen.« Ich atme heftig, sowohl wegen der allergischen Reaktion auf den Hund als auch wegen des überschäumenden Adrenalins in meinen Adern.

»Ich habe bereits versucht mich bei dir zu entschuldigen«, sage ich, um Fassung bemüht.

Jonas’ Schultern heben und senken sich schnell. Er kämpft sichtlich darum, die Beherrschung über sich zu behalten.

»Hey, nichts verbindet einen mehr, als etwas gemeinsam zu hassen«, versuche ich die Situation auf irgendeine Weise noch zu retten. Doch sie ist nicht zu retten.

»Ich hasse die Rebellen nicht.«

»Jonas, bitte«, flehe ich. »Es geht hier nicht um uns. Die Rebellen ahmen immer mehr die Methoden der Adler nach. Sie sind nicht mehr deine Familie.« Seine Gesichtszüge verharren, als ob man sie schockgefrostet hat.

»Nein«, erwidert er knapp, aber seine Antwort klingt nicht endgültig. Er wendet den Blick von mir ab, als es ihm bewusst wird.

Er weiß noch ganz genau, wie unmenschlich und grausam diese Methoden sind.

Kapitel 2

Damals

Jonas

Mein Kopf neigt sich von der einen Seite zur anderen, bis es knackst. Ich atme tief durch und balle meine Hände zu Fäusten, so dass ich meine kurzen Fingernägel stechend auf den Innenflächen meiner Hand spüre. Dennoch vertreibt es nicht den Mief der Adler um mich herum. Meine Muskeln sind so stark verspannt, dass ich meine, dass sie bald Faser für Faser zerbersten müssen. Die Gänge im Hauptquartier der Adler sind leer und dunkel. Die meisten sind feiern und wenige andere jagen einem mehr oder minder sinnvollen Auftrag Hectors hinterher. Der Chef der Adler hat meiner Meinung nach nicht nur eine Schraube locker – mich würde es wundern, wenn in seinem Oberstübchen überhaupt noch etwas ordnungsgemäß zusammengehalten wird.

Der Gang vor mir wird nur spärlich durch die Beleuchtung der Straßenlaternen und des Vollmondes erhellt. Es reicht aus. Ich will nur meine Sachen holen und aus diesem Vorort zur Hölle verschwinden. Das heutige Schauspiel hat mir alles an Geduld und Disziplin abverlangt, was ich noch aufbringen konnte. Nur eine Minute länger und ich hätte meine Fassade fallen lassen und Hector und der Rest der Adler hätten erfahren, dass ich ein doppeltes Spiel für die Rebellen spiele. Ich würde sie gerne in dem Glauben lassen, dass ich meine alte Bande ausspioniere und angeblich zu den Adlern übergelaufen bin.

Heute wurden neue Rekruten aufgenommen und wieder einmal bestand Hector Adler persönlich auf meine Anwesenheit. Natürlich bin ich seinen Wünschen nachgekommen. Nichts läge mir ferner, als diesen Vollidioten zu enttäuschen oder meine Deckung zu gefährden. Wobei der zweite Punkt wirklich überwiegt. Sorry, Hectorlein.

Es ist jedes Mal eine Farce, und es ist langweilig. Jeden Neuen kenne ich bereits besser, als ihnen – und wenn ich ehrlich bin, auch mir – lieb ist. Dabei sind wir uns vor diesem Abend noch nie begegnet. Hector beauftragt mich immer, bei jedem einen Background-Check durchzuführen. Ich durchleuchte sie von oben nach unten, links nach rechts, diagonal und wieder zurück. Einträge in den Einwohnermeldeämtern, polizeiliche Akteneinträge, selbst einen mickrigen Parkverstoß oder wo sie zuletzt gefrühstückt haben, finde ich heraus. Gut, das mit dem Frühstück ist übertrieben, außer sie bezahlen mit ihrer EC- oder Kreditkarte, dann finde ich es binnen Sekunden heraus.

Hector lässt uns Alteingesessene und Teile seines vertrauten Kreises immer antanzen, wenn die Neuen ihren ersten Auftritt haben. Zum einen, damit sie wissen, mit wem sie es zu tun haben, wenn sie uns über den Weg laufen. Und zum anderen und wohl überwiegenden Teil, damit wir ihnen zeigen, wie man Hector richtig respektiert, anhimmelt und vergöttert. Dabei will ich nichts lieber, als diesem Verrückten das Hirn aus dem Schädel zu blasen. Ich empfinde nichts als Verachtung und Hass für ihn. Er hat mir den besten Freund und meiner Patentochter den Vater genommen.

Meine Rolle spiele ich bisher überzeugend genug. Immerhin bin ich erst hier, seitdem ihn Roxy, seine eigene Schwester und selbst kein Unschuldslamm, eine Ikone, die noch immer ihresgleichen sucht, bei der Polizei verpfiffen hat und er seine Wunden geleckt und die Adler wieder neu aufgebaut hat. Es ist im Vergleich zu seinen anderen Führungsleuten keine lange Zeit. Wahrscheinlich kamen ihm meine Hackerfähigkeiten einfach zugute.

Auf alle Fälle will ich endlich dieses Nest voll mauserndem Vogelvieh verlassen und unter einer heißen Dusche den dreckigen Geruch von meiner Haut abschrubben. Doch ein leises Geräusch lässt mich innehalten und im Schatten einer Säule Schutz suchen. Jemand bewegt sich langsam auf mich zu. Ich hätte die federleichten Schritte nie gehört, wenn ich nicht allein unterwegs wäre.

Zumindest sollte ich jetzt alleine sein.

Ich sehe gerade noch, wie eine feminine Silhouette im Schutz der Schatten am anderen Ende in den Flur einbiegt. Ich erkenne sie sofort. Es ist Hannah. Eine der Neuzugänge. Sie ist mir nicht nur aufgrund ihres Aussehens aufgefallen, obwohl auch das nicht von schlechten Eltern ist. Kein Klappergestell, sondern Kurven an genau den richtigen Stellen. Eine sonst sportliche Statur und lange, dunkelbraune Haare, mit denen ich einige unanständige Dinge beim Sex anstellen könnte. Also spätestens beim ersten Gegenüberstehen wäre sie mir aufgefallen, doch ihre blütenreine Weste beim Background-Check hat mich immer tiefer und tiefer in ihrer Vergangenheit graben lassen. Ich bin mit leeren Händen wiederaufgetaucht. Nicht mal ein mickriger Ausrutscher, der es wert gewesen wäre, in den Schulakten aufgenommen zu werden. Wenn man die Bevölkerung Deutschlands so durchleuchten würde, würde man bei der Hälfte sicher zum gleichen Ergebnis kommen, aber doch nicht bei jemandem, der in einer offenkundig illegalen Bande wie den Adlern aufgenommen werden will.

Sie hält sich geschickt im Schutz der Schatten auf. Sie bewegt sich schnell und doch sich ihrer Umgebung zu jedem Moment bewusst. Wie eine Katze auf Raubzug. Sie bleibt schließlich vor Hectors Bürotür stehen. Ich selbst verstecke mich im Rahmen der nächstgelegenen Tür. Sie entdeckt mich nicht, als sie über ihre Schulter blickt und sich umsieht. Sie geht in ihre Knie. Richtig tief. Ihr perfekt gewölbtes Hinterteil wird dadurch extra vorteilhaft zur Schau gestellt. Ein kurzer Schmerz zuckt durch meine Lippen, als meine Zähne einen Abdruck darauf hinterlassen, damit kein Laut nach außen dringt. Was für eine Schande, dass Adlerfleisch tabu ist. Ich würde für dieses Exemplar gern eine Ausnahme machen.

Bis eben habe ich geglaubt, dass ich sicher nicht ihr Typ sein kann und dieses scheinbar fromme Ding so schnell wieder aus den Reihen der Adler verschwindet, wie sie aufgetaucht ist. Aber je länger ich sie beobachte, desto schneller zerbröselt diese Theorie vor meinen Augen. Sie kennt ihr Handwerk, aber das wird ihr bei dieser drei- und fünffach gesicherten Tür nicht viel helfen. Und als ich mich näher an sie heranschleiche, höre ich sie fluchend vor sich hin murmeln. Als sie Hector, oder wie ich ihn liebevoll nenne, der wahrhaftige Voldemort, gegenüberstand, hat sie ihre Fassung nicht verloren. Sie hat nicht einmal mit der Wimper gezuckt, als er ihr viel zu nah kam und sie an der Schulter und am Rücken berührte. Ich muss zugeben, ich war etwas neidisch auf den Bastard und hätte liebend gern den Platz mit ihm getauscht.

Hannah ist so konzentriert auf ihre Aufgabe, dass sie mich nicht mal bemerkt, als ich so dicht hinter ihr stehe, dass uns nur noch eine knappe Handbreite von einer Berührung trennt. Gleichzeitig mache ich jegliche ihrer Fluchtwege damit zunichte. Mit locker verschränkten Armen räuspere ich mich lautstark.

Erschrocken, ertappt, panisch und abwehrend zugleich fährt sie hoch und wirbelt herum. Im gleichen Atemzug versteckt sie ihr Werkzeug hinter dem Rücken und stößt dabei gegen meine Arme und meine Brust, so dass sie zurückstolpert und zwischen mir und der Tür eingekeilt zum Stehen kommt. Meine Hände lege ich flach neben ihren Kopf auf die kühle Metalltür. Ich grinse auf sie herab. Mein Atemzug ist zu hören, als ich ihren Duft tief einsauge. Es ist ein verführerischer Geruch. Es ist kein Parfum, das sie umgibt. Es scheint nur Hannah selbst zu sein. Ich mag nur Hannah.

Sie ist gut zehn Zentimeter kleiner als ich, und dieser Größenunterschied lässt mich hoffentlich bedrohlich genug auf sie wirken, dass sie einen ordentlichen Schrecken bekommt. Denn was auch immer sie hier macht, es kann nicht im Sinne der Adler sein. Man muss schon die entsprechenden Eier haben, um so einen Stunt eine knappe Stunde nach der Aufnahmezeremonie durchzuziehen.

»Suchst du etwas?«, frage ich schließlich, amüsiert über ihre weit aufgerissenen Augen. Die Neugierde über ihre undurchsichtige Herkunft verabschiedet sich. Wichtiger ist, herauszufinden, warum sie versucht hat diese Tür zu knacken. Denn über allem steht die Sicherheit von Fini, Chris und mir. Je mehr Personen daran arbeiten, die Adler zu stürzen, desto besser, aber bitte ohne Risiko für uns. »Oder hast du dich verlaufen?«

Hannah will gerade den Kopf verneinend schütteln, geht aber im letzten Moment zu einem Nicken über.

»Jonas, richtig?«, fragt sie. Ihre Stimme ist zart und passt zu ihrer kleinen Gestalt, aber der Befehlston darin jagt mir einen Schauer über den Rücken – als würde sie diesen öfter benutzen.

»Ich kann so ziemlich jeder für dich sein, wenn du willst und mich lässt«, antworte ich herausfordernd. Einer ihrer Mundwinkel zuckt, doch sie verbietet sich ein Grinsen. »Aber ja, Jonas ist mein Name.«

Sie atmet aus und ihre Selbstbeherrschung zwingt ihren Körper, sich zu entspannen. Als sie wieder zu mir aufsieht, blitzt etwas in ihren Augen, das vorher nicht da gewesen ist. Im Schein des beleuchteten Notausgangschildes sticht es deutlich hervor. Sie hebt langsam eine Hand und streicht scheinbar unbeabsichtigt mit der Rückseite über meinen Bauch. Trotz meines schwarzen Shirts glüht ihre Haut auf meiner. Sie streicht weiter meinen Körper entlang, bis sie schließlich über meiner Brust zum Liegen kommt. Ihre Berührung hinterlässt einen heißen Pfad auf meinem Oberkörper.

»Ich habe mich leider tatsächlich verlaufen und dachte, dass sich hinter dieser Tür der Weg nach draußen verbirgt«, erklärt sie zu unschuldig. Bullshit. Wir wissen beide, dass sie lügt. Dennoch lasse ich sie nicht auffliegen.

»Ist das so?«, frage ich etwas kurzatmig und lehne mich weiter in ihre Berührung, bis sich ihr Vorbau leicht gegen mich presst und sie ihre Hand in meinen Nacken legt, weil kein Platz mehr zwischen uns ist. Sie nickt. Die Muskeln an ihrem Hals bewegen sich, als sie schwer schluckt.

»Müsstest du nicht mit den anderen eure Aufnahme feiern?«, frage ich. Sie zuckt unschuldig wie ein kleines Schulmädchen mit den Schultern. Ihr fehlen nur zwei Zöpfe und eine Schulmädchenuniform und der Look wäre perfekt.

»Ich musste noch einmal für kleine Mädchen, und als ich zurückkam, waren alle bereits weg.« Ihr Blick ist wach und berechnend und beichtet mir dadurch ihre Lüge. Gleichzeitig fordert sie mich heraus, es zu wagen, sie darauf anzusprechen.

»Dann sollte ich dir vielleicht den Weg zeigen«, flüstere ich. Dass ich nicht der Einzige bin, der ein doppeltes Spiel spielt, weiß ich. Es gibt einige mit Interesse daran, die Adler niederzustrecken. Die Frage ist nur, ob Hannah mir von Nutzen ist oder ob sie mich in meinen Zielen eher behindert.

Während meiner Überlegung ist meine Hand von der Tür in ihr Haar gerutscht. Es ist weich und perfekt.

Alles, was sie nicht zu sein scheint.

Sie nickt. Ihre Lippen scheinen nicht mehr in der Lage, Silben zu formen. Mit Genugtuung unterdrücke ich nur schwer ein Grinsen. Ich stoße mich schwungvoll von der Tür ab, und als wäre ich ein Magnet, folgt mir ihr Körper. Der Abstand zwischen uns verändert sich nicht. Meine Fingerspitzen gleiten über ihren Arm. Ihre Lederjacke verhindert den direkten Kontakt und trotzdem glüht unsere Haut.

Als ich ihre Hand erreiche, umschließe ich sie mit meiner. Als wäre mein Blut mit Strom unterlegt, kriecht ein Kribbeln meinen Arm hinauf. Ein klischeehafter Funken sprüht zwischen uns. Doch die Spannung entlädt sich bei der Berührung nicht, sie scheint sich noch mehr aufzuladen. Unsere Hände verschränken sich ineinander, und ich kann nicht mal mehr beschreiben, ob diese Aktion von ihr oder von mir ausgeht. Oder instinktiv von uns beiden. Es fühlt sich viel zu natürlich an, als es für zwei Fremde üblich sein dürfte. Das erste Mal, seit ich beinahe täglich durch diese von Vogelpest verseuchten Flure laufe, wird mir heiß. Meine Haut kribbelt von der neuen Erfahrung.

Hannah scheint es nicht anders zu gehen. Sie sieht erstaunt auf unsere Hände. Ihre zarten Finger bilden einen bizarren Kontrast zu meinen. Ihre sind blass und weich. Meine dagegen sind rau und geschunden von unzähligen Schlägereien. Ich habe keine Ahnung, woher sie kommt, aber ich hoffe verdammt noch mal, dass sie bleibt. Ich bin keines dieser Arschlöcher, das jeder dahergelaufenen Frau den Hof macht oder noch schlimmer: sich zähmen lässt und plötzlich zum Schwiegermutterliebling wird. Ich weiß, dass mein Leben bei meinem Job von dem einen auf den anderen Moment vorbei sein kann. Ich habe schon längst gelernt, jede Sekunde, die das Leben lebenswert macht, zu nutzen, wenn sich die Gelegenheit dazu bietet. Sie bietet sich zu selten. Wenn ich auf mein bisheriges Leben zurücksehe, bereue ich nur eine Sache, und ich bevorzuge es, nicht daran zu denken. Ich habe jede Chance genutzt. Keine habe ich einfach an mir vorbeiziehen lassen, und auch diese werde ich nicht verstreichen lassen. Hannah sendet genug Signale aus, dass ich diese Grenze überschreiten kann. Ein stürmischer Schritt nach vorn reicht.

Sie stöhnt auf, als sie erneut zwischen mich und die Tür gepresst wird. Sie stöhnt verdammt noch mal, und das macht Dinge in meinem Kopf, die mein Urteilsvermögen blockieren. Mit einem Ruck ziehe ich sie an mich und meine Hand liegt in ihrem Nacken. Sie lehnt ihren Kopf nach hinten und gewährt mir so Zutritt zu einer Welt, von der ich weiß, dass ich sie nicht betreten sollte. Frischlinge sind schon ein Tanz im Fegefeuer, aber eine Frau zu verführen, die spioniert und von der ich nicht weiß, für wen sie arbeitet, gleicht einem Tanz mit dem Teufel höchstpersönlich. Dann gehe ich eben zum Teufel, wenn es nur bedeutet, dass diese Anspannung zwischen uns nachlässt. Mit dem Teufel macht man bekanntlich die besten Geschäfte.

Ausgehungert presse ich meine spröden Lippen auf ihre. Meine Bewegungen sind zu ruppig, um einladend zu sein. Der raue Nordwind hat Hannahs Lippen ihrer Weichheit noch lange nicht beraubt. Sie sind zart und warm und viel zu gut für jemanden wie mich. Ich presse mich so dicht an sie, dass mein Bein zwischen ihre gleitet und die Tür protestierend knarzt. Das Leder ihrer Jacke knistert, als sie ein Stück herabrutscht. Ihre Knie tragen sie nicht mehr, und eine ganz bestimmte Körperpartie südlich meines Bauchnabels macht das verrückt. Sie hakt zwei ihrer Finger unter meinen Gürtel und zieht mich an sich. Ich weiß nicht, ob es physikalisch möglich ist, sich noch näher zu kommen. Sie schafft es jedoch. Ihr Seufzen geht mir durch Mark und Bein. Ihr gefällt es viel zu gut.

Viel zu früh und abrupt meldet sich die rationale Seite meines Gehirns und ich lasse genauso schnell von ihr ab, wie ich sie eben noch gegen die Tür gepresst habe. Selbst unsere Finger gleiten auseinander. Ich wische mit meinem Handrücken über meinen Mund. Wir sehen uns an. Der Gang ist vom Geräusch unseres schnellen Atmens erfüllt. Die Lederjacke spannt über ihrer Brust, als sich ihr Brustkorb mit Luft füllt.

»Der Weg«, bringe ich schließlich hervor, und die Überwindung, die es mich kostet, ist enorm. »Jap, ich zeige dir den Weg.« Ich nicke knapp und nehme ihre Hand locker in meine.

Erst als das Kribbeln wieder einsetzt, merke ich, dass das vielleicht nicht die beste Idee ist. Ich ziehe sie hinter mir her, ehe mich das Verlangen nach ihr erneut überkommt. Mein Blick ist stur nach vorn gerichtet und ich sehe nicht zu ihr zurück. Als ich meine Sachen aus dem Trainingsraum hole, lasse ich sie warten. Im Nachhinein ist es eine leichtfertige Aktion, aber seit wir uns berührt haben, scheint mein Oberstübchen kräftig durcheinander zu sein. Sie hätte weglaufen können. Aber ihr ist sicher bewusst gewesen, dass es sie nur umso verdächtiger gemacht hätte.

Über unsere Lippen kommt kein Wort. Die Stille wäre bedrückend, wenn die Hitze zwischen unseren Händen nicht so einnehmend wäre. Ich weiß nicht, ob ich den Weg zum Club besonders schnell hinter mich bringen will oder mit Absicht hinauszögere. Abschnittsweise komme ich beiden Varianten nach.

Die Tür der Absteige hat sich noch nicht ganz hinter uns geschlossen, da empfangen uns der Lärm und die stickige Luft bereits. Was ich jetzt bitter nötig habe, ist ein gutes Bier. Damit hat sich bisher alles wegspülen lassen.

Die anderen Neuen empfangen Hannah bereits als eine der ihren, und ich verziehe mich ohne ein Wort des Abschieds in den VIP-Bereich. Der Mann von der Security lässt mich ohne einen zweiten prüfenden Blick passieren. Vielleicht ist das ein Zeichen, dass ich zu oft hier bin.

Ich gehe an dem zugedröhnten Krakow und irgendeiner halbnackten Blondine auf seinem Schoß vorbei. Ich nicke einigen bekannten Gesichtern zu und mache einen großen Bogen um Hector. Sein Geschwafel ertrage ich heute nicht. Ich schnappe mir ein Bier und lehne mich gegen die Fenster, die mir einen Blick auf die Tanzfläche unter uns bieten, aber den Leuten unten keinen zu uns hinein. Ohne dass ich es versuchen muss, landet Hannah sofort in meinem Blickfeld.

Fast spucke ich mein Bier quer über die Glasfläche. Hannah redet mit einem anderen, der vor etwa einem halben Jahr eingestiegen ist. Nun, man könnte meinen, dass sie sich vielleicht Tipps von ihm holt, oder dass sie einfach so ins Gespräch gekommen sind. Aber so, wie sie sich immer unauffällig umsehen, ob sie beobachtet werden, dazu Hannahs Stunt von eben und dass ich ihren Gesprächspartner bereits nach einer Woche als Spitzel der Bullen entlarven konnte, das sind einfach zu viele Zufälle, die sich häufen, als dass es ein simples Gespräch sein kann. Er scheint wütend auf sie, und es stört mich mehr, als es wahrscheinlich sollte. Hannah, falls das ihr richtiger Name ist, sieht ihn auch nicht begeistert an. Sie ist viel zu jung für diese Art Undercoverauftrag. Oder sie ist genau so ein Überflieger, wie es Chris zu seinen Zeiten bei der Polizei war. Es ist nicht von Bedeutung. Fest steht, dass ich sie mir aus dem Kopf schlagen muss, und gleichzeitig darf ich sie nicht aus den Augen lassen. Das wird ein Spaß.

Frauen bedeuten schlichtweg immer, dass sich eine Sache verkompliziert. Wenn man danach geht, gibt es keine Frau, die keinen Ärger mit sich bringt.

Das beste Beispiel ist Roxy Adler. Sie ist eine Koryphäe mit Messern und tödlich, wenn sie nur nah genug an einen herankommt. Gerüchten zufolge hat sie sogar ihren Vater, den ehemaligen Chef der Adler, umgebracht. Und als wäre das nicht genug, hat sie ihren Bruder an die Polizei verraten, als er seine Macht ausgebaut hat. Wie kann man so etwas seiner eigenen Familie antun?

Ich sollte alles hinschmeißen und mir einen Hund zulegen. Die sind pflegeleicht und freuen sich immer, wenn man nach Hause kommt. Selbst wenn man gerade aus dem Bett einer anderen kommt. Obwohl ich auch keine Frau haben will, die sich das gefallen lassen würde.

Ein Hund. Ich sollte es einfach bei einem Hund belassen.

Kapitel 3

Heute

Liesa

Meine Knie sind nach dieser Begegnung noch lange weich und meine Konzentration lässt ebenfalls zu wünschen übrig. Aber dadurch wundere ich mich nicht, dass ich leider mehr als einmal die Stufen zu Vincents Wohnung hochstolpre. Von außen betrachtet gehe ich womöglich sogar als Betrunkene durch. Ja, betrunken von Jonas‘ Duft und den schönen und grausamen und viel zu hitzigen Erinnerungen, die seine raue Stimme in mir wachruft. Oh Gott, diese Stimme. Sie ist dafür gemacht, dass mein Verstand aussetzt, sobald ich sie höre. Warum darf er diese Wirkung auf mich haben? Mein Erscheinen hat ihn ziemlich kaltgelassen. Was mein Verhalten einfach nur peinlich und jämmerlich aussehen lässt. Es ist erbärmlich, wie lange seine Wirkung auf mich nachhallt.

Endlich stehe ich vor Vincents Tür und bin froh, dass ich den Schlüssel dazu besitze. Noch ein Schloss bekomme ich heute nicht geknackt. Dennoch brauche ich den einen oder anderen Versuch mehr, als es angebracht wäre.

Jetzt reiß dich endlich zusammen! Du bist eine toughe, selbstbewusste und selbständige Frau!

Daran wird auch Jonas nichts ändern.

Und dennoch hoffe ich, dass ich ihn rumbekomme. Natürlich zu dem Job. Alles für den Job. Nur für den Job.

Da sich mein Alleingang als ein absolutes Desaster entpuppt hat, bleibt mir nichts anderes übrig, als bei Vincent zu Kreuze zu kriechen. Und damit ich mich nicht selbst sabotieren kann und am Morgen kneife, schlafe ich kurzerhand auf seiner Couch. Eine Einladung benötige ich dazu schon lange nicht mehr.

Gefühlt habe ich mich erst eben niedergelegt, als mich ein Schnurren im Ohr und etwas Warmes und Kuschliges und Vibrierendes an meinem Hals weckt. Verschlafen taste ich nach dem kleinen Wollknäuel. Als ich es kraule, nimmt das Schnurren an Fahrt auf. Ich drehe mich auf den Rücken und dabei fällt mir etwas anderes unter jaulendem Protest herunter. Ein Blick neben die Couch reicht und ich sehe Albus beleidigt davontapsen. Diese kleine Katze wohnt erst seit drei oder vier Wochen bei Vincent. Es ist kein Wunder, dass ich dieses Fliegengewicht nicht auf mir gespürt habe. Aber wenn dieser kleine Wicht nicht an meinem Hals schnurrt – wer dann? Albus ist bisher der Kleinste.

»Ach, Vince«, seufze ich, als ich eine orange-weiße Katze hervorhebe. Die ist definitiv neu. Vorgestern ist sie noch nicht hier gewesen. Ich setze sie auf meiner Brust ab und kraule sie weiter. Sofort macht sie es sich wieder gemütlich und schließt schnurrend die blauen Augen. Die wievielte Katze ist das jetzt für Vincent? Da wären Albus, Harry und Hermine.

»Na, welcher Harry-Potter-Figur hast du deinen Namen zu verdanken?«, frage ich leise.

»Mrs. Weasley«, spricht Vincent plötzlich neben mir, und ich erschrecke mich zu Tode. An ihm ist ein Ninja verloren gegangen! Ich kenne niemanden, der sich auf seinem Niveau an andere anschleichen kann.

Er sitzt unbekümmert und mit zerzausten schwarzen Haaren auf dem niedrigen Couchtisch vor dem Sofa, auf dem ich liege. Er trägt noch sein Schlafzeug. In der einen Hand hält er eine dampfende Tasse, deren Inhalt verdächtig nach einem seiner grünen Tees riecht, und mit der anderen streichelt er Albus in seinem Schoß. Ich richte mich nun ebenfalls auf und lege Mrs. Weasley auf meine Oberschenkel. Sie beschwert sich über die Bewegung und die erneute Unterbrechung ihres Schlafes und krallt ihre kleinen spitzen Folterinstrumente geradewegs durch meine Hose in meine Haut. Während ich damit kämpfe, das Kätzchen aus meinem Fleisch zu befreien, ohne Mrs. Weasley oder mich dabei zu beschädigen, spüre ich deutlich Vincents berechnenden Blick auf mir. Ich hasse es, wenn er das bei mir macht. Im Verhör auf dem Revier ist sein Instinkt Gold wert, aber ich bin kein Straftäter. Na ja, zumindest konnte mir bisher nichts nachgewiesen werden, und außerdem bin ich seit dem Beginn meiner Laufbahn bei der Polizei clean.

»Liesa, wo bist du gewesen?«, fragt er scheinbar harmlos, aber als ich aufsehe, beäugt er bereits jede meiner Bewegungen und meine Mimik und wartet gespannt auf meine Worte.

»Du hast eine neue Katze?«, frage ich, wenig taktvoll vom Thema ablenkend.

»Und du weichst aus?«, fragt er erstaunt und nimmt einen Schluck seines Tees. Er hat den Wachmacher noch gar nicht hintergeschluckt, da formt sich bereits ein Grinsen auf seinen schmalen Lippen. »Na, dann weiß ich, wo du gewesen bist«, stellt er fest und kann sein schadenfrohes Lachen kaum zurückhalten. Ich verdrehe die Augen und nehme ihm seine Doctor-Who-Tasse aus der Hand. Ich genehmige mir einen Schluck und warte, bis er sich wieder einbekommen hat.

»Und?«, fragt er knapp, noch immer um Fassung bemüht. »Lief es gut?«

Ich werde normalerweise nicht schnell rot. Es gibt nur zwei Menschen, die diese Macht über meinen Körper haben, aber ausgerechnet einer davon sitzt gerade vor mir und amüsiert sich über mein Treffen mit dem anderen.

»Na ja«, sage ich langgezogen. Mit zusammengekniffenen Augen neige ich meinen Kopf von links nach rechts und wieder zurück. Ich weiche seinem Blick aus, auch wenn Vincent mich gut genug kennt und lesen kann, ohne dass ich ihn ansehen muss. So gut ich mich vor allen verstellen und meine Gedanken für mich behalten kann, genauso bin ich ein offenes Buch für meinen Partner. Das ist im Normalfall eher ein Vorteil, außer wenn man ein bisschen Restwürde behalten will. Dann nicht so sehr.

Ich nehme mir den Moment und betrachte ihn, wie er mich begutachtet. Vielleicht ist es auch nur eine Taktik, um nichts sagen zu müssen.

Vincent Chau ist klein, aber ich würde mich im Traum nicht mit ihm anlegen. Er ist ein Meister der Martial Arts. Er ist der rechtschaffenste Mensch, den ich kenne, und könnte keiner Fliege etwas zuleide tun. Er bereut bis heute, dass sein Bruder bei einem Geschwisterstreit fast durch seine Hände umgekommen ist. Ich bin überzeugt, dass dieser Tag der letzte war, an dem sich Vince reizen ließ und sich seiner Wut hingegeben hat. Oft habe ich versucht ihn an seine Grenzen zu bringen, aber nicht ein Mal habe ich es geschafft. Er verliert seine Fassung nie. Er ist das personifizierte Zen.

Vincents schmale Augen, die seine asiatische Herkunft am deutlichsten verraten, sind noch ganz schlaftrunken. Seine schwarzen Haare stehen in alle Richtungen ab. Bevor er diese Wohnung jedoch verlässt, wird jedes Härchen fein säuberlich sortiert auf seinem Haupt liegen. Würde ich den Mann dahinter nicht kennen, würde ich ihn für einen Spießer halten, der seinen Job zu ernst nimmt und alle Gesetze bis ins kleinste Detail kennt, auslegt und anwendet. Der Vorzeigepolizist, der ich nie war, bin oder sein werde.

Sein Pech ist nur, dass ich seine Partnerin bin. Ich werde ihm den Stock schon noch aus dem Allerwertesten herausziehen. Unsere Chefs hatten den super Einfall, ihn statt mich bei den Rebellen einzuschleusen. Es gibt in der Theorie niemand Besseren, da muss ich zustimmen, aber die Praxis ist nun mal ein ganz anderes Gebiet. Ihm zieht es bereits die Zehennägel hoch, wenn er die Rebellen auch nur bei kleineren Vergehen beobachtet oder gar selbst daran beteiligt ist. Mit dem Verhalten kann er erstens froh sein, noch nicht aufgeflogen zu sein, und zweitens ist es so unmöglich, ihn tiefer einzuschleusen und damit tiefer im Dreck zu graben. Daher war Jonas meine letzte Hoffnung. Selbst kann mich nicht unter die Rebellen mischen. Der eine oder andere könnte mich noch von den Adlern kennen.

Vincent geht inzwischen zur Küche und gießt sich einen Kaffee ein.

Wir sind auf Hilfe angewiesen. Von unseren Kollegen kann ich keine erwarten, zumindest nicht in dem Ausmaß, wie wir sie benötigen. Außerdem habe ich bereits bei unserem Sondereinsatz gegen die Adler nicht allzu gute Erfahrungen im eigenen Kollegium machen dürfen. Vincent reißt mich schließlich aus meinen Gedanken.

»Hör auf, mir auf den Arsch zu starren, und erzähl mir, wie es gelaufen ist«, drängt er, und ich muss ihm wirklich auf sein Hinterteil starren. »Habe ich einen neuen Mr. Miyagi?«

»Wen?«, frage ich verwirrt. Es ist für mich unmöglich, mit all diesen Popkulturreferenzen, die er an den Tag legt, Schritt zu halten. Er verdreht auch schon die Augen über meine Frage.

»Karate Kid?«, fragt er beleidigt, und ich zucke mit den Schultern. Noch mehr Augendrehen, und mit Sicherheit fügt er diesen Titel seiner Liste mit Filmen hinzu, die er mit mir sehen will. »Ich habe keine Ahnung, wie ihr Normalos euren Alltag überlebt.«

»Indem ich tagtäglich meine Willensstärke stähle und niemanden um die Ecke bringe«, erkläre ich grinsend. Vincent überlegt einen Moment und nickt mir dann zu.

»Das ist ein gutes Argument.« Er nimmt auf den Weg herüber einen großen Schluck und reicht mir dann die Tasse. Sie ist viel zu schnell viel zu leer. »Also lenk nicht weiter ab. Wie lief es mit Loverboy?«

»Nenn ihn nicht so!«, protestiere ich eingeschnappt und gleichzeitig kleinlaut. Mit verschränkten Armen lehne ich mich zurück. Das Katzentier auf meinem Schoß beschwert sich darüber, und ich streichle sie mit einer Hand.

»Liesa, wie lief es?« Der Umschwung in seiner Stimme macht deutlich, dass die Zeit zum Rumdrucksen vorbei ist.

»Also, es war so, dass … Eigentlich hatte ich alles im Griff, bis …«, beginne ich, aber ich habe keine Ahnung, was ich überhaupt sagen will oder soll. Ich streichle einfach Mrs. Weasley weiter und streichle sie und streichle sie, bis sie plötzlich aufjault. Schnell nehme ich meine Hand von ihr weg. Vincent hebt sie mit einem finsteren Blick von meinem Schoß, damit ich sie nicht noch einmal zu fest traktieren kann. Er setzt sie nach einer kurzen Kontrolle ihres Befindens auf dem Teppich ab. Der orange Stubentiger wirft noch einen beleidigten Blick in meine Richtung und rennt dann davon. Es würde dramatischer wirken, wenn sie nicht alle zwei Schritte über ihre eigenen Vorderpfoten stolpern würde.

»Jetzt raus mit der Sprache«, fordert Vincent. Seine Geduld scheint nun endgültig erschöpft zu sein, und ich erzähle ihm einfach alles. Vielleicht meide ich dabei jeglichen Blickkontakt und vielleicht ist meine Stimme etwas leise an den etwas pikanteren Stellen. Als ich fertig bin, sagt er lange nichts, und ein schweres Gefühl breitet sich in meinem Bauch aus.

»Also, bis auf das Wiedererwachen deiner Libido hast du überhaupt nichts erreicht.« Vincent gibt sich nicht mal die Mühe, es wie eine Frage klingen zu lassen.

»Musst du immer so brutal ehrlich sein?«, frage ich empört. Mit meinen Händen auf meinen Wangen prüfe ich, ob die Hitze, die ich im Gesicht spüre, auch nach außen strahlt.

»Ja, muss ich«, tadelt mein sogenannter Freund. »Honig um dein Maul zu schmieren, bringt dir am allerwenigsten.«

Ich funkle ihn böse an. »Ja doch!«, stöhne ich schließlich auf. »Ich habe nach Strich und Faden versagt und hätte dich von Anfang an um deine Hilfe bitten sollen.« Dies zuzugeben erfordert einiges an Überwindung, und ich bin froh, dass dieses Geständnis Vincent zufrieden zu stimmen scheint.

»Wie gut, dass das nicht nötig ist, oder?«, fragt er gut gelaunt und holt eine Aktenmappe, wie wir sie auf dem Revier verwenden, vom Esstisch. Er reicht sie mir, als er sich wieder auf den Couchtisch vor mir setzt.

»Was ist das?«, frage ich vorsichtig. Vincent grinst stolz über beide Ohren und drängt mir die Mappe noch mehr auf. Ich nehme sie.

»Okay«, sage ich und sammle mich, bevor ich sie aufklappe. Was mich wenig überrascht, sind die Fotos von Jonas, die mir als Erstes entgegenblicken. Doch dafür lassen sie die Gefühle von letzter Nacht auferstehen.

»Denke mit deinem Kopf und nicht mit … na ja, damit«, sagt er und zeigt dabei zwischen meine Beine.

»Vagina heißt das«, erkläre ich schonungslos. Wenn er so geradeheraus mit mir spricht, kann ich das schon lange. Aber er hat recht. Ich sollte mehr mit meinem Kopf denken. Ich lege die Fotos beiseite und lese ich mir die Akten darunter durch. Illegale Hackerangriffe. Überweisungen von Geld, auf das er rechtmäßig keinen Zugriff hätte haben sollen. Dealervermittlung. Mit seinem Vorstrafenregister würden ihm diese Vergehen schon ein paar Jährchen einbringen. Ich habe keine Ahnung, woher Vincent diese Informationen hat, aber ich bin froh, dass er sie für unsere Zwecke zur Verfügung stellt. Mit einem Grinsen lege ich die Mappe neben mich.

»Vincent, ich liebe dich«, sage ich und umarme ihn stürmisch.

»Ich weiß«, erwidert er trocken, und ich muss lachen. »Ich gehe mich umziehen und vorzeigbar machen und dann können wir los.«

Verständnislos sehe ich ihn an. »Wohin wollen wir?«, frage ich.

»Lass uns Jonas festnageln.« Sein Grinsen ist ansteckend. Er liebt es, die Oberhand zu haben.

»Lass uns ihn festnageln«, bestätige ich mit einem Nicken. Dumm nur, dass ich Jonas nur zu gern noch auf eine andere Art und Weise nageln möchte.

Dumme, dumme Libido.

Kapitel 4

Heute

Jonas

»Ich fürchte, ich sehe dich nie wieder«, sagt Buttercup zu ihrem Westley und klammert sich an ihm fest. Er lächelt zuversichtlich.

»Natürlich siehst du mich wieder!« Wenn man genau hinsieht, kann man erkennen, dass er diese Worte ausspricht, um auch sich selbst von ihrer Wahrheit zu überzeugen.

»Aber was ist, wenn dir etwas passiert?« 

Er lächelt wieder und ist von ihrer Liebe zu ihm beeindruckt. »Hör jetzt gut zu! Ich werde zurückkommen. Deinetwegen!«, versichert er ihr eindringlich.

Sie bleibt skeptisch. »Aber wie kannst du so sicher sein?«

Frauen. Immer müssen sie alles hinterfragen. Kann sie dem armen Kerl nicht einfach glauben?

»Das ist wahre Liebe. Glaubst du, sowas geschieht jeden Tag?«

Nein. Etwas Tagtägliches ist wahre Liebe sicher nicht. Sonst würden viel mehr Menschen glücklich und barfuß über die grüne Wiese hüpfen und fröhliche Lieder trällern.

Obwohl …

Ich habe mal geglaubt, den Beginn der wahren Liebe zu spüren, aber wie sich am Ende herausstellte, war alles nur Schein und Rauch. Wer weiß, ob es so etwas wie wahre Liebe überhaupt gibt oder ob alles nur eine Erfindung der Buch- und Filmindustrie ist. Oder der Hersteller von Valentinstagskarten.

Ein Wimmern katapultiert meine Konzentration aus dem Film und meine Gedanken in die Realität zurück. Rambo, mein kleiner Mopswelpe, sitzt neben mir auf der Couch und verlangt Aufmerksamkeit. Er legt seinen Kopf auf meinen Brustkorb und schmiegt sich an mich, als wolle er mich trösten. Automatisch kraule ich ihn zur Beruhigung.

»Ist schon gut, Großer«, versichere ich ihm. »Ich bin einfach zu weich geworden.« Ich seufze. Warum muss ich auch ausgerechnet diesen Film sehen? Ich meine, ich weiß warum, aber es ändert nichts daran, dass ich es hätte vermeiden sollen. Das letzte Mal habe ich diesen Streifen mit Hannah gesehen. Ich meine, mit meiner Buttercup. Quatsch! Ich meine, mit Liesa. Hannah alias Buttercup existiert nicht und hat nie existiert. Das muss endlich in meinem Kopf ankommen. Wer weiß, was an ihr überhaupt echt gewesen ist oder ob jeder Atemzug und jede Berührung nur eine einzige Lüge war. Für sie war es nur ein Job. Für mich am Ende auch und ich wusste von Anfang an, dass sie undercover arbeitet, aber trotzdem hatten wir Spaß zusammen. Mehr, als ich mit jeder anderen davor oder danach hatte.

Warum muss sie auch ausgerechnet jetzt mit so einem Angebot auf der Bildfläche erscheinen? Obwohl meine Wohnung alles andere als einengend ist, fällt mir die Decke auf den Kopf. Ich habe genügend Aufträge, aber nichts davon fordert oder reizt mich. Was dagegen reizvoll ist und eine Herausforderung darstellt, ist Buttercups – ich meine, Liesas – Angebot. Aber das würde bedeuten, dass ich meine einzige Familie bewusst verrate. Die Rebellen haben mich gerettet und mir ein Zuhause gegeben. Sie haben meinem Leben einen Sinn verliehen. So etwas tritt man nicht undankbar mit den Füßen. Auch wenn ich den Ausstieg geschafft habe, fühle ich mich ihnen gegenüber verpflichtet, und sich aktiv an ihrem Untergang zu beteiligen, kommt meiner Meinung nach einem Staatsverrat ziemlich nah. 

Meine jetzige Situation stellt mich alles andere als zufrieden, aber Chris, mein bester und einziger Freund, hat zu viel für unsere Freiheit riskiert, als dass ich diese leichtfertig aufs Spiel setze. Er hat seine vielversprechende Karriere beim Sondereinsatzkommando der Polizei aufgegeben. Er zieht seine Nichte, mein Patenkind, groß und hat trotzdem riskiert, jederzeit im Gefängnis zu landen, als wir versucht haben, Hector Adler das Handwerk zu legen. Er hat alles aufgegeben und scheint glücklicher als je zuvor zu sein, aber das ist nur eine Fügung des Schicksals. Es hätte auch anders kommen können. Und jetzt, da ich mit meinem Leben anfangen kann, was ich will, weiß ich nicht mehr, was ich will. Noch schlimmer: Ich weiß nicht mal, ob ich die Freiheit will. Nur eins weiß ich: Es war richtig, auszusteigen.

Allein hätte ich den Absprung nie geschafft. Der Deal zwischen Hugo Niro, dem Boss der Rebellen, und Chris war meine einzige Chance, und wenn ich etwas nutze, dann ist es jede Chance, die sich mir bietet. Ich sollte mich einfach wieder auf den Film vor mir konzentrieren und alle Gedanken an ihren Besuch und an das, was er in meinem Kopf ins Rollen gebracht hat, beiseite schieben.

Nachdem ich mir eine Zigarette angezündet habe, gelingt mir das auch für ganze drei Sekunden. Dann geht der Alarm an meinem Smartphone los. Das Blitzlicht und das Display buhlen im Takt um Aufmerksamkeit, und die rhythmische Vibration irritiert Rambo so sehr, dass er bellt. Es ist der gleiche Alarm, der mich gestern aus der Dusche geholt hat.

»Sch«, beruhige ich den Hund mit einem Kraulen der Ohren. Er legt sich wieder hin, als ob nichts gewesen wäre. Ein Wachhund ist an ihm absolut nicht verloren gegangen.

Mit ein paar schnellen Bewegungen ist meine selbstprogrammierte Überwachungs-App geöffnet. Sieh einer an, was meine Kameras da eingefangen haben. Liesa stattet mir einen erneuten Besuch ab. Mein Grinsen sollte verboten sein. Wenn es nach gesundem Menschenverstand geht, sollte ich diese Frau hassen, aber wenn ich ehrlich bin, würde ich sie auch heute nicht von der Bettkante stoßen. Doch dieser Gedanke wird im Keim erstickt, als ich ihre Begleitung erkenne. Sie ist nicht allein gekommen.

Mit was für Milchbubis gibt sie sich jetzt zufrieden? Perfekt gestyltes, rabenschwarzes Haar, zugegeben, aber der Rest? Ist er überhaupt schon volljährig? Hat sein Bartwuchs schon eingesetzt? Warum interessiert mich das? Meine Finger tippen über das Display und meine Wohnungstür entriegelt sich. Noch ein paar weitere Tipps auf den Bildschirm und meine PCs und Laptops, die sich auf der Galerie befinden, sperren sich. Sie lassen sich jetzt nur noch mit meinem Passwort weiter verwenden. Ich bezweifle, dass es nötig ist, aber ich gehe lieber auf Nummer sicher.

Langsam gehe ich zur Tür und nehme meine Waffe vom Tisch. Zur Vorsicht stecke ich sie mir in den Hosenbund. Mein Shirt drapiere ich so darüber, dass sie nicht auf Anhieb ins Auge sticht. Hunde spüren es, wenn die Stimmung in einem Raum kippt. Dass Rambo sich Zuflucht unter der Couch sucht, sollte mich also nicht wundern. Kopfschüttelnd setze ich meinen Weg fort. Mein Erstaunen über ihren erneuten Besuch muss ich nicht mal vorspielen, als sie höflich die Klingel benutzt. Mit Kippe im Mund öffne ich schwungvoll die Tür.

»Seit wann bittest du um Einlass? Gestern hast du ihn dir doch auch selbst verschafft«, begrüße ich sie. Wenn ich sie nicht besser kennen würde, könnte man denken, dass sie ertappt rot anläuft. Ihr Begleiter stößt sie mit dem Ellbogen an und sie lehnt sich kaum merklich zu ihm. Für meinen Geschmack sind sie sich etwas zu vertraut. Er ist nicht mal ihr Typ. Und er ist viel zu klein für sie, und das Streberhafte schreit einem praktisch entgegen.

»Dass du bei ihm eingebrochen bist, hast du aber nicht erwähnt«, zischt er ihr zu. Streber. Sag ich doch. Jede kleine Regel einhalten und alles auf die gesetzlich vorgeschriebene Art machen.

»Unwichtige Details«, würgt sie ihn ab und schreitet, als wäre es ihr eigenes Reich, an mir vorbei. Der kleine Typ folgt ihr mit bösem Blick. 

»Immer rein in die gute Stube«, murmle ich und schließe die Tür hinter ihnen. Liesa sieht sich suchend um und bewegt sich plötzlich nicht mehr allzu siegessicher. Als sie beginnt die Nase zu rümpfen und sich zu kratzen, wird mir auch klar warum. Rambo.

»Gibt es ein Problem?«, frage ich grinsend. »Mit meinem kleinen Rambo vielleicht?« Als das Felltier seinen Namen hört, traut er sich sogar wieder unter der Couch hervor.

»Nicht wirklich«, sagt sie, doch ihre Stimme klingt bereits verdächtig belegt. Mein Hund sitzt nun wieder auf dem Sofa und sieht sich weiter den Film an.

»Das überleben wir nie«, schallt es aus den Lautsprechern in diesem Moment.

 »Unsinn. Das sagst du nur, weil es noch keiner vor uns überlebt hat«, erwidert Westley zuversichtlich.

»Du schaust dir Die Braut des Prinzen an?«, fragt Liesa ungläubig und versucht einen Blick auf den Fernseher zu erhaschen. Mit meinem Körper versperre ich ihr die Sicht.

»Möglich«, sage ich ausweichend und taste schnell nach der Fernbedienung. Rambo grunzt und fühlt sich in seiner Gemütlichkeit gestört.

»Ist doch gar nicht so schlimm hier!«, klingt es weiter aus der Röhre. »Na ja, ein Ferienhaus würde ich hier nicht bauen, aber ich find’s ganz okay.« Endlich finde ich die Fernbedienung. Rambo sitzt mit seinem Allerwertesten drauf. Ich scheuche ihn herunter und schalte den Film aus. 

»Nach deinem Besuch letzte Nacht war mir etwas nostalgisch zumute, Buttercup.«

Liesa weicht meinem Blick aus. Sie schließt sogar ihre Augen, als ich sie bei ihrem alten Spitznamen rufe.

»Ihr kennt Die Braut des Prinzen?«, schaltet sich der Asiate ein, bevor ich Liesa weiter aufziehen kann. Dabei würde ich zu gern weiter ihre Reaktion auf unsere alten Tage testen.

»Was hat Jackie Chan überhaupt hier zu suchen?«, frage ich nun finster. Mich wurmt es viel mehr, als es sollte, dass sie nicht allein gekommen ist. Aber auf der anderen Seite wäre es am besten, wenn sie gar nicht hier wäre und unsere Wege weiterhin getrennt verlaufen würden. Der Typ sieht nicht mal beleidigt aus. Wahrscheinlich hat er den Vergleich nicht zum ersten Mal gehört. Ich muss gestehen, sehr einfallsreich war er nicht.

»Das ist Vincent. Mein neuer Partner«, erklärt sie irritiert, als wäre es offensichtlich.

»Hast du Vincelot erzählt, was mit deinem letzten Partner passiert ist?«, frage ich zynisch und mit einem kalten Lachen.

»Hat sie«, antwortet der Genannte knapp und sieht sich weiter um. Dass er ein besonderes Interesse an der oberen Ebene mit meiner Technik zu haben scheint, gefällt mir ganz und gar nicht.