Dämmerung - Octavia E. Butler - E-Book
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Octavia E. Butler

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Beschreibung

Nach dem Ende der Welt

Nach einem verheerenden Atomkrieg ist die Erde unbewohnbar geworden – doch dank der außerirdischen Oankali konnten einige Menschen gerettet werden. Jahrhunderte später wird Lilith von den Aliens aus dem Kälteschlaf geholt. Die junge Frau ist von der Fremdartigkeit der Oankali, die Unmengen von Tentakel am ganzen Körper haben, zunächst abgestoßen. Ihre Retter haben jedoch die Erde wieder bewohnbar gemacht und wollen jetzt mit Liliths Hilfe die Menschen wieder dort ansiedeln. Aber das hat seinen Preis: Die rätselhaften Ooloi, das dritte Oankali-Geschlecht neben Mann und Frau, wollen Liliths Genmaterial, um einen Mensch-Oankali-Hybrid zu züchten. Die junge Frau muss sich entscheiden: Will sie ein Mensch bleiben – oder überleben?

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OCTAVIA E. BUTLER

DÄMMERUNG

Xenogenesis 1

Das Buch

Nach einem verheerenden Atomkrieg ist die Erde unbewohnbar geworden – doch dank der außerirdischen Oankali konnten einige Menschen gerettet werden. Jahrhunderte später wird Lilith von den Aliens aus dem Kälteschlaf geholt. Die junge Frau ist von der Fremdartigkeit der Oankali, die Unmengen von Tentakel am ganzen Körper haben, zunächst abgestoßen. Ihre Retter haben jedoch die Erde wieder bewohnbar gemacht und wollen jetzt mit Lilith' Hilfe die Menschen wieder dort ansiedeln. Aber das hat seinen Preis: Die rätselhaften Ooloi, das dritte Oankali-Geschlecht neben Mann und Frau, wollen Lilith' Genmaterial, um einen Mensch-Oankali-Hybrid zu züchten. Die junge Frau muss sich entscheiden: Will sie ein Mensch bleiben – oder überleben?

Die Autorin

Titel der Originalausgabe

DAWN

Aus dem Amerikanischen von Barbara Heidkamp

Überarbeitete Neuausgabe

Copyright © 1987 by Octavia E. Butler

Copyright © 2015 der deutschsprachigen Ausgabe by

Wilhelm Heyne Verlag, München, in der Verlagsgruppe Random House GmbH

Covergestaltung: Das Illustrat, München

Inhalt

Das Buch

Die Autorin

Widmung

Erster Teil – Schoß

Zweiter Teil – Familie

Dritter Teil – Kinderstube

In Erinnerung an Mike Hodel,

der mit seiner Literatur-Kampagne READ/SF

versuchte, jedermann das Vergnügen

am geschriebenen Wort

ERSTER TEIL

1

Am Leben!

Noch immer am Leben.

Wieder am Leben.

Das Erwachen war mühsam, wie immer. Die höchste Enttäuschung. Es war ein Kampf, genug Luft zu holen, um die beklemmenden Empfindungen des Erstickens zu vertreiben. Lilith Iyapo lag keuchend da und zitterte von der Anstrengung ihrer Bemühung. Ihr Herz schlug zu schnell, zu laut. Sie rollte sich um es herum, fötal, hilflos. Die Blutzirkulation begann, in Schauern winziger, feiner Schmerzen in ihre Arme und Beine zurückzukehren.

Als sich ihr Körper beruhigte und an die Wiederbelebung gewöhnte, blickte sie sich um. Der Raum schien nur schwach erleuchtet, obschon sie noch nie zuvor im Dunkeln erwacht war. Sie korrigierte sich. Der Raum schien nicht nur dunkel, er war dunkel. Bei einem früheren Erwachen hatte sie beschlossen, dass Realität das war, was immer passierte, was immer sie wahrnahm. Ihr war der Gedanke gekommen – wie oft? –, dass sie vielleicht verrückt war oder unter Drogen stand, physisch krank oder verletzt war. Nichts davon spielte eine Rolle. Es konnte keine Rolle spielen, solange sie auf diese Weise eingesperrt war, hilflos, allein und im Unklaren gelassen wurde.

Sie setzte sich auf, schwankte benommen, dann drehte sie sich um und schaute sich den Rest des Raums an.

Die Wände waren hell – weiß oder grau, vielleicht. Das Bett war das gleiche wie immer: ein massives Podest, das bei der Berührung leicht nachgab und das aus dem Boden zu wachsen schien. Auf der anderen Seite des Raums war eine Türöffnung, die wahrscheinlich in ein Bad führte. Lilith bekam meistens ein Bad. Zweimal hatte sie keins gehabt, und in ihrer fensterlosen, türlosen Zelle war sie gezwungen gewesen, einfach eine Ecke zu wählen.

Sie ging zur Tür, spähte durch die einförmige Dunkelheit und vergewisserte sich, dass sie tatsächlich ein Bad hatte. Dies hier besaß nicht nur eine Toilette und ein Waschbecken, sondern auch eine Dusche. Luxus.

Was hatte sie sonst noch?

Sehr wenig. Da war ein weiteres Podest, vielleicht einen Fuß höher als das Bett. Man hätte es als Tisch benutzen können, obwohl es keinen Stuhl gab. Und es waren Dinge darauf. Lilith sah das Essen zuerst. Es war der übliche, geschmacklose Klumpen Getreideflocken oder Eintopf in einer essbaren Schüssel, die sich auflöste, wenn Lilith sie leerte und sie nicht aufaß.

Und da war etwas neben der Schüssel. Unfähig, es genau zu erkennen, berührte Lilith es.

Kleidung! Ein zusammengefalteter Haufen Kleidung. Sie raffte die Sachen auf, ließ sie in ihrem Eifer fallen, hob sie wieder auf und begann sie anzuziehen. Eine helle, schenkellange Jacke und eine lange, weite Hose, beides aus einem kühlen, ganz weichen Material, das sie an Seide erinnerte, obwohl sie nicht glaubte, dass es Seide war, ohne dass sie hätte sagen können, warum. Die Jacke war selbsthaftend und blieb zu, als Lilith sie schloss, ließ sich aber leicht öffnen, als sie die beiden Vorderstreifen auseinanderzog. Die Art und Weise, wie sie aufgingen, erinnerte Lilith an einen Klettverschluss, obwohl nichts dergleichen zu sehen war. Die Hose ließ sich auf die gleiche Weise schließen. Man hatte Lilith von ihrem ersten Erwachen bis jetzt keine Kleidung gegeben. Sie hatte darum gebettelt, doch ihre Fänger hatten sie ignoriert. Als sie jetzt angezogen war, fühlte sie sich sicherer als jemals zuvor in ihrer Gefangenschaft. Sie wusste, dass es eine trügerische Sicherheit war, aber sie hatte gelernt, jede Freude zu genießen, jede Aufbesserung ihrer Selbstachtung, die sie ergattern konnte.

Als sie die Jacke öffnete und schloss, berührte ihre Hand die lange Narbe quer über ihrem Bauch. Sie hatte sie irgendwie zwischen ihrem zweiten und dritten Erwachen bekommen, hatte sie ängstlich untersucht und sich gefragt, was man mit ihr gemacht hatte. Was hatte sie verloren oder dazubekommen, und warum? Und was würde man womöglich noch machen? Sie gehörte sich nicht mehr: Sogar ihr Fleisch konnte ohne ihre Zustimmung oder ihr Wissen aufgeschnitten und zusammengenäht werden.

Es machte sie wütend während späterer Erwachen, dass es Augenblicke gegeben hatte, in denen sie ihren Verstümmlern tatsächlich dankbar gewesen war, dass sie sie hatten schlafen lassen während dem, was immer sie mit ihr gemacht hatten – und dass sie es gut genug gemacht hatten, um ihr später Schmerz oder Gebrechen zu ersparen.

Sie rieb über die Wunde und fuhr ihren Umriss nach. Schließlich setzte sie sich aufs Bett und aß ihr geschmackloses Mahl, aß auch die Schüssel auf, mehr zur Strukturabwechslung als aus wirklichem Hunger. Dann begann sie mit der ältesten und vergeblichsten ihrer Aktivitäten: die Suche nach einem Spalt, einem hohlen Klang, irgendeinem Hinweis auf einen Weg aus ihrem Gefängnis heraus.

Sie hatte es bei jedem Erwachen gemacht. Bei ihrem ersten Erwachen hatte sie während ihrer Suche gerufen. Als sie keine Antwort bekam, hatte sie geschrien, dann geweint, dann geflucht, bis sie keine Stimme mehr hatte. Sie hatte gegen die Wände geschlagen, bis ihre Hände bluteten und grotesk anschwollen.

Sie hatte nicht die leiseste Antwort bekommen. Ihre Fänger sprachen, wenn sie bereit waren, und nicht eher. Sie zeigten sich überhaupt nicht. Lilith blieb in ihrer Zelle isoliert, und ihre Stimmen kamen von oben zu ihr wie das Licht. Es gab keine sichtbaren Lautsprecher, genauso wie es keine bestimmte Stelle gab, von der das Licht ausging. Die ganze Decke schien ein Lautsprecher und eine Lichtquelle zu sein – und vielleicht ein Ventilator, da die Luft frisch blieb. Lilith stellte sich in einem großen Kasten vor, wie eine Ratte im Käfig. Vielleicht standen Leute über ihr und blickten durch eine Spionglasscheibe oder durch irgendeine Videoeinrichtung herunter.

Warum?

Sie bekam keine Antwort. Sie hatte ihre Fänger gefragt, als sie endlich begannen, mit ihr zu sprechen. Sie hatten es ihr nicht sagen wollen. Sie hatten ihr Fragen gestellt. Einfache zuerst.

Wie alt sie sei?

Sechsundzwanzig, dachte sie im Stillen. War sie immer noch sechsundzwanzig? Wie lange hielt man sie schon gefangen? Sie wollten es nicht sagen.

Ob sie verheiratet gewesen sei?

Ja, aber er war tot, schon lange tot, unerreichbar für sie, für ihr Gefängnis.

Ob sie Kinder gehabt habe?

O Gott. Ein Kind, schon lange tot, mit seinem Vater gestorben. Ein Sohn. Tot. Wenn es ein Jenseits gab, was für ein überfüllter Ort musste es jetzt sein.

Ob sie Geschwister gehabt habe?

Zwei Brüder und eine Schwester, wahrscheinlich tot zusammen mit dem Rest ihrer Familie. Eine Mutter, schon lange tot, ein Vater, wahrscheinlich tot, diverse Tanten und Onkel, Vettern und Cousinen, Nichten und Neffen … wahrscheinlich tot.

Was für einer Beschäftigung sie nachgegangen sei?

Keiner. Ihr Sohn und ihr Mann waren für ein paar kurze Jahre ihre Beschäftigung gewesen. Nach dem Autounfall, bei dem sie ums Leben gekommen waren, war sie wieder aufs College gegangen, um dort zu überlegen, was sie sonst noch mit dem Rest ihres Lebens anfangen könnte.

Ob sie sich an den Krieg erinnerte?

Verrückte Frage. Konnte jemand, der den Krieg erlebt hatte, ihn vergessen? Eine Handvoll Leute hatte versucht, die Menschheit auszulöschen, und es wäre ihnen beinahe gelungen. Sie hatte durch reines Glück überlebt – nur um, der Himmel wusste von wem, gefangen und eingesperrt zu werden. Sie hatte sich bereiterklärt, ihre Fragen zu beantworten, wenn man sie aus ihrer Zelle herausließ, aber sie stellten sich stur.

Sie erklärte sich zu einem Tausch bereit; ihre Antworten gegen die ihrer Fänger: Wer waren sie? Warum hielt man sie fest? Wo war sie? Antwort gegen Antwort. Wieder stellten sie sich stur.

Also stellte sie sich auch stur, gab ihnen keine Antworten, ignorierte die physischen und geistigen Tests, die sie mit ihr durchzuführen versuchten. Sie wusste nicht, was sie mit ihr machen würden. Sie hatte Angst, dass man ihr weh tun würde, sie bestrafen würde. Aber sie hatte das Gefühl, dass sie es riskieren musste, zu handeln, zu versuchen, etwas zu bekommen, und ihr einziges Zahlungsmittel war Kooperation.

Sie bestraften sie nicht, und sie ließen auch nicht mit sich handeln. Sie hörten einfach auf, mit ihr zu sprechen.

Essen erschien weiterhin auf mysteriöse Weise, wenn sie schlief. Wasser floss weiter aus den Hähnen im Bad. Das Licht leuchtete weiter. Doch darüber hinaus gab es nichts, niemanden, keinen Laut, es sei denn, Lilith verursachte ihn, keinen Gegenstand, womit sie sich amüsieren konnte. Es gab nur das Bett- und das Tischpodest, die nicht vom Boden abgingen, wie sehr Lilith sie auch misshandelte. Flecken verblassten rasch und verschwanden von ihrer Oberfläche. Lilith verbrachte Stunden mit dem vergeblichen Versuch, das Problem zu lösen, wie sie die Podeste zerstören könnte. Dies war eine der Aktivitäten, die ihr half, halbwegs bei Verstand zu bleiben. Eine andere war die, zu versuchen, die Decke zu erreichen. Nichts, worauf sie sich stellen konnte, brachte sie in Sprungweite von ihr. Versuchsweise warf sie eine Schüssel mit Essen – ihre beste verfügbare Waffe – nach ihr. Das Essen spritzte dagegen und verriet ihr, dass die Decke solide war, nicht irgendeine Projektion oder ein Spiegeltrick. Aber vielleicht war sie nicht so dick wie die Wände. Vielleicht war sie sogar aus Glas oder aus dünnem Kunststoff.

Lilith fand es nie heraus.

Sie arbeitete eine ganze Reihe von Gymnastikübungen aus und hätte sie täglich gemacht, wenn sie eine Möglichkeit gehabt hätte, einen Tag vom nächsten oder Tag von Nacht zu unterscheiden. So machte sie die Übungen jedes Mal, wenn sie länger geschlafen hatte.

Sie schlief viel und war dankbar, dass ihr Körper auf ihre Stimmungsschwankungen zwischen Angst und Langeweile mit einem gesteigerten Schlafbedürfnis reagierte. Das kleine, schmerzlose Erwachen aus solchem Schlummer begann sie schließlich ebenso sehr zu enttäuschen, wie es das größere Erwachen getan hatte.

Das größere Erwachen woraus? Durch Drogen herbeigeführtem Schlaf? Was konnte es sonst sein? Sie war im Krieg nicht verletzt worden, hatte keine ärztliche Hilfe gebraucht. Trotzdem war sie hier.

Sie sang Lieder und erinnerte sich an Bücher, die sie gelesen hatte, an Filme und Fernsehsendungen, die sie gesehen hatte, Familiengeschichten, die sie gehört hatte, an Bruchstücke ihres eigenen Lebens, das ihr so alltäglich erschienen war, als sie noch ein freier Mensch gewesen war. Sie dachte sich Geschichten aus und diskutierte beide Seiten von Fragen, über die sie sich früher ereifert hatten, irgendwas!

Mehr Zeit verstrich. Lilith hielt aus, sprach nicht direkt mit ihren Fängern, außer um sie zu verfluchen. Sie war zu keiner Kooperation bereit. Es gab Momente, in denen sie nicht wusste, warum sie sich sträubte. Was würde sie aufgeben, wenn sie die Fragen ihrer Fänger beantwortete? Was hatte sie zu verlieren außer Elend, Isolation und Stille. Trotzdem hielt sie aus.

Es kam eine Zeit, als sie nicht aufhören konnte, mit sich zu reden, als ihr schien, dass jeder Gedanke, der ihr in den Sinn kam, laut ausgesprochen werden müsste. Dann bemühte sie sich verzweifelt, still zu sein, doch irgendwie begannen die Worte, wieder aus ihr herauszusprudeln. Sie glaubte, den Verstand zu verlieren, hätte schon angefangen, ihn zu verlieren. Sie begann zu weinen.

Als sie schließlich schaukelnd auf dem Boden saß und darüber nachdachte, ob sie den Verstand verlor und vielleicht auch davon redete, wurde etwas in den Raum hereingelassen – irgendein Gas, vielleicht. Sie fiel rückwärts und sank in ihren zweiten langen Schlaf.

Bei ihrem nächsten Erwachen, Stunden, Tage oder vielleicht Jahre später, begannen ihre Fänger wieder, mit ihr zu sprechen und stellten ihr die gleichen Fragen wie beim ersten Mal. Diesmal beantwortete Lilith sie. Sie log, wenn sie wollte, aber sie antwortete immer. Der lange Schlaf war heilsam gewesen. Sie erwachte ohne besondere Neigung, ihre Gedanken laut auszusprechen oder zu weinen oder sich auf den Boden zu setzen und vor und zurück zu schaukeln, doch ihr Gedächtnis war unbeeinträchtigt. Sie erinnerte sich allzu gut an die lange Zeit der Stille und Isolation. Selbst ein unsichtbarer Fragesteller war vorzuziehen.

Die Fragen wurden komplexer, entwickelten sich zu regelrechten Gesprächen während späterer Erwachen. Einmal steckten sie ein Kind zu ihr – einen kleinen Jungen mit langem, glattem schwarzem Haar und rauchbrauner Haut, heller als ihre eigene. Er war ungefähr fünf – ein wenig älter als Ayre, ihr eigener Sohn. Neben ihr an diesem fremden Ort zu erwachen, war wahrscheinlich das Erschreckendste, was der kleine Junge je erlebt hatte.

Anfangs versteckte er sich entweder im Bad oder presste sich in die am weitesten von ihr entfernte Ecke. Sie brauchte lange, um ihn davon zu überzeugen, dass sie nicht gefährlich war. Dann begann sie, ihm Englisch beizubringen – und er brachte ihr seine Sprache bei, was immer für eine Sprache es war. Sein Name war Sharad. Lilith sang ihm Lieder vor, und er lernte sie augenblicklich und sang sie in fast akzentfreiem Englisch nach. Er verstand nicht, warum sie es nicht auch tat, als er ihr seine Lieder vorsang.

Schließlich lernte sie die Lieder doch. Die Übung machte ihr Spaß. Alles Neue war kostbar.

Sharad war ein Segen, auch wenn er das Bett nassmachte, das sie teilten, oder ungeduldig wurde, weil sie ihn nicht schnell genug verstand. Er war Ayre im Aussehen und Wesen nicht sehr ähnlich, aber sie konnte ihn berühren. Sie konnte sich nicht erinnern, wann sie zuletzt jemanden berührt hatte. Es war ihr nicht bewusst gewesen, wie sehr sie es vermisst hatte. Sie machte sich Sorgen um ihn und überlegte, wie sie ihn beschützen konnte. Wer wusste, was ihre Fänger mit ihm gemacht hatten – oder was sie machen würden. Doch sie hatte nicht mehr Macht als er. Bei ihrem nächsten Erwachen war er fort. Experiment abgeschlossen.

Sie flehte ihre Fänger an, ihn zurückkommen zu lassen, doch sie weigerten sich. Sie sagten, er sei bei seiner Mutter. Lilith glaubte ihnen nicht. Sie stellte sich vor, wie Sharad allein in seiner eigenen kleinen Zelle saß und sein scharfer, wacher Verstand mit der Zeit stumpf wurde.

Gleichgültig begannen ihre Fänger eine komplexe neue Reihe von Fragen und Übungen.

2

Was würden sie diesmal machen? Noch mehr Fragen stellen? Ihr einen neuen Begleiter geben? Es interessierte Lilith kaum.

Sie saß angezogen auf dem Bett und wartete, müde auf eine tiefe, leere Weise, die nichts mit physischer Müdigkeit zu tun hatte. Früher oder später würde jemand zu ihr sprechen.

Sie musste lange warten. Sie hatte sich hingelegt und war fast eingeschlafen, als eine Stimme ihren Namen sagte.

»Lilith?« Die übliche ruhige, androgyne Stimme.

Sie holte tief und müde Luft. »Was?«, fragte sie. Doch noch während sie sprach, wurde ihr klar, dass die Stimme nicht wie sonst von der Decke gekommen war. Sie setzte sich hastig auf und blickte sich um. In einer Ecke entdeckte sie die schattenhafte Gestalt eines dünnen, langhaarigen Mannes.

War er demnach der Grund für die Kleidung? Er schien eine ähnliche Montur zu tragen. Etwas, das er ausziehen würde, wenn sie beide sich besser kennenlernten? Großer Gott!

»Ich glaube, Sie könnten der Tropfen sein, der das Fass zum Überlaufen bringt«, sagte sie leise.

»Ich bin nicht hier, um dir weh zu tun«, antwortete er.

»Nein. Natürlich nicht.«

»Ich bin hier, um dich nach draußen zu bringen.«

Jetzt stand sie auf. Sie wünschte sich mehr Licht, als sie ihn prüfend betrachtete. Scherzte er? Machte er sich über sie lustig?

»Nach draußen? Wozu?«

»Ausbildung. Arbeit. Der Beginn eines neuen Lebens.«

Sie trat einen Schritt näher auf ihn zu, dann blieb sie stehen. Er machte ihr irgendwie Angst. Sie konnte sich nicht überwinden, an ihn heranzutreten. »Irgendetwas stimmt nicht«, sagte sie. »Wer sind Sie?«

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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