China - Marcus Hernig - E-Book

China E-Book

Marcus Hernig

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Beschreibung

China boomt. Manager, Existenzgründer, Studenten oder Praktikanten versuchen ihr Glück in der neuen Wirtschaftsmacht. Dabei ist es nicht einfach, sich in diesem Land zurechtzufinden.
Marcus Hernig schreibt von den Schwierigkeiten, in China Fuß zu fassen, und vom Glück, mit Chinesen zusammenzuleben. Aus langjähriger Erfahrung gibt er Einblicke in die wesentlichen Aspekte der chinesischen Kultur, Geschichte, Politik und Gesellschaft. Kenntnisreich vermittelt er so das Leben im heutigen China und kommt dabei ohne Stereotype und Superlative aus.

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Seitenzahl: 333

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Marcus Hernig

ChinaEin Länderporträt

Marcus Hernig

China

Ein Länderporträt

Für Eva Siao, die laowai im Osten,und Lin Yutang, den baixing im Westen

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diesePublikation in der Deutschen Nationalbibliografie;detaillierte bibliografische Daten sind im Internetüber www.dnb.de abrufbar.

3. Auflage als E-Book, August 2016entspricht der 4., aktualisierten Druckauflage vom Juli 2016© Christoph Links Verlag GmbHSchönhauser Allee 36, 10435 Berlin, Tel.: (030) 44 02 32-0www.christoph-links-verlag.de; [email protected]: Stephanie Raubach, Ch. Links Verlag. Yiwu Markt in der Provinz Zhejiang © Jan SiefkeLektorat: Dr. Stephan Lahrem/Günther Wessel, Berlin

eISBN 978-3-86284-351-0

Inhalt

Vorwort

Laowai – Ausländer

Herr Wai kommt nach China · China interkulturell: East is East and West is West · »Das kommt mir Chinesisch vor« · In China arbeiten: laowai-Karrieren · Nach China auswandern? – Historische laowai-Schicksale · Deutsch-Chinesische Wahlverwandtschaften

Baixing – Inländer

Die hundert Familiennamen · Minderheiten von Xinjiang bis nach Taiwan · Die Gelben · Zwischenmenschliche Beziehungen: guanxi von Chef bis Freund · Harmonie im Gegensatz: die zwei Seelen der Chinesen · Der Lauf des Lebens: Kindheit · Heirat und Ehe · Scheidung · Der Graben zwischen den Generationen

Lishi yu zhengzhi – Geschichte und Politik

Mauern, Mythen und Geschichte · Zhongguo: von den vielen Reichen zum einen Reich der Mitte · Vom 20. in das 21. Jahrhundert: große Sprünge aus der Vergangenheit · China und die Fremden

Jiaoyu bisai – Bildung als Wettbewerb

Bestform als Ziel: der größte Wettbewerb der Welt · Lehr- und Lerngewohnheiten · Bildung als Auslese · Nach der Schule: Der Wettbewerb geht weiter

Caishen – Der Geldgott

Götter zum Reichwerden · »Jedermanns« Wünsche an den Geldgott · Giga-Geldgötter: »Einige werden zuerst reich« · Geldgott-Trends: Von der Kopie zu »Made in China 2025«

Yinshi zhi mei – Speis und Trank

Totalphänomen Essen · Gesundheit: die Balance des Bauches · Kleine kulinarische Reise · Eine gesunde Verdauung macht glücklich · Tischsitten, Tischgewohnheiten und Tischlisten · Vom Glück des Teetrinkens

Xiangxia – Reisen aufs Land

Eine Reise ins Landesinnere · Landessitten und Landesfeiern · Landmänner: Lao Mao und Lao He · Landarmut · Das Verschwinden des Landes

Dadushi – Metropolen

Grundstoff Beton · Shanghai: Stadt ohne Gegenwart · Shanghai: China oder nicht China? · Leben in der Vergangenheit · Shanghai: Stadt der Deutschen · Antithese Peking · Zukunft: hellgraue Megastadt-Region

Anhang

Literaturverzeichnis

Wichtige Medien

Chinesisch-deutsches Glossar

Basisdaten

Karte

Über den Autor

Vorwort

»Die Menschen sind es!«Eva Siao

Die Neuauflage dieses Buches fällt in eine Zeit, die von Unsicherheiten geprägt ist. Chinas Wachstum, das die Weltwirtschaft und den globalen Kapitalismus heute wesentlich mitbestimmt, hat sich verlangsamt. Stimmen mehren sich, die schon ein Ende des noch nicht einmal begonnenen »Goldenen Zeitalters« Ostasiens, verkünden. Das Leben im Lande ist nicht mehr günstig, wie noch vor wenigen Jahren und mit steigendem nationalem Selbstbewusstsein verschlechtert sich der Status des »privilegierten Ausländers«. Die chinesische Regierung betreibt eine kompromisslose Zentralisierung, um in Zeiten der Neuausrichtung das gewaltige System China, von dem mittlerweile die Welt lebt, zusammenzuhalten.

China bleibt ein Superlativ, wie auch immer diese Entwicklungen voranschreiten. China bleibt ein Land der Gegensätze, die einander nicht ausschließen, sondern auf merkwürdige Weise oft komplementär sind. Das ist mit gewohnten westlichen Denkmustern des »Entweder-oder« oft schwer zu verstehen.

China ist das Land mit der längsten kontinuierlichen Geschichte und den meisten Hinrichtungen. China predigt Sozialismus und praktiziert knallharten Kapitalismus. China ist gefährlich nah, wenn chinesische Firmen Arbeitsplätze in Europa zerstören oder ausrangierte Brauereien und Stahlwerke abmontieren, wie vor Jahren in meiner Heimatstadt Dortmund geschehen. China ist aufregend nah, wenn deutsche Kinder beginnen, in den Schulen Chinesisch zu lernen und dafür Französisch oder Italienisch verschmähen. China ist gut, und China ist schlecht. China kreiert Begeisterung, wenn es in TV-Sonderberichten seine Glitzerwelten und beispiellosen architektonischen Möglichkeiten zeigt, China erzeugt Empörung, wenn es Blei in niedliches Kinderspielzeug mischt.

Und die Chinesen? Chinesen konsumieren westliche Markenprodukte aller Art, kaufen mehr im Ausland als jedes andere Volk unseres Planeten und arbeiten ehrgeizig daran, selbst zum Land für Innovationen und neuen Weltmarken »made in China« zu werden. Chinesen sind höflich und lächeln immer, Chinesen sind hart und unfreundlich im Alltag. Chinesische Frauen sind hübsch. Chinesen sind Allesfresser, essen sogar Hunde, schlürfen ihre Nudeln und spucken wie Lamas. Chinesen kaufen Unternehmen weltweit, nicht zuletzt in Deutschland. Die Chinesen sind da und werden weiter kommen. Mit den Chinesen müssen wir rechnen.

Die Liste solcher Stereotype und Halbwahrheiten könnte leicht fortgesetzt werden. Stereotype von anderen Menschen und Ländern aufzubauen gehört zur Geschichte der Menschheit. Je weiter ein Land von einem anderen entfernt ist, desto häufiger entstehen schablonenhafte Bilder, die auch in Zeiten weitreichender Vernetzung und umfassender Reisemöglichkeiten hartnäckig weiterbestehen. Gerade China gilt vielen Menschen, auch Buchautoren, noch immer als »skurril, seltsam« und trotz aller beeindruckenden Leistungen dem Westen unterlegen. Es ist schwer, dieses Chinabild gerade auch aus deutschen Köpfen zu verdrängen.

Dabei eröffnet die Globalisierung enorme Chancen, solche Stereotype abzubauen und »ganz normal« zusammenzuleben. In Shanghai und in der Yangtse-Region zwischen Nanjing und Ningbo lebt eine ständig steigende Zahl Deutscher, mindestens um die 12 000. Das ist eine Schätzung, denn konkrete statistische Angaben fehlen. Umgekehrt studieren in Deutschland rund 30 000 Chinesen, die größte Gruppe unter den ausländischen Studenten. Hunderttausende Chinesen leben und arbeiten langfristig zwischen Hamburg und München, Aachen und Dresden. Firmenübernahmen und Investitionen in Deutschland werden in den nächsten Jahren weiterhin die Präsenz der Chinesen in Deutschland erhöhen. Chinesische Viertel wie in Hamburg oder Berlin, aber auch im Rheinland sind mit zunehmender wirtschaftlicher Präsenz stark im Wachstum begriffen. Häufig unbemerkt sind die einst so fernen Chinesen zu Nachbarn geworden, und das nicht nur, weil man in der Zwischenzeit schneller nach China oder Deutschland fliegen kann, als man mit dem Zug von Hamburg nach Rom fährt.

Die Globalisierung hat die Beziehung zwischen Deutschen und Chinesen aber auch versachlicht. Meist geht es ums Geschäft, um Märkte und Profit zum beiderseitigen Nutzen. Trotz des raschen Anstiegs der Ausländerzahlen in China ist ein wirkliches Miteinander immer noch selten. Viele der Ausländer in Beijing oder Shanghai leben in luxuriösen Wohnanlagen für sich. Wohnen sie unter Chinesen, dann meist besser und geräumiger als diese. Den Kontakten zwischen laowai und baixing – Fremden und Einheimischen, Ausländern und Inländern – fehlen oft wirkliche Freundschaften. Die Lebens- und Alltagswelten in China bleiben oft klar getrennt. Integration von Ausländern in die chinesische Gesellschaft ist nicht vorgesehen, im Gegenteil haben neue bürokratische Hürden den Aufenthalt in den letzten Jahren eher erschwert als erleichtert. So bleibt man einander häufig aus Unkenntnis fremd – und Beziehungen entstehen so schnell wie sie auch wieder vergehen.

Doch wer es mit China ernst meint, der ist offen und interessiert sich für alles, was die Menschen hier bewegt, glücklich macht oder auch bedrückt. Eine gute Freundin, die 50 Jahre lang in China gelebt hat, hat mir vor Jahren als jungem Studenten ihre Überzeugung mitgegeben: »Die Menschen sind es, Marcus!« Daher gebührt den Menschen, Ausländern und Einheimischen, die in China zusammenleben und China zusammen erleben möchten, auch der Ehrenplatz der beiden ersten und längsten Kapitel des Buches.

Das Leben im gegenwärtigen China wirkt oft genug wie ein großer Strom, der alle und alles mitreißt. Es lohnt sich daher, sich ab und an in die wenigen verbliebenen ruhigen Orte Chinas zurückzuziehen: In Suzhous Gärten, in die aquarellartige Schönheit des Tai-Sees, die weiten Ebenen und Berge in Westchina oder eines der Teedörfer in Fujian. Unter der wogenden modernen Oberfläche des Landes steckt viel Geschichte, die die Gegenwart mitbestimmt.

Dieses Buch beabsichtigt, Grundstrukturen chinesischen Lebens ohne Stereotype und Superlative in ehrlicher Weise aufzudecken. Miteinander zu konkurrieren, reich werden zu wollen, sich von der ländlich-agrarisch geprägten zur städtischen High-Tech-Gesellschaft zu wandeln, ist sehr anstrengend. Schon immer hat man sich beim Essen in China vom Druck des Alltags und der Gesellschaft entspannt. Das erklärt nicht zuletzt die hohe Bedeutung des Essens hier, des Bauches überhaupt.

Chinesen legen noch immer viel Wert auf Zahlensymbolik – und die Acht ist die chinesische Glückszahl. Daher sind es acht Themen, die die Struktur »meines Chinas« bilden. Das ist eine bewusst subjektive Auswahl. Lücken sind angesichts der gebotenen Kürze und Komplexität der Einzelthemen auch in dieser vielfach überarbeiteten Neuauflage nicht zu vermeiden.

Shanghai im Juni 2016

Marcus Hernig

Laowai – Ausländer

Herr Wai kommt nach China

Sie ist nicht zu übersehen, die chinesische Nationalflagge gleich hinter den Einreiseschaltern im Terminal 2 des Shanghaier Flughafens Pudong. Vor einigen Jahren hing sie hier noch nicht, doch nun ziert das Fünf-Sterne-Banner die Rückwand vor der meist sehr junge blau-uniformierte Zollbeamte schnell und effizient Pässe kontrollieren und Visa abstempeln. An ihrem Schalter sind kleine Kästen angebracht, die mit Smiley-Buttons dazu auffordern, die Leistung des jeweiligen Schalterbeamten per Knopfdruck zu bewerten. Neues nationales Selbstbewusstsein, verbesserte Serviceleistungen und Emoji-Kultur gleich beim Grenzübertritt auf dem Flughafen. Drei Trends, die mir anzeigen, was China heute ausmacht und wohin der Weg weiter gehen wird.

Lächelnd gibt mir die sympathische Grenzwächterin das wichtige Eintrittsdokument zurück. Ich drücke den freundlichsten aller Smileys – große Zufriedenheit mit der Leistung. Nun ist mein Pass ordnungsgemäß rot gestempelt. Rot ist offiziell, verleiht jedem Dokument Gewicht und symbolisiert außerdem Glück. Ich atme auf, haste weiter zu den Gepäckbändern, die mir meine mitgebrachte Habe wiedergeben sollen. Auch das ist nach 15 weiteren Minuten erledigt. Nun liegt nur noch der Durchgang mit dem roten und dem grünen Ausgangsschild »declare goods« oder »nothing to declare« vor mir. Ich zögere kurz, schließlich sind drei Flaschen Wein und der heimische Schinken aus Westfalen im Gepäck. Standen da nicht eben zwei große Schilder, die das Mitführen von Lebensmitteln jeder Art verboten haben? Soll ich nachfragen? Das deutsche Gewissen regt sich, ich zögere. Doch alle anderen strömen wie selbstverständlich durch den grünen Durchgang, Menschen mit beachtlichen Gepäckmengen, meist Chinesen. Die müssen es wissen. Also einfach hinterher. Ich habe Glück. Vor mir schiebt ein heimkehrender Chinese einen mit drei Koffern und fünf Kartons hoch bepackten Trolley vor sich her. Prompt wird er herausgewunken und muss sein schweres Gepäck auf das Laufband des Scanners wuchten. Mich sehen die Flughafenzöllner nicht einmal an, als ich mit unsicherem Blick meinen einzigen schweren Koffer hinter mir herziehe. Sonst gibt es keine weiteren Kontrollen, und ein wenig bezweifle ich, ob die Zöllner wirklich interessiert, was die einreisenden Massen aus aller Welt so alles ins Land schleppen. Chinesen sind zu weltweit reisenden Top-Konsumenten geworden. Was sie aus dem Ausland mitbringen, ist enorm. Viele Fluggesellschaften haben auf den weltwirtschaftlich bedeutenden Shopping-Wahn der Chinesen im Ausland reagiert und ihre Freigepäckkontingente einfach verdoppelt. Nun bin ich durch: »« – »Willkommen in China, mein Freund!«

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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