Dark Passion - Mia Wallace - E-Book

Dark Passion E-Book

Mia Wallace

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Beschreibung

Sie hatte Alex' Duft noch in der Nase und erinnerte sich noch genau daran, wie er schmeckte. Und sie spürte immer noch seinen starken warmen Körper auf ihrer Haut. Doch es war wie ein Phantomschmerz, so als ob man einen wichtigen Teil ihres Körpers einfach abgetrennt hätte.Einen Teil, den sie zum Überleben brauchte, der aber nie wieder zu ihr zurückkehren würde.   Violets Beziehung zu dem erfolgreichen Multi-Millionär Alex Black entwickelt sich immer mehr zu einer schmerzhaften Abhängigkeit. Sie kann nicht mehr ohne den verführerischen Adonis leben, trotzdem ist sie noch nicht bereit ihr Leben für ihn aufzugeben. Violet liebt es Party zu machen und zu flirten, was natürlich jedes Mal zu Auseinandersetzungen mit Alex führt. Besonders als der sexy Rockstar Jay ihr wieder über den Weg läuft… Violets Liebe zu Alex wird auf eine harte Probe gestellt. Und als sie eines Tages ein Relikt aus Alex' geheimnisvoller Vergangenheit entdeckt, kommt es beinahe zur Katastrophe. Zu allem Übel taucht auch Laura wieder in New York auf, und zwingt Alex dazu eine folgenschwere Entscheidung zu treffen…

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Mia Wallace

Dark Passion

Black

BookRix GmbH & Co. KG80331 München

Vorspruch

Take Love, multiply it by Infinity, and take it to the dephts of forever,

and you still have only a glimpse of how I feel for you.

 

Stell dir die Liebe vor, dann multipliziere sie mit der Unendlichkeit, erweitere sie um die

Ewigkeit und du hast einen kleinen Eindruck von dem, was ich für dich empfinde.

frei aus: Rendezvous mit Joe Black

 

 

Prolog

 

Wie alles begann…

 

Es war eine kalte klare Winternacht kurz vor Weihnachten, als Violet in ihre dicke graue Winterjacke gehüllt das Hotel in Manhattan verließ.

Sie trat hinaus, auf die von Wolkenkratzern gesäumte Straße und blickte staunend an den imposanten Türmen aus Stahl und Glas nach oben.

Trotz der schneidenden Kälte, die New York um diese Jahreszeit fest im Griff hatte, war es großartig hier zu sein, dachte sie begeistert. Sie war zum ersten Mal in Big Apple und konnte gar nicht genug bekommen von der himmelstürmenden Megacity, die tatsächlich niemals zu schlafen schien.

Während Violet über den hellerleuchteten, von Nachtschwärmern und hupenden Yellow Cabs belebten Times Square und den Broadway ging, klebten ihre Blicke förmlich an den unzähligen bunten Reklametafeln und den gigantischen Betonriesen, die sich leuchtend in den dunklen Nachthimmel erhoben.

Zum ersten Mal in ihrem Leben fühlte sie sich so richtig frei. Ganz anders, als in dem langweiligen Kaff in Minnesota, in dem sie aufgewachsen war, wo jeder jeden kannte und die Geburt eines Kalbs schon ein absolutes Highlight war.

Siebzehn Stunden hatte die Fahrt von Hayward nach New York gedauert, die Violet mit ihren Freunden auf sich genommen hatte, um sich im Washington Square Garden das Basketballspiel der New York Knicks gegen die L.A. Lakers anzusehen. Doch die lange Fahrt hatte sich echt gelohnt, stellte sie beeindruckt fest, während sie auf den überwältigenden Komplex des Rockefeller Center zuging.

Bevor sie morgen wieder nach Minnesota fahren musste, wollte sie unbedingt noch den festlich geschmückten Weihnachtsbaum auf dem Rockefeller Plaza sehen. Doch das war nicht der einzige Grund, der sie mitten in der Nacht aus dem Bett getrieben hatte, um ganz alleine zum Rock Center zu gehen. Sie hatte einen Traum gehabt. Einen Traum von einem gutaussehenden, geheimnisvollen Fremden, der auf der Eisbahn des Rockefeller Center auf sie gewartet hatte. Sie waren händchenhaltend Schlittschuhgelaufen, während dicke weiße Schneeflocken um sie herumtanzten. Es war, als wären sie Figuren in einer Schneekugel gewesen, und als wäre die Welt um sie herum langsam hinter einem nebligen weißen Schleier verschwunden…

Natürlich wusste Violet, dass es total schwachsinnig war mitten in der Nacht durch New York City zu laufen, um einen Typen zu suchen, von dem sie bloß geträumt hatte. Besonders, weil so ein nächtlicher Trip durch eine der unsichersten Städte der Welt sicher nicht ganz ungefährlich war.

Trotzdem hatte ihr der Gedanke, dass in ihrer Traumstadt vielleicht gerade ihr Traumtyp auf sie wartete, keine Ruhe gelassen. Und so war sie schließlich mitten in der Nacht aufgestanden, um ihn zu suchen.

Du hast manchmal echt einen Knall, Violet Young, machte sie sich über sich selbst lustig, während sie durch die Gasse mit den beleuchteten goldenen Engeln ging und dabei Ausschau nach ihrem Traumprinzen hielt.

Sie kam auf den großen Platz mit der Eisbahn, an deren Ende der riesige geschmückte Weihnachtsbaum vor dem blau angeleuchteten Turm des Rockefeller Center aufragte. Ein wundervolles Bild.

Es fing plötzlich an zu schneien und Violet blieb vollkommen verzaubert an der Balustrade über der Eisbahn stehen. Beinahe unwirklich hob sich der hellerleuchtete Platz von den dunklen Betonriesen ab, die ihn umgaben. Sie blickte hinauf in die tanzenden weißen Flocken. In diesem Augenblick hatte sie tatsächlich das Gefühl, als wäre sie in einer Schneekugel und als würde die Welt um sie herum für einen Moment stillstehen.

Violet schob sich die langen, blonden Haare über die Schultern und zog den Reißverschluss ihrer dicken Winterjacke ganz nach oben. Dann streckte sie ihre Hände aus, um die dicken weißen Flocken einzufangen. Obwohl ihr Traumtyp nicht gekommen und es eiskalt war, war es herrlich hier zu sein, dachte sie schwärmerisch, während sie den besonderen Geruch des New Yorker Schnees tief einatmete.

Lächelnd ließ sie die Schneeflocken durch ihre Finger rieseln und hörte die Musik, die aus einem der offenen Fenster der NBC-Studios im Rockefeller Center zu ihr hinunter drang: The Power of Love von Frankie Goes to Hollywood.

Violet schloss die Augen und lauschte dem romantischen Stück. Sie stellte sich vor, wie sie mit ihrem Traumprinz über die einsame Eisfläche lief und sie sich anschließend im Schneegestöber küssten, während Frankie Goes to Hollywood von seiner unsterblichen, todesverachtenden Liebe sang…

Das laute Hupen eines Yellow Cabs auf der 6th Avenue brachte Violet abrupt in die Wirklichkeit zurück.

Sie schlug die Augen auf und starrte auf die verlassene Eisbahn. Anscheinend war ihre Fantasie wieder einmal mit ihr durchgegangen, dachte sie enttäuscht. Sie schämte sich plötzlich dafür, dass sie hier so alleine im Schnee und in der Kälte stand und darauf hoffte, dass ein Typ, von dem sie bloß geträumt hatte hier auftauchen und sie entführen würde. Gott, sie war manchmal so naiv.

Sie begann auf einmal zu frieren und schlang beide Arme um ihren Oberkörper.

Plötzlich fiel ihr Blick auf einen Mann, der gegenüber der Eisbahn auf einer Mauernische direkt neben dem Weihnachtsbaum saß. Er hatte ihr den Rücken zugekehrt und rauchte allem Anschein nach eine Zigarre, weil der aromatische Rauch bis zu ihr herüberdrang.

Saß der Typ schon die ganze Zeit da? Sie hatte keine Ahnung.

Allerdings wunderte sie sich, weil er trotz der schneidenden Kälte keinen Mantel trug und die dicken Schneeflocken nicht auf seinem dunklen Haar und dem schwarzen Anzug liegenblieben, sondern sofort schmolzen.

Obwohl sie ihn nur von hinten sah, meinte sie an seiner selbstsicheren Haltung und der Art, wie er sich bewegte erkennen zu können, dass er sicher attraktiv war.

Ihr wurde auf einmal heiß und sie spürte ein komisches Gefühl in der Magengegend, während ihr Herz wild zu schlagen begann.

War er vielleicht der Mann aus ihrem Traum?

Er hatte so etwas Dunkles und Unnahbares, das sie enorm einschüchterte. Sie hatte keine Angst vor ihm, ganz im Gegenteil. Sie spürte, dass er sie wahrnahm, und sie hatte das Gefühl, als wäre er hier, um auf sie aufzupassen.

Violet schüttelte ungläubig den Kopf über diesen idiotischen Gedanken. Natürlich passte der Mann auf sie auf, dachte sie spöttisch, weil er wahrscheinlich einer der Securitys vom Rockefeller Center Sicherheitsdienst war und es sein Job war auf alles aufzupassen. Sie hätte fast lachen müssen, wenn es nicht so verdammt kalt gewesen wäre.

Sie stand immer noch an der Balustrade der Eisbahn und die Schneeflocken fielen unaufhörlich auf sie herab, als der Mann sich plötzlich erhob und auf sie zukam.

Ihr Herz setzte für einen Schlag aus, bevor es noch heftiger zu pochen begann.

In einem Anflug von Panik drehte Violet sich um und lief durch die Gasse mit den goldenen Engeln, während die Blicke des Fremden sie verfolgten.

Aus der Entfernung hatte sie sein Gesicht nicht gesehen, doch ihr Herz hatte ihn erkannt. Und hätte Violet geahnt, dass er der Mann war, von dem sie geträumt und den das Schicksal für sie bestimmt hatte, wäre sie in jener Nacht sicher nicht so überstürzt vor Alex davongelaufen...

 

 

Ein paar Jahre später

 

Mit schnellen Schritten ging Alex durch die schwach beleuchteten Straßen von Brooklyn.

Es war spät geworden, da sein letztes „Date“ ziemlich leidenschaftlich gewesen war und es ihm nicht leicht gemacht hatte seinen Hunger zu stillen.

Er hasste sein Leben, falls sein trostloses Dasein diesen Ausdruck überhaupt verdiente. Ohne Scotch, Zigarren und Sex würde er die eintönigen Nächte niemals überstehen – und ohne seine Arbeit, die ihm ab und zu noch das Gefühl gab ein Mensch zu sein.

Ein Mensch sein? War es das, was er wollte?

Er hatte keine Ahnung.

Während Alex an den eleganten Sandsteinhäusern der Brooklyn Heights vorbeiging, fiel sein Blick plötzlich auf ein kleines Geschäft, in dem um diese Uhrzeit noch Licht brannte.

Er verlangsamte seinen Schritt, während er an dem altmodischen Blumenladen vorbeiging, über dem in großen Buchstaben Mme Anouks Flowers stand.

Als er das hübsche Mädchen mit den langen blonden Haaren und dem engelgleichen Gesicht im Laden stehen sah, blieb er wie gebannt vor dem Schaufenster stehen.

Sie stand alleine hinter einer breiten Theke und sortierte ein paar Blumen, wobei sie gedankenverloren auf ihrer Unterlippe kaute.

Instinktiv ließ Alex seinen Daumen über seine Lippe gleiten, so als könne er auf diese Weise ihren schönen Mund aus der Gewalt ihrer Zähne befreien.

Er spürte auf einmal ein warmes Gefühl in seiner Brust und sein Herz begann auf ungewohnte Weise zu schlagen, während er das Mädchen wie gebannt betrachtete. Sie trug eine verwaschene Jeans-Latzhose mit einem weiten karierten Hemd darunter, und war ungeschminkt.

Ihr Gesicht war wirklich bildhübsch und sie hatte so etwas Unschuldiges, das ihn völlig überwältigte, weil es im absoluten Kontrast zu seinem abgründigen Charakter stand.

Alex ertrank förmlich in ihrem Anblick, und für einen Moment hatte er das Gefühl, als würde tatsächlich noch einmal die Sonne in der finsteren Nacht seines Lebens aufgehen.

Er atmete ihren Duft ein, der durch die Ladentür drang, die einen Spalt offenstand. Und er erbebte.

Es war ihr Duft!

„Mein Engel“, murmelte er erschüttert, ohne sich von der Schönheit ihres Gesichts lösen zu können. „Du hast ja keine Ahnung, wie lange ich dich gesucht habe.“ Seine tiefe dunkle Stimme bebte, und er konnte kaum fassen, dass sie es wirklich war.

Sie war das Mädchen, das ihm damals in jener besonderen Winternacht am Rockefeller Center davongelaufen war. Und er hatte den Glauben bereits aufgegeben, sie noch einmal wiederzusehen, nachdem er jahrelang jede Nacht dort auf sie gewartet hatte.

Ohne ihn zu bemerken, band sie die verschiedenen Rosen, Lilien, Nelken und Orchideen liebevoll zu einem Strauß zusammen, den sie anschließend in eine der Vasen auf der Theke stellte.

Ein Lächeln lag auf Alex‘ Lippen, während er sie hingerissen bei ihrer Arbeit beobachtete. Obwohl ihm die schönsten Frauen Manhattans zu Füßen lagen, hatte sein Herz noch nie auf eine von ihnen reagiert. Sie waren bloß Objekte für ihn, die dazu da waren seinen Hunger zu stillen. Doch bei diesem Mädchen, mit den großen blauen Augen und dem unschuldigen Ausdruck auf ihrem hübschen Gesicht war alles anders. Sie war sein Engel, den er nie wieder vergessen hatte, seit er sie damals im Schneetreiben Manhattans verloren hatte.

„Eines Tages wirst du mir gehören“, sagte Alex leise zu sich selbst und ließ seine Finger über die Fensterscheibe gleiten, so als wolle er sie durch das Glas berühren. „Mein wunderschöner Engel.“

Und als Violet den Blumenladen eine halbe Stunde später verließ, bemerkte sie den schönen Mann nicht, der sie bis nach Hause verfolgte, und jeden getötet hätte, der sie angerührt hätte...

 

 

Erster Teil

„Ich bin richtig stolz auf dich, mein Engel, habe ich dir das eigentlich schon gesagt?“ Alex steuerte den schwarzen BMW durch den dichten Verkehr der 6th Avenue und blickte zu Violet hinüber.

„Ungefähr ein halbes dutzend Mal“, erwiderte sie frech und grinste ihn an. Sie hatte heute erfahren, dass sie ihre Abschlussprüfung bestanden hatte und war gerade unglaublich erleichtert. Nach allem, was in der letzten Zeit passiert war, grenzte es fast an ein Wunder, dass sie ihren Magister in Literatur überhaupt noch geschafft hatte. Jetzt konnte sie endlich ein neues Kapitel in ihrem Leben aufschlagen.

„Ich bilde mir eben etwas darauf ein, so ein hübsches und kluges Mädchen zu haben“, verteidigte sich Alex und schenkte ihr ein entwaffnendes Lächeln, bevor er den Wagen vor dem Rockefeller Plaza zum Stehen brachte und ausstieg.

Er gab einem der Valets seinen Autoschlüssel und ging um den Wagen herum, um Violet die Tür zu öffnen.

„Du siehst übrigens bezaubernd aus“, bemerkte er, während er ihr gentlemanlike die Hand reichte, damit sie auf ihren schwindelerregend hohen Stilettos und in ihrem kurzen Kleinen Schwarzen leichter aussteigen konnte.

„Dito, Mr. Black“, erwiderte Violet leicht errötend und betrachtete Alex mit einem schwärmerischen Blick. Er trug einen maßgeschneiderten schwarzen Anzug, der ihm so fantastisch stand, als hätte Armani ihn extra für ihn entworfen. Seine leicht unordentlichen Haare und die dunklen Stoppeln seines Drei-Tage-Barts bildeten einen sexy Kontrast zu seinem eleganten Outfit. Und sein wunderschönes Gesicht raubte Violet immer noch den Atem. Sie spürte, wie ihr Körper sofort wieder auf diesen perfekten Mann reagierte, der sie mit seiner muskulösen Statur komplett in den Schatten stellte, während er mit einem Paar verführerischer blauer Augen auf sie herabsah. Gott, wie konnte es sein, dass sie nach der langen Zeit, die sie schon zusammen waren immer noch so verrückt nach Alex war? dachte sie mit klopfendem Herzen.

Um ihre Libido wieder unter Kontrolle zu bringen, blickte sie an dem hohen Turm des Rock Center hinauf, der sich auf dem Platz hinter der schmalen Gasse aufbaute. Der stahlblau angeleuchtete über zweihundertfünfzig Meter hohe Wolkenkratzer, der wie ein futuristischer Obelisk in den sternklaren Nachthimmel ragte, war wirklich beeindruckend.

„Ich liebe diesen Ort“, sagte sie gedankenverloren, während sie händchenhaltend durch die Gasse auf die Eisbahn zugingen, die jetzt im Sommer als Café genutzt wurde.

Hier war sie Alex, ohne es zu wissen, zum ersten Mal begegnet, und hier hatten sie ihr erstes richtiges Date gehabt.

Violet musste lächeln, als sie wieder daran dachte, wie alles angefangen hatte. Alex hatte sie damals einfach angerufen und behauptet er hätte sich verwählt. In Wirklichkeit wusste er aber die ganze Zeit, wer sie war, weil er sie aus dem kleinen Blumenladen in Brooklyn kannte, in dem sie gearbeitet hatte – und aus jener schicksalhaften Winternacht in Manhattan, als sie vor ihm weggelaufen war. Wie peinlich.

Als Alex sie das erste Mal angerufen hatte, hatte sie mit Lou, Colin und David in einer WG in Brooklyn zusammengelebt.

Violet seufzte leise. Zwar lebte sie heute in einem Luxus-Penthouse auf der teuren Upper East Side, das Alex gehörte, trotzdem vermisste sie manchmal ihre alten Freunde und ihr wildes WG-Leben in Brooklyn. Allerdings konnte sie sich ein Leben ohne Alex nicht mehr vorstellen. Er war das Zentrum ihres Universums. Und seit sie erfahren hatte, wie es sich anfühlte ohne ihn leben zu müssen, wusste sie, dass sie lieber sterben würde, als ihn noch einmal gehen zu lassen.

„Ich werde niemals vergessen, wie ich dich hier das erste Mal gesehen habe“, murmelte Alex nachdenklich, als sie über den großen Platz gingen und schließlich vor dem mondänen Eingang des Wolkenkratzers stehenblieben. Er hatte Violet nie erzählt, wie lange er hier auf sie gewartet hatte, nachdem sie vor ihm davongelaufen war. Und ehrlich gesagt, erinnerte er sich auch nicht gerne an diese Zeit, in der er die Hoffnung fast aufgeben hatte, sie noch einmal wiederzusehen.

„Wollen wir reingehen?“ kehrte Alex wieder in die Wirklichkeit zurück und strich sich durch die dunklen Haare. Erst jetzt bemerkte Violet, dass er die Manschettenknöpfe mit dem Infinity-Symbol trug, die sie ihm zu Weihnachten geschenkt hatte. Sie lächelte. Dann schlang sie ihre Arme um seine Taille, legte ihr Kinn an seine Brust und blickte zu ihm auf. „Bekomme ich vorher noch einen Kuss?“

Alex schenkte ihr ein umwerfendes Lächeln. „Wenn du mich so darum bittest.“ Er senkte seine sinnlichen Lippen auf ihren Mund. „Du hast ja keine Ahnung, wie sehr ich dich liebe“, raunte er und ließ seine Lippen über ihre gleiten. „Ich habe dich solange gesucht, mein Engel, so lange.“ Und bevor Violet etwas erwidern konnte, vergrub er seine Hände in ihren Haaren und küsste sie so leidenschaftlich, als wäre es ihr erster Kuss – damals in jener magischen Winternacht auf dem Rockefeller Plaza.

Der Sky-Room, im 65. Stockwerk des Rockefeller Center, war eines der angesagtesten Nobelrestaurants der New Yorker upper class. Der luxuriöse Saal mit den bodentiefen Fenstern rundherum, die einem die City sozusagen zu Füßen legten, war ein elitärer Millionaires- und Billionaires-Club, in dem man nur eine Reservierung bekam , wenn man zu den oberen Zehntausend New Yorks gehörte. Alex gehörte dazu. Und er war so einflussreich und wohlhabend, dass es für ihn kein Problem war einfach mal den ganzen Saal zu mieten, um mit seiner Freundin ihr bestandenes Examen zu feiern.

„Warum hast du mich eigentlich ausgerechnet in den Sky-Room eingeladen?“ erkundigte sich Violet, nachdem der Kellner ihnen die Karte gebracht hatte. Sie saßen alleine an dem einzigen Tisch in der Mitte des riesigen Raums, der von unzähligen Kerzen beleuchtet wurde. Über ihnen hing ein gewaltiger Kronleuchter, dessen funkelnde Kristalle mit den Lichtern der Skyline von Manhattan konkurrierten, die man durch die bodentiefen Fenster sehen konnte.

„Ich dachte, es hätte dir damals gefallen, als ich dich das erste Mal hierher entführt habe“, entgegnete Alex und sah sie über seine Weinkarte hinweg an.

„Dann erinnerst du dich noch an unser erstes Date?“ – „Wie hätte ich das jemals vergessen können“, erwiderte er mit einem sexy Lächeln.

Violet blickte durch eines der raumhohen Fenster nach draußen. Bevor Alex sie damals in den Sky-Room eingeladen hatte, hatten sie sich nur ein einziges Mal in seinem Büro gesehen. Sie hatte vorher überhaupt keine Ahnung gehabt, wie Alex aussah, schließlich kannte sie bloß seine tiefe dunkle Stimme vom Telefon. Und obwohl er wahnsinnig erotisch geklungen hatte, hatte sie insgeheim befürchtet, dass er in Wirklichkeit ein unattraktiver, übergewichtiger Glatzkopf war.

Noch nie in ihrem Leben hatte Violet sich so geirrt. Denn als sie Alex das erste Mal in seinem Wahnsinns-Büro im Twilight-Tower gegenüberstand, hatten sein Aussehen und seine ganze Ausstrahlung sie völlig umgehauen. Sie hätte ihn damals am liebsten direkt angesprungen und ihm seinen perfekt sitzenden Armani vom Leib gerissen. Doch stattdessen war sie wie ein Idiot dagestanden und hatte sich nicht mal getraut ihn anzusehen, so sehr hatte sein Sexappeal sie eingeschüchtert.

Ein paar Tage später stand plötzlich eine schwarze Limousine vor der Haustür ihrer WG in Brooklyn und hat sie abgeholt, um sie zum Rockefeller Center zu fahren: Alex‘ Art sie um ein Date zu bitten. Sein dominantes Verhalten ließ von Anfang an keinen Zweifel daran, dass er den Ton angab. Und Violet hatte seine überlegene Art, von der ersten Sekunde an total angemacht. Alex brauchte immer die absolute Kontrolle über alles, aber dafür gab er Violet ein Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit, das sie bisher noch bei keinem anderen Mann empfunden hatte. Und im Bett war Alex einfach nur der Wahnsinn. Oh ja, Mr. Sexgott hatte Tricks drauf, von denen sie vorher nicht mal zu träumen gewagt hätte.

„Hatten wir eigentlich Sex bei unserem ersten Date?“ fragte sie plötzlich, nachdem Alex den Wein ausgewählt hatte und der Kellner wieder in der Küche verschwunden war.

Alex hob eine seiner dunklen, sexy Augenbrauen. „Daran erinnerst du dich nicht mehr?“

Violet wurde rot und spielte mit einer ihrer hellblonden Locken herum, die sie sich in die Haare gedreht hatte.

„Ich…“ begann sie und blickte verlegen auf die akkurat gefaltete Serviette vor ihr auf dem Teller. „Ich glaube, ich war ein bisschen betrunken“, gab sie schließlich mit einem entschuldigenden Lächeln zu und errötete noch mehr bei dem Gedanken, dass sie in Wirklichkeit stockbesoffen gewesen war und am nächsten Tag einen totalen Filmriss hatte. Dabei wollte sie sich doch nur ein bisschen Mut antrinken, um ihr aufregendes Date mit sexy Alex besser zu überstehen.

Alex beugte sich über den kleinen runden Tisch und streichelte ihre gerötete Wange. „Und genau aus diesem Grund habe ich dich auch nicht angerührt“, sagte er dabei mit einem dunklen, weichen Tonfall, der Violet eine Gänsehaut bereitete. „Du hast in meinen Armen gelegen und ich habe dich gestreichelt, und später hat Hunter dich nach Hause gebracht.“

Violet musste lächeln. Stewart Hunter war Alex‘ Vertrauter und einer von seinen Fahrern, die sie immer in der Gegend herumkutschierten. Ehrlich gesagt war er eher so etwas wie ihr Bodyguard, ein Service von Mr. Black, damit ihr bloß nichts passierte, wenn sie mal das Haus verlassen musste. Stewart hatte die Statur eines Schwergewichtsboxers und sah wirklich furchteinflößend aus.

„Ich dachte damals Stewart wäre so ein Mafia-Typ, der den Leuten die Finger bricht“, bemerkte Violet, während sie mit ihrer Serviette spielte.

Alex lachte und trank etwas von dem Wein, den der Kellner ihnen in der Zwischenzeit gebracht hatte.

„Ich brauche niemanden der anderen die Finger bricht“, stellte er dann klar, und erinnerte Violet wieder daran, dass er manchmal unberechenbar sein konnte, und sich höchstpersönlich darum kümmerte, wenn es Ärger gab. Sie vergaß manchmal immer noch, wer er war – und wie gefährlich er war. Das heißt, sie vergaß es nicht, sie verdrängte es, ebenso, wie den Gedanken, dass er sie eines Tages vor eine endgültige Entscheidung stellen würde…

„Eigentlich wollte ich damals mit dir auf der Rockefeller-Eisbahn Schlittschuhlaufen“, brachte Alex das Gespräch wieder auf ihr erstes Date, und blickte sie zärtlich über den Rand seines Weinglases an, „aber leider konnte ich das um diese Jahreszeit nicht organisieren.“

Violet grinste. „Es gibt tatsächlich etwas, dass Sie nicht können, Mr. Black?“ neckte sie ihn und trank einen Schluck Wein.

Mit einem sinnlichen Blick ließ Alex seinen Finger über den Rand seines Rotweinglases gleiten und das Blau seiner Iris fixierte Violets Augen so eindringlich, dass sie sich an ihrem Wein verschluckte und husten musste.

„Sagen Sie es mir, Miss Young“, konterte er dann mit einem souveränen Lächeln, bevor er seelenruhig den Stiel seines Glases nahm und den rubinroten Inhalt sachte schwenkte. „Der Wein ist übrigens genauso alt wie du“, bemerkte er gedankenverloren, während er den Duft des Bordeaux tief einatmete und anschließend mit geschlossenen Augen einen Schluck trank.

Violet wischte sich mit der Serviette über die Lippen und versuchte sich nicht anmerken zu lassen, dass Alex sie gerade wieder total aus der Fassung brachte. Wie konnte es sein, dass sie nicht mal ganz normal mit ihm essen gehen konnten, ohne sich vorstellen zu müssen, was seine geschickten Finger und seine sinnlich-vollen Lippen alles mit ihr anstellen konnten?

„Hast du dir eigentlich schon überlegt, was du jetzt machen möchtest?“ brachte Alex sie jäh in die Wirklichkeit zurück.

Violet stocherte lustlos in ihrem Salat herum, den der Kellner ihr gerade hingestellt hatte. Dann sah sie Alex achselzuckend an. „Ich wollte mich als Lektorin bei ein paar Verlagen in Manhattan bewerben, allerdings brauche ich vorher unbedingt noch einen Job für den Übergang.“ Sie runzelte die Stirn.

„Vielleicht hätte ich etwas für dich“, bemerkte Alex, und ihre Züge hellten sich sofort etwas auf.

„Was?“ fragte sie und ließ eine Cocktailtomate in ihrem Mund verschwinden.

„Ich habe einen Geschäftspartner, der gerade eine Assistentin sucht. Wenn du willst, kannst du dich ja mal mit ihm treffen.“ – „Klar“, erwiderte Violet und wunderte sich ein bisschen, da Alex bisher nicht wollte, dass sie arbeiten geht. Am liebsten hätte er sie vor jedem ferngehalten und zu Hause eingesperrt. Okay, sie musste zugeben, dass auch sie Alex gerne irgendwo eingesperrt hätte, weil seine Wirkung auf Frauen wirklich unverschämt war.

Nachdenklich aß sie noch etwas von ihrem Salat.

„Hast du eigentlich noch mal was von Laura gehört?“ fragte sie auf einmal unbehaglich und schob ihren Teller beiseite.

„Sie wird dich in Ruhe lassen“, antwortete Alex knapp, was Violet keinesfalls zufriedenstellte. Tief in ihrem Innern war sie immer noch verletzt, weil Alex sie mit Laura betrogen hatte. Zwar hatte sie ihm die Sache schon lange verziehen, aber der Gedanke, dass dieses Miststück Alex‘ wunderschönen Körper angefasst und sich über ihn hergemacht hatte, tat einfach immer noch wahnsinnig weh.

„Wie kannst du dir so sicher sein, dass sie mich in Ruhe lässt, immerhin wollte sie mich umbringen, um dich wiederzubekommen.“ Die Bitterkeit in ihrer Stimme war unüberhörbar.

Alex schloss kurz die Augen und atmete schwer. Er wusste, dass er Violet verletzt hatte, doch er hatte keine andere Wahl gehabt. Laura hätte sie getötet, wenn er sie nicht bei Laune gehalten hätte. Es war die einzige Möglichkeit gewesen, um Violet vor ihr zu beschützen. Und auch wenn Laura im Moment keine Gefahr für Violet darstellte, weil sie zu sehr damit beschäftigt war ihre Wunden zu lecken, musste er wachsam bleiben.

Schweigend stand Violet auf und stellte sich an die komplett verglaste Fensterfront des schwacherleuchteten Saals, um nach draußen zu blicken.

„Ich habe einfach nur Angst, dass du mich wieder mit ihr betrügst“, sagte sie nach einer Weile leise, doch es schien als würden ihre geflüsterten Worte in dem stillen großen Saal wiederhallen.

Alex stand ebenfalls auf und kam zu ihr.

Er überragte sie ein ganzes Stück, als er sich hinter sie stellte und seine Arme rechts und links neben ihrem Kopf an der Glasscheibe abstützte, um sie mit seinem muskulösen Körper gefangen zu nehmen.

Violets Atem beschleunigte sich. Alex‘ Nähe machte sie immer noch nervös, und sein unbeschreiblicher Duft, der ihr in die Nase drang. Er roch so verführerisch und maskulin … und sehnsuchtsvoll, wie die Luft in einer Winternacht, wenn der Wind den Duft der Kaminfeuer über die Stadt trägt.

Sie spürte die Wärme seines Körpers an ihrem Rücken, und wie sein Gewicht sie gegen die Fensterscheibe drückte. Adrenalin schoss plötzlich durch ihre Adern, als sie realisierte, dass nur dieses dünne Glas einen Sturz in die Häuserschluchten der nächtlichen City verhinderte, die sich mehr als zweihundertfünfzig Meter unter ihr befand.

„Du musst mir endlich vertrauen, Violet.“ Seine tiefe Stimme hatte einen eindringlichen Unterton, der Violet erzittern ließ. „Ich habe dich nicht mit Laura betrogen, es war bloß ein Deal. Ich wollte dich vor ihr beschützen. Du weißt, dass ich umkommen würde, wenn es dich nicht mehr gäbe.“ Er presste sich fester an sie und ließ seine Lippen auf ihren Scheitel sinken. „Vertrau mir einfach und überlass mir die Kontrolle, okay?“ – „Okay“, hauchte Violet willenlos. Sie wusste selbst nicht warum, aber seine Worte lösten einen unkontrollierten Schauer der Erregung in ihr aus. Sie spürte, wie sie feucht wurde, und das nur durch seine Stimme. Gott, was stellte Alex bloß wieder mit ihr an?

Mit schnellen Atemzügen stütze sie sich an der Glasscheibe ab, woraufhin Alex ihre Hände mit seinen großen kräftigen Händen bedeckte und seine Finger mit ihren verschränkte.

Sie spürte seinen heißen Atem an ihrem Hinterkopf, als er sich zu ihr hinabbeugte. „Du bist die einzige, die ich will, Violet“, raunte er ihr ins Ohr und ließ seine Zunge über ihre Ohrmuschel gleiten.

Violets Herz begann schneller zu klopfen. Sie liebte es, wie er mit einer tiefen Stimme ihren Namen sagte. Ihre Atmung beschleunigte sich noch mehr, als seine vollen Lippen ihren Nacken berührten und ihn mit heißen Küssen bedeckten.

„Und ich will dich, Alex“, keuchte sie atemlos.

„Ich weiß, Baby.“ Sie spürte sein sexy Lächeln an ihrem Hals, während seine Hände genießerisch über ihre nackten ausgestreckten Arme glitten. „Ich werde niemals genug von dir bekommen“, knurrte er ihr ins Ohr, bevor er mit seinen kräftigen Händen ihre Silhouette nachzeichnete. „Und von deinem wunderschönen, makellosen Körper.“ Er schob seine Hände unter ihr Kleid und ließ sie so verlangend über ihre nackte Haut gleiten, dass Violet erbebte. Seine Berührungen und die Küsse, die er dabei auf ihren Hals und ihren Nacken hauchte, ließen sie dahinschmelzen. Sie fühlte sich auf einmal unendlich leicht und hatte das Gefühl, als würde sie schwerelos mit Alex durch das Lichtermeer von Manhattan fliegen, das sich zu ihren Füßen ausbreitete.

In diesem Moment setzte ihr Verstand komplett aus, und die Welt um sie herum versank in absolute Bedeutungslosigkeit. Sie gehörte nur noch Alex, und er konnte mit ihr machen, was er wollte.

Ihre Hände waren immer noch über ihrem Kopf gegen die Fensterscheibe gepresst und sie spürte seine Erregung an ihrem Po.

„Willst du mehr?“ fragte er mit heiserer Stimme.

„Ja“, keuchte Violet, während ihr Oberkörper sich gegen das kühle Glas der Fensterfront presste.

Ihr ganzer Körper stand unter Strom und sie hätte alles getan, bloß um Alex endlich in sich zu spüren.

Sie hörte, wie er den Reißverschluss seiner Hose öffnete. Und als er kurze Zeit später ihr Höschen beiseiteschob und Stück für Stück in sie eindrang, blickte sie keuchend und mit vor Lust verschleierten Augen auf die nächtliche City hinab, die sich wie ein flimmernder Lichterteppich zu ihren Füßen ausbreitete, während Alex sie immer tiefer ausfüllte. Ein überwältigendes Gefühl.

In diesem Augenblick hatte sie keine Angst mehr, dass die Glasscheibe brechen und sie hinabstürzen könnte. Sie vertraute Alex. Er war da und passte auf sie auf. Er hatte sie von Anfang an beschützt, mit seiner unsterblichen, todesverachtenden Liebe zu ihr.

Todmüde und mit einer zerzausten blonden Mähne saß Violet am nächsten Morgen auf der Fensterbank in der Küche des noblen Upper East Side-Appartements, trank Kaffee und las Ann Radcliffes Mysteries of Udolpho.

Nachdenklich legte sie das Buch weg und blickte hinaus auf das tiefblaue Wasser des East River, über den sich die nostalgische Stahlkonstruktion der Queensboro Bridge spannte.

Die letzte Nacht war einfach nur wundervoll gewesen, wie jede Nacht mit Alex, allerdings hatte sie das Gefühl, dass es ihnen von Tag zu Tag schwerer fiel, sich vor Sonnenaufgang trennen zu müssen.

Normale Paare waren sicher froh darüber, während einer langen Beziehung auch mal Zeit für sich zu haben, doch bei ihr und Alex war das anders. Sie bekamen nie genug voneinander. Sie konnten stundenlang miteinander quatschen, durch die nächtlichen Straßen von Manhattan streifen oder einfach nur die ganze Nacht wild übereinander herfallen, und am Ende feststellen, dass die Zeit, die sie füreinander hatten wieder viel zu kurz war.

Seufzend trank Violet noch einen Schluck Kaffee und nahm das herzförmige Amulett ihrer Kette in die Hand, um es zu betrachten. Sie liebte Alex, trotzdem machte ihr der Gedanke, ihr Leben für ihn aufzugeben immer noch Angst.

Das Summen der Türklingel schreckte Violet aus ihren Gedanken.

Hastig sprang sie von der Fensterbank, stellte ihre Tasse auf den Tisch und lief zu dem privaten Aufzug des Penthouse.

„Hey, Süße“, begrüßte Julia sie fröhlich, als sich die Stahltüren des Fahrstuhls öffneten.

Die beiden Freundinnen umarmten sich.

Julia sah wie immer megastylish aus in ihrem kurzen pflaumenfarbenen Hosenanzug. Sie war perfekt geschminkt und ihre langen braunen Haare mit den blonden Strähnen fielen ihr offen über den Rücken.

Mit einem schlechten Gewissen blickte sie an Violets rosa-kariertem Pyjama hinab. „Ich hoffe, ich habe dich nicht aus dem Bett geschmissen.“ – „Nein, nein, ich bin schon länger wach.“ Violet fuhr sich mit der Hand durch die zerwühlten Haare. „Alex musste wieder früh raus.“ – „Hattet ihr denn wenigstens einen schönen Abend?“ erkundigte sich Julia und strich Violet eine blonde Haarsträhne hinters Ohr.

„Alex hat mich in den Sky-Room im Rock Center eingeladen“, erwiderte Violet, während sie in die offene Küche hinübergingen. „Er hat den ganzen Laden nur für uns gemietet, und anschließend haben wir alleine auf der Aussichtsplattform Champagner getrunken.“

Julias akkurat gezupfte Augenbrauen hoben sich. „Alex hat den Sky-Room für euch alleine gemietet?“ fragte sie ungläubig. Klar hatte sie schon mitbekommen, dass Alex eine Menge Geld hatte, aber aus ihrer Erfahrung als Event-Managerin wusste sie, dass der Sky-Room als Location fast unerschwinglich war, mal abgesehen davon, dass man den Laden nicht einfach so mieten konnte.

„Wir hatten damals unser erstes richtiges Date im Rock Center“, erklärte Violet, während sie ein Glas für Julia aus dem Schrank holte, um ihr einen Latte Macchiato zu machen.

„Die Aussicht von da oben ist echt traumhaft.“ Julia ließ sich an den Küchentisch sinken.

Oh ja, dachte Violet mit einem lüsternen Grinsen, als sie wieder daran dachte, wie Alex sie vor dem Panoramafenster geliebt hatte. Sie schüttete das Wasser in den Kaffeeautomaten und überlegte, ob sie Julia von ihrem heißen Fenster-Fick erzählen sollte. Am Ende entschied sie sich jedoch dagegen. Julia war immer so brav und anständig, dass Violet sie mit den schmutzigen Details aus Alex‘ und ihrem Liebesleben nicht verderben wollte. Und Sex am Panoramafenster des Sky-Room, während jederzeit einer der Kellner in den Saal kommen konnte, war schon ziemlich schmutzig.

„Ich war erst einmal im Sky-Room“, bemerkte Julia, als Violet ihr das Glas Latte Macchiato gab und sich mit ihrer Tasse zu ihr an den Küchentisch setzte. „Allerdings war der Laden an dem Abend irre voll. Lauter Gäste aus der High Society und einer wichtiger als der andere.“ Sie verdrehte theatralisch die Augen. „Ich war mit Josh da, aber wir sind sofort nach dem Essen wieder abgehauen.“ – „Wie läuft es eigentlich zwischen dir und Josh?“ wollte Violet wissen.

Julia legte die Hände um ihr Glas und stützte ihre Ellbogen auf den Tisch. „Josh ist echt süß und wir sind auch immer noch total happy miteinander.“ Sie machte eine kurze Pause. „Aber manchmal ist es schon ein bisschen langweilig ständig zu Hause herumzuhängen und Filme zu gucken.“

Violet schmunzelte innerlich. Der gute alte Josh.

„Was hältst du davon, wenn wir beide mal wieder was zusammen machen?“ schlug sie dann vor. „Ich meine, uns sexy anziehen, in einen Club gehen und so richtig Party machen.“

Und hoffen, dass der gute alte Mr. Black nichts davon erfährt, fügte Violet in Gedanken hinzu, weil sie ausnahmsweise einmal ohne Mr. Blacks Security Service feiern wollte.

Violets Vorschlag zauberte sofort ein Strahlen auf Julias hübsches Gesicht. „Das wär so cool“, sagte sie. „Wir haben schon so lange nichts mehr alleine gemacht, und ich hätte echt Lust mich mal wieder so richtig aufzustylen.“

Violet lächelte. „Dann müssen wir nur noch überlegen, was wir machen wollen.“

Und was wir meinem überbesorgten, kontrollsüchtigen Freund erzählen.

„Ich wüsste schon, wo wir hingehen könnten“, sagte Julia, nachdem sie eine Weile nachdenklich aus dem Fenster geblickt hatte. „Kennst du das Underground in Brooklyn?“ Sie drehte sich eine ihrer langen, blondierten Haarsträhnen um den Finger.

Violet nickte. „Da finden doch immer diese Independent-Partys statt, oder?“ – „Genau“, bestätigte Julia. „Ich habe dir doch von Scott erzählt, dem Drummer, den ich Anfang des Jahres kennengelernt habe. Er hat mir gesagt, dass er dort immer mit den anderen Bandmitgliedern hingeht, wenn sie gerade in New York sind.“