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Nach der schmerzhaften Trennung von ihrem Freund beschließt Amalia, ihrem alten Leben den Rücken zu kehren und an der Ostsee auf Fehmarn Abstand zu gewinnen und Ruhe zu finden. Doch statt der erhofften Entspannung landet sie unerwartet in einer kleinen Softeis-Eisdiele, deren charmanter und attraktiker Besitzer dringend Hilfe braucht. Widerwillig springt sie ein und findet sich bald nicht nur in der Eisdiele, sondern auch in einem Gefühlschaos wieder. Kann sie den Mut aufbringen, ihr Herz wieder zu öffnen und auf der Insel einen Neuanfang zu wagen?
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Seitenzahl: 219
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Hinweis: Dieser Roman enthält fiktive Personen, Handlungen und Orte. Jegliche Ähnlichkeiten mit realen Personen, lebendig oder verstorben, sind rein zufällig. Die Ereignisse und Situationen, die im Buch beschrieben werden, sind reine Produkte der Fantasie des Autors/der Autorin. Die Verwendung von realen Ortsnamen oder historischen Referenzen dient lediglich dem Zweck der atmosphärischen Gestaltung und sollte nicht als Verbindung zu tatsächlichen Ereignissen oder Orten betrachtet werden.
Playlist
Harry Styles – Sign of the Times
Coldplay – The Scientist
Adele – Easy On Me
Taylor Swift – All Too Well
Ed Sheeran – Photograph
Lewis Capaldi – Someone You Loved
Imagine Dragons – Bad Liar
James Bay – Let It Go
Dean Lewis – Be Alright
Tom Odell – Another Love
Lorde – Supercut
Billie Eilish – Ocean Eyes
Shawn Mendes – In My Blood
Benson Boone – Beautiful Things
Birdy – Wings
OneRepublic – I Lived
Sia – Breathe Me
Für meine Herzensinsel Fehmarn, für das beste Softeis der Welt & für die Menschen mit denen ich diesen Ort am liebsten besuche
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
KAPITEL 32
Epilog
Ausflugstipps auf Fehmarn
Eisdielen & Cafés
Sehenswürdigkeiten in Burg auf Fehmarn (Altstadt)
Leuchtturm Flügge
Meereszentrum Fehmarn
Wasservogelreservat Wallnau
Schmetterlingspark Fehmarn
Erlebnishafen Burgstaaken & Yachthafen Burgtiefe
Gedenkstätten
Naturreservate
Strände
REZEPTE
Rezept Zitronen Tiramisu
Vanille Soft Eis
Saftiger Apfelkuchen
Mit einem lauten Knall schmeiße ich die Kofferraumklappe meines Autos zu. Einfach nur hier weg, denke ich. Der Wunsch, hier auszubrechen und mich schnellstmöglich auf den Weg Richtung Ostsee zu machen, übernimmt jeden meiner Gedanken. Meinen Rucksack lege ich auf den Beifahrersitz, das Navi klebe ich an die Frontscheibe.
Während ich die Zieladresse in mein Navi eingebe, gehen mir eine Million Gedanken durch den Kopf.
Wie konnte ich mich nur auf Paul einlassen? Jeder hat mich gewarnt. Absolut jeder und ich habe natürlich auf niemanden gehört. Ich muss meine eigenen Erfahrungen machen, hatte ich damals gesagt. Wie dumm konnte ein Mensch sein? Ich will in die Vergangenheit zurückreisen und mich selbst aus dieser Situation rausziehen.
Ich schüttele mich und schließe die Fahrertür. Auf dem Weg zur Tankstelle, kommen mir zahlreiche Autos entgegen. Vermutlich sind die meisten Menschen auf dem Weg zur Arbeit. Es ist Donnerstag, 7.20 Uhr. Zum Glück bin ich arbeitstechnisch frei, da ich meinen alten Job in der Redaktion gekündigt habe und mein neuer Job erst in 2 Monaten beginnt. So habe ich Zeit meinen Kopf an der Ostsee freizukriegen.
An der Tankstelle angekommen, fülle ich den Tank auf, überprüfe den Reifendruck und suche mir in dem kleinen Shop ein paar Snacks und Getränke für die Fahrt. Die Tankstelle ist zu dieser Uhrzeit leer und ich bin schnell fertig mit meinen Erledigungen. Ich steige ins Auto und schalte den Motor ein. Ein Gefühl der Aufregung durchströmt mich. Gepaart mit dem Gefühl der Trauer. Ja, auch wenn ich es mir nicht erklären kann, macht sich das Gefühl der Freiheit in mir breit. Dabei habe ich erst vor zwei Tagen erfahren, dass der Mensch, den ich über alles geliebt habe, mir seit Monaten ein falsches Spiel aufgetischt hat. Er hat mich getäuscht, in jeglicher Hinsicht. Paul und ich waren sechs Jahre ein Paar, der Ring an meinem Finger kam vor zwei Jahren dazu. Damals war ich der glücklichste Mensch, ich hatte eine Leichtigkeit und Freude gefühlt, die ich so nie erlebt hatte. Doch jetzt fühlt sich der Finger mit diesem Ring so unfassbar schwer an. ,,Nein‘‘, sage ich leise zu mir selbst, ,,bereit ihn abzunehmen, bin ich definitiv nicht.‘‘
Ich blinke nach rechts und fahre auf die Autobahn Richtung Ostsee. Fehmarn ist mein Ziel. Diese Insel habe ich in meiner Kindheit öfters besucht. Damals noch mit meinen Eltern.
Fehmarn ist eine Insel unvergleichlicher Schönheit, eingebettet in die Weiten der Ostsee. Wenn ich darüber nachdenke, schießen mir ganz viele Erinnerungen in den Kopf. Glückliche Erinnerungen, die mir ein kleines Lächeln ins Gesicht zaubern. Insgesamt brauche ich vier Stunden, bis ich den weichen Sand unter meinen Füßen spüren werde. Die Vorstellung, die lange Strecke alleine zu meistern, macht mich jetzt schon stolz.
Während die Zeit verstreicht und ich so ziemlich jeden Song auf meiner Playlist dreimal durchgehört habe, schwindet meine Vorfreude stetig. Eine Mischung aus Einsamkeit und Trauer macht sich langsam in mir breit. Die endlosen Felder und Wälder beruhigen zwar meine Gedanken etwas, aber auf so einer langen Fahrt habe ich leider auch viel Zeit über die vergangenen Monate nachzudenken.
Ich beschließe, erst einmal eine Pause einzulegen. Zwei Stunden Fahrt habe ich bereits hinter mich gebracht.
Nach etwa fünf Minuten kommt auch schon die nächste Raststätte und ich blinke nach rechts. Ich parke mein Auto unter schattigen Bäumen, stelle den Motor ab und steige aus. Die klare, frische Luft durchflutet meine Lunge. Ich nehme meinen mitgebrachten Proviant vom Beifahrersitz und setze mich auf eine Bank.
Der Parkplatz ist recht leer, bis auf drei LKWs und ein paar wenige Autos. Die meisten Reisenden sitzen im Restaurant der Raststätte.
Für einen kurzen Moment schließe ich die Augen. Die warmen Sonnenstrahlen küssen meine Haut und ich spüre, wie sich meine Muskeln entspannen. Die Welt scheint für einen kurzen Moment ruhig und friedlich, trotz der lauten Autobahn. Ich lasse mich von dem Gefühl der Gelassenheit durchströmen und spüre, wie sich meine Augen mit Tränen füllen. Rasch wische ich sie mir von der Wange und nehme einen großen Schluck Wasser. Danach packe ich meine Utensilien zusammen und kehre zum Auto zurück. Die Pause tat mir gut. Gestärkt und gesättigt starte ich den Motor und fahre zurück auf die Autobahn.
Die Fahrt geht weiter, begleitet von einer wunderschönen Landschaft, die meine Vorfreude auf die Insel so langsam wieder beflügelt.
Ich fahre durch vorbei an malerischen Dörfern und Feldern, die von einem goldenen Licht der Sonne durchflutet sind. Eigentlich will ich den Rest durch fahren, merke jedoch, dass der Druck in meiner Blase immer größer wird. Daher beschließe ich eine weitere Pause einzulegen. Diese Raststätte ist inmitten von grünen Hügeln. Ein leiser Wind streicht durch die Bäume und der Duft von leckerem Essen gepaart mit Benzin erfüllen die Luft. Ich strecke die Arme aus und suche dann rasch die Waschräume auf. Einen Eistee und ein Sandwich dürfen auch noch mit. Ich strecke mich ein letztes Mal und dann geht es weiter Richtung Ostsee. Das letzte Stück möchte ich ohne Pause schaffen.
Nach einer Stunde werde ich belohnt und sie ist endlich zu sehen. Die Fehmarnsundbrücke. Das Tor zur Entspannung.
Die majestätische Brücke erstreckt sich vor mir und ich kann das glitzernde Wasser der Ostsee sehen. Die Fahrt über die Brücke ist atemberaubend. Ich öffne mein Fenster und rieche die salzige Meeresluft. Das Meer vor Fehmarn scheint an diesem sonnigen Tag wie ein endloses Mosaik aus glitzernden Diamanten, ein funkelndes Juwel, das sich bis zum Horizont erstreckt. Die Sonnenstrahlen tanzen auf der sanften Oberfläche der Wellen, brechen sich in unzähligen Farben.
Jeder Wellenkamm trägt eine Krone aus schäumendem Weiß, das im Licht glitzert und im Wind davongetragen wird.
Die Farben des Meeres wechseln zwischen tiefem Blau und schimmerndem Türkis, je nachdem, wie die Sonne darauf fällt. Es ist, als ob das Wasser lebendig wäre.
Es ist ein Anblick von unbeschreiblicher Schönheit.
Auf dem Wasser sind Boote zu sehen, die sich entspannt bewegen und Kitesurfer, die den sonnigen Tag auf dem Wasser genießen. Während ich mich auf den Gipfel der Brücke zubewege, habe ich für einen kurzen Augenblick das Gefühl, ich könnte über den blauen Horizont hinausfliegen.
Die Insel begrüßt mich mit offenen Armen und bevor ich am Hotel ankomme, fühle ich mich bereits herzlich willkommen. Hier würde ich entspannen können und den Kopf frei bekommen.
Auf der idyllischen Insel reihen sich die Häuser wie bunte Perlen entlang der malerischen Küstenlinie. Die Dächer, von der Sonne gewärmt und vom salzigen Meerwind gezeichnet, erzählen Geschichten vergangener Generationen. Die Architektur ist so vielfältig wie die Menschen, die hier leben und sie spiegelt die Geschichte und die traditionellen Werte der Inselbewohner auf lebendige Weise wider.
Fensterläden in leuchtenden Farben – von tiefem Blau bis zu sanftem Grün – öffnen sich zur Straße hin, als wollten sie den Duft des Meeres einladen, sich im Inneren der Häuser zu verteilen.
Weiter im Inselinneren stehen die reetgedeckten Häuser ruhig in der Landschaft, als wären sie aus dem Boden gewachsen.
An der Küste ragen moderne Villen und Ferienhäuser auf, mit hellen, klaren Linien und großen Fenstern, die das Meer in die Wohnzimmer holen. Ihre flachen Dächer tragen glänzende Solarpanels – ein stilles Zeichen der neuen Zeit, in der Nachhaltigkeit hier genauso zum Alltag gehört wie der Morgenkaffee mit Blick auf die Ostsee. In den Gärten ringsum blühen Rosen. Kinderstimmen mischen sich mit dem leisen Summen der Hummeln.
Am Hafen stehen die Leuchttürme – weiß und rot gestrichen, wie Wächter der Küste. Sie ragen selbstbewusst in den Himmel und erinnern daran, wie eng hier alles mit dem Meer verbunden ist. Ihre Lichter führen noch immer Schiffe heim.
In den alten Fischerdörfern erzählen schiefe Dächer, mit Schindeln gedeckt, von Stürmen, die kommen und gehen, und von Menschen, die geblieben sind.
Auf Fehmarn sind die Häuser nicht bloß Bauwerke – sie sind stille Chronisten des Lebens. Aus Holz, Stein, Reet und Ziegeln gebaut. Sie geben der Insel ihr Gesicht – mal kantig, mal weich, mal stolz, mal verwittert. Aber immer lebendig. Und sie beweisen, dass Heimat nicht nur ein Ort ist, sondern etwas, das man sieht, riecht, spürt und liebt.
Es ist später Nachmittag als ich das Hotel am Südstrand erreiche. Das Hotel bietet einen atemberaubenden Blick auf die endlose Weite der Ostsee. Ich parke mein Auto in der Nähe des Hoteleingangs. Der Wind empfängt mich wie ein alter Bekannter. Kaum hatte ich die Tür meines Autos geöffnet, reißt mir eine Böe die Kapuze vom Kopf und fährt mir durch die Haare.
Der salzige Geruch des Meeres dringt mir in die Nase, vermischt mit dem leichten, modrigen Duft von feuchtem Gras und Tang. Ich atme ihn tief ein, als wollte ich alles Schlechte der letzten Monate mit einem einzigen Atemzug aus mir herauspressen.
Ich schlage die Autotür zu. Hart. Vielleicht ein bisschen zu hart, aber es fühlt sich gut an – wie ein Ausrufezeichen hinter einem Satz, den ich nie hatte aussprechen können:
Es reicht.
Ich schnappe mir meinen Koffer und meinen Rucksack.
Als ich die Lobby betrete, werde ich von einer freundlichen Dame empfangen, die mich mit einem herzlichen Lächeln begrüßt. Ich fülle das Formular aus und erhalte meine Zimmerkarte. Mit dem Aufzug fahre ich in die zweite Etage und laufe einen langen Flur entlang. Mein Zimmer befindet sich am Ende davon. Mit einem aufgeregten Lächeln öffne ich die Tür und mir zeigt sich ein großes lichtdurchflutetes Zimmer.
Große Fenster erstrecken sich von der Decke bis zum Boden und bieten einen ungestörten Blick auf das aufgewühlte Meer. Der Klang der Wellen erfüllt den Raum und ich kann die salzige Meeresluft förmlich schmecken. Ich schmeiße erst einmal alles von mir und werfe mich auf das Bett. Die Matratze könnte weicher sein, aber es ist normal, dass die Matratzen in Hotels meistens härter sind. Immerhin sollen sie lange halten bei so vielen Gästen.
Der Drang zum Wasser zu gehen wird immer größer. Deswegen lasse ich meinen Koffer erst einmal ungeöffnet und mache mich direkt auf den Weg zum Strand.
Ich bin wirklich hier.
Unten im Flur riecht es nach Kaffee und frischen Waffeln. Irgendwo klappert Geschirr. Doch ich will nur eines – raus. Raus ans Meer. Ich schiebe die Glastür auf, trete hinaus, und sofort umhüllt mich der Wind.
Der Weg zum Strand führt durch ein kleines Stück Dünen – hohes Gras, das im Wind raschelt, als würde es mir leise etwas zuflüstern. Meine Schuhe in der Hand, spüre ich den warmen Sand unter den Füßen. Er ist körnig, sonnenwarm. Jeder Schritt trägt mich weiter weg von allem, was war.
Dann sehe ich es.
Das Meer.
Endlos und beweglich, glitzernd unter dem weiten Himmel. Wellen rollen sacht an den Strand, brechen mit einem zarten Zischen. Möwen kreischen irgendwo in der Ferne. Das Wasser ist kristallklar.
Ich bleibe stehen. Atme ein.
Der Wind spielt mit meinem Haar, zerrt sanft an meinem Kleid. Vor mir liegt der Strand – breit, fast menschenleer, nur ein paar Fußspuren im Sand, ein vergessenes Handtuch, eine Muschel, die im Licht schimmert.
Ich gehe weiter, bis meine Zehen das kalte Wasser berühren. Es ist ein kleiner Schock, ein prickelndes Erwachen. Und plötzlich ist alles ganz leicht.
Ich gehe ein paar Schritte tiefer ins Wasser, das Kleid halte ich mit einer Hand etwas hoch, doch die Wellen sind schneller. Ein feiner Spritzer trifft mein Oberschenkel, und ich ziehe scharf die Luft ein – kühl, so frisch, dass es fast wehtut, aber auf eine gute Weise.
Hinter mir knirscht der Sand leise, irgendwo ein entferntes Hundegebell. Vor mir liegt nur die offene See. Kein Horizont, den man wirklich fassen kann – alles verschwimmt in einem hellen Dunst, als würde der Himmel sich ganz langsam über das Wasser legen.
Ich denke an nichts. Zum ersten Mal seit Wochen. Keine Listen, keine Stimmen, keine Nachrichten auf dem Handy. Nur das Meer, der Wind, mein Atem. Mein Herz klopft ruhig.
Ich setze mich in den nassen Sand, da, wo die Wellen mich gerade noch berühren. Das Wasser fließt unter mir durch, mischt sich mit der Erde.
Ich bin da. Wirklich da. Auf Fehmarn, an diesem Strand, mit dem Meer vor mir.
Der Spätsommer auf Fehmarn bringt eine zauberhafte Mischung aus warmem Sonnenschein, sanften Brisen und einer leichten Vorfreude auf den Herbst. Die Tage sind noch lang und die Nächte schon angenehm kühl, während die Insel sich langsam auf den Übergang in den Herbst vorbereitet. Die Strände sind zu dieser Zeit immer noch ein beliebtes Ziel für Touristen, die die letzten warmen Tage des Jahres noch genießen wollen. Die Cafés entlang der Küste sind belebt, während Einheimische und Touristen gleichermaßen die Gelegenheit nutzen, im Freien zu speisen und die frische Meeresbrise zu genießen. Die Gerüche von frischem Fisch, gegrilltem Gemüse und würzigen Kräutern vermischen sich in der Luft.
Ich mache mich auf den Weg zurück zum Hotel, ich möchte nun die lange Fahrt vom Körper waschen. Aber zuerst muss ich etwas essen. Mein Magen zieht sich schon zusammen. Also entscheide ich mich dazu dem Hotelrestaurant einen Besuch abzustatten. Ich bestelle mir einen Wein und genieße dazu Nudeln, die in eine Waldpilz Creme Soße getunkt sind. Es schmeckt köstlich. Das Rauschen des Meeres ist trotz der dicken Fenster deutlich zu hören und sorgt für eine entspannte Atmosphäre. Als ich schließlich mein Hotelzimmer erreiche, bin ich dankbar für den Komfort und die Ruhe, die ich hier finden würde. Ich schließe die Tür hinter mir und mache alle Lichter an. Der Raum ist in warmen Farben gehalten und das sanfte Licht der Lampen taucht alles in eine gemütliche Stimmung. Ich lasse meinen Blick durch den Raum schweifen und schaue auf meinen Koffer. Das Wichtigste packe ich aus und mache mich auf den Weg zum Badezimmer. Eine riesige Walk-In Dusche begrüßt mich. Das Gefühl der Kleidung, die von meiner Haut abrutscht, ist wie das Abwerfen aller Anspannung und des Stresses der vergangenen Tage. Ich mache das Wasser an und betrete die Dusche. Das warme Wasser prasselt auf mich herab, ich schließe die Augen und lasse mich von den Wasserstrahlen massieren. Und auch wenn ich in diesem Moment spüre wie alles abfällt, steigen mir Tränen in die Augen. Mein Gott, die letzten Tage waren die schlimmsten meines Lebens.
Ich greife nach dem tropisch duftenden Duschgel und lasse den reichen Schaum über meine Haut gleiten. Nachdem ich mich ausgeweint habe, schalte ich das Wasser ab, schnappe mir ein großes Handtuch und trete aus der Dusche. Als ich in den Spiegel schaue, schenke ich mir ein Lächeln und spreche mir gut zu.
Ich wickele mich in einen flauschigen Bademantel und spüre die wohlige Wärme, die sich in meinem ganzen Körper ausbreitet. Ich fühle mich schon leichter und erfrischt. Der Gedanke an Morgen erfüllt mich mit Vorfreude. Ich nehme mir für morgen vor, die Insel zu erkunden und freue mich auf alles was sie für mich bereithält.
Ich lasse mich auf dem gemütlichen Bett nieder und spüre, wie meine Muskeln sich nach der erfrischenden Dusche entspannen. Ich greife nach dem bereitgelegten Reiseführer und beginne, mich über alle Sehenswürdigkeiten von Fehmarn zu informieren. Da ich als Kind schon oft hier war, kenne ich mich gut aus, aber alles habe ich noch lange nicht gesehen. Ich lese von den historischen Leuchttürmen, den charmanten Fischerdörfern und den endloslangen Strandpromenaden. Nach einer Weile lege ich den Reiseführer beiseite und beschließe mich auf den Balkon zu setzen. Eingehüllt in meinem Bademantel, mache ich es mir auf einem Stuhl bequem und lasse meinen Blick über die beleuchtete Strandpromenade schweifen. Das Rauschen des Meeres vermischt sich mit den entfernten Geräuschen von Menschen, die lachen und das Leben in vollen Zügen genießen. Ich kann das leise Klappern von Geschirr aus den nahegelegenen Restaurants hören und rieche den verlockenden Duft von frisch zubereitetem Essen. Die ganze Szenerie wirkt wie ein Gemälde.
Für einen kurzen Moment schließe ich die Augen. Da fällt mir ein, dass ich meinen Eltern mal langsam Bescheid geben müsste, dass ich angekommen bin. Sie machen sich bestimmt schon Sorgen. In meiner Euphorie habe ich es total vergessen. Schnell tippe ich die Nachricht in unsere Familiengruppe und drücke auf Senden. Als es anfängt frisch zu werden, ziehe ich mich auf mein Zimmer zurück. In dieser Nacht schlafe ich so tief und fest wie lange nicht mehr.
Der Morgen bricht an, und die ersten Sonnenstrahlen gleiten golden über das Meer. Ich trete aus dem Fahrstuhl und spüre sofort den vertrauten Duft von frisch gebrühtem Kaffee und warmem Gebäck. Noch etwas verschlafen mache ich mich auf den Weg in den Frühstücksbereich des Hotels, den Blick schon halb auf den Latte Macchiato gerichtet, den ich mir gleich gönne.
Der Raum ist lichtdurchflutet, die Wände in sanften Farben gehalten, die Fenster riesig. Ich sehe direkt auf das glitzernde Wasser der Ostsee. Die Sonne steht tief, ihr Licht tanzt auf den Wellen. Ich suche mir einen Tisch am Fenster, dort, wo kleine Blumenvasen auf weißem Leinen stehen. Der Kellner kommt, lächelt freundlich. Ich bestelle meinen Latte Macchiato mit Vanillesirup – wie jeden Morgen. Er nickt, kennt mich inzwischen schon, und verschwindet leise.
Ich stehe auf und gehe zum Buffet. Es ist einladend, üppig, beinahe überfordernd in seiner Vielfalt. Frische Früchte liegen aufgereiht wie auf einem Gemälde: saftige Erdbeeren, leuchtende Ananas, zarte Himbeeren, daneben kleine Gläser mit Naturjoghurt, Nüssen und getrockneten Aprikosen. Alles sieht aus, als wäre es gerade erst angerichtet worden.
Am nächsten Tisch türmen sich Brötchen, Croissants, dunkles Körnerbrot, kleine helle Semmeln. Sie duften warm, fast buttrig. Ich greife zu einem noch leicht dampfenden Croissant, daneben lege ich mir etwas Butter auf den Teller und eine Portion Honig in einem kleinen Glastöpfchen. Am liebsten mag ich es einfach.
Dann fällt mein Blick auf die Käseecke – meine heimliche Schwäche. Weicher Brie, nussiger Bergkäse, ein kräftiger Cheddar. Daneben hauchdünner Schinken, italienische Salami und eine kleine Platte mit geräuchertem Lachs, von einem Koch sauber drapiert. Ich nehme mir eine kleine Auswahl. Ich will nicht übertreiben – aber auch nicht verzichten.
Als ich wieder am Tisch sitze, steht mein Kaffee schon da. Die Tasse ist groß, die Crema hellbraun und cremig. Ich sehe, wie der Sirup sich langsam am Boden absetzt, rühre leicht um, dann nehme ich den ersten Schluck. Der Vanilleton ist dezent, nicht aufdringlich, und verbindet sich perfekt mit der Bitterkeit des Espressos. Ich schließe die Augen und atme tief durch. Für einen Moment bin ich einfach nur hier. Kein Gedanke an gestern oder später – nur dieser Schluck Kaffee, diese Wärme, dieser Geschmack.
Ich beiße in das Croissant. Es ist knusprig, fast blätternd, und innen weich. Der Honig läuft ein wenig über meine Finger, ich lecke ihn ungeniert ab. Ich lache leise über mich selbst. So beginnt ein guter Tag.
Der Raum füllt sich langsam. Paare reden leise, ein Kind lacht, irgendwo klimpern Bestecke. Das Meer rauscht draußen wie ein Hintergrundlied, das nie aufhört zu spielen. Ich genieße jeden Bissen, jeden Moment. Hier stimmt einfach alles. Nicht zu viel, nicht zu wenig. Genau richtig.
Der Blick aufs Wasser, die Wärme des Kaffees, der Geschmack von Butter und Honig auf der Zunge tun einfach nur gut.
Ich plane meinen heutigen Tag auf der Insel. Ich möchte durch die Innenstadt ,,Burg‘‘ schlendern und die Buchhandlung besuchen. In der Eile, habe ich völlig vergessen mir Bücher einzupacken. Gedankenlos habe ich meine Koffer gepackt und bin einfach los. Also ist der Plan für heute in die Buchhandlung zu gehen und vielleicht den ein oder anderen Strand zu besuchen.
Nach einer guten Stunde verlasse ich das Hotel und begebe mich zu meinem Auto.
Innerhalb weniger Minuten bin ich in Burg angekommen. Die kleine Buchhandlung in Burg liegt versteckt in einer schmalen Gasse, umgeben von Fachwerkhäusern und Kopfsteinpflaster. Als ich die Tür öffne, schlägt mir sofort der vertraute Duft von Papier, Holz und frischem Druck entgegen – warm, einladend und voller Geschichten.
Drinnen ist es still, abgesehen vom leisen Rascheln der Seiten und dem gedämpften Knarren der Holzdielen unter meinen Schritten. Regale aus dunklem Holz reihen sich bis zur Decke, vollgepackt mit Büchern aller Art: Romane, Sachbücher, Reiseführer, lokale Geschichte – eine Schatzkammer für jeden Lesefreund.
Ich streiche mit den Fingern über die Buchrücken, spüre das unterschiedliche Material der Einbände: mal glatt, mal rau, mit goldenen Lettern oder zarten Illustrationen. Manchmal ziehe ich ein Buch heraus, blättere durch die Seiten und lasse mich von einem Satz fesseln, der mich augenblicklich gefangen nimmt.
In einer Ecke entdecke ich einen kleinen Tisch mit Neuerscheinungen und besonderen Empfehlungen der Buchhändlerin. Einige Bücher tragen handgeschriebene Zettel mit persönlichen Notizen – kleine Liebeserklärungen an ihre Lieblingswerke.
Ich finde mich zwischen Geschichten wieder, die von der Insel handeln, von der Ostsee, vom Leben hier und anderswo. Manchmal lächle ich, wenn ich ein Buch entdecke, das perfekt zu meinem jetzigen Gefühl passt.
Hinter der Theke sitzt die Buchhändlerin, eine Frau mit warmen Augen und einem herzlichen Lächeln. Sie begrüßt mich freundlich, fragt, ob ich etwas Bestimmtes suche, oder ob ich einfach stöbern möchte. Ich antworte mit einem Nicken und einem leisen „Nur stöbern, danke.“
Die Zeit verliert hier ihre Bedeutung. Ich verliere mich in den Regalen, ziehe Bücher heraus, vergleiche Titel, lasse mich von den Covern inspirieren. Manchmal nehme ich mir ein Buch, setze mich auf einen kleinen Sessel in der Ecke und lese die ersten Seiten, bevor ich es zurückstelle oder mitnehme.
Plötzlich spüre ich eine Hand auf meiner Schulter. Ich drehe mich um und sehe einen älteren Herrn mit freundlichen Augen. Er lächelt mich an und sagt: „Ein ausgezeichneter Geschmack, gnädige Frau. Dieses Buch gehört zu den verborgenen Schätzen hier.“
Ich erwidere lächelnd: „Es hat etwas Besonderes an sich, nicht wahr? Manchmal findet man genau die Geschichten, die man braucht, wenn man es am wenigsten erwartet.“
Er nickt zustimmend. „So ist es. Bücher sind wie kleine Reisen. Sie nehmen uns mit an ferne Orte und lassen uns Dinge erleben, die wir sonst nie sehen würden.“
„Ich liebe es, wie Worte Welten erschaffen können“, sage ich. „Gerade hier, in so einem kleinen Laden, fühlt sich das wie eine kleine Flucht aus dem Alltag an.“
Der Mann lacht leise. „Das geht mir genauso. Seit Jahren arbeite ich hier und sehe immer wieder, wie Menschen genau das suchen – einen Moment der Ruhe, eine Geschichte, die sie mitnimmt.“
Ich frage neugierig: „Kennen Sie das Buch gut?“
„Ja, ich habe es selbst oft empfohlen“, antwortet er. „Die Autorin schreibt mit einer solchen Tiefe und Ehrlichkeit, dass man sich fast fühlt, als wäre man selbst Teil der Geschichte.“
Wir sprechen noch eine Weile über Literatur, Lieblingsautoren und die Magie der Worte. Es fühlt sich an, als würde die Zeit stillstehen, während ich mich in diesem Gespräch verliere.
Ich verlasse die Buchhandlung, lasse den Trubel der kleinen Ortschaft hinter mir und mache mich auf den Weg zu dem Strand, den ich schon seit Tagen im Kopf habe: der versteckte Küstenabschnitt bei Westermarkelsdorf. Der Pfad dorthin ist nicht ausgeschildert, aber das macht es nur spannender.
Der Weg führt mich zunächst durch grasbewachsene Dünen, die im Wind wiegen und ein Meer aus Grün und Gold bilden. Ich höre das Zirpen der Grillen, das gelegentliche Zwitschern von Vögeln und das ferne Rauschen der Ostsee, das mit jedem Schritt lauter wird. Die Luft ist frisch und trägt den salzigen Duft des Meeres. Nach einer guten halben Stunde Fußmarsch öffnet sich vor mir eine weite Bucht. Der Strand von Westermarkelsdorf liegt ruhig und beinahe unberührt da – weit weg von Menschenmassen und dem Trubel der Hotelpromenade. Der Sand ist fein, fast puderzuckerweiß, und fühlt sich unter meinen nackten Füßen warm und weich an. Kleine Dünen säumen das Ufer, und hier und da blühen zarte Strandnelken und andere Küstenblumen, die im Sonnenlicht leicht schimmern.
Es handelt sich um einen schiefen Stahldalben mit einem Betonkranz, der etwa 90 Meter vor dem Strand im Wasser steht. Ursprünglich wurde er 1935 als Pegelstation errichtet, um die Wasserstände zu messen und als Orientierungshilfe für die Schifffahrt bei Nacht und Nebel zu dienen. Die Stromversorgung erfolgte damals vom nahegelegenen Leuchtturm Westermarkelsdorf.
Im Winter 1942, während eines besonders strengen Eiswinters, fror die Ostsee zu, und die Eisschollen drückten den Dalben zur Seite. Seitdem steht er in seiner charakteristischen Schräglage im Wasser.
Die markante Erscheinung des Dalbens hat zu einer humorvollen Legende geführt: Man erzählt Kindern gerne, dass die Ostsee leerläuft, wenn man den „Stöpsel“ herauszieht – ähnlich wie bei einer Badewanne. Diese Geschichte macht den Ostseestöpsel zu einem beliebten Fotomotiv.