Das Haus Zamis 15 - Neal Davenport - E-Book

Das Haus Zamis 15 E-Book

Neal Davenport

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Beschreibung

»Kannst du mich verstehen, Coco?«, fragte Georg.
Coco wandte den Kopf in seine Richtung. Ihr normal gebliebenes Auge war blutunterlaufen und unnatürlich geweitet.
»Verstehst du mich?«, fragte Georg drängend.
Ein Zischen war die Antwort. Coco stand unsicher auf und blieb schwankend stehen. Sie hob den rechten Arm und starrte ihre verformte Hand mit den gekrümmten Krallen an. Unbeholfen schlug sie nach Georg, der geschickt auswich. Cocos Oberkörper krümmte sich zusammen. Sie wankte wie eine Betrunkene hin und her, dann ging sie in die Knie, fiel kopfüber auf den glänzenden Boden und bewegte sich nicht mehr.


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Inhalt

Cover

Was bisher geschah

COCOS UNHEIMLICHE VERWANDLUNG

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

mystery-press

Vorschau

Impressum

Coco Zamis ist das jüngste von insgesamt sieben Kindern der Eltern Michael und Thekla Zamis, die in einer Villa im mondänen Wiener Stadtteil Hietzing leben. Schon früh spürt Coco, dass dem Einfluss und der hohen gesellschaftlichen Stellung ihrer Familie ein dunkles Geheimnis zugrunde liegt. Die Zamis sind Teil der sogenannten Schwarzen Familie, eines Zusammenschlusses von Vampiren, Werwölfen, Ghoulen und anderen unheimlichen Geschöpfen, die zumeist in Tarngestalt unter den Menschen leben und nur im Schutz der Dunkelheit und ausschließlich, wenn sie unter sich sind, ihren finsteren Gelüsten frönen.

Der Hexer Michael Zamis wanderte einst aus Russland nach Wien ein. Die Ehe mit Thekla Zamis, einer Tochter des Teufels, ist standesgemäß, auch wenn es um Theklas magische Fähigkeiten eher schlecht bestellt ist. Umso talentierter gerieten die Kinder, allen voran der älteste Bruder Georg und – Coco, die außerhalb der Sippe allerdings eher als unscheinbares Nesthäkchen wahrgenommen wird. Zudem kann sie dem Treiben und den »Werten«, für die ihre Sippe steht, wenig abgewinnen und fühlt sich stattdessen zu den Menschen hingezogen.

Während ihrer Hexenausbildung auf dem Schloss ihres Patenonkels lernt Coco ihre erste große Liebe Rupert Schwinger kennen. Als ihr schließlich zu einem vollwertigen Mitglied der Schwarzen Familie nur noch die Hexenweihe fehlt, meldet sich zum Sabbat auch Asmodi, das Oberhaupt der Schwarzen Familie, an und erhebt Anspruch auf die erste Nacht mit Coco. Als sie sich weigert, wird Rupert Schwinger in den »Hüter des Hauses« verwandelt, ein untotes Geschöpf mit einem von Würmern zerfressenen Gesicht, das fortan ohne Erinnerung an sein früheres Leben über Coco wachen soll.

Cocos Verfehlung hat für die Zamis Konsequenzen. Ihre Stellung in Wien wird zunehmend angefochten. Nur Coco ist es zu verdanken, dass die Zamis über ihre Herausforderer aus der Sippe der Winkler-Forcas triumphieren. Auch Asmodi hat die Schmach, die Coco ihm zugefügt hat, nicht vergessen. Jedoch verzichtet er scheinbar großzügig auf weitere Maßnahmen, als ein unbekannter Dämon in London neben anderen Dämonen ausgerechnet Cocos Schwester Lydia entführt, um ihre Sippen in den Kampf gegen Asmodi zu zwingen. Tatsächlich gelingt es Coco, den Dämon zu enttarnen und zu vernichten – durch die Beschwörung des uralten Magiers Merlin, der sich auf Cocos Seite stellt.

Der Hilferuf ihres Bruders Georg führt Coco bald darauf in die Burg des Dämons Gorshat – und in eine Falle, die Asmodi und der dämonische Archivar Zakum ihr stellen. Coco dreht den Spieß um und entwendet den Signatstern aus Zakums Archiv – das erste von sieben Siegeln, die sie benötigt, um den Magier Merlin aus seinem Gefängnis im centro terrae zu befreien. Fast zu einfach erbeutet sie in der Folge auch die nächsten beiden Siegel, einen Armreif und einen magischen Ring – als plötzlich eine erschreckende Verwandlung mit ihr vor sich geht ...

COCOS UNHEIMLICHE VERWANDLUNG

von Neal Davenport

»Kannst du mich verstehen, Coco?«, fragte Georg.

Coco wandte den Kopf in seine Richtung. Ihr normal gebliebenes Auge war blutunterlaufen und unnatürlich geweitet.

»Verstehst du mich?«, fragte Georg drängend.

Ein Zischen war die Antwort.

Coco stand unsicher auf und blieb schwankend stehen. Sie hob den rechten Arm und starrte ihre verformte Hand mit den gekrümmten Krallen an.

Wieder durchlief ein Zittern die unmenschliche Hand, und sie wurde ruckartig hochgehoben. Coco trat einen Schritt vor und schlug mit der Pranke nach Georg, der geschickt auswich.

»Sie ist übergeschnappt!«, schrie Tjalf und sprang auf.

Wieder griff Coco ihren Bruder an, doch ihre Bewegungen waren so langsam und unkontrolliert, dass er ihr mühelos ausweichen konnte. Doch sie folgte ihm mit einer unglaublichen Verbissenheit.

1. Kapitel

Nach dem fünften vergeblichen Versuch, Georg mit der Pranke zu zerschmettern, blieb sie plötzlich neben dem Tisch stehen und stützte sich mit der gesunden Hand auf der Tischplatte auf. Ihr Oberkörper krümmte sich zusammen. Sie wankte wie eine Betrunkene hin und her, dann ging sie langsam in die Knie und fiel kopfüber auf den glänzenden Boden und bewegte sich nicht mehr.

»Pack mit an, Tjalf«, sagte Georg, blieb neben Coco stehen und kniete nieder. »Wir müssen sie auf den Rücken wälzen.«

»Ich fasse sie nicht an!«, schrie der junge Dämon entsetzt.

»Ich helfe dir«, sagte Fides.

Gemeinsam griffen sie zu und drehten Coco auf den Rücken. Ihre Augen waren geschlossen, und ihre volle Brust hob sich leicht.

»Sie lebt«, stellte Georg fest. »Aber sie stellt für uns alle eine Gefahr dar. Wir müssen sie in den Keller bringen und in einer Zelle einsperren.«

Georg hob die Bewusstlose hoch und warf sie sich einfach über die rechte Schulter.

»Fides, geh voraus und öffne mir die Türen.«

Coco war noch immer bewusstlos, als sie die Kellergemäuer erreichten, die sich unter Adalmars Labor befanden. Hier gab es noch Kerkerzellen, die schon seit Ewigkeiten nicht mehr verwendet worden waren. Georg trug Coco in eine der fensterlosen Zellen, in der nur eine einfache Holzpritsche stand. Fides warf ein paar Decken auf die Pritsche, und Georg legte seine Schwester darauf.

Dann untersuchte er die armdicke Holztür,die mit Eisenplatten beschlagen war, schloss sie und legte die drei Riegel vor. Er ließ das Licht in der Zelle brennen und öffnete die kleine Beobachtungsklappe. Coco bewegte sich noch immer nicht.

»Du wartest hier, Fides«, sagte er befehlend. »Ich hole meinen Bruder.«

Eine Wendeltreppe führte direkt in Adalmars Labor. Georg musste nicht lange nach seinem Bruder suchen, er fand ihn in einem der vielen Nebenräume.

Die beiden Salvatoris saßen auf einer Holzbank. Beide trugen seltsam geformte Hauben, von denen Drähte zu einem mannsgroßen Kasten führten,an dem ein Dutzend unterschiedlich großer Pendel befestigt waren, die sich alle rasend schnell bewegten. Vom Kasten aus führten verschieden starke Rohre zu einer Leinwand hin, die an der Wand befestigt war. Die Rohre bewegten sich langsam auf und ab und sprühten magisch behandelte Farbe auf die Leinwand. Deutlich waren bereits die Umrisse eines Mannes zu erkennen. Das Gesicht war schon tadellos zu sehen. Es war hager, mit einer hervorspringenden Geiernase. Die Haut war bleich und fast durchscheinend. Die blutleeren Lippen waren gefletscht und entblößten gewaltige Vampirzähne. Das schwarze Haar glänzte ölig und fiel auf die mageren Schultern herab.

Adalmar legte den rechten Zeigefinger auf die Lippen und grinste Georg vergnügt an.

Georg winkte seinen Bruder heran, der unwillig folgte. Sie traten in den Gang hinaus, und Georg schloss die Tür.

»Weshalb störst du mich?«, fragte Adalmar verärgert.

»Coco hat sich wieder verändert. Sie griff mich an, und ich sperrte sie jetzt in eine Zelle. Du solltest nach ihr sehen.«

»Das muss warten. Zuerst muss das Bild fertig werden. Ich komme, sobald das erledigt ist.«

Ein paar Minuten sah Georg interessiert zu, wie das Bild vervollständigt wurde. Das war auch eine von Adalmars Erfindungen, für die er Spezialist war. Es war Georg ein Rätsel, wie es Adalmar schaffte, die Erinnerung der beiden Salvatoris anzuzapfen und den seltsamen Apparat so zu steuern, dass er das Bild durch die übermittelten Gedankenströme malte. Er kehrte zurück zu den Zellen.

»Coco ist noch immer bewusstlos«, sagte Fides. »Glaubst du, dass es für sie eine Rettung gibt, Georg?«

Er zuckte mit den Schultern. »Ich weiß es wirklich nicht, Fides. Ich kann es nur hoffen. Wir dürfen ...«

Coco hatte einen lauten Schrei ausgestoßen,und Georg blickte sofort durch die Beobachtungsklappe.

Coco saß aufrecht auf der Pritsche und hatte den Kopf der Tür zugewandt. Ihre Augen waren weit aufgerissen und schienen normal zu sein.

»Kannst du mich verstehen, Coco?«

»Ja, ich verstehe dich, Georg. Weshalb habt ihr mich hierher gebracht?«

»Du wolltest mich töten,Coco.«

»Das glaube ich nicht«, sagte die junge Hexe. Sie sprang von der Pritsche herunter und ging langsam auf die Tür zu.

»Es ist aber so, kannst du dich nicht daran erinnern?«

»Nein, das kann ich nicht.«

»Sieh dir einmal deine rechte Hand an, Coco.«

Coco hob den Arm und atmete heftiger.

»Ich habe ja eine richtige Pranke mit fürchterlichen Krallen bekommen«, sagte sie entsetzt. »Und die Haut ist mit Schuppen bedeckt.«

»Du wolltest mich mit deiner Pranke erschlagen, dann bist du aber bewusstlos zusammengebrochen. Und ich wollte kein Risiko eingehen,deshalb habe ich dich eingesperrt.«

»Ich verstehe«, sagte Coco tonlos und nickte langsam. »Es ist mir nur recht, dass du mich eingesperrt hast, denn ich fürchte, dass mit mir noch grauenvolle Dinge geschehen werden.«

»Hast du eine Vermutung, Coco?«

»Adalmar soll dir das Bild vom Schlangendämon zeigen, dann wirst du mich verstehen, Georg. Ich habe Hunger und Durst. Könntet ihr mir etwas zu essen und zu trinken bringen?«

»Ich hole es«, sagte Fides rasch.

»Was willst du mit deiner Bemerkung über den Schlangendämon andeuten, Coco?«

»Hast du eine Zigarette?«

Georg nickte, holte ein Päckchen heraus und steckte zwei an. Eine schob er durch das Gitter hindurch.

Coco griff danach und rauchte gierig. »Ich fürchte, dass ich mich in ein Schlangenmonster verwandle«, meinte Coco.

»Kannst du mir das nicht näher erklären?«

»Ich habe Adalmar schon alles erzählt. Ich habe gegen ein Monster gekämpft, das jede beliebige menschliche Gestalt annehmen konnte, in Wirklichkeit aber ein einäugiges Schlangengeschöpf war. Ein Bild dieses Monsters habe ich Adalmar gegeben. Wir vermuten, dass meine Verwandlung vom Ring ausgelöst wird, den ich vom rechten Ringfinger nicht herunterbekomme. Und Adalmar ist sicher, dass dieser Ring vertauscht wurde. Aber diese Vermutungen soll dir Adalmar erzählen. Was habt ihr vor?«

»Adalmar fertigt im Augenblick ein Bild von Pietro Salvatori an. Mit Hilfe dieses Bildes und einiger Gegenstände, die Pietro gehören, wollen wir eine Beschwörung versuchen, um seinen derzeitigen Aufenthaltsort zu erfahren.«

»Das ist eine vernünftige Idee«,sagte Coco zufrieden. »Sie könnte Erfolg bringen.«

»Das hoffe ich auch. Adalmar ist eben gekommen. Ich öffne nun die Tür. Adalmar soll sich deine Hand ansehen.«

»Das ist doch sinnlos, Georg. Er kann mir nicht helfen.«

Adalmar schob Georg zur Seite und zog die Riegel zurück, dann betrat er die Zelle. Georg folgte ihm.

Coco lächelte tapfer, als Adalmar wütend brummend ihren Arm und die Hand untersuchte.

»Fühlt sich wie eine Schlangenhaut an«, sagte Adalmar.

»Coco vermutet, dass sie sich in ein Schlangenmonster verwandeln wird. Was meinst du dazu, Adalmar?«

»Hm, daran habe ich auch schon gedacht.«

Adalmar griff in seine Brusttasche. Er zog Xenias Bild heraus und reichte es Georg, der es neugierig anstarrte.

»Hast du Schmerzen, Coco?«

»Im Augenblick habe ich keine. Ich hatte auch keine, als ich mich nicht bewegen konnte. Ich verstand aber alles, was ihr gesprochen habt.«

»Ich bedauere, dass ich es wiederholen muss, Coco. Ich kann dir nicht helfen. Der Schadenszauber, der gegen dich angewandt wird, ist nicht von dieser Welt.«

»Das habe ich auch vermutet«, flüsterte sie gefasst. »Für mich gibt es keine Rettung. Ich bin hoffnungslos verloren. Spar dir deine Trostworte,Adalmar. Du würdest nur lügen. Ich habe mich mit meinem Schicksal abgefunden.«

Adalmar nickte schweigend.

Bianca und Fides brachten Coco eine kalte Platte, verschiedene Brotsorten und eine Flasche Wein. Georg und Adalmar trugen einen Tisch in die Zelle.

»Alle paar Stunden wird jemand nach dir sehen, Coco. Du kannst dann deine Wünsche äußern.«

»Viel Glück bei eurer Suche nach Pietro, Georg. Es tut mir leid, dass ich dir nicht helfen kann.«

Georg nickte ihr noch einmal zu, dann schloss er die Zellentür und verriegelte sie.

»Sie reagiert wie eine echte Zamis«, sagte Georg stolz. »Sie blickt dem Tod ohne zu wehklagen entgegen.«

»Ich weiß nicht, ob ich an Cocos Stelle so gelassen reagieren würde«, sagte Fides leise.

Georg nickte und wandte sich dann Adalmar zu: »Ist das Bild fertig?«

»Ja, es ist prachtvoll gelungen.«

»Wir haben noch einige Vorbereitungen zu treffen, Adalmar. Lass uns in dein Labor gehen und alles ganz genau besprechen.«

Meine vorgetäuschte Ruhe und Gelassenheit fiel von mir ab, als Georg die Zelle verlassen hatte. Am liebsten hätte ich einfach losgeheult, doch das konnte ich nicht tun, denn eine Hexe kann nicht weinen. Ich setzte mich auf die Pritsche und starrte die Köstlichkeiten an, die mir Bianca und Fides gebracht hatten.

Dann griff ich nach der Weinflasche und schenkte ein Glas voll, das ich gierig leertrank.

Ich vermied es, meine entstellte rechte Hand anzusehen und griff mit der linken zu. Doch mein Magen schien gelähmt zu sein. Ich war hungrig, doch so nervös und angespannt, dass ich nur wenige Bissen hinunterwürgen konnte.

Tiefste Verzweiflung erfasste mich. Ich versank in ein dumpfes Brüten, aus dem mich erst pochende Schmerzen in meiner verunstalteten Hand weckten.

Ich starrte sie an.

Die Schuppen änderten die Farbe und bildeten verwirrende Muster, die vor meinen Augen zu flimmern begannen.

»Ich will nicht sterben«, flüsterte ich. »Ich will leben!«

Ich schlug rasend vor Wut und Verbitterung mit der geschwollenen Pranke auf die Tischplatte, schluchzte und schrie meine Wut hemmungslos hinaus.

Nach ein paar Minuten hatte ich mich beruhigt und fühlte mich angenehm erschöpft und erleichtert. Die Schmerzen waren wieder verschwunden, und langsam fasste ich Mut.

»Noch ist nicht alles verloren«, sagte ich und griff nach den Zigaretten, die mir Georg gegeben hatte.

Ich rauchte langsam, trank noch ein Glas Wein, legte mich auf die Pritsche und starrte die dunkle Decke an. Etwas später holte ich den Signatstern aus der Bluse und versuchte seine Kräfte zu wecken, was mir aber misslang.

Irgendwann fiel ich dann in einen unruhigen Schlaf. Immer wieder schreckte ich hoch und blieb mit wild klopfendem Herzen liegen ...

Es war noch dunkel, als Adalmar und Georg mit den beiden Gefangenen das Schloss verließen. Adalmar ging voraus, dann folgten die Salvatoris, die schwere Koffer trugen, in denen sich allerlei magische Utensilien befanden, die der Magier möglicherweise benötigen würde. Georg bildete den Abschluss.

Schweigend führte sie Adalmar durch die magischen Fallen hindurch auf die schmale Schlucht zu. Als sie diese erreicht hatten, nahmen Adalmar und Georg die Koffer an sich. Georg hatte noch im Schloss den Vampiren eine falsche Erinnerung einsuggeriert.

Die Sonne ging auf, als sie vor Georgs Leihwagen stehen blieben. Georg öffnete den Kofferraum, und sie legten ihr Gepäck hinein. Dann fuhren sie los. Keiner der beiden Dämonen hatte Lust auf eine Unterhaltung. Was zu sagen gewesen war, hatten sie gesagt. Sinnlose Vermutungen und Hoffnungen anzustellen,war nicht nach ihrem Geschmack.

Georg fuhr wie ein Roboter. Um diese frühe Stunde war noch nicht viel Verkehr auf den Straßen. Er kam rasch vorwärts.

Ihr Plan sah vor, dass sie direkt nach Rom fuhren. In Rom wollten sie sofort zu Pietro Salvatoris Haus in der Via del Corso fahren.

Immer wieder blickte Georg in den Rückspiegel, doch ein Verfolger war nicht zu erblicken.

Sie fuhren durch L'Aquila hindurch und erreichten nach wenigen Minuten die Autobahn nach Rom. Mit jeder Minute wurde der Verkehr dichter, trotzdem kamen sie recht zügig voran. Das änderte sich aber schlagartig, als sie Rom erreichten und sich ins Zentrum quälten. Es schien endlos lange zu dauern,bis sie endlich die Via del Corso erreichten und direkt auf das scheußliche Denkmal Emanuels II. zufuhren.

»Ich hasse Rom und alle Großstädte«, brach Adalmar das Schweigen. »Mir ist es völlig schleierhaft, dass man sich in so einer riesigen Stadt wohlfühlen kann. Diese vielen Autos, der Lärm, der Gestank und diese Menschenmassen. Geht es dir nicht auch so, Georg?«

»Nein. Ich kann nicht verstehen, wie man auf dem Land glücklich sein kann.«

Adalmar schnaubte verächtlich.