Das Haus Zamis 31 - Christian Montillon - E-Book

Das Haus Zamis 31 E-Book

Christian Montillon

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Beschreibung

Coco scheint am Ende ihres Lebens angelangt zu sein - und das sogar in doppeltem Sinne. Um der Bedrohung durch Skarabäus Toth zu entgehen, hat sie sich in den Körper einer uralten Frau geflüchtet, einer Frau, die eigentlich längst tot sein müsste.
Ihrer Sippe will sie sich in dieser verzweifelten Situation nicht anvertrauen. Zu groß ist ihre Angst, einige ihrer missgünstigen Geschwister könnten die Situation ausnützen und sie endgültig beseitigen.
So begibt sie sich in die Vereinigten Staaten, wo sie den einzigen Dämon vermutet, der, sofern er noch am Leben ist, ihre Seelenwanderung rückgängig machen könnte: Sheridan Alcasta, der Seelenfänger ...


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Seitenzahl: 130

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Inhalt

Cover

Was bisher geschah

DIE STERBENDE HEXE

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

6. Kapitel

mystery-press

Vorschau

Impressum

Coco Zamis ist das jüngste von insgesamt sieben Kindern der Eltern Michael und Thekla Zamis, die in einer Villa im mondänen Wiener Stadtteil Hietzing leben. Schon früh spürt Coco, dass dem Einfluss und der hohen gesellschaftlichen Stellung ihrer Familie ein dunkles Geheimnis zugrunde liegt. Die Zamis sind Teil der sogenannten Schwarzen Familie, eines Zusammenschlusses von Vampiren, Werwölfen, Ghoulen und anderen unheimlichen Geschöpfen, die zumeist in Tarngestalt unter den Menschen leben und nur im Schutz der Dunkelheit und ausschließlich, wenn sie unter sich sind, ihren finsteren Gelüsten frönen.

Der Hexer Michael Zamis wanderte einst aus Russland nach Wien ein. Die Ehe mit Thekla Zamis, einer Tochter des Teufels, ist standesgemäß, auch wenn es um Theklas magische Fähigkeiten eher schlecht bestellt ist. Umso talentierter gerieten die Kinder, allen voran der älteste Bruder Georg und – Coco, die außerhalb der Sippe allerdings eher als unscheinbares Nesthäkchen wahrgenommen wird. Zudem kann sie dem Treiben und den »Werten«, für die ihre Sippe steht, wenig abgewinnen und fühlt sich stattdessen zu den Menschen hingezogen.

Während ihrer Hexenausbildung auf dem Schloss ihres Patenonkels lernt Coco ihre erste große Liebe Rupert Schwinger kennen. Als ihr schließlich zu einem vollwertigen Mitglied der Schwarzen Familie nur noch die Hexenweihe fehlt, meldet sich zum Sabbat auch Asmodi, das Oberhaupt der Schwarzen Familie, an und erhebt Anspruch auf die erste Nacht mit Coco. Als sie sich weigert, wird Rupert Schwinger in den »Hüter des Hauses« verwandelt, ein untotes Geschöpf mit einem von Würmern zerfressenen Gesicht, das fortan ohne Erinnerung an sein früheres Leben über Coco wachen soll.

Auf weitere Konsequenzen verzichtet Asmodi vorerst, als es Coco gelingt, einen seiner Herausforderer zu vernichten – durch die Beschwörung des uralten Magiers Merlin, der sich auf Cocos Seite stellt. Merlin aber ist seinerseits gefangen – im centro terrae, dem Mittelpunkt der Erde. Um ihn zu befreien, muss Coco sieben Siegel erbeuten, die sie vor dem Einfluss der Zentrumsdämonen schützen. Sie meistert diese Aufgabe – und verliert im Anschluss ihre Erinnerungen an die Reise ins centro terrae, wie Merlin es ihr prophezeit hat.

Zurück auf der Erdoberfläche, erfährt Coco, dass Asmodis Groll auf die Zamis nicht geschwunden ist. Asmodis Plan, die Zamis mit Hilfe des künstlichen Dämons Axinums zu vernichten, schlägt jedoch fehl. Stattdessen schließen Asmodi und Michael Zamis einen Burgfrieden, in dessen Folge Coco aus der Stadt verbannt wird. In Rio de Janeiro besucht sie einen mysteriösen schwarzen Jahrmarkt, auf dem sie einen Hinweis auf die TABULA TENEBRARUM erhält. Mit diesem »Buch der Toten« erweckt der Wiener Anwalt Skarabäus Toth ein Heer von Untoten zum Leben, das Coco Zamis attackiert. Im letzten Augenblick kann ihre Seele sich in den Körper der Greisin Monika Beck retten. Den Zamis aber wird bald darauf Cocos Leiche präsentiert ...

DIE STERBENDE HEXE

Von Christian Montillon und Dario Vandis

Michael Zamis schnitt dem Opfer mit einer raschen Bewegung die Kehle durch. Der doppelte Kreidekreis auf dem Boden flammte auf; der Erdgeist im Inneren der magischen Aura heulte und irrte in den engen Grenzen des Kreises umher. »Nichts, nichts! In diesem Körper ist nichts, das noch lebt.« Er wand sich und versuchte zu entkommen, musste sich jedoch der magischen Aura beugen.

Michael Zamis zwang ihn unerbittlich weiterzusuchen. »Wo befindet sich Coco Zamis?«

Die Kreatur wand sich. »Sie ist hier, nur hier im Keller, und ich kann sonst nichts finden, sie ist tot.«

Zamis brach das Ritual ab, und der Erdgeist nutzte die Gelegenheit, sich zu verflüchtigen. Cocos Leichnam lag unverändert auf der Bahre. Michael Zamis fluchte. Sie hatten mehr über das neueste – und letzte – Rätsel herauszufinden versucht, das der missratene Spross Coco ihnen aufgegeben hatte. Zeit und Energie hatten sie investiert, sogar ein Opfer dargebracht.

»Nun, Georg«, brummte er, »was hat es uns geholfen?«

1. Kapitel

»Vater«, antwortete der Angesprochene, »es ist offensichtlich, dass mit Cocos Tod irgendetwas nicht stimmt. Toth hat ...«

»Schweig mir mit Toth! Er hat uns genug Ärger bereitet – dank Cocos Eigenmächtigkeiten. Was auf Schloss Waller geschehen ist, hat sie sich selbst zuzuschreiben.«

Michael Zamis Reaktion war ungewohnt impulsiv. Offenbar trifft Cocos Tod ihn stärker, als er zugeben möchte, dachte Georg.

»Du glaubst, dass Coco tot ist«, erwiderte er, »aber warum geht ihr Leib dann nicht in Verwesung über?«

»Dafür habe ich auch keine Erklärung. Aber ihr Körper liegt vor uns, und es ist eindeutig, dass kein Leben mehr in ihr steckt.«

»Ein fremder Einfluss muss die Ursache sein. Vielleicht hat Toth ...«

»Es bestand durchaus die Möglichkeit, dass Cocos Seele aus ihrem Körper verschlagen wurde, das gebe ich zu. Aber alle Versuche, sie zu orten, sind fehlgeschlagen. Soeben hat dieser jämmerliche Erdgeist nichts finden können. Wir sind diesem Geheimnis nicht auf die Spur gekommen. Niemand weiß, welche Kräfte Coco entfesselte, als sie an der Macht der TABULA TENEBRARUM rührte. Sie hat ihr Geheimnis mit in den Tod genommen.«

»Lass ihren Körper hier, Vater!«, bat Georg. »Wir sollten beobachten, wie lange dieser Zustand anhalten wird.«

Michael Zamis überlegte einen Moment, dann nickte er. »Ich habe nichts dagegen, auch wenn ich jede weitere Untersuchung für Zeitverschwendung halte. Allerdings kannst du nicht auf unsere Unterstützung hoffen. Ich muss in den nächsten Tagen fort, um einige dringende Geschäfte zu erledigen. Deine Brüder werden mich begleiten.«

Georg begriff, dass sein Vater ihm damit ein Ultimatum setzte. Wenn er zurückkehrte, erwartete er ein endgültiges Ergebnis. »Ich werde mich um Coco kümmern«, sagte er gehorsam.

Michael Zamis verließ den Keller, und Georg blieb allein zurück.

Er hatte als Einziger die Hoffnung nicht aufgegeben, dass Coco noch leben könnte, aber obwohl er Zeit gewonnen hatte, hatte er keine Idee, wie er dem Geheimnis der Unversehrtheit von Cocos Leichnam auf die Spur kommen sollte.

Da lag sie vor ihm, aufgebahrt, das lange schwarze Haar zu beiden Seiten herabfließend. Im Tode wirkte sie so zerbrechlich – gerade wegen der schrecklichen Verletzungen, die die Untoten des Skarabäus Toth ihr zugefügt hatten. Dunkle Flecken entstellten ihren zarten Hals und zogen sich bis über Brust und Bauch. Die Sklaven der TABULA TENEBRARUM hatten ganze Arbeit geleistet. Auf Cocos Gesicht lag der Ausdruck des Schmerzes, den sie in den letzten Sekunden ihres Lebens empfunden haben musste.

Cocos Tod war ein schwerer Schlag für die Zamis-Sippe. Zwar hatte sie immer schon als weißes Schaf gegolten, aber nun war einmal mehr klar, dass die Zamis angreifbar waren.

Ich muss das Geheimnis ihres Todes lösen, dachte Georg.

Denn dass es ein Geheimnis gab, war unverkennbar. Ganz tief in seinem Innern glomm immer noch ein Funke Hoffnung, dass Coco lebte, dass ihr Geist irgendwo in diesem Körper gefangen war und sich nicht bemerkbar machen konnte. Eine Art magisches Koma, bei dem sämtliche Organe ihren Dienst einstellten ...

Er konnte sich genauso gut irren. Aber er war bereit, das Risiko einzugehen, wenn er damit seine Schwester retten konnte.

Irgendwo, im Zwielicht

Er konnte sich nicht bewegen, das war das Erste, was in seinem Bewusstsein aus der Benommenheit aufstieg. Arme und Beine waren mit Bändern fixiert. Dieser Erkenntnis folgte die Erinnerung an einen Namen.

Daniel Harris.

Harris – das war er.

Wie kam er hierher?

Ein Schmerz stieg in ihm auf, Taubheit in Händen und Füßen, wo die Lederriemen die Blutzirkulation unterdrückten. Er öffnete die Augen und presste sie gleich darauf wieder zu. Er hatte nichts gesehen. War er blind? Bevor Panik in ihm emporkriechen konnte, öffnete er erneut die Augen.

Das Zimmer, in dem er sich befand, war abgedunkelt. Er konnte in dem Dämmerlicht schwach die Umrisse des Raumes erkennen. Eine Tür und kahle Wände, deren Farbe er nicht bestimmen konnte. Möglicherweise Weiß oder ein helles Grau. Egal.

Er versuchte, aus seiner Erinnerung heraus mehr zu erfahren. Harris. Daniel Harris. Steuerberater. Verheiratet.

Er sah seine Frau vor sich. Ihre braunen Haare, lang und glatt. Sie war schön. Ein ebenmäßiges Gesicht, hohe Wangenknochen, volle Lippen. Ihre Figur war schlank und biegsam. Sie liebte ihn, sie waren glücklich.

Daniel Harris sah die Fotografie vor sich, die sie zu ihrem zehnten Hochzeitstag hatten machen lassen. Da war seine lachende Frau, und da war er selbst: blondes, für einen Mann ungewöhnlich feines Haar, in der Mitte gescheitelt, mit makellosen, fast zu schönen Gesichtszügen. Lediglich die etwas zu dünnen Lippen störten. Dennoch war einmal eine Modelagentur an ihn herangetreten. Er könne Karriere machen, hatten sie gesagt.

Daniel Harris, festgezurrt auf einer Liege, dachte zurück und merkte, dass da noch mehr war. Etwas, das er in seinem bürgerlichen Leben als erfolgreicher Steuerberater gern verdrängt hatte. Etwas, das er selbst nicht wahrhaben wollte, das aber immer wieder an die Oberfläche gespült wurde und ihn beherrschte. Er konnte nicht anders. Er brauchte es.

Kinder. Jungen.

Jung mussten sie sein, vor dem Erwachen der eigenen Sexualität. Er lauerte ihnen auf, und er belästigte sie. Nein, er vergewaltigte sie nicht, wozu auch. Nur sie zu bedrängen, zu spüren, wie ...

Aber das passte nicht in sein Leben, sein verdammtes bürgerliches Leben. Also wurde das verheimlicht, vor der Welt, vor seiner Frau.

Schnell entstanden Probleme. Seine Frau bemerkte, dass »etwas mit ihm nicht stimmte«. So nannte sie es. Oh, sie kannte ihn gut, denn sie sagte es immer dann, wenn er unruhig wurde. Wenn es wieder so weit war. Wenn er es brauchte, wenn er es zu lange vor sich hinschob.

Sie stritten sich dann. Immer wieder. Erst einmal im Monat, dann einmal die Woche. Nachdem er es dann hinter sich hatte, versöhnten sie sich wieder. Dann fand er auch seine Frau wieder attraktiv.

– Eine Zeit lang. –

Irgendwann verlangte sie Erklärungen. Also gab er ihr, was sie wollte. Erklärungen waren leicht zu finden, leicht zu erfinden. Doch mit der Zeit meinte sie, das sei alles widersprüchlich. Da begann er ihre Arroganz zu hassen. Ein Jahr lang schlief er im Wohnzimmer. Da wurde alles besser.

– Eine Zeit lang. –

Doch weil es ihm zu Hause nicht mehr gefiel, trieb es ihn nach der Arbeit immer öfter an irgendwelche geheimen Orte, zu irgendwelchen kleinen Jungen. Wenn die Arbeit dann überhandnahm, fragte er sich, warum er eigentlich schuftete und das Geld seiner Frau in den Hals warf. Er dachte an Scheidung, aber es war nicht möglich. Das würde kein gutes Licht auf ihn werfen. Die Nachbarn, das Gerede ... Er war stolz auf die Fassade, die er errichtet hatte. Auf den ach so hübschen, blond gescheitelten Erfolgsmenschen, den er nach außen hin gab. Also hielt er es aus.

– Eine Zeit lang. –

Dann kam der Tag, wo er nach Hause kam und ein Stöhnen aus dem Schlafzimmer hörte. Die Tür stand einen Spaltbreit offen, und er konnte genau auf das Bett sehen. Seine Frau saß auf einem anderen. Da setzte in seinem Kopf etwas aus. Er ging aus dem Haus und wartete, bis ein fremder Mann sein Haus verließ. Dann ging er wieder hinein. Seine Frau begrüßte ihn beiläufig wie immer. Vielleicht setzte sie ihm schon monatelang Hörner auf und trieb es mit diesem Kerl. Er ging auf sie zu und schlug ihr ins Gesicht. Dann legte er seine Hände um ihren Hals und drückte zu.

– Eine Zeit lang. –

Als sie endlich leblos auf dem Boden lag, lief er in die Küche, holte ein langes Messer und erledigte den Rest. Blutverschmiert ging er auf die Straße, hörte noch verschiedene Schreie, dann versank die Welt in roten Farbschleiern.

Jetzt schnürten Riemen seine Arme und Beine und seine Leibesmitte. Auf einmal war ihm klar, wo er sich befand. Ein Irrenhaus. Man hatte ihn hierher gebracht und wie einen Psychopathen auf einer Trage festgeschnallt.

Dabei hatte er doch nur getan, was nötig gewesen war.

Das hatte er auch Dr. Cheryl Evans gesagt, als sie am nächsten Tag zu ihm gekommen war.

»Ich kann mir denken, wer Sie sind«, hatte er ihr das Wort aus dem Mund genommen. »Die Chefin dieser Anstalt.« Das Gesicht von Dr. Evans war so ganz anders als das seiner Frau. Sie hätte ihn sicherlich nicht betrogen, nicht mit diesem verhärmten Gesicht. Sie war so kühl. Nicht einmal Guten Tag hatte sie gesagt.

Cheryl. Er mochte sie. Doch sie betonte, an ihm als Patienten Interesse zu haben. An seinem Fall. Zuerst wehrte er sich, er sei doch kein »Fall«, er habe in einem Irrenhaus nichts zu suchen.

»Klinik«, verbesserte sie ihn.

Natürlich war er nicht wirklich verrückt. Nach einigen Besuchen von Dr. Evans gestand er sich jedoch ein, dass er ein psychisches Problem hatte. Erstmals erzählte er von den Jungen. Seltsam, sie fehlten ihm gar nicht.

Dr. Evans sah erschrocken aus, und doch sagte sie mit kühler Professionalität: »Sehen Sie, Mr. Harris, jetzt kommen wir der Sache näher.«

Das konnte er nicht so sehen. Im Gegenteil, er saß hier in dieser Zelle fest, und das war es, was ihn langsam aber sicher verrückt machte. Bald würde er wirklich ein Fall für dieses Irrenhaus sein. Das sagte er Dr. Evans auch, und dabei wurde er zum ersten Mal wirklich ungehalten. Er schnauzte sie regelrecht an. Sie wandte sich ab.

Am nächsten Tag kam sie nicht. Danach immer seltener. Diese vier Wände machten Daniel Harris immer mehr verrückt. Bald rastete er aus, es war ganz ähnlich wie damals, als er seine Frau im Bett mit einem anderen erwischt hatte. Doch diesmal war niemand da, den er strafen konnte, auch Cheryl nicht.

Er trat gegen die Tür. Er schlug gegen die Tür. Er rannte mit dem Kopf gegen die Tür.

Knock-out.

Jetzt lag er auf dieser Pritsche, und sein Kopf tat ihm weh. Weil es heller wurde, erkannte Daniel Harris, dass die Tür geöffnet worden war und Licht in das abgedunkelte Zimmer fiel. Zwei Pfleger betraten den Raum, hässliche Typen. Wortlos kam einer der beiden auf ihn zu. In seiner Hand hielt er eine Spritze. Ehe Harris zu irgendeiner Reaktion fähig gewesen wäre, drückte der Pfleger ihm den Inhalt der Spritze in den rechten Arm. Er sah noch das teuflische Grinsen des Mannes über sich.

»Deine Tage sind gezählt, Harris!«, vernahm er wie durch Watte die Stimme des Pflegers.

Dann wurde es langsam dunkel. Die Welt versank in Schwärze, in bodenloser Dunkelheit.

In der Nähe der Klinik, bei Philadelphia

Es war neblig, dunkel und kalt. Die beiden Gestalten konnten kaum die Hand vor Augen sehen, und doch fanden sie sich gut zurecht.

»Da lang, hat er gesagt, der Doktor«, spie der eine aus und lachte gluckernd. Ein Speichelfaden lief aus seinem Mund, den er wegen einer seltsamen Kieferstellung nie ganz schließen konnte. Rechts zeigten seine Lippen stets einige darunterliegende schief stehende Zähne, und selbst diese lagen nicht aufeinander.

Der andere lachte ebenfalls. Er stützte sich auf eine Schaufel, damit er schneller vorankam. Sein rechtes Bein endete dicht unterhalb des Kniegelenks, und er nutzte die Schaufel als Krücke. »Unser Doktor hat uns noch nie den falschen Weg gewiesen«, meinte er und verzog sein nicht minder hässliches Gesicht. »Er lässt uns nicht im Stich.«

»Pah!«, brummte der Erste und schwang die Hacke, die er in seiner Linken trug. »Wir müssen gleich da sein.«

Der Zweite stützte sich mit der Schaufel auf eine Wurzel und verlor das Gleichgewicht. Eine Spinne krabbelte über seine Hand. Er zerquetschte sie mit einer raschen Bewegung.

»Steh auf«, sagte sein Begleiter. »Ich sehe den Platz schon.«

Tatsächlich fanden sie nur etwa zwei Meter weiter in dem dichten Wald die Stelle, die ihnen vom Doktor genannt worden war. Zwischen großen Tannen lag ein Stück frisches Erdreich, dem man ansah, dass hier vor Kurzem gegraben worden war. Mit Hacke und Schaufel machten sich die beiden Unholde an die Arbeit. In der weichen Erde kamen sie rasch voran. Als der eine die Schaufel wieder ansetzte, um etwas Erde auszuheben, stockte er. Eine Hand ragte aus der krümeligen Erde.