Das Geheimnis ewiger Energie - Andreas Rétyi - E-Book

Das Geheimnis ewiger Energie E-Book

Andreas Rétyi

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Beschreibung

Das Ewigkeits-Rad des Johann Bessler und andere Energiewunder

Im Mittelpunkt dieses fesselnden neuen Buches von Andreas von Rétyi steht der bis heute geheimnisumwitterte Johann Bessler und sein unfassbares Ewigkeits-Rad: Hat er schon vor langer Zeit die geniale Lösung für alle Energieprobleme unserer Welt gefunden?

Bereits vor über 200 Jahren präsentierte der mysteriöse deutsche Erfinder, der sich auch »Orffyreus« nannte, einer verblüfften Öffentlichkeit erstmals ein einzigartiges Rad, das von unsichtbaren Kräften getrieben wurde und für alle Ewigkeit zu laufen schien. Selbst die größten Gelehrten der Zeit fanden keine Erklärung. Auch gekrönte Häupter begannen sich für das Wunderwerk zu interessieren, berühmte Mathematiker standen sprachlos vor dem faszinierenden Rätsel. Wochenlang strengstens bewacht und unter Verschluss gehalten, drehte sich das Bessler-Rad dennoch unablässig und bestand härteste Tests.

Doch um den verfemten Orffyreus entspannen sich bald hinterhältige Intrigen und erbitterte Kämpfe, Geschichten um Verfolgung, Verrat und sogar Mord. Was hier vor 200 Jahren tatsächlich geschah, steht an Dramatik keinem Roman nach. Die Ereignisse trieben den Erfinder schließlich in einen tragischen Tod. Auf welches Geheimnis war er gestoßen?

Jener Mann, der vor allem in Deutschland unverständlicherweise immer noch wenig bekannt ist, schien einer wahren Unmöglichkeit auf die Spur gekommen zu sein: dem physikalisch undenkbaren Perpetuum mobile. Oder gibt es eine andere Erklärung?

Andreas von Rétyi verfolgt nicht nur die ungewöhnlichen Pfade im abenteuerlichen Leben des Orffyreus, er erinnert auch an das Umfeld verblüffender Erfindungen und genialer Erfinder vor und nach Bessler. Bis heute wird unabhängiges, neues Denken bewusst blockiert oder der Lächerlichkeit preisgegeben, denn große finanzielle Interessen stehen auf dem Spiel! Andreas von Rétyi geht dabei auch der spannenden Frage nach:

Wer sind die »neuen« Besslers?

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1. Auflage März 2015 Copyright © 2015 bei Kopp Verlag, Bertha-Benz-Straße 10, D-72108 Rottenburg Alle Rechte vorbehalten Covergestaltung: Stefanie Müller Satz und Layout: Agentur Pegasus, Zella-Mehlis ISBN E-Book 978-3-86445-423-3 eBook-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

Gerne senden wir Ihnen unser Verlagsverzeichnis Kopp Verlag Bertha-Benz-Straße 10 D-72108 Rottenburg E-Mail: [email protected] Tel.: (07472) 98 06-0 Fax: (07472) 98 06-11Unser Buchprogramm finden Sie auch im Internet unter:www.kopp-verlag.de

»Das Zukunftsrad aus der Vergangenheit«

Eine Kurzgeschichte aus der Ewigkeit

Man schrieb das Jahr 1861. Professor Les Brès war im Zuge der französischen Kolonialisierung in diese entlegenen Regionen nahe Laos gekommen. Mit der Zeit hatte er von manchen Geheimnissen hier gehört, von Höhlensystemen, so groß, dass goldene unterirdische Strände sich dort über viele Meilen erstreckten, von stillen Seen, reißenden Flüssen und von gigantischen Felsendomen, in denen sich Hunderte von Metern unter der Erde sogar Wolken bildeten. Doch hatte er noch mehr in Erfahrung gebracht. Der Zufall wollte es so.

Jener akademische Außenseiter war in einer südfranzösischen Privatbibliothek auf ein unscheinbares, ziemlich altes Manuskript mit nur wenigen Seiten Umfang gestoßen. Dessen anonymer Verfasser wusste von einer seit Urzeiten verschütteten Grotte zu berichten, die im ungenannten Dschungel der ewigen Götter ihrer Wiederentdeckung harrte. Ein magischer Ort, von dem auch viele Legenden der Region erzählen. Das verstaubte Schriftstück verlor sich in einigen kryptischen Botschaften, die es zu enträtseln galt.

Die riesige Höhle versiegele ein einzigartiges Geheimnis ohne Namen, so hieß es. Allein von einem »Wunder aus einer anderen Zeit« sprach der anonyme Autor. Angeblich hätten sich einige Forscher und Abenteurer bereits auf Spurensuche befunden, allerdings ohne jeden Erfolg.

Das spärliche Manuskript bewies natürlich rein gar nichts. So mochte alles auf freier Erfindung basieren, doch schien das seltsame Dokument die einzige schriftliche Quelle zu sein. Die Darstellung übte allerdings eine geradezu magische Anziehungskraft auf den Leser aus und schien an sich genügend Hinweise zu bergen, um einen neuen Versuch wagen zu können. Die Idee ließ Les Brès nicht mehr los. So oft er sie auch verwarf, seine Gedanken kreisten bald nur noch um die vergessene Kaverne und ihr unergründetes Rätsel. Jahre verbrachte er damit, weitere Informationen zu finden, und wenn nur mündliche Überlieferungen. Tatsächlich führte ihn seine Beharrlichkeit zu kundigen Einheimischen, die den Inhalt des Manuskriptes weitgehend bestätigten und übereinstimmend vom »ewig schweigenden Mund« berichteten, der seit der Geburt des ersten Menschen in die andere, dunkle Welt führt. Doch nur einer von ihnen gab vor, sogar zu wissen, wo genau diese Felsöffnung im grünen, schier unendlichen Labyrinth des Dschungels zu finden war. Der Ort aber sei verwunschen, existiere nur, um ihn nie zu besuchen.

Es kam der Tag, an dem eine kleine, aber entschlossene Expedition um Professor Les Brès sich aufmachte, ins lockende Ungewisse aufzubrechen. Nur schwer war es ihm gelungen, den schon deutlich in die Jahre gekommenen Ortskundigen dazu zu bewegen, sich dem beschwerlichen Abenteuer anzuschließen, allen Mut zusammenzunehmen und die Gruppe zur verwunschenen Stätte zu leiten.

Das Gebiet lag mitten im dichten Urwald, in einer Region, von der man heute weiß, dass sie das möglicherweise größte Höhlensystem der Welt birgt. Und in einem versteckten, eher kleinen Nebensystem ruhte jenes wie auch immer geartete Wunder, offenbar verschüttet noch in prähistorischer Zeit. Wer darüber überhaupt je Wissen bezogen haben mochte und woher diese Information ursprünglich stammte? Oder war das doch nur ein Märchen aus uralter Zeit? Solche Fragen blitzten im verwirrenden Gedankenschema auf, das den Forscher nun fortwährend beschäftigte.

Die Strapazen nahmen von Tag zu Tag zu. Im gleichen Maß, in dem die Kräfte der Mannschaft schwanden, schien sich der Dschungel verstärkt gegen die Eindringlinge zu wehren, die das Geheimnis zu lüften beabsichtigten. Schlingpflanzen und Wurzelwerk griffen mit tausend unendlich langen Tentakeln in einen Pfad, der längst keiner mehr war. Die meisten der Expeditionsteilnehmer schleppten sich kränkelnd und schwitzend durch die tropische Wildnis, die sich nur noch selbst überwucherte.

Les Brès und sein einheimischer Führer, der in den letzten Tagen kaum mehr sprach, kämpften sich an der Spitze des Trupps voran. Doch schienen sie dem Ziel nicht näher gekommen zu sein. Immer gab es noch nichts, was die lockenden Erzählungen bestätigen wollte. Die Morgendämmerung brach an, um den Erschöpften nur einen weiteren Abschnitt voller Strapazen zu verheißen. Doch an diesem Tag begann sich der Dschungel allmählich zu ändern. Felsen drängten sich in wachsender Zahl durch das Dickicht. Auch flatterten hier und dort Fledermäuse aufgeregt durch die tropische Szenerie. Stammten sie aus dem gesuchten Höhlenlabyrinth?

Der wortkarge Führer erweckte trotz seines Schweigens den Eindruck, immer unruhiger zu werden. Allerdings war er offenbar weiterhin überzeugt davon, die Gruppe zur richtigen Stelle zu führen. Seine spürbar wachsende Nervosität übertrug sich auf die Stimmung der anderen, der heiße, feuchte Atem jener mächtigen grünen Lunge schien jetzt geradezu elektrisiert.

Es war nur ein unbestimmtes Gefühl, doch Les Brès war sich sicher: Weit konnte es jetzt nicht mehr sein. Was immer sie dort vorfinden würden, es lag jetzt offenbar in greifbarer Nähe. Zu dieser vorgerückten Stunde war allerdings niemand mehr bereit, einer solchen Vermutung noch weiter nachgehen zu wollen.

Der nächste Morgen hatte sich mit tropischem Nebel gefüllt, eine gespenstische Stimmung schwebte über dem Lager. Vor allem aber eine entscheidende Veränderung fiel bald auf: Der einheimische Führer war spurlos verschwunden. Die frühen Stunden des Tages verstrichen voller Aufregung, eine trübe Sonne fiel stellenweise durch das schwere Grün und kündigte bereits die Mittagsstunde an. Doch nichts.

Der Professor war zutiefst beunruhigt, versuchte aber zumindest nach außen hin Ruhe zu bewahren, um die Gruppe nicht anzustecken. Wie nun zum Geheimnis vordringen, wie in die Zivilisation zurückfinden?

Die Rufe erstickten in der fiebrigen Luft, auch nach Stunden der Suche blieb der alte Mann verschollen. Entmutigt und eher der üblichen Gewohnheit folgend, machte sich Les Brès daran, sein Lager aufzuräumen und das Gepäck für den Marsch vorzubereiten, als einer seiner Leute sich beeilte, ihm einen kleinen Papierfetzen zu bringen. Er habe ihn direkt am Lager des Einheimischen gefunden, unter einem dicken Ast. Schon ein flüchtiger Blick enthüllte Sinn und Zweck des Papiers – es war ein Plan, ein Wegweiser für das letzte Wegstück. Obwohl nicht mehr fähig, seinen Aberglauben zu bezwingen und die Gruppe weiter zu begleiten, hatte sie der ortskundige Mann nicht zurücklassen wollen, ohne die gestellte Aufgabe wenigstens indirekt doch noch zu erfüllen.

Die Marschroute führte die Expedition in einen felsigen Abgrund hinab, kaum mehr begehbar. Jene so eilig hingekritzelte Karte erwies sich als bemerkenswert hilfreich und präzise, wozu jetzt auch einige markante Felsen und andere Wegmarken beitrugen. Bald fanden sich die Abenteurer an einer länglichen Felsspalte, die in einem überwucherten Geröllfeld endete. Dahinter erhob sich ein mächtiges Gesteinsmassiv. War dies die Stelle, die bereits vor Jahrtausenden von einem Bergrutsch verschüttet worden war, um danach immer wieder neue Erdbewegungen zu erfahren? Eine andere Möglichkeit schien nicht zu bestehen. An einigen zerklüfteten Felsen zweigten enge Passagen seitlich ab, lange Risse zeugten von zerstörerischer Gewalt. Eine dieser Spalten führte augenscheinlich unter den Boden, in unergründliche Dunkelheit. Der vielfache Widerhall der Steinwerkzeuge kam nicht allein von den Felswänden ringsum, sondern stammte aus dem Inneren – vielleicht aus der gesuchten Höhle.

Mit buchstäblich einem Schlag war die anfängliche Motivation wieder hergestellt, trotz aller Entbehrungen. Die Gruppe musste sich die verbliebenen Vorräte gut einteilen und versuchen, nun an Ort und Stelle für die weitere Verpflegung zu sorgen, denn es würde noch lange dauern, den Zugang freizulegen, sofern das überhaupt möglich war.

Bei diesem Höllenklima und unter den gegebenen Umständen ging die Arbeit nur schleppend voran. Manchmal rutschte Gestein nach – eine nicht zu unterschätzende Gefahr. Ab und an drang ein dumpfes, beunruhigendes Grollen aus dem Berg, der auf bedrohliche Weise zu erwachen schien. Endlich hatten die Abenteurer eine Öffnung zum finsteren Inneren freigelegt. Wenn es nur die richtige Höhle war! Erstmals seit Jahrtausenden fiel nun wieder Fackelschein auf die rauen dunklen Wände. Schon ein erster flüchtiger Blick enthüllte, dass diese natürlichen Gewölbe etwas Besonderes waren. Sie gaben ein Bilderbuch der Urgeschichte preis, Zeugnisse einer Kultur, die sich hier künstlerisch betätigt hatte, wohl noch lange vor den einstigen Bewohnern der Höhlen von Lascaux, die allerdings erst viele Jahre später entdeckt werden sollten.

Seltsame Tiergestalten kündeten von einer unbestimmten Epoche, einem Zeitalter der Naturgötter und Magie. Der raue Boden glich einem vorzeitlichen Schlachtfeld mit weit verstreuten oder stellenweise aufgeschichteten Knochenresten von offenkundig menschlichem Ursprung. Während die Abenteurer weiter ins Dunkel vordrangen, gaben die Fackeln in steter Folge vorzeitliche Fresken preis. Einige davon blieben vollends rätselhaft, so auch die Abbildung eines seltsamen Kreises, eingebettet in ein speichenartiges Geflecht und hervorgehoben mit besonders kräftigem Strich. Als ob sie dessen Bedeutung betonen sollten, deuteten mehrere Pfeile direkt auf dieses undefinierbare Rund. Darüber wölbten sich zahlreiche sternartige Markierungen, wohl einstige Himmelskonstellationen. Zuordnen aber konnte sie niemand.

Ein steter, wenn auch nur leichter Luftstrom durchzog das weite unterirdische Labyrinth. Es mussten unbekannte Höhlenöffnungen existieren, irgendwo am Ende der tausend natürlichen Gänge und Gewölbe. Nun wagten sich die Männer weiter in die unerforschte Dunkelheit hinein, die noch vor ihnen lag. Jetzt begannen sie erstmals ein seltsames Geräusch wahrzunehmen, das sie von nun an permanent begleitete – ein leises Surren, verbunden mit einem regelmäßigen Schlag. Mit Sicherheit rührte es allerdings nicht von Tieren her, nicht von den Fledermäusen oder anderen Bewohnern der Finsternis. Die Schläge erfolgten vielmehr mit der mechanischen Präzision eines Uhrwerks. Irgendetwas Seltsames musste in der Tiefe der labyrinthischen Gänge vor sich gehen, etwas, das den Männern zunehmend Angst einzuflößen begann.

Vorsichtig tastete sich der Stoßtrupp voran. Stellenweise erwies sich das Felssystem als kaum passierbar, ein steinernes Nadelöhr folgte dem nächsten, Spalten und unerwartet tiefe Abhänge tauchten so plötzlich aus der Schwärze auf, dass jederzeit ein tödliches Unglück hätte geschehen können. Dazu verstärkten sich die Geräusche jetzt merklich. Nach einer S-förmigen Gesteinsblockade stand die kleine Mannschaft nun in einer sehr weiten natürlichen Kaverne, deren helle Mineralien goldfarben im Fackelschein glitzerten. Feine Nebelschwaden zogen durch diesen riesigen Raum. Die gegenüberliegende Seite des magisch wirkenden Gewölbes lag noch in völligem Dunkel, in dem sich das unruhige Fackellicht verlor. Einige rundliche Felsen hier sahen aus wie Gnome und andere Fantasiegestalten. Hätten sie sich im nächsten Augenblick aus der ewigen Versteinerung gelöst und ihr Unwesen getrieben, wohl niemanden hier hätte das verwundert. In der Mitte des Raumes schaukelten sich die Echos eines jeden Schritts hundertfach auf und hallten aus allen Richtungen wider. Und da war noch jenes »Andere«.

Wie auf ein vereinbartes Zeichen hin verharrte die Gruppe plötzlich in völliger Ruhe. Und sofort war das regelmäßige Pochen wieder zu hören. Vor den erschöpften und verunsicherten Männern zeichnete sich nun schemenhaft etwas Dunkles auf dem grauen Fels ab. Was zunächst nur leicht gegen die Umgebung kontrastierte, war ein Loch im Fels. Doch der Anblick dieses Zugangs ließ Les Brès und seine Leute unwillkürlich zurückschrecken: Diese Öffnung konnte nie und nimmer natürlich sein und auch kaum das Werk vorzeitlicher Menschen – ein liegendes, absolut gleichförmiges Oval, geometrisch perfekt geformt, das in einen nicht minder perfekt gearbeiteten Tunnel führte. Das gesamte Szenario wurde mit Schritt und Tritt bizarrer und geheimnisvoller. Les Brès war sich nun zumindest absolut sicher in seiner Auffassung, die richtige Höhle entdeckt zu haben und dem Geheimnis unmittelbar auf der Spur zu sein.

Das unheimliche Geräusch kam direkt aus diesem künstlichen Schlund, der sich wie ein Schalltrichter zu verjüngen schien. Das allmählich nervtötende Surren und Klopfen flößte mittlerweile jedem Angst ein, selbst dem Initiator des gesamten Unternehmens. Doch wäre er der Letzte gewesen, dem in diesen Augenblicken in den Sinn gekommen wäre, umzukehren und das Geheimnis womöglich besser sich selbst zu überlassen. Worin des Rätsels Lösung auch immer bestand, sie schien jeden Preis zu rechtfertigen, einschließlich eines tödlichen Preises.

Nach etlichen Metern wurde der Tunnel unangenehm eng. Als sich die Abenteurer mühsam durch ihn hindurchzwängten, ohne dabei zu wissen, wohin er führte und was sie erwartete, zeichnete sich erneut ein ovaler Umriss vor ihnen ab, gleichmäßig erfüllt von einem schwachen Schimmer, einem matten, grauvioletten Licht. Das flächige Glühen verstärkte sich nun mit jedem weiteren Meter, genauso wie die bald unerträglichen Geräusche.

Jetzt blieb nur noch ein steinerner Vorsprung zu überwinden, dann war das Ende des Tunnels erreicht. Dahinter lag erneut ein Gewölbe. Von dort rührte das Glühen her. Einer nach dem anderen zog sich über den Wulst hinweg in den Raum hinein, um eine perfekt geformte Kuppel über sich wahrzunehmen. Dünner Nebel bedeckte sehr gleichmäßig die Wände. Er wirkte wie eine geisterhafte Schutzschicht, die fundamentale Gesetze der Natur zu missachten schien. Diese filigrane Schicht war Quelle jenes seltsamen, grauvioletten Leuchtens. Aus sehr schmalen Schlitzen in den Wänden strömte etwas Frischluft ins Innere. Offenbar sehr alte, aber wirkungsvolle Luftschächte, deren Ausströmungen den Nebel kaum beeinträchtigen, da unsichtbare Kräfte ihn um sie herumführten.

In diesen Augenblicken war niemand mehr in der Lage, auch nur noch einen Laut von sich zu geben. Allein das Atmen kam einem Sakrileg gleich. Die Abenteurer waren in das Herz des Berges vorgedrungen, ins Allerheiligste eines zeitlosen Tempels. Sie standen jetzt direkt vor der Ursache der monotonen Melodie der Höhle, direkt vor ihrem offenbar uralten Geheimnis.

Das unstete Licht der Fackeln bildete einen beißenden Kontrast zum völlig ruhigen Fluoreszieren dieses unwirklichen Heiligtums. Über das hohe Gewölbe zuckten bedrohliche Schatten, die vom schwachen Glimmen der Wände kaum gemildert wurden. Die eigentliche Ursache des düsteren Lichtspiels erhob sich im Zentrum des Raumes: ein monumentales, massives Gerüst, vielleicht 20 Meter hoch und offenbar aus unbekanntem Material gefertigt. Die massive Konstruktion trug ein nicht viel kleineres, etwa 16, möglicherweise auch 17 Meter großes Rad, das den gleichen mattgrauen Glanz abgab wie seine schwere Halterung.

Dieses bizarre Ensemble ähnelte einem utopischen Mühlrad und drehte sich surrend um seine Achse, sogar ziemlich schnell. Keiner der verblüfften Betrachter kam auf den Gedanken, die Frequenz zu ermitteln. Mehr als zwei Sekunden schien aber ein Umlauf kaum zu dauern. Nach jeder vollen Rotation gab das Rad jenen schweren Schlag von sich, den die Eindringlinge ebenfalls schon so bald nach Betreten der Höhle vernommen hatten.

An sich schien dieser mächtige Apparat ziemlich simpel und profan. Ein großes rotierendes Rad eben. Doch das gesamte Szenario – eine utopische Situation! Alles daran schien beunruhigend und unheimlich. Und die Konsequenzen waren fantastisch und erschreckend zugleich.

Les Brès stand fassungslos vor dieser Maschine. Seine Gedankenfolge war so unglaublich wie unvermeidlich. Die Maschine, dieses Ding, das in seiner ganzen Schlichtheit gleichermaßen göttlich wie auch höllisch schien, musste hier schon seit urdenklichen Zeiten stehen, seit der ersten Dämmerung menschlicher Kulturen. Die Höhle war seit Jahrtausenden verschüttet, immer waren Gesteinsmassen nachgerutscht. So, wie sich einst die Arbeiter des berühmten Kalifen al-Ma’mun mühsam ins Innere der Großen Pyramide vorkämpften, nachdem dieses Monument über ganze Zeitalter hermetisch verschlossen gewesen war, so hatte sich hier und jetzt die Gruppe des französischen Professors unter größtem Aufwand Zugang zu der Höhle verschafft, von der bislang nur sehr wenige wussten. Die gesamte Schlucht war von altem Wurzelwerk überwuchert, das erst entfernt werden musste. Kein Zweifel, dieses Rad musste ebenfalls seit Menschengedenken eingeschlossen gewesen sein und sich seitdem in ständiger Bewegung befunden haben. Keine Stunde, kein Tag, kein Jahr verging ohne das beständige Surren und Pochen. Seit Jahrtausenden, ununterbrochen. Was hier komplett verborgen vor den Augen der Welt unablässig rotierte, spottete ganz im Geheimen aller Wissenschaft. Es war ein ewig laufendes Rad!

Wer auch immer es errichtet haben mochte, hatte das Geheimnis nie endender Bewegung und Energie ergründet und in dieser Zeitkapsel für die Nachwelt hinterlassen, völlig überzeugt, dass es auch nach Ablauf von Jahrtausenden noch als funktionierender Mechanismus vorgefunden werden würde. Fürchtete selbst die Zeit diese Beständigkeit?

Als das Räderwerk einst an Ort und Stelle errichtet wurde, genügte offenbar ein einziger Anstoß für die ewige Drehung. Einmal in Schwung gebracht, schien dieser Apparat seine Energie permanent aus dem Nichts zu beziehen. Hier stand genau das, wonach ganze Generationen an Forschern und Erfindern seit Jahrhunderten vergebens gesucht hatten – ein Perpetuum mobile!

Während die Expeditionsteilnehmer noch stumm vor der unablässig rotierenden Maschine standen, folgte ein weiterer dumpfer Donner, wie er schon wiederholt in jener Zeit aufgetreten war, als die Gruppe am Höhlenzugang grub. Hier nun, im Inneren der Gänge und Kavernen, hallte er noch weitaus lauter und bedrohlicher wider. Beunruhigend. Es war jetzt ohnehin Zeit, sich auf den Rückweg zu machen.

Die Entdeckung war überwältigend, ein wahrer Anachronismus und ein wahr gewordenes physikalisches Paradoxon in einem. Als Les Brès in jener südfranzösischen Privatbibliothek auf das recht unscheinbare Manuskript stieß, ahnte er nicht, wohin dieser Text ihn schließlich führen würde. Weltbilder würden zum Sturz gebracht, seine Entdeckung ihn berühmt werden lassen! Für den Augenblick aber gab es nichts mehr zu tun. Nur: Wiederkommen wollte und musste er. Auf dass ihn nur niemand als Betrüger abstempeln könnte! Die Existenz des Apparates musste eindeutig bewiesen, die eigene Priorität gesichert werden. Zunächst jedoch musste er mit seinen Leuten zurückkehren – in die Zivilisation. Tausend Gedanken und Sorgen, die den Entdecker jetzt quälten. Das Zukunftsrad aus der Vergangenheit drehte sich weiter und weiter. Fast schon hörten die Männer das permanente Surren und Pochen nicht mehr, so regelmäßig lief dieses Rad.

Der Professor gab sich einen Ruck und wandte sich widerstrebend von dem Wunder ab. Schließlich wurde es Zeit.

Nacheinander drückten sich die Abenteurer wieder in den schmalen Tunnel, über den Gesteinswulst, um zur ersten größeren Höhlung zurückzukehren. Diesmal bildete Les Brès das Schlusslicht. Für einen Augenblick wenigstens wollte er ganz allein in diesem Gewölbe stehen, allein mit der Maschine, dem ewigen Rad. Er wartete kurz, drehte sich dann aber doch um und folgte den anderen. Unmittelbar darauf, auf dem Weg ins glitzernde Gewölbe, folgte ein weiterer Donner aus der Tiefe. Jetzt bebte sogar die Erde für einen Moment. Dann wieder Stille. Die beunruhigte Truppe bemühte sich, die verbliebenen Hindernisse zügig zu überwinden und schnellstmöglich den Höhlenausgang zu erreichen. Wenigstens war der Weg dorthin eindeutig. Außerdem hatte Les Brès beim Betreten der Höhle weiße Papierbögen aus seinem Notizbuch gerissen und an einigen verwirrend wirkenden Streckenpunkten als Wegmarken platziert. Die sehr charakteristischen Steinblöcke, Engpässe und Mulden im letzten Abschnitt ließen dann keinen Zweifel daran aufkommen, dass die Freiheit nahe war.

Jetzt konnten es eigentlich nur noch wenige Meter sein. Aber wieder stimmte etwas nicht. Jeder spürte das. Dann war schlagartig alles klar: Von vorne drang nicht der feinste Lichtschimmer nach innen. Doch war die Gruppe längst zu jenem Teil der Höhle vorgedrungen, der zumindest von einem fahlen Abglanz des Tageslichts erfasst werden musste. War es draußen bereits dunkel geworden?

Niemand musste einen Blick auf die Uhr werfen, um die grausame Wahrheit zu erfahren. Denn mittlerweile hatten die Forscher bereits den Platz erreicht, an dem sie einige Teile ihrer Ausrüstung zurückgelassen hatten, einige Rucksäcke, Seile und auch ein paar Decken. Alles lag direkt innerhalb des frisch geschaffenen Eingangs, der nun aber vollends von schweren Geröllmassen versperrt wurde. Ein neuerlicher Bergrutsch hatte die Höhle verschüttet, vielleicht ausgelöst durch die anhaltenden Arbeiten und Gesteinsbewegungen während der Freilegung des Eingangs durch Les Brès und seine Gruppe. Und alles Nötige, um wieder ins Freie zu gelangen, war vor der Höhle liegen geblieben.

Die Forscher waren am Ende ihrer Expedition angelangt. Als die Fackeln verlöschten, blieben sie in undurchdringlicher Dunkelheit zurück. Nur ein leises Surren war noch aus der Ferne zu vernehmen, begleitet von einem regelmäßigen Pochen.

1 | Bewegung – ein Prinzip beherrscht die Welt

Absurde Ewigkeit

Natürlich ist die kleine Geschichte um den selbst ebenfalls fiktiven Professor Les Brès frei erfunden. Und auch in ihr bleibt das Geheimnis des ewigen Rades und der ewigen Drehung bestehen. Angenommen aber, Menschen würden wirklich in einem seit undenkbar langer Zeit ungeöffneten Raum auf ein sich unentwegt drehendes Rad stoßen, die Konsequenzen wären enorm. Sie hätten damit tatsächlich etwas entdeckt, was landläufig als Perpetuum mobile bezeichnet wird. Selbst ein schweres Räderwerk, das wenige Wochen oder Monate ohne sichtbare Antriebsquelle in Rotation verbliebe, wäre eine ziemlich seltsame Sache. Nur: das sich »ewig Drehende«, worum handelt es sich dabei wirklich?

Grundsätzlich gelten solche Konzepte als Paradoxon, als etwas offenkundig völlig Unmögliches. Nichts ist ewig, selbst Sterne und Galaxien haben ein »Verfallsdatum«. Die Prozesse der Sternentwicklung sind bereits in vielen Einzelheiten verstanden und zeugen von einer Geburt aus interstellaren Urwolken sowie von unterschiedlichen Endstadien. Alles in allem ein ständiges Werden und Vergehen. Das einzig Ewige scheint die Vergänglichkeit zu sein. Doch in kosmologischen Quantenzuständen, in denen nicht einmal mehr die Zeit ihre uns vertraute physikalische Bedeutung besitzt, verlieren auch die Begriffe von Anfang und Ende ihre Bedeutung und ihren Sinn.

Komplexe Szenarien eines inflationär expandierenden Universums führen schließlich über die ersten Elementarteilchen, kondensierende Atome und Moleküle zu einem abkühlenden Universum, dessen Reliktstrahlung offenbar noch heute gemessen werden kann, knapp drei Grad über dem absoluten Nullpunkt der Temperaturskala. Sie stammt aus einer Zeit rund 300000 Jahre nach dem Urknall, als die ersten Atome entstanden und das Weltall durchlässig für Licht wurde. In den Spektren der fernsten Quasare, Urgalaxien mit supermassiven, hoch aktiven Schwarzen Löchern in ihren Zentren, finden sich klare Hinweise auf einen Übergang von der Rekombination zur Reionisierung des Kosmos. Solche Entdeckungen bestätigen einige fundamentale Gedanken zum Anfang der Welt.

»Über-All« war alles unablässig in Bewegung, ein kosmischer Fluss, der bis heute anhält. Bewegung ist wahrhaft ein universelles Prinzip. Und wenn etwas dem ewig Bewegten am nächsten kommt, so ist es das Universum selbst, mit all seinen Energien, die zum Teil erst heute entdeckt werden und auch bei der Suche nach der »ewigen« Energie eine wesentliche Rolle spielen.

Die Wissenschaft geht davon aus, dass selbst das Universum eine Evolution durchmacht und ebenfalls nur eine finite Dauer besitzt. Irgendwann verlöschen alle Sterne und Milchstraßen, die letzten massereichen Sonnen detonieren als gewaltige Supernovae, das All ist erfüllt von ausgebrannten Sternen. Nach Billionen von Jahren schließlich, so nehmen Astrophysiker an, zerfallen die Kernteilchen, und selbst die Schwarzen Löcher lösen sich auf. Was mit all der Energie geschieht und welche neuen Quellen sie dann speist, bleibt letztlich Spekulation auf höchstem Niveau. Doch von Anfang bis Ende gilt das Prinzip der Bewegung. Dass sich aber ein Mechanismus auf immer dreht, ohne von außen Antriebsenergie zu beziehen, scheint eine absurde Vorstellung.

Abb. 1: Das Universum besteht aus unablässiger Bewegung. Hier die Spiralgalaxie M 101 in einer Aufnahme des Verfassers.

Die Wahrscheinlichkeit für die Existenz des offenkundig Unmöglichen ist unendlich klein, weshalb ein solches Phänomen dann eben unmöglich erscheint. Es sind die alten Geschichten: Darauf zu warten, dass eine Tasse kalt gewordenen Kaffees die Umgebungswärme des Raumes aufnimmt und plötzlich wieder ein kochend heißes Getränk auf dem Tisch steht, wäre wohl ziemlich unsinnig. Die Wahrscheinlichkeit dafür ist so gering, dass nicht einmal die »Lebensdauer« des gesamten Kosmos für das Eintreten dieses Ereignis ausreicht. Nicht anders die Sache mit dem Affen und der Mozart-Sinfonie. Er könnte noch so lange kritzeln, es würde wohl nichts werden, selbst wenn er so alt wie die Sonne würde.

Also, warum sich Gedanken über derlei Dinge machen, warum sich den Kopf zerbrechen?

Eine ganz besondere Geschichte

Bekanntlich stirbt die Hoffnung zuletzt, genau deshalb haben einige Besessene entgegen aller Vernunft nicht aufgehört, ihre Vision zu verfolgen. Bis in die jüngste Zeit hinein gibt es Versuche, ein Perpetuum mobile zu schaffen, wobei manche Erfinder gar nicht nach einem echten »Dauerläufer« suchen, sondern lediglich nach neuen Energiequellen – und im Gegenzug für diese Bemühungen als Spinner und Fantasten beschimpft werden. Immer wieder haben Erfinder auch Unmögliches gesucht und dabei neue Möglichkeiten entdeckt.

Das wahre Perpetuum mobile könnte genau in diesem anhaltenden Prozess bestehen, nämlich in den schier unendlichen Versuchen, das Prinzip der ewigen Bewegung zu finden und in einem funktionierenden Gerät umzusetzen. Nur, Ewigkeit, das ist natürlich schon ein hoher Anspruch. Wann wäre denn die Existenz einer solchen Apparatur bewiesen? Ein Beweis scheint sich hier selbst ad absurdum zu führen, da die Ewigkeit gleichsam per definitionem nicht kontrollierbar ist. Das Alter des Universums wäre nicht genug. Selbst ein Gerät, das über Jahrtausende hinweg zuverlässig und offenbar ohne eine bekannte Energiequelle liefe, müsste die Bedingung noch lange nicht erfüllen. Es könnte 1000 Jahre funktionieren, aber im 1001. Jahr plötzlich zum Stillstand kommen.

Abb. 2: Galaxien wie Sand am Meer – Hubbles »Extrem Deep Field« blickt in die Urzeit des Universums zurück. (Quelle: NASA/Hubble/STScI; Public Domain)

Die eigentliche, alles entscheidende Frage aber betrifft die Energiequelle.

Ganz klar, echte Perpetua mobilia bewegen sich ohne jegliche äußere Energiezufuhr – und dies auf Dauer. Sobald eine nicht sofort erkennbare oder gar noch unbekannte Quelle im Spiel ist, sieht die Sache anders aus. Genau dieser Aspekt sorgt bis in die Gegenwart hinein immer wieder für einige Verwirrung, wenn es um neuartige Energiekonverter geht. Nicht selten werden solche Erfindungen in voller Absicht unmittelbar missinterpretiert, um den Eindruck der Unmöglichkeit zu erwecken, während die jeweiligen Erfinder keineswegs den Anspruch erheben, einen aus dem Nichts angetriebenen Apparat geschaffen zu haben. Sie wollen kein Perpetuum mobile im eigentlichen Sinne gebaut haben, sondern lediglich ein System, das eine ungewöhnliche, vielleicht bis dahin unzugängliche Energiequelle nutzt.

Auch in diesem Buch soll es um derartige Erfindungen gehen – keineswegs aber darum, den Beweis anzutreten, dass ein Perpetuum mobile möglich ist. Ganz im Gegenteil. Allerdings gibt es bereits aus früheren Zeiten äußerst spannende Geschichten über geheimnisvolle Apparaturen, die – infolge welcher Prinzipien auch immer – offenbar von unergründlichen Quellen in fortwährender Bewegung gehalten wurden und bis heute rätselhaft geblieben sind. Einer dieser Apparate scheint ganz besonders erstaunlich gewesen zu sein, denn auch die gelehrtesten Köpfe aus der betreffenden Ära waren nicht in der Lage, dessen Funktion zu ergründen oder einen Betrug nachzuweisen. Gemeint ist das sich »ewig« drehende Rad des deutschen Erfinders Johann Ernst Elias Bessler, der auch als »Orffyreus« bekannt wurde.

Diese Geschichte aus dem frühen 18. Jahrhundert ist so erstaunlich, dass sie unbedingt erzählt und nachgezeichnet werden muss. Gerade in Deutschland, im Heimatland des Erfinders, besteht hier weiterhin Nachholbedarf. Doch ist diese Geschichte nicht völlig losgelöst vom Umfeld zu betrachten, denn bereits zu früheren Zeiten gab es so manch bemerkenswerte Entwicklung. Nach Bessler traten dann einige Erfinder in Erscheinung, die versuchten, dessen großes und wohl gehütetes Geheimnis zu ergründen, die teils aber auch eigene Wege gingen. Manche verfolgten ähnliche Pfade wie einst der Erbauer des wundersamen Rades, wenn auch völlig unabhängig von ihm.

Abb. 3: Johann Ernst Elias Bessler (1681–1745). (Public Domain)

Für die Funktion des Bessler-Rades wurden viele Vorschläge unterbreitet, doch blieb das Rätsel nach wie vor bestehen. Freilich bemühten sich erbitterte Feinde des so seltsamen wie faszinierenden Mannes sehr darum, ihm unlautere Absichten und einen verwerflichen Schwindel zu unterstellen. Über Jahre hinweg versuchten sie, die Erfindung gegenüber einflussreichen Persönlichkeiten und natürlich in aller Öffentlichkeit schlecht zu reden. Ihre eigentliche Angst schien allerdings darin zu bestehen, Bessler könnte recht behalten und etwas Einmaliges ersonnen haben.

Allerdings fanden sehr umfangreiche Überprüfungen des Rades statt, das in einem abgeschlossen Raum über Wochen unberührt verwahrt wurde und sich dennoch zuverlässig weiterdrehte, so zumindestens halten es historische Aufzeichnungen und zahlreiche Zeugen fest. Die berühmtesten Gelehrten aus dem In- und Ausland standen vor einem Rätsel. Eine äußere Energiequelle war nie zu finden. Und bis über seinen Tod hinaus konnte Bessler kein Betrug nachgewiesen werden. Hatte er einst bereits eine Erfindung gemacht, die heute noch eine Zukunftsvision ist?

Schwarze Schafe der Physik

Natürlich stellt es immer ein besonderes Unterfangen dar, sich solchen Themen zu nähern und Dinge zu diskutieren, die allgemein als völlig undenkbar eingestuft werden. Da wird anscheinend schnell der Boden sicherer Erkenntnis verlassen. Wer aber dem gesicherten Mainstream den Rücken zukehrt, darf mit Gegenwind rechnen, vor allem mit Anfeindung und Spott. Er wird zum Renegaten, freigegeben zum Abschuss. Freiwild also.

Doch genau die Vorstöße ins scheinbar Undenkbare waren es immer, die entscheidende Impulse gaben und die Welt vorwärtsbrachten. Bei alledem geht es gewiss nicht darum, munter draufloszuspekulieren, sondern weit mehr eine möglichst differenzierte Sicht an den Tag zu legen, um sich mit skeptischem, aber ebenso offenem Blick auf das Neue, das Ungewöhnliche und Unbekannte einzulassen. Darin kann nur eine Chance liegen. Zu verlieren gibt es nichts. Fakten bleiben weiterhin Fakten, und natürlich hat die Natur entsprechend deutliche Fakten und Limits geschaffen, Hürden, die niemand überwinden dürfte. Technik hebelt gleichfalls keine Naturgesetze aus. Sie nutzt sie immer wieder nur so effektiv, dass sie bereits wiederholt mit dem scheinbar Unmöglichen fertig zu werden schien.

Die Natur lässt sich dann auf die Technik ein, wenn sie nach ihren Regeln spielt. Und nur dann funktionieren Erfindungen. Ein Klumpen Aluminium wird kaum fliegen, außer er wird durch eine ausreichende Kraft durch die Luft geschleudert. Doch ein aus Aluminium bestehendes Flugzeug, so groß und schwer es auch sein mag, lässt sich mit einem machbaren Antrieb bekanntlich lange in der Luft halten. Heute absoluter Alltag. Und beinahe doch – ein Wunder.

Die Physik hat ihre Gesetze und ihre Grenzen, sie bietet aber auch schier unendliche Optionen. Ihre Beschreibungen sind Modellvorstellungen der Wirklichkeit, nicht mehr und nicht weniger. Sie tragen nicht den Charakter der Wahrheit. Aber sie haben sich vielfach bewährt, zumindest im Rahmen unseres »Definitionsbereichs«. Angefangen bei der Alltagsphysik rückt diese Wissenschaft die Schranken immer weiter weg, vom Gewöhnlichen ins Extreme, vom Anschaulichen ins nur noch Beschreibbare. Doch selbst die modernsten physikalischen Konzepte können kein exaktes Abbild der Wirklichkeit sein und stellen diesen Anspruch grundsätzlich nicht. Sie sollen als möglichst umfassend gültige Beschreibungen von Raum, Zeit und Materie dienen. Ob und vor allem wie lange die verschiedenen Modelle dies können, bildet eine andere Diskussion. Welche Revolutionen hier noch bevorstehen, weiß niemand. Und genau deshalb gilt: Mit weiteren angeblich unmöglichen Optionen ist zu rechnen.

Im Rahmen der üblichen Erfahrungssätze bleiben dennoch einige Dinge einfach nicht machbar. Und wieder wären wir beim leidigen Perpetuum mobile. Wo hier die Grenzen des praktisch Erreichbaren liegen und welche Geheimnisse sich hinter dem Bessler-Rad und anderen vermeintlichen Perpetua mobilia bis in die moderne Zeit hinein verbinden könnten, darum wird es noch wiederholt gehen. Das Spiel der Gedanken, die Beschäftigung mit historischen Rätseln und physikalischen Wundern hat viele interessante Seiten und kann durchaus gewinnbringend sein. Wie viele Erfindungen mussten erst wiederentdeckt werden, wie viele geniale Konzepte wurden erst nach Jahrhunderten als solche erkannt, gewürdigt und genutzt?

So geht es auch hier nicht vorrangig ums berüchtigte »Perpetuum«, sondern um Erfindungen, die allgemein so wirkten, als wären sie ein solch paradoxer Apparat. Abgesehen von zahlreichen Fehldeutungen, umgibt manche Thematik eine hartnäckige Aura des Unseriösen. Sicher wird der eine oder andere jetzt anmerken: nicht zu Unrecht. Die berühmten schwarzen Schafe tummeln sich natürlich auch auf dieser ergiebigen Weide, wie meist in Grenzbereichen, wo die Natur noch unerschlossen und unversehrt ist. Skurrile Erfinder und ihre meist nicht minder seltsamen Maschinen haben sich zuhauf als Irrläufer erwiesen. Immer wieder Schwindel, Betrug oder Trugschluss. Manche Vorführungen »energieproduzierender« Apparate kamen kaum über das Niveau billiger Schaustellertricks und faulen Zaubers hinaus. Doch: Hätte der britische Archäologe Howard Carter seine Grabungen nur deshalb aufgegeben, weil er jahrelang auf nichts anderes als tonnenweise wertlosen Schutt stieß, so wäre das legendäre Grab des Tutanchamun wohl noch lange nicht entdeckt worden, trotz der großzügigen Unterstützung des Earl of Carnarvon. Sicher, angesichts bestimmter Vorgehensweisen damaliger Forscher wäre das für die Altertumswissenschaft letztlich wohl eher ein Segen gewesen. Und so ist es möglicherweise auch ganz gut, wenn bestimmte Gerätschaften und Erfindungen noch nicht ins allgemeine Bewusstsein rücken. Vielleicht ist ja, wie manche so gerne orakeln, die Zeit noch nicht »reif« für deren Enthüllung. Nur, wer entscheidet schon über das Reifezeugnis der Menschheit? Nun sollen solche Diskussionen hier nicht im Vordergrund stehen. Vielmehr geht es um eine möglichst neutrale Bestandsaufnahme mit offenem Blick.

Chancen für das Unbekannte

Vorab lässt sich jedenfalls schon klar feststellen: Das Thema um ungewöhnliche, sogar rätselhafte Erfindungen bleibt in jedem Fall sensibel und für jeden, der sich damit auseinandersetzt – sei es Erfinder, Forscher oder Publizist –, eine nicht zu unterschätzende Herausforderung. Aus gut nachvollziehbaren Gründen ist ein echtes Perpetuum mobile völlig unrealistisch. Es bleibt in seiner Reinform ein ausschließlich hypothetisches Konstrukt, das weder von der Theorie gestützt wird noch jemals praktisch beweisbar wäre, allein schon wegen des zeitlich unlimitierten Anspruchs. Umgekehrt lässt genau dieser Umstand wie auch die »unbestimmte Zone« zwischen Modellvorstellung und Wirklichkeit bestimmte Optionen offen, die vielleicht eines Tages Geräte ermöglichen, die dem »Ideal« sehr nahekommen – ein physikalischer Freiraum für die Existenz unvorstellbar lang, aber zeitlich dennoch begrenzt laufender Geräte, abgesehen von üblichem Verschleiß. In diesem Segment wären auch Maschinen angesiedelt, die allgemein noch unbekannte Energiequellen nutzen und daher als »unmögliches Perpetuum mobile« fehlgedeutet und abgelehnt werden, ohne aber gegen die etablierte Physik zu verstoßen. Hier irgendwo könnte natürlich auch das berühmte Bessler-Rad angesiedelt sein.

Eine Erfindung richtig einzuordnen und ihre Funktion zu verstehen dürfte manchmal sogar für den Erfinder selbst nicht einfach sein. Oft sind es Praktiker, die von einer Idee besessen sind und der Methode von Versuch und Irrtum folgen, aber nicht über den wissenschaftlich-technischen Hintergrund verfügen, die Funktion ihrer eigenen Invention zu erklären.

Wenn also echte Perpetua in der physikalischen Welt auch ein Unding sind, verbleiben eben jene Erfindungen, die ihnen nahekommen und selbst von qualifizierten Persönlichkeiten nicht enträtselt werden konnten. Solche Entwicklungen sind ungeachtet aller Vorbehalte sicherlich aus vielerlei Gründen einer näheren Betrachtung wert, sei es aus der Perspektive des Ingenieurs, des Wissenschaftlers oder auch des Historikers. Und gewiss sind hier dann andere als die üblicherweise verwendeten Maßstäbe anzulegen, da Konzepte dieser Art eventuell tatsächlich Zugang zu jenen noch ungenutzten Energiequellen ermöglichen. Einerseits: eine bemerkenswerte Chance, allerdings nicht für ewige Nein-Sager. Andererseits: Ohne Fantasten das Wort reden zu wollen, wird es in diesem Buch genau um solche Apparaturen und ihre möglichen Hintergründe gehen, vor allem um das wohl ungewöhnlichste und faszinierendste Beispiel darunter, das mysteriöse Rad des Johann E.E. Bessler. Doch dieser findige Mann war bei Weitem nicht der Erste, der Vorstöße in diese Richtung wagte.

2 | Die Physik des Unmöglichen – faszinierende Dauerläufer

Vergessene Ideen

Das ewig Bewegte zieht sich als Menschheitstraum durch die Jahrhunderte. So tauchen entsprechende Ideen und Konstruktionen bekanntlich bereits in früher Zeit auf. Viele davon spiegeln deutlich die Weltsicht jener Epochen wider, einige aber scheinen ihrer Zeit weit voraus zu sein. Schon im Alten Indien sinnierten Denker über immerwährende Bewegung, Sanskritschriften aus dem fünften Jahrhundert behandeln dieses Konzept bereits, und spätestens der indische Astronom und Mathematiker Bhaskara II., der im elften Jahrhundert lebte, nahm solche Schilderungen zum Ausgang eigener Erwägungen. Zumindest ist von ihm die Idee zu einem Perpetuum mobile überliefert.

Bhaskara dachte über ein Quecksilber-Perpetuum nach: Leicht fließendes Quecksilber sollte eine permanente Imbalance in einem Rad aufrechterhalten und dadurch mittels Gravitation ständige Drehung erzeugen. Rund um das senkrecht gelagerte Rad angebrachte, lange Flüssigkeitsbehälter enthalten jeweils eine Teilfüllung mit Quecksilber. Einmal in Drehung versetzt, würde die Flüssigkeit nach Erreichen des Gipfelpunkts (»Zwölf-Uhr-Position«) ans äußere Ende eines Behälters fließen. Damit käme es zu einer Massenverlagerung und einem höheren Drehmoment. Also sollte das Rad seinen Schwung fortsetzen bis in die nächste volle Drehung hinein – eine immerwährende Rotation, die in der Praxis allerdings schon nach kürzester Zeit wieder endete. Denn außer der Tatsache, dass sich auf der direkt gegenüberliegenden Seite zwangsläufig ein Übergewicht ausbilden muss und das Rad in einer Gleichgewichtsposition zum Stehen bringt, macht sich zudem die Reibung der Radnabe schnell bemerkbar. Auch aus dem Umfang des Rades nach außen klappende Elemente oder rollende Kugeln konnten die Natur hier nicht austricksen.

Solche Gedanken schienen in jenen Zeiten keineswegs unsinnig, schließlich war doch in der Welt alles in Bewegung. Dies, so mutmaßte man damals, war immer so gewesen und würde sich auch in alle Zukunft so fortsetzen. Auch die Windkraft hatte man etwa zu jener Zeit erstmals zu nutzen gelernt. Sie schien zuverlässig Energie zu liefern, über unbegrenzte Zeiträume hinweg.

Eine mechanistische Sicht aufs Ganze brachte also schnell ein Perpetuum mobile zutage: eben die »Weltmaschine«. Einigen Gelehrten schien es ein durchaus sinnvolles Ziel, ein möglichst perfektes kleines Modell von ihr zu schaffen.

Etwa zur selben Zeit waren auch andernorts kluge Köpfe mit dem physikalisch unmöglichen Perpetuum mobile befasst. Unmöglich, sofern eben eine strikte Definition zugrunde gelegt wird. Gerade im Hochmittelalter aber gab es hinreichend Gründe, sich der ewigen Bewegung zu widmen. Diese Phase war eine Zeit deutlichen Wandels. Alles änderte sich, Wirtschaft und Kultur blühten auf, mit der Folge eines merklichen Bevölkerungszuwachses. Eins zog das andere nach sich. Mehr Güter wurden benötigt, überall mussten die Erträge gesteigert werden. Die Wirtschaftsstrukturen nahmen neue Gestalt an, was gerade durch die nun vielerorts gegründeten Banken zum Ausdruck kam. Auch das europäische Bildungssystem erlebte einen merklichen Schub, wesentlich mitgestaltet von der christlichen Kirche.

Die durch die Gründung erster Universitäten und unter anderem auch durch Klosterschulen vorangetriebene Entwicklung sorgte für eine regelrechte Explosion der Gelehrsamkeit, allerdings auch für feste Dogmen, beides nicht zuletzt dadurch, dass plötzlich längst vergessene antike Schriften wieder ins Visier der studierten Kreise gerieten.

Jene von deutlichem Wandel sowie gesteigerter Mobilität gekennzeichnete Zeit bot keinen schlechten Nährboden für Ideen um ewig bewegte Mechanismen, selbst wenn solches Gedankengut bald auch mit kirchlichen Konzepten kollidierte. Gerade aber das wachsende Wissen, die Bevölkerungsexplosion und eine damit verbundene frühe Energiekrise bilden interessante Parallelen zur Gegenwart. Auch liefern sie eine durchaus nachvollziehbare Grundlage für die damalige Suche nach neuen Lösungen.

Alte Schriften mussten wiederentdeckt und viele Erfindungen ebenfalls mehrfach gemacht werden. Wer weiß schon noch, dass Gezeitenkraftwerke in Irland bereits im siebten Jahrhundert existierten? Oder optische Linsen im Alten Ägypten? Tatsächlich hatte der berühmte britische Archäologe Sir Flinders Petrie zum Ende des 19. Jahrhunderts hin in Tanis, einer Ruinenstadt im Nil-Delta, solche Funde gemacht – die derzeit ein eher stiefmütterliches Dasein im Britischen Museum zu London fristen. Diese Entdeckung wirft auch die Frage auf, ob das Teleskop nicht bereits weit vor seiner »offiziellen« Erfindung, die in die Anfänge des 17. Jahrhunderts verlegt wird, entwickelt worden war. Vielleicht sogar mehrfach, um dann wiederholt in Vergessenheit zu geraten. Babylonische Rollsiegel zeigen einige astronomische Phänomene, die für gewöhnlich nur mit einem Fernrohr erkennbar sind – Venus als Sichel, Saturn als Ring. Und alte Manuskripte, so auch Schriften aus einem südfranzösischen Schloss, verweisen auf Instrumente, die imstande seien, ferne Gegenstände ganz nah zu zeigen. Manchmal gar träumten genau jene Gelehrten, die solche nachweislich funktionierenden Geräte schon beschrieben, noch bevor sie offiziell erfunden wurden, auch von anderen merkwürdigen Maschinen wie den dauerhaft rotierenden Rädern.

Doctor mirabilis

Die spannende Historie des Teleskops führt zu einem geheimnisvollen Mann, der keinesfalls unerwähnt bleiben darf, sobald es um die Geschichte des Perpetuum mobile geht: Roger Bacon.

Der Universalgelehrte wurde im Jahr 1214 in der Nähe von Ilchester in der englischen Grafschaft Somerset geboren. Er studierte an der ehrwürdigen Oxford-Universität, aber wohl auch in Paris. Viele biografische Daten und Jahreszahlen zu Bacon sind allerdings eher Anhaltspunkte als sichere Informationen.

Bald hielt Bacon zahlreiche Vorlesungen, die weithin Beachtung fanden. Er betätigte sich beinahe auf allen wesentlichen Gebieten, studierte Mathematik und Himmelskunde, ebenso befasste er sich mit Optik und zeigte in seinen Schriften um das Jahr 1260 bereits deutlich auf, dass sich ferne Gegenstände vergrößern ließen. Auch vertiefte sich Bacon zudem in Alchemie und alte Sprachen. Sein Wissen war so umfassend, seine Kreativität so enorm, dass er bald den schmückenden Beinamen »doctor mirabilis« erhielt, der »wunderbare Lehrer«. So stand er mit bedeutenden Persönlichkeiten seiner Zeit in Verbindung, darunter mit dem legendären Robert Grosseteste, Bischof von Lincoln, oder auch Adam de Marisco (Adam Marsh), einem einflussreichen Franziskaner in Oxford, der auch als einer der Lehrer Bacons gilt.

Abb. 4: »Doctor mirabilis« Roger Bacon (ca. 1214–1292). Der englische Universalgelehrte sann auch über das Perpetuum mobile nach. (Public Domain)